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Star Trek - Icicle - 06

Unternehmen TARANIS
von

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Varala IV

Auf der Brücke der U.S.S. ASTARTE herrschte die übliche Dienstroutine und nichts verriet, dass das Raumschiff, zusammen mit neun weiteren, zu einem lebensgefährlichen Unternehmen aufbrach.

Vor wenigen Augenblicken hatte das Raumschiff der STEAMRUNNER-KLASSE vom unteren Pylon-2 abgelegt und sich zusammen mit den übrigen neun Raumschiffen der Sektorenflotte-Bajor formiert.

Hinter der Kommandobank, auf der Captain Alev Scenaris und ihr Erster Offizier, ein Izarianer namens Tarien Ferath, saßen hatten Tar´Kyren Dheran und Valand Kuehn Aufstellung genommen und stützten sich in fast derselben Haltung, mit beiden Händen auf das vor ihnen befindliche Duraniumgeländer ab. Beide Männer blickten gleichermaßen gespannt auf den Hauptschirm, auf dem sich die beiden vorausfliegenden Raumschiffe der LUNA-KLASSE abzeichneten. Die übrigen sieben Schiffe folgten hinter der ASTARTE.

Valand Kuehn blickte fragend zu seinem Freund, der mit grüblerischer Miene neben ihm stand und auf den Schirm starrte, während der Pulk, in geschlossener Formation auf den Eintrittsbereich des Wurmlochs zu hielt. Nur am Rande bekam er mit, wie sich, mit einem hellen Gleißen das Wurmloch öffnete und der Verband hinein flog. Er hatte diesen Effekt bereits einige dutzend Mal erlebt. Momentan interessierte ihn weitaus mehr, was in dem Andorianer vor sich ging. Bereits seit Tagen vermutete der Norweger, dass etwas in seinem Freund Tar´Kyren rumorte, und er beschloss, den direkten Weg zu beschreiten, um herauszufinden, was es war.

„Komm mit in den Bereitschaftsraum des Captains, Tar“, raunte er dem Freund zu, während der Verband im Begriff war, das andere Ende des Wurmloches zu passieren. „Wir beide haben etwas zu besprechen.“

Der Andorianer nickte nur und folgte seinem Freund nach hinten, wobei er mit Alev Scenaris, die sich kurz zu den beiden Männern umwandte, einen schnellen Blick wechselte.

Kaum, dass sich das Schott hinter ihnen geschlossen hatte, kam Valand Kuehn ohne Umschweife auf den Punkt. Seinem Freund direkt in die Augen sehend, blieb er im Zentrum des Raumes stehen und sagte, ruhig und mit Betonung: „Ich arbeite für den Geheimdienst der Sternenflotte, Tar.“ Der Norweger beobachtete genau das Mienenspiel des Freundes, bevor er hinzufügte: „Aber das überrascht dich nicht sonderlich, nicht wahr? Sub-Commander Enrom Tolaron hat dir diese Information, in einem günstigen Augenblick, zukommen lassen.“

Tar´Kyren Dheran erholte sich schnell von seiner Überraschung und erwiderte: „Ja, ich weiß es, aber wie kommst du ausgerechnet auf Tolaron?“

Ein launiges Lachen war die Antwort. „Ich spiele Schach mit den Mächtigen dieser Galaxis – nicht Blinde-Kuh. Ich war es, der Enrom Tolaron, über den Umweg einer Person, die ich bereits lange im Verdacht hatte, dass er für den Romulaner arbeitet, diese Information zukommen ließ. Ich hätte es ohnehin nur noch für kurze Zeit vor Tolaron verbergen können, und du solltest es ohnehin erfahren.“

Tar´Kyren Dheran, der nur wenige Augenblicke brauchte um zu erkennen, warum Valand ausgerechnet diese Form gewählt hatte, um ihn einzuweihen, atmete scharf ein und aus, bevor er heiser entgegnete: „Und dabei wolltest du auch gleich beobachten, wie ich darauf reagiere, richtig?“

„Richtig. Belassen wir es dabei, dass es notwendig war.“

Für einen langen Moment blickten sie einander beinahe belauernd an, bevor der Andorianer mit rauer Stimme fragte: „Weiß Admiral Tarun, oder sonst jemand, davon?“

Valand Kuehn lächelte dünn. „Torias Tarun weiß nur einige Details, aber nicht alles. Dasselbe trifft auf Vizeadmiral Ross zu. Ansonsten ist lediglich Sylvie eingeweiht – nicht einmal meine Schwester weiß davon, und so soll es auch bleiben.“

„Und wer garantiert dir, dass ich es nicht erzählen werde?“

Valand kam einen Schritt auf den Andorianer zu. „Du, Tar. Denn ich weiß, dass ich mich voll und ganz auf dich verlassen kann.“

Tar´Kyren Dherans Haltung entspannte sich langsam. Jetzt, da er wusste, was ihm seit einiger Zeit keine Ruhe gelassen hatte, fühlte er Erleichterung. Tief durchatmend sagte er: „Du kennst mich ziemlich gut, Valand, aber mach so etwas bitte nicht öfter mit mir, sonst werde ich ganz sauer.“ Er richtete seine Antennen auf den Freund und fragte dann, wieder etwas ernster: „Ich möchte, dass du mir sagst, warum du Sherman erlaubst, in Bezug auf dich, an den Fäden zu ziehen? Verschaffst du ihm vielleicht nicht gerade dadurch einen unfairen Vorteil im Rennen um die Wahl zum Chiefadmiral?“

„Nicht nur vielleicht, sondern ganz sicher sogar“, erwiderte Kuehn zur Überraschung des Andorianers, der im ersten Moment glaubte, sich verhört zu haben. Bevor Dheran Fragen stellen konnte, fuhr er eindringlich fort: „Hör mir zu, Tar: Was ich dir jetzt sage ist nicht nur wichtig, sondern auch hoch geheim. Dein Admiral Tarun darf nicht Chiefadmiral werden, sonst wird das Sternenflottenkommando zum Schlachtfeld der beiden werden, denn Sherman würde sich niemals mit einem Admiral Tarun an der Spitze der Sternenflotte abfinden. Die Allianz heizt uns bereits genug ein, auch ohne einen unberechenbaren Sherman im Nacken, der seiner Rache gegen Tarun frönt. Solche Grabenkämpfe in den eigenen Reihen kann sich die Föderation nicht erlauben. Außerdem würde Sherman garantiert einen seiner Vertrauten auf Taruns bisherigen Posten setzen, und seinen Einfluss auf die Taktischen Flotten vergrößern. Darum helfe ich Sherman. Da er daraufhin annehmen muss, dass ich bedingungslos auf seiner Seite stehe, habe ich die notwendige Ellenbogenfreiheit, die ich noch dringend brauchen werde. Sobald er gewählt worden ist, wird Vizeadmiral Ross das Oberkommando über den Sternenflottengeheimdienst übernehmen. Du selbst hast Ross kennengelernt. Er ist ein integrer Mann und ich verstehe mich sehr gut mit ihm – weitaus besser jedenfalls als mit Sherman, wenn du verstehst, was ich meine. Zusammen mit Admiral Janeway wird er ein wachsames Auge auf Sherman haben, während ich, von ihm unbeachtet, agieren kann.“

Tar´Kyren Dheran, der atemlos zugehört hatte, verkniff sich die Frage, warum es für Valand so wichtig war, Shermans Überwachung zu entgehen. Er spürte instinktiv, dass der Freund ihm über diese Details nichts verraten würde. Darum sagte er lediglich: „Und das alles unternimmst du zum Wohl der Föderation, nehme ich an.“

Valand nickte und blickte den Freund offen an. „Ja, das ist richtig. Irgendwann werde ich dir sagen können, warum das alles notwendig ist, aber im Moment ist es besser, wenn du davon noch nichts erfährst. Was du nicht weißt, kannst du auch nicht unabsichtlich verraten.“ Er blickte den Freund um Verständnis bittend an und meinte dann abschweifend: „Ich hoffe, du kommst trotzdem zu meiner Verlobung, mit Sylvie?“

Verdutzt blickte der Andorianer den Freund an, und verdrängte dabei, worüber Valand und er sich eben unterhalten hatten. „Verlobung? - Wann? - Wo?“

Ein erleichtertes Lächeln umspielte den Mund des Norwegers. „Wo ist mir auch noch nicht klar, aber zumindest weiß ich, dass es zu Silvester sein wird.“

„Es ist dir also wirklich ernst mit... Sylvie.“

Valand nickte in Gedanken. „Ja, und ich glaube, ich liebe sie bereits sehr viel länger, als ich es selbst weiß.“

Der Andorianer erwiderte amüsiert: „Zumindest liebt sie dich länger. Mindestens seit dem Wochenende in Aspen, während deiner letzten Monate an der Akademie.“

Valand seufzte schwach. „Das waren noch Zeiten.“ Dann straffte er sich, legte dem Freund seine Hand auf die Schulter und meinte: „Komm, wir verschieben diese Erinnerungen auf später – jetzt müssen wir einen schwierigen Einsatz durchführen.“ Dabei versuchte er nicht daran zu denken, dass ihm noch ein weiteres dieser Gespräche, mit Tar´Kyren bevorstehen würde, und dann vermutlich mit einem weitaus weniger glimpflichen Ausgang.

 

* * *

 

Alev Scenaris hatte es nur wenige Minuten auf ihrem Platz gehalten, bevor sie sich erhoben, und damit begonnen hatte, auf der Brücke von einer Station zur anderen zu marschieren. Gelegentlich warf sie dabei einen Blick zum Schott ihres Bereitschaftsraums. Sie hoffte nur, dass es kein ernsthaftes Zerwürfnis zwischen den Freunden geben würde. Immerhin war Tar´Kyren am Abend zuvor ziemlich aufgebracht gewesen, als sie in Valands Quartier zusammengesessen hatten. Und auch später hatte es in ihm rumort, das hatte sie nur allzu deutlich mitbekommen.

Umso erleichterter war sie, als sie die beiden Freunde schließlich aus dem Bereitschaftsraum kommen sah und zu erkennen war, dass es offensichtlich keinen ernsthaften Streit zwischen ihnen gegeben hatte. Schnell schritt sie den beiden Männern entgegen und fragte so leise, dass nur sie ihre Worte verstehen konnten: „Ist alles in Ordnung zwischen euch beiden?“

„Ja, das ist es, Alev“, antwortete Valand Kuehn ebenso leise und erkundigte sich dann in normaler Lautstärke: „Wie ist der momentane Status, Captain?“

Alev schmunzelte unmerklich, wobei ihr die Erleichterung deutlich anzumerken war. „Commodore LeClerc hat unseren kleinen Verband bereits bei Admiral Seregan angemeldet, und der Admiral gab vor wenigen Augenblicken an die PHOEBE durch, dass von Seiten der Sechsten Taktischen Flotte alles klar sei. Der Verband liegt seitdem mit Warp-9,8 auf Kurs und wird das Varala-System in knapp sieben Stunden erreichen, Sir.“

„Danke, Captain.“ antwortete der Norweger. „Und nun werde ich Sie nicht weiter von Ihren dienstlichen Obliegenheiten abhalten, und mich auf den Einsatz vorbereiten.“ Bei seinen letzten Worten zwinkerte er seinem Freund belustigt zu und entfernte sich dann in Richtung des Turbolifts, der sich im achteren Bereich der Brücke befand. Er hatte bereits kurz nach dem Start gemerkt, dass sich das Verhältnis zwischen Tar´Kyren und Alev spürbar entspannt hatte, und er gönnte es den beiden, bis zum Beginn des Einsatzes noch eine Weile mit einander verbringen zu können, ohne dass er dabei zugegen war.

Alev warf Valand einen schnellen, dankbaren Blick hinterher und übergab die Brücke ihrem Ersten Offizier, kaum dass der Norweger die Brücke verlassen hatte. Zu Tar´Kyren Dheran gewandt sagte sie: „Komm mit, du brennst doch bestimmt schon darauf, dieses Schiff zu besichtigen.“

„Sehr gerne“, stimmte der Andorianer zu und begab sich mit der Rigelianerin zum Turbolift. Sie mussten eine Weile warten, bis sich das Schott vor ihnen öffnete, und sie die Liftkabine betreten konnten.

Während sie nach unten fuhren, fragte Alev Scenaris: „Es scheint so, als wäre euer Gespräch ganz gut verlaufen?“

Der Lift stoppte, und während sie auf den hell erleuchteten, leeren Gang hinaus traten, antwortete Dheran: „Ja, wir haben uns wieder vertragen.“ Während sie neben einander durch den Gang marschierten fragte der Andorianer: „Wohin bringst du mich?“

„Zur Offiziersmesse, ich habe nämlich noch nicht gefrühstückt.“

Dheran warf der Rigelianerin einen missbilligenden Blick zu und meinte etwas vorwurfsvoll: „Du lässt immer noch Mahlzeiten einfach ausfallen?“

„Ja, stell dir vor.“

Sie sahen sich an und grinsten dann beide gleichzeitig.

„Langsam begreife ich, was du gestern damit gemeint hast, als du sagtest, dass wir uns irgendwann zwangsläufig getrennt hätten“, grummelte der Andorianer. „Dabei hätte es vermutlich einen Krach gegeben, den man noch am anderen Ende der Galaxis gehört hätte.“

„Mindestens“, seufzte Alev und widerstand der Versuchung, sich dabei bei dem Andorianer unterzuhaken. Das schickte sich nicht, während des Dienstes.

Sie bog mit Dheran schließlich nach Rechts ein und sie betraten wenige Augenblicke später die Messe. Ein wenig verwundert blickten sie auf das Paar, das sich an einem der Fenstertische gegenüber saß, und sich angeregt unterhielt. Sie schienen ihre Mahlzeit bereits vor einiger Zeit beendet zu haben.

Der dunkelhaarige Mann mit den eisgrauen Augen war Dheran nicht bekannt, doch die Frau war unverkennbar seine MACO-Kommandantin, Tal´Inuray Filiz. Tar´Kyren Dheran war natürlich bekannt, dass die MACO während des Dominion-Krieges, gegen Ende des Jahres 2373, recht früh zur Witwe geworden war. Ein Jahr zuvor erst hatte sie ihre Tochter, Ilinay zur Welt gebracht. Seit sie unter seinem Kommando stand hatte Dheran sie nie in Begleitung eines Mannes gesehen. Darum wirkte er nun etwas überrascht sie hier mit dem Dunkelhaarigen zu sehen. Umso mehr, als dass er Lieutenant-Commander Tal´Inuray Filiz bislang stets nur von ihrer harten, dienstlichen Seite kennengelernt hatte. Ein wenig verwundert stellte er fest, dass er darüber fast vergessen hatte, dass sie gleichfalls eine Frau war, die auch zu sanften, fraulichen Gefühlen fähig war.

Die MACO blickte zu den beiden Captains und sagte schnell: „Guten Morgen. Möchten Sie sich vielleicht zu uns gesellen?“

„Natürlich, gerne“, erwiderte Alev Scenaris schnell, während Tar´Kyren Dheran sich einen leichten Snack replizierte. Nachdem auch sie sich ein Frühstück zusammengestellt hatte, begab sie sich zum Tisch und nahm neben der Andorianerin Platz, während Dheran sich einen Stuhl heran zog, und sich am Kopfende des Tisches niederließ.

Tal´Inuray Filiz ignorierte den Musste-das-sein-Blick des Petty-Officers und stellte ihn den beiden Captains vor.

Tar´Kyren Dheran nickte ihm zu und sagte: „Mir ist aufgefallen, dass Sie sich bei dem Training sehr gut geschlagen haben, Mister Corcoran. Ich werde auf Sie zählen, bei unserem Einsatz. Sie sind regulär auf der PHOEBE stationiert, nicht wahr?“

„Das stimmt, Sir. Bei der Sicherheit.“

Der Andorianer nahm einen Löffel von seiner Knollenwurzel-Suppe. Dann erst fragte er den Mann: „Haben Sie nie an einen Wechsel zu den Taktischen Flotten gedacht?“

„Sir?“

Dheran lächelte unmerklich. „Nun, ich dachte, dieser Aufgabenbereich würde Ihnen vielleicht liegen, nach ihren Leistungen beim Training zu urteilen, Mister Corcoran. Ich könnte vielleicht ein gutes Wort beim Commodore für Sie einlegen, falls Sie sich mit dem Gedanken an einen Wechsel tragen sollten. Aber das ist natürlich Ihre Entscheidung.“

Bei diesem Hinweis beließ es der Andorianer, und Corcoran räusperte sich und wechselte dabei einen schnellen Blick mit Tal´Inuray Filiz, bevor er antwortete: „Das ist sehr nett von Ihnen, Captain. Hat es mit der Entscheidung Zeit, bis nach dem Einsatz?“

„Hat es. Ach und Petty-Officer: Erzählen Sie das mit dem Nettsein nicht herum.“

Corcoran nickte, und Alev Scenaris erlaubte sich ein Schmunzeln. Sie hatte anhand der Reaktion des Petty-Officers bemerkt, dass er nicht ganz zufällig mit ihr hier am Tisch gesessen hatte, als sie mit Dheran hier eintraf. Die Rigelianerin fragte sich dabei insgeheim, ob Tar´Kyren die Situation zwischen seiner MACO und dem Petty-Officer instinktiv erfasst hatte, oder ob seine empathischen Fähigkeiten, auf kurze Distanz, auch ohne körperlichen Kontakt funktionierten. Der Andorianer hatte das zwar nie bestätigt, doch noch zu Akademiezeiten hatte sie ihn gelegentlich im Verdacht gehabt, ihr in dieser Hinsicht nicht die volle Wahrheit gesagt zu haben.

Tal´Inuray Filiz schwieg, doch das weite Spreizen ihrer Antennen besagte deutlich, dass sie ihrem Captain dankbar war, für seinen Vorschlag. Dabei fand sie es erstaunlich, in welch kurzer Zeit ihr Captain die Situation erfasst hatte. Sie wusste nach beinahe drei Jahren, die sie nun miteinander auf der ICICLE dienten, natürlich längst, dass Dheran nicht der grobe Klotz war, den er gelegentlich nach Außen hin verkörperte. Doch dass er über eine derart sensible Wahrnehmung seiner Umgebung verfügte, das überraschte sie dennoch ein wenig.

Während Dheran und Alev Scenaris aßen fragte Laskant Corcoran: „Captain Dheran, wie schätzen Sie unsere Chancen bei diesem Unternehmen ein?“

Der Andorianer leerte schnell seine Schüssel, bevor er den Löffel zur Seite legte und antwortete: „Das sollten Sie vielleicht Lieutenant-Commander Filiz fragen. Sie hat, als Lieutenant, im Jahr 2375 einen ganz ähnlichen Einsatz geleitet. Und das sehr erfolgreich. Zusammen mit dem Umstand, dass mit dem Konteradmiral und mir selbst zwei weitere Offiziere dabei sind, die über ähnliche Erfahrungen verfügen, würde ich unsere Aussichten als ganz passabel beschreiben.“

„Was Captain Dheran in seiner bescheidenen Art damit sagen will, Petty-Officer, ist, dass das Sternenflottenkommando drei seiner besten Spezialisten für solche Einsätze aufgeboten hat, damit das Unternehmen ein Erfolg wird“, schmunzelte Alev Scenaris. „Wenn die es nicht schaffen, dann schafft es niemand, Mister Corcoran.“

Tar´Kyren Dheran wollte zu einer spöttischen Erwiderung ansetzen, doch er unterließ es, als er die Zuversicht im Gesicht des Mannes von Rigel-VII bemerkte. Vielleicht, so überlegte Dheran, war es so kurz vor einem gefährlichen Einsatz gar nicht mal so verkehrt, etwas auf die Pauke zu hauen. So beließ er es bei einem vielsagenden Blick, den lediglich Alev Scenaris vollständig deuteten konnte. Unter dem Tisch legte er seine Hand auf das Knie der Rigelianerin und drückte leicht zu, während er gleichzeitig sagte: „Sie müssen Captain Scenaris und mich nun entschuldigen.“

Alev Scenaris verstand den Wink und schloss sich dem Andorianer widerspruchslos an. Draußen auf dem Gang meinte die Rigelianerin schmunzelnd: „Die Verlegenheit des Petty-Officers war beinahe niedlich. Aber glaubst du wirklich, dass sich zwischen den beiden etwas Ernsthaftes entwickeln könnte?“

„Ja, und um das zu bemerken muss man kein Empath sein. Ich kenne Tal´Inuray Filiz gut genug, um die kleinen, fast unmerklichen Anzeichen dafür zu erkennen. Gerade für sie würde es mich ganz besonders freuen, denn nach dem Tod ihres Mannes, vor acht Jahren, hat sie, soweit ich das beurteilen kann, keinen Mann mehr emotional an sich heran gelassen. Und es scheint ihr sehr gut zu tun.“

Alev blickte sich schnell um, und sicher, dass niemand in der Nähe war, gab sie dem Freund einen schnellen Kuss auf die Wange und drückte ihn sanft. „Tief in dir drin bist du immer noch derselbe Junge, der es nicht ertragen konnte, dass Elisabeth an ihrem achtzehnten Geburtstag allein ist. Bitte bewahre das für immer in dir.“

 

* * *

 

Knapp sieben Stunden später tönten die Alarmgeber durch die ASTARTE und die Alarmpaneele leuchteten rhythmisch in einem satten Gelbton auf. Wie alle anderen Teilnehmer des Unternehmens hatten sich auch Valand Kuehn und Tar´Kyren Dheran in der hinteren Maschinensektion eingefunden. Der untere Schleusenraum, hinter dem Deflektor, war der am tiefsten liegende Punkt des Schiffes, und falls die beiden Transporter, aus irgend einem Grund versagen sollten, würde Plan-B zur Ausführung kommen: Der Absprung aus der Schleusenkammer.

Valand Kuehn sprach aus, was fast alle hier Versammelten dachten, als er leise zu seinem andorianischen Freund sagte: „Ich hoffe, dass es bei Plan-A bleibt.“

Der Andorianer grinste vielsagend. „Wann hat bei einem unserer Einsätze jemals ein Plan den ersten Feindkontakt überstanden?“

Der Norweger sparte sich die Antwort auf diese Frage und erwiderte ironisch: „Was mir an dir stets aufs Neue gefällt, Tar, ist dein grenzenloser Optimismus.“

Dherans Antennen bewegten sich schnell zur Seite um sich gleich darauf wieder aufzurichten. Einen Moment später begann die Schiffszelle zu vibrieren, und der Andorianer, so wie der Rest des Landetrupps ahnten, dass die ASTARTE, mit eindeutig überhöhter Geschwindigkeit, in die Atmosphäre von Varala IV eingedrungen war. Gleich darauf drang die Stimme der rigelianischen Schiffskommandantin aus dem Interkom.

„Die ASTARTE wird in dreißig Sekunden am Ziel sein. Bisher keine Reaktion der Jem´Hadar. Bereithalten für den Ort-zu-Ort Transport.“

Valand Kuehn tippte seinen Kommunikator an und erwiderte: „Hier Kuehn. Wir sind bereit für den Transport.“

Die Rigelianerin bestätigte.

Als Valand Kuehn wieder zu seinem Freund sah, verbesserte dieser säuerlich: „Du bist bereit, ich nicht. Aber bringen wir es trotzdem hinter uns.“ Sein Zwinkern besagte, wie er seine Worte gemeint hatte, und der Norweger grinste belustigt.

Ein heftiger Ruck lief durch das Schiff, und die Anwesenden mussten sich bemühen auf den Beinen zu bleiben.

„Das war eindeutig eine Reaktion“, bemerkte Kadettin Vilaeni Kirin, die sich den beiden Männern unauffällig genähert hatte.

Bereits im nächsten Moment ertönte die Durchsage: „Transport wird ausgeführt:“

Vor den Augen des Landetrupps löste sich die Umgebung in einem bläulichen Leuchten auf, um bereits im nächsten Moment einer kargen Felsenlandschaft Platz zu machen. Um sie herum wuchsen schroffe, graubraune Felswände steil in die Höhe.

Valand Kuehn blickte sich um und fand nach einigen Sekunden den sich verengenden Eingang zur Schlucht.

Die Teilnehmer des Unternehmens sammelten sich, ohne viel Worte zu machen, bei ihren jeweiligen Offizieren und truppweise rückten sie kurz darauf in Richtung der Schlucht vor, wobei sich Tar´Kyren Dheran fragte, wie sich der simulierte Angriff des Flottenverbandes, auf das Internierungslager der Jem´Hadar, momentan entwickeln mochte.

 

* * *

 

Commodore Sylvie LeClerc stand vor ihrem Kommandosessel, im Zentrum der Brücke ihres Schiffes, und blickte angespannt auf den Hauptschirm. Das rhythmische, rote Aufleuchten der Alarmpaneele unterstrich den Ernst der Lage und machte der blonden Frau nachhaltig bewusst, was in Kürze auf sie zukommen würde. Für einen Moment lang dachte sie an ihren Freund, als sie die ASTARTE mit aufflammenden Schilden in die obere Atmosphäre von Varala IV eintauchen sah. Die OBERON hielt sich dabei an Backbord der ASTARTE, quer ab.

Dann konzentrierte sie sich wieder auf ihre Aufgabe, als momentane Verbandsleiterin, und wandte sich dem rigelianischen Offizier am Steuer des LUNA-Kreuzers zu.

„Mister Scaraan, bringen Sie uns dichter an die ASTARTE heran.“

Während der junge Ensign den Befehl der Französin ausführte, und sich die PHOEBE auf der Steuerbordseite der ASTARTE positionierte, setzte sie sich langsam in ihren Sessel und befahl dem OPS-Offizier: „Lieutenant Sangreth, Signal an den Verband – Captain Jackson soll vorrücken und angreifen. Feuerfreigabe für die zuvor festgelegten Ziele.“

Wie schon so viele Male zuvor überkam sie nun jene beinahe unnatürliche Ruhe vor dem Kampf, wenn man realisierte, dass das Gefecht unmittelbar bevorstand, und die Dinge unausweichlich ihren Lauf nahmen. Dies war der Moment, in dem sich bei Raumschiffskommandanten, die sich das erste Mal in einer solchen Situation befanden, entschied, ob sie einer solchen Lage gewachsen waren, oder daran scheiterten.

Das leise Grummeln in der Magengegend, und die typische Anspannung bewiesen Sylvie LeClerc einmal mehr, dass diese Momente niemals Routine werden würden, sondern dass es lediglich darauf ankam, sich ihnen immer wieder aus Neue zu stellen, und damit fertig zu werden. Nur dies wurde von Mal zu Mal etwas leichter. Als sie das erste Mal ein Schiff ins Gefecht geführt hatte, da hatten ihre Hände gezittert, und ihr Puls war geflogen. Heute lagen ihre Hände beinahe entspannt auf den Sessellehnen. Mit klarer Stimme gab sie den nächsten Befehl, an ihren Taktischen Offizier.

„Lieutenant Crockett: Waffensysteme bereithalten. Sollten wir vom Boden aus angegriffen werden, dann müssen wir die ASTARTE decken.“

Der wuchtig gebaute Mann bestätigte knapp: „Aye, Commodore!“

Die drei Raumschiffe jagten, in einer unregelmäßigen Spirale, hinunter zur Oberfläche des Planeten, in der Hoffnung, dass diese nicht zu berechnende Flugbahn die Schiffe vor Treffern aus den Bodenstellungen schützen würde.

Sylvie LeClerc wechselte einen schnellen Blick mit ihrem Ersten Offizier, ein schlanker Vulkanier mit asketischen Gesichtszügen, dessen sprichwörtliche Ruhe im krassen Gegensatz zum Temperament seiner Vorgesetzten stand, als die ASTARTE ihren Absetzpunkt erreichte und Signal gab, dass der Trupp abgesetzt sei. In Augenblicken wie diesem schätzte sie diese Ruhe noch etwas mehr, als ohnehin schon. Sie konnten jetzt nur hoffen, dass der Ablenkungsangriff der übrigen sieben Raumschiffe, unter Thomas Jacksons Kommando, den erhofften Erfolg haben, und die drei Raumschiffe heil wieder den freien Weltraum erreichen, würden.

 

* * *

 

Auf der Brücke der U.S.S. MANASSES saß Captain Thomas Jackson in seinem Sessel und nahm die Meldung von der PHOEBE mit stoischer Ruhe entgegen. Während des letzten Krieges hatte er sich so Manches abgewöhnt, darunter auch, sich über Feuerüberfälle dieser Art aufzuregen. Dennoch behagte es ihm nach wie vor nicht, die Waffen seines Raumschiffs zum Zweck eines Angriffs einzusetzen, auch wenn er in diesem Fall die Notwendigkeit eines solchen Einsatzes einsah. Darum zögerte er nicht die Befehle von Commodore LeClerc an den, von ihm geführten, Teilverband weiterzugeben.

Während sie vorrückten, dachte Jackson an die unangenehme Kampfregel: Wenn sich der Feind in Schussweite befindet, ist man selbst es zumeist auch. Darum hatte er bereits vor einer halben Minute Befehl an den Teilverband gegeben, die Schilde zu aktivieren. Nun befahl er: „Lieutenant Tanner, Signal an den Verband – wir greifen an.“

Sieben Sternenflottenraumschiffe, deren Bugsektoren auf die Planetenoberfläche gerichtet waren, verwandelten sich in Instrumente der Zerstörung. Allen voran die vier Raumschiffe der AKIRA-KLASSE feuerten sie ihren anvisierten Zielen, in schnellem Takt, grellweiß glühende Quantentorpedos entgegen. Gleich darauf traten auch die Phaserbänke der Raumschiffe in Tätigkeit und grell-orangene, gerichtete Nadionstrahlenbündel fingerten hinunter auf die planetare Oberfläche. Auf dem Bildschirm, der auf höchste Vergrößerungsstufe geschaltet war, konnte man erkennen, dass ein Großteil der abgefeuerten Torpedos, und die Phaserstrahlen, ihre Ziele trafen. Multiple Sekundärexplosionen zeigten die Vernichtung mehrerer Geschützstellungen an. Dort wo die Phaserstrahlen ihre Ziele verfehlten gruben sie sich tief in das Erdreich und erzeugten glühende Krater von mehreren Metern Durchmesser. Dabei wurde glühendes Erdreich und Felsgestein kilometerhoch in die Luft gewirbelt. Dort wo die Torpedos explodierten vibrierte die Planetenkruste.

„Captain, die Geschützstellungen sind bei der ersten Angriffswelle zu dreiundachtzig Prozent vernichtet worden!“, meldete der Taktische Offizier. „Ich messe bei den übrig gebliebenen Stellungen Energiespitzen an. Sie erwidern das Feuer!“

Wie zur Bestätigung schlug im nächsten Moment ein Plasmatorpedo im Bugschild der MANASSES ein. Ein weiterer verfehlte das Schiff nur um wenige Meter.

Fast gleichzeitig meldete die OPS: „Die CARPENTER meldet, dass ihre Langstreckenscanner eine Jem´Hadar-Flotte von siebenundvierzig Einheiten geortet haben. Sie wird in knapp neun Minuten hier sein. Zu dem Feindverband gehören drei überschwere Schlachtschiffe und vierzehn Schlachtkreuzer, Sir.“

„Verstanden, Ensign. Geben Sie das an die PHOEBE weiter.“

 

* * *

 

Als die Meldung von der MANASSES einlief, gab Sylvie LeClerc den Befehl: „Mister Scaraan, fliegen Sie uns weg von hier.“

Die Französin bekam die Bestätigung nur unterbewusst mit, als sie sich bereits an Tarinea Sangreth wandte: „Miss Sangreth, Geben Sie an die MANASSES durch, dass wir von hier verschwinden. Jackson soll, wie abgesprochen, mit dem Teilverband vom Planeten abdrehen und sich auf den Rückweg zum Wurmloch machen.“

„Aye, Commodore.“

Sylvie LeClerc hatte sich halb aus dem Sessel erhoben, als ein Polaronphaserstrahl, von der Oberfläche abgefeuert, in den Schilden des Schiffes einschlug. Das Raumschiff machte einen wilden Satz, und die Französin wurde postwendend wieder in ihren Sitz geschleudert. Mehrere Systeme wurden überlastet und stellten funkensprühend ihren Dienst ein, wobei sich ein unangenehmer Geruch nach Ozon auf der Brücke verbreitete.

„Mister Scaraan, variieren Sie die Ausweichmuster der PHOEBE stärker“, wies die Kommandantin ihren Steuermann an. „Me comprenez-vous, Monsieur?“

„Ja, Ma´am“, bestätigte der Rigelianer, der mittlerweile die Schrullen seiner Vorgesetzten kannte. Ihre Angewohnheit, mitunter Wörter oder Redewendungen der französischen Sprache in ihre Konversation einfließen zu lassen, war berüchtigt. Trotz der bedrohlichen Situation schmunzelnd, kam er ihrer Aufforderung nach und zwei weitere Angriffe der verbliebenen Bodenstellungen schlugen fehl.

„Und hören Sie auf zu grinsen“, bemerkte Sylvie LeClerc finster, obwohl Scaraan sich mit dem Rücken zu ihr befand. Etwas ungläubig fragte der Rigelianer sich, ob sie lediglich geraten hatte, oder ob sie ihn bereits wirklich so gut kannte.

Als die PHOEBE und die OBERON, zusammen mit der ASTARTE, aus den Schichten der oberen Atmosphäre ins freie Weltall hinaus rasten, meldete Lieutenant Sangreth: „Commodore, Captain Jacksons Teilverband geht eben auf Warpgeschwindigkeit.“

„Danke Lieutenant.“

Die Französin wandte sich an ihren vulkanischen XO, als auch die ASTARTE, und die beiden LUNA-Kreuzer auf Warpgeschwindigkeit gingen. „Commander, Sie haben die Brücke. Ich bin in meinem Bereitschaftsraum.“

Damit erhob sie sich aus ihrem Sessel und schritt davon.

Nachdenklich blickte Liran ihr nach. Er ahnte, dass sie sich Sorgen um die Teilnehmer des Kommandotrupps machte.

 

* * *

 

„Ich hoffe, dass die Sensoren der Jem´Hadar, durch das Waffenfeuer unserer Schiff soweit gestört worden sind, dass man den Ort-zu-Ort Transport des Trupps nicht bemerkt hat“, erklärte Vilaeni Kirin, die sich seit dem Absetzen in der Nähe Dherans aufhielt. Seite an Seite marschierten sie durch die enge Schlucht. „Was denken Sie, Captain - glauben Sie, man weiß bereits von unserer Anwesenheit?“

Tar´Kyren Dheran blickte die junge Andorianerin eindringlich an. Bereits während ihres ersten Zusammentreffens an der Sternenflottenakademie, im August diese Jahres, war ihm bewusst geworden, dass diese junge RED-SQUAD in ihm so eine Art Held des Dominion-Kriegs sah. Wie alle jungen und begeisterungsfähigen Wesen, die selbst noch nie einen Krieg am eigenen Leib erlebt hatten, ahnte sie offensichtlich nicht, dass an einem Krieg nur sehr wenig wirklich heldenhaft war. Dheran hoffte insgeheim, dass sie diese Erkenntnis während dieses Einsatzes gewinnen würde.

„Schwer zu sagen“, antwortete der Andorianer schließlich. „Wenn ja, dann werden wir es schon sehr bald erfahren, fürchte ich.“ Er machte eine Pause und warf einen etwas unwilligen Blick auf das RED-SQUAD-Abzeichen, einem goldenen Stern auf rotem Sternenflotten-Delta, an ihrem Uniformkragen, bevor er seinerseits fragte: „Was hat Sie bewogen, der RED-SQUAD beizutreten, Kadettin Kirin?“

„Sir?“

„Nun, während meines zweiten Jahres an der Akademie hat man mir angeboten, der RED-SQUAD beizutreten, aber ich lehnte dies ab, weil ich der Meinung war, dass man nicht einer Organisation innerhalb einer Organisation beitreten muss, um gute Leistungen zu erbringen. Offen gesagt, von solchen Strukturen halte ich nicht sehr viel.“

Ohne es verhindern zu können bogen sich die Antennen der hübschen Andorianerin leicht nach Innen. Sie hielt ihre Emotionen jedoch im Zaum und antwortete überlegt: „Ich selbst betrachte es als eine Auszeichnung, zur RED-SQUAD zu gehören. Es motiviert mich dazu Besonderes zu leisten, Sir.“

Tar´Kyren Dheran war mit dieser Antwort nur bedingt zufrieden. Mahnend erwiderte er: „Ein guter Freund sagte mir einmal, das der Träger seiner Uniform ihren Wert verleihen sollte – nicht die Uniform seinem Träger.“

Die junge Kadettin hakte sofort ein: „Darf ich fragen, wer dieser Freund war, Sir?“

„Sie dürfen. Er marschiert an der Spitze unseres Trupps und gehörte zu seiner Kadettenzeit gleichfalls der RED-SQUAD an.“

„Ich wusste nicht, dass der Admiral mit Ihnen befreundet ist“, erklärte die junge Andorianerin und blickte etwas überrascht zu Dheran auf. „Aber Sie sagten doch gerade...“

„Ich habe nichts gegen Angehörige der RED-SQUAD, Miss Kirin. Ich habe nur etwas dagegen, dass man einige Kadetten möglicherweise mit falschen Idealen auf einen gefährlichen Weg führt, und ihre hochgesteckten Ambitionen ausnutzt. So, wie es Admiral Leyton, vor zehn Jahren, getan hat.“

Die Kadettin blickte Dheran offen an, als sie entgegnete: „Das ist ein dunkler Punkt, in der Historie der RED-SQUAD, Sir, aber ich denke, dass sich ein solcher Vorfall nicht wiederholen wird. Ich glaube, dass sich Leyton auch dann an Kadetten wie Riley Shepard und Seinesgleichen gewandt hätte, wenn sie nicht zur RED-SQUAD gehört hätten.“

Tar´Kyren Dheran blickte nach Vorne, wo er seinen Freund erkannte, der neben Rania Singh-Badt marschierte und das Tempo vorgab. Nachdenklich antwortete er: „Vielleicht...“

 

* * *

 

Im selben Moment wandte sich Valand Kuehn an seine Begleiterin: „Lieutenant Singh-Badt, wo befinden wir uns momentan?“

Die Inderin kramte eine kleine Kunststofffaltkarte aus ihrer Uniformtasche. Da man den Gegner nicht frühzeitig durch Energiesignaturen auf sich aufmerksam machen wollte, verzichteten sie vorläufig auf den Einsatz von Tricordern. Schon zu Kadettenzeiten hatte die Inderin eine besondere Begabung gezeigt, sich in unbekanntem Gelände, ohne technische Hilfsmittel zurechtzufinden und zu orientieren.

„Ich würde sagen, wir haben noch etwa einen Kilometer vor uns, Sir“, sagte sie schließlich und blickte den Konteradmiral überzeugt an.

Der Norweger nickte knapp. „Danke, Lieutenant.“

Während die Inderin die Karte umständlich wieder zusammenfaltete, fragte sie: „Sir, Darf ich fragen, warum wollten Sie ausgerechnet mich bei diesem Einsatz, als Taktische Leiterin, dabei haben wollten?“

Der Konteradmiral blickte die Inderin schmunzelnd an und erwiderte: „Captain Dheran hat sie für dieses Unternehmen vorgeschlagen, als ich ihn um einen Taktischen Offizier mit hervorragenden Referenzen bat. Er hat es Ihnen vielleicht nicht gesagt, aber ich bin sicher, dass er Ihnen eine Menge zutraut. Sonst wären Sie nicht hier.“

Der Admiral grinste offen, als er die ungläubige Miene der Inderin bemerkte und erklärend fügte er hinzu: „Ihr Captain ist selbst schwer zu durchschauen, besitzt aber andererseits die Fähigkeit, andere Wesen gut einschätzen zu können. Er hat mir von Ihrer unfreiwilligen Teilnahme an seinem letzten Einsatz berichtet, und ich bin mir sicher, dass er Sie dabei sehr genau beobachtet hat, Lieutenant. Wenn ihm nicht gefallen hätte, was er dabei gesehen hat, dann hätte er Ihnen gleich nach der Rückkehr der ICICLE nahegelegt, sich auf ein anderes Schiff versetzen zu lassen, das dürfen Sie mir glauben.“

Die Inderin nickte. „Damit hatte ich eigentlich auch gerechnet, nachdem wir wieder auf STRATEGICAL STARBASE 71 ankamen. Hat der Captain Ihnen erzählt wie wir uns das erste Mal begegnet sind?“

Kuehn verneinte, und die Inderin umriss in knapper Form, wie sie ihn in seinem Arbeitsoverall nicht erkannte, und ihn ihr Gepäck hatte schleppen lassen.

Als sie endete lachte der Konteradmiral unterdrückt und erklärte amüsiert: „Das ist mein Freund Tar, wie er leibt und lebt.“

Die Inderin schmunzelte unterdrückt. Als sie der Norweger deswegen fragend musterte, erklärte sie: „Ich musste gerade daran denken, dass Tar in früherer Zeit, im britischen Seefahrer-Slang, einen Seemann bezeichnet hat, Sir. Frei übersetzt: Teerjacke. Eines meiner Hobbys ist die Geschichte der britischen Kriegsmarine, müssen Sie wissen.“

„Interessant, Miss Singh-Badt. Das hatte ich nicht geahnt.“

Sie schwiegen und blickten nach Vorne wobei die Inderin spürte, welche Ruhe und Sicherheit der Admiral ausstrahlte. In dieser Hinsicht stellte er selbst seinen Freund Dheran in den Schatten, befand die junge Frau.

Nach weiteren fünf Minuten deutete Rania Singh-Badt nach Vorne. „Dort ist der Höhleneingang, von dem Sub-Commander Tolaron behauptet hat, er würde zu einem unterirdischen Fluss führen, in den hinein zwei Abwasserkanäle des Internierungslagers führen sollen. Hoffen wir, dass diese Angaben korrekt sind, Sir.“

 

* * *

 

Der Gefangene saß, mit angewinkelten Beinen, auf dem Boden seiner Gefängniszelle und wiegte seinen Oberkörper langsam hin und her. Seine ehemals schwarze Uniform wies zahlreiche Risse, Löcher und Flecken auf. Sein Gesicht war gesprenkelt von kleineren und größeren Wunden und Blutergüssen, die sich dunkelblau gegen das hellere Blau seiner normalen Hautfarbe abhoben.

Längst hatte Hat´Meran Teron jegliches Gefühl dafür verloren, wie lange er sich nun bereits in den Händen der Jem´Hadar befand, doch es mussten mehr als fünf Jahre sein, so wie sie in der Föderation gezählt wurden. Dem Andorianer kam es vor wie Jahrzehnte.

Siebzehn Fluchtversuche hatte er in dieser Zeit unternommen – alle waren gescheitert, und von Mal zu Mal hatte er weniger Hoffnung empfunden, aus diesem Internierungslager jemals lebend zu entkommen.

Früher war er von kräftiger und durchtrainierter Gestalt gewesen, doch nun war er hager, beinahe ausgemergelt, und nur noch ein Schatten seiner selbst. Doch noch hatten sie ihn nicht endgültig gebrochen, das spürte er, immer wenn er in sich hinein horchte. Vielleicht war es töricht anzunehmen, dass es noch Hoffnung für ihn gab, doch noch hoffte er. Es war das Einzige, was ihn davor bewahrte innerlich zu zerbrechen und hilflos zu kapitulieren.

Ein kaltes Funkeln trat in seinen Blick, als er kurz an die anderen Gefangenen dieses Lagers dachte.

Cardassianer.

Dieser Abschaum der Galaxis war es, dem er seine momentane Lage zu verdanken hatte, denn hätten sie sich nicht an das Dominion verkauft, so wäre er vermutlich niemals in diese Lage geraten. Darum fühlte er auch keinen Funken Mitleid mit den Frauen und Kindern dieser Spezies, welche alle Sternenteufel zugleich holen mochten.

Die Antennen des gefangenen Andorianers bewegten sich unruhig. Er wusste nicht einmal, wie der Krieg nach seiner Gefangennahme weiter verlaufen war. Tobte er noch in den verschiedenen Sektoren des Alpha- und Beta-Quadranten, oder hatte das Dominion diese beiden Quadranten längst überrannt?

Wie immer in solchen Momenten dachte Hat´Meran Teron an seine Familie, auf Andoria. Wie mochte es seinen Eltern gehen? Lebten sie noch?

Längst hatten die Jem´Hadar aufgehört ihn zu verhören. War das nicht ein Zeichen dafür, dass sie den Krieg längst gewonnen hatten, und keinerlei Informationen von ihm benötigten? Vielleicht war das alles aber auch nur Schliche.

Worauf dieses Pack nicht verzichtete war, ihn regelmäßig zu foltern. Entweder aus der Macht der Gewohnheit heraus, oder schlicht deswegen, weil sie sadistisch veranlagt waren. Sein einziger Trost war, dass sie bei diesen Methoden auch nicht vor den cardassianischen Frauen halt machten, die sich in ihrer Gewalt befanden. Das hatten sie davon, mit solchen Teufeln zu paktieren.

Er wusste nicht wie lange er damit zugebracht hatte, über solche finsteren Gedanken zu brüten, als entfernte Schritte auf dem Gang erklangen.

Sie kamen um ihn erneut zu misshandeln.

Hat´Meran Terons Hände ballten sich zu Fäusten. Ihr werdet mich auch diesmal nicht brechen... Niemals...

 

* * *

 

Zwei Gruppen des Stoßtrupps unter Kuehns Leitung, waren in den linken der beiden Kanäle eingedrungen, während sich die anderen beiden, unter dem Kommando von Dheran, durch den rechten Kanal vorarbeitete. Sie hatten etwa hundert Meter zurückgelegt, als der Andorianer stehenblieb. Der üble Geruch, der sie bereits die ganze Strecke über begleitet hatte, war inzwischen zu kaum erträglichem Gestank geworden. Die Wände, an denen sie sich durch die Finsternis entlangtasteten, waren rissig, feucht und kalt. Mit den Füßen wateten die Eindringlinge durch die ersten Wasserlachen. Vilaeni Kirin, die direkt hinter Dheran ging, stieß gegen ihn.

„Was ist passiert, Sir?“ flüsterte sie.

„Sauerstoffmangel“, erklärte Dheran. „Die Luft wird schlechter.“

„Irgendwo muss es Abzugs- und Belüftungsschächte geben“, meinte die Kadettin. „Früher oder später werden wir dort angelangen.“

Dheran hörte die anderen ebenfalls herankommen. Er fragte sich, ob er es wirklich verantworten konnte, die Männer und Frauen weiter in den Kanal eindringen zu lassen.

Dheran erklärte ihnen, weshalb er angehalten hatte.

„Wenn es schlimmer wird, können wir noch immer umkehren“, sagte Vilaeni Kirin zuversichtlich. „Meine Nase war noch nie empfindlich.“

Dheran hörte, dass die Anderen zustimmend brummten. Ihre Füße scharrten auf dem feuchten Boden. Irgendwo war ein Plätschern zu hören.

„Wir müssen dicht hintereinander bleiben“, ordnete Dheran an, der so lange wie nur irgend möglich darauf verzichten wollte, eine Energiequelle zu aktivieren. „Es kann sein, dass Sickerschächte oder andere Löcher im Boden sind.“

„Dann sollte vielleicht ich vorangehen, Sir“, schlug Kadettin Kirin vor. „Ich bin leichter als Sie, und wenn Sie sich mit einer Hand an meiner Schulter festhalten, dann können Sie mich notfalls festhalten und wieder hochziehen.“

„Ein guter Vorschlag“, befand Dheran.

Gleich darauf spürte die junge Andorianerin, wie sich die kräftige Hand des Captains auf seine Schulter legte. In dieser Situation wirkte es beruhigend, einen Mann mit einer Konstitution wie der Dherans bei sich zu haben.

„Gut“, sagte Dheran gedämpft. „Weiter jetzt!“

Vilaeni Kirin schlug kein besonders schnelles Tempo ein. Sie hielt es für besser, auf ihre Sicherheit zu achten, als blindlings durch die Gänge zu rennen. Bei jedem Schritt tastete sie den Untergrund mit den Füßen ab.

Es wurde immer feuchter. Die Zahl der Lachen nahm zu. Von der unsichtbaren Decke fielen Tropfen auf die Männer und Frauen herunter. Kleine Tiere huschten zwischen ihnen umher, aus ihren Verstecken aufgescheucht. Wo es jedoch Tiere gab, musste auch Sauerstoff zum Atmen sein.

Ein Rauschen drang an Dherans Ohren, das ständig an Lautstärke zunahm, je weiter sie kamen.

„Glauben Sie, dass das ein weiterer Kanal ist?“ fragte Vilaeni Kirin vor ihm. Sie musste ihre Stimme etwas heben, um das Geräusch zu übertönen.

„Wir werden sehen“, erwiderte Dheran.

„Halten Sie mich gut fest, Sir.“

Nachdem sie weitere fünfzig Meter zurückgelegt hatten, stießen die Füße der Andorianerin auf etwas Hartes. Sie blieb stehen und bückte sich.

„Ein Metallgitter“, informierte sie die anderen. „Offensichtlich befindet sich darunter jener Kanal der in das Innere des Internierungslagers führt.“

Sie hörten das Rauschen und Plätschern des Wassers. Ein Laut, als bewege sich dort ein rostiges Scharnier, kam aus der Tiefe.

Vilaeni Kirin erschauerte. Der Gestank war jetzt so schlimm, dass sie glaubte, inmitten eines Berges von Müll zu stecken. Sie begann das Gitter abzutasten. Es war eine Art Rost, offensichtlich dafür bestimmt, größere Gegenstände, die den Kanal verstopfen konnten, aufzuhalten. Sie überwand ihren Widerwillen gegen das glitschige Metall und suchte nach einem Schloss oder einem Riegel.

„Nichts“, sagte sie nach einiger Zeit. „Wir kommen hier nicht durch.“

„Lassen Sie mich einmal probieren, Kadettin“, erklärte Dheran. „Wenn ich es auch nicht schaffen sollte, dann müssen wir eben Gewalt anwenden.“

Die Kadettin trat zur Seite.

Der andorianische Captain packte den Rost mit beiden Händen. Dann hob er an.

Für einen langen Moment hörte man nur Dherans unterdrücktes Stöhnen. Dann gab das Gitter knirschend nach.

Dheran lachte triumphierend.

Einer nach dem Anderen kletterte nun hinunter, wobei Dheran, der sich als Erstes hinab gelassen hatte, den Nachfolgenden zu Boden half.

Dann gingen sie weiter.

Irgendein Kleintier sprang Dheran an und verbiss sich in seiner Hose. Er schleuderte es mit einem Tritt davon. Kreischend prallte es gegen die nächste Wand und floh dann.

Der Weg durch die vollkommene Finsternis war schwieriger, als er angenommen hatte. Dheran wusste jedoch, dass er sich auf seine Gefährten verlassen konnte.

Wieder ging Vilaeni Kirin voraus. Plötzlich griff ihre Hand, die an der Wand entlang glitt, ins Leere. Sofort blieb sie stehen. Behutsam suchte sie die Umgebung ab, aber nur hinter sich fand sie festen Halt. Genau im rechten Winkel musste ein Seitenarm der Kanalisation in die Erde hineinführen.

Die junge Andorianerin schilderte Dheran ihre Entdeckung.

„Vielleicht gibt es auch auf der anderen Seite Abgänge“, meinte Dheran. Dann sagte er ruhig zu den Anderen: „Bleiben Sie auf Ihren Plätzen. Ich werde mit Kadettin Kirin untersuchen, was hier los ist.“

Gemeinsam bewegten sie sich durch die Finsternis.

Nachdem sie eine Minute ständig nach rechts gegangen waren, hielt Kirin an. „Die Mauer, Sir“, sagte sie erleichtert. „Ich glaube, der Gang, durch den wir kamen, gabelt sich an dieser Stelle. Wir müssen uns entscheiden, ob wir rechts oder links weitergehen.“

„Rechts“, entschied Dheran Sie riefen die übrigen und setzten ihr Eindringen fort.

 

* * *

 

Etwa zur selben Zeit passierte Kuehn, zusammen mit seinen beiden Gruppen, eine Stelle, an der ihr Kanal zum Teil eingebrochen war. Sie mussten über Trümmer hinweg klettern und durch einen See stinkender Brühe waten, bis sie ihr Marschtempo wieder aufnehmen konnten.

Kuehn, der bis zu den Knien im Wasser gestanden hatte, fühlte den Stoff seiner Hose an den Waden kleben. Er hatte den Eindruck, als sei es jetzt wärmer geworden. Es war möglich, dass das Lager unterirdisch beheizt wurde. Vielleicht gingen sie in diesem Augenblick unter einem großen Heiztunnel entlang.

Rings um sie war jetzt ununterbrochen das Geräusch fließenden Wassers. Kurz darauf stießen sie auf den ersten eigentlichen Kanal. Er war in der Mitte vertieft, eine Metallrinne führte hindurch. Zu beiden Seiten der Rinne verlief eine Art Laufsteg. Die beiden Stege standen jedoch unter Wasser. Schlick, Algen und andere Parasiten hatten sich darauf festgesetzt. Dadurch wurde der Untergrund schlüpfrig.

Der Steg, über den sie gingen, besaß kein Geländer auf der Seite der Rinne, aber die tastenden Hände der Männer und Frauen fanden in regelmäßigen Abständen Griffe, die in die Wand eingelassen waren. Aus unzähligen kleinen Seitenkanälen floss ständig Wasser in die Hauptrinne. Bereits nach mehreren Metern waren die Eindringlinge vollkommen durchnässt.

Zu seiner Erleichterung stellte Kuehn fest, dass diese Abwässer bereits irgendeinen Filterungsprozess durchgemacht hatten, so dass der Gestank wenigstens einigermaßen erträglich blieb. Bakterien würden in der Flüssigkeit kaum enthalten sein, denn selbst die Spezies der Jem´Hadar war darauf bedacht, ihre Anlagen keimfrei zu halten. Aber auch sie konnten bestimmt nicht vermeiden, dass sich hier unten Bakterien entwickelten und gediehen.

Hinter ihnen wurde das Rauschen lauter. Es schien, als sei unverhofft ein großer Wasserfall in Tätigkeit geraten. Das Geräusch kam schnell näher.

„Festhalten!“ rief Kuehn. Er klammerte sich mit beiden Händen an einen Griff und stemmte die Füße in den Winkel zwischen Wand und Boden.

Sekunden später sah er seine Vermutung, dass eine Abwasserflut durch den Kanal spülte, bestätigt. Eine Masse von Schaum aus Chemikalien und Schmutz raste heran.

Alle Beteiligten nahmen einen Atemzug und hielten die Luft an. Im gleichen Augenblick prallte das Wasser gegen ihre Körper, riss ihre Füße aus der notdürftigen Verankerung und drohte sie mitzureißen.

Entschlossen hielten sich alle an den Griffen fest.

In Kuehns Ohren rauschte und dröhnte es. Jeden Augenblick glaubte er, nach Luft schnappen oder den Griff loslassen zu müssen.

Dann war die erste Flut vorüber.

Kuehn und seine Begleiter konnten kurz Luft holen, obwohl das Wasser noch immer bis zu ihren Hälsen reichte.

„Alles in Ordnung, Sir?“, fragte Rania Singh-Badt mit gepresster Stimme.

„Ja“, brachte Kuehn hervor.

„Ich habe jemanden am Kragen“, gab Petty-Officer Scerrin bekannt. „Wenn ich ihn nicht festgehalten hätte, wäre er weggeschwemmt worden.“

„Ich werde ersticken, wenn Sie mich nicht bald loslassen, Mister“, sprudelte die unverkennbare Stimme von Tal´Inuray Filiz hervor.

In Sekundenschnelle sank das Wasser. Die Männer und Frauen konnten wieder auf eigenen Beinen stehen. Ihre Kleidung war zum Glück weitgehend wasserdicht.

Kuehn gab das Kommando weiter zu marschieren.

Der Boden wurde ständig unebener. Schlamm und Abfallreste bedeckten die beiden seitlichen Stege und füllten die Rinne aus. Bis zu den Knöcheln versanken die Füße darin.

Nur das Platschen ihrer Füße im Wasser und das ununterbrochene Rauschen der Kanäle war zu hören. Aus einem kleinen Seitenkanal wurden sie mit säurehaltiger Flüssigkeit übersprüht, aber sie ertrugen das leichte Brennen auf der Haut, ohne ein Wort darüber zu verlieren. Einige Meter weiter erhellten die ersten trüben Leuchtkörper den Gang – ein sicheres Zeichen dafür, dass man sich dem Lager näherte.

An einem Staufeld vorbei gelangten sie in einen tiefer gelegenen Kanal. Meterhoher Schaum hatte sich über dem Schutzschild der Stauanlage gebildet. Durch das Wirbeln des abfließenden Wassers wurden die Flüchtlinge buchstäblich, in Schaum gebadet.

Kuehn hockte sich mitten auf den Stauschutz und klammerte, sich mit einer Hand fest. Die frei gebliebene Hand benutzte er dazu, um Lieutenant Singh-Badt als Erste in den tiefer gelegenen Kanal hinab zu lassen.

Nachdem sie alle den Kanal gewechselt hatten, folgte der Norweger, als Letzter. Schaumflocken wirbelten hinter ihnen her.

Schnell begab er sich wieder zu der Inderin an die Spitze. Das Problem, das Kuehn am meisten beschäftigte, war die Frage, wo sie schließlich herauskommen würden. Es gab unzählige Möglichkeiten, und er konnte nur hoffen, dass das Glück ihnen hold sein würde.

Die Wirkung des Heiztunnels hatte spürbar nachgelassen. Die Haare der Beteiligten, sofern sie welche besaßen, trockneten nur langsam.

Unterwegs wurde er ständig neu durchnässt. Praktisch fror man nun ununterbrochen, aber sie hatten keine Zeit sich darüber Sorgen zu machen. Ihre ganze Aufmerksamkeit wurde von der Umgebung in Anspruch genommen.

Rania Singh-Badts Aufschrei kam so unerwartet, dass Kuehn zusammenfuhr. Er blieb sofort stehen. Die Inderin stöhnte und fluchte gleichzeitig. „Was ist los, Lieutenant?“, erkundigte sich Valand Kuehn.

„Ich weiß nicht“, sagte die Frau unsicher. „Ich bin in eine Falle getreten.“

„Falle?“ Kuehn wischte mit beiden Händen über sein nasskaltes Gesicht.

„Etwas hat zugeschnappt“, berichtete die Inderin mit zittriger Stimme. „Mein Fuß hängt jetzt drin, und ich kriege ihn nicht los.“

Es war nicht anzunehmen, dass die Jem´Hadar hier unten Fallen für rattenähnliche Tiere aufgestellt hatten. Um diese zu bekämpfen, gab es weitaus wirksamere Mittel.

„Ich sehe nach, was es ist“, erklärte Kuehn und bückte sich.

Geduldig warteten sie, bis der Admiral den Untergrund abgesucht hatte. „Fühlt sich an wie eine Muschel“, sagte er schließlich. „Ein ziemlich großes Ding. Es hält Ihren Fuß fest umschlossen, Lieutenant und sitzt seinerseits im Schlamm fest. Außen ist es knochenhart, aber an den Öffnungen weicher.“

Kuehn versuchte das Gebilde auseinander zu bewegen Dabei fragte er nach oben:„Haben Sie starke Schmerzen, Miss Singh-Badt?“

Die Frau gab ein glucksendes Geräusch von sich.

„Ein Fußbad ist angenehmer“, meinte sie mit erzwungener Fröhlichkeit.

Kuehn hörte sie mit den Zähnen knirschen. Er meinte: „Okay, ich werde jetzt versuchen, das Ding aufzubrechen.“

Wasser spritzte auf und Kuehn schnaubte wie eine Dampfmaschine. Ein Ächzen drang über seine Lippen, dann ein resignierter Fluch. Im nächsten Moment gab einen Ruck und Kuehn fiel gemeinsam mit der Inderin in die Rinne. Prustend und hustend kletterten sie daraus hervor.

„Sind Sie frei, Lieutenant?“ fragte Kuehn hoffnungsvoll.

Die anderen wurde langsam unruhig.

„Ja, Sir“, antwortete die Inderin zur allgemeinen Erleichterung. Sie unterdrückte ein schmerzhaftes Stöhnen, als wieder Blut in ihren Fuß pulsierte. Dankbar ließ sie sich von Kuehn helfen, als sie ihren Marsch fortsetzen.

 

* * *

 

Tar´Kyren Dheran hatte das Gefühl, bereits seit Stunden durch das Labyrinth der Abwasseranlage zu irren.

Unerwartet wurde der Kanal, durch den sie gingen, von einer Sperre unterbrochen. Vilaeni Kirins Hand stieß auf Metall. Das Wasser fand weiter unten Durchlass, doch das Gitter in der Sperre war viel zu klein, um die Männer und Frauen durchzulassen.

„Wir kommen nicht weiter“, rief Dheran seinen Gefährten zu.

Die Kadettin untersuchte die Sperre. „Sie ist nicht immer in dieser Stellung“, sagte sie nach einer Weile. „Offensichtlich wird sie nur herabgesenkt, wenn größere Gegenstände aufgefangen werden sollen.“

„Vielleicht haben die Jem´Hadar unser Eindringen entdeckt“, meinte Nerlian Coraal unsicher. „Und jetzt sperren sie die Kanäle.“

„Ich habe einen Seitengang entdeckt“, meldete sich einer der Männer des Teams. „Er ist jedoch ebenfalls versperrt.“

Dheran arbeitete sich durch die stinkende Brühe zu dem Mann durch. Der seitliche Kanal war nicht groß, sein Durchmesser betrug nur zwei Meter.

Nachdem der Andorianer zehn Schritte in ihn eingedrungen war, stieß er auf eine geschlossene Metallwand.

„Hier ist ein Hebel oder irgend etwas, das sich so anfühlt!“, rief Nerlian Coraal vom Hauptkanal. „Vielleicht wurde er für Notfälle angebracht, wenn die automatische Regelung einmal ausfallen sollte.“

„Vorsicht, Lieutenant“ warnte Kuehn. „Bewegen Sie ihn nicht.“

Der Andorianer beeilte sich, in die Nähe der Saurianerin zu kommen.

Die Saurianerin führte ihn auf den Hebel zu.

Dherans ausgestreckte Hand bekam einen Metallgriff zu fassen. Er versuchte, ihn behutsam nach oben oder unten zu drücken. Er wackelte etwas, gab jedoch nicht nach. Der Andorianer verstärkte den Druck.

Unerwartet gab der Hebel mit einem Ruck nach und rastete ein Stück weiter oben ein. Ein Knirschen, als rieben zwei raue Metallflächen gegeneinander, drang an die Ohren der Eindringlinge. Das Geräusch ließ Dheran frösteln.

„Die Sperren öffnen sich!“, rief Kirin.

Vom Seitengang kam Wasser geschossen, es ergoss sich mit unverhoffter Wucht über die Männer und Frauen. Dheran wurde von den Beinen gerissen und fiel in die aufschäumende stinkende Flut. Doch gleich darauf packte eine kräftige Männerhand ihn am Kragen und zog ihn zu einem höher gelegenen Teil des Ganges.

Der Seitengang musste unter Wasser gestanden haben. Als Dheran die Absperrungen geöffnet hatte, waren die Abwässer blitzschnell in den Hauptgang eingedrungen. Die Flut ließ jedoch rasch nach.

Dheran blickte auf und sagte krächzend: „Danke, Crewman.“

Dann wies er die Leute des Teams an, durch den Verbindungsgang den nun halbwegs wasserfreien Parallelgang aufzusuchen. Schwaches Licht drang aus der Öffnung zu ihnen.

Der Trupp bewegte sich nun durch den neu entdeckten Röhrengang. Wieder übernahm Kadettin Kirin, neben Dheran, die Spitze.

Tar´Kyren Dheran atmete tief ein und aus und hoffte, sie würden sich nun bald an einem der von oben kommenden Vertikalschächte befinden, über den sie in das Innere des Lagers zu gelangen gedachten. Im nächsten Moment gab das Gitter unter seinen Füßen nach und zusammen mit Vilaeni Kirin, die einen spitzen Laut von sich gab, sauste er in die Tiefe.

 

* * *

 

Hat´Meran Teron wurde von seinen Wächtern mehr zurück zu seiner Zelle geschleift, als dass er ging. Diese Zelle lag auf einer tiefer gelegenen Ebene des Gefängnistraktes, als die der anderen Gefangenen. Auch dieses Mal hatten sie ihm keine einzige Frage bei ihren Misshandlungen gestellt.

Als einer der Wachen sein Zellenschott öffnete, spürte der Andorianer ein Vibrieren des Bodens. Zunächst dachte er an eine Sinnestäuschung, doch dann durchliefen zwei weitere Vibrationen den Boden – diesmal deutlich spürbar.

Hat´Meran Teron hatte genug Erfahrungen mit Landeunternehmen während des Krieges sammeln können, um zu wissen, dass diese Erschütterungen nicht auf seismische Aktivitäten des Planeten zurückzuführen waren.

Der Planet wurde aus dem Raum angegriffen.

Ein brutaler Stoß des Jem´Hadar, der ihn festhielt, beförderte ihn unsanft in seine Zelle, und noch während er zu Boden sackte schloss sich das Schott bereits wieder. Er hörte, wie sich die beiden Wachen rasch entfernten und er ballte seine Hände zu Fäusten.

Der Andorianer hatte noch nicht verlernt folgerichtige Schlüsse zu ziehen und so wusste er, dass es nur eine Streitmacht der Föderation und ihrer Alliierten sein konnte, die dieses Lager, weit im Hinterland des Dominion, angriff. Die Cardassianer schloss er kategorisch aus, da sie sich viel zu fest im Würgegriff des Dominion befunden hatten, als man ihn gefangen genommen hatte. Ihn und sieben seiner Kameraden. Hat´Meran Teron wusste nicht, was aus ihnen geworden war. Er hatte keinen von ihnen gesehen, seit man sie festgesetzt hatte. Vermutlich waren sie bereits tot.

Erneut wurde die Umgebung erschüttert, und der Andorianer vermutete, dass man das Lager nicht direkt angriff. Der logische Grund dafür lag auf der Hand: Man wollte die Insassen lebend haben. Die Frage war nur, ob man die Gefangenen, oder die Jem´Hadar lebend haben wollte.

Mühsam schaffte er Teron, sich auf allen Vieren zu seiner primitiven Pritsche zu schleppen. Stöhnend schaffte er es schließlich hinauf zu klettern und sich auf dem Lager auszustrecken. Die Augen schließend dachte er, wie oftmals zuvor, seit er hier war, an seinen ehemaligen Freund, Tar´Kyren Dheran. Noch immer sah er es als Verrat an seinem Volk an, dass Dheran zur Sternenflotte ging, statt so wie er selbst, zu den Andorianischen Kommandoeinheiten. Dabei dachte er inbrünstig: Du verdammter Verräter solltest in diesem Loch schmoren, und nicht ich, Tar´Kyren...

 

* * *

 

Ein mit Wasser gefüllter Kanal dämpfte den Aufprall, doch er genügte, um sich schmerzhaft den Steiß zu prellen, wie Dheran unsanft feststellen durfte. Zudem hatte er das Pech, dass Vilaeni Kirin direkt auf ihn prallte.

Während er sich ächzend wieder aufrappelte, blickte er nach oben. Er erkannte ein Gitterschott, dass sich geöffnet hatte, als er zusammen mit Vilaeni Kirin darauf gestanden hatte. Nun war es wieder fest verschlossen, wie ihm Lieutenant Coraal versicherte, nachdem sie erfolglos versucht hatte, es wieder zu öffnen.

„Lieutenant Coraal, halten Sie sich nicht damit auf!“, rief der Andorianer nach oben. „Übernehmen Sie die beiden Gruppen und führen Sie die Mission durch! Das Ziel muss nun fast unmittelbar vor Ihnen liegen! Kadettin Kirin und ich werden uns auf einem anderen Weg Zutritt zum Lager verschaffen!“

Für einen Moment sah es so aus, als wolle die Saurianerin protestieren, doch dann rief sie in die Tiefe: „Aye, Captain!“

Vilaeni Kirin, die ebenfalls wieder auf ihren Füßen stand, blickte, im schwachen Lichtkegel, der von Oben durch das Gitter fiel, unbehaglich zu Dheran. „Was machen wir nun, Sir?“

Dheran grinste schief. „Ich schätze, Sie fragen sich nun, ob es wirklich eine gute Idee war, sich für dieses Kommando freiwillig zu melden. Um Ihre Frage zu beantworten: Wir machen das, was ich eben gesagt habe. Wir suchen einen anderen Eingang zum Lager. Und noch etwas, Kadettin Kirin: Eins der Sternenflottenprotokolle besagt, dass Kadetten dafür zu sorgen haben, dass ihr Captain stets weich landet – nicht, dass der Kadett weich auf seinem Captain landet, verstanden?“

Damit stapfte er los, in die nur trübe erhellte Finsternis dieses Felsenganges, und Vilaeni Kirin beeilte sich, mit einem fast spitzbübischen Grinsen im Gesicht, ihm zu folgen.

Bereits nach zwanzig Schritten machte der Gang einen 30-Grad-Knick nach links, um nach etwa fünfzig Metern wieder in die ursprüngliche Richtung abzubiegen. Nach einer Weile drang ein leises Plätschern an ihre Ohren und vor ihnen im Gang wurde es heller.

Tar´Kyren Dheran blieb stehen und raunte seiner Begleiterin zu: „Ich denke, es kann nicht schaden, wenn wir vorsichtig bleiben. Nehmen sie ihren Handphaser und geben Sie mir Deckung. Und ab jetzt kein Laut mehr, bis ich es sage.“

Während die junge Andorianerin seiner Aufforderung nachkam, löste Dheran sein Phasergewehr, dass ihm quer über dem Rücken hing und brachte es in Anschlag, während er, nun beinahe lautlos, weiterging.

Sie erreichten eine mäßig erhellte Felsenkammer, deren Decke etwa zehn Meter über ihnen lag. Aus mehreren Öffnungen in den Wänden ergossen sich Abwässer in ein Becken, aus denen sie dann durch eine breite Rinne in den Gang flossen, aus dem sie gerade heraustraten. Ein scharfer Ammoniakgeruch lag in der Luft.

Zur Linken erkannte Dheran eine Steintreppe, die etwa sieben Meter über ihnen zu einer einfachen Gittertür führte. Stumm deutete er hinauf und gab Vilaeni Kirin dann ein Zeichen ihm zu folgen. Leichtfüßig erreichten die beiden blauhäutigen Wesen die untere Stufe der Treppe und stiegen sie hintereinander hinauf.

Oben angekommen blickte Dheran durch die fleckigen Gitterstäbe in einen Felsengang, der durch Leuchtkörper an den Wänden mäßig beleuchtet war. Zumindest schien er trocken zu sein. Außerdem strömte dem Andorianer aus ihm bessere Luft entgegen. Misstrauisch blickte er sich nach Warnanlagen oder Überwachungssystemen um, doch nichts war zu entdecken. Der andorianische Captain kam zu dem Schluss, dass es hier unten entweder nichts von Interesse gab, oder aber, dass die Jem´Hadar, von dieser Seite nicht mit einem Eindringen rechneten. Er grinste, als er sich bei diesem Gedanken ertappte und sagte sich, dass man aus einem Gefängnis auch eher ausbrach, als dort einzubrechen.

Die Gittertür war verschlossen, doch als Dheran das halb verrottete Schloss mit dem Kolben seines Phasergewehres traktierte, sprang sie quietschend auf.

„Das haben auch halb Taube gehört“, flüsterte Vilaeni Kirin heiser.

Dheran warf ihr einen warnenden Blick zu und zog sie dann am Ärmel mit sich in den Gang hinein. Er bedeutete ihr, sich auf der linken Seite des Ganges zu halten, während er nahe an der rechten Wand entlang schlich. Nach einer Weile atmete er innerlich auf. Offenbar gab es hier unten Niemanden, der das Öffnen der Tür gehört hatte.

Vor sich erkannte Dheran schließlich eine T-Kreuzung, von der dieser Gang nach Rechts und Links abbog. Der Andorianer machte seine junge Begleiterin darauf aufmerksam und bedeutete ihr, zurück zu bleiben, während er selbst weiter schlich. Permanent den abbiegenden Gang nach links im Auge behaltend, schob er sich an der Wand entlang, bis er die Kante des nach rechts abbiegenden Ganges fast erreicht hatte. Dann bückte er sich und lugte vorsichtig um die Ecke herum.

Der Gang lag verlassen, und nachdem Dheran auch noch einmal in die andere Richtung gespäht hatte, gab er Vilaeni Kirin ein Zeichen zu ihm aufzuschließen. Sein andorianischer Orientierungssinn sagte ihm, dass sie sich nach Rechts wenden mussten und so deutete er in die entsprechende Richtung.

Tar´Kyren Dherans Anspannung hatte ein wenig nachgelassen. Trotzdem reagierte er als Erster, als vor ihm und der Kadettin plötzlich zwei Jem´Hadar um die Gangecke bogen.

Während Vilaeni Kirin noch auf die beiden Grauhäutigen starrte, hatte Dheran sie bereits gepackt und riss sie mit sich zu Boden, so dass der Polaronphaserstrahl des rechten Gegners über sie hinwegfegte. Noch im Fallen eröffnete der andorianische Captain das Feuer auf den Schützen. Im nächsten Moment hatte er bereits seine Begleiterin losgelassen und visierte den zweiten Jem´Hadar an, kaum dass er auf dem Boden lag. Mit einem gezielten Schuss betäubte er auch den zweiten Gegner. Er erhob sich bereits wieder während die junge Kadettin noch immer nach vorne starrte.

An ihrem linken Oberarm zog Dheran seine Begleiterin von Boden und funkelte sie, mit seinen bläulich-violetten Augen, gefährlich an.

Die Kadettin war sich bewusst, dass ihr Zögern einen von ihnen beiden das Leben hätte kosten können, und sie erklärte schuldbewusst: „Es tut mir leid, Sir, ich...“

„Ich will keine Entschuldigung hören, Miss Kirin“, zischte Dheran heiser und hielt dabei seinen Zeigefinger dicht vor ihr rechtes Auge, während sich seine Antennen wie Dolche auf sie richteten. „Ich bin mir bewusst, dass dieser Einsatz etwas ganz Anderes ist, als eine Holodeck-Simulation, und Sie sind es jetzt hoffentlich auch. Lernen Sie daraus, Kadettin, und machen Sie diesen Fehler niemals wieder, verstanden?“

Die Haltung der jungen Andorianerin straffte sich, während sich ihre Antennen nach hinten krümmten. „Aye, Sir.“

Dherans Griff lockerte sich etwas und ein wenig beherrschter erwiderte er: „Dann seien Sie ab jetzt auf Zack und beweisen Sie, dass Sie ihr RED-SQUAD-Abzeichen nicht zu Unrecht tragen, Kadettin Kirin.“

Sie wurden durch ein unterdrücktes Ächzen abgelenkt, und wirbelten zu den beiden Jem´Hadar herum, doch beide lagen, nach wie vor, reglos auf dem Boden des Ganges. Es klang erneut auf, und jetzt realisierten die beiden andorianischen Wesen, dass das Geräusch aus einer der zwei Zellen, am Ende des Ganges kam.

„Sichern Sie den Gang“, flüsterte Dheran, während sie sich den Zellen näherten. „Ich werde die beiden Jem´Hadar durchsuchen.“

Kirin bestätigte, während der Andorianer bereits die Uniformen der beiden Bewusstlosen durchsuchte. Nach einer Weile fand er einen Code-Schlüssel und blickte triumphierend zu seiner Begleiterin. Er begab sich zu der Zelle, aus der die seltsamen Geräusche gekommen waren. Nach wenigen Augenblicken hatte er sie geöffnet und drang in das Innere vor. Was er sah, verblüffte ihn so sehr, dass er abrupt stehenblieb, als wäre er gegen eine massive Mauer geprallt.

Das Wesen vor ihm, das sich mühsam auf den Beinen hielt, war ein Andorianer – und er trug die zerschlissene Uniform der Andorianischen Kommandoeinheiten. Doch das war noch nicht alles, denn die Gesichtszüge des Andorianers waren ihm bekannt, auch wenn seine Erscheinung nun sehr abgezehrt war, und er das Haar länger trug, als allgemein üblich.

Endlich stieß Dheran geräuschvoll den angehaltenen Atem aus und fragte mit ungläubigem Tonfall: „Bist du es wirklich, Hat´Meran?“



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