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Last Desire: Devious Desire

von

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Bruderzwist

Als Malakh wieder gegangen war, kehrte auch langsam aber sicher endlich Ruhe nach dem ganzen Durcheinander ein, trotzdem war Nabi deutlich verstimmt und sprach kaum ein Wort mit Samajim. Dieser suchte deshalb das Gespräch. „Bist du beleidigt, weil ich dir nichts von Mala gesagt habe?“ „Nein, wieso sollte ich?“ gab der Schwarzhaarige mit deutlich ironischem Ton zurück und verschränkte die Arme. „Als ob mich so etwas angehen würde und als wäre es nicht schlimm, dass Ihr mich als Wetteinsatz missbraucht…“ Samajim zündete sich eine Zigarette an, nahm einen tiefen Zug und versuchte es zu erklären. „Ich habe dir nichts gesagt, weil ich wirklich dachte, er wäre tot und wie gesagt: ein sonderlich gutes Verhältnis hatten wir nie. Mala hat es mir immer übel genommen, dass ich stärker und erfolgreicher war als er. Ständig hat es Streit zwischen uns beiden gegeben und ich nehme ihn da auch nicht wirklich ernst. Mala ist ein vorlauter kleiner Bengel, der einfach nicht weiß, wo sein Platz ist und der keinen Respekt hat. Zudem ist er ein ziemlich schlechter Verlierer und hat es noch nie akzeptieren können, dass ich besser bin. Deshalb behauptet er auch, ich hätte damals betrogen. Er hat nicht die geringste Chance gegen mich und das will er einfach nicht wahrhaben. Und damit ihm das klar wird, habe ich mich auf seine Herausforderung eingelassen, damit er endlich kapiert, dass er mich niemals besiegen wird. Ich werde schon nicht verlieren, mach dir keine Sorgen. Mala überschätzt sich immer komplett maßlos.“ Trotzdem hätte es Nabi schön gefunden, wenn Samajim ihm wenigstens erzählt hätte, dass er einen jüngeren Bruder hatte. Immerhin waren sie ein Paar und da sagte man sich doch für gewöhnlich alles. „Und was geschieht jetzt?“

„Nun, da ich die Herausforderung angenommen habe, werden Mala und ich bei einem Dukrav aufeinandertreffen. Das ist ein Wettkampf zwischen zwei Gegnern, die in einem fairen Kampf gegeneinander antreten. Unter den großen Alten wurden sie sehr oft ausgeführt, um die Rangordnung festzulegen. Ein Dukrav stellt einen fairen Kampf sicher, bei dem ein neutraler Schiedsrichter achtet, dass die Regeln eingehalten werden. Und die besagen, dass man alle Waffen offen legen muss, die man anwenden will und alle anderen sind verboten. Gekämpft wird entweder, bis einer aus dem Ring geworfen wird, kampfunfähig oder tot ist. Die Dauer des Kampfes ist dabei nicht festgelegt und er geht auch nur eine einzige Runde. Was wir also brauchen, ist ein neutraler Schiedsrichter. Ich werde deshalb Ain bitten, ob sie das nicht für uns übernehmen kann. Elohim ist immerhin mein bester Freund und im Zweifelsfall könnte das zum Problem werden. Mala würde mir dann unterstellen, dass ich mit unfairen Mitteln spielen würde und dann würde ich automatisch als Verlierer festgelegt werden. Damit das nicht passiert, lasse ich ihn außen vor.“ Nabi schwieg dazu und dachte über Malakh nach. Dieser war ziemlich aggressiv und temperamentvoll gewesen, aber irgendwie war ihm so, als ginge es ihm gar nicht darum, unbedingt zu gewinnen. Es sah eher aus, als ringe er um Anerkennung. „Meister, glaubt Ihr nicht vielleicht auch, dass das Verhalten Eures Bruders daher kommt, weil er vielleicht Anerkennung und Respekt will?“

„Mag sein, aber den Respekt muss er sich erst einmal verdienen. Ich will ja nicht behaupten, dass er ein schlechter Kerl ist. Aber er klagt einfach jeden an und unterstellt ihm irgendetwas. Egal was es ist, er zieht es in Zweifel und behauptet, dass es nicht stimmt. Und damit geht er allen tierisch auf die Nerven und hat deswegen auch keine wirklichen Freunde. Vor allem, weil er die Ehrlichkeit anderer anzweifelt.“

„Aber so schlecht ist das doch nicht. Das ist doch nichts anderes, was die Staatsanwälte vor Gericht machen. Vielleicht braucht Euer Bruder einfach nur etwas Bestätigung für seine Fähigkeiten.“

„Bist du jetzt auf seiner Seite oder auf meiner?“

„Ich will nur versuchen, etwas mehr Klarheit in diesen Bruderkonflikt zu bringen. Ich glaube, dass dieses aufmüpfige Verhalten irgendwie das eines kleinen Kindes ist, das um Aufmerksamkeit bettelt.“

„Ja, das passt perfekt zu ihm…“ Nabi merkte so langsam, dass da nicht mehr viel zu retten war bei den beiden Brüdern. Zumindest nicht sofort und dieser Kampf ließ sich wohl auch nicht mehr vermeiden. Na hoffentlich behielt Samajim Recht und er schaffte es, seinen Bruder zu besiegen. Denn dieser hatte wirklich einen entschlossenen Eindruck auf ihn gemacht und da war es nicht auszuschließen, dass dieser vielleicht einen Trumpf im Ärmel hatte. „Was genau hat Euer Bruder damals so gemacht?“ „Er war der Anführer der Head Hunter und auch ihr Gründer. Damals war es nur eine kleine Gruppe, die sich auf die Verfolgung gefährlicher und abtrünniger Sefirot und Seraphim spezialisiert hatte. Aber dann verließ er die Gruppe, als der Krieg ausbrach und stattdessen schloss er sich uns an und führte eine eigene Truppe an. Allerdings geriet diese in einen Hinterhalt und wurde restlos vernichtet. Es gab keine Überlebenden und Mala war damals auch dabei gewesen. Deshalb ging ich auch davon aus, dass er tot sei. Zwar haben wir uns nicht wirklich gut verstanden, aber es war dennoch ein Schock für mich. Immerhin war er mein Bruder. Er war ein guter Nahkämpfer, aber nicht gerade der beste Stratege und ist unnötige Risiken eingegangen. Jedenfalls hat man seit diesem Massaker, das sich bei diesem Hinterhalt zugetragen hat, kein Lebenszeichen mehr von ihm gehört. Wahrscheinlich ist er in eine andere Welt verschwunden, um sich dort von seinen Verletzungen zu erholen und zu trainieren, um mich besiegen zu können. Dieser kleine Sturkopf gibt auch nie auf. Auf der einen Seite bin ich ja froh, dass er noch am leben ist, aber dass er wieder so viel Stress macht, muss doch echt nicht sein. Aber leider ist mein werter Bruder nachtragend wie ein Elefant…“ Nabi beschloss, ein wenig spazieren zu gehen, um den Kopf freizukriegen. Inzwischen hatte es aufgehört zu gewittern und etwas frische Luft tat ihm auch ganz gut. Als Samajim bemerkte, was er vorhatte, fragte er „Wo willst du denn um die Uhrzeit noch hin?“ „Ein bisschen frische Luft schnappen. Ich bin auch nicht lange weg.“

„Okay, pass aber trotzdem auf.“ Nabi versprach es ihm und zog seine Schuhe und seine Jacke an. Als er zur Tür rausging, atmete er tief die kalte Luft ein und machte sich sogleich auf den Weg. Es war inzwischen schon dunkel und ein kleiner Teil von ihm fürchtete sich in diesem Moment ein wenig, weil die Erinnerung an Akravs Angriff noch sehr präsent war. Aber zumindest konnte er sich sicher sein, dass Samajim sofort zur Hilfe eilen würde, wenn er in Gefahr geraten sollte. Das hatte er ja schon beim letzten Mal bewiesen. Und außerdem hatte dieser doch dafür gesorgt, dass die Head Hunter keinen Ärger mehr machten und gegen Menschen konnte sich Nabi auch sehr gut alleine zur Wehr setzen. Immerhin war er immer noch ein Sefira und auch wenn er nicht zu den Kämpfern zählte, konnte er sich dennoch gut verteidigen, wenn es erforderlich war. Als er das Kirchengelände verlassen hatte und in Richtung Parkanlage ging, die sich nicht weit von hier befand, hatte er irgendwie das Gefühl, beobachtet zu werden. Er blieb stehen und sah sich unsicher um. Und tatsächlich sah er nicht weit entfernt Malakh gegen eine Hauswand gelehnt stehen und wie dieser ihn mit verschränkten Armen misstrauisch beobachtete. „Hey Malakh. Was machst du hier?“ „Brauche ich etwa deine Erlaubnis, um hier zu sein?“ entgegnete der Sefira und sah ihn finster an. Seine lavendelfarbenen Augen zeugten von Misstrauen und wirkten ein wenig wie die eines kleinen Jungen. Aber da Malakh zu den großen Alten zählte, war er eigentlich sogar noch älter als Nabi, auch wenn es diesem schwer fiel, sich das vor Augen zu halten. Nun gut, auch Nazir sah aus wie ein kleiner Junge, aber er wirkte auch ganz anders als die anderen. Unergründlich, geheimnisvoll… Malakh hingegen war wie ein rebellischer Teenager. „Macht Spaß, sich von Samajim als Matratze benutzen zu lassen, was?“ fragte der Blondhaarige mit der Brandnarbe im Gesicht und kam näher. Nabi blieb etwas unsicher stehen und wusste auch nicht so wirklich, was der Bruder seines Herrn von ihm wollte. „Was genau meinst du?“ „Glaubst du im Ernst, dass mein Bruder wirklich so etwas wie tiefe Zuneigung für irgendjemanden empfindet? Nun gut, zum ehrwürdigen Meister Elohim pflegt er eine gute Freundschaft, aber Samajim hat alle immer auf Abstand gehalten. Niemand war ihm jemals wichtig genug, dass er für ihn wirklich sein Leben riskiert hätte. Und für einen untergeordneten Sefira hätte er sich doch niemals ernsthaft die Mühe gemacht, sich wegen ihm Arbeit zu machen. Du magst ihn vielleicht lieben, aber glaubst du im Ernst, mein Bruder würde dasselbe empfinden? Für ihn bist du doch nur ein willkommenes Opfer für seine ganzen Fantasien und nicht mehr.“

„So ein Unsinn“, rief Nabi als er das hörte und ballte die Hände zu Fäusten. „Ich liebe Meister Samajim und er liebt mich, ganz gleich wer oder was ich bin. Er hat mir das Leben gerettet und sich immer gut um mich gekümmert. Und ich liebe ihn mit all seinen Verrücktheiten und Marotten und ich bin gerne sein Diener.“ Malakh musterte ihn aufmerksam und immer noch war da dieses Misstrauen in seinen Augen nicht zu übersehen. „Ach ja? Bist du dir da wirklich so sicher? Ich glaube nämlich nicht, dass eure Liebe so ehrlich ist, wie ihr immer behauptet. Viel eher gehe ich davon aus, dass mein Bruder mal wieder irgendeine linke Nummer durchzieht, weil er auf die Weise andere locker um den Finger wickeln kann. Und deshalb zweifle ich auch an der Aufrichtigkeit eurer Liebe.“

„Das stimmt nicht. Meister Samajim liebt mich genauso sehr, wie ich ihn liebe.“ Malakh begann zu lachen, als er das hörte und steckte die Hände in die Hosentaschen. Es war nicht wirklich zu erkennen, ob er sich gerade über ihn lustig machte oder nicht. Schließlich aber lächelte er kühl und fragte listig „Dann hast du doch sicherlich nichts dagegen, wenn ich eure Liebe mal auf die Probe stelle. Wenn es wirklich stimmt und mein Bruder liebt dich so wie du bist und er hat wirklich Interesse an dir, dann akzeptiere ich das auch und misch mich da nicht weiter ein. Aber wenn er es nicht ehrlich mit dir meint und mal wieder nur eines seiner Spielchen spielt, um dich um den Finger zu wickeln, dann verspreche ich dir eines: dann werde ich dafür sorgen, dass das mit euch keine Zukunft mehr haben wird. Dann werde ich diesen Kampf gewinnen und du gehörst mir.“ Nabi schluckte schwer und war leicht verunsichert. Malakh schien ja ziemlich sicher zu sein, dass sein Bruder nicht ehrlich war und auch er selbst musste zugeben, dass Samajim dazu neigte, seine Spielchen mit anderen zu spielen. Mit ihm war es ja auch nicht anders gewesen. „Warum machst du das?“ „Weil es meine Aufgabe ist“, erklärte Malakh. „Ich zweifle immer die Ehrlichkeit an, weil ich sämtliche Lebewesen zur Genüge kenne. Jeder denkt in erster Linie immer an sich selbst, deswegen ist die Treue zu jemandem genauso geheuchelt wie die Liebe. Es wird für jeden irgendwann mal der Tag kommen, an dem diese Loyalität verworfen wird und man sich selbst wichtiger ist. Ich bin der Ankläger und ich werde die Wahrheit schonungslos aufdecken und beweisen, dass mein Bruder genauso wenig ehrlich ist wie du. Also? Bist du dir immer noch so sicher, dass dein Herr dich wirklich aufrichtig liebt und für dich alles tun würde?“

„Ja.“

„Gut. Dann komm mit und wir werden sehen, ob du dich nicht vielleicht doch irrst.“

„Und du wirst uns tatsächlich in Ruhe lassen, wenn wir diesen Test bestehen?“

„Falsch“, rief Malakh und hob einen Zeigefinger. „Ich sagte, dass ich eure komische Beziehung akzeptieren werde, aber dass ich meinen Bruder in Ruhe lassen werde, ist eine andere Sache. Dieser Test und unsere Fehde sind zwei verschiedene Sachen.“ Unsicher dachte Nabi nach und überlegte sich, was er tun sollte. So wie es aussah, würde Samajims kleiner Bruder niemals Ruhe geben, wenn er keinen eindeutigen Beweis hatte, dass diese Liebe auch ehrlich war. Er glaubte einfach nicht an die Ehrlichkeit eines Einzelnen. Und da Nabi sich sicher war, dass es schon klappen würde und er auch an Samajims Ehrlichkeit glaubte, willigte er ein. Ein zufriedenes, aber auch hinterhältiges Lächeln spielte sich auf Malakhs Lippen. „Wirklich die naive treue Seele vom Dienst, wie alle sagen. Armer Trottel…“ Und damit verpasste er Nabi einen heftigen Schlag in die Magengrube und dann in den Nacken, was dem Sefira endgültig das Bewusstsein raubte und er zusammenbrach. „Träum süß von meinem Bruder. Es wird nämlich das letzte Mal sein, dass du so glückliche Träume mit ihm haben wirst. Ich werde schon noch beweisen, dass keiner von euch wirklich so ehrlich ist wie er behauptet. Ihr seid doch alle verlogen. Jeder Einzelne auf der Welt ist es und daran wird sich auch nie etwas ändern.“ Damit zerrte er Nabi hoch und brachte ihn zu einem Wagen. Nachdem er ihn auf den Rücksitz verfrachtet hatte, setzte er sich hinters Steuer und fuhr los. Er würde ihnen die schonungslose Wahrheit vor Augen halten und diese Illusion von einer aufrichtigen Liebe für immer zerschlagen und ihnen ihre eigene Verlogenheit vor Augen halten. Das war seine Aufgabe und auch wenn man ihn dafür hasste, so würde er es dennoch tun. Einer musste es ja tun. Es musste jemanden geben, der alles in Frage stellte und die Ehrlichkeit bezweifelte. Er war Feind im Frieden und im Kampf und würde den anderen die Maske vom Gesicht reißen. Und deshalb würde er auch seinem Bruder zeigen, dass sein Diener nur an sich selbst dachte und niemals wirklich aufs Ganze gehen würde für ihn. Und ebenso würde er Nabi beweisen, dass diese angebliche Liebe von Samajim nur Teil seiner Spielchen war und mehr nicht. Amüsiert grinste er und sah durch den Rückspiegel auf den bewusstlosen Nabi. „Da bin ich ja mal gespannt, wie das zwischen euch beiden noch laufen wird. Das wird noch ein Spaß werden.“ Gerade wollte er gedanklich noch mal seinen Plan für den ultimativen Test durchgehen, doch da störte ihn auch schon wieder sein Handy und mit einem genervten Seufzer nahm er ab. „Was gibt’s?“ „Meister, wo seid Ihr gerade? Ich such Euch schon die ganze Zeit und Ihr meldet Euch nicht mal.“ Na super, der hatte ihm gerade noch gefehlt. „Ich arbeite gerade, Abdiel. Das wird eh ziemlich spät werden, also geh schon mal ins Bett. Du brauchst nicht extra auf mich zu warten.“

„Ist gut, Meister. Aber kommt nicht zu spät heim.“

„Jaja, schon gut. Leg dich ins Bett, schau meinetwegen irgendeinen Film an oder lies ein Buch. Ich hab wirklich noch zu tun.“ Damit beendete Malakh das Telefonat und steckte das Handy wieder in die Hosentasche. Na hoffentlich machte Abdiel keinen Stress, wenn er von der Herausforderung zum Dukrav erfuhr. Auf unnötigen Ärger konnte er wirklich gut verzichten und es reichte schon, wenn er wegen Samajim so einen dicken Hals hatte. Der würde noch dumm aus der Wäsche gucken. So lange Zeit hatte er hart trainiert und darauf hingearbeitet, seinen älteren Bruder eines Tages im Dukrav zu besiegen und zu beweisen, dass er der Bessere war. Dieses Mal würde es definitiv anders laufen, dessen war er sich sicher und dann würde er nicht nur seinen Bruder in die Knie zwingen und beweisen, dass der Kampf damals nichts als ein Riesenschwindel gewesen war. Nein, er würde ihm auch die Wahrheit vor Augen halten, dass diese Beziehung zu Nabi ein einziger Schwachsinn war, der nie und nimmer Zukunft haben würde. An so etwas wie aufrichtiger Liebe glaubte er nur dann, wenn er auch einen eindeutigen Beweis dafür hatte, vorher würde er sie nicht akzeptieren. Und er würde sich seinen Beweis schon holen. Und dazu war ihm jedes Mittel recht.
 

Samajim wäre fast auf dem Sofa eingenickt, aber ein ungutes Gefühl hielt ihn dann doch wach. Irgendetwas stimmte nicht, dessen war er sich sicher und er machte sich so langsam Sorgen. Nabi hatte gesagt gehabt, er würde nicht allzu lange weg bleiben, aber inzwischen war schon eine Stunde vergangen und die Tatsache, dass er ein ungutes Gefühl hatte, verschlimmerte seine Sorge nur. Insbesondere wenn er daran dachte, dass sein Bruder sich in London aufhielt. Er wusste nur zu gut, was für eine Wut dieser auf ihn hatte und da war es leider nicht ganz auszuschließen, dass er Probleme machen könnte. Malakh war so einiges zuzutrauen und er wollte lieber kein Risiko eingehen. Nur um ganz sicherzugehen, wollte er Nabi kontaktieren und nachfragen, ob alles in Ordnung war. Da er mit Telefonen nicht sonderlich gut umgehen konnte, versuchte er es einfach über die mentale Verbindung, was ja sowieso viel schneller und unkomplizierter war. Doch merkwürdigerweise antwortete Nabi gar nicht. Seltsam… dabei antwortete er doch immer sofort und war auch sonst die Zuverlässigkeit in Person. Dass er nicht antwortete, konnte nur eines bedeuten: ihm war etwas passiert. Verdammt noch mal, warum hatte er ihn auch einfach gehen lassen? Mit Sicherheit hatte Malakh etwas damit zu tun, so wie er ihn einschätzte. Damit stand Samajim auf und wollte gehen und nach Nabi zu suchen, da klingelte plötzlich das Telefon. Eine unbekannte Nummer… wahrscheinlich sein Bruder. Also nahm Samajim das Telefonat an und fragte sogleich „Was hast du mit Nabi gemacht?“ „Oho, da klingt aber jemand sauer“, hörte er die Stimme seines jüngeren Bruders und ein höhnisches Lachen war zu hören. „Naja… ich hab ihn zufällig beim Spazierengehen getroffen und wir haben nett miteinander geplaudert. Einen wirklich süßen Diener hast du dir geangelt, Bruderherz. So loyal… so naiv und gutgläubig. Du hast wirklich Geschmack, mein Lieber. Das muss ich dir wirklich lassen.“ Samajim kochte innerlich, als er das hörte und er stand kurz davor, das Telefon in seiner Hand zu zerquetschen. „Du verdammter Bengel. Wenn du es wagst, ihm auch nur ein Haar zu krümmen, dann schwöre ich bei Ajin Gamur, dass du dafür bezahlen wirst. Dann nehme ich keine Rücksicht mehr darauf, dass du mein Bruder bist.“

„Als ob du das je getan hättest. Dir war doch nie jemand wirklich wichtig gewesen, nicht mal dein jüngerer Bruder und dabei sind wir Zwillinge! Und lass den Endgültigen da raus, das ist eine reine Geschwisterangelegenheit.“

„Was willst du? Sag schon!“

„Wenn du deinen geliebten Nabi retten willst, dann komm zum alten Schlachthaus in der Hampton Street. Nabi wird auch dort sein. Aber ich sag dir eines: wenn du irgendein krummes Ding versuchen solltest, dann werde ich noch ungemütlich. Und komm gefälligst allein, ansonsten garantiere ich für nichts mehr.“

„Ich schwöre dir: wenn ich dich in die Finger kriege, dann bist du dran.“ Doch es kam nur ein verächtliches Lachen zur Antwort und Samajim wusste, dass er seinen Bruder durch bloße Einschüchterung nicht wirklich in die Knie zwingen konnte. Zwar glaubte er nicht, dass Malakh wirklich so grausam wäre und Nabi foltern oder ihm etwas Schlimmes antun würde, aber er würde definitiv Ärger machen, so viel stand fest. Aber wozu das alles? So etwas passte doch normalerweise nicht zu Malakhs Vorgehensweise. Für gewöhnlich hielt er Unbeteiligte aus der ganzen Sache raus. Oder waren seine Rachegedanken etwa schon so stark geworden, dass er jetzt tatsächlich vorhatte, seinem Bruder den Mann wegzunehmen, den er über alles liebte? Zuerst überlegte er, ob es nicht vielleicht besser wäre, Ain und Elohim einzuweihen, aber er ließ es lieber. Diese Angelegenheit konnte er auch alleine klären und außerdem wollte er kein unnötiges Risiko eingehen. Malakh war ja nicht blöd und wenn dieser irgendetwas merkte, würde das nur Nabis Leben gefährden. Außerdem wollte er gerne wissen, was sich sein Bruder mit dieser Aktion versprach.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  San-Jul
2015-02-24T15:06:34+00:00 24.02.2015 16:06
Also so was hab ich ja echt gern, jemand der eigentlich genauso ist (zumindest vermute ich das) und dann dasselbe in frage stellt! Auf der anderen seite kann man ihn ja auch verstehen, irgendwie ...


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