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TMNT - Schicksal?

von

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Eine liebevolle Pflege

Aus Bernadettes Sicht:
 

Als ich schließlich nach Hause komme, schmeiße ich mich als Erstes ins Bett. Meinen Rucksack habe ich dabei achtlos auf dem Boden geworfen. Mir ist einfach wieder zu schwindlig gewesen, als dass ich es, wie normalerweise, einfach neben meinen Schreibtischsessel abgestellt hätte. Ich bin einfach nur froh, daheim zu sein, während ich liegend und ohne Hände meine Schuhe von meinen Füßen abstreife und mich unter meine geliebte Bettdecke verkrieche. Dass ich eigentlich noch normal angezogen bin, ist mir sowas von egal. Ich sehne mich einfach nur nach Wärme, weswegen ich mich völlig darin einwickle. Nur mein Gesicht ist von ihr nicht verhüllt und zufrieden schließe die Augen. Endlich habe ich wieder meinen Frieden und ein klein wenig spüre ich etwas Wärme. Doch irgendwie habe ich nicht genug. Mir ist einfach kalt und so krümme ich mich noch mehr zusammen, damit dieses wohltuende Empfinden noch schneller meinen Körper umschließt. Ich huste und auch der Schnupfen machen mir einen Strich durch die Rechnung, obwohl ich mich einfach nur nach Ruhe sehne. Stattdessen greife ich etwas unbeholfen in meine Hosentasche und fische eine kleine Packung mit Taschentüchern heraus. Kaum, dass ich eines davon an meine Nase angesetzt habe, schnäuze ich mich. Dabei klinge ich schon fast wie ein Elefant, der ein Trompetenkonzert gibt und genau das wird noch weiter so bleiben, selbst wenn mir die Taschentücher ausgehen.

Erschöpft kuschle ich mich noch mehr in meine Decke. Ich versuche zu schlafen, aber obwohl ich meine Augen verbissen geschlossen halte, finde ich dennoch keine Ruhe. Abgesehen von den ständigen Hustenanfällen und den Schnäuzattacken plagen mich nun auch Kopfschmerzen. Als würde jemand meinen Schädel als Bongotrommel missbrauchen und ich fühle mich einfach nur angepisst. Wo es letzte Nacht nur mit einem harmlosen Schnupfen angefangen hat, bekomme ich nun die volle Breite zu spüren. Ich war schon lange nicht mehr so krank. Wenn ich mich richtig erinnere, hatte ich selbst im letzten Winter nur eine kleine Erkältung und die war im Vergleich dazu harmlos. Wie lange wohl Raphael und ich in diesem stürmischen Regenguss waren? Irgendwie kann ich das gar nicht so abschätzen, aber es muss lange genug gewesen sein, damit es mich volle Kanne erwischt. Anders könnte ich es mir momentan einfach nicht erklären und das ist einfach nur scheiße. Denn egal was ich auch mache, ich kann mich einfach nicht entspannen, geschweige vollkommen in meine Traumwelt abdriften. Seufzend liege ich nun so da und starre wortlos in die Leere. Vielleicht sollte ich mich ein wenig ablenken und wenn ich Glück habe, ist dieses Schwindelgefühl etwas besser geworden.

Da meine Bemühungen, zu schlafen, zwecklos erscheinen, beschließe ich meine Zeit nun etwas anders zu gestalten. Zuerst mache ich mir in der Küche eine volle Kanne mit Kräutertee und setze mich damit anschließend im Wohnzimmer vor dem Fernseher. Ich habe mir auch eine von den weichen Decken aus dem Kasten genommen, die wir normalerweise gerne bei Filmeabende nutzen. Dorian und ich haben uns bereits als Kinder gerne darin hineingekuschelt, während wir uns eine DVD nach der anderen reingezogen haben. Auch jetzt schmiege ich mich an den angenehmen Stoff, welches mich sogar an einem Stofftier erinnert. Doch diesmal nippe ich nur lustlos an der Tasse, während ich durch die einzelnen Kanäle zappe. Heute spielt es einfach nur Schrott und sämtliche Filme in diesem Haus habe ich mir bereits etliche Male angesehen. Ich kenne jede DVD in den Regalen, weswegen es wohl schwieriger werden dürfte, mich abzulenken. Ein Buch lesen, kann ich auch ziemlich vergessen. Durch dass die Schwindelattacken immer wieder auftauchen, kann ich mich kaum auf das Geschriebene konzentrieren. Selbst, wenn ich es mir dabei gemütlich mache. Mir ist es schon in der Schule schwergefallen, dann wird es auch jetzt keinen Sinn machen. Davon bin ich überzeugt, weswegen mir der Gedanke, mich wieder ins Bett zu quälen, viel sinnvoller erscheint und vielleicht schaffe ich es diesmal zu schlafen.

Natürlich gelingt es mir nicht wirklich. Obwohl ich einfach nur müde bin, kann ich meine Augen nicht geschlossen halten. Immer wieder blinzle ich zur Decke empor und versuche an etwas Schönes zu denken. Als ich meinen Blick durch mein Zimmer schweife, bleiben meine Augen bei einem roten Buch hängen, welches mitten im Bücherregal steht. An sich ist dieses Ding nichts Besonderes. Ich wüsste nicht einmal, um was für einen Roman es sich dabei handelt. Vielmehr ist es die Farbe, die mich so fasziniert, denn sie erinnert mich an Raphael und seine Maske. In Gedanken versunken sehe ich sein Gesicht vor mir. Wie er mich vor Freude strahlend angesehen hat, als er mit mir auf dem Dach tanzte. Wir beide haben aus tiefsten Herzen gelacht und diesen einen Augenblick genossen. Nichts anderes existierte für uns und ich war so glücklich. Doch auch das, was zuvor passierte, wird wohl ewig in meinem Kopf bleiben. Ich werde niemals vergessen, wie er mir seine Liebe gestanden hatte und mir geht es nicht einmal darum, dass er mich dabei angeschrien hat. Vielmehr seine eigene Reaktion darauf, hat sich in mein Hirn eingebrannt. Als wollte er dieses Geheimnis bis in alle Ewigkeit von mir fernhalten, hatte er dies aber nicht geschafft und ich bin sogar glücklich darüber. Denn für mich war es einfach wie ein Weckruf, der mich dazu veranlasste, meine eigenen Gefühle zu ihm zu hinterfragen.

Nie hätte ich es wirklich für möglich gehalten, dass er dasselbe empfindet wie ich. Ich wollte mir ja nicht einmal selbst eingestehen, dass bei unserer Freundschaft noch mehr dahintersteckt. Wenn ich so darüber nachdenke, war dies für mich irgendwie unvorstellbar und ich genoss einfach die Tatsache, dass ich nun nicht mehr allein bin. Ich habe auch geglaubt, ich wäre für ihn einfach die erste richtige menschliche Freundin und nichts weiter. Mir fiel es nie wirklich schwer mit ihm zu reden. Besonders seit er mir gezeigt hatte, dass er mir zuhört und dass ich ihm nicht egal bin. Schon von Anfang an hatte ich dieses Vertrauen zu ihm. Manchmal wünschte ich nur, dass ich damals meinen Verstand mal kurz abgeschaltet hätte, als ich ihm das alle erste Mal sah. Diese verdammten Vorurteile wegen seines Aussehens ließen zunächst die Angst in mir wachsen, bis ich mich selber dazu zwang, mich dagegen zu wehren, um Neues zuzulassen und ich bereue es nicht. Raphael wurde in Laufe der Zeit mein bester Freund. Nach dem Verrat meine damaligen Freunde hätte ich es niemals für möglich gehalten, irgendwann doch noch Vertrauen zu jemandem zu haben und dann kam er. Er bewies mir das Gegenteil und ist mir nun näher, als was ich mir je erträumt hätte.

Manchmal glaube ich, dass es doch Schicksal war, dass wir uns kennenlernten. Es mag absurd klingen, aber es gibt nun mal Dinge, die kann man nicht so einfach erklären und außerdem darf man eines nicht außer Acht lassen: Hätte ich nicht solche Probleme zu Hause und in der Schule, so wäre ich an jenen Abend nicht ziellos herumgeirrt und wäre dann von ihm gerettet worden. Ich wäre vermutlich zuhause gewesen und hätte ich noch meine damaligen Freunde, so wäre ich mit ihnen gemeinsam durch die Häuser gezogen, oder hätten sonst irgendetwas gemacht. Selbst wenn ich einen anderen Freundeskreis hätte, wäre ich womöglich nie an dieser Straße entlanggegangen. Jetzt dagegen genieße ich es umso mehr, dass ich ihn kenne und wenn er mal nicht seine „Phasen“ hat, an dem ich ihm einfach nicht verstehe, so gibt er mir das Gefühl, dass ich nicht mehr alleine bin. Meine Probleme scheinen in seiner Gegenwart sogar zu schrumpfen. Er fühlt mit mir mit und kann auf seine Weise irgendwie nachvollziehen, wie mir zu mute ist und genau das ist es, was ich an ihm so schätze. Er ist einfach für mich da und genauso möchte ich das auch für ihn.

Besonders, seit seine Familie von mir Wind bekommen hat, ist mir dies umso wichtiger geworden. Nur, dass er selbst ihnen nicht gestanden hat, dass er mehr als nur Freundschaft für mich empfindet, ist trotz allem seltsam und ich bin mir sicher, dass auch seine Brüder nicht wirklich davon gewusst haben. Vielleicht hatten sie eine Ahnung, aber mehr war da sicher nicht. Sonst Hätte Raphael nicht so ein Geheimnis daraus gemacht und zweitens wäre das Ganze wohl etwas anders verlaufen. Besonders was der Streit zwischen den vieren letzte Nacht angeht, gibt es für mich keinen Zweifel. Nur, wie wird es jetzt weitergehen? Wenn ich so darüber nachdenke, war es schon schwierig genau, diese Familie zu überzeugen, dass man mir als gute Freundin vertrauen kann. Am Schwersten war es, Leo davon überzeugen und das gelang mir auch nur, weil der Anführer der Truppe mir hinterherspioniert hatte und der Grund dafür war Raphael. Au Mann, irgendwie dreht sich da alles und das liegt nicht nur daran, weil mir wieder etwas schwindelig ist. Allein der Gedanke daran ist einfach nur verwirrend und kompliziert. Dass die anderen beiden Brüder wohl eher weniger damit ein Problem hätten, steht außer Frage, nur was ist mit Leo?

Ich seufze, denn gerade war ich noch so verträumt und nun bin ich nur noch nachdenklich. Was meinem Kopf alles andere als guttut. Die Kopfschmerzen sind kein bisschen besser geworden. Es ist zwar auch nicht schlimmer geworden, aber dieses Hämmern auf meiner Birne reicht auch so. Trotzdem, ich kann es einfach nicht leugnen, dass alles im Nachhinein einfach nur kompliziert ist. Dabei wollte ich eigentlich nur seine Familie besser kennen lernen. Ich wollte nur ihre Welt besser verstehen und auch dabei zeigen, dass ich nicht davon abgeneigt bin, zu lernen. Auch hatte ich gehofft, dass besonders Leo noch mehr auftaut, aber jetzt befürchte ich, dass er wiederum wieder Abstand von mir nimmt. Mann, das ist einfach nur scheiße! Hat es denn nicht schon gereicht, dass ich mit Raphaels seltsamen Verhalten von letzter Zeit fertigwerden muss?! Seine Schweigsamkeit und seine angestaute Aggressivität hat mir eigentlich gereicht, aber wenn ich so darüber nachdenke, wird wohl noch etwas auf mich zukommen. Davon bin ich einfach überzeugt.

Ich habe allerdings keine Ahnung, wie es nun weitergehen wird und ich möchte auch nicht weiter darüber nachdenken. Das macht mich einfach nur depressiv, weswegen ich nach einer anderen Ablenkung suche. Mühselig richte ich mich wieder auf und hole den MP3-Player aus meiner Tasche. Anstatt das Ding aber direkt mit den Kopfhörern zu aktivieren, torkle ich zu meiner Dockingstation und setze es dort ein. Erst als ich mich wieder in mein Bett verkrochen habe, nutze ich die dazugehörige Fernbedienung und lasse meinen Kopf wieder zurückfallen. Schon erreichen mich die ersten Klänge. Zwar sind meine Kopfschmerzen immer noch im vollen Gange, aber schon kurz darauf merke ich, wie ich mich allmählich entspanne. Schniefend schließe ich meine Augen und höre einfach der Melodie zu. Irgendwie hoffe ich, dass es mir in den kommenden Stunden bessergehen wird. Dass Raphael mich heute Abend abholen will, habe ich nicht vergessen. Ob es allerdings gehen wird, weiß ich nicht. Dennoch freue ich mich auf ihn. Auch wenn er ein hitzköpfiger Dickschädel ist, ist er doch jemand mit einer liebevollen Seele und anders soll er auch gar nicht sein.
 

Aus Raphaels Sicht:
 

Letzte Nacht hatte ich so gut geschlafen, wie schon lange nicht mehr. Ich hatte mich nicht einmal lange aufs Ohr gehauen, schon war ich von der Realität abgedriftet und stattdessen in die Traumwelt gewandert. Schon eine Weile sehnte ich mich nach einem erholsamen Schlaf. Konnte diesen aber nicht bekommen, weil mich diese Zweifel so sehr plagten. Wer hätte schon damit rechnen können, dass Bernadette tatsächlich dasselbe für mich empfindet, wie ich für sie. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass ich jemals irgendwelche Andeutungen oder Zeichen bei ihr gesehen hätte. Vielmehr glaubte ich, sie würde mich als eine Art Bruder, oder „normalen“ Freund sehen. Doch hätte ich diese Scheiße schon viel eher aus meinem Hirn verbannt, so hätte ich mich vielleicht zusammenreißen können und mit ihr auf eine andere Weise darüber gesprochen. Auch jetzt noch könnte ich mich für diese Peinlichkeit ohrfeigen. Viel bescheuerter hätte ich es wohl nicht anstellen können, aber dafür ist mir das Endergebnis umso wichtiger. Sie liebt mich und ich liebe sie. Daran gibt es nun keine Zweifel mehr und ich werde den Teufel tun, als dass ich sowas noch einmal zulassen werde! Darauf kann Bernadette Gift nehmen!

Der neue Tag dagegen beginnt fast so wie immer. Der Morgen startet mit dem normalen Alltagsgeschehen. Als wäre eigentlich nichts passiert, geht jeder von uns seinen Pflichten nach, bis unser Vater vor mir tritt und mich streng ansieht. Mit etwas anderem hätte ich nicht gerechnet. Vielmehr habe ich schon auf die nächste Standpauke gewartet, mit dem sich alle irgendwie Zeit gelassen haben. Mich hat es bereits gewundert, dass nicht schon beim Frühstück irgendetwas dergleichen erwähnt worden ist und ich selbst habe ebenfalls keine Lust gehabt, davon anzufangen. Dass das Thema aber auf keinen Fall unter dem Teppich gekehrt werden kann, davon war ich bereits schon vorher überzeugt und so folge ich meinem Meister in den Hashi, während meine Brüder mir stumm hinterherstarren und schließlich weiter ihren Pflichten nachgingen. Stumm und ohne Gemecker warte ich nur darauf, dass nun die nächste Standpauke, sowie auch die Strafaufgabe über mich herfallen wird. Doch zu meiner Überraschung fordert Meister Splinter mich zu einem Sparring-Kampf heraus. Er zögert nicht einmal und springt augenblicklich auf die Kampfarena, wo er mit seinem Stab in Position geht. Verwirrt folge ich seinem Beispiel, ziehe meine Sais von der Wandverankerung und mache mich ebenfalls bereit.

Ohne jede weitere Verzögerung greife ich an. Mein Vater pariert aber, klemmt seinen Stock sogar zwischen einer meiner Sais, dreht ihn und schleudert meine Waffe zur Seite, welche anschließend am Gitterboden herumschrammt. Perplex aber auch sauer kneife ich meine Augen etwas zusammen und gehe knurrend auf Meister Splinter zu. Eine Waffe habe ich ja noch und noch einmal lasse ich mich nicht entwaffnen. Doch kaum habe ich mich in Bewegung gesetzt, dreht er sich und im selben Augenblick kreist sein Schweif um meine Beine. Mit diesen packt er mich und zerrt mich schon zu Boden. Der Kampf ist vorbei, obgleich er kaum angefangen hat. Wie mir das stinkt! Ich hasse es, zu verlieren! „Du bist nicht ganz bei der Sache Raphael.“, meint mein Vater nur, nachdem er sich mir genähert hat mich nun streng beäugt. „Und ob ich das bin.“, entgegne ich ihm und will schon aufstehen, aber mein Vater drückt mich mit seinem Stab wieder zurück und widerspricht mir: „Nein, das bist du nicht. Deine Gedanken schwirren irgendwo in den Wolken. Hole sie zurück, ansonsten wird dir noch mehr entgehen, als was du jemals befürchten könntest.“ „Was meint Ihr damit?“, frage ich ihn nun verwirrt und endlich lässt er mich aufstehen. Doch er antwortet mir nicht darauf, aber das braucht er nicht. Denn ich glaube langsam zu wissen, was der alte Herr von mir will: „Ist es etwa wieder wegen Bernadette?“

Meister Splinter nickt stumm, behält aber weiterhin sein ernstes Gesicht. Ich dagegen spüre schon, wie sich meine Wut wieder einmal anbahnt. Das kann doch echt nicht wahr sein?! Wo liegt hier das Problem?! Hat etwa Leo wieder seine Finger im Spiel?! Er war immerhin schon gestern so komisch. „Du wandelst auf einem gefährlichen Pfad mein Sohn und ich meine jetzt nicht deine Kampfeslust, oder deine impulsive Aggression.“ „Ist es etwa ein Problem, dass ich etwas für sie empfinde?!“, fauche ich ihn nun. Ich leugne nicht, dass ich viel Respekt vor ihm habe, aber dass mir anscheinend verboten wird, dass ich mich verliebt habe, geht für mich einfach zu weit! Mein Vater aber beschwichtigt dies: „Nicht deine Zuneigung zu ihr an sich, aber bedenke, welche Folgen jeder deiner Handlungen mit sich bringen. Du hast schon gesehen, was jetzt passiert ist und da war es noch nicht bestätigt, dass ihr beide ein Paar werdet.“ Verwirrt und nachdenklich zugleich, erwidere ich nichts darauf. Denn er hat Recht. Allein schon die letzten Tage sprechen für sich und das kann ich nicht einmal abstreiten, aber so leichtfertig, wie alle glauben, nehme ich das auch nicht. Ich habe mir bereits schon Gedanken darübergemacht, was ich dem Alten auch an den Kopf werfe. Er aber bleibt dabei ganz ruhig und meint nur: „Gut, dann können wir ja weitermachen.“

Den Rest des Tages verbrachte ich hauptsächlich im Hashi. Meister Splinter hat mich dabei ordentlich in die Mangel genommen und mir eine saftige Strafaufgabe aufgebrummt. Zwar bin ich diesmal vom Stricken mit inklusive Balancieren auf einem Dreirad verschont worden, aber der alte Herr ist sehr kreativ, was die Bestrafungen angehen. Meine Brüder dagegen habe ich heute kaum gesehen und selbst bei der Abenddämmerung bin ich vor ihnen aufgebrochen. Eines aber hat mir Donnie noch zugesteckt, ehe ich mich verdünnisiert habe: eine „Handykreation“. Zumindest hat er es so bezeichnet, nachdem er es mir in die Hand gedrückt hat. Vermutlich war der das Ding nur entworfen, damit jeder von jederzeit erreichbar ist und kann mir sogar vorstellen, was der eigentliche Auslöser dafür war: Nämlich die Sache mit dem Peilsender. Grummelnd habe ich das Ding halt eingesteckt. Dass man damit sicherlich geortet werden kann, brauche ich erst gar nicht nachzufragen. Denn selbst mit normalen Smartphones, gibt es Apps dafür, aber vielleicht ist das Ding ja doch zu etwas zu gebrauchen. Mir bleibt aber nicht mehr viel Zeit weiter darüber nachzudenken. Denn ich befinde mich nur noch wenige Meter vor Bernadettes Haus.

Meine Augen leuchten auf und ich spüre förmlich, wie mein Herz vor Freude Luftsprünge macht. Bald kann ich mein Mädel wieder in die Arme schließen, wodurch ich mein Tempo umso mehr beschleunige und wenige Sekunden darauf an ihrer Hausmauer herumkletterte. Kaum, dass ich das richtige Fenster erreicht habe, klopfe ich gegen die Scheibe, aber es passiert nichts. Es vergehen sogar weitere Sekunden, in der sich nichts tut. So ungeduldig wie ich jetzt wieder bin, starre ich nervös auf das Glas und versuche durch die zugezogenen Vorhänge zu spähen. Ich bleibe aber erfolglos. Wieso macht sie nicht auf? Drinnen brennt doch Licht. Als ich schon etwas ungeduldig wieder klopfen will, werden endlich die grünen Stoffe mit den weißen Streifen am unteren Ende zur Seite gezogen. Hervor erscheint sie, aber meine Freude hält sich in Grenzen. Kränklich und mit halboffenen Augen öffnet sie mir das Fenster. Zwar lächelt Bernadette, als sie mich sieht, aber sie wirkt so erschöpft, als würde sie im nächsten Moment umkippen. Ich klettere hinein und kaum, dass ich auch nur den Fußboden berührt habe, greift Bernadette hustend in die Tasche ihres dunkelblauen Bademantels, den sie gerade trägt, und fischt eine Packung mit Taschentüchern heraus. Nicht nur, dass ihr Schnupfen von letzter Nacht hartnäckig geblieben ist, nach dem, was ich gerade beobachte, scheint es Bernadette in Moment alles andere als rosig zu ergehen.

Damit sie mir nicht wirklich umkippt, hole ich sie mit der rechten Hand zu mir und drücke sie sachte an mich. Bernadette scheint sich aus irgendeinen Grund etwas dagegen wehren zu wollen, aber sie lässt es dann doch einfach geschehen. Dabei habe ich das Gefühl, dass sie kaum Kraft in sich hat, weswegen ich versuche, ihr ein wenig Halt zu geben. „Mach nur weiter so und ich stecke dich erfolgreich an.“, murmelt Bernadette vor sich hin und das erklärt nun auch ihre „abweisende“ Art, aber ich erwidere nur: „Hast du schon vergessen, dass mich nichts so leicht umhauen kann?“ Sanft streiche ich ihr mit der freien Hand über ihre Haare, welche teilweise willkürlich von ihrem Kopf wegstehen. Wäre es gerade nicht der beste Zeitpunkt, hätte ich sogar meine Witze darübergemacht. Stattdessen werde ich von ihr getadelt: „Als wenn du unverwundbar wärst, sag aber nicht, ich hätte dich vorher nicht gewarnt, wenn du morgen Früh nicht aus dem Federn kommst.“ Wie so daher redet, könnte ich glatt lachen, denn durch ihre verstopfte Nase klingt sie so niedlich, sodass ich ihre kleine „Warnung“ einfach nicht ernst nehmen kann. Stattdessen hebe ich so hoch und trage sie in ihr Bett, wobei ich mich mit ihr auf die Matratze setze und sie dann bis zu ihren Schultern zudecke.

Ohne jeglichen Kommentar hat sie das mit sich gefallen lassen und sie scheint es sogar zu genießen, sich einfach fallen lassen zu können. Ruhig atmend ruht ihr Kopf nun auf meinem Schoß, während ich an der Wand lehnend auf ihrem Bett sitze und sie beobachte. Ihre Augen hält Bernadette weiterhin nur halb geschlossen, sieht dabei aber ständig zu mir hoch. „Du bist schuld.“, murmelt sie, schmunzelt aber dabei, weswegen ich weiß, dass sie wieder einmal die Tür zum Sarkasmus aufgemacht hat. So kommt aus meinem Mund nur ein „Ach, wirklich?“ Bernadette setzt sich nun auf und dreht sich zu mir, als sie erwidert: „Ja, wegen dir standen wir gestern in diesem Sauwetter.“ „He, du wolltest ja, dass ich dich runterlasse.“, versuche ich mich zu verteidigen. Langsam habe ich den Eindruck, dass ihr Sarkasmus nur für den „Einstieg“ gedacht war. Will sie jetzt etwa mit mir streiten? Bernadette seufzt aber dann und meint, während sie die Decke noch dichter um sich wickelt: „Ja, aber nur weil ich so sauer auf dich war und endlich mal wissen wollte, was eigentlich in deinem Schädel vor sich geht.“ Ganz anders als vorher, klingt ihre Stimme nun wieder etwas sanfter. Ich dagegen schüttle einfach nur den Kopf. Manchmal ist Bernadette alles andere als einfach, aber so unrecht hat sie dabei nicht, weswegen ich mit einer ruhigen Stimme zu ihr sage: „Jetzt weißt du, warum ich so drauf war. … Schwamm drüber?“ Sie nickt und kuschelt sich nun an mich, was ich voll und ganz genieße.

Endlich bin ich wieder bei ihr, dass sie aber doch krank geworden ist, gefällt mir überhaupt nicht. Dabei hatte ich gehofft, es würde zumindest bei einer einfachen Erkältung bleiben, aber es hat Bernadette voll und ganz erwischt. Ich spüre sogar, dass sie, ähnlich wie gestern, zittert und nun auch hustet. Ohne wirklich nachzudenken, lege ich vorsichtig meine rechte Hand auf ihre Stirn. Diese glüht und da braucht man kein Arzt zu sein, um zu wissen, dass sie Fieber hat. Langsam breitet sich in mir die Sorge aus, dass es schlimmer werden könnte. Nur was kann ich machen? Als Bernadette wieder zu niesen beginnt, was so nebenbei klingt, wie eine kleine Maus, frage ich sie, ob sie schon irgendein Medikament genommen hat. Schnäuzend deutet sie auf ihren Schreibtisch, wo einige kleine Verpackungen stehen. „Ich habe mir was, aus der Apotheke geholt.“, murmelt sie zusätzlich. Verstehend stehe ich schließlich auf und schaue mir genau an, was sich Bernadette da organisiert hat. Was ich da so sehen kann, hat sie einige Pillen und Hustensaft bekommen. „Warst du schon beim Arzt?“, frage ich nun nach, aber sie schüttelt nur mit dem Kopf, was ich hingegen nicht wirklich für gutheiße: „Meinst du nicht, dass es besser gewesen wäre, vorher hinzugehen?“ „Mir geht es zwar scheiße, aber so mies geht es mir auch wieder nicht, sodass ich beim nächsten Doktor aufkreuzen muss. Ich brauche einfach nur Ruhe, das ist alles.“, versucht Bernadette dies zu beschwichtigen, wobei sie schon langsam sehr genervt wirkt.

Mir hingegen ist das egal. Denn mit ihrer Gesundheit braucht sie nicht spielen und wenn es sein muss, bin ich dahinter. „Wehe du marschierst nicht zum Arzt, sollte schlimmer werden.“, ermahne ich sie und ich meine das auch ernst, aber sie seufzt nur: „Wenn´s dich glücklich macht.“ Will sie mich jetzt damit ärgern, oder warum verhält sie sich so?! „Hör mal, damit ist nicht zu spaßen! …“, betone ich es noch einmal, werde aber dann von ihr unterbrochen: „Ich sagte doch, dass ich hingehen werde, wenn´s sein muss, also reg dich ab. … Mann Raphael, du brauchst dir echt keine Sorgen zu machen. Ich bin immerhin nicht zum ersten Mal krank.“ „Na gut, hast du zumindest schon was gegessen, oder Tee getrunken?“, frage ich sie schließlich. Diese Diskussion hat ja ohnehin keinen Sinn. Sie nickt, während sie antwortet, dass sie sich vorhin wieder eine Kanne mit Kräutertee gemacht hat. „Mehr nicht?“, hake ich überrascht nach, doch Bernadette zuckt dabei nur mit den Achseln und meint: „Ich hatte halt nicht wirklich Hunger, weswegen ich mir nur eine Kleinigkeit genommen habe. Außerdem füllt der Tee sowieso den Magen.“

Was frage ich auch. Sie ist ja die ganze Zeit schon so stur. Nur, was mache ich jetzt? Meine Brüder und ich waren nur selten krank und wenn, verlief das zwar oft heftig, aber ging auch wieder rasch vorbei. Als wenn nichts dabei wäre. Bei Menschen wird das wohl anders sein. Zumindest würde das Donnie jetzt behaupten und auch ich kann mir das gut vorstellen. Das sie jetzt etwas essen muss, steht außer Frage. Doch ich habe keine Ahnung, was jetzt wirklich ihn ihrem Fall gut wäre und fürs Kochen bin ich auch nicht wirklich geschaffen. Damit ich habe noch nicht lange dastehe, wie ein begossener Pudel, krame ich im meinen Gürtel herum. Donnie hat mir doch dieses „Handy“, wenn man das Ding überhaupt so nennen kann, noch vor meinem Abgang in die Hand gedrückt. Vielmehr ist es ein Gerät, was unser Genie irgendwie zusammengebastelt hat. Vermutlich besteht das Ding aus mehreren Teilen von verschiedenen Handys und vielleicht sogar aus anderem Kram. Es wirkt nämlich auf mich wie etwas, was Dr. Frankenstein höchst persönlich gebaut haben könnte. Solange ich aber etwas damit anfangen kann, ist alles andere scheißegal. So tippe ich an dem Display herum, bis ich die gewünschte Nummer erreicht habe und das komische Ding schließlich an meinem Kopf halte. Eine Weile muss ich warten, bis der Herr sich endlich mal dazu bequemt, ranzugehen: „Hey Raphi! Wusste gar nicht, dass meine neueste Schöpfung schon so schnell benutzt wird. Ich dachte eigentlich, dass du jetzt vermutlich keine Zeit haben wirst. Also …“

Bevor jetzt noch ein Schwall an Wörtern auf mich niederprasselt, unterbreche ich ihn. Sein Geschwafel brauche ich jetzt überhaupt nicht, stattdessen fordere ich ihn auf, mir zu helfen: „Jetzt halt mal die Luft an, da kommt man ja gar nicht zum Reden. Ich will nur Folgendes von dir wissen: Was sollte man am ehesten zu sich nehmen, wenn jemand Fieber hat und sonst stark erkältet ist?“ „Sag jetzt bloß nicht, dass ihr eure gestrige Diskussion im strömenden Regen verbracht habt und Bernadette nun krank ist! Denn das hast du uns verschwiegen Bruderherz.“, blafft Donnie leicht empört zurück, als hätte ich die nächste Dummheit begangen. Vermutlich glaubt er sogar, dass ich Bernadette dazu getrieben habe, dabei wollte sie doch letzte Nacht plötzlich runter! Was rege ich mich jetzt eigentlich auf? Es gibt Wichtigeres zu tun. So fordere ich meinen Bruder auf, endlich mit den Infos rüberzukommen: „Deine Moralpredigt kannst du dir sonst wo hinstecken Donnie! Dafür ist normalerweise Leo zuständig. Also sag schon, was ich bei so was machen kann und zwar zackig!“ Ein genervte Stöhnen ist auf der anderen Seite hörbar und Donnie meint nur, dass mal kurz warten soll, denn er würde das jetzt mal nachchecken.

Ich rolle ein wenig mit den Augen, während ich warte und schaue schließlich wieder zu Bernadette hinüber. Ruhig liegt sie da, ihre Augen sind geschlossen und ich habe den Eindruck, als wenn sie eingeschlafen wäre. In der Tat hat sie die Ruhe bitter nötig, das sieht man ja jetzt schon. Plötzlich meldet sich mein Bruder wieder und teilt mir mit, dass meine Freundin neben Ruhe unbedingt viel Flüssigkeit braucht. Am besten geeignet wären da Tee, oder sogar Suppe. Dass viel Schlaf und fiebersenkende Medikamente ebenfalls helfen würden, blende ich mal von seinem Geschwafel aus. Erstens ist Bernadette sowieso schon eingenickt und zweitens hat sie sich schon was aus der Apotheke geholt. Was mir mehr Kopfzerbrechen bereitet, ist, wie sich das Genie die Sache mit dem Essen vorstellt. Ich kann schließlich nicht einfach durch das Haus spazieren und das Nötige organisieren, während Bernadettes Tante womöglich hier irgendwo in der Gegend herumlungert. Im Grunde ist es jetzt schon verdammt gefährlich für uns und ich Idiot habe das auch noch erfolgreich verdrängt. Für meine späte Einsicht könnte ich mir jetzt wieder in den Arsch treten, aber andererseits war ich mir noch nie für eine Herausforderung zu schade. Weswegen ich mich nur knapp bei Donnie bedanke und auflege.

Möglichst leise nähere ich mich der Tür. Bernadette regt sich nicht, als ich diese öffne und vorsichtig hinausspähe. Am Gang ist es dunkel und es ist auch nichts zu hören. Wenn ich Glück habe, schläft die Alte tief und fest. Trotzdem darf ich nicht zu viel Lärm machen. „Sie ist nicht da.“, höre ich plötzlich meine Freundin hinter mir. Hat sie denn nicht gerade eben noch geschlafen? Ich schaue zu ihr. Noch immer dicht in ihre Decke gekuschelt, beobachtet sie mich und lächelt, während sie hinzufügt: „Sie ist seit heute Morgen weg und kommt nicht vor Ende dieser Woche zurück.“ „Und ausgerechnet jetzt bist du krank geworden.“, kann ich nur darauf sagen, wobei das kein Vorwurf sein soll. Bescheuert ist es dennoch! Bernadette schüttelt etwas augenrollend den Kopf, lächelt aber dabei, als sie meint: „Als wenn ich mir das ausgesucht hätte.“ Dann sieht sie mich mit einem Blick, als wenn sie sagen wollte: „Du weißt ja warum.“ Jaja, ich weiß, dass ich da Mitschuld habe. „Na dann, mache ich mich mal ans Werk.“, sage ich schließlich und ernte dabei einen skeptischen und fragenden Gesichtsausdruck. Ich aber fordere Bernadette auf, dass sie sich lieber wieder eine Tasse Tee genehmigen soll, während ich weg bin. Neugierig gehe ich schließlich durch das Haus. Immerhin kenne ich Bernadettes Zuhause nur von außen und auch nur ihr Zimmer.

Die Küche ist schnell gefunden. Trotzdem stehe ich etwas ratlos da, denn ein „Meisterkoch“ bin ich wahrlich nicht. Das übernehmen meist die anderen, worüber ich auch immer heilfroh bin, aber jetzt stehe ich alleine da. Dabei sagte Donnie, dass eine heiße Suppe Bernadette helfen könnte. Wenn ich Glück habe, ist hier irgendwo vielleicht eine Packung mit einer Fertigsuppe. Die würde ich noch ohne größeren Schwierigkeiten hinbekommen. So stöbere ich in den Kästen herum und werde sogar fündig. Tatsächlich finde ich solch ein Päckchen für eine Nudelsuppe. Alles, was ich nur noch dafür brauche ist ein Topf und heißes Wasser. Siegessicher suche noch nach den restlichen Dingen, die ich dafür brauche und mache mich ran ans Werk. Es dauert eine Weile, bis ich wieder ins Bernadettes Zimmer zurückkehre und mit einer vollen Schüssel und einem Löffel in den Händen hereinspaziert komme. „Du hast doch jetzt wirklich nicht gekocht, oder?“, fragt sie mich verblüfft, während sie die Tasse am Nachtkästchen abstellt. Ich grinse nur schief, setze mich zu ihr und reiche ihr das Mitgebrachte. „Zu deinem Glück hast du ja deinen persönlichen Onkel Doktor im Haus, der sich um alles kümmert.“, entgegne ich ihr etwas keck und Bernadette schmiegt sich etwas an mich, während sie einige Löffel zu sich nimmt. „Ja, Glück habe ich wirklich.“, antwortet sie darauf und isst gemütlich weiter.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Mad-Dental-Nurse
2016-02-02T10:18:27+00:00 02.02.2016 11:18
Ist irgendwie richtig süß, wie Raph sich um die Kranke Bernadette kümmert ^^
Als ich las, dass er sich freute, seine Geliebte wieder zu sehen, dachte ich erstmal:" Ist das wirklich Raph?"
Sowas passt eigentlich nicht zu ihm...
Aber dennoch wieder ein schönes Kapitel^^
Antwort von:  Pamuya_
02.02.2016 12:37
Es stimmt schon, es ist nicht wirklich typisch er. Raphael hat aber viele Facetten und wenn man verliebt, so kann es schon sein, dass man sich anders als sonst benimmt.
Antwort von:  Mad-Dental-Nurse
02.02.2016 20:40
stimmt schon irgendwie^^


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