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TMNT - Schicksal?

von

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Gedanken, die mich verzweifeln lassen

Aus Raphaels Sicht:
 

Immer noch stehen Bernadette und ich hoch oben auf dem Steinpfosten der Brooklyn Bridge. Unser „Lachanfall“ hat sich allmählich beruhigt, auch wenn ich es einfach gerne sehe, wenn sie übers ganze Gesicht strahlt. Ihr Lachen ist zudem auch so ansteckend, sodass man es nicht wirklich verhindern könnte und stattdessen einfach mitmacht. Doch bevor uns beiden noch „die Puste ausgeht“, versuchen wir beide wieder runterzukommen. So stehen wir einfach da und schauen uns nur an. Wie viel Zeit wohl bereits vergangen ist? Es ist irgendwie schwer dies genau wahrnehmen zu können und noch dazu wäre es mir gerade wieder lieber, wenn die Nacht noch viele weitere Stunden anhalten würde. So wären wir noch länger gemeinsam unterwegs, aber die wenige Zeit muss mir leider jedes Mal reichen, so wie es auch diesmal wieder der Fall ist. Ich möchte einfach jeden Moment mit ihr genießen. Besonders da mir nun endlich klargeworden ist, welche Gefühle ich für sie hege.

Was mich noch umso mehr noch glücklich macht, ist, dass wir beide heute Nacht wieder nur zu zweit sind. Kein anderer ist hier, der uns stören könnte. Keiner meiner Brüder ist da, bei dem ich mit jeder Sekunde rechnen müsste, dass demnächst vielleicht etwas Peinliches passieren könnte, oder dass ich meine Freundin wieder irgendwie aus ihren Fängen rausholen müsste. Ich will Bernadette einfach mit niemandem teilen und das habe ich schon vom ersten Moment an mehr als nur deutlich gespürt, als diese bereits beim ersten Kontakt versucht haben, sich ihr zu nähern. Auch wenn es bei Leo selbst nicht so stark der Fall gewesen ist. Dennoch braucht sich der „ach so tolle Anführer“ nicht so aufspielen, egal was er auch von ihr halten mag. Seine Sorgen sind vollkommen unbegründet, aber ihm dies zu verklickern, ist genauso schwierig, als wenn man Donnie verbieten würde, wieder einmal mit seinem Technikkram herumzuspielen.

Ich sollte vielleicht nicht zu sehr darüber nachdenken, sondern einfach den Moment mit ihr genießen. Am liebsten würde ich alle bisherigen Gedanken nach hinten schieben und mit Bernadette stattdessen das Thema wechseln. Doch kaum habe ich meinen Mund geöffnet, als ich schon in der nächsten Sekunde innehalte und meinen Mund wieder schließe. Was soll ich nur sagen? Irgendwie fehlen mir gerade die Worte, obwohl mir eigentlich gerade so um die tausend Dinge durch den Kopf schießen. Was ist nur los mit mir? Gerade eben habe ich mich mit Bernadette noch wunderbar amüsieren können und nun ist es irgendwie anders. Ich fühle mich so seltsam. Mein Herz, es fühlt sich so an, als ob es nun schneller schlagen würde, als zuvor. Doch nicht nur das. Ich habe das Gefühl, als ob sich nicht nur das Tempo erhöht hat. Jeder Schlag scheint mit jedem Mal stärker und auch lauter zu werden. Als wenn gerade jemand mit dem Schalter für die Lautstärke herumgespielt hätte und der Lautsprecher nur so dröhnt.

Wenn das so weitergeht, wird noch ganz New York dieses Gepolter hören, wenn es Bernadette nicht schon jetzt mitbekommen hat. Nervös sehe ich nun zu ihr, doch sie scheint von all dem nichts mitzubekommen. Wieso bin ich jetzt verdammt noch mal nervös! Es gibt überhaupt keinen Grund dafür und dennoch lässt sich dieses Gefühl nicht einfach abschalten. Das immer stärker werdende Gepolter geht einfach weiter, ohne dass ich auch irgendetwas dagegen tun kann und stattdessen frage ich mich, woran das plötzlich liegen kann? Ist es etwa deswegen, weil ich mir endlich selbst gestanden habe, dass ich etwas für dieses Mädchen empfinde? Nur warum ist das jetzt so stark? Dass ich sie liebe, ist ja immerhin nicht von heute auf morgen passiert. Ich wusste bereits die ganze Zeit, dass sie für mich mehr als nur eine „einfache“ Freundin ist. Also warum dieses plötzliche Theater, oder fühlt sich Liebe wirklich so an, sodass ich mir gerade vorkomme wie der größte Idiot aller Zeiten?

Irgendwie ist gerade alles so kompliziert für mich geworden. Als wenn Bernadette mich in diesem Moment nur mit ihrer bloßen Anwesenheit um den Verstand bringen würde. Was mache ich jetzt? Ich kann ja nicht zulassen, dass sie etwas davon mitbekommt. Sie würde meine plötzliche Nervosität nicht verstehen, oder vielleicht sogar in den falschen Hals bekommen. Ich habe jedoch nicht den blassesten Schimmer, warum das gerade jetzt so plötzlich mit mir passiert. Dieses Gefühl ist einfach wie aus dem Nichts aufgetaucht. Nur wenn ich nicht will, dass ich weiterhin so dumm dastehe wie der größte Volldepp, sollte ich besser zusehen, dass ich dies irgendwie überwinde und sie einfach auf irgendetwas anspreche. Nur so werde ich vermutlich davon abgelenkt und kann mal wieder klarnachdenken. Sonst explodiere ich vielleicht noch. So sehr ich allerdings mir selbst befehle, endlich mit der Sprache rauszurücken, gelingt es mir nicht, einen einfachen Satz zu sagen.

So seufze ich schwer, wende meinen Blick von ihr ab und setzte mich am Rand des Steinpfostens. Natürlich ernte ich sofort einen verwirrten Blick. Ich muss erst gar nicht hinsehen, um zu wissen, dass Bernadette meine Reaktion von eben nicht verstanden hat, aber ich habe mich, so bescheuert es auch klingen mag, nicht mehr anders zu helfen gewusst. Dabei passt das eigentlich überhaupt nicht zu mir. Nur kann ich jetzt nichts daran ändern. Vermutlich wird Bernadette mich gleich darauf ansprechen und als wenn ich die Zukunft sehen könnte, habe ich damit Recht. Schon nach wenigen Sekunden spüre ich ihre Hand auf meiner linken Schulter, während sie mich fragt: „Hey, alles ok bei dir? Du bist plötzlich so still geworden.“ Was soll ich darauf antworten? Es ist alles in Ordnung, aber auch gleichzeitig wieder nicht und das ist selbst für mich nicht begreifbar. Wie sollte ich das nun ihr erklären?

So bejahe ich es einfach, wobei ich nur stumm nicke und gleichzeitig ein einfaches Lächeln aufsetze. Schließlich soll sie sich nicht unnötig wieder Sorgen machen. Das Thema hatten wir bereits und aus meiner Sicht wäre das abgehakt. Was meine momentanen Gefühle angehen, ist dies etwas Anderes und damit muss erst einmal ich klarkommen. Was dann sein wird, weiß ich zwar noch nicht, aber das wird schon irgendwie. Das hoffe ich zumindest. Vorsichtig setzt sich Bernadette nun neben mich, wobei sie sogar dabei etwas gezögert hat. Vielleicht liegt es aber nur an den Steinpfosten. Anscheinend ist ihr das hier immer noch nicht ganz geheuer, dabei habe ich gedacht, dass sie sich jetzt eingekriegt hätte. Da habe ich mich wohl anscheinend geirrt, aber solange sie nicht wieder vor Angst erstarrt, dürfte es wohl nicht so schlimm sein. So blicken wir beide, wie wir es bereits schon oft getan haben, in die Ferne. Nur diesmal schweigen wir.

Eine Weile geht das so und währenddessen kämpfe ich mit diesem unangenehmen Gefühl, welchen ich am liebsten aus mir herausprügeln würde, hätte dies einen Körper. Nur ist dem leider nicht so und ich kann deswegen meine Wut nicht einfach rauslassen. Schließlich scheint Bernadette diese Stille zwischen uns wohl nicht mehr länger aushalten zu können und beginnt nun mit einem Gespräch, welches sich zum Glück um etwas Anderes handelt: „Erzähl mal, war bei euch in letzter Zeit irgendwas los? Ich meine, bei eurer Patrouille muss doch sicherlich wieder etwas Spannendes passiert sein.“ Gerade bin ich ihr einfach nur dankbar, dass sie das Thema gewechselt hat. Manchmal frage ich mich allerdings, ob sie wohl spüren kann, wenn so etwas in Moment am besten ist und man über etwas Bestimmtes einfach nicht reden will. Zumindest habe ich gerade diesen Eindruck. Vielleicht aber bilde ich mir das auch nur ein und es steckt nichts weiter dahinter.

Um sie aber nicht länger auf die Folter zu spannen, mache ich den Mund auf und fange an zu erzählen: „Wir sind nicht jede Nacht unterwegs und suchen während unserer Patrouille nach irgendwelchen Idioten, die glauben, dass das Verbrechen auch nur die geringste Chance gegen uns hätte. Denn manchmal haben wir auch unsere Trainingseinheiten in der Nacht. Besonders seit wir vier offiziell als Beschützer von New York unterwegs sind, hat sich so manches nach oben verlegt. Die Dächer der Stadt und auch einige andere Gegenden dienen uns als gute Trainingsplätze.“ „Aber kann es nicht auch passieren, dass ihr gerade an solchen Nächten gebraucht werdet?“, hinterfragt Bernadette dies neugierig, während sie wohl versucht, sich das bildlich vorzustellen. Ich dagegen meine nur: „Dafür haben wir ja unseren Technikheini. Dank seinem Kram, welchen er immer mit sich herumschleppt, sind wir meist gut informiert. Ansonsten bekommen wir auch so mit, wenn gerade etwas abgeht. … Die sind nicht gerade unauffällig.“

„Also ist Donnie wohl Kämpfer, Informant und „Internet“ zugleich, oder wie?“, hakt sie wiederum nach und ich bestätige ihr das zum Teil: „Mehr oder weniger ja. Immerhin können wir uns, was das angeht, gut auf ihn verlassen. Außerdem ist es wichtig, dass wir stets bereit sind und dazu gehört das Training genauso dazu, wie auch unser Trip durch die Stadt. … Auch wenn ich gerade wieder das Bedürfnis habe, wieder einen zu verdreschen. Meine Fäuste sehnen sich schon nach einem guten Kampf.“ Am Ende knacke ich sogar mit meinen Gelenken, um besonders Letzteres noch besser zu verdeutlichen. Wie sehr ich gerne einen Bankräuber, oder einfach einen kleinen Taschendieb zwischen meinen Fingern hätte. Da hätte ich mal etwas zu tun und kann mich danach wieder etwas entspannen. Gerade stelle ich mir solch eine erbärmliche Gestalt vor, welche sogar versuchen würde, mir zu entkommen. Wer weiß, was ich nun gerade für ein Gesicht gemacht habe, denn Bernadette lacht daraufhin: „Etwas anderes wäre bei dir ja auch unvorstellbar.“

Wo sie Recht hat, hat sie Recht. Ich wäre da nicht ich, wenn ich mich nicht nach einem guten Kampf sehnen würde. Doch soweit kommt´s noch, dass ich mir sowas entgehen lasse. Allerdings merke ich gerade, dass dieses beklemmende Gefühl von vorhin etwas abgewichen ist und ich habe auch, ohne groß nachzudenken, einfach zum Quatschen angefangen. Selbst ein ungezwungenes Lächeln lässt sich automatisch wieder auf mein Gesicht zeigen. Bernadette und ich kommen sogar nach kurzer Zeit wieder ins Gespräch, auch wenn mich dieses beklemmende Gefühl noch immer nicht ganz loslassen will. Es hängt an mir wie eine nervige Klette und dennoch versuche ich es irgendwie abzuschütteln. Ich will das einfach nicht! Ich will einfach mit ihr normal reden, was ich bei ihr schon vermisst habe und schuld daran war einfach, dass ich sie eine Zeit lang gemieden habe. Dieses ungezwungene Reden, bei dem ich nicht aufpassen muss, was ich sage, hat mir einfach sehr gefehlt. Wenn ich daran denke, dass ich den direkten Kontakt zu ihr abgebrochen habe, frage ich mich selbst, wieso ich so bescheuert war.

Allein schon, wenn ich ihr etwas erzähle, ist es irgendwie etwas erlösend für mich. Besonders da sie aus ihrer Seite das Thema gewechselt hat und doch lässt mich heute dieses brennende Gefühl nicht mehr los. Es schneidet mich für förmlich ein und dabei ist es doch eigentlich etwas Schönes oder nicht? Vielleicht sollte ich einfach mit der Sprache rausrücken. Dann wäre die Sache vielleicht endlich vom Tisch. Nur, wie soll ich ihr das sagen? Ich bin zwar ihr Freund, aber ich kann nicht einfach damit so plötzlich damit anfangen, dass ich mehr als nur das für sie empfinde. Jedes andere Thema wäre in diesem Moment sogar weniger ein Problem für mich und dabei ist es völlig egal, ob ich mich dabei über etwas beschwere oder sogar schimpfe. Es kommt ganz einfach über meine Lippen. Das hier allerdings ist schon eine andere Nummer. Es ist einfach etwas, mit dem ich noch nie in meinem Leben zu tun hatte und noch dazu als bescheuert abgestempelt habe.

Hinzu kommt, dass ich die ganze Zeit über mit Unmengen an Fragen bombardiert werde. Dieses brennende Gefühl in mir hat anscheinend noch nicht gereicht und nun kämpfe ich gerade auch noch damit. Denn dass ich sie liebe, steht außer Frage. Ich habe es ja endlich geschnallt. Was ist jedoch mit ihr? Wer sagt mir, dass Bernadette ebenfalls so fühlt? Bis jetzt hätte ich bei ihr noch nichts bemerkt, was dafürsprechen könnte, oder habe ich dies schlicht und einfach nicht beachtet, weil ich erst selbst darauf kommen musste, wie es bei mir aussieht? Kann sie jemanden wie mich überhaupt lieben? Ich bin schließlich ein Mutant und kein Mensch, den man so einfach auf der Straße begegnet. Es war für mich schon ein Wunder, dass sie bei unserem ersten richtigen Zusammentreffen keine Angst mehr von mir hatte. Sie hätte nach der Rettung vorm Absturz weiterhin versuchen können, vor mir zu fliehen und wir hätten uns nie wirklich kennenlernen können. Doch stattdessen blieb sie, beruhigte sich und redete sogar mit mir.

Schon seit ich sie das erste Mal gesehen habe, war dieser Wunsch da, sie wiederzusehen. Ich bin keines Weges jemand, der an Wunder oder sonstigen Schnickschnack glaubt, aber meine „Bitte“ wurde scheinbar erhört und es wurde sogar mehr daraus. Wir wurden Freunde und konnten bis jetzt mal abseits unserer Familien an etwas Anderes denken. Doch wie sieht es bei ihr aus? Was denkt sie eigentlich über mich? Empfindet sie nur Freundschaft für mich, oder ist da doch mehr und ich erkenne es einfach nicht? Wie kann ich es sehen, oder gar bemerken? Gibt sie mir bereits einige Hinweise und ich habe es einfach bis jetzt nicht geschnallt, weil ich dieses Thema von Anfang an nicht wahrhaben wollte, oder sind das einfach nur hoffnungslose Wünsche? Ich weiß das nicht und das frustriert mich. Noch nie in meinem Leben, habe ich jetzt so sehr mit Zweifel kämpfen müssen wie jetzt. Ich wünsche mir sogar, dass ich ein Mensch wäre, dann wäre es vielleicht nicht so kompliziert.

Wie soll ich zu meinen Gefühlen stehen, wenn mich doch ständig dieser Zweifel und diese Fragen plagen? Es war bis jetzt schon schwierig genug, mich irgendwie unter Kontrolle zu halten, damit ja nicht etwas nach außen dringt. Wenn ich sie ganz nah bei mir spüre, oder wenn ich ihr auch nur in die Augen sehe, fällt es mir allerdings alles andere als leicht. Dabei war es, bevor meine Brüder uns auf die Schliche kamen, so einfach und so unkompliziert. Die einzige Schwierigkeit war, meine heimlichen Treffen mit ihr zu verbergen, was aber am Ende doch rausgekommen ist. Nur habe ich da auch noch nicht die Erwägung gezogen, dass ich für sie einfach mehr als nur bloße Freundschaft empfinden könnte. Man, wie mich das aufregt! Wenn nicht bald etwas passiert, drohe ich noch zu explodieren und dennoch kann ich ihr nicht so einfach die Wahrheit sagen! Wer weiß, was sie dann sagen wird? Ob sie dann vielleicht sogar darüber lachen wird? Nein, das würde Bernadette nicht tun, so ist sie nicht. Aber was dann? Vermutlich würde sie mich nur geschockt anstarren und vielleicht würde sie versuchen mir schonend beizubringen, dass sie nicht dasselbe für mich empfindet. Schließlich weiß ich, dass sie mich mag, aber sonst weiß ich rein gar nichts!

Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr glaube ich daran, dass sie vermutlich in mir nur einen guten Freund sieht und mehr nicht. Vielleicht bin ich sogar für nur so eine Art dritter Bruder, bei dem sie sich schlicht und einfach wohlfühlt. Mit diesen Möglichkeiten werde ich mich wohl oder übel abfinden müssen, sollte dies tatsächlich so sein, aber könnte ich ihr das dann auch verübeln? Wie soll ich bitte von ihr verlangen, sich in einen Mutanten zu verlieben? Eine Kreatur, die zwar wie ein Mensch spricht und sogar wie einer handeln kann, aber nicht das Aussehen von einem Menschen hat. Mit mir wird sie niemals am helllichten Tag in der Stadt spazieren gehen können. Ich könnte sie nie in ein Restaurant führen, oder mit ihr ins Kino gehen. All diese „normalen“ Dinge, welche ich nur aus Filmen und meinen Beobachtungen während der Patrouille kenne, könnte ich niemals mit ihr gemeinsam tun. Das ist doch echt zum Verrücktwerden! Mich macht das alles hier noch ganz krank und hinzukommt, dass ich mir nichts anmerken lassen will!

Langsam frage ich mich, was ich tun soll. Noch nie habe ich mich so „hilflos“ gefühlt. Dabei bin ich nicht schwach! Ich bin stark und das habe ich mehr als nur einmal unter Beweis gestellt! Jede Herausforderung, welche sich mir bis jetzt in den Weg gestellt hat, habe ich ohne Weiteres aus dem Weg geschafft und wenn es sein musste, habe ich sogar einen eher ungemütlichen Pfad gewählt, aber das war mir stets egal. Hier allerdings ist es anders, hier herrscht ein anderer Kampf. Es geht dabei nicht um Leben, oder Tod, aber viel besser ist auch nicht und ich weiß zudem noch, dass ich jetzt einfach nicht weiterkomme. Ich brauche einen Rat, aber mit wem soll ich auch darüber reden? Meine Brüder kann ich fürs Erste vergessen. Die würden mich damit nur aufziehen und mich erst gar nicht ernst nehmen, da versuche ich erst gar nicht. Dad kann ich auch ausschließen. Mein Meister weiß doch genauso wenig wie ich, wie soll er mir da helfen können? Und irgendwie will ich auch nicht mit ihm darüber reden.

Die Einzige, die mir noch bleibt, ist April. Schließlich ist sie eine Frau. Beziehungen wird sie sicherlich schon einige gehabt haben. Auch wenn es nur eine war, das würde mir schon reichen. Vielleicht kann sie mir da helfen, wobei ich da auch eher zweifle, aber was habe ich schon für eine andere Wahl? Alleine bekomme ich noch endgültig die Krise und mache es vermutlich noch schlimmer. Normalerweise gibt es in meiner Familie immer einen, dem ich mich anvertrauen kann. Meistens ist es Donnie oder unser Sensei. Nur selten spreche ich Leo auf ein bestimmtes Thema an und mit Mikey kann ich einfach nicht darüber reden. Auch wenn ich weiß, dass hinter seiner bekloppten und nervigen Art ein „emotionaler“ Turtle steckt, es geht einfach nicht. Noch dazu zeige ich keinen meiner Brüder, dass ich mich derzeit irgendwie verloren und sogar überfordert fühle. Diesen Bonus gönne ich denen garantiert nicht!

Langsam begreife ich, wie Bernadette sich bei solch einer Last fühlen muss und dabei macht sie das jeden Tag durch. Wie bringt sie das aber nur fertig? Soweit ich weiß, hat sie außer mir niemanden, mit dem sie wirklich reden kann. Noch dazu kommt, dass sie eine Menge Stress in der Schule hat und das sind auf jeden Fall keine „normalen“ Teenagerprobleme, die sie hat. Dafür lege ich meine Hand ins Feuer. Wie schafft sie es also, meist so ruhig zu bleiben, oder macht sie das nur bei mir? Fragen kann ich sie nicht. Auch wenn wir uns beide immer noch mit unseren Erzählungen vertieft sind, ist es wieder etwas, worauf ich sie einfach nicht ansprechen kann und auch nicht möchte. Vielmehr bin ich zusätzlich damit beschäftigt, dass ich mich nicht allzu oft in meine Gedanken abschweife. Sobald Bernadette mich misstrauisch ansieht, versuche ich das Ganze mit Scherzen, Sarkasmus, oder mit anderen Albernheiten zu kaschieren und zu meinem Glück scheint dies sogar zu klappen. Zumindest erspar ich mir fürs Erste, die Sache zu erklären. Ich habe jetzt gerade weder die Nerven, noch die richtigen Worte dafür. Alles andere würde nur verkomplizieren.

Eine Weile bleiben wir noch hier oben, bis ich sie schließlich wieder nach Hause bringe. Es ist schon spät geworden und sie muss morgen wieder früh raus. Zwar würde ich am liebsten mit ihr noch die ganze Nacht verbringen, aber ich merke selbst, dass ich heute irgendwie meine Gedanken nicht klarhalten kann. So ist es das Beste für heute, einen Schlussstrich zu ziehen. Kaum habe ich sie wenig später beim Fenster abgesetzt und will mich von ihr verabschieden, fragt sie mich plötzlich, ob sie morgen zu mir nach Hause kommen könnte, da sie meine Familie einfach besser kennenlernen will. Im ersten Augenblick muss ich schlucken. Die Idee gefällt mir überhaupt nicht. Viel lieber bin ich mit ihr allein. Da habe ich nicht so das Gefühl, von meinen Brüdern beobachtet und analysiert zu werden. Es ist zwar schön, dass sie „meine Welt“ besser verstehen will, aber ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll. Es ist mir schon beim letzten Mal so schwergefallen, da ruhig zu bleiben und was hat es mir gebracht? Ich habe Bernadette gemieden und versucht meinen Groll unter Kontrolle zu bringen, was mir überhaupt nicht gelungen ist.

Ich will schon etwas erwidern und ihr irgendeine Notlüge auftischen, als ich sehe, wie sie ihren Kopf leicht zur Seite neigt und mich fragend ansieht. Natürlich spricht sie mich gleich darauf an, wodurch mir wieder für einen Moment die Luft genommen wird: „Stimmt irgendetwas nicht? Du wirkst so angespannt.“ Ich weiß zwar nicht, was ich ihr in diesem Augenblick signalisiert habe, dass sie mir diese Frage stellt, aber ich muss das jetzt irgendwie klären. Leicht überrumpelt verneine ich es: „Nein, nein, warum auch?“ Schließlich zuckt sie leicht lächelnd die Schultern und ich verabschiede mich von ihr. Puh, das ist gerade noch gut gegangen, auch wenn ich mich jetzt mit der Tatsache anfreunden muss, dass sie morgen bei mir zuhause ist. Allein schon der Gedanke daran, lässt mich bereits das Schlimmste befürchten, aber ich habe wohl keine andere Wahl.

Kaum habe ich mich von ihrem Fenster entfernt, klettere ich schon auf das Dach und lehne mich an der nächstbestgelegenen Stelle an. Ich seufze und schüttle leicht den Kopf. Wieso konnte ich ihr nicht irgendeine Story auftischen und mich dann verdünnisieren? Warum ist es mir so schwergefallen? Irgendwie finde ich heute zu nichts eine Antwort und das gilt besonders die eine Frage, was die Beziehung zwischen mir und ihr angeht. Es hilft alles nichts, ich muss mir Rat holen. Alleine komme ich einfach nicht weiter. So stemme ich mich von der Mauer weg und mache mich auf dem Weg. Mein Ziel ist Aprils Wohnung. Seitdem Donnie sich in ihrem Computer eingehackt hat, wissen meine Brüder und ich, wo sie wohnt. Nachdem Shredder besiegt wurde, kam es ab und zu vor, dass wir sie dort besuchten, oder sie von dort abholten. Je nachdem wie es verlief. So ist es kein Problem für mich, den möglichst kürzesten Weg zu ihr zu finden. Es hat gerade mal zwanzig Minuten gedauert, bis ich schließlich auf dem Dach des Gebäudes stehe. Ihre Wohnung ist eher in den oberen Etagen, weswegen ich gezielt an der Mauer herumklettere und dann bei der Feuertreppe herumspringe.

Schon erreiche ich das Fenster und klopfe an. Zu meinem Glück lebt sie allein. Seitdem April die Sache mit uns herausgefunden hat, schien ihre Mitbewohnerin sie verrückt gehalten zu haben, weswegen diese bald darauf hastig die Wohnung verlassen hatte. Mein Gott, was für ein Hasenfuß! Das sind so die typischen Menschen, die ich hasse. Sobald irgendetwas nichts ganz rundläuft, ergreifen sie die Flucht, anstatt sich dem „Problem“ entgegenzustellen. Mir kann das jetzt aber egal sein und andererseits macht diese Tatsache so manches leichter. So erspar ich es mir wenigstens, mich wegen dieser Memme verstecken zu müssen. Demnach kann ich sogar einfach „eintreten“, ohne dass ich dabei wirklich vorsichtig sein muss. April hat zum Glück ein Fenster halb offengelassen, weswegen ich einfach geschickt einsteigen kann und in der Küche lande. Von dort aus rufe ich nach ihr. Nach dem zweiten Mal kommt sie endlich angedackelt und das in einem Bademantel und einem Handtuch auf dem Kopf. Einige nassen Strähnen hängen ihr im Gesicht.

„Raphi, was machst du denn hier?“, ist gleich das Erste was ich gefragt werde, wobei ich mir sicher bin, eine leichte Empörung herauszuhören. Vermutlich habe ich sie, früher als gewollt, aus der Dusche gerissen. Zumindest würde das ihre jetzige Erscheinung erklären. Mir ist das allerdings in Moment schnuppe, auch wenn ich mich kurz gefragt habe, warum sie ausgerechnet um diese Uhrzeit noch duschen geht. Ich brauche jetzt einfach jemanden, der mir einen Rat geben kann. Alles andere kann mir egal sein. „Ich muss mal mit dir reden. Es … ist wichtig.“, murmle ich, wobei meine Worte eher gequetscht wirken. April verschränkt interessiert die Arme und mustert mich für einen Augenblick von oben bis unten an. „Das muss ja ziemlich ernst sein, so wie du dreinschaust.“, sagt sie schließlich und ich frage mich, was sie damit meint. Wie schaue ich denn?! Ich kann aber nichts erwidern, denn schon winkt sie mich zu sich und wir gehen in ihr Wohnzimmer, wo wir uns auf die Couch setzen. Ich habe mich kaum niedergelassen, schon fragt sie mich weiter aus: „Also Raphi, was ist denn so wichtig, dass du so plötzlich in meiner Wohnung auftauchst und mich dann auch noch aus der Dusche zwingst?“

Ich werde nervös und spiele dabei mit meinen Fingern herum, weil ich nicht weiß wie ich anfangen soll. Es ist doch schwieriger als gedacht und ich hasse das. April sieht mich weiterhin schweigend an. Zum Glück lässt sie ihre journalistische Art weg. Ich brauche einen Ratgeber und keinen, der mich bis aufs letzte Detail ausquetscht. Vielleicht war es doch keine gute so Idee und ich sollte doch besser wieder gehen. „Raphi, was ist los? Dich bedrückt doch etwas.“, drängt sie mich nach einiger Zeit, weil ich immer noch geschwiegen habe. Sie sieht mich sogar streng an. Vermutlich hat sie nach der Dusche-Sache wohl eher wenig Geduld. Nur widerwillig und zögernd fange ich endlich an zu erzählen: „Es ist … wegen Bernadette.“ Von Bernadette weiß April bereits. Auch wenn sie das Mädchen bis jetzt noch nicht persönlich getroffen hat, hat sie doch einiges über sie erfahren. Nachdem meine Freundin überstürzt meine Familie kennengelernt hatte, musste Mikey April diese „ach so tolle Neuigkeit“ unbedingt erzählen. So ist es für mich klar, dass die Frau auch von den Anspielungen meiner Brüder Bescheid weiß und ich daher nichts Näheres erklären brauche. Wobei ich mir nicht ganz sicher bin, ob ich das für gut oder eher für schlecht halten soll.

Schließlich rede ich gerade mit April über meine Freundin. Nur mühselig, angespannt und leicht stotternd kann ich ihr mein Leid klagen. Es fällt mir sehr schwer, offen über meine Gefühle zu sprechen. Ich bin nicht wirklich der Typ dafür. Diese Gefühlsduseleien waren mir bis jetzt stets ein Dorn im Auge und ich habe mich immer davor gehütet, je so „weich“ zu sein, aber was soll ich schon anderes machen? Ich muss wissen, was ich jetzt tun kann. April hört mir währenddessen aufmerksam zu, aber ich merke, wie sich ihre Augen vor Staunen immer größer werden. Manchmal schaut sie sogar nachdenklich zur Seite, sagt aber kein Wort. Erst als ich zum Ende komme und sie direkt anspreche, wird sie davon abrupt herausgerissen: „Könnte … könnte ein Mensch sich in einem Mutanten verlieben?“ „ … Ich weiß es nicht. … Ich weiß es wirklich nicht Raphi. … Bei Freundschaft ist das kein Thema, aber was die Liebe angeht, bin ich leider selbst überfragt. Schließlich gibt es für den „normalen“ Menschen euch Mutanten nicht. Wie Aliens oder magische Wesen seid ihr für die meisten reine Fantasieprodukte. … Außerdem kenne ich Bernadette nicht wirklich. Ich weiß nicht, wie sie tickt. Ich weiß nur das, was die anderen mir erzählt haben. Sonst hätte ich dir sofort gesagt, dass ich vielleicht kleine Anzeichen zwischen euch beiden gesehen hätte. So bin ich allerdings selbst überfragt.“ meint sie darauf.

Mit dieser Antwort habe ich irgendwie gerechnet. Nur hilft mir das kein bisschen weiter. Ich habe immer noch keine Ahnung, was ich jetzt tun soll. Spreche ich Bernadette darauf an, könnte vermutlich unsere Freundschaft zu Grunde gehen. Sage ich nichts, werde ich wahrscheinlich mit der Zeit innerlich zerbrechen. Denn ewig kann ich diese Nummer nicht durchziehen. Soviel steht schon mal fest. Verwirrt und überfordert lasse ich mich leicht nach vorne fallen, während ich meine Ellenbogen auf meine Knie abstütze und mein Gesicht in meine Hände vergrabe. Mich macht das einfach fertig. Fürsorglich tätschelt April mir meine linke Schulter und versucht mir einzureden, dass das schon irgendwie wird. Ich kann es aber nicht glauben. Zu sehr habe ich Angst davor, was passieren könnte. Ich dachte, wenn ich mit jemanden darüber rede, werde ich einen Weg finden, mein Problem zu lösen. So wie aber die Sache aussieht, scheine ich keinen Schritt weitergekommen zu sein. Ich will mir gar nicht ausmalen, wie es ohne Bernadette wäre und wenn sie mich nicht mehr sehen möchte. Ich glaube, ich könnte das nicht ertragen. Das wäre der Horror.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Roxna
2016-01-02T21:00:32+00:00 02.01.2016 22:00
Hi,sorry das nichts von mir kam...ich hab Ferien(die leider übermorgen vorbei sind X0)
Ich kam irgendwie nicht dazu,deine Geschichte weiterzulesen *nervös lach*
Meine Eltern schleppen mich ständig irgendwo raus,die sagen ständig 'Frische Luft
tut dir gut!' Dann kontere ich nur mit 'Dann mach ich eben das Fenster auf xD'
Shoppen,shoppen,shoppen! Ich hab keine Lust mehr! D:<
Naja jetzt zu dem Kapitel:
Ein ziemliches Dilemma für Raphie,was? Ich find's ziemlich mutig von ihm,April zu fragen.
Über seine Gefühle zu reden ist auch eine 'Qual' für mich DX
Ich les jetzt mal weiter~
Antwort von:  Pamuya_
02.01.2016 23:16
Schön wieder von dir zu hören ... ähm lesen ... egal, du weißt ja, was ich meine.
Habe dich auf jeden Fall schon vermisst, aber ich habe mir schon gedacht, dass du in den Weihnachtsferien irgendwie unterwegs sein wirst. ^^
Freut mich auf jeden Fall, dass du wieder mitfieberst.
Tja Raphi steckt in ein ganz schönes Dilemma, aber geht zumindest einen Schritt in die richtige Richtung. Immerhin hat er ja mit April geredet und es ist nun mal nicht leicht über Gefühle zu reden, weder für Männer noch für Frauen. Es ist nun mal schwierig.
Von:  Mad-Dental-Nurse
2015-12-19T15:57:59+00:00 19.12.2015 16:57
Ohje, da sieht man, dass es Punto Liebe bei Mutanten genauso ist wie bei Menschen...
Hast mich ein wenig an "Die Schöne und das Biest", erinnert, als Raph sich fragte, ob sie ihn ebenso lieen würde...^^
Mach bitte schnell weiter^^
Antwort von:  Pamuya_
19.12.2015 17:02
Abgesehen davon, das die Schöne und das Biest mein Lieblingsmärchen ist, war für mich diese Frage bzw. dieser Selbstzweifel irgendwie logisch. Wie du schon gesagt hast, ist es bei Menschen nicht viel anders und wie soll auch ein Mutant auf solch ein Thema reagieren. Besonders für Raphael ist die Situation umso schwieriger, weil er nicht "normal" ist.
Freut mich, dass dir das Kapitel wieder gefallen hat. Ich versuche so schnell wie möglich zu schreiben. Kann aber noch eine Weile dauern. ^^
Antwort von:  Mad-Dental-Nurse
19.12.2015 17:06
Ich warte voller sehnsucht


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