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Star Trek - Timeline - 02-01

Das Sonneninferno
von

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Heimkehr

Zweites Logbuch der U.S.S. ALAMO

Commander Valand Kuehn

Sternenzeit: 44135.9

 

Das Jahr 2367 ist siebeneinhalb Wochen alt, und die U.S.S. ALAMO erreicht in einigen Minuten einen Punkt im Weltall, der weniger als zehn Lichtjahre vom Sol-System entfernt liegt. Wir werden dann unter Warp fallen und unsere baldige Ankunft ankündigen. Ich bin jetzt schon gespannt, wie die Reaktion darauf ausfallen wird, denn seit fünfeinhalb Jahren sind wir nun unterwegs, davon über vier Jahre lang verschollen.

Die Crew ist ebenso aufgeregt, wie ich selbst. Langsam wird ihr bewusst, dass unsere Odyssee bald wahrhaftig ein Ende haben wird.

Was mich etwas verwundert ist, dass wir selbst hier, so nah bei der Erde, bisher kein Raumschiff angetroffen haben. Das ist etwas ungewöhnlich, kann aber andererseits reiner Zufall sein.

Bereits gestern Abend habe ich die Crew zusammen gerufen, und ihr bei einem Umtrunk für die hervorragende Leistung, und den unbedingten Einsatzwillen gedankt. Ich kann mir kaum vorstellen, dass es eine bessere Crew in der Föderation gibt. Auch meine Offiziere haben geradezu Übermenschliches geleistet. Wo auch immer sie in Zukunft dienen werden, jeder Einzelne von ihnen wird ein Gewinn für seinen zukünftigen Captain sein.

Ich bin in der letzten Woche noch einmal alle Berichte durchgegangen, die ich im Laufe der langen Zeit geschrieben habe, und ich habe ihnen noch einige letzte Daten und die Verlustliste hinzugefügt. Ich bin bereit dem Sternenflottenkommando Bericht über die Ereignisse auf der ALAMO, nach der Katastrophe, zu erstatten.

 
 

* * *

 

Valand Kuehn saß im Sessel, hinter dem Arbeitstisch im Bereitschaftsraum und musterte Sylvie LeClerc nachdenklich, wobei er mit einer Hand sein Kinn rieb. Noch immer war ihm der sorgfältig zurechtgestutzte Kinnbart, und der Schnauzer, den er sich in den letzten sechs Wochen hatte stehen lassen, etwas fremd. Dabei überlegte er sinnend, dass aus dem übermütigen, quirligen französischen Mädchen, während ihrer Zeit auf der ALAMO eine Frau geworden war. Und aus ihm selbst ein Mann.

„Du solltest dich rasieren, Valand, dieses Unkraut im Gesicht passt irgendwie nicht zu Dir“, lästerte die blonde Frau grinsend. „Ohne hast du besser ausgesehen.“ Kuehn runzelte die Stirn. „Mein Bart gefällt Dir nicht?“

„Absolut nicht, Mon Ami.“

Kuehn grinste breit. „Gewöhne Dich daran, denn ich gedenke, ihn nicht so schnell wieder abzurasieren.“

Ein Funkeln lag im Blick der Französin, als sie etwas gereizt erwiderte: „Du bist und bleibst ein alter Sturkopf. Mach doch, was du willst.“

„Das werde ich, Cherie.“

Sylvie blickte den Norweger fassungslos an, denn noch nie hatte er in dieser Form darauf reagiert, wenn sie selbst ihn auf französisch ihren Freund genannt hatte.

Valand grinste verschmitzt und meinte dann gutmütig: „Komm, lass uns auf die Brücke gehen. Es wird langsam Zeit, dass wir unsere Ankunft ankündigen. Ich bin gespannt, was der alte Schwertfisch, Admiral Hanson, dazu sagen wird, wenn die ALAMO sich plötzlich zurückmeldet.“

„Ich auch“, stimmte Sylvie zu ohne auf seine vorangegangenen Worte einzugehen.

„Die haben uns doch sicherlich schon vor Jahren abgeschrieben. Besonders gerne wüsste ich, was er dazu sagen würde, wenn er wüsste, dass du ihn Schwertfisch nennst.“

„Vor oder nach dem Wutanfall?“

Sie lachten und verließen den Bereitschaftsraum.

Auf der Brücke hatte die erste Schicht Dienst, da es nach Bordzeit momentan genau 08:13 Uhr war.

Die beiden Führungsoffiziere schritten zum Sitz des Captains, vor dem sie stehen blieben, und warfen einen Blick auf den Hauptschirm, der noch die gewohnten Sternenstreifen des Warpfluges zeigte.

Anaree Scrillian verstand Kuehns auffordernden Blick und meldete knapp: „Wir sind innerhalb der Reichweite unseres Subraumfunks, Valand.“

Valand Kuehn nickte der Rigelianerin zu. Er blickte zu Thania Walker. „Wir gehen unter Warp, Thania.“ Beobachtend, wie das Schiff unter Warp fiel, wandte er sich schließlich zu Nana McCrea um, und befahl: „Eine Verbindung zum Hauptquartier der Sternenflotte.“

„Aye, Commander.“

Valand Kuehn hatte das Gefühl, das eine Ewigkeit verging, bis die Schottin endlich meldete: „Verbindung steht, Sir.“ Er räusperte sich vernehmlich und sagte: „Auf den Schirm, Petty-Officer.“

Nana McCrea bestätigte, und gleich darauf wurde auf dem Hauptschirm das Gesicht eines dunkelhäutigen Vize-Admirals der Sternenflotte sichtbar, den Valand Kuehn noch nie gesehen hatte. Einen Schritt hinter ihm stand eine Vulkanierin die denselben Rang bekleidete.

Beide trugen neuartige Uniformen. Wenn es eine Beweises für ihre lange Abwesenheit bedurft hätte, spätestens dies wäre einer gewesen. Im Grunde sahen diese neuen Uniformen kaum anders aus, als die jetzigen, nur, dass sie aus einem Zweiteiler zu bestehen schienen, und nicht in Form eines Einteilers getragen wurden. Das auffälligste Detail war dabei, dass diese Uniform einen hochgeschlossenen Kragen besaß.

Valand Kuehn nahm Haltung an und meldete: „Lieutenant Valand Kuehn, im Rang eine Provisorischen Commanders der Sternenflotte, meldet sich mit der U.S.S. ALAMO und 110 Besatzungsmitgliedern zurück, Admiral.“

Während das Gesicht der hochgewachsenen Vulkanierin ausdruckslos blieb, spiegelte sich auf dem Gesicht des Mannes erstaunen wieder. Dann begann sich Freude auf seinen asketischen Gesichtszügen abzuzeichnen, und er erwiderte: „Hier spricht Vize-Admiral Charles Whatley, Oberbefehlshaber der Sternenflotte. Ich kann kaum glauben, was sie da sagen, Commander. Wir haben die ALAMO schon vor Jahren auf die Verlustliste gesetzt. Wo, bei allen Sternenteufeln haben Sie denn gesteckt, und was ist passiert?“

„Kuehn erklärte sachlich: „Das ist eine sehr lange Geschichte, Sir. Sie werden meinen umfassenden Bericht und die Verlustliste bekommen, sobald wir das Sol-System erreicht habe. Für den Moment nur so viel, Admiral: Wir wurden von den Ausläufern einer ausbrechenden Supernova gestreift. Als ranghöchster Brückenoffizier habe ich das Kommando übernommen, und das Notprotokoll der Sternenflotte angewandt, um eine funktionierende Kommandostruktur zu etablieren. Momentan befinden wir uns etwas weniger als zehn Lichtjahre entfernt. Bei der vertretbaren Höchstgeschwindigkeit, die uns momentan möglich ist, werden wir etwa morgen um diese Zeit in das Sol-System einfliegen.“

Whatley blickte wieder ernst. „Und nur 110 Besatzungsmitglieder haben überlebt? Ich kann mir vorstellen, dass sie keine leichte Aufgabe hatten, Commander.“

„Gelinde gesagt, Admiral. Aber die Crew hat mich hervorragend unterstützt.“

Whatley lächelte erneut. „Ich freue mich darauf, Sie und ihre Crew morgen persönlich kennenzulernen, Mister Kuehn. Ach, und noch eins: Willkommen zu Hause, Commander. Whatley, Ende.“

Die Verbindung wurde unterbrochen, und Valand Kuehn blickte fragend zu seiner Begleiterin. „J. P. Hanson ist nicht mehr der Oberkommandierende der Sternenflotte, wie es scheint.“

„Vielleicht hat er sich pensionieren lassen“, vermutete die Französin vage. „Spätestens morgen werden wir die Zusammenhänge erfahren.“

Valand Kuehn nickte. „Du sagst es.“ Dann wandte er sich an die Steuerfrau des Schiffes und befahl: „Mit Warp-6,2 nach Hause, Thania.“

 
 

* * *

 

Knapp einen Tag später fiel die U.S.S. ALAMO, innerhalb der Jupiterbahn, unter Warp. Vorläufig zum letzten Mal, denn das Schiff würde eine sehr lange Zeit in einer Werft verbringen müssen, um wieder zu einhundert Prozent einsatzfähig gemacht zu werden.

Kaum hatte Kuehn eine Meldung über ihre Ankunft absetzen lassen, da lief bereits die Bestätigung ein. Die ALAMO wurde, auf Admiral Whatleys Befehl hin, zum Mars umgeleitet, wo er, zusammen mit Admiral T´Lara auf die Ankunft des Schiffes wartete. Etwa drei Stunden dauerte der Flug zum Mars bei voller Impulsgeschwindigkeit. Nach mehr als zweieinhalb Stunden wurde die ALAMO angerufen, und das Gesicht eines jungen Kadetten erschien auf dem Hauptschirm.

„Hier spricht Kadett Nicholas Locarno, Führer der NOVA-Staffel. Wir fliegen Ehrengeleit für die U.S.S. ALAMO, Sir.“

Kuehn nickte lächelnd. „Danke, Kadett Locarno.“

„Nein, ich bedanke mich, Sir. Es kommt nicht alle Tage vor, dass eine Kadettenstaffel das Geleit für einen Helden der Föderation fliegen darf. Locarno, Ende.“

Verwundert blickte Valand Kuehn auf der Brücke in die Runde. „Ich habe ein Schiff der Sternenflotte zurückgebracht, mehr nicht.“

„So, so, mehr nicht“, spöttelte Sylvie LeClerc. „Ich sage dir mal was: Bescheidenheit ist eine Zier – doch weiter kommt man ohne ihr.“

„Autsch“, grinste Valand entsagungsvoll. „Gut dass das außer uns keiner gehört hat.“

Wie alle anderen auf der Brücke wartete er gespannt darauf, dass der Mars endlich in den optischen Erfassungsbereich der Systeme kommen würde – der Planet, über dem Valand Kuehn, vor achteinhalb Jahren, zum ersten Mal an Bord der ALAMO gekommen war.

Als er schließlich in Sicht kam, da atmete Thania Walker, die unbewusst die Luft angehalten hatte, hörbar aus. Wie auf ein geheimes Kommando blickten sie einander an und ein befreites Lächeln lag auf ihren Gesichtern. Selbst die Miene des Vulkaniers Kovak wirkte irgendwie zufriedener als gewöhnlich.

Valand Kuehn schien es fast so, als warteten die Anderen nun darauf, dass er etwas sagte. Doch ihm war nicht danach. Erst nach geraumer Zeit meinte er ganz ruhig: „Wir sind wieder Zuhause.“

Thania Walker hatte das Schiff für den Endanflug bereits merklich verzögert.

Aus Richtung des Mars kamen ihnen drei kleinere Raumschiffe der MIRANDA-KLASSE entgegen. Sie bildeten ein weites, gleichseitiges Dreieck, durch dass die ALAMO hindurch fliegen würde. Als sie noch etwa eine halbe Million Kilometer entfernt waren, feuerte jedes Schiff einen Salut bestehend aus jeweils drei Photonentorpedos. Dann wendeten sie und nahmen die ALAMO samt Jäger-Formation in ihre Mitte.

„Man könnte fast glauben, die freuen sich uns zu sehen, scherzte Sylvie. Auch ihr war die Freude über die glückliche Heimkehr deutlich anzumerken.

Der kleine Raumschiffspulk näherte sich einem der zahlreichen Raumdocks über dem Mars, welches zu den Utopia-Planitia-Werften gehörte.

Als sich das Raumschiff der EXCELSIOR-KLASSE im Endanflug befand, meldete sich der Leiter des Docks, ein Commander der Technik, über Bildfunk, und gab Bescheid, dass man die ALAMO nun mit dem Leitstrahl hereinziehen würde.

Kuehn bestätigte. Nachdem die Verbindung wieder unterbrochen war, wandte sich Valand Kuehn an Thania Walker und meinte: „Übergebe die Steuerung, sobald die Werft das Signal gibt, und überwache den Anflug, Thania.“

„Verstanden, Valand“, erwiderte die Kanadierin.

Valand Kuehn grinste belustigt, bevor er ergänzte: „Und gewöhne Dir bei deinem nächsten Captain nicht an den auch zu duzen.“

„Ganz bestimmt nicht, Commander“, erwiderte die Pilotin übertrieben ernst, aber der Norweger bemerkte, dass es nicht respektlos geklungen hatte. Lächelnd setzte er sich in den Sessel des Captains, ein letztes Mal, und beobachtete auf dem Hauptbildschirm den Anflug.

Die Übernahme der Schiffssteuerung erfolgte beinahe unmerklich.

Immer näher kam das hell beleuchtete, filigran wirkende Gitterwerk des Raumdocks.

Längst füllte der Mars einen Großteil des Bildschirms aus, und auch die planetaren Forschungsanlagen der Werft wurden erkennbar. Dann wanderten sie nach unten aus, während das Raumdock unaufhörlich vor ihnen anwuchs. Es war ein beeindruckender, beinahe majestätischer Anblick, als das Schiff schließlich langsam in das Dock hinein glitt. Die Streben mit den installierten Tiefenstrahlern glitten seitlich am Schiff vorbei.

Längst hatte Sylvie der Mannschaft, bis auf die Technische Crew, den Befehl erteilt, sich vor der Steuerbordschleuse der Primärhülle einzufinden. Sie gönnte Valand den ungestörten Anblick des Einflugs.

Als die U.S.S. ALAMO schließlich zum Stillstand kam, gab die Französin auch Chirome und seinen Leuten das Kommando, auf Stand-By zu schalten.

Fast gleichzeitig gab Kuehn den Befehl an die Brückencrew, die Konsolen zu sichern.

Danach verließen sie gemeinsam die Brücke und fuhren hinunter zu Deck-9. Der Verbindungstunnel zum Kontrollkomplex des Docks war bereits herangefahren worden, als sie bei der Crew erschienen. Sie nahmen ihre Reisetaschen, die sie bereits am Abend zuvor dorthin gebracht hatten, auf.

„Bitte nach Ihnen, Commander“, lachte Sylvie LeClerc leise, während sie ihre Hand auf den Kontaktgeber legte und das Schott öffnete.

„Du bleibst bei mir, Lieutenant-Commander“, erwiderte Kuehn ihre Flapsigkeit und schritt durch den Tunnel voran.

Ein großer Raum, der noch wesentlich mehr Leute, als die Restcrew der ALAMO fassen konnte, nahm sie auf. Etwa in der Mitte warteten zwei Sternenflottenadmirale auf sie. Mit festen Schritten marschierte Valand Kuehn auf die Beiden zu und ein wenig bewunderte ihn Sylvie LeClerc dafür, da sie selbst plötzlich eine leichte Unruhe verspürte.

Schon von Weitem erkannte Valand Kuehn Vize-Admiral Whatley wieder, und auch die Vulkanierin, die er über die Bildfunkverbindung gesehen hatte, erkannte er neben ihm.

Während die beiden Admirale mit ihren Begleitern näher kamen, ließ Sylvie die Mannschaft der ALAMO, in vier Reihen Aufstellung nehmen. Dann trat sie neben Valand, und stellte, so wie er, ihr Gepäck zu Boden.

Als Whatley sich ihnen auf drei Schritt Abstand genähert hatte, nahmen die beiden jungen Offiziere der ALAMO Haltung an, und der Norweger meldete: „Die Crew der U.S.S. ALAMO meldet sich in Stärke von 110 Personen zurück, und bittet das Raumdock betreten zu dürfen, Admiral.“

„Erlaubnis erteilt“, erwiderte der Admiral nach Vorschrift. Dann überflog ein Lächeln sein Gesicht und er kam zu Valand um ihm die Hand zu bieten. „Willkommen zurück, Commander. Ich möchte Ihnen meine Stellvertreterin, Vize-Admiral T´Lara, vorstellen.

Valand Kuehn ergriff die Hand des Admirals und erwiderte den kräftigen Händedruck. Seine Begleiterin beließ es bei einem heben der rechten Hand und dem typischen Spreizen der Finger. „Leben Sie lang und in Frieden, Commander.“

„Eigentlich bin ich nur Lieutenant, Admiral, und...“

„Welche Rangabzeichen tragen Sie an ihrem Kragen?“, unterbrach ihn T´Lara, an der besonders die strahlend blauen Augen auffielen, energisch.

Valand Kuehn blickte einen Augenblick verwirrt. Dann antwortete er: „Die eines Provisorischen Commanders, Sir.“

T´Lara nickte und sagte: „Der Logik zufolge sind Sie damit mit Commander anzusprechen, nicht wahr, Commander?“

„Ja“, antwortete der Norweger schnell. Er hatte nicht vor, sich mit einem der hochrangigsten Admirale der Sternenflotte zu streiten.

Charles Whatley erlaubte sich ein Schmunzeln, bevor er eingreifend erklärte: „Meine Kollegin hat Recht, Mister Kuehn. Solange niemand Ihren Provisorischen Rang aufhebt, und Sie zurückstuft, sind Sie weiterhin Commander. Aber das mit dem Zurückstufen hat Zeit. Bitte treten Sie zu ihrer Crew, ich möchte einige Worte an sie richten.

Kuehn und die Französin nahmen ihr Gepäck und schritten zu ihrer Crew, wobei sie bedeutungsvolle Blicke wechselten. Als sie zu ihren Kameraden getreten waren, stellte sich Whatley mit T´Lara vor die angetretene Crew und erhob seine Stimme.

„Crew der ALAMO. Ich bin sicher, dass die hinter Ihnen liegende Zeit schwer, und voller Entbehrungen gewesen ist. Und ich möchte Ihnen versichern, dass ich mit ihnen fühle, und dass Sie alle meinen Respekt und meine Bewunderung haben, weil Sie sich nicht kampflos in Ihr Schicksal ergeben, sondern alles daran gesetzt haben, zurückzukehren zu Ihren Familien, und die U.S.S. ALAMO in den heimatlichen Hafen zurück zu bringen. Dass gerade Letzteres sehr viel bedeutet verstehen Sie alle vielleicht etwas besser, wenn ich Ihnen hiermit mitteile, dass die Föderation vor kurzer Zeit von einem übermächtigen Gegner, den wir Borg nennen, angegriffen wurde, wobei 39 Schiffe der Flotte, bei Wolf-359 verloren gingen. Ihr aufopferungsvoller Einsatz hat nicht nur ein Schiff zurück gebracht, sondern er wird unseren Leuten innerhalb der Flotte auch ein leuchtendes Vorbild sein. Und zwar dafür, dass es selbst in schier ausweglos scheinender Lage immer eine Alternative zur Kapitulation geben wird. Ich versichere Sie meines Dankes, und des Dankes der Admiralität. Die Mannschaften werden im Anschluss auf Transportschiffe gebeamt, die Sie schnellstmöglich zur Erde bringen werden. Die Offiziere des Schiffes, und damit meine ich auch jene, die durch das Notprotokoll zu Offizieren wurden, bleiben noch. Sie werden bitte mich und Admiral T´Lara an Bord meines Schiffes zur Erde begleiten. Ich danke Ihnen. Die Mannschaften können nun wegtreten, die Offiziere bleiben bei mir.“

Sylvie gab dem dienstältesten Master-Chief der Crew ein Zeichen, den Abmarsch zu organisieren. Dann schritt sie, zusammen mit Valand und allen übrigen Offizieren zu den beiden Admiralen. Als sie unter sich waren, schüttelte Whatley auch allen übrigen Offizieren und Neu-Offizieren der ALAMO die Hand.

„Ich bin stolz auf Sie alle, meine Damen und Herren. Wenn wir nun zur Erde fliegen, dann bekommen Sie die Gelegenheit, sich erst einmal für den Rest des Tages zu erholen. Ich werde in dieser Zeit die Logbücher der ALAMO sichten und mir einen Überblick verschaffen, was passiert ist. Morgen Vormittag, gegen 10:00 Uhr, werden Sie alle dann im Flottenhauptquartier erscheinen. Commander Kuehn und Lieutenant-Commander...“

„LeClerc, Sir.“

Der Admiral lächelte dankbar, als die Französin ihm aushalf. „Sie Beide werde ich noch etwas länger belästigen müssen, von Ihnen beiden erwarte ich einen knappen vorläufigen Bericht, bevor ich auch Sie in Ruhe lassen werde. Ich bin schon sehr gespannt auf die ersten Fakten zu ihrer Odyssee.“

„Aye, Sir“, antworteten beide, wie aus einem Mund. Dann folgen Sie den beiden Admiralen zum Ausgang der Halle.

 
 

* * *

 

Nachdem das Schiff des Admirals die Erde erreicht hatte, ließ sich Admiral Whatley, zusammen mit T´Lara, Kuehn und LeClerc zum Hauptquartier der Erde beamen. Gemeinsam betraten die vier Sternenflottenoffiziere das Hauptgebäude, durchquerten die weite Eingangshalle uns suchten einen der Turbolifts im hinteren Bereich auf.

Das Büro des Flottenchefs lag im 25 Stockwerk des Gebäudes. Nachdem sie den Turbolift verlassen hatten, führte sie der Admiral nach rechts, bis zum Ende des langen Ganges.

Als sie schließlich durch das großzügig dimensionierte Vorzimmer geschritten und in sein Büro eingetreten waren, bot Whatley seinen drei Gästen etwas zu trinken an und orderte die Getränke über eine Ordonanz.

Sie saßen bei der großzügig eingerichteten Sitzgruppe, an der Fensterreihe des geräumigen Büros zusammen, und sowohl der Norweger, als auch die Französin sogen die Aussicht, die sich ihnen durch die Fenster bot, auf. Schon zu lange hatten sie nicht mehr den Anblick einer Planetenoberfläche erlebt.

Kurz darauf trat die Ordonanz ein und brachte die Getränke herein. Sowohl Sylvie LeClerc, als auch Valand Kuehn hatten sich für einen Kaffee entschieden, während die Vulkanierin abgelehnt hatte. Nachdem der Lieutenant, der die Getränke gebracht hatte wieder gegangen war, lehnte sich Charles Whatley in dem Polster seines Sessels zurück und blickte die beiden jungen Offiziere nacheinander an, bevor er sich Kuehn zu wandte und sagte: „Ich habe auf dem Flug zu Erde einen Blick in Ihre Dienstakte und in die Verlustliste geworfen, Commander. Es tut mir sehr leid, dass Ihre Frau unter den Todesopfern war, und ich möchte Ihnen zunächst einmal, auch im Namen von Admiral T´Lara, mein Mitgefühl aussprechen. Unter diesen Umständen war es sicherlich noch schwerer einen Weg zu finden die ALAMO annähernd heil zurück zu bringen.“

Kuehn nickte. „Es war ein schwerer Schlag, Admiral. Ohne den Zusammenhalt innerhalb der Crew wäre ich vermutlich daran zerbrochen. Es war nicht leicht, den Willen aufzubringen weiterzumachen.“

„Das glaube ich, Commander.“ Er schien nach einem Übergang zum nächsten Thema zu suchen.

T´Lara, die sich bisher stets im Hintergrund gehalten hatte, sprang für ihn ein, und erklärte leidenschaftslos: „Es wird natürlich eine Untersuchung der Vorfälle stattfinden, Commander. Das ist jedoch kein Misstrauen unsererseits sondern es entspricht dem Standardprotokoll der Sternenflotte. Das bedeutet, dass sowohl Sie Beide, als auch jedes andere Mitglied der Crew innerhalb der nächsten Woche seine Aussage vor einem Ausschuss machen wird. Möglicherweise wird es bitter für Sie sein, einige Details noch einmal in aller Ausführlichkeit berichten zu müssen, doch das können wir Ihnen leider nicht ersparen.“

Sowohl Valand Kuehn als auch Sylvie LeClerc hatten mit etwas Ähnlichem gerechnet, darum fiel ihre Reaktion auf die Worte der Admiralin entsprechend unspektakulär aus.

„Wir werden also eine Weile in der Nähe bleiben müssen“, stellte der Norweger fest.

„Richtig, Commander. Sie werden eine Woche warten müssen, bis Sie nach Andoria fliegen können.“

Valands Gesicht drückte Erstaunen ob dieser Bemerkung aus. Dann machte er sich bewusst, dass diese Vulkanierin lediglich die logischen Schlussfolgerungen aus den voran gegangenen Bemerkungen geschlossen hatte. Und offensichtlich wusste sie, um die Riten und Gebräuche auf Andoria.

Das angedeutete Lächeln der Admiralin sprach für sich. Dann wurde ihre Miene wieder ausdruckslos, und sie fuhr fort: „Ich persönlich würde Sie nach meinem ersten Eindruck so einschätzen, dass man Ihrem Wort vertrauen kann, Commander. Aber das Protokoll lässt sich nicht umgehen.“

Der Norweger nickte. „Ich verstehe, Admiral. Nach dieser langen Reise fällt eine weitere Woche nicht ins Gewicht.“ Er wandte sich zu Whatley und wechselte das Thema: „Sir, Sie erwähnten einen Angriff auf die Erde, durch eine Spezies, die Sie Borg nannten. Können Sie mir sagen, ob die U.S.S. MIDWAY bei Wolf-359 dabei war? Ein sehr guter Freund tut vermutlich Dienst auf diesem Schiff.“

„Selbstverständlich.“ Der Admiral erhob sich und holte eines der zahlreichen PADD´s von seinem Schreibtisch. „Hier finden Sie die Schiffe, die wir verloren haben, und die Verlustliste. 11.000 Sternenflottenmitglieder starben bei der Schlacht.“

„Oh, mein Gott“, entfuhr es Sylvie LeClerc erschrocken.

Valand überprüfte zuerst die Schiffsliste. Die Züge seines Gesichts verhärteten sich, als er die MIDWAY auf der Liste gefunden hatte. Dann ging er die Verlustliste des Schiffes durch, und seine versteinerte Miene hellte sich auf. Zu Sylvie gewandt sagte er erleichtert:„Tar´Kyren ist nicht unter den Opfern.“

„Heißt Ihr Freund vielleicht Tar´Kyren Dheran?“, hakte die Vulkanierin schnell nach.

Verwunderung spiegelte sich auf den Gesichtern der beiden Offiziere, und schließlich bestätigte Valand Kuehn: „Ja, so heißt er.“

Die Augen der Vulkanierin funkelten eigentümlich, als sie hinzufügte: „Nun, ihr andorianischer Freund wurde kürzlich für seinen heldenhaften Einsatz bei dieser Schlacht, mit dem Christopher-Pike-Tapferkeitsorden ausgezeichnet. Ich selbst war es, die ihm diese Auszeichnung überreicht hat darum erinnere ich mich an ihn.“

„Typisch“, platzte die Französin heraus und blickte Valand giftig an. „Der Kerl schließt als Letzter von uns Dreien die Akademie ab, und heimst als Erster die höchste Auszeichnung der Föderation ein.“

„Möglicherweise bleibt er damit nicht lange allein“, antwortete Charles Whatley vage und ging mit einem amüsierten Grinsen über den Ausbruch der blonden Frau hinweg. „Doch jetzt würde ich gerne zusammenfassend von Ihnen und Commander Kuehn erfahren, was sich an Bord der ALAMO zugetragen hat.“

Die beiden jungen Offiziere berichteten in der nächsten Stunde ausführlich und wechselseitig, was sich nach der Sternenexplosion an Bord der ALAMO zugetragen hatte. Nur gelegentlich stellten beide Admirale Zwischenfragen, zumeist dann, wenn es bei Details Unklarheiten gab. Beide wurden besonders aufmerksam, als Kuehn und LeClerc von ihrer Begegnung mit den Romulanern berichteten.

Nachdem Kuehn zum Schluss gekommen war, blickte Whatley die beiden Offiziere der ALAMO eine Weile sinnend an, und erklärte dann seinerseits: „Das Bild, welches Sie von den Romulanern zeichnen unterscheidet sich deutlich von dem, was uns Captain Picard von der U.S.S. ENTERPRISE vermittelte, nachdem er im letzten Jahr mit Commander Tomalak zusammentraf. Gegenüber Captain Jean-Luc Picard zeigte der romulanische Commander ein etwas anderes Gesicht. Sie beide haben ihn persönlich kennengelernt. Glauben Sie, dass er psychisch labil sein könnte?“

Beide Offiziere schüttelten den Kopf und Kuehn antwortete: „Nein, Sir. Diesen Eindruck gewann ich nicht von diesem Romulaner. Auf mich wirkte er charismatisch, entschlossen, aber auch verschlagen, und auf seinen Vorteil bedacht. Er war, das ist zumindest mein Eindruck gewesen, sehr interessiert an unserer neuen GALAXY-KLASSE. Zum Glück wussten wir kaum mehr darüber, als dass diese Schiffsklasse sich im Bau befindet. Eine Tatsache, die Tomalak nicht gefiel, wenn ich eine Vermutung äußern darf. Möglicherweise fühlen er und sein Volk sich bedroht, durch die Entwicklung dieses neuen Schiffstyps.“

T´Lara musterte den Norweger eindringlich und meinte dann nachdenklich. „Es ist interessant, dass dies auch die Ansicht unsere Leute beim Sternenflottengeheimdienst ist, Commander. Normalerweise gebe ich, als Vulkanierin, nicht viel auf Schätzungen und Vermutungen, aber diese hier unabhängig von einander geäußerten Meinungen stimmen mich zumindest sehr nachdenklich.“ Sie wechselte einen Blick mit Whatley und erklärte: „Das wäre soweit alles, für den Moment. Versuchen Sie, etwas inneren Frieden zu finden und melden Sie sich morgen, wie befohlen, um 10:00 Uhr in Admiral Whatleys Büro.“

Valand Kuehn und Sylvie LeClerc erhoben sich und verabschiedeten sich förmlich von den beiden Admiralen, bevor sie das Büro verließen.

Drinnen wandte sich Whatley an seine Kollegin und fragte: „Nun, was sagen Sie zu dem Vorschlag, den ich gemacht habe, nun, da sie den Bericht gehört haben?“

„Ich möchte mir zunächst noch die Aussagen der übrigen Offiziere und die der Crew anhören“, antwortete die Vulkanierin. „Aber ich denke, ich werde ihm danach zustimmen. Es wäre, nach allem, was diese beiden jungen Offiziere und ihre Crew durchgestanden haben, eine logische Entscheidung.“

Whatley lächelte fein. „Und auch eine menschliche, T´Lara.“

 
 

* * *

 

Die folgenden sieben Tage vergingen beinahe wie im Flug. Alle Überlebenden der ALAMO wurden eingehend zu den Vorkommnissen während des Fluges befragt, und die Aussagen von einem Expertenteam des Sternenflottenkommandos analysiert. Nachdem man alle Aussagen mit einander abgeglichen hatte, war ein recht umfassendes Bild der Geschehnisse entstanden, und zwei Namen waren dabei immer wieder in höchster Anerkennung ausgesprochen worden: Valand Kuehn und Sylvie LeClerc.

Diese beiden Offiziere wussten noch nicht, was sie erwartete, als sie von Whatley am Ende der Woche erneut in das Hauptquartier der Sternenflotte gebeten wurden.

Wie während der offiziellen Befragung, waren auch dieses Mal, außer den Admiralen Whatley und T´Lara, ein Konteradmiral und drei Captains des Stabes anwesend, als Valand Kuehn und Sylvie LeClerc den Saal im Erdgeschoss des Gebäudes betraten, dessen vordere Sitzreihen von der überlebenden Besatzung der ALAMO belegt wurden. Neben einander schritten sie durch den breiten Mittelgang nach vorne. Offensichtlich hatte die Kommission ihre Untersuchungen abgeschlossen und würde ihnen nun das Ergebnis mitteilen.

Die hochrangigen Offiziere des Stabes saßen hinter einem breiten, etwas erhöht gelegenen, Pult vor dem die beiden Offiziere der ALAMO stehen blieben und ihre Meldung machten.

Whatley erhob sich, und ein mildes Lächeln, dass eine beruhigende Wirkung besaß, lag auf seinem Gesicht, als er verkündete: „Commander Kuehn und Lieutenant-Commander LeClerc. Ich möchte es kurz machen. Diese Kommission ist nach Sichtung aller Logbucheinträge und der Anhörung der Überlebenden der ALAMO zu dem Schluss gekommen, dass Sie beide, in herausragender Weise und im besten Sinne der Sternenflotte alles in Ihren Kräften stehende getan haben, um 108 weitere Besatzungsmitglieder, und die U.S.S. ALAMO wieder in den Heimathafen zurück zu bringen. Darüber hinaus haben sie mindestens dasselbe Maß an persönlichem Mut bewiesen, wie mancher Kriegsheld der Föderation. Diese Kommission hat daher den Entschluss gefasst, Ihnen beiden den höchsten Orden der Sternenflotte zu verleihen. Darüber hinaus werden ihre provisorischen Ränge als reguläre Ränge bestätigt. Sie haben lediglich, zu einem späteren Zeitpunkt, die Prüfungen zur Kommandobefähigung abzulegen. Weitere Beförderungen und Auszeichnungen für die Crew, werden in den nächsten Tagen noch erfolgen.“ Er wandte sich an die anwesende Crew der ALAMO und sagte: „Meine Damen und Herren, bitte erheben Sie sich.“

Whatley und T´Lara verließen das Podest und schritten zu Valand Kuehn und Sylvie LeClerc, die bereits die neuen Uniformen der Sternenflotte trugen. Während Whatley das Rangabzeichen des Provisorischen Commanders von Valand Kuehns Kragen entfernte, und durch drei goldene Rank-Pins ersetzte, heftete die Vulkanierin Sylvie LeClerc die zwei goldenen Rank-Pins und einen schwarzen Rank-Pin, die Insignien eines regulären Lieutenant-Commanders, an. Anschließend sprachen sie den obligatorischen Glückwunsch aus.

Da es im Hauptquartier der Sternenflotte nicht schicklich war, die Beförderungen mit einem „Hipp-Hipp-Hurra“ zu feiern, erhoben sich die Crewmitglieder der ALAMO und applaudierten lediglich. Die beiden frisch Beförderten sahen sich dabei verstohlen an. Sie waren beide sehr jung für diese Ränge, aber offensichtlich glaubte das Sternenflottenkommando daran, dass sie die Fähigkeit besaßen, die Aufgaben, die sich mit diesen Rängen ergaben, auch regulär erfüllen zu können. Beide nahmen sich in diesem Moment vor, die Hoffnungen, die man in sie setzte, nicht zu enttäuschen.

Danach nahmen die beiden frischgebackenen Stabsoffiziere die Glückwünsche der Kameraden entgegen, mit denen sie gemeinsam eine Menge durchgestanden hatten.



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