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Star Trek - Icicle - 04

Kampftaktiken
von

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Der Anschlag

Mit einem leichten Brummschädel behaftet erwachte Tar´Kyren Dheran am nächsten Morgen in aller Frühe.

Nach dem Tanz mit Christina hatten sie sich ganz normal unterhalten, so als sein nie etwas zwischen Ihnen geschehen, doch der Andorianer wusste, dass sie ihre Drohung wahr machen würde, wenn er von seinem Einsatz zurück kam.

Pasqualina hatte es anscheinend nicht besonders gerne gesehen, dass er mit Christina getanzt hatte, denn sie war ihm den gesamten Abend über ausgewichen, wobei Sinemus sich beinahe ständig in ihrer Nähe aufgehalten hatte.

Später hatte er Christina, ganz Gentlemanlike, bis zu ihrer Kabine gebracht und sich dort von ihr verabschiedet. Danach war er zu der Feier zurück gekehrt und hatte sich, ohne eines weiteren Kommentars, einen gewaltigen Rausch angetrunken.

Und nun hatte er besagten Brummschädel.

Der letzte Brummschädel für längere Zeit, vermutete der Andorianer. Zumindest auf Brummschädel in Folge von Alkoholgenuss bezogen.

Er schüttelte die düsteren Gedanken ab und erhob sich entschlossen.

Nach fast einer halben Stunde im Bad, kleidete er sich an und begab sich in den Wohnraum, wo er sich ein opulentes Frühstück am Replikator zusammenstellte. Ein Blick auf die Uhr belehrte ihn, dass er noch eine gute Stunde Zeit hatte, bevor er beim Admiral erscheinen sollte. Kein Grund zur Hektik also.

Während er sein Frühstück verzehrte, ging ihm die Bilder von Pasqualina und Sinemus nicht aus dem Sinn. Er hatte den Eindruck gewonnen, dass sie sich blendend verstanden hatten, und dass dem Lieutenant-Commander sein XO keinesfalls gleichgültig war. Er spürte, wie sich die blau-grüne Kreatur der Eifersucht in seine Innereien fraß, auch wenn er diesen Umstand krampfhaft zu ignorieren versuchte. Die gesamte Situation war vollkommen verfahren, und er würde schnell einen Ausweg finden müssen, wollte er nicht wahnsinnig werden. Aber vielleicht würde sich dieses Problem in den nächsten Tagen von selbst erledigen.

Der Andorianer verwarf diese finsteren Gedanken und versuchte sich vorzustellen, wie der kommende Einsatz sich entwickeln würde. Als er an die Stelle kam, an der er den Befehl zur Zerstörung der ICICLE geben würde, spürte er, wie sich sein Magen zusammen zog. Er würde nicht zögern ihn zu geben, soviel stand für ihn fest, und dennoch war ihm bewusst, dass er dabei emotional längst nicht so unbeteiligt sein würde, wie er vorgab.

Es war sein Schiff. Er hatte es nicht, wie es zumeist üblich war, von irgendeinem Vorgänger übernommen. Es war sein Schiff, und er hatte ihm seinen Charakter aufgeprägt.

Dheran straffte sich. Ein Schiff war ein akzeptabler Verlust, für ein strategisches Ziel, wie diesen Werftkomplex. Und nichts war so konstant wie die Veränderung. Man würde ihm und seiner Crew schon ein neues Schiff zuteilen, falls er die Mission nicht völlig vermasselte. Aber in diesem Fall würde er wohl kaum noch in der Lage sein irgendetwas zu bedauern.

Nach dem Frühstück trank er in Ruhe einen zweiten Kaffee, bevor er sich schließlich auf den Weg zum Admiral machte. Unterwegs überlegte der Andorianer, welchen Eindruck er im Nachhinein auf die OPS-Besatzung machen würde, wenn er gleich, wieder einmal, bei Tarun randalieren würde. Frustriert kam er zu dem Schluss, dass sein Ruf nach dem kommenden Auftritt wohl endgültig ruiniert sein würde.

Die können mich alle mal, dachte der Andorianer dann trotzig. Schließlich handelte er diesmal auf höchsten Befehl, und nicht, weil er Spaß daran hatte. Na ja, zumindest nicht nur weil er Spaß daran hatte, fügte er einschränkend hinzu.

Als er den Turbolift auf der OPS verließ fühlte er sich beinahe beschwingt, und er spürte langsam jene leichte Spannung in sich, die sich immer einstellte, wenn er am Beginn einer besonders interessanten Mission stand. Bald ging es wieder los, und der Andorianer stellte verwundert fest, dass er sich fast darauf zu freuen schien.

Du kannst wider allem kämpfen – aber nicht wider deiner Natur. Diesen Satz hatte ihm einer seiner Ausbilder an der Sternenflotten-Akademie eingeschärft. Und er hatte Recht behalten. Der Kampf lag ihm im Blut und wenn er zu lange keiner Herausforderung nachgehen konnte wurde er unruhig, ob ihm dies gefiel oder nicht.

Freundlich grüßte er in Richtung von Commander No´Leen Ra Taragenar und Sub-Commander Tolaron, wobei er grimmig dachte, dass sich die Beiden schon bald ziemlich wundern würden. Er legte die Hand auf den Türmelder und trat ein, als sich die gläsernen Hälften des Schotts vor ihm öffneten.

Tarun stand hinter seinem Schreibtisch und blickte dem Andorianer mit gemischten Gefühlen entgegen. Immerhin wusste der Trill, dass man in absehbarer Zeit, mit einer ziemlich archaischen Waffe auf ihn schießen würde, und das gefiel dem Admiral gar nicht. Fast ohne Übergang schien sich eine Wandlung mit dem Trill zu vollziehen, als er sich mit den Händen auf die durchsichtige Schreibtischplatte stützte und Dheran anbrüllte: „Da sind Sie ja endlich, Captain! Pünktlichkeit scheint nicht gerade zu ihren Tugenden zu zählen! Ich dulde keine Schlampigkeiten bei meinen Offizieren, klar!“

Dheran blickte den Trill perplex an. Gleichzeitig spürte er eine leichte Wut in sich aufsteigen, so abgekanzelt zu werden, auch wenn das zum Plan gehörte. Dieser Mann wusste, wie man einen Andorianer schnell gegen sich aufbrachte.

„Ich bin pünktlich, Sir!“, brüllte Dheran nicht weniger heftig zurück. „In Ihrem Alter wird man aber anscheinend senil und vergisst, wann man seine Leute zu sich bestellt! Außerdem scheint ihr Urteilsvermögen getrübt zu sein. Wie ich hörte, wollen Sie den talarianischen Gefangenen den verdammten Cardassianern ausliefern, statt die Gelegenheit zu nutzen, den Talarianern Ihren guten Willen zu zeigen!“

„Mein guter Wille?! Sind Sie vollkommen von Sinnen?!“

„Nein, aber anscheinend Sie! Dies wäre die Gelegenheit, die Talarianer auf unsere Seite zu bringen und aus der Allianz heraus zu lösen, doch das verstehen Sie offensichtlich nicht! Ich bezweifele, dass Sie weiterhin in der Lage sind dieses Kommando zu führen! Möglicherweise leiden Sie an einem Burn-Out-Syndrom!“

Nun staunte Tarun mit offenem Mund, und er fragte sich, was an diesen Worten nur gespielt, und was möglicherweise ernst gemeint war. Echter Zorn loderte in Tarun auf.

„Captain Dheran, Sie stellen meine Kommandobefugnis in Frage?! Das ist offene Meuterei! Ich werde Sie unter Arrest stellen!“ Tarun tippte auf seinen Kommunikator und verlangte: „Commander Lo´Ruun Yr Torakan: Kommen Sie mit einem ihrer Leute in mein Büro und verhaften Sie Captain Dheran, wegen Meuterei!“

Während der MACO bestätigte, deutete der Andorianer mit dem Finger auf den Trill und brüllte ihn an: „Das können Sie nicht machen! Merken Sie nicht, wie krank dieser Befehl ist. Sie sind offensichtlich nicht mehr ganz bei Trost!“

Zwei Minuten lang brüllten sich beide gegenseitig an, dass die Wände wackelten, und sowohl Dheran, als auch der Admiral staunten dabei nicht schlecht, über welch farbenfrohen Sprachschatz der jeweils Andere verfügte.

Schließlich stellte Dheran, mit einem schnellen Seitenblick zum Schott, fest, dass Commander Yr Torakan, in Begleitung eines weiteren MACO, die OPS erreicht hatte und dabei war, die Treppen zu Taruns Büro zu erklimmen.

Damit, so durchzuckte es den Andorianer, kam nun der wirklich unangenehme und schwierige Teil des Unternehmens.

 
 

* * *

 

Auf der OPS wechselten No´Leen Ra Taragenar und Tolaron bedeutungsvolle Blicke.

Der Romulaner, der den gebrüllten Befehl Taruns, trotz der Schalldämpfung des Büros, gut verstanden hatte, zog seinen Disruptor, und wollte zur Tat schreiten, bevor die beiden MACO´s auf der OPS erschienen, doch No´Leen Ra Taragenar war schnell neben ihn getreten und hielt ihn zurück.

„Noch ist das eine föderationsinterne Angelegenheit, Sub-Commander. Wehe, wenn sie mir diese Vorstellung verderben, Tolaron. Sollte der Andorianer flüchten wollen, dann können Sie immer noch eingreifen.“

„Sie vergessen anscheinend, dass ich Chef der Stationssicherheit bin?“, entgegnete Tolaron halbherzig. Er blickte etwas bedauernd auf die beiden MACO´s, als sie kurze Zeit später den Turbolift verließen um zum Büro des Admirals zu eilen. „Andererseits hat der Admiral sich auch nicht explizit an mich gewandt.“

„Genau!“, grollte der Efrosianer und verbarg seine Überraschung darüber, dass der Romulaner ebenso gespannt darauf war, zu sehen, was nun passieren würde, wie er.

 
 

* * *

 

Als Dheran erkannte, dass Yr Torakans Begleiter eine Frau war, fluchte er innerlich. Es gehörte nicht zu seinen Angewohnheiten Frauen zu schlagen. Doch um seine Rolle aufrecht zu erhalten, blieb ihm diesmal keine Wahl.

Als sich die gläsernen Schotthälften vor den beiden Uniformierten teilte, stürmte der Andorianer bereits auf sie zu. Er schien zwischen ihnen hindurch fliehen zu wollen. Doch dann ballte er beide Hände zu Fäusten und rammte sie den beiden MACO´s mit Schwung in die Magengrube, als er sie erreichte. Krampfhaft seine gute Erziehung vergessend, versetzte er der sich krümmenden Frau zu seiner linken eine Ohrfeige, die sie zu Boden warf, während er Yr Torakan gleich darauf einen Nackenschlag versetzte, bei dem der Efrosianer ächzend zu Boden ging.

Dheran rannte zum Schreibtisch des Admirals, der die Szene mit echter Fassungslosigkeit verfolgt hatte. Mit dem Ellenbogen die Glasvitrine einschlagend, griff er nach dem Revolver mit Perlmuttgriff, und legte damit auf Admiral Torias Tarun an. „Sie führen die Föderation in den Untergang, und sind es nicht wert zu leben!“, brüllte er dabei den Admiral an.

Tarun wich vor ihm zurück, doch bevor er sich in Deckung warf, erstarrte er für eine halbe Sekunde zur Salzsäule, um dem Andorianer die Gelegenheit zu geben, genau Maß zu nehmen. Im nächsten Moment peitschte der Schuss durch das Büro, und getroffen ging der Admiral zu Boden.

 
 

* * *

 

Auf der OPS blickten sich No´Leen Ra Taragenar und Tolaron bestürzt an.

Der Romulaner zog seinen Disruptor, stellte ihn auf Betäuben und rannte los, dicht gefolgt vom Efrosianer. Mit zwei weiten Sätzen sprang er die Stufen zu Taruns Büro hinauf, überbrückte die Sicherheitssperre und stürmte zusammen mit No´Leen Ra Taragenar hinein.

Dheran, der sich wieder den beiden MACO´s zu gewandt hatte, die ihn am Verlassen des Büros hindern wollten, rammte der Frau gerade seine Handkante gegen die Schläfe, während er die neue Bedrohung in seinem Rücken erkannt hatte, und den Romulaner, mit dem linken Arm einfach zur Seite wischte, wie ein lästiges Insekt.

Doch gleich darauf war der Efrosianer, mit einem gebrüllten Kriegsschrei über Dheran und riss ihn mit sich zu Boden, wo der Andorianer ihm sein Knie in den Unterleib rammte.

Tolaron hatte sich inzwischen wieder gefangen und stürzte sich erneut in den Kampf. Seinen Disruptor konnte er nicht einsetzen, ohne bei dem Gerangel am Boden auch No´Leen Ra Taragenar zu treffen also versuchte er lieber, gemeinsam mit dem Efrosianer, den mittlerweile entwaffneten Andorianer am Boden festzuhalten. Doch das war bei einem kräftigen Andorianer, wie Dheran leichter gedacht als getan.

Inzwischen hatte sich Tarun mit verkniffenem Gesicht wieder erhoben und humpelte auf die drei zu. Er erkannte, dass Dheran weit davon entfernt war, sich zu ergeben und es sah ganz so aus, als könne er auch gegen No´Leen Ra Taragenar und Tolaron gleichzeitig bestehen. Mit dem gesunden Bein stieß er sich ab und warf sich auf das kämpfende Knäuel. Er hatte eine ähnliche Aktion einmal bei einer uralten irdischen Sportart gesehen.

Das zusätzliche Gewicht des Admirals war selbst für Dheran zu viel. Ächzend trieb es ihm die Luft aus den Lungen und Yr Torakan und der weibliche MACO-Petty-Officer nutzten die Gelegenheit, die Arme des Andorianers auf den Rücken zu zwingen und ihm Handschellen anzulegen.

Danach half Commander Yr Torakan dem Admiral auf und brachte ihn zur Sitzecke, während seine Begleiterin ein medizinisches Notfallteam anforderte.

Auch Tolaron und No´Leen Ra Taragenar erhoben sich ächzend, und rissen den Andorianer vom Boden hoch, der sich noch immer wie toll gebärdete und versuchte Tritte auszuteilen.

Halb ernsthaft erbost, griff Tarun nach Yr Torakans Phaser, stellte ihn auf Betäuben, und feuerte auf den Andorianer, der in den Armen seiner Führungsoffiziere zusammensackte. „Schaffen sie dieses Subjekt aus meinem Büro!“, herrschte Tarun den Efrosianer ungehalten an. „Er hat versucht mich zu töten!“

Die beiden MACO´s beeilten sich dem Befehl Folge zu leisten. Erst jetzt schienen sie, und auch No´Leen Ra Taragenar und Tolaron, zu realisieren, was hier soeben passiert war, und betroffen blickten sie sich an, während sie Platz für das Medizinische Team machten.

Nach einem ersten Scann und der Injektion eines schmerzstillenden Mittels nahmen die Ärztin und ihr Assistent einen Ort-zu-Ort Transport zur Krankenstation des Stützpunktes vor, wo die Wunde des Admirals versorgt wurde.

Während der Behandlung schloss Tarun die Augen und war tief in seinem Innern erleichtert, aber auch bekümmert, dass der erste Schritt dieses Unternehmens gemacht worden war. Nun hing alles davon ab, wie gewisse Offiziere der ICICLE reagieren würden. Hier lag der größte Unsicherheitsfaktor und Tarun hoffte, dass er die Veranlagungen der betreffenden Personen richtig eingeschätzt hatte. Es ging um einen hohen Einsatz.



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