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TMNT - Schicksal?

von

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Was sollen wir tun?

Aus Erzählersicht:
 

Gerade öffnet sich das Tor zum Versteck der Turtles. Die drei Brüder springen schnurstracks durch die Öffnung und landen sicher auf dem Boden der Kanalisation. Das Erste, was sie tun, ist, dass sie ihre Waffen an der Wandhalterung ablegen und sich dann ordentlich strecken. „Na, das war vielleicht eine Nacht.“, murmelt Leo vor sich hin, während er noch seine Arme von sich zieht und schließlich seine Gelenke zum Knacken bringt. Donnie muss ihn da zustimmen und zählt anschließend auf, was die drei so erlebt haben. Neben ein paar Kleinkriminellen, denen sie ordentlich die Suppe versalzen haben, haben sie es auch noch geschafft, einen perversen Typen daran zu hindern, dass er auf ein paar Teenager losgeht und zum Randalieren beginnt. Zufrieden über die heutige Leistung geben sich die Brüder ein High-Three und Mikey kann es einfach nicht lassen, dementsprechend zu jubeln. Doch diese tolle Stimmung hält nicht lange an. Denn schon wirft der Orangemaskierte in die Runde ein, dass das dem fehlenden Bruder ebenfalls Spaß gemacht hätte: „Mann, das war vielleicht ´ne Party! Und Raphi hat das beste wieder einmal verpasst!“ „Das stimmt, aber er braucht sich nicht beschweren, dass er nichts abbekommen hat. Immerhin hätte er ja mit uns durch die Gegend ziehen können.“, meint Leo dazu und klopft seinem Bruder auf die rechte Schulter.

Für den Anführer ist es nichts Neues, dass Raphael wieder einmal darauf bestanden hat, sich wieder mit seiner Freundin zu treffen. Dadurch, dass er in letzter Zeit mit seinen Brüdern abgehangen hatte und auch seiner „Arbeit“ nachgegangen war, hatte der Blaumaskierte keine Einwände. Insgeheim gefällt ihm diese Veränderung immer noch nicht ganz. Nicht nur, dass die Patrouillen nun anders verlaufen als früher. Raphael nimmt sich nun immer mehr das Recht heraus, sein eigenes Ding durchzuziehen. Als Anführer dieses Brüderteams muss Leo nun neue Entscheidungen treffen, die alle betreffen. Jedoch versucht Leo dies als Herausforderung zu sehen, an dem nicht nur er, sondern alle in dieser Familie an Stärke gewinnen sollen. Solange alles glatt läuft und keine unnötigen Situationen auftauchen, so ist der Blaumaskierte gewillt, auf Raphael und seine Beziehung zu Bernadette einzugehen. Andernfalls müsste es sich was ändern, doch daran will er erst gar nicht denken. Seiner Meinung nach reicht es, wenn er dies tut, sollte es tatsächlich notwendig sein. Stattdessen widmet er sich den anderen beiden, die auch weiterhin über die heute Patrouille diskutieren. Über sich alle einige sind, ist, dass ohne dem vierten Bruder in der Runde einfach anders ist.

„Ihr könnt sagen, was ihr wollt. Ohne Raphi ist es irgendwie nicht dasselbe. Allein seine Sprüche, die er doch so gerne von den Filmen abkupfert, gehen mir ab.“, meckert Mickey und verschränkt dabei seine Arme, um so seine Worte zu verdeutlichen. „Mag sein, aber du weißt auch, dass er zurzeit mit dem Kopf ganz woanders ist.“, wirft Donnie ein, woraufhin Mickey mit einer vorgetäuschten, „süßlichen“ Stimme erwidert: „Ja, ich weiß, unser Herzblatt schwebt auf Wolke 7.“ Während er das sagt, formt er mit seinen Händen ein Herz und positioniert diesen über seinen Kopf, was wohl die besagte Wolke symbolisieren soll. Leo und Donnie lachen. Wenn es um Scherze geht, ist Mickey eben der Beste, aber der Anführer besteht darauf, dass sein Bruder mit der orangen Maske es ja nicht übertreiben soll: „Sei froh, dass er nicht hier ist. Sonst müsstest du das mit ihm persönlich klären und da würde ich nicht gerne in deiner Haut stecken.“ Mickey allerdings lacht nur darauf. Immerhin ist dies keine besondere Neuigkeit. Dass Raphael ein Hitzkopf ist und demnach schnell an die Decke gehen kann, hat er schon oft genug bewiesen. Nicht selten spielte Mickey dabei eine Rolle und musste dies demnach ausbaden.

Seit es aber offiziell ist, dass Bernadette und Raphael nun ein Paar sind, haben alle drei ihren Bruder zum Narren gehalten und manchmal sogar abwechselnd aufgezogen. Gerade bei dem Rotmaskierten ist es bis jetzt unvorstellbar gewesen, dass er jemals eine Freundin finden würde. Nicht nur, dass jener selbst behauptet hatte, dass sowas niemals stattfinden würde, er war nie ein Fan davon, wenn es um Romantik oder dergleichen ging. Jetzt aber, wo er nun Bernadette hat, ist er zu seinem Leidwesen oft das Gesprächsthema. Wird es ihm zu bunt, so lässt er seine Wut direkt an seine Brüder aus, kühlt sich aber danach schnell wieder ab. Er kann sogar wieder über Mickeys Späße lachen, solange der Bogen dabei nicht überspannt wurde. Anders war es ja, als er noch daraus eine Geheimniskrämerei gemacht hatte. Wie bei einem Vulkan staute sich sein ganzer Frust zusammen, bis eine Kleinigkeit genügte und ihm zum Ausbrechen brachte. Dass die Sache nun endlich raus ist, ist für alle Beteiligten das Beste, was passieren konnte. Jedoch hofft Leo, dass sein Bruder sich nicht all zu sehr von seiner Verantwortung als Beschützer von New York entzieht. Allein deswegen weiß der Blaumaskierte, dass es zu diesem Punkt noch einige Reibereien geben wird. Auch vor kurzen hat es diese Streitereien gegeben. Meistens endeten diese aber in einer offenen „Diskussion“, bei der man als Außenstehender nicht immer genau erkennen kann, wer gerade gewonnen hat. Leo ist es aber wichtig, dass er versucht Bernadette soweit es geht nicht zu erwähnen und dennoch kommen die beiden immer wieder auf dieses Thema.

Es ist nun mal nicht zu leugnen, dass der Anführer sich immer noch Gedanken darübermacht, ob diese Beziehung wirklich gut gehen wird. Allein wegen der Familie und der Tatsache, dass es sich um einen Mutanten und ein Menschenmädchen handelt, die zueinandergefunden habe, ist die Sache seiner Meinung nach knifflig und er zweifelt sogar. Jedoch behält er dies noch für sich und außerdem will er den beiden eine Chance geben. Das, so denkt er, ist er ihnen schuldig. „Hey sagt mal Leute, glaubt ihr, dass Bernadette schon wieder auf den Beinen ist?“, wechselt Mikey auf einmal das Thema. Durch dass ihre Freundin krank war, musste sie ja zu Hause bleiben, weswegen Raphael, abgesehen von den letzten Nächten, viele Male bei ihr war. „Laut Raphi ist es ihr in letzter Zeit schon besser gegangen. Vermutlich war sie auch heute wieder in der Schule, aber das werden wir eh sehen, wenn die beiden endlich mal wieder hier aufkreuzen.“, schmunzelt Donnie, der sich genau vorstellen kann, wie sich sein Bruder um seine „Patientin“ gekümmert hat und er ist sich sicher, dass sie heute das Resultat sehen werden. Immerhin haben sie Raphael ständig danach ausgefragt, wie es ihr denn gehen würde und wann sie mal wieder hier vorbeischauen würde. Natürlich hat dies dem Rotmaskierten nicht immer gepasst, aber zumindest ist seine Laune besser, seitdem er und Bernadette nun offiziell zusammen sind.

Davor war er für die drei einfach nur anstrengend und man wusste bei Raphael nie, wann er wieder einmal wie ein Vulkan explodieren würde. Dafür war einfach zu unberechenbar. Während Mikey und Donnie sich in ihrer Unterhaltung über die zwei Turteltauben amüsieren, ist Leo wieder in seinen Gedanken versunken. Dass es wieder einmal dasselbe Thema ist, ist unbestreitbar. Der Blaumaskierte weiß nicht warum, aber er hat einfach ständig das Gefühl, dass er wachsam sein muss. Für ihn ist diese Beziehung einfach etwas, mit dem er noch nicht wirklich klar kommt. In Gegensatz zu den anderen beiden, die das eher wie eine reale Filmkomödie auffassen, bleibt er skeptisch. Donnie geht nun wieder zu seinen Computern, um an seiner neuen Apparatur zu basteln. Mikey dagegen will sich schon wieder seinem Skateboard widmen und damit einige Runden drehen, als er Leos ernstes Gesicht wahrnimmt und erkennt, dass mit ihm irgendetwas ist.

„Jo Leo, was verziehst du wieder für ein Gesicht? Ist alles klar bei dir Mann?“, fragt er den Blaumaskierten schon, worauf dieser aus seinen Gedanken gerissen wird. „Ähm … klar doch, es ist nichts. Ich war nur mit den Gedanken woanders.“, antwortet Leo gleich darauf, setzt ein Lächeln auf und schubst seinen Bruder etwas schelmisch gegen die Schulter. Mikey schaut ihn daraufhin etwas verwirrt an, zuckt aber dann mit den Achseln und denkt sich nichts weiter dabei. Immerhin weiß er, dass man Leo nicht immer verstehen kann. Seiner Meinung nach ist sein Bruder wie das Universum, welches immer neue Überraschungen bereithält. Als er diesen Satz einmal sogar laut ausgesprochen hatte, erwiderten die anderen nur darauf, dass Mikey wieder einmal zu viele Comics schmökern würde. Deswegen behält der Orangemaskierte diesen Gedanken auch diesmal für sich und schmunzelt einfach darüber. Er nimmt schließlich sein Skateboard und stellt es vor sich auf dem Boden. Als er schon damit losfahren will, merkt er gerade, wie Raphael mit einem ordentlichen Satz auf dem Boden landet. Doch er ist nicht allein gekommen. In seinen Armen hält er Bernadette, die er nun vorsichtig wieder absetzt.
 

Aus Raphaels Sicht:
 

Wie es natürlich zu erwarten war, stürmt Mikey gleich auf uns zu, kaum dass wir endlich angekommen sind. Auf seine stürmische Art und Weise begrüßt er sie und scheint nicht einmal mitzubekommen, dass ich auch noch da bin, aber ich schüttle nur unbekümmert mit dem Kopf, während ich ihm dabei zusehe, wie er Bernadette umarmt. „Jetzt lass sie los. Sie kriegt ja kaum noch Luft.“, melde ich mich nun dazwischen, da es mir langsam reicht. Er wird es wohl nie schaffen, mal einen Gang runterzuschalten, ohne dass ich ihn ständig darum „bitten“ muss. Etwas grimmig schaue ich ihn an und lasse dabei ein genervtes Stöhnen aus meiner Kehle gelangen. Doch Mikey lacht nur darüber: „Ach, die überlebt das schon. Wenn sie schon mit dir zurechtkommt, kann sie alles schaffen! … Hey Bernadette, soll ich dir mal was Cooles zeigen?“ Ohne auf eine Antwort meiner Freundin zu warten, nimmt er sie einfach bei der Hand und krallt sich auch sein Skateboard, mit dem er ihr ein paar Kunststücke zeigen will. Schon ist er mit ihr auf und davon und ich sehe zu, wie mein aufgeweckter und kindischen Bruder sie in den nächsten Teil unseres Zuhauses zerrt, wo unsere „Skaterampe“ steht. Theoretisch könnten meine Brüder und ich uns in der gesamten Kanalisation austoben, aber bestimme Moves gehen auf dieser Rampe am besten.

Obwohl es mir im ersten Moment nicht so wirklich recht gewesen ist, dass Bernadette wieder einmal in Beschlag genommen worden ist, nutze ich dennoch die Chance, um mit Donnie alleine reden zu können. Der Grund dafür sind die Drohbriefe, die mir seitdem nicht mehr aus dem Kopf gegangen sind. Ohne dass es Bernadette bemerkt hatte, hatte ich sie heimlich eingesteckt. Vermutlich werde ich mir wieder etwas anhören können, sollte sie das herausfinden, aber ich wollte sie nicht wieder mit dem nervenzerreißenden Thema belasten. Es war schon schwierig genug, sie wieder zu beruhigen und sie auf andere Gedanken zu bringen. Dass sie am Ende sogar die Möglichkeit hatte, wieder aus Leibeskräften zu lachen, hat mir die Hoffnung gegeben, dass mein Mädchen nicht so schnell aufgibt und sich weiterhin durchbeißt. Nun sind wir wieder hier unten. Das war sogar der eigentliche Grund, warum ich vorgeschlagen hatte, zu mir nachhause zu gehen. Dass Bernadette meine Familie wiedersehen konnte, war da eher zweitranging und ihr würde es nicht wirklich auffallen, wenn ich bezüglich der Drohungen Nachforschungen anstelle. Ich bin mir sicher, dass sie nicht einverstanden gewesen wäre, hätte ich sie darauf angesprochen. Zumal sie nicht gewollt hätte, dass ich ihr Problem weitererzählen würde. Erstens hätte sie womöglich nach Ausreden gesucht und zweitens hätte sie womöglich vor meinen Brüdern eine abgeschwächte Version davon erzählt.

Dieses „Herunterspielen“ hat sie ja schon gemacht, bevor wir offiziell zusammenkamen und auch jetzt glaubt sie, es irgendwie alleine durchstehen zu müssen. Das hat sie vielleicht vorher müssen, als ich sie noch nicht kannte. Da hatte sie ja niemandem, mit dem sie über ihre Probleme reden konnte. Doch nun ist es anders. Ich will ihr helfen und es wird mit Sicherheit ein Weg geben. Davon bin ich überzeugt. Leider muss man ihr, was die Mobbingsache angeht, alles aus der Nase ziehen. Dabei frage ich mich, warum sie so stur ist. Dass sie bereits schon mit den Tränen gekämpft hat, war nicht zu übersehen. Genauso darf man diese Drohungen nicht auf die leichte Schulter nehmen. Wenn diese hinterlistigen Feiglinge schon ihren Spind aufbrechen, was wird dann als Nächstes passieren? Am liebsten würde ich mir jeden Einzelnen von ihnen vorknöpfen und ihre hirnrissigen Ideen aus den Schädeln schleudern. Vielleicht können sie dann für eine Sekunde klar denken und machen nicht immer das, was dieses kommandierende Miststück von sich gibt. Allerdings gibt es da ein Problem: Ich bin ein Mutant und kann daher nicht einfach beim helllichten Tag in ihre Schule spazieren und dem nachgehen. Ich muss daher einen anderen Weg finden und dafür brauche ich die anderen.

Einfach nur rumstehen und dabei zusehen, wie Bernadette sich immer mehr quält, mache ich mit Sicherheit nicht! Ich muss irgendetwas tun können. Ich lasse sie nicht allein! Schließlich kann das nicht mehr so weitergehen und ich bin mir sicher, dass bei der nächsten Warnung etwas Schlimmeres passieren wird. Da wird die Sache mit dem Spind lächerlich im Vergleich dazu sein. Bei Drohungen gibt es immer eine Steigerung. Fürs Erste wäre es mir lieber, wenn Bernadette vorerst nichts von meinem Vorhaben erfährt. Allein schon sie auf andere Gedanken zu bringen, die nichts mit ihren Problemen mit dieser Lucinda haben, war schon schwierig genug. Da kommt mir Mikey sogar gerade Recht, auch wenn ihm das eigentlich noch gar nicht bewusst ist. Er mag zwar eine richtige Nervensäge sein und er raubt mir mit seinem Geschwafel oft genug den letzten Nerv, aber seine „Ablenkungen“ sind für Bernadette momentan das Beste, was ihr passieren kann. Auch wenn mir seine stürmische Art ihr gegenüber nicht wirklich recht ist, aber momentan gibt es für mich Wichtigeres zu tun. Augenrollend sehe ich den beiden hinterher, wie sie gerade in Richtung Rampe laufen. Ich seufze kurz und setze mich schließlich selbst in Bewegung. Irgendwo müssen ja die anderen beiden sein. Wie ich Donnie kenne, wird er wieder an irgendetwas basteln. Da ist es vielleicht ratsamer, ihn in seinem „Labor“ aufzusuchen, wenn man diese zusammengewürfelte Konstruktion überhaupt so nennen kann.

Auf dem Weg zu ihm, entdecke ich Leo, wie er sich gerade auf der Couch niederlässt. Er nickt mir kurz zu, als er mich sieht und meint: „Wie ich sehe, hast du dir es doch anders überlegt und hast sie mitgenommen. … Schön zu sehen, dass sie wieder gesund ist und dass es ihr wieder gut geht.“ Anscheinend hat er uns schon von weitem gesehen. Das mit der Gesundheit stimmt ja, das andere wiederum weniger. Er hat nun mal keine Ahnung, was heute mit Bernadette passiert ist und momentan ist es ihr selbst auch nicht wirklich anzumerken, aber erst einmal brauche Donnie. „Sie wollte halt wieder mal wieder hier vorbeischauen.“, erkläre ich ihm, was Leo allerdings überrascht: „Hat sie dich etwa um den Finger gewickelt?“ „Ach was, sie war halt schon ´ne Weile nicht mehr hier und ein Tapetenwechsel schadet ihr nicht. … Hey, sag mal, ist unser Genie an seinem angestammten Platz?“, wechsle ich das Thema, aber mein Bruder sieht mich nur skeptisch an und meint: „Ähm, ja, was brauchst du von ihm?“ „Ich muss nur mal kurz mit ihm reden. Das ist alles.“, antworte ich ihm schnell und will mich auch schon aus dem Staub machen, aber Leos skeptischer Blick bleibt und er hakt sogar nach: „Ist irgendetwas vorgefallen?“ Seine Stimmung wirkt nun ernster. Er ist jetzt nicht nur skeptisch, nach seinem Blick zu urteilen, wirkt er sogar leicht besorgt.

Da ich ohnehin was von meinen Brüdern will und Leo es spätestens nach Donnie erfahren hätte, was eigentlich los ist, nicke ich darauf. Ja es ist etwas passiert, aber erst einmal brauche ich meinen anderen Bruder. Wenn Leo dabei mitkommen will, kann er es gerne machen. Ich mache mich mal erst auf dem Weg ins „Labor“. Ohne irgendeinen Kommentar springt Leo von seiner Position auf und folgt mir sogleich. Eigentlich wollte ich mit dem Hirn dieses Teams zuerst allein reden, aber wenn es unbedingt sein muss, kann er gleich mit von der Partie sein. Dann muss ich es zumindest für ihn nicht noch einmal extravorkauen. Donnie hat sich gerade seiner Bastelei gewidmet, als ich schon mit meinem anderen Bruder bei ihm antanze. Er schaut auf und schiebt sogleich auch seine Brille etwas zurück, die ihm während seines Treibens etwas nach vorn gerutscht war. Er hat mich kaum begrüßt, als ich schon die zerknüllten Papierfetzen aus meinem Gürtel hervorhole und ihm entgegenreiche. Donnie nimmt diese zunächst entgegen, doch sowohl er, als auch Leo fragen mich, was es damit auf sich hat: „Ähm, kannst du uns mal verraten, was damit ist und warum du es mit dir schleppst?“ „Es geht dabei um Bernadette.“, leite ich meine Erklärung ein. Kurz und bündig versuche ich die Sache zu schildern und schaue stets um mich.

Ich habe nämlich keinen Bock, dass Mikey mit Bernadette plötzlich hinter mir steht. Das Mädel hat für heute schon genug durchgemacht und da will ich die Sache nicht schon wieder aufwärmen, geschweige für sie verschlimmern. Donnie dreht die beiden Papierstücke in alle Richtungen, um sie sich besser ansehen zu können. Etwas unbeeindruckt über die Machart, lacht er etwas darüber: „Also was die Art der Drohungen angeht, kann ich nur sagen, dass die lasch ist. Jeder der einen Laptop hat und sich ein wenig mit dem Schreibprogramm auskennt, kann leicht so was ausdrucken. … Naja, wenigstens ist es nicht diese typische Art, die man sonst kennt. Allein das mit den Zeitungsausschnitten wäre ein alter Hut.“ Über diese Auskunft verdrehe ich die Augen, denn das interessiert mich momentan überhaupt nicht: „Das ist jetzt nicht der springende Punkt Donnie. Tatsache ist, dass Bernadette bedroht wurde und das auch noch weiterhin wird.“ Meine beiden Brüder schauen sich zunächst gegenseitig an, bis sie ihren Blick wieder senken und zu überlegen scheinen. Eine Zeit lang passiert nichts und ständig warte ich darauf, dass von ihrer Seite endlich was kommt. Es bleibt aber weiterhin still. Langsam werde ich ziemlich ungeduldig. Anstatt, dass die beiden Löcher in die Luft starren, sollen sie mir lieber helfen, einen Ausweg für Bernadettes misslige Lage zu finden und das pronto! „Hey, kann mal einer von euch den Mund aufmachen, oder muss ich noch bis in alle Ewigkeit auf eine Antwort von euch warten! Legt einmal einen Gang zu!“, schimpfe ich schließlich, denn mir reicht es!

Jedoch ernte ich von Donnie nur die Antwort, dass das nicht so leicht wäre: „Sorry Raphi, ich weiß, dass du Bernadette helfen willst, aber stell dir das nicht so leicht vor.“ „Irgendetwas müssen wir doch tun können. Wir können nicht einfach so rumstehen und sie in Stich lassen.“, füge ich schließlich hinzu, wobei mir selbst nichts Passendes einfallen will. Wie sehr ich mir auch den Kopf darüber zermartere, ich habe einfach das Gefühl, dass ich nichts unternehmen kann. Es ist wirklich zum Verrücktwerden! Am liebsten würde ich mir ja die Drahtzieherin persönlich zur Brust nehmen. Ich habe aber weder eine Ahnung, wer diese Lucy, Lucinda, oder wie die auch immer heißt, ist, noch weiß ich, wie sie die Leute überhaupt dazu bringt, die Drecksarbeit für sie zu erledigen. Denn das mit den Drohbriefen ist mit Sicherheit auf ihrem Mist gewachsen. Da gibt es keinen Zweifel. Bernadette hat mir schon oft genug erzählt, dass dieses Biest heimtückisch ist und vor nichts zurückschreckt. Hinzu kommt, dass meine Brüder und ich die Kanalisation tagsüber nicht verlassen dürfen. Es sei denn, es handelt sich um einen Notfall. Wenn ich aber Meister Splinter in Kenntnis setze, dass wir Bernadettes Schule observieren, oder sonst etwas dergleichen tun, wird er uns das mit Sicherheit nicht erlauben. Dafür kenne ich meinen Vater zu gut und vermutlich wird Leo, unser „allwissender“ Anführer, auch noch etwas dagegen haben. Oh Mann, mir raucht schon der Schädel! Wenn uns nicht bald etwas einfällt, kriege ich die Krise!

Dass ich meine Brüder deswegen antreibe, scheint den beiden überhaupt nicht zu gefallen. Missmutig schauen die mich an, als wenn ich der Übeltäter wäre. Die sollten sich lieber Gedanken um Bernadette machen, anstatt auf mich wieder sauer zu sein. Mit verschränkten Armen steht Leo nun da und fragt mich auf einmal: „Sag mal, was erwartest du von uns?“ Ich glaube ich spinne! Das hat der doch wohl nicht wirklich gesagt?! „Wie sollen wir ihr bitte helfen? Wir können nicht einfach so in ihre Schule stürmen und jeden verprügeln, der Bernadette schief anschaut.“, fügt er noch hinzu, wobei seine Stimme schon sehr gereizt wirkt, was aber nicht nur bei ihm der Fall ist: „Wenn ich das wüsste, wäre ich wohl kaum hier und hätte die Sache schon allein geregelt!“ „Na das glaube ich dir aufs Wort.“, meint der Anführer, der wie er das gesagt hat, spricht schon Bände. Er ist angepisst, aber ich bin das genauso und ich steht mit Sicherheit nicht nur rum und drehe Däumchen. Ich will und werde Bernadette helfen, auch wenn mir noch etwas einfallen muss!

Tief in mir spüre ich diesen Frust. Es ist auch wieder solch ein Moment, an dem ich mir wünsche, dass ich ein Mensch wäre. Denn so könnte ich einfach als ihr Bodyguard an ihrer Seite sein und niemand könnte ihr etwas anhaben. Es wäre auch so leichter, herauszufinden, wie man mit dieser Schnepfe umgehen könnte. Als Mutant ist es dagegen viel schwieriger. Ich fühle mich, als wären mir die Hände gebunden und das ist einfach nur ätzend! Noch sehen Leo und ich uns an, als wenn zwischen uns beiden gleich ein Kampf stattfinden würde. Da komme ich einmal her und bitte um Hilfe und dann macht es mir der „großartige“ Anführer umso schwerer. Noch dazu frage ich mich, ob er Bernadette überhaupt unterstützen will. Schon die ganze Zeit habe ich das Gefühl, dass ihm meine Beziehung zu ihr noch immer nicht in den Kram passt, obwohl meine Liebste sich schon mehr als nur einmal bewiesen hat. Was will er denn noch?! „Wir müssen vorsichtig sein Raphi. Jede Handlung hat seine Konsequenzen. Wer weiß, ob wir es nicht noch schlimmer machen werden, wenn wir uns nun einmischen. Will Bernadette das überhaupt, oder besser gesagt, weiß sie überhaupt davon?“, klinkt sich nun Donnie mit einer eher ruhigen und vernünftigen Stimme ein. Während Leo und ich uns eher wütend angegiftet haben, hat er anscheinend weiterüberlegt.

An das, dass es genau in die verkehrte Richtung gehen könnte, habe ich noch gar nicht bedacht. Dennoch kann ich nicht einfach nur dastehen und zusehen. Was wäre ich denn für ein Freund, wenn ich das machen würde? Es muss also etwas geben, was wir tun können. Auf Donnies Frage hin, antworte ich seufzend mit einem „Nein“, füge aber noch hinzu: „Sie weiß nicht einmal, dass ich die Drohbriefe mitgenommen habe. Ich wollte es ihr nicht sagen, weil es schon schwierig genug war, sie mal auf andere Gedanken zu bringen. Ihr habt ja keine Ahnung, wie sie davor drauf war. Allein schon, als ich bei ihr zuhause angekommen bin, lag sie verstört in ihrem Bett und dachte nur an die Drohungen.“ Leo schweigt, als er das hört. Er wirkt nicht einmal mehr sauer, sondern mehr nachdenklich. Auch Donnie scheint etwas durch den Kopf zu gehen. Er dreht sich sogar von uns weg und scheint bei seinem Schreibtisch etwas zu suchen. Als ich ihn schon fragen will, was er denn jetzt schon wieder vorhat, gesellen sich Mikey und Bernadette zu uns. Scheiße, was machen die beiden nun hier?! Hätte er ihr nicht noch länger etwas auf dem Skateboard zeigen können?! Dass Mikey ausgerechnet jetzt mit Bernadette bei uns auftaucht, ist einfach nur beschissen! Ich hoffe nur, dass sie ihre Drohbriefe nicht sofort sieht.

Als ich mich gerade zu meiner Liebsten umdrehe und versuche, vom eigentlichen Thema abzulenken, entdeckt sie schon die beiden Zettel, die noch auf der Tischplatte liegen. Zunächst überrascht starrt sie darauf, bis sie ihren Blick zu mir wendet und mich dabei fragend ansieht. „Warum ist das hier?“, fragt sie mich. Innerlich stelle ich mich schon darauf ein, dass von ihrer Seite nun ein Donnerwetter geben wird. Immerhin habe ich, ohne dass sie es gewusst hat, einfach die Drohbriefe mitgehen lassen. Jetzt kann ich zusehen, wie ich das wieder ausbade, aber von ihrer Seite kommt nichts weiter. Sie wartet einfach. Ohne um den heißen Brei herumzureden, sage ich einfach klipp und klar, was Sache ist: „Sorry Bernadette, dass ich nichts gesagt habe, aber ich wollte einfach nicht, dass du dich deswegen wieder aufregst. Ich dachte, wenn Mikey dich etwas ablenkt, kann ich derweil einen Weg finden, mit dem ich dir helfen kann. Ich kann ja schließlich nicht einfach tatenlos zusehen.“ Bernadette seufzt überraschenderweise. Anstatt, dass sie mich nun anschreit, kommt sie auf mich zu und lehnt sich, mit der Stirn voraus, an mich an. „Das war zwar nicht wirklich ok von dir, aber was soll´s. … Du hast es ja nur gut gemeint.“ Leicht lächelnd sie mich nun an. Ihre Stimme klingt aber merkwürdigerweise erschöpft. Als wolle sie einfach nicht länger darüber nachdenken.

Eigentlich hätte ich jetzt mehr mit etwas Anderem gerechnet, aber vielleicht liege ich mit meiner Vermutung richtig und Bernadette hat für heute einfach keinen Bock mehr auf diesem Mist. Dass ich ihr nur helfen will, sieht sie zumindest und das beruhigt mich. Mikey hingegen steht währenddessen verwirrt da und will schon wissen, was hier eigentlich los ist: „Kann mir mal einer erklären, was Sache ist? Ich blicke mich jetzt überhaupt nicht durch.“ „Lass mal, ich erklär´s dir nachher.“, meint Leo nur darauf, aber mein Bruder mit orangen Maske will sich mit dieser Antwort nicht zufriedengeben: „Moment mal, ich will es jetzt wissen und was meinte Raphi mit „Mikey soll Bernadette ablenken“? Was habe ich denn verpasst?“ Anstatt eine Antwort auf seine Fragen zu erhalten, deutet Leo ihm auf Donnie. Dieser hat sich zwischendurch wieder auf seine Suche begeben, bis er uns endlich wieder seine Aufmerksamkeit schenkt und Bernadette eines seiner selbstgebauten Handys überreicht. Unser Genie hat einige dieser komischen Dinger gebaut, damit jeder von uns immer erreichbar ist. Wir vier und selbst Meister Splinter haben bereits eines von diesen Dingern. Auch wenn das eigentlich einen anderen Grund dafür hat, aber was soll Bernadette nun damit? Auch meine Freundin scheint sich dies zu fragen, als sie Donnie dementsprechend ansieht. Er wiederum klärt sie auf: „Leider können wir dir nicht in der Schule helfen. So sehr ich auch alles theoretisch berechnet habe. Sollte aber etwas sein, dann kannst du jeden von uns auf diesem Handy erreichen. Vielleicht hilft es dir ja, auch wenn ich sehr hoffe, dass du es nicht wirklich brauchen wirst.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Mad-Dental-Nurse
2016-03-14T20:49:56+00:00 14.03.2016 21:49
Êiner seits finde ich es niedlich wie Raph sich bemüht Bernadette zu zu helfen. Aber auf der anderen seite muss ich Donnie auch recht geben...Jede Tat zieht hat ihre Folgen...
Das Leo Bedenken hat was die Beziehung zwischen Raph und Bernadette angeht, kann ich ihn ebenso verstehen...Er macht sich eben seine Sorgen. Sowohl als Anführer als auch als Bruder...
Antwort von:  Pamuya_
14.03.2016 21:53
Diese Zwiespaltigkeit ist eben genau das, was einem oft zum Verzweifeln bringt. Es ist nicht einfach und je mehr darüber nachdenkt, desto schwieriger scheint es zu sein.
Antwort von:  Mad-Dental-Nurse
14.03.2016 22:00
und umso mehr wird man verrückter dadurch...


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