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Last Desire: After Story I

Long Lost Fellow
von

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Kummer

Als L kurz die Feier verlassen hatte, passte ihn sein Bruder ab und stellte ihn zur Rede. „L, was ist los mit dir? Du ziehst schon die ganze Zeit ein Gesicht, als wolltest du irgendetwas vom Stapel lassen. Also sag schon: was ist mit dir los?“ L steckte die Hände in die Hosentaschen und duckte sich leicht. Er sah in diesem Moment wie ein Raubtier in Lauerstellung aus. „Du weißt, was ich über die ganze Sache denke. Du stürzt dich ins Unglück, Jeremiel. Früher oder später wirst du in die Mafiakreise abrutschen und als Krimineller enden. Dieses Leben ist gefährlich und ich kann nicht mit ansehen, wie du in dein Verderben rennst. Liam mag zwar vielleicht eine gute Seite haben, das bestreitet auch keiner. Aber es ändert nichts daran, dass er der Kopf einer Mafiaorganisation ist und er ist inzwischen bereits die Nummer 1 der Bostoner Unterwelt. Bist du dir überhaupt im Klaren, was Leute wie er machen? Sie erpressen Familien, töten Verräter und alle, die ihnen im Weg stehen. Weißt du, was er mit dem Kerl gemacht hat, der dich bei dieser Menschenauktion gekauft hat und vergewaltigen wollte? Er hat ihn geblendet, ihm die Stimmbänder und Achillessehnen durchtrennt und ihn dann als Sexsklaven verkauft. Und diesen Norman Hayes hat man tot aufgefunden, nachdem er mit einer Kettensäge malträtiert worden ist. Wer weiß, wann er etwas Ähnliches mit dir macht, wenn du nicht spurst!“ Hier aber verfinsterte sich Jeremiels Blick. Er ging direkt auf L zu, packte ihn am Kragen und stieß ihn mit dem Rücken zur Wand. „Glaubst du etwa, ich bin so naiv? Natürlich weiß ich, was Leute wie er machen, aber Liam trennt Privates und Berufliches streng voneinander und er würde niemals zulassen, dass ich in seine Kreise gerate. Ganz einfach aus dem Grund, weil er mich genau davor beschützen will und ich vertraue ihm auch. Du hast kein Recht, dich da einzumischen und inzwischen müsstest du doch wissen, dass man Liam vertrauen kann. Er hat euch die ganze Zeit beschützt und sein Leben für euch riskiert, auch für dich. Und glaubst du etwa, Liam wüsste nicht, wie gefährlich seine Welt für mich wäre, selbst wenn ich kein Sefira wäre? Als ich nach meiner Wiederbelebung bei ihm aufgewacht bin und mich an nichts erinnern konnte, da hat er sich vielleicht etwas falsch verhalten, das gebe ich zu. Aber er war selbst überfordert mit der Situation und hatte auch versucht, auf Abstand zu gehen, weil er gedacht hat, es würde mit uns beiden nicht gut gehen. Ich war es, der diese Beziehung unbedingt gewollt hat und ebenso war ich derjenige gewesen, der die Idee mit der Heirat ausgesprochen hat. Liam hätte mich nie gefragt, einfach aus Sorge, es könnte mir irgendetwas passieren, wenn ich bei ihm bleibe. Liam hat sein Leben riskiert, um mich zu retten und deshalb werde ich auch nicht zulassen, dass du weiterhin behauptest, er würde mich irgendwann noch in seine Mafiageschäfte mit reinziehen. Ist das klar?“

„Wach doch endlich auf, Jeremiel!“ entgegnete L und befreite sich aus dem Griff seines älteren Zwillingsbruders. „Du kannst dich nicht darauf verlassen, dass er dich immer beschützen wird. Und weißt du überhaupt, was dich für ein Leben erwartet wird? Wir werden sterben und bald wird es uns nicht mehr geben und du lebst immer noch. Ist es wirklich das, was du willst?“

„Es ist zu spät, L“, erklärte Jeremiel aber man sah deutlich, dass er langsam richtig sauer wurde. Denn die Starrköpfigkeit seines Bruders ging ihm langsam wirklich auf die Nerven und so langsam verlor er auch die Geduld. „Ich bin und bleibe ein Sefira und ich habe mich dafür entschieden, weil ich Liam liebe und bereit war, mein altes Leben aufzugeben. Ich bin glücklich damit, verstehst du? Was brauchst du denn noch? Und überhaupt: du bist hier der Letzte, der etwas von einem gefährlichen Umgang predigen sollte. Ich darf dich ja wohl daran erinnern, dass du mit einem verurteilten Serienmörder zusammen bist, der ernsthafte psychische Probleme hatte und der obendrein versucht hat, dich umzubringen. Du brauchst hier also nicht anfangen, hier den Moralapostel zu spielen. Gegen deine Beziehung sage ich ja nichts, weil ich gesehen habe, wie sehr dich Beyond liebt und dass er dich beschützen will. Mit Liam und mir ist es nicht anders.“

„Aber Beyond hat seiner Vergangenheit den Rücken zugekehrt, während dein Verlobter weiterhin seinen Mafiageschäften nachgeht.“

„Weil das nun mal seine Welt ist. Er verkörpert die Finsternis in der Welt und er kann nun mal kein Engel werden, selbst wenn er es wollte. Er wird niemals der Vorzeigebürger werden und das verlange ich auch nicht von ihm. Ich liebe ihn für seine gute Seite und ich finde es äußerst unfair von dir, dass du die Tatsachen verdrehst und dabei völlig außer Acht lässt, was er sonst noch tut. Er operiert mittellose Menschen, die sich keine Krankenversicherung leisten können und die aufgrund dessen teilweise nicht mal einen Tumor wegoperieren lassen können und daran letztendlich sterben müssen, weil Amerika nun mal ein beschissenes Gesundheitssystem hat. Und diese Arbeit ist ihm sehr wichtig und er hat so vielen Menschen das Leben gerettet, auch Kindern. Komm endlich klar damit, dass ich Liam heiraten und mein Leben mit ihm verbringen werde und vor allem, dass ich es nicht mehr als Mensch tun werde. Und wenn du es nicht endlich mal akzeptieren kannst, dass wir uns lieben, dann kannst du gerne gehen!“

L war verstummt und sah seinen Bruder beinahe fassungslos an. So hatte er Jeremiel noch nie erlebt. Er war richtig laut geworden und war verdammt sauer und noch nie hatte er dermaßen deutliche Worte gesprochen. Bevor sein Bruder weiterreden konnte, öffnete sich die Tür und Frederica kam rein, in Begleitung von Nastasja. „Was ist denn mit euch beiden schon wieder los?“ fragte das Albinomädchen und erkannte recht schnell, dass sich die beiden Brüder wieder mal stritten. „Die Tatsache ist einfach die“, erklärte Jeremiel, „dass L einfach nicht kapieren will, dass ich Liam liebe und mich für dieses Leben entschieden habe. Und ich werde diese Entscheidung auch konsequent durchziehen.“ Nastasja seufzte und verdrehte die Augen. „So langsam glaube ich wirklich, du bist noch derselbe kleine Junge wie damals“, sagte sie und murmelte genervt noch „Eblan“, was wahrscheinlich wieder russisches Gefluche war. „Lass deinen Bruder doch endlich mal in Ruhe und akzeptier das. Ich kenne Liam von früher und er mag zwar nicht die Unschuld vom Lande sein, aber er ist eine treue Seele und hat auch ein gutes Herz. Du bist nicht sein Vater, du bist sein jüngerer Bruder und wenn hier jemand was zu sagen hat, dann ja wohl ich. Ich bin trotz des knappen Altersunterschieds immer noch eure Mutter! Reißt euch beide mal endlich zusammen und vertragt euch, oder ich werde dich, mein lieber L, auf den Benimmstuhl setzen!“

L verzog missmutig das Gesicht und sah aus, als wollte er mit seinem Blick seine Mutter umbringen. Jeremiel beruhigte sich langsam wieder und erklärte „Du kannst dich auf den Kopf stellen wie du willst, L. Aber du änderst nichts an meinem Entschluss. Liam und ich werden heiraten und ich werde mich von niemandem davon abhalten lassen. Und wenn dir das nicht passt, dann solltest du besser gehen.“ Anscheinend bringt es nichts, dachte L und merkte so langsam, dass er damit nicht sonderlich viel Erfolg haben würde. Egal was ich mache, er wird seinen Weg gehen und wenn ich mich weiterhin so querstelle, wird es offenbar nur dazu führen, dass wir genauso zerstritten sind wie Eva und Liam. Und das will ich auch nicht. Offenbar bleibt mir wohl keine andere Wahl, als wohl oder übel zu akzeptieren, dass mein Bruder diesen Weg gehen wird, auch wenn er gefährlich ist. „Ich kann dich wohl nicht davon abhalten… na gut. In dem Fall werde ich damit aufhören, dir weiter da reinreden zu wollen. Es ist dein Leben und wenn das dein Wunsch ist, dann werde ich das wohl oder übel akzeptieren müssen.“

„So sieht es aus“, bestätigte Jeremiel, verschränkte die Arme und sah ihn mit einem strengen Blick an. „Entweder du akzeptierst es und wir vertragen uns, oder du akzeptierst es nicht und damit hat sich die Sache. Ich hab dich wirklich lieb als Bruder, aber zwing mich nicht dazu, mich zwischen dir und Liam zu entscheiden. Du weißt, dass du da keine Chance hast. Ich stehe zu Liam und ich werde ihn heiraten.“

„Ich denke, damit hat Jeremiel seinen Standpunkt klar gemacht“, meinte schließlich Frederica. „Also könnt ihr euch jetzt bitte wieder vertragen? Es nützt doch niemandem etwas, wenn ihr euch streitet. Vor allem heute, wo Jeremiel und Liam doch ihre Verlobung feiern.“ Nastasja klopfte ihr als Zeichen der Zustimmung auf die Schulter und nickte. Dann aber seufzte die Russin noch mal, schüttelte den Kopf und sagte nur „Chyort voz'mi!“ und ging zurück. Frederica und L folgten ihr, aber Jeremiel ging nach draußen, um frische Luft zu schnappen und den Kopf freizukriegen. Nach dem Ärger mit L hatte er das jetzt wirklich nötig. Er ging nach draußen auf die Terrasse und wenig später gesellte sich ganz überraschend sein Adoptivbruder Ezra zu ihm. „Hab gehört, dass es zwischen dir und L wieder Stress gibt.“

„Er kann sich einfach nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass ich Liam liebe und mein Leben mit ihm verbringen will. Und deshalb hatten wir einen kleinen Streit gehabt.“ Der 16-jährige nickte und wollte sich gerade eine Zigarette anzünden, aber die konfiszierte Jeremiel sogleich mit der Erklärung „Dafür bist du nicht alt genug.“ Ezra funkelte ihn giftig an, aber Jeremiel ließ nicht mit sich reden und kassierte auch sogleich die Zigarettenschachtel seines Adoptivbruders ein. „Naja“, sagte Ezra schließlich. „Ich hatte mit meiner Mutter denselben Ärger. Sie war auch überhaupt nicht begeistert gewesen, dass ich mit Elion zusammen war, vor allem weil ich mit einem Mann zusammen bin. Und dieser ist immerhin 11 Jahre älter als ich. Wenn es nach ihr gegangen wäre, dann wäre ich ihr nach Frankreich gefolgt und sie hätte mir irgendeine Freundin angedreht. Aber ich hab mein eigenes Ding durchgezogen und es war die beste Entscheidung, die ich je getroffen habe. Ich denke, dass L sich nur deshalb so bescheuert aufführt, weil er immer seinen Willen durchsetzen muss. Ganz egal worum es geht. Da er eben derjenige ist, der die Entscheidungen trifft, wenn es die ganze Familie betrifft, ist er schnell eingeschnappt, wenn es nicht so läuft wie er will.“

„Ja, das stimmt. Ich glaube auch, dass es noch eine ganze Weile dauern wird, bis er sich wieder einkriegt. Naja, ich hatte auch sowieso nicht vor, mich von ihm bequatschen zu lassen. Aber sag mal, wie läuft es mit dir und Elion?“

„Ganz gut“, meinte Ezra und setzte sich schließlich auf einen der Stühle. „Wir machen eben halt den typischen Kram, den man eben macht, wenn man in einer Beziehung ist. Manchmal holt er mich von der Schule ab, wenn ich länger Unterricht habe als Sheol und Sariel, wir gehen auch mal abends zusammen ins Kino oder auf ein Konzert. Oder wir machen eben das, was man tut, wenn man zusammen ist.“

„Und hast du schon etwas von deiner Mutter gehört oder…“

„Ich habe gar keinen Kontakt mehr zu ihr und ich will mit ihr auch rein gar nichts mehr zu tun haben. Die Frau ist für mich gestorben.“ Als er diese harten Worte sprach, konnte man bei Ezra deutlich die Wut und die Enttäuschung heraushören, was Jeremiel ihm ja auch nicht verübeln konnte. Immerhin hatte Monica ja auch einige Dinge geleistet und Ezra eiskalt für ihre Zwecke benutzt und ihn sogar unter Drogen gesetzt. „Das verstehe ich auch. Würde mir an deiner Stelle auch nicht anders ergehen. Und wie geht es dir sonst? Ich meine… das mit dem Wutausbruch und der Prügelei in der Schule ist ja eigentlich schon bedenklich. Bist du mit irgendetwas unzufrieden oder hast du irgendwo Schwierigkeiten?“

„Nein“, murmelte Ezra und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Mir geht es soweit ganz gut. Okay… es ist jetzt deutlich lebhafter bei uns geworden, seit Dathan und Watari bei uns eingezogen ist und die Ashenbergs gehen bei uns auch täglich ein und aus. Es war eben nur, weil diese Arschlöcher meinten, dass Elion ein Freak ist wegen seiner Haarfarbe und sie gingen mir schon seit Wochen auf die Nerven, weil sie mich ständig damit aufziehen mussten, dass ich mit einem Mann zusammen bin.“

„Ach so. Dann war das keine einmalige Aktion?“ Ein Kopfschütteln war die Antwort. „Und wieso hast du mit den Lehrern nicht gesprochen?“

„Ich dachte, ich krieg das alleine hin… hab ja auch kapiert, dass das nicht richtig war. Aber… ich krieg einfach so einen Hals, weil sie Elion so beschimpfen. Ich meine, der hatte doch eh schon genug damit zu kämpfen, weil er sich selbst für ein Monster hielt. Und sie haben eben kein Recht, so über ihn zu lästern und da wollte ich denen einfach nur noch die Fresse polieren.“ Jeremiel nickte und konnte schon verstehen, dass es für Ezra nicht einfach war. Zum einen war er in der Vergangenheit schon schikaniert worden, weil sein Vater ihn damals dazu gezwungen hatte, mit älteren Männern zu schlafen und da war er auf sich allein gestellt gewesen und hatte sich an niemanden wenden können. Und nachdem er schon so oft enttäuscht worden war und einer seiner Pflegeväter sogar ein Lehrer gewesen war, der ihn zum Oralsex genötigt hatte, da war es ebenso verständlich, dass der Junge sich nicht an die Lehrer wandte, weil er kein Vertrauen zu ihnen hatte. Und dass er die Beherrschung verlor und zuschlug, lag auch ein kleines bisschen mit an der Pubertät. Ezra steckte in einer schwierigen Phase, genauso wie viele seiner Altersgenossen und die schwere Kindheit kam ja auch noch hinzu und verschlimmerte das alles. „Warum hast du denn nicht mit Mum darüber geredet?“ Keine Antwort, Ezra wich nur seinem Blick aus und sagte nichts. „Ich bin alt genug, um das selber zu regeln.“ „Ach Ezra, es ist doch keine Schande, um Hilfe zu bitten. Insbesondere dann nicht, wenn du schikaniert wirst. Und wenn du Probleme hast, über die du mit Mum nicht sprechen willst, dann kannst du auch gerne zu mir oder L kommen. Immerhin bist du unser kleiner Bruder und deshalb sind wir auch für dich da. Liegt dir sonst noch etwas auf dem Herzen?“ Immer noch schwieg Ezra, aber an seiner Körpersprache war mehr als deutlich zu sehen, dass etwas sehr im Argen lag und er partout nicht darüber sprechen wollte. Entweder aus Angst oder aus Scham. Also setzte sich Jeremiel zu ihm. „Erzähl mal. Was genau ist denn passiert? Du musst dich nicht dafür schämen, okay?“

„Versprichst du mir, dass du das nicht Elion erzählst?“

„Klar. Was ist denn jetzt passiert?“ Ezra atmete tief durch und wirkte ziemlich nervös und verkrampft. „Dieser Lehrer… mein… mein ehemaliger Pflegevater… er ist an dieser Schule. Und… er ist… er ist jetzt mein Klassenlehrer.“ Diese Nachricht traf Jeremiel wie ein Schlag und nun verstand er auch Ezras Verhalten. Kein Wunder, dass er in der Schule so auffällig geworden war. „Er war aber nicht von Anfang an dein Klassenlehrer, oder?“ Ein Kopfschütteln kam zur Antwort. „Unsere Klassenlehrerin Mrs. Hoover ist wegen eines Bandscheibenvorfalls krank geschrieben und der neue Lehrer ist an unsere Schule gewechselt und als Klassenlehrer eingesprungen. Er hat mich sofort wiedererkannt und erpresst mich.“ „Will er, dass du mit ihm schläfst?“ Ezra verkrampfte nur noch mehr und antwortete zuerst nicht, aber man konnte allein von seiner Körpersprache die Antwort ablesen. Schließlich nickte der 16-jährige nur. „Wenn ich es nicht tue, wird die ganze Schule alles über meine Vergangenheit erfahren. Dann werde ich schon wieder die Schlampe sein, die es mit alten Säcken treibt und die gestörte Eltern hat.“ Tröstend legte Jeremiel einen Arm um ihn und sah, wie sehr Ezra unter der Situation litt. Wahrscheinlich war ihm einfach der Kragen geplatzt, als diese beiden Mitschüler ihn schikaniert hatten und er hatte sich einfach nicht anders zu helfen gewusst. „Wie heißt der Kerl?“ „Eric Callahan“, antwortete Ezra und seine Stimme zitterte leicht. „Okay“, murmelte Jeremiel und nickte. „Ich werde sehen, ob ich irgendwelche Schmutzwäsche bei dem Kerl finde und dann werde ich ihm klar machen, dass er sich von dir fernhalten soll und am besten noch gleich auf eine andere Schule wechseln sollte.“

„Meinst du echt, du kriegst das hin?“

„Hey, ich bin Detektiv. Zwar noch nicht ganz so lange wie L, aber wenn der Kerl eine Leiche im Keller hat, dann werde ich es erfahren. Und zur Not bitte ich einfach Liam darum, dass er ihm ein bisschen Angst einjagt und dann wird dieser Mr. Callahan sich nicht mehr so schnell in deine Nähe trauen. Aber eines musst du mir sagen: bist du auf die Forderung eingegangen?“

„Nein. Ich hab ihn mit Ausreden hingehalten, aber dementsprechend hat er auch immer mehr Druck gemacht. Aber… als ich mit ihm alleine war, da hat er mich schon ziemlich bedrängt und mich auch… na ja… angefasst.“

„Kein Sorge, Ezra. Ich werde schon dafür sorgen, dass er dir nicht mehr zu nahe kommt. Der wird es nicht noch einmal wagen.“ Und als sich in Ezras Augenwinkeln Tränen sammelten, nahm er ihn tröstend in den Arm. „Danke, Jeremiel“, sagte der 16-jährige und wischte sich schnell die Tränen weg. Der Detektiv setzte sich diese Angelegenheit ganz oben auf seine Liste und fest stand: morgen würde er sich persönlich darum kümmern und diesen Lehrer genauer unter die Lupe nehmen und schon noch herausfinden, was der noch für schmutzige Geheimnisse hatte. Denn ein Lehrer, der sich an Schüler heranmachte und insbesondere an jene, die wie in Ezras Fall sehr jung aussahen, der war mit Sicherheit kein Einzeltäter. Mit Sicherheit hatte es mehr Fälle gegeben als Ezra und das würde er noch herausfinden. „Auf jeden Fall musst du das der Schulleitung melden.“

„Was? Aber… die werden mir doch kein Wort glauben.“

„Das müssen sie. Denn wenn Verdacht gegen einen Lehrer besteht, dass er sich an Schutzbefohlenen vergreift, wird der Fall untersucht. Natürlich werden sie Mr. Callahan zur Rede stellen und er wird es abstreiten, sodass Aussage gegen Aussage steht.“

„Aber wenn ich das mache, wird er alles über meine Vergangenheit erzählen.“

„Nicht, wenn du auch das gegenüber der Schulleitung offen und ehrlich sagst. Denn wenn gleichzeitig auch noch der Vorwurf im Raum steht, wird Mr. Callahan unter besonders starker Beobachtung stehen und kann sich keine Fehltritte erlauben. Es kann zwar gut möglich sein, dass er dich unter Druck setzen wird, die Vorwürfe zurückzunehmen, aber in dem Fall werde ich ein wachsames Auge auf dich haben und sobald der Kerl auch nur einen falschen Ton von sich gibt, werde ich ihn ans Messer liefern. Das wird sowieso geschehen, sobald ich auch nur einen Fleck auf seiner vermeintlich weißen Weste gefunden habe. Aber du musst auf jeden Fall darüber sprechen. Sowohl mit der Schulleitung, als auch mit Mum. Sie kann dich zusätzlich unterstützen und dir auch bei dem Gespräch mit der Schulleitung beistehen. Es wird schon gut gehen, mach dir da keine Sorgen. Gemeinsam kriegen wir dieses Problem in den Griff und du musst auch keine Angst mehr haben.“ Ezra nickte und man sah ihm jetzt auch an, dass es ihm deutlich besser ging. Jeremiel hatte schon direkt an seinem Gesicht gesehen, dass seinen Adoptivbruder so einiges beschäftigt hatte und nun hatte er auch endlich die Antwort darauf. „Nur sprechenden Menschen kann geholfen werden. Und du musst deine Kämpfe nicht alleine austragen. Du bist erst 16 Jahre alt und da erwartet keiner von dir, dass du alles alleine klärst. Besonders nicht so etwas. Da kannst du jederzeit zu uns kommen und wir werden dir als Familie natürlich helfen. Und hey! Ich bin dein großer Bruder und da ist es selbstverständlich, dass ich sofort helfe, wenn du in Schwierigkeiten steckst.“ Ezra lächelte schwach und wirkte unendlich erleichtert. „Irgendwie kann ich selbst nach Monaten noch nicht glauben, dass ich so eine tolle Familie habe. Und vor allem so tolle Brüder.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  pri_fairy
2015-03-09T20:14:00+00:00 09.03.2015 21:14
Ein super Kapitel :)
Ich kann L zwar verstehen, immerhin ist Liam nicht gerade ein Unschuldsengel aber ich finde Liam hat oft genug gezeigt das er Jeremiel wirklich liebt und langsam sollte L sich nicht mehr so aufführen :D aber so ist er halt ...

Oh nein Bitte nicht! Der arme Ezra! :( das tut mir so leid für ihn. Wie schrecklich! :(
Er kann froh sein das er eine solche Familie hat auch wenn es trotzdem richtig doof für ihn ist! -aber ich finde es schön das du mal eine kleine Szene von ihm und Jeremiel gemacht hast immerhin ist Jeremiel so was wie sein ältester Bruder :)
Von: abgemeldet
2015-03-09T11:28:06+00:00 09.03.2015 12:28
Das Kapitel war echt toll.


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