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Star Trek - Icicle - 04

Kampftaktiken
von

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Die Sektorenmeisterschaft

Die einzelnen Kämpfe sollten in der Haupt-Sportarena der Station STRATEGICAL STARBASE 71 ausgetragen werden. Hauptsächlich konnte man diese Arena als gewaltiges Holodeck bezeichnen, auf dem man nur alle erdenklichen Konfigurationen an Zuschauerrängen und Kampfarenen darstellen konnte. Nur wenige Sportstätten der Föderation konnten es mit dieser Arena aufnehmen, was kein Wunder darstellte, war sie doch relativ neu.

In der momentanen Konfiguration bot sie bis zu 100.000 Zuschauern Platz. Auf den Rängen gab es nur noch wenige freie Plätze, als die Mannschaften der verschiedenen umliegenden Stationen und Flottenstützpunkte, zur Hymne der Vereinigten Föderation der Planeten, und unter dem Applaus der Zuschauer, in das weite Rund im Zentrum einmarschierten. Die größten Kontingente stellten STRATEGICAL STARBASE 71, DEEP SPACE NINE und die Sektorenflotte-Bajor. Damit es in den Mannschaftskämpfen jedoch gerecht zuging, war die Größe einer Mannschaft auf lediglich fünf Teilnehmer pro Team beschränkt, der Rest musste sich auf die Einzelkämpfe, die aber ohnehin einen höheren Prestigewert besaßen, beschränken.

Darum störte es Tar´Kyren Dheran nicht weiter, dass er es nicht in die Mannschaft geschafft hatte. Diese Tatsache war ihm jedoch von vornherein klar gewesen, denn der Admiral hatte seine Mannschaft nach den Ergebnissen des letzten Jahres zusammengestellt, in dem er nicht hatte teilnehmen können. Aber selbst wenn wäre es höchst fraglich gewesen, ob er es in die Mannschaft geschafft hätte, denn mit dem Meister des Vorjahres - Sebastian Frank, Pasqualina, Captain Quentin McArthur, und dem Admiral selbst war die Mannschaft hervorragend vertreten. Jeder dieser fünf Teilnehmer würde ihn, je nach Tagesform, besiegen können – das wusste Dheran, und deswegen fiel es ihm leicht damit zu leben, nur im Einzelkampf teilzunehmen. Nicht zuletzt würde er sich mit einem guten Ergebnis in diesen Einzelkämpfen, für eine Aufnahme in die Mannschaft qualifizieren können, die im nächsten Jahr STRATEGICAL STARBASE 71 vertreten würde.

Zumindest falls es dann noch eine Station namens STRATEGICAL STARBASE 71 gab, die eine Mannschaft für die nächste Sektorenmeisterschaft stellen konnte, dachte Dheran morbide, während er links des Admiral, zwischen Pasqualina und Riker, Aufstellung nahm.

Im Gegensatz zu den Mannschaftskämpfen konnte bei der Einzelwertung Jeder auf Jeden treffen. Hier wurden die Paarungen von einer Zufallsroutine des Computers zusammengestellt. Von Anfang an galt hier das K.O.-Prinzip – wer einen Kampf verlor, der war raus. Nur wer von Beginn an siegte kam weiter.

Wie in jedem Jahr hatten sich weniger als 128 Teilnehmer angemeldet, und so hatte der Stationscomputer für die fehlenden Plätze Einladungen an Personen übermittelt, deren Dienstakten man entnehmen konnte, dass sie sich auf das Degenfechten verstanden.

Während die Kämpfer einzeln genannt wurden, dachte der Andorianer daran, dass es bei den einzelnen Kämpfen nicht nur auf das Geschick als Kämpfer ankam, sondern auch darauf, sich auf die jeweiligen Umstände einzustellen, denn jeder Kampf fand in einer anderen virtuellen Umgebung statt. Auf diese Weise kam auch ein Element des Zufalls mit ins Spiel, und machte den Wettkampf noch unvorhersehbarer.

Der Andorianer hatte von den einzelnen Teilnehmern des vergangenen Jahres bereits die tollsten Anekdoten bezüglich dieser Komponente des Wettkampfs gehört.

Die ersten Kämpfe begannen unmittelbar nach der Eröffnungszeremonie. Auf einer großen Holoanzeigefläche erschienen die ersten computergenerierten Kampfpaare.

Es stellte sich heraus, dass der Andorianer gleich als zweiter dran war.

Tar´Kyren Dheran bekam für seinen ersten Kampf einen jungen Bajoraner der Sternenflotte zugewiesen, wobei sich der Andorianer erstaunt fragte, wann man auf Bajor zur Sportart des Degenfechtens gefunden hatte.

Der erste Kampf war relativ schnell vorbei und Dheran machte sich bereit die Arena zu betreten. Am Eingang zur Arena materialisierte ein schwerer Degen. Dheran griff danach und betrat das weite Rund.

Sein Gegner, ein schlanker, bajoranischer Mann mit asketischen Gesichtszügen, kam von der gegenüber liegenden Seite, mit einem Degen gleicher Machart, in das Rund. Die Zeremonie sah vor, dass sich die Kontrahenten in der Mitte der Arena trafen. Dort gab es einen Bodenkontakt und sobald beide Kämpfer auf der Fläche standen, wurde die Kampfumgebung generiert, und die beiden Gegner auf, vom Computer zufällig gewählte, Startpunkte transportiert.

Der Bajoraner trat Dheran entschlossen entgegen.

Im nächsten Moment fühlte sich Dheran bereits angehoben und in eine Höhe von etwa zwanzig Meter katapultiert. Gleich darauf entstand unter seinen Füßen ein schmaler, spiralförmiger Steg, der sich vom Boden zur Spitze hin in immer engeren Windungen erhob.

Der Andorianer entdeckte seinen Gegner etwa fünfzehn Meter über sich knapp unterhalb der Spitze. Froh darüber schwindelfrei zu sein bewegte sich Dheran vorsichtig auf dem schmalen Steg der Spirale und näherte sich in unaufhaltsam dem Bajoraner, der keinen großen Spielraum nach oben hatte. Beinahe zu spät fiel dem schlanken, dunkelhaarigen Mann ein, dass er tunlichst dem Andorianer, so weit wie möglich, entgegen kommen sollte, um diesen Spielraum etwas auszuweiten. Er schaffte jedoch gerade eine halbe Windung, bevor der Andorianer in Reichweite kam.

Dheran suchte entschlossen eine schnelle Entscheidung und griff kompromisslos an, was den Bajoraner sichtlich verunsicherte. Der hagere Mann konnte die ersten Attacken des Andorianers abwehren, doch dann machte er einen zu raschen Schritt nach hinten, trat über die Kante des gewundenen Stegs, verlor das Gleichgewicht und stürzte ab.

Im selben Moment löste sich die Spirale auf und die beiden Kämpfer wurden von der Automatik der Arena auf der Kontaktfläche abgesetzt. Nachdem die Computerstimme der Arena Tar´Kyren Dheran zum Sieger dieses Kampfes erklärt hatte, verneigten sich die beiden Gegner zuerst vor einander und dann erneut in Richtung des applaudierenden Publikums, bevor sie die Arena auf demselben Weg verließen, auf dem sie sie betreten hatten.

Auf den Rängen blickte Commander No´Leen Ra Taragenar, der sich auf einen längeren Kampf gefreut hatte, zu seinem romulanischen Kollegen Tolaron und meinte enttäuscht, mit mürrischer Miene: „Gegen diesen Bajoraner hätte meine Großmutter auch noch gewonnen.“

 
 

* * *

 

Auch Pasqualina, Christina, Kuehn, LeClerc, Sinemus, Frank und der Admiral gewannen ihre ersten Kämpfe souverän. Doch ihnen und allen anderen Gewinnern des ersten Tages war klar, dass es von nun an immer schwieriger werden würde.

Am achten Tag der Sektorenmeisterschaft stand das Ergebnis des Mannschaftswettbewerbs fest. Das Team von STRATEGICAL STARBASE 71 hatte mit Abstand gewonnen und dieses Ergebnis bestätigte dass die Auswahl des Admirals richtig gewesen war.

Im Einzelwettbewerb stand für diesen Tag das Viertelfinale an. Bisher waren noch im Rennen: Admiral Tarun, Konteradmiral Kuehn, Commodore LeClerc, Captain McArthur, Captain Frank, Captain Dheran, Commander Mancharella und Lieutenant-Commander Sinemus. Wie auch in den Jahren zuvor galt ab dem Viertelfinale die Drei-Treffer-Regel, nach der Pasqualina und Dheran trainiert hatten.

Allerdings führte ein Treffer nicht zu einer Verletzung, sondern lediglich zu einem Aufleuchten der jeweiligen Waffe. Dies machte es für die Zuschauer einfacher, den Verlauf des jeweiligen Duells zu verfolgen.

Dheran hoffte, dass der Zufallsgenerator ihm einen der beiden Admirale zuteilen würde, doch es war Quentin McArthur, gegen den er antreten musste. Er hatte sich bisher tapfer geschlagen, und Dheran musste zugeben, dass er keinen leichten Stand gegen den Captain der ALABAMA haben würde.

Die restlichen Partien lauteten: Tarun gegen LeClerc, Kuehn gegen Mancharella, und Sinemus gegen Frank. Der Kampf des Andorianers war, zu dessen Verdruss, der Letzte des Tages. Der Andorianer hasste es warten zu müssen.

Sylvie LeClerc machte es dem Admiral nicht leicht, und das Publikum kam auf seine Kosten, bei dem Kampf, der sich beinahe eine halbe Stunde lang dahin zog, und den der Admiral mit einem denkbar knappen 3:2 für sich entschied.

Die nächste Paarung war Sinemus gegen Frank. Der Lieutenant-Commander kämpfte bewundernswert diszipliniert, und nutzte die wenigen Schwächen seines Gegners konsequent aus. Zur Überraschung Aller fertigte Sinemus seinen Gegner mit einem glatten 3:0 ab, wobei jedoch das Ergebnis den Kampf nicht adäquat widerspiegelte.

Mit Spannung verfolgte Tar´Kyren Dheran das Duell zwischen Valand Kuehn und Pasqualina, wobei er sich nicht recht entscheiden konnte, wem er den Sieg mehr gönnte. Beide schienen in Top-Form zu sein. Kuehn ging relativ schnell mit 2:0 in Front. Doch mit erbitterter Gegenwehr gelang es der Spanierin auszugleichen, und schließlich schaffte sie, beinahe am Ende ihrer Kräfte, sogar noch das 2:3.

Dheran wusste nicht recht, ob er sich nun darüber ärgern sollte, weil er damit keinesfalls mehr die Chance haben würde, sich mit dem Freund zu messen, oder ob er stolz auf Pasqualina sein sollte, wegen ihrer Kampfqualitäten. Er entschloss sich zu einer Mischung aus beidem und bereitete sich dann auf seinen eigenen Kampf vor.

Ein Blick auf die Anzeigetafel, auf der es vor jedem Kampf eine Erklärung der jeweiligen Kampfumgebung gab, belehrte ihn und McArthur, dass, im Gegensatz zu ihren Vorgängern wieder einmal eine der exotischeren Arenen bekamen. Ihr Kampf würde auf einer kreisrunden Fläche ausgetragen werden, die in viele unregelmäßige Sektoren aufgeteilt war, die matt-weiß leuchteten. Die Schwierigkeit bestand darin, dass sich dieser Kampfbereich, mit zunehmender Dauer des Duells immer weiter auflösen würde, wobei es eine kleine Vorwarnzeit gab, in der das jeweilige Feld vorher rötlich aufglühte. Dheran und McArthur würden also nicht nur gegen einander, sondern auch gegen die Tücke der Arena zu kämpfen haben.

Nach dem obligatorischen Gruß gingen beide Kämpfer zunächst auf Abstand und belauerten sich gegenseitig. Im Gegensatz zu seinem sonst eher ungestümen Kampfstil bevorzugte Dheran zunächst die weite Mensur und überließ es McArthur den ersten Angriff einzuleiten. Mit überraschender Härte drang der Captain der ALABAMA auf den Andorianer ein, und nur die Tatsache, dass sich während einer schnellen Doppelfinte McArthurs, der Boden genau unter ihm aufzulösen drohte, rettete Dheran davor früh ins Hintertreffen zu geraten. Doch auch er selbst musste einen aussichtsreichen Angriff im letzten Moment unterbrechen und wieder eine Defensivposition einnehmen, als ihm die Tücke der Arena einen Strich durch die Rechnung machte. Erst, als sich bereits die Hälfte der Bodenfläche unter ihnen aufgelöst hatte, gelang es Dheran einen Treffer anzubringen, nachdem ein rascher Arretstoß von McArthur ins Leere griff. Dheran übernahm nun mehr die Initiative und er bemerkte, dass McArthur überhaupt nicht behagte, dass er nun die enge Mensur suchte. Immer wieder ging er auf Abstand, bis Dheran schließlich aus einer Parade heraus, einen Ausfallschritt machte und einen Fußtreffer anbringen konnte.

Unglücklicherweise begann, genau in diesem Moment, die Bodenfläche unter seinem Standbein zu leuchten und nur durch einen Hechtsprung zur Seite konnte er sich retten, bei dem jedoch McArthur einen Schultertreffer anbringen konnte.

Einen zweiten Treffer konnte Dheran nur mit Mühe verhindern. Der Andorianer überwand die Entfernung zu der 3 mal 4 Meter großen Insel, auf der McArthur nun stand mit einem gewaltigen Satz, bevor er von ihm abgeschnitten wurde. Nun war Schnelligkeit gefordert, bevor der Zufall entschied. Mit erneut entfachter Energie drang Dheran auf seinen Gegner ein und drängte ihn unaufhaltsam immer weiter zum Rand. McArthur wehrte sich tapfer, aber letztlich entschied doch das Glück für den Andorianer, indem der Boden unter dem Captain der ALABAMA in unheilvollem Rot zu glühen begann um sich einen Moment später aufzulösen.

Ein Gongton verkündete das Ende des Kampfes und die Computerstimme erklärte Dheran zum Sieger des Kampfes. McArthur beglückwünschte Dheran zum Sieg und dieser gab zu, dass der Sieg unter anderen Umständen nicht sicher gewesen wäre, bevor sie sich abwandten und die Arena, unter dem Applaus der Zuschauer verließen.

 
 

* * *

 

Als Dheran am Abend das SEVENTYFIRST CLUB betrat gesellte er sich zu seinem Freund Valand, der mit Sylvie LeClerc, Tal´Inuray Filiz, Namoro Kunanga und Rick McMahan an der Bar stand. Sie beglückwünschten den Andorianer zum Einzug ins Halbfinale und wünschten ihm viel Erfolg für den kommenden Tag. Während sie sich über die Kämpfe des Tages unterhielten, trat unauffällig Captain Minoru Tanaka zu ihnen. Er räusperte sich vernehmlich, bevor er zu Dheran gewandt meinte: „Ihr Sieg heute, war lediglich Glück, Dheran. Mit Kampfkenntnis hatte das weniger zu tun, nicht wahr?“

Der Andorianer blickte den Asiaten mit einer Mischung aus Verwunderung und Ärger an. Bevor er jedoch etwas erwidern konnte, hatte sich Tal´Inuray Filiz zwischen den Captain und Tanaka gedrängt und maß ihn von oben bis unten. Dann fragte sie spöttisch: „So klein und schon bei den Taktischen Flotten?“

Dheran legte seine Hand auf ihre Schulter und dirigierte die MACO, mit sanfter Gewalt, wieder etwas nach hinten. „Das regele ich selbst, Lieutenant-Commander.“ Damit wandte er sich an Tanaka und erkundigte sich ruhig: „Sie haben ein Problem mit dem Wertungs-System des Wettkampfes, Captain Tanaka?“

Der Asiate erwiderte den Blick des Andorianers: „Nein, Captain Dheran. Ich traf lediglich eine Feststellung, und wüsste gerne Ihre Meinung dazu.“

„So“, machte Dheran und senkte seine Stimme etwas ab. „Nun, ich stimme Ihnen zu, Mister Tanaka. Letztlich hat das Glück den entscheidenden Ausschlag gegeben.“ Er wandte sich bereits wieder ab, als der Asiate ihn am Unterarm festhielt.

Überrascht von der Schnelligkeit des Andorianers zuckte Tanaka zurück, als Dheran zu ihm herum wirbelte und sich sein Gesicht plötzlich sehr dicht vor seinem befand. Mit gefährlich leiser Stimme meinte Dheran: „Das sollten Sie tunlichst unterlassen, sofern Ihnen etwas an Ihrer gesundheitlichen Unversehrtheit liegt, Captain Tanaka. Und um Ihnen auch diese Frage gleich zu beantworten: Ja, das war eine Drohung – und zwar eine, die Sie besser ernst nehmen. Und falls Sie Hilfe dabei benötigen, gutes Benehmen zu lernen - ich stehe Ihnen jederzeit zur Verfügung, Captain Tanaka.“

Minoru Tanaka schluckte. Einem so kalten Blick wie dem des Andorianers war er selten begegnet, und er ließ keinen Zweifel an der Ernsthaftigkeit seiner Worte.

Captain Revers, der sich der Szene unauffällig genähert hatte, nahm Tanaka, der seine Hände zu Fäusten ballte, zur Seite und dirigierte ihn von Dheran weg, auf seine andere Seite. Danach stellte er sich demonstrativ zwischen ihn und Dheran. Während er erleichtert feststellte, dass Tanaka sich, mit einem letzten finsteren Blick auf den Andorianer, zum Ausgang begab, wandte er sich an Dheran: „Tanaka ist kein übler Kerl. Er hat nur manchmal eine etwas komische Art, und die Angewohnheit, sich mit den falschen Leuten anzulegen.“

„Ich bewundere Sie für diese gute Meinung“, erwiderte Dheran und schickte Minoru Tanaka seinerseits einen finsteren Blick hinterher.

Revers grinste vergnügt und meinte: „Kommen Sie, Tar´Kyren, Sie legen sich doch auch nur mit den Besten an, wie man hört.“

Dheran ahnte, dass Revers auf seinen Besuch in Taruns Büro anspielte, als er ihm vor wenigen Wochen seinen Urlaub vermasselt hatte. Gegen seinen Willen musste er bei dem Gedanken daran grinsen. „Da ist etwas Wahres dran, Frank. Das zählt.“

Im nächsten Moment hatte er diese unliebsame kleine Episode vergessen. Sein Blick hellte sich auf, als Christina Carey das Lokal betrat und auf ihn zu steuerte. Nachdem Pasqualina ihm, unter fadenscheinigen Vorwänden erklärt hatte, dass sie heute Abend nicht ins SEVENTYFIRST CLUB kommen würde, wenigstens ein Lichtblick.

Revers, der sie ebenfalls kommen sah, trat taktvoll zur Seite und begab sich zu Namoro Kunanga und Rick McMahan.

Dheran und Christina begrüßten einander freundlich. Da der Andorianer wusste, dass Christina keinen Austausch von Zärtlichkeiten, nicht einmal platonischer Natur, in der Öffentlichkeit mochte, verzichtete er darauf, ihr einen Kuss auf die Wange zu geben, obwohl er versucht war es dennoch zu tun. Erneut spürte er in diesem Moment welch widersprüchliche Gefühle in seinem Innern tobten. Einerseits spürte er Eifersucht in sich aufsteigen, bei dem Gedanken, dass Pasqualina sich wahrscheinlich in diesem Moment mit einem gewissen Lieutenant-Commander traf. Andererseits wurde diese Eifersucht gegenstandslos, wenn er, so wie in diesem Moment, in die blau-grauen Augen von Christina sah. In diesem Moment war er einfach nur glücklich, dass sie wieder mit einander redeten.

Später am Abend, als sich nur noch wenige Gäste im SEVENTYFIRST CLUB aufhielten, saßen sie beide an einem der abseits gelegenen Tische und Dheran fragte schließlich: „Hat dir der Admiral eigentlich nie ein eigenes Schiffskommando angeboten? Einen guten Ersten Offizier findet er doch sicher schneller, als einen guten Schiffskommandanten.“

„Doch, das hat er“, gab die Irin zögerlich zu. „Ich hatte bisher jedoch kein Verlangen nach einem eigenen Kommando.“

Dheran blickte die schwarzhaarige Frau forschend an. „Ich frage mich, warum nicht. Als wir uns kennen lernten schienst du mir sehr viel ehrgeiziger.“ Er hob seine Augenbrauen und fügte forschend hinzu: „Oder liegt das am Admiral? Vielleicht möchtest du ja nur nicht von ihm getrennt sein?“

Die Irin fühlte sich ertappt, und Dheran erkannte im gleichen Augenblick, dass er mit seiner Frage genau den Nerv getroffen hatte. Er spürte, wie Zorn und Eifersucht in ihm wetteiferten, die Oberhand zu gewinnen und zischte heftig: „Für mich warst du nicht bereit deine Karriere zu opfern, aber für den Admiral schon. Du hast dich verändert, Christina. Dieser Trill vernebelt deine Sinne, und dein klares Urteilsvermögen.“

„Das bildest du dir nur ein!“, erwiderte die Irin obwohl sie sich darüber im Klaren war, dass Dheran die Lage weitgehend richtig beurteilte. Dazu sollte ein fähiger Captain der Taktischen Flotten auch in der Lage sein, aber im Moment verdammte sie ihn für diese Gabe.

Der Andorianer ließ nicht locker. „Als dein Freund muss ich dir vor Augen halten, dass diese Schwärmerei für den Admiral nicht nur albern, sondern höchst aussichtslos ist, Christina. Der Admiral führt, und das höchst offiziell, eine Beziehung mit der Mutter ihres gemeinsamen Kindes! Verrate mir mal eins: Hast du tatsächlich vor, sie auseinander zu bringen, damit das Kind ohne seinen Vater aufwächst?“

„Nein, natürlich nicht!“

„Was für einen Sinn macht dein Verhalten dann?“

Christina Carey war bewusst, dass jedes Wort von Tar´Kyren Dheran den Kern der Sache traf, doch im Moment hätte sie lieber ihre Zunge verschluckt, als dies zuzugeben. Was fiel Tar´Kyren überhaupt ein, sich so intensiv in ihr Leben einzumischen? Sie schaltete auf Stur und entgegnete heftig: „Ich muss einem mir unterstellten Captain gegenüber, keinerlei Rechenschaft ablegen.“

„Ich glaube, ich werde grün!“, schnappte Dheran bissig. „Wenn uns die Argumente ausgehen, werden wir dienstlich, Commodore?“ Zornig stand er auf. „Bitte um Erlaubnis wegtreten zu dürfen, Sir.“

„Gehen Sie mir aus den Augen, Captain!“, fuhr die Irin Dheran hitzig an, und wäre der Andorianer im Moment nicht so maßlos wütend gewesen, dann hätte ihn diese Reaktion sicherlich mit Stolz erfüllt. So jedoch nahm er zackig Haltung an und entfernte sich mit schnellen Schritten. Dass Christina ihm verzweifelt hinterher sah, bekam er dabei nicht mit.

 
 

* * *

 

Die schon mit Spannung erwarteten Halbfinalpartien gestalteten sich, wie folgt: Captain Tar´Kyren Dheran gegen Lieutenant-Commander Christian Sinemus und Admiral Torias Tarun gegen Commander Pasqualina Mancharella.

Irgendwer sollte mal den verdammten Computer checken, dachte Dheran unwillig. Anscheinend gönnte man ihm kein zünftiges Gefecht gegen den Admiral. Oder das Schicksal meint es besonders gut, und hebt sich das für das Finale auf. Bei diesem Gedanken wirkte der Andorianer schon wieder zufriedener. Außerdem musste er heute nicht warten – der Kampf mit Sinemus und ihm stand zuerst auf dem Plan.

Dheran und Sinemus mussten auf einer Fläche kämpfen, die sich permanent unter ihnen bewegte und in begrenztem Umfang auch ihre Höhe veränderte – ein wahrer Eiertanz, auf einem Wasserbett, wie der Andorianer meinte. Es war schwer sich auf diese Gegebenheit einzustellen. Daran hätte Revers seine helle Freude gehabt, überlegte Dheran zwischenzeitlich. Auf dem schwankenden Deck eines Segelschiffes ging es sicherlich auch nicht sehr viel anders zu.

Trotz seiner gleich darauf wieder angespannten Konzentration unterlag der Andorianer diesmal. Mit einem nicht zufriedenstellenden 1:3 musste er sich dem Lieutenant-Commander schließlich geschlagen geben.

Nachdem er Sinemus zum Sieg gratuliert hatte, beeilte er sich, die Tribüne zu erreichen, auf der er neben Valand Kuehn Platz nahm. Sylvie LeClerc, die auf der anderen Seite des Konteradmiral saß, beugte sich kurz vor und meinte tröstend: „Sehen Sie es einmal so: Jetzt können Sie ganz entspannt diesen Kampf und das morgige Finale genießen.“

„Hurra“, machte Dheran lustlos und starrte dabei gebannt hinunter in die Arena, wo sich gerade der Admiral und Pasqualina zum Duell bereit machten. Beide mussten auf einer Art Eisfläche gegen einander antreten, und Dheran verwünschte die Tatsache, dass er nicht auf diesem Untergrund hatte kämpfen dürfen.

Das wäre nun wirklich zu einfach gewesen, mahnte ihn gleich darauf sein Sinn für Gerechtigkeit. Du warst immerhin unter den letzten vier Teilnehmern – und damit befindest du dich in guter Gesellschaft deines XO oder des Admirals, je nachdem wer hier gleich gewinnen wird. Kein Grund mürrisch zu sein, also.

Dheran wusste, dass sein Gemütszustand nichts mit dem eben verlorenen Duell zu tun hatte, sondern einzig und allein mit dem Streit, am gestrigen Abend. Nur am Rande bekam er die Einzelheiten des Kampfes mit, während er sich ernsthaft fragte, warum Christina seinen Argumenten so abweisend entgegen stand. Sie musste doch einsehen, wie irrational ihr Verhalten, bezüglich des Admirals war.

Frauen, dachte Dheran finster. Man kann sie lieben oder hassen, aber man darf sie nicht mit selbstdichtenden Schaftbolzen steinigen.

Der Andorianer wurde von seinem Freund aus seinen Betrachtungen, über die Ungerechtigkeiten des Lebens, gerissen, als er ihn am Unterarm berührte und meinte: „Sieht ganz so aus, als würde dein Erster Offizier eurem werten Admiral zeigen, was eine Harke ist.“

Bei einem Blick auf die Holoanzeige stellte er fest, dass Pasqualina bereits zwei Treffer hatte anbringen können.

Zwar holte der Admiral auf, aber mit seinem zweiten Treffer kassierte er selbst den dritten, und war damit aus dem Rennen.

Nicht ganz ohne Stolz blickte er hinunter zu Pasqualina, die ihn im gleichen Moment entdeckt hatte und zufrieden lächelnd zuwinkte. Geistesabwesend winkte er zurück, während Valand sich zu ihm herüber beugte und meinte: „Ich beginne zu verstehen, warum du so hin und her gerissen bist, mein Freund. Ich denke dir ist schon klar, dass du die Entscheidung, die du treffen musst, nicht auf deinen XO oder Christina abwälzen kannst. Und dass du nicht von ihnen eine Entscheidung erwarten kannst, die du selbst vor dir her schiebst.“

Dheran blickte in das ernste Gesicht seines Freundes und eine Welle der Sympathie für Valand durchflutete ihn, weil der Freund genau die richtigen Worte gefunden hatte. Natürlich hatte er Recht. Wie konnte er hoffen, dass Christina die richtige Entscheidung traf, wenn er selbst dazu nicht imstande war? Impulsiv legte er seine Hand auf die des Freundes. „Danke, Valand. Ich bin froh, dass du mein Freund bist.“

Der Konteradmiral grinste schelmisch und während er seine Hand zurückzog, meinte er betont humorvoll: „Wenn du jetzt anfängst mit mir Süßholz zu raspeln, dann ist es aus damit – das würde ich nicht überleben.“

Dherans Antennen begannen, sich unruhig zu bewegen. Im nächsten Moment lachte er unterdrückt und erklärte: „Zeit, dass ich meinem Ersten Offizier zum Sieg gratuliere.“

„Vielleicht sollte ich den Admiral trösten“, meinte Kuehn ironisch und fing einen mahnenden Blick von seiner Stellvertreterin auf, während sie dem Andorianer nachblickten.

„Der hat keine Ruhe im Hintern“, schüttelte Sylvie LeClerc schließlich den Kopf. „Wie konnte er es bis zum Captain schaffen?“

„Mit Selbstdisziplin.“ Kuehns Miene wurde ernst. „Wenn du ihn jemals im Gefecht erlebt hättest, dann würdest du weniger schnell spotten.“

„Das war kein Spott“, erklärte die Französin und erwiderte den Blick des Konteradmiral. „Du scheinst vergessen zu haben, dass ich Dheran ebenfalls schon seit Akademiezeiten kenne, wenn auch nicht ganz so gut, wie du. Damals schien er mir immer aus dem Weg zu gehen. Zumindest hatte ich das Gefühl.“

„Du warst ihm bestimmt zu lebhaft“, erklärte Kuehn todernst, bis ihn Sylvies verblüfftes Gesicht zum Lachen reizte. Schnell erhob er sich und forderte sie auf: „Komm, lass uns los ziehen und den Admiral trösten.“

„Dheran und du - ihr seid beide verrückt“, erklärte LeClerc überzeugt und machte sich gemeinsam mit Kuehn auf den Weg zum Ausgang der Arena.

 
 

* * *

 

Entspannt lag Pasqualina Mancharella nackt im Bett auf dem Bauch und ließ sich von Tar´Kyren Dheran den verspannten Rücken massieren. Nur hin und wieder gab sie dabei ein wohliges Schnurren von sich, wobei sie hoffte er würde nicht merken, wie lange er sie massierte, wenn sie nur beharrlich schwieg. Als er dann nach einer ganzen Weile doch aufhörte, seufzte sie behaglich und raunte leise: „Gib zu, dass du das früher immer für andere Frauen gemacht hast, Tar´Kyren.“

„Nun ja“, meinte der Andorianer nachdenklich, während er sich neben sie legte. „Da war zunächst einmal...“

„Stopp! Das will ich nicht wissen!“

Sie drehte sich auf die Seite und funkelte ihn ungehalten an, bis sie an seinem amüsierten Gesichtsausdruck bemerkte, dass seine Worte betont humorvoll gemeint gewesen waren. Er streichelte sanft ihr Gesicht, ihre Schulter und küsste sie sanft auf die Lippen. Erst nachdem er sich wieder von ihr gelöst hatte, meinte sie resignierend: „Mit deinem Humor hat man seine liebe Not.“

„Du hast auf diese Weise begonnen“, verteidigte sich der Andorianer.

„Das ist kein Grund, genauso weiterzumachen.“

Dheran zog die Spanierin in seine Arme und blickte tief in ihre Augen. „Das ist sogar der beste Grund“, lächelte er hintergründig und küsste sie im nächsten Moment, bevor sie erneut widersprechen konnte.

Pasqualina erwiderte seinen leidenschaftlichen Kuss und vergaß darüber, was sie hatte entgegnen wollen. Schließlich löste sie sich widerstrebend von ihm, blickte ihn an und meinte: „Hat dir schon mal Jemand gesagt, dass du ein ganz hinterhältiger Halunke bist?“

„Ja!“

Pasqualinas Anspannung löste sich und ein warmes Lächeln umspielte ihre Lippen. Leise sagte sie dann: „Kuri´Fe na tarin, Tar´Kyren.“

Zum ersten Mal, seit sie sich kannten, sah die Spanierin den Andorianer wirklich überrascht. Seine Antennen bewegten sich zitternd in alle Richtungen und seine Augen drückten deutlich aus, dass er nicht damit gerechnet hatte, sie plötzlich andorianisch sprechen zu hören. „Wann hast du denn das gelernt?“

„Gestern habe ich mich mit deiner Schwester verabredet. Ich hatte sie darum gebeten, mir einige Wörter und Redewendungen beizubringen. War die Betonung korrekt?“

Dherans Gesicht leuchtete förmlich, und ein wenig beschämt dachte er daran, was er gestern im SEVENTYFIRST CLUB vermutet hatte. Immerhin hat sie sich tatsächlich mit einem Lieutenant-Commander getroffen, ergänzte er gedanklich, bevor er leise sagte: „Es klang perfekt, Pasqualina. Du scheinst ein Talent für die andorianische Sprache zu haben.“ Seine Stimme klang heiser, als er fragte: „Und du bist dir da ganz sicher?“

Eine Welle leidenschaftlicher Emotionen durchflutete ihn auf mentaler Ebene, und nahm ihre Antwort vorweg. „Ja, Tar´Kyren – ich bin mir ganz sicher, dass ich in Dich verliebt bin.“ Sie küsste ihn sanft und ausdauernd.

Der Andorianer fragte sich, ob er diese Frage auch so eindeutig beantworten konnte, während er ihren Kuss erwiderte. Noch immer war da dieses zwiespältige Gefühl im Hintergrund, dass ihm den Namen Christina zu rief. Er ignorierte diesen Ruf und konzentrierte sich auf das Hier und Jetzt. Alles Andere zählte momentan nicht. Während er die Spanierin immer verlangender küsste, musste er wieder an Botschafter Spocks Worte denken. Ob dem Vulkanier bewusst gewesen war, wie viel Weisheit in diesen Worten lag?

 
 

* * *

 

Als Tar´Kyren am frühen Morgen erwachte, blickte er im Dunkeln in Paqualinas Gesicht. Da Andorianer, mit ihren Antennen einen geringen Infrarot-Anteil aufnahmen, konnte er es relativ klar vor sich sehen, und so bemerkte er das sanfte Lächeln augenblicklich.

Der Andorianer spürte einen leichten Stich bei diesem Anblick denn ihm war bewusst, dass seine Gefühle nicht genauso eindeutig bei ihr waren, wie die ihren bei ihm. Gleichzeitig wurde ihm eindringlich bewusst, dass seine Gefühle ebenso zerrissen gewesen wären, hätte Christina dort gelegen. Er fragte sich, wie er in eine so verzwickte Situation hatte geraten können. Vorsichtig wand er sich unter der Spanierin weg und stand auf, fast ohne dabei ein Geräusch zu verursachen. Schnell ging er hinüber ins Bad, duschte rasch und kam dann, nur mit einem Badetuch bekleidet in den Schlafraum zurück.

Pasqualina schlief friedlich und Dheran schritt lautlos zu den abgedunkelten Fenstern hinüber. Er hob die Lichtundurchlässigkeit soweit auf, dass er hinaus in den riesigen Innenbereich der Hangarsektion blicken konnte. Die Außenseite blieb dabei undurchlässig für Lichtstrahlen aus der Kabine, so dass er zwar hinaus, aber niemand herein sehen konnte.

Rund um den Liegeplatz der ICICLE war alles ruhig. Die hier angedockten Schiffe warteten im STAND-BY-Modus auf den nächsten Einsatz. Auf der gegenüber liegenden Seite des bläulich beleuchteten Großhangars erkannte der Andorianer die WINDTALKER. Erst gestern Mittag war Linara Enari von einem Aufklärungseinsatz zurück gekehrt.

Dheran stellte in Gedanken fest, dass er sich mit diesem verqueren Drei-Gondel-Design wohl zeitlebens nicht mehr anfreunden würde. Da lobte er sich das Design seines eigenen Schiffes und dachte: Ein elegantes Design – aus zivilisierteren Tagen.

Er schmunzelte ob dieses Gedankens. Das klang fast, wie in einem dieser kitschigen Holoromane. Seine Gedanken kehrten zurück zu Pasqualina Mancharella.

Er erinnerte sich lebhaft daran, wie sie zum ersten Mal an einer seiner Kommando-Trainingseinheiten teilgenommen hatte. Damals war sie gerade erst seit zwei Tagen an Bord gewesen, und sie hatte gleich erfahren müssen, wie hoch er die Messlatte für die Leistungen seiner Kommandooffiziere gelegt hatte.

Ein amüsierter Zug stahl sich auf sein Gesicht, als er daran dachte, wie sie ihn hatte ohrfeigen wollen. Damals hatte er darauf verzichtet sie unter Arrest zu stellen. Was Pasqualina nicht wusste: Er hätte sie auch dann nicht arrestieren lassen, wenn es ihr gelungen wäre ihn zu ohrfeigen. Wer austeilt, der muss auch einstecken können. Das war seine Devise. Und er hatte ausgeteilt, sowohl verbal als auch während der damaligen Übung.

Counselor Imania Maray hatte ihn seinerzeit davor gewarnt, zu viel zu verlangen, doch die Entwicklung der Spanierin, in den letzten Monaten, hatte ihm Recht gegeben. Und sie hatte seine anfänglichen Erwartungen noch übertroffen.

Am Anfang gab es immer böse Blicke, wenn Sternenflottenoffiziere auf einen harten Hund trafen und richtig gefordert wurden, doch am Ende wuchsen dadurch überdurchschnittlich befähigte Offiziere heran. Und das war die Hauptsache.

Dherans Gedanken beschäftigten sich mit den Ereignissen der letzten Monate. Pasqualina war so schnell ein Teil seines Lebens geworden, dass er sich kaum noch vorstellen konnte, sie nicht um sich zu haben. Diese Erkenntnis verwunderte ihn – jetzt wo er in Ruhe darüber nachdachte. Erneut drängte sich ihm die Erkenntnis auf, dass sie eine Menge Eigenschaften besaß, die einer Andorianerin sehr gut zu Gesicht gestanden hätten. Wenn er Christina deswegen liebte, weil sie so anders war, als er, so liebte er Pasqualina deswegen, weil sie ihm so ähnlich war. Er war ein Gefangener zwischen Feuer und Eis, und irgendwann würde er sich für ein Extrem entscheiden müssen.

Wie um ihn zu ermahnen begannen seine Gedanken nun um Christina Carey zu kreisen. So viele Jahre war es nun her, seit sie sich kennen – und lieben - gelernt hatten, doch noch immer nahm sie einen besonderen Platz in seinem Herzen ein, und Dheran war sich ziemlich sicher, dass sich dies niemals ändern würde, solange er lebte. Selbst wenn er sich irgendwann doch endgültig für Pasqualina entscheiden sollte.

Vielleicht komme ich während dieses Krieges ja um, dann hätte sich das Problem von selbst erledigt, dachte er in einem kurzen Anfall morbiden Humors. So in seinen Gedanken gefangen bemerkte er nicht, dass Pasqualina erwachte, die Decke um ihren Körper schlang und zu ihm kam. Erst als er ihr Spiegelbild in der Scheibe entdeckte, und sie ihre Arme um ihn schlang, wurde er aufmerksam und legte seine Hände auf ihre.

„Konntest du nicht schlafen?“, erkundigte sich die Spanierin nach dem Offensichtlichen. „Du machst einen so nachdenklichen Eindruck – hast du Sorgen?“

Der Andorianer war versucht, Pasqualina eine ausweichende Antwort zu geben, doch das würde letztlich alles nur noch schlimmer machen. Er musste über sein Dilemma reden, und zwar mit den Frauen, die es betraf, das wurde ihm in diesem Moment klar. Er wandte sich zu ihr um, legte seine Arme um sie und blickte ihr entschlossen in die Augen.

Die Spanierin bemerkte seinen Gemütszustand und sie ahnte den Grund dafür. Mit einem schmerzhaften Gefühl in der Magengrube fragte sie leise: „Ist es wegen Christina?“

„Ja. Es wäre zwecklos es leugnen zu wollen, Pasqualina.“

Die Spanierin schluckte. „Du liebst sie immer noch?“

„Ich fürchte so einfach ist es nicht.“ Dheran blickte sie immer noch offen an. „Wenn es nur das wäre, dann würde ich nicht hier stehen. Seit unserer Trennung ist Christina die Liebe meines Lebens geblieben. Aber seit dem Morgen, in Cadiz, vor einigen Wochen, spüre ich ganz tief in mir, dass sich eine Veränderung vollzieht, die ich nie für möglich gehalten habe. Du bist die erste Frau, für die mein Herz genauso stark schlägt, Pasqualina. Und ich komme mir beinahe wie ein Verräter vor deswegen – und zwar an euch beiden. Das Letzte, was ich möchte ist, mit deinen Gefühlen zu spielen, oder dir weh zu tun. Ich habe dir versprochen, dass ich Dich nicht betrügen würde, aber ich habe den Eindruck genau das zu tun. Mein Dilemma besteht darin, dass ich dieses Gefühl auch hätte, wenn ich jetzt bei Christina wäre.“

Tränen rannen über Pasqualinas Wangen, bei seinen Worten. Doch sie blickte ihn fest entschlossen an, als sie erwiderte: „Du hast mich in Cadiz darauf aufmerksam gemacht, dass es so kommen könnte, und ich habe entschieden, damit zu leben, Tar´Kyren. Ich hoffe nur, dass ich das auch kann, denn ich habe mich rettungslos in Dich verliebt.“

Sie legte ihren Kopf an seine Schulter und begann leise zu schluchzen, wobei sie sich fest an ihn klammerte.

Dheran spürte ihren Schmerz beinahe körperlich durch seinen Geist peitschen. Dennoch hielt er sie fest in seinen Armen und streichelte sanft über ihr Haar. Zusätzlich zu seinen eigenen chaotischen Gefühlen, gleichzeitig auch die Liebe und den Schmerz der Frau in seinen Armen zu spüren brachte ihn fast an den Rand des Erträglichen, und er war froh darüber, dass in ihr schließlich das Gefühl der Liebe wieder die Oberhand gewann.

„Ich werde um Dich kämpfen, Tar´Kyren“, sagte Pasqualina schließlich leise. „Noch gebe ich Dich nicht auf, hast du verstanden?“

Der Andorianer zog sie etwas enger an sich. „Aye, das habe ich. Doch jetzt sollten wir versuchen, noch etwas Schlaf zu finden – zumindest du, damit du nicht übermüdet das Finale bestreitest. Aber egal, ob du nun Erste oder Zweite wirst, ich werde stolz auf Dich sein.“



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