Zum Inhalt der Seite

Secret

Bittere Geheimnisse
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kurz vor zu Bett gehen schnitt ich noch einmal in meinen Arm. Das Blut quoll raus, einzelne Tropfen verliefen. Vorsichtig, aber doch zugleich fasziniert, strich ich über die frische Wunde und verschmierte das Blut auf die daneben liegenden, bereits Verkrusteten.

Ich legte die Schere weg.

Starrte sie wie meinen Erzfeind an.

Das muss jetzt aufhören, sagte ich mir. Das muss aufhören.

Nachdem ich meinen Arm verbunden hatte, erhaschte ich einen Blick aus dem Küchenfenster. Julian stand nicht mehr vor unserer Tür, natürlich nicht. Er hatte sich auch seitdem nicht mehr gemeldet, natürlich nicht. Und so natürlich wie alles war, schwänzte ich den Freitag und ließ mich nicht in der Uni blicken. Vorsichtig machte ich meiner Mutter klar, dass ich wahnsinnige Bauchschmerzen hätte. So richtig krampfartig, dass ich lieber zu Hause lernen würde. Es war wie in der Schule, dass ich mich verteidigen musste, wieso ich mal wieder keine Lust auf Leute hatte.

Die Bauchschmerzen waren nicht mal groß gelogen. Julian löste in der Tat Bauchschmerzen in mir aus.

 

Als ich den Tag im Bett lag, dachte ich an unser erstes Treffen. Wie genervt ich von diesem Typen am Getränkeautomat war. Dann sprach er mich an. Seine ersten Worte: »Julian. Mickys Freund. Du kennst sie aus der U-Bahn?«.

So unspektakulär.

Doch irgendwie passte jedes Wort zu ihm. Sein Name, ganz kurz und bündig, nicht weiter ausgeschmückt. Gefolgt von seiner Freundin, Micky, ein Gesprächsanfang. Locker lehnte er an der Wand. Reichte mir ebenso locker die Hand. Als wäre nichts dabei. Als wäre es eine einfache Sache gewesen mich vom ersten Moment an zu begeistern. Er hat mich mitgezogen in seine Welt voller Alkohol und Drogen. So ein schlechter Umgang er auch war, es war faszinierend, wie gut er trotzdem mit allem klar kam. Er war weder dumm noch sonderlich intelligent. So oft er auch trank, die Uni litt nicht mehr als notwendig darunter. Zeitlich teilte er alles wie ein Organisationstalent auf. Zwei Mal die Woche Treffen mit Micky. Zwei Mal die Woche Treffen mit mir. Einen Tag für sich. Der andere Tag mit allen Freunden. Und ein Tag war flexibel.

Am liebsten zockte er vorm PC oder Fernseher. Ballerspiele. Er nahm immer den blauen Soldat, weil blau seine Lieblingsfarbe war. Kühl und doch vertraut wie das Meer.

An den Strand wollte er unbedingt mal. Da war er mit Micky im Urlaub. Ohne mich. Am liebsten würde ich auch mal mit ihm in den Urlaub. Doch meine Treffen mit ihm waren jetzt schon gestrichen. Da würde nie ein zustande Urlaub kommen. Nie würde ich jemals wieder auf seinem Bett sitzen und ihn beim Playstationspielen anschauen. Nie wieder dürfte ich in seinen Armen einschlafen. Nie wieder ihn derartig berühren, wie ich es für eine Gewohnheit hielt.

Ob er das genauso leidvoll betrachtete?

Ob er mich vermissen wird?

Ob er mich jemals wieder so ansprechen kann, wie er es einst tat? Locker, ohne jegliche Hintergedanken?

 

»Constantin, ich muss mit dir reden«, flüsterte er mir in mein Ohr. Vorsichtig drehte ich mich zu ihm um. Wieso lag er neben mir?

»Ich muss mit dir reden«, flüsterte er erneut.

»Ich höre«, säuselte ich zurück und kuschelte mich in seine Arme. So warm und angenehm.

»Liebst du mich?«, fragte er ruhig, während sein Atem auf meinen Haaren lag. Ich nickte, gefolgt von einem gehauchten »Ja«.

»Wieso ich?«

»Weil du der tollste Mensch auf Erden bist ...«

»Findest du?«

Ich nickte erneut.

»Wenn ich dich ficke, schreist du aber mehr, als dass du mich liebenswürdig in deine Arme schließt.«

Ich stockte. Erhob mich. Etwas hinderte mich daran, Ein Halsband, dessen Leine in Julians Hand lag.

»Aber ich empfinde wirklich Liebe! Du bist alles in meinem Leben!«, versuchte ich seine Stimmung zu heben. Doch seine Mundwinkel blieben unten. Ich hatte ihn verärgert?

»Beweis es«, forderte er.

Ich musste schlucken. Wieso war er so gemein zu mir?

Oh ja.

Richtig.

Ich war ja unartig. Hatte ihn angelogen.

Und jetzt das mit der Liebe.

Ich rutschte also nicht weiter fragend an ihm runter, platzierte mich zwischen seine Beine und griff nach seinem Geschlecht. Vorsichtig küsste und leckte ich es, bis es an Größe gewann. Immer wieder saugte ich es mit meinen Lippen an, umschlang es mit meiner Zunge. Julians Hand lag in meinem Nacken und gab den Rhythmus vor, mit dem ich ihn beglücken sollte.

Irgendwann tat mir der Mund weh. Zögernd sah ich auf und machte deutlich, dass ich nicht mehr konnte und eine Pause bräuchte. Er grinste sofort hämisch auf und zog mich wieder zu sich hoch.

»Dann mal rauf mit dir, ich warte immer noch auf dich.«

Ohne eine Antwort von mir abzuwarten - als hätte er auch keine erwartet - steckte er mir zwei seiner Finger in den Mund. Gierig befeuchtete ich sie mit meinem Speichel, sodass er sie mit Leichtigkeit in mich einführen konnte. Es schmerzte für einen kurzen Moment, doch ich hatte mich langsam an die Praktiken gewöhnt, sodass ich mich schnell entspannen konnte. Ich stöhnte und keuchte zum Stoßen seiner Finger. Seine andere Hand umfuhr meine Hüfte, während seine wunderbaren Lippen mein Schlüsselbein umspielten. Es dauerte auch nicht lange, da erlöste er mich von seinen Fingern und führte seine Härte an mich heran.

Bestimmend packte er meine Taille und drückte mich runter, sodass sein Glied ohne weitere Schwierigkeiten in mich hinein glitt.

Ein wundervolles Gefühl machte sich in mir breit.

Ich ritt ihn so gut ich konnte; so hart ich konnte. Er stöhnte zufrieden auf und lobte mich über meinen Tatendrang.

Ich sah noch sein Lächeln; dieses glückliche Lachen, welches er mir immer schenkte.

 

Doch auf einmal hustete Julian. Ich hörte auf, mich zu bewegen und tastete seine Brust ab.

Blut. Blut. Überall rot.

Blutüberströmt lag er vor mir. Seine Augen weit aufgerissen.

Ich erschrak, sprang von ihm, rief seinen Namen, fiel vom Bett. Fiel immer tiefer. Alles wurde dunkel.

Ein seltsamer Laut durchdrang meine Ohren.

Ich schrie.

 

Hatte ich ihn umgebracht?

 

Als ich die Augen öffnete, regnete es kräftig gegen meine Fenster. Draußen donnerte es. Kurz danach auch ein Blitz. Wieder Donner.

Es war dunkel, wohl mitten in der Nacht. Mein Herz klopfte wie verrückt. Kalter Schweiß lag mir auf der Stirn. Vorsichtig wischte ich ihn weg.

»Was war das?«, murmelte ich vor mich hin und starrte entsetzt an die Decke, während ich dem Gewitter lauschte. Ein furchtbarer Alptraum. Der erste seit knapp einem Jahr. Der erste mit Julian.

Sonst waren es immer nur Sexträume. Oder zumindest schöne Träume, die zwar nicht immer ein gutes Gefühl hinterließen, aber an sich angenehm waren.

»Wie furchtbar ...«, flüsterte ich erneut in die Stille meines Zimmers.

Der Donner antwortete mir mit einem Grollen. Wieder erhellte ein Blitz kurzzeitig den Raum.

 

Irgendwann schlief ich wieder ein.

Unruhig. Nicht erholsam.

 

Den Freitag verbrachte ich im Bett.

Den Samstag ebenfalls.

Über Sonntag muss ich nicht reden.

 

Jeden Tag fühlte ich mich elendiger. Immer mehr Gewissensbisse traten in mir hervor, störten mein Bewusstsein. Ich hatte es echt vermasselt mit meiner Angst. Mit diesem scheiß introvertierten Getue. Hätte ich doch einfach mal schneller das Maul aufgemacht, wäre Julian vielleicht noch bei mir. Weder gebrochen noch bis aufs Lebensende gegenüber Männerfreundschaften skeptisch.

Das einzige, worauf ich stolz sein konnte, war die Abstinenz der Schere. Ich hatte mich am Wochenende nicht geschnitten.

Die Wunden heilten langsam ab, doch die Letzte blieb schmerzhaft.

Am Sonntagabend ging sie in der Dusche auf. Das Blut tropfte, vermischt mit dem Wasser, auf den Boden und floss in den Ausguss.

Ich konnte meinen Blick nicht abwenden.

Es war so wunderschön.

Immer wieder tropfte es.

Tropf.

Tropf.

Mein Kopf war so leer.

Tropf.

Tropf.

Ich vermisste seine Nähe.

Tropf.

Hätte ich nicht ewig so mit ihm weitermachen können? Einfach so tun, als wäre es eine Freundschaft gewesen?

Dummer Alkohol hat alles zerstört. Hätten wir doch nie rumgemacht.

Tropf …

 

Ich litt einst unter dem Alltag. Er gab mir nicht viel Antrieb und ich verlor mich in Routine.

Mittlerweile litt ich unter Allem. Alltag, Freunde, Familie und besonders mir selbst.

Am Montagmorgen griff ich ein bisschen Make-Up von meiner Mutter ab, um die Augenränder zu kaschieren; ein bisschen Puder gegen die Blässe. Doch ich hatte das Gefühl, dass ich es nur noch schlimmer machte.


Nachwort zu diesem Kapitel:
... ich hoffe, ich komme mit dem Querlesen hinterher! Ich muss auch noch ein paar Kapitel einteilen hihi... Kann also passieren, dass vielleicht mal einen Tag kein Kapitel kommt!

Aber ich bemühe mich um Gleichmäßigkeit :3 Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück