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TMNT - Schicksal?

von

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Ein Treffen mit der Familie

Aus Bernadettes Sicht:
 

Ich war in der Zwischenzeit bereits aufgestanden, als ich mich den drei Turtles mit kurzen Worten vorgestellt habe. Entschlossen stehe ich nun vor ihnen, jedoch ist meine Anwesenheit momentan eher zweitranging. Vielmehr ist die Aufmerksamkeit auf meinen überrumpelten Freund gerichtet. Zwei von ihnen schauen Raphael einfach vorwurfsvoll an. Nur Mikey kann ich nicht wirklich zuordnen. Auf der einen Seite mustert er mich interessiert und andererseits wirkt sein Blick besorgt, als er wieder zu seinem Bruder mit roten Maske hinübersieht. Kann mir vielleicht mal einer erklären, was hier vor sich geht? Da mir gerade keiner wirklich entgegenkommt, was das angeht, wende ich meinen Blick nun ebenfalls zu Raphael, während ich weiterhin verwirrt bin. Anscheinend hat er die ganze Zeit seinen Brüdern verschwiegen, dass wir uns beide fast jede Nacht treffen. Je nach dem halt, wie es sich halt ergeben hat, aber warum diese Geheimniskrämerei, was seine Familie betrifft und warum hat er zumindest mir nicht gesagt, dass das geheim bleiben soll? Wenn er es mir erklärt hätte, hätte ich dichtgehalten. So musste ich ja annehmen, dass die anderen zumindest mal etwas von mir gehört haben müssen. Im Nachhinein hätte ich ihn vielleicht doch mal ansprechen sollen, denn jetzt stecken wird beide in der Tinte.

Allein der Gedanke daran, lässt nun auch mich wütend auf ihn werden. Es ändert zwar gerade nichts an unserer Situation, aber wenn er mich schon in etwas hinzieht, dann will ich es zumindest vorher wissen. So stehe ich nun zwischen den Fronten und habe keine Ahnung, wie ich jetzt weiter reagieren soll. Dass ich einfach das Wort ergriffen und mich selber vorgestellt habe, hat anscheinend wenig Wirkung gezeigt. Es scheint sogar ein Problem zu sein, wenn Raphael sich mit mir trifft. So wie seine Brüder ihn vorwurfsvoll anstarren, lässt nichts Anders darauf hindeuten. Nur warum ist es so tragisch? Liegt es vielleicht daran, dass ich ein Mensch bin und er als Mutant vielleicht gar keinen direkten Kontakt zu den Menschen haben darf, oder steckt etwas ganz Anderes dahinter? Ich verstehe das einfach nicht und keiner klärt das hier irgendwie auf. Stattdessen warte ich nur angespannt, was nun als Nächstes folgt. Was bleibt mir auch Anderes übrig, als direkt neben Raphael zu stehen und stumm auf weitere Reaktionen zu warten. Das ist eine verdammt beschissene Situation, so viel ist schon mal sicher.

„Was machen wir jetzt Leo?“, fragt Donnie dem Blaumaskierten auf einmal und unterbricht somit diese furchtbare Stille. Dieser scheint wohl selbst noch zu überlegen, doch danach meint der Angesprochene, während er Raphael mit einer Mischung aus Zorn und Enttäuschung ansieht: „Raphi wird als Erstes einmal einiges zu erklären haben. Ich will hören, was er sich dabei nur gedacht hat! Wir werden daher heimkehren und die Sache dort regeln. Meister Splinter wird sicher auch erfahren wollen, was das alles hier sollte. … Was dann passieren wird, wird sich noch zeigen.“ Während er meinen Freund so tadelt, warte ich darauf, dass Raphael sich aufregt, oder zumindest irgendetwas erwidert. Doch von ihm kommt kein Wort raus. Vielmehr zeigt seine Körpersprache mehr, als was er es gerade in Worte fassen könnte. Sämtliche Muskeln sind angespannt und seine rechte Hand ist zu einer Faust geballt. Seine Augen dagegen verharren komplett auf Leo. Als würde als Nächstes ein ordentlicher Krawall zwischen den beiden folgen. Doch sein Mund bleibt weiterhin geschlossen. Seine Lippen sind sogar eng aneinandergepresst, als würde er sich selbst daran hindern, etwas Falsches zu sagen.

Weiterhin verwirrt kämpfe ich nun mit den Gedanken, was ich an Raphaels Stelle getan hätte. Denn auf der einen Seite kann ich meine Wut auf ihn nicht leugnen. Doch andererseits mache ich ja nichts Anderes. Ich verheimliche meiner Familie ebenfalls meine nächtlichen Ausflüge. Der einzige Unterschied ist, dass ich niemandem etwas davon erzählen darf. Abgesehen von Raphaels Bitte wüsste ich nicht, was dann auf diese Mutanten zukommen könnte. Abgesehen davon, dass mir zur großen Wahrscheinlichkeit so und so keiner glauben würde. Dennoch würde ich niemals solch eine Situation heraufbeschwören wollen. Soviel steht für mich fest und trotz allem könnte Raphael momentan eine betonieren. Er hätte mich vorher aufklären sollen und nun, da es raus ist, stecke ich mit ihn nun hier drin. Meine Theorie allerdings, was tatsächlich hinter seinem Schweigen stecken könnte, lässt mich trotz meiner Wut auf ihn nicht los.

Ich wechsle meinen Blick nun zu den Anderen und bemerke, dass Leo nun mich anstarrt. Doch diesmal erkenne ich keinen Vorwurf dahinter. Vielmehr steckt neben dem Zorn, Sorge und ein fragender Blick. Irgendwie kann ich mir schon denken, was ihn nun beschäftigt. Vermutlich befürchtet er, dass ich jemandem von ihnen erzählen könnte, aber erstens: Wer würde mir so was abkaufen? Und zweitens: Warum sollte ich das überhaupt tun? Raphael ist mein Freund, da werde ich ihn mit Sicherheit nicht verraten und dasselbe gilt für seine Familie. Vermutlich werden sie mir das aber nicht glauben. Auch wenn Raphael für mich bürgen würde, es würde keinen Unterschied machen. So wie mich der Anführer der Truppe noch dazu ansieht, kann ich mir das einfach nicht vorstellen. Wer weiß, was die anderen beiden überhaupt dazu denken? Ob sie wohl derselben Meinung sind, oder doch etwas Nachsicht mit Raphael und mir haben?

„Und was machen wir mit der Chica hier?“, will nun Mikey auf einmal wissen, während er auf mich zeigt. Wie hat er mich gerade genannt? Was soll das denn bedeuten? Ich hoffe nur für ihn, dass das keine Beleidigung war, aber es ist nicht gerade der beste Zeitpunkt, aufbrausend zu werden. Ich habe im Moment andere Sorgen. Leo hat sich anscheinend auch schon die ganze Zeit Gedanken darübergemacht, was nun mit mir geschieht. In all der Aufregung habe ich diese Frage sogar total vergessen, wenn nicht sogar verdrängt und irgendwie will ich das auch gar nicht wissen. Doch als ich nun auf eine Antwort von dem Angesprochenen warte, meint dieser: „Es hilft ohnehin nichts. Sie kommt am besten auch gleich mit. Sie hat uns gesehen und wer weiß, was Raphi ihr schon alles erzählt hat. Da wäre es besser, wenn wir das hinter uns bringen. … Also, ab nach Hause!“ Irgendwie wird mir mulmig zumute, aber eine andere Wahl habe ich nun mal nicht. Einer von ihnen würde mich so und so mit sich schleifen.

Allerdings frage ich mich, was das nun auch für meinen Freund bedeutet. Ich weiß nur wenig über diese Familie, aber ich vermute, dass auch dieses Thema mit dem Vater der Jungs besprochen wird. Schließlich muss sich Raphael nun vor diesem und vor seinen Brüdern rechtfertigen und eine Erklärung wegen mir und unseren nächtlichen Treffen herschaffen. Dabei tut er mir sogar etwas leid, aber ich wüsste gerade nicht, wie ich ihm momentan helfen könnte. Vielleicht würde ich das Ganze noch schlimmer machen, wenn ich mich jetzt einmische und etwas dagegen erwidere. Eigentlich habe ich mir das erste Kennenlernen mit Raphaels Familie komplett anders vorgestellt und in meiner Fantasie ist es viel fröhlicher zugegangen. Es glich sogar einer Situation, welche man eigentlich nur bei „normalen“, also bei menschlichen Familien finden würde. Jedoch ist nun zwischen Fantasie und Realität solch ein gewaltiger Unterschied entstanden, sodass es einem Kampf zwischen einem Hügel und einem großen Berg gleichen könnte.

Ob ich nun will, oder nicht, der Entschluss des Anführers steht fest und da ich ja nicht mitbekommen darf, wo sich genau ihr Zuhause befindet, wird mir schon ein etwas zerschlissenes Tuch um die Augen gebunden. Zwar frage ich mich noch, woher sie dieses Ding auf einmal genommen hatten, aber diese Frage dürfte mir wohl sparen können und so genau will ich es auch nicht wissen. Andererseits hätten sich die vier das auch sparen können. Denn schon allein am Geruch habe ich schon gewusst, dass sie mich in die Kanalisation hinunterschleppen. Da hätte ich total verschnupft sein müssen, damit ich nichts rieche und selbst dann hätte ich mit Sicherheit etwas geahnt. Schließlich sind sie keine Menschen, sondern Mutanten und würden daher nicht einfach in einer normalen Wohnung leben. Dass ihr Zuhause aber in solch einer eher „ungewohnten Umgebung“ sein musste, die sogar bestialisch stinkt, hätte ich nicht einmal im Traum gedacht. Ich habe sogar zwischendurch gehofft, dass dies nur der Weg bis zum Ziel wäre, aber da habe ich mich wohl mächtig geirrt, was heute aber nicht das erste Mal wäre.

Nachdem ich endlich wieder auf dem Boden abgesetzt werde und mir das Ding vom Gesicht genommen wird, ist alles zunächst noch verschwommen. Ich muss mir sogar die Augen reiben, damit ich wieder etwas erkennen kann. Doch dann sehe ich schon, dass ich mich in eine Art Wohnzimmer befinde. So gut es eben ging, hat sich diese ungewöhnliche Familie hier unten eingerichtet und ich finde, dass sie das gar nicht einmal so schlechtgemacht haben. Es sieht auf dem ersten Blick wirklich sehr wohnlich und gemütlich aus. Allerdings komme ich nicht lange dazu, mich umzusehen, als meine Aufmerksamkeit nun auf eine ältere Stimme gelenkt wird, die von Meister Splinter sein muss: „Warum seid ihr schon wieder zurück? Was ist vorgefallen?“ Eine große Ratte in einer Art Robe betritt nun den Raum. Wie die Turtles geht auch dieses mutierte Wesen auf zwei Beinen, hat einen langen Bart und in der Hand hält Meister Splinter einen Stab. Doch bevor er mich sehen kann, stellt sich Raphael plötzlich vor mich.
 

Aus der Sicht von Raphael:
 

Unser Vater ist kaum hereingekommen, als er uns alle schweigend, aber auch streng mustert. Er wartet immer noch auf eine Antwort und sein Blick wird immer ernster. Ich bin mir sicher, dass er bereits weiß, dass etwas nicht stimmt. Sonst wären meine Brüder und ich nicht erstens schon zurück und zweitens wäre die momentane Stimmung nicht so angespannt. Am schlimmsten ist es allerdings für mich. In meinem Schädel schwirren unzählige Gedanken, aber ich habe keine Ahnung, wie ich jetzt beginnen soll. Ich weiß nur, dass sie alle auf eine Erklärung warten, die ich aber nicht so einfach geben kann. Förmlich spüre ich die stechenden Blicke meiner Brüder, die einfach dastehen und warten, dass endlich etwas passiert. Verdammt! Jetzt stecke ich ganz schön in der Patsche! Wie genau haben die drei überhaupt herausgefunden, dass ich nicht immer alleine in der Stadt unterwegs war? Bis jetzt habe ich doch immer permanent darauf geachtet, dass niemand etwas mitbekommt, mir folgen kann, oder sonst irgendetwas dergleichen geschieht und doch haben sie mich erwischt! Wenn ich jetzt nicht an dem Pranger stehen würde, könnte ich glatt aus der Haut fahren, an die Gurgel packen und die Informationen aus ihnen herausprügeln. Allerdings bin gerade ich der Angeschmierte.

„Nun, hat mir keiner von euch etwas zu sagen?“, hakt unser Vater fragend nach, wobei sein Blick nun direkt an mich gerichtet ist. Jetzt dürfte er wohl begriffen haben, dass es um mich geht. Was bleibt mir also anderes übrig, als endlich mit der Sprache rauszurücken. Ich habe allerdings noch nicht einmal richtig den Mund aufgemacht, als Donnie mir jetzt dazwischenfunkt: „Ich glaube, Raphi hat uns allen etwas zu erklären.“ Ich könnte ihn …! Kann er nicht einmal seine verdammte Klappe halten?! Sonst hält er sich doch auch aus allem raus, was ihn nicht betrifft. Allerdings hätte ich diesen Satz eigentlich eher von Leo erwartet. Normalerweise ist es er, der so penetrant auf „Anführer“ macht und mir öfters dazwischenfunkt. Doch diesmal steht der feine Herr einfach nur da und schaut mich auffordernd an. Ich brauch dabei kein Hellseher, oder dergleichen zu sein, damit ich weiß, dass dies eine stille Drohung ist, welche nur so schreit: „Tue es endlich, sonst mache ich es!“ Ich mach ja schon! Was habe ich auch schon für eine andere Wahl?!

Knurrend verdrehe ich die Augen, seufze aber dann. Die ganze Aufmerksamkeit ist auf mich gerichtet. Sie alle warten. Ein verdammt beschissenes Gefühl ist das! Lieber hätte jetzt gerne jemanden verprügelt, oder mich verzogen, aber leider stecke ich hier fest. „Nun, ich höre.“, drängt mich nun Dad. Er wird bereits schon ungeduldig. Schließlich beginne ich, wenn auch etwas holprig, mit meiner Erklärung: „Ich … es ist so … ich habe jemanden kennengelernt.“ „Wohl über die Partnervermittlung, oder wie?“, scherzt Mikey, was mich allerdings kein bisschen zum Lachen, sondern viel mehr auf die Palme bringt. Fängt der jetzt auch noch an?! Will der etwa was aufs Maul?! Ich könnte ihm eine reinhauen! Knurrend schaue ich ihn an und habe schon meine rechte Faust geballt. Sie ist breit, um auszuholen, aber ich komme nicht dazu weiter zu agieren. Unbekümmert von Mikeys idiotischen Geschwafel, räuspert sich unser Sensei und mit seinem üblichen Handzeichen gibt mir zu verstehen, dass es jetzt genug ist und dass ich mein Vorhaben sofort einstellen los.

So halte ich in mitten in meiner Bewegung inne, bis ich schließlich genervt und widerwillig weitererzähle: „Ich habe vor einigen Wochen ein Mädchen kennengelernt. … Das war, als wir diese Keilerei im Kaufhaus hatten. … Ihr Name ist Bernadette und nach einem „Beinahe-Autounfall“ haben wir uns halt irgendwie kennengelernt.“ „Du hast dich ihr einfach so gezeigt?!“, ruft Leo nun entsetzte dazwischen, der bisher geschwiegen hat. Dabei ist dieser Idiot während meiner Erzählung vollkommen auf dem Holzweg gekommen! Was denkt er sich?! Glaubt er etwa, ich wäre komplett bescheuert?! „Natürlich nicht, oder glaubst du etwa, ich hätte das total verpennt?! … Es ist halt passiert! Sie hat mich einfach gesehen!“, versuche ich das voller Wut zu berichtigen, aber so ganz wollen mir das meine Brüder wohl nicht glauben. Denn nun mischt sich Donnie wieder ein: „Wie soll sie dich im Dunkeln gesehen haben? Du hast dich doch wohl hoffentlich im Schatten versteckt, oder hat sie etwa spezielle Sensoren dafür, so dass sie dich dort ohne Wenn und Aber sehen kann?! Du musst dich daher gezeigt haben!“

Am liebsten hätte mir Mikey jetzt auch noch etwas an dem Kopf geworfen. Doch unser Vater will nichts weiter davon hören. Bevor es daher zum Eskalieren kommt, bringt er uns alle für einen Moment zum Schweigen: „Das reicht jetzt! Leonardo, Donatello, Michelangelo, schweigt!“ Wo Mikey gerade noch sein vorlautes Maul aufgerissen hat, so klappt er dieses wortlos wieder zu. Schließlich hätte er auch noch etwas sagen wollen, aber er lässt es danach doch bleiben. Die anderen tun es ihm gleich und starren mich nach diesem Befehl weiterhin zornig und sogar feinselig an. Auch den Blick von Meister Splinter spüre ich im Nacken, weswegen ich mich nun wieder an ihn wende und mühselig weitererzähle. Ich berichte ihm knapp, wie Bernadette mich hatte sehen können und auch, dass wir uns beide an mehreren Nächten getroffen haben. Was wir allerdings genau gemacht haben, erwähne ich nicht. Ich schneide es nur höchstens an. Doch je mehr unser Vater mir zuhört, desto mehr weicht seine strenge Miene von ihm ab. Stattdessen merke ich, wie seine Augen immer größer und auch besorgter werden. Ich weiß so gut wie die anderen, dass sowohl meine Brüder, als auch ich uns anderen Menschen nicht zeigen dürfen.

Erstens würden sie wegen uns in Gefahr geraten und zweitens besteht die Möglichkeit, dass wir von ihnen verraten werden könnten. Die einzigen Menschen, die von uns wissen dürfen, sind daher nun mal nur April und dieser Vern und dabei sollte es auch bleiben. Doch ich bin mir sicher, dass das auch für Bernadette gelten sollte. Ich vertraue ihr und ich weiß, dass sie weder mich, noch meine Familie ans offene Messer liefern würde. Sonst wäre nicht nur schon längst etwas dergleichen passiert, ich hätte auch als erfahrener Ninja etwas mitbekommen und den Kontakt zu ihr sofort abgebrochen. Dafür lege ich meine Hand ins Feuer. Jedoch werden es die anderen nicht so sehen. Dabei sind sie blind! Würden meine Brüder mal mehr die Glubscher aufmachen, so würden die mal mitkriegen, dass es manchmal Menschen gibt, denen man auch trauen kann. Wenn wir uns nur verstecken, was sind wir dann für Beschützer?! Beschützer ohne ein gewisses Maß an Vertrauen ist genauso lächerlich, wie diese Hampelmänner, die wir ständig jagen!

Obwohl ich von meiner Meinung so felsenfest überzeugt bin, kann ich es in Anwesenheit meiner gesamten Familie nicht wirklich überzeugend rüberbringen. Denn meine Worte klingen während der ganzen Erzählerei weiterhin abgehakt und unvollständig. Keine Ahnung warum, aber ich bin ziemlich nervös und sauer zugleich. Es ist echt ätzend, wenn man von allen Seiten angestarrt wird und sich dann noch für etwas rechtfertigen muss, was absolut unnötig ist. Natürlich komme ich nicht drum herum, dass sich meine Brüder weiterhin wieder einklinken und blöde Kommentare abgeben. Zwar halten sie sich diesmal mehr zurück, wie zu Beginn, dennoch ist es mehr als nur störend und ich könnte ihnen eine knallen! Ich höre sogar, wie Mikey zu den anderen flüstert: „Ich habe es euch doch gesagt, dass er eine heimlich Chika hat und ihr wolltet das nicht wahrhaben.“ Können die mich nicht einfach in Ruhe lassen und einfach die Klappe halten?! Es ist eh schon schwierig genug die Sache zu beichten, da brauche die jetzt nicht auch noch dazu! Dad ist der Einzige, der mir schweigend zuhört, aber wie bereits erwartet, scheint auch er alles andere als begeistert darüber zu sein.

Ich versuche die Sache so kurz wie möglich zu fassen, damit ich es endlich hinter mich bringen kann. Jedes weitere Wort wäre zudem unnötig und eine Verschwendung für alle Anwesenden. Auf einmal ist es für einen Moment unerträglich still, nachdem ich die Sache hinter mich gebracht habe. Vermutlich denkt nun unser Meister darüber nach, wie es jetzt weitergehen wird und derweil rechne ich mit dem Schlimmsten. Schließlich geschieht jetzt etwas, was ich leider bereits befürchtet habe. Er fragt nach ihr: „Ist diese Bernadette bereits hier?“ Ohne eine weitere Erklärung, wartet er auf eine Reaktion unsererseits. Seufzend mache ich einen Schritt zur Seite, wodurch nun meine Freundin sichtbar wird. Seltsamerweise verwundert es Dad nicht, aber vermutlich hat er tatsächlich damit gerechnet. Ich sage allerdings nichts weiter, sondern sehe nur zu, wie Bernadette noch einmal zu mir schaut und dann langsam auf meinen Vater zugeht. Ich hoffe nur, dass das gut. Jedoch merke ich, dass sie selbst nervös ist und sich nicht wirklich wohl in ihrer Haut fühlt.
 

Aus Bernadettes Sicht:
 

Nachdem ich mich dem Vater der Jungs einige Schritte genähert habe, knie ich mich auf dem Boden. Da die mutierte Ratte kleiner ist als ich, will ich mit ihm in Augenhöhe reden und ihn auch somit meinen Respekt zeigen. Ich hoffe nur, dass er das jetzt nicht als Beleidigung oder dergleichen sieht. Ich möchte einfach nicht, dass es noch schlimmer wird, als was jetzt schon bereits ist. „Du bist also Bernadette?“, werde ich schon von Meister Splinter gefragt, wobei seine Stimme ganz ruhig und kein bisschen aggressiv klingt. Dennoch ist mir nicht wirklich wohl bei der Sache und mit einem deutlichen Nicken bejahe ich seine Frage. Sein Blick ist ernst und ich habe das Gefühl, als wenn er versuchen würde, mich zu durchschauen. So tief sieht er in mich hinein und es ist unheimlich. Prüfend geht er nun einmal um mich herum und ich warte nur darauf, dass er wieder etwas zu mir sagt, aber es kommt dann doch ein klein wenig anders. „Geht jetzt meine Söhne und lasst uns beide alleine. Wartet, bis ich euch rufe.“, fordert er seine Söhne auf einmal auf und das macht mich stutzig.

Wieso verlangt er das jetzt von den Jungs? Warum will er jetzt mit mir alleine sprechen? Habe ich gerade irgendetwas Falsches gemacht? Ich verstehe das nicht und anscheinend ergeht es nicht nur mir so. Denn als ich zurückblicke, sehe ich vier überraschte Gesichter. Dennoch entfernen sich die vier Brüder schweigend und verlassen den Raum. Auch wenn ich mir zu hundert Prozent sicher bin, dass Raphael mich jetzt nur ungern alleine lässt. Mir wäre es ebenfalls lieber gewesen, wenn er zumindest dageblieben wäre und mir quasi den Rücken gestärkt hätte, aber er und seine Brüder gehorchen Meister Splinter. Sie haben tatsächlich großen Respekt vor ihrem Vater, so wie ich es einst von meinem Freund erzählt bekommen habe. Dennoch spüre ich, wie ich nervöser werde und dabei komme ich mir vor, als wenn ich gerade eben an einem schwierigen Test schreiben würde. Es ist zwar ein blöder Vergleich und trotzdem habe ich dieses seltsame Gefühl. Innerlich bebe ich, auch wenn ich versuche die Fassung zu bewahren.

Meister Splinter wartet noch einen Moment, bis er seine Söhne nicht mehr sieht. Erst dann fängt er an, mir Fragen zu stellen: „Wie hast du meinen Sohn kennengelernt und was weißt du über uns?“ War ja klar, dass das jetzt kommt. Ich habe auch nichts Anderes erwartet und nun bin ich an der Reihe. Auch wenn er bereits Raphaels Sicht gehört hat und schon einiges weiß, will er nun meine Sichtweise wissen. So erzähle ich ihm schließlich, wie ich es erlebt und empfunden habe: „Wie Raphael bereits gesagt hat, hätte es an jenen Abend beinahe einen Autounfall gegeben. Wegen der Panik der plötzlichen Menschenmenge, bin ich auf die Straße geflüchtet. Wäre Raphael nicht noch rechtzeitig dagewesen, hätte ich das vermutlich nicht überlebt. … Dafür bin ich ihm sehr dankbar. … Einen Tag später, kam ich an diesem Ort zurück, um mich bei ihm dafür zu bedanken und durch meine Neugier geschah es, dass ich ihn sah. …“ Immer weiter erzähle ich. Im Gegensatz zu Raphael, ist meine Erzählung jedoch etwas detaillierter, aber ich habe schließlich nichts zu verbergen.

So erfährt Meister Splinter, was ich alles von ihm und seiner Familie weiß. Es ist nicht so viel, wie er vermutlich gedacht hat, aber wahrscheinlich ist es dennoch beunruhigend genug für ihn und meine erste Theorie hat sich hier noch einmal bestätigt: Diese Mutanten dürfen keinen direkten Kontakt zu uns Menschen haben und wir Menschen dürfen nichts von ihnen wissen. Geduldig hört er mir zu und er stellt mir dann auch nur an wenigen Momenten Zwischenfragen, wenn er etwas genauer erfahren möchte. Natürlich habe ich zuvor bereits geahnt, dass er wissen will, wie ich zu meinem Freund stehe und was ich überhaupt von Mutanten im Allgemeinen halte. Ein bisschen komme ich mir vor wie bei einem Verhör, aber ich aber andererseits stehe ich zu meinem Freund. Ich mag Raphael, er ist nun mal mein Freund und niemals würde ich ihn, oder seine Familie hintergehen. Ich würde den Teufel tun, es irgendjemandem weiterzusagen, geschweige Beweise für ihre Existenz zu sammeln. Da lasse mich doch lieber sofort wieder von Lucinda bis aufs Blut quälen, bevor ich auch nur daran denke. Einen Freund hintergeht man einfach nicht und dazu stehe ich!

Kaum habe ich endlich den letzten Satz über meine Lippen gebracht habe, streicht sich Meister Splinter wieder über seinen langen Bart. Die ganze Zeit über hat er mich genau beobachtet und vermutlich hat er dabei auf jeder meiner Bewegungen und Reaktionen geachtet. Einerseits ist das doch unheimlich, aber andererseits bin ich doch irgendwie froh, dass diese Angelegenheit endlich „erledigt“ ist. Vielleicht wird es nicht so schlimm, wie ich es vorhin befürchtet habe und es geht sogar gut aus. Solange ich aber nicht sicher bin, wäre es vermutlich nur dumm, wenn ich jetzt voreilig bin und irgendetwas Falsches tue. Weswegen ich momentan einfach schweige und abwarte, was nun passiert. Zu meiner Überraschung geht er nicht auf meine Erzählung weiter ein, oder hinterfragt etwas. Es scheint beinahe so, als wenn es Meister Splinter reichen würde. Sicher bin ich mir allerdings nicht.

Doch dann erzählt er mir auf einmal von der Reporterin April O´Neil. Ich bin erst einmal überrascht, dass es noch einen weiteren Menschen gibt, welcher diese Familie kennt. Von ihr hat Raphael nichts erzählt und dabei dachte ich zunächst, dass ich die Einzige wäre. Noch dazu scheint sie ihnen sehr wichtig zu sein, denn vor vielen Jahren hatte genau diese Frau als Kind diese fünf Mutanten vor einem grauenhaften Schicksal bewahrt und durch ein zugeführtes Mutagen wurde diese Familie zu der, was sie nun heute ist. Ach so ist das passiert, jetzt kapiere ich es. Noch dazu ist diese O´Neil eng mit ihnen verbunden, als wenn sie ein weiterer Teil der Familie wäre. So ganz verstehe ich das Alles allerdings noch nicht. Es gibt einfach noch zu viele Fragen, aber zu dem ist mir noch etwas völlig Anderes aufgefallen: Bilde ich mir das jetzt nur ein, oder hat Meister Splinter jetzt doch Vertrauen zu mir? Sonst würde er mir seine Hintergrundgeschichte nicht so einfach erzählen, oder? Auf jeden Fall erfahre ich überaschenderweise mehr und auch woher und warum die Brüder das Kämpfen überhaupt erlernt haben. Grund dafür ist, dass sie sich in erster Linie verteidigen können, doch anscheinend ist dies zusätzlich zu ihrem „Beruf“ geworden.

Immerhin haben sie sich es zur Aufgabe gemacht, New York zu beschützen und den Leuten zu helfen. So war es ja auch bei mir. Raphael hatte mich damals davor bewahrt, überfahren zu werden und vom Dach zu fallen, als ich ihm das erste Mal gesehen hatte. Es ist einfach unglaublich und die ganze Sache würde eigentlich sogar einen tollen Roman abgeben, wäre es nicht die Wirklichkeit. Am Ende seiner Erzählung hat Meister Splinter allerdings wieder diesen besorgten Gesichtsausdruck, als er mich ansieht. Ich kann mir schon vorstellen, was ihm beschäftigt und wie erwartet, sagt er das auch: „Ich hoffe, du begreifst, dass ein Kontakt mit uns Mutanten gefährlich ist. Durch das meine Söhne Schredder besiegt haben, haben wir uns viele Feinde gemacht und wer weiß, wie viele noch dazukommen werden. Sollten diese nun von dir erfahren, werden sowohl du, als auch deine Familie in große Gefahr sein. Das Böse kennt keine Grenzen und nutzt jede Chance, die sie nur ergreifen kann, nur damit sie uns besiegen können. Ich hoffe, dass dir das im Klaren ist Bernadette.“

„Ich weiß und mir ist das auch voll bewusst.“, erwidere ich, aber mir das sogar irgendwie bereits klar gewesen, als ich Raphael das erste Mal sah. Wer würde auch das nicht begreifen? Schließlich sprechen wir über Mutanten und mit diesem Thema ist einfach nicht zu spaßen. Ich kenne sowas zwar nur aus Geschichten, oder Filmen, aber alles, was einfach anders ist, kann gefährlich sein, beziehungsweise werden. Selbst unter uns Menschen gibt es immer wieder die Gefahr, die plötzlich oder sogar schleichend kommt. Wäre ich zum Beispiel die Tochter eines Polizisten, könnte ich selbst dann aus Rache entführt oder vielleicht sogar getötet werden. Nur weil derjenige vom „meinem Vater“ eingebuchtet worden war. Jedoch behalte ich diese Meinung für mich. Ich glaube, dass das einfach besser ist. Andererseits sehe ich, dass er immer noch nicht fertig ist: „… Doch da du von unserer Existenz weißt, sind auch wir in Gefahr. … Raphael scheint dir zu vertrauen, doch woher wissen wir, dass wir dies auch tun können und ob dieses Vertrauen nicht irgendwann wieder verschwindet?“

Als ich das höre, habe ich das Gefühl, als ob mir gerade jemand direkt ins Gesicht schlagen würde. Niemals würde ich Raphael hintergehen und dasselbe gilt auch für seine Familie! Lieber würde ich alles aufgeben und mich für ein Leben in den Untergrund entscheiden, bevor ich auch nur auf solche Gedanken kommen würde. Wenn es sein müsste, würde ich auch noch andere Sachen machen, nur um ihn zu schützen. Sei es auch, wenn ich den Kontakt zu ihm für immer aufgeben müsste, nur damit sowas nicht geschieht. Das alles mag jetzt sehr dramatisch klingen, aber Raphael ist mir nun mal wichtig. Er bedeutet mir viel und niemals würde ich ihn oder seiner Familie schaden wollen! Ich spüre förmlich wie mein gesamter Körper angespannt ist und mit einer energischen Stimme schwöre ich Meister Splinter, dass ich sie niemals verraten würde, egal was auch kommen mag. „Sie haben mein Wort!“, füge ich noch hinzu und schaue ich ihn dabei entschlossen an. Nichts ist mir daweil ernster und wichtiger, als das hier und ich hoffe auch, dass man mir glaubt.

Meister Splinter sieht mich währenddessen genau an, während er wieder einmal an seinem Bart herumfummelt. Irgendwie hat sein Blick etwas Hypnotisches, als wenn er meine Ehrlichkeit ein weiteres Mal auf die Probe stellen würde. Doch nach kurzer Zeit lächelt er leicht und meint schließlich: „Gut, ich vertraue dir … und ich hoffe, dass das auch alle mitbekommen haben!“ Seine Stimme ist beim letzten Teil des Satzes viel lauter geworden, was mich total überrascht. Verwirrt und leicht überrumpelt, schaue ich dann nach hinten in Richtung Tür. Haben etwa die Jungs die ganze Zeit zugehört und woher wusste Meister Splinter das? Außerdem, wieso hat er seine Söhne denn nicht wieder weggeschickt, oder wollte er, dass sie es auch mitbekommen? Aber warum dann das Alles? Ich bin verwirrt, aber irgendwie habe ich den Verdacht, dass das Ganze eine Art Prüfung war und selbst wenn nicht, mir kommt es jetzt so vor.

Ob ich jetzt wirklich ohne Wenn und Aber bestanden habe, ist allerdings eine andere Sache, denn da bin ich mir ehrlich gesagt nicht so sicher. Das Alles ist doch irgendwie schräg und ich weiß ja nicht einmal, was Raphaels Brüder von der ganzen Sache halten. Wenn sie jetzt genauso auf Meister Splinter hören, wie zu vor, dann dürfte ich das wohl endlich hinter mir haben, oder? Kaum habe ich nun meinen Blick nach hinten gewandt, schon schauen vier Köpfe beim Eingang hervor. Die haben uns tatsächlich belauscht und ich habe nichts davon mitbekommen! Au Mann, ich kann mich schon auf jeden Fall darauf einstellen, dass ich mit dieser Familie noch einiges erleben werde.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Mad-Dental-Nurse
2015-11-07T17:58:59+00:00 07.11.2015 18:58
irgendwie habe ich mir schon gedacht, dass die vier hinter einer Ecke stehen und lauschen. Von Raph und Mikey hätte ich das schon gedacht, aber von leo und Don....Naja, sind eben noch Teenager^^
Hoffe, dass es jetzt zu keinem Zwist kommt...
Antwort von:  Pamuya_
07.11.2015 21:38
Alle vier sind so neugierig, da werden es sich Leo und Donny sich das nicht entgehen lassen. Auch wenn sie öfters die "Moralaposteln" spielen. ^^
Von:  Roxna
2015-11-07T11:14:18+00:00 07.11.2015 12:14
Echt tolles Kapitel-wie immer ;D Ich freu mich schon darauf zu erfahren was Bernadette mit den Turtles alles so erlebt,das wird bestimmt ganz interessant werden!
Antwort von:  Pamuya_
07.11.2015 12:20
Das hoffe ich doch. ^^
Ich habe noch viel vor mit ihnen.
Antwort von:  Mad-Dental-Nurse
07.11.2015 21:39
Auf jeden Fall


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