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Last Desire: Devious Desire

von

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Rückkehr und neuer Ärger

Knapp zwei Wochen blieben sie in Brighton und hatten einen richtig schönen Urlaub. Auch wenn die üblichen Zankereien nicht wirklich ausblieben, waren die Tage im Strandhaus insbesondere für Nabi ein Traum und sie verbrachten viele romantische aber auch heiße und innige Momente, bei denen es insbesondere Nabi schwer fiel, sein altes Verhalten abzulegen und sich irgendwie darauf einzulassen. Aber Samajim blieb stets beharrlich und als Herr war er sowieso am längeren Hebel, weshalb Nabi auch keine andere Wahl blieb, als sich unterzuordnen. Und auch wenn er sich innerlich schwer damit tat, sich auf solche Situationen einzulassen, so half es ihm auch irgendwie, Samajim die Kontrolle anzuvertrauen. Denn das tiefe Vertrauen zwischen ihnen half ihm auch, seinen inneren Widerstand abzulegen und sich auf völlig neue Situationen einzulassen. Und inzwischen wusste Samajim auch, wie er am besten mit ihm in solchen Situationen umgehen sollte. Er war nicht mehr ganz so forsch und direkt wie beim ersten Mal, sondern legte stattdessen mehr auf Überzeugungskunst und indem er die vollständige Kontrolle hatte, konnte auch Nabi seine Angst und seine Nervosität ablegen. Inzwischen waren sie ein ziemlich gut eingespieltes Team, auch wenn es vielleicht nicht immer ganz danach aussah.

Gut gelaunt kehrten sie wieder nach Hause zurück, nur hatte Nabi ein bisschen Bammel davor, wenn der Bischof noch aufkreuzte und es Stress geben könnte. Immerhin waren sie ziemlich überraschend abgefahren und hatten den Bischof ziemlich mit dieser Aktion überrumpelt. Da war es nur verständlich, wenn er nicht gerade mit Begeisterung reagierte. Aber Samajim sah dem ziemlich gelassen entgegen und sagte nur „Was kümmert es mich, denn der Bischof meckert? Den überleben wir doch sowieso, also mach dir um den mal keine Gedanken. Ich kümmere mich schon darum.“ Nachdem sie wieder im Pfarrhaus zurück waren, packten sie einen Teil der Sachen aus und da sie nichts im Kühlschrank hatten, musste Nabi erst einmal einkaufen gehen. Ansonsten würde es mit Abendessen eher schlecht aussehen. Samajim sah aus dem Fenster und bemerkte die dunklen Wolken am Himmel. Offenbar war ein Gewitter im Anmarsch und er glaubte sich zu erinnern, auch etwas in der Richtung im Radio gehört zu haben. „Nimm besser den Wagen, es sieht nach Regen aus“, riet er seinem Diener und tatsächlich war draußen ein leises Donnern in der Ferne zu hören. „Na super“, seufzte Nabi und schnappte sich die Wagenschlüssel. „Wenigstens hatten wir in Brighton schönes Wetter. Worauf habt Ihr heute Abend Lust? Soll ich uns irgendetwas kochen?“

„Ach du brauchst nicht unbedingt zu kochen. Dafür hat der Mensch doch Tiefkühlgerichte erfunden. Ab morgen geht der gewohnte Alltag für uns beide weiter, da können wir den Tag doch ganz entspannt ausklingen lassen.“ Also schnappte sich Nabi auch noch seine Jacke, verabschiedete sich und verließ das Pfarrhaus. Wieder donnerte es laut und nachdem er in den Kleinbus eingestiegen war, fuhr er direkt zum Supermarkt. Mit einem lauten Donner brach nach einer Weile das Gewitter herein und helle Blitze erleuchteten den tiefgrauen Himmel, der sich zusehends verdunkelte. Nachdem er endlich den Parkplatz des Supermarktes erreicht hatte, schaltete Nabi den Motor aus, zog die Handbremse an und eilte schnell zum Eingang, um nicht allzu nass zu werden. Doch weit kam er nicht, als er ein klägliches Fiepsen hörte. Es war leise und kaum hörbar und wurde durch den lauten Donner größtenteils übertönt, aber er hörte es sofort und blieb stehen. Als er zur Seite sah, entdeckte er einen kleinen Karton, wo sich ein kleines Kätzchen darin befand. Es versuchte verzweifelt aus dem Karton herauszuklettern, was ihm aber nicht gelang und es wurde zusehends nasser durch den Regen. Neben dem Karton lag ein Schild aus Pappe: „Katzenbabys zum Mitnehmen“. Ach herrje, dachte Nabi und sah sich das kleine verängstigte Fellknäuel mit den großen Augen an. Da hatte jemand das arme Ding einfach ausgesetzt und es hilflos und ohne Nahrung zurückgelassen. Es brach Nabi das Herz, das arme Kätzchen so zu sehen und er begann zu überlegen und dachte sich: nun, Meister Samajim ist zwar nicht der Fan von Tieren, aber vielleicht macht er bei dem kleinen Ding ja eine Ausnahme. „Na Kleines? Wollte dich niemand mitnehmen?“ Das kleine Kätzchen gab ein leises Miauen von sich und sah Nabi mit seinen großen blauen Augen an. Er konnte die Angst es kleinen Ragamuffins spüren und seinen verzweifelten Hilferuf „Hilfe, ich hab Angst. Bitte, ich will nicht allein sein“ fast schon so deutlich hören, als wäre es kein Tier, sondern ein Mensch. Nun, Unvergängliche waren auch anders als Menschen. Sie waren in der Lage, die Gefühle und Gedanken der Tiere zu verstehen und deshalb ganz anders mit ihnen zu kommunizieren als mit Menschen. Das kleine Kätzchen sah aber auch wirklich zu goldig aus, als dass er es hätte ignorieren können. Und er staunte nicht schlecht über das fast so helle fast schon weiße Fell. Vorsichtig hob er das Kätzchen aus dem Karton und begann es in seinen Schal zu wickeln, um es ein bisschen zu wärmen und es auf diese Weise ein wenig zu trocknen. Nun stellte sich natürlich die Frage, was er denn jetzt machen sollte. In den Supermarkt konnte er das Tier jedenfalls nicht mitnehmen und im Auto lassen war auch keine Lösung. Naja, er konnte ja zur Not auch morgen einkaufen gehen. Samajim hatte mit Sicherheit Verständnis, zumindest hoffte Nabi das. Vielleicht würde wahrscheinlich wieder eine „Bestrafung“ folgen, aber das nahm er gerne in Kauf. Er war schon immer jemand gewesen, der an die Liebe auf dem ersten Blick glaubte und er war sich sicher, dass das bei diesem Kätzchen genauso der Fall war wie bei ihm und Samajim. Aber erst einmal musste er das kleine Ding zum Tierarzt bringen, um auch sicherzugehen, dass ihm nichts fehlte. Zum Glück kannte er einen ehemaligen Asylanten, der in der Nähe als Tierarzt arbeitete. Ba’al Khayim, der auch „Ba’al der Aufmerksame“ genannt wurde und in London unter dem Namen Benjamin Hudson lebte. Da es kaum Parkplätze nahe der Praxis gab, holte Nabi schnell den Regenschirm aus dem Wagen und ging dann mit dem Kätzchen auf dem Arm direkt zur Praxis. Ba’al war zwar etwas ungehalten, dass Nabi unangemeldet hereinkam, aber als er dann die Geschichte hörte, gab er dann doch klein bei und ging mit Nabi ins Behandlungszimmer, um das Kätzchen zu untersuchen. Ba’al Khayim war einer von der etwas ruppigeren Sorte, aber er hatte ein unglaubliches Talent im Umgang mit Tieren und aus diesem Grund war er auch Tierarzt geworden. „Soso, du hast also den Kleinen in einem Karton gefunden? Da hat er ja Glück gehabt. Er ist ein wenig zu dünn und zu leicht, was auf mangelnde Ernährung zurückzuführen ist. Tja, schätzungsweise ist er drei Wochen alt und eindeutig ein Kater. Willst du ihn aufnehmen, oder soll er ins Tierheim?“

„Ich würde ihn schon gerne aufnehmen.“

„Okay, dann würde ich ihn für heute da behalten und ihn auf Krankheiten untersuchen. Außerdem muss er noch geimpft werden. Du hast übrigens wirklich Glück, Nabi. Ragamuffins sind sehr verschmuste und treue Katzen. Sie sind sehr soziale Familienkatzen, sehr intelligent und vor allem auch gesundheitlich sehr robust. Einsteigern empfehle ich diese Katzenrasse fast genauso oft wie die Ragdolls, weil sie zu den sanften Katzen zählen. Mit einer Ragdoll oder einer Ragamuffin kann man nicht viel falsch machen.“

„Und wie alt werden sie?“

„Gut und gerne 20 Jahre. Bei guter Pflege sogar noch älter. Allerdings dauert es auch knapp vier Jahre, bis sie ausgewachsen sind. Was sagt denn eigentlich der Alte zu deinen Plänen?“ Tja, da musste Nabi zugeben, dass er mit ihm noch darüber sprechen musste. Er vereinbarte mit Ba’al, dass er das Kätzchen morgen abholen würde. „Hast du schon einen Namen für den kleinen Racker?“ Nabi dachte kurz nach und hatte dann nach einer Weile einen guten Namen gefunden. „Laban“, sagte er schließlich. „Das bedeutet immerhin der Weiße und passt doch gut.“ Dem konnte Ba’al nur zustimmen. Also behielt er den kleinen Laban vorerst, um ihn zu untersuchen und zu impfen und so konnte Nabi dann doch noch den Einkauf erledigen. Er bedankte sich bei Ba’al für die Hilfe und machte sich dann auf den Weg.
 

Als er wieder zurück zuhause war, brachte er die Einkäufe herein und legte zwei Tiefkühlpizzen in den Backofen. Samajim saß im Wohnzimmer, sah sich seine Lieblingsserie an und rauchte gemütlich vor sich hin. „Du hast ganz schön lange gebraucht. Ich hatte schon fast die Befürchtung, ich müsste dich schon wieder retten kommen.“ Nabi gab ein kurzes, sarkastisches Lachen von sich und gesellte sich zu ihm dazu, nachdem er die Einkäufe ausgepackt hatte. „Mir ist etwas dazwischengekommen, Meister. Entschuldigt, dass es so lange gedauert hat.“ Als der ältere Sefira das hörte, war er natürlich mehr als interessiert und wollte Details wissen. Etwas zögernd erklärte sein Diener „Nun, ich habe ein kleines Kätzchen gefunden, das von seinen Besitzern in einem Karton vor dem Supermarkt ausgesetzt wurde. Ich hab es nicht übers Herz gebracht, das arme Ding im Regen zu lassen und habe es zu Ba’al Khayim gebracht.“ Nun, so eine Aktion verwunderte Samajim nicht wirklich und mit einem milden Lächeln tätschelte er Nabi den Kopf wie einem Kind. „Manchmal habe ich wirklich das Gefühl, du wärst zu gut für diese Welt. Und was geschieht mit dem Tier?“

„Ich… ich habe es erst einmal da gelassen, weil Ba’al den Kleinen auf Krankheiten untersuchen und ihn danach noch impfen wollte. Aber ich war mir nicht sicher, was Ihr dazu sagen würdet, Meister. Ohne Eure Erlaubnis darf ich keine Tiere mitbringen, geschweige denn irgendetwas besitzen.“

„Warum nicht?“ meinte Samajim und nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette. „Katzen sind doch ganz praktisch. Damit wäre unser Problem mit den Ratten und Mäusen gelöst und außerdem haben wir vielleicht Glück und die Katze verscheucht endlich diese verdammten Tauben. Und außerdem sehe ich dir doch an, dass du das Tier am liebsten behalten willst. Da kann ich dir diese Bitte wohl kaum abschlagen. Solange es keine Taube oder irgendein anderer Vogel ist, habe ich nichts dagegen. Außerdem scheinen Katzen bei den Menschen ohnehin sehr beliebte Haustiere zu sein. Immerhin wurden sie damals in Ägypten sogar als Gottheiten verehrt. Ganz zu schweigen von der Legende der Nekomata in Japan. Bring den Kleinen doch her, ich werde mich schon mit ihm arrangieren.“ Als Nabi das hörte, war er überglücklich und umarmte Samajim freudestrahlend. „Danke, Meister. Das ist wirklich sehr großherzig von Euch.“ „Du kannst dich später noch in aller Ruhe bei mir bedanken, mein Lieber“, erwiderte Samajim und ein unheilvolles Lächeln spielte sich auf seine Lippen. „Nach dem Essen hab ich nämlich Lust auf ein kleines Dessert.“ Nabi ahnte, was er damit meinte und er wirkte nicht gerade begeistert. Denn er wusste, dass sein Meister sich mal wieder irgendeinen perversen Blödsinn ausdachte. „Verschont mich bitte mit Euren perversen Ideen… Reicht es denn nicht schon, wenn ich schon den Kimono, diesen chinesischen Anzug oder das Dienstmädchenkostüm tragen musste? Ganz zu schweigen davon, dass wir es in der Küche gemacht haben.“

„Vergiss nicht den Whirlpool.“

„Wie könnte ich das nur vergessen“, grummelte Nabi und zog eine finstere Miene. „Ihr versaut mich noch regelrecht, wenn das so weitergeht. Ich werde garantiert nie in den Himmel kommen.“

„Du glaubst doch eh nicht an so etwas.“

„Trotzdem! Manchmal staune ich wirklich über Eure Kreativität, was solche Sachen angeht. Und da frage ich mich auch ernsthaft, wie die Leute Euch diesen hochrangigen und würdevollen alten Mann abkaufen sollen.“

„Ich hab eben zwei Seiten.“ Mehr als zwei, wenn Ihr mich fragt, dachte sich Nabi nur und schwieg. Nachdem die Pizzen fertig waren, sahen sie sich gemeinsam einen Horrorfilm, bei dem Nabi schließlich den Kopf schüttelte und nur meinte „Also die Menschen sind doch krank, dass die sich so etwas ausdenken. Und an so etwas unterhalten sie sich?“

„Erinnere dich doch an die Gladiatorenkämpfe. Blut und Spiele, das ist es, was sie wollen. Sie unterhalten sich eben daran, wenn Menschen oder Tiere sterben oder wenn viel Blut fließt. In der Hinsicht sind sie nicht sonderlich anders als Miswa oder Rakshasa. Nimm dir Akrav als Beispiel. Der hat ja auch Unterhaltung daran, seine Opfer zu quälen, bevor er sie umbringt. Vergiss nicht, was er mit dir gemacht hat.“ Wie könnte Nabi das je vergessen? Es waren die schlimmsten Momente seines Lebens gewesen und allein schon, wenn er sich an Akravs Stimme erinnerte und an sein Gesicht, da bekam er Angst. Wäre Samajim nicht rechtzeitig gekommen, hätte der Head Hunter ihn vergewaltigt und ihm dann den Kopf abgeschnitten, wenn er genug von ihm gehabt hätte. Vielen Opfern vor ihm war so etwas ergangen, bevor sie getötet worden waren und er hatte echt von Glück reden können, dass sein Herr noch im allerletzten Moment aufgetaucht war, um dieses Monster zu verjagen. Als Nabi die Erinnerungen wieder daran kamen und was für Todesängste er in diesem Moment ausgestanden hatte, suchte er instinktiv wieder die Nähe zu Samajim. Dieser legte einen Arm um ihn und blieb seinerseits die Ruhe selbst. „Mach dir keine Gedanken mehr wegen ihm. Der wird es nie wieder wagen, dir zu nahe zu kommen. Und sollte es sonst irgendjemand wagen, dir etwas anzutun, dann wird er sein blaues Wunder erleben, das verspreche ich dir. Ein guter Herr beschützt seinen Diener, genau wie es auch ein guter Partner macht.“

„Das weiß ich auch. Aber irgendwie habe ich so ein merkwürdiges Gefühl. Ich weiß auch nicht.“

„Was genau für ein Gefühl?“ Nabi schwieg kurz, um zu überlegen, wie er es in Worte fassen konnte. Dann erklärte er „Ich glaube, Meister Elohim macht sich wegen irgendetwas Sorgen und das kann ich deutlich spüren. Wahrscheinlich kommt irgendjemand hierher. Ich weiß auch nicht. Vielleicht ist es wieder ein Head Hunter.“ Das bezweifelte Samajim. Immerhin hatte er Akrav mehr als deutlich klar gemacht, dass er das nächste Mal nicht mehr so nachsichtig sein würde. Außerdem hatte Elohim den Head Hunters klar gemacht, dass sie die ehemaligen Asylanten in Ruhe lassen sollten und um Sereas, der sich momentan in der Menschenwelt aufhielt, brauchte man sich eigentlich keine Sorgen machen. Dieser tötete oder quälte seine Opfer nie, allerhöchstens wenn es sich nicht vermeiden ließ. Wenn es also kein Head Hunter war und Elohim besorgt war, dass es sogar Nabi spüren konnte, dann bedeutete es, dass es sich um einen der großen Alten handeln musste. Aber selbst hier machte sich Samajim keine großen Sorgen. Er war stark genug, um es mit den anderen aufzunehmen und er war sich seiner Stärke durchaus bewusst. Er genoss aufgrund seiner hohen Stellung als zweitstärkster Sefira und als Elohims persönlicher Berater hohes Ansehen und deshalb wagte es auch keiner so schnell, sich mit ihm anzulegen. „Keine Sorge. Wenn es Probleme geben sollte, werde ich mich darum kümmern und…“ Bevor er den Satz beenden konnte, klingelte es an der Haustür und daraufhin erhob sich Nabi, um nachsehen zu gehen. Er spürte jetzt schon, dass es kein Mensch war und zuerst glaubte er, dass es Nakash war, der nach dem Rechten schauen wollte. Doch wie sich schnell herausstellte, war es gar nicht sein bester Freund, sondern ein Junge mit goldblondem Haar, in welchem er die eine oder andere Spange trug. Äußerlich war er nicht älter als 17 Jahre und eine dunkelrote Brandverletzung unter seinem rechten Auge zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. Er machte einen sehr aufgeweckten aber auch sehr kampflustigen Eindruck und er musterte Nabi nur kurz mit ihren lavendelfarbenen Augen. „Bist du der Diener hier?“ fragte er kühl und herablassend, wie man es von der Art der großen Alten schon längst gewohnt war. „Äh ja…“, antwortete er und war ein klein wenig überrumpelt. Er hatte nicht wirklich mit Besuch gerechnet und fragte „Und wen darf ich…“ „Mein Name ist Malakh, ich bin Samajims Bruder.“ Wie jetzt? Samajim hatte einen Bruder? Nabi verstand nun gar nichts mehr und war gänzlich sprachlos. Sein Meister hatte in all der Zeit nie erwähnt, dass er einen Bruder hatte. Er folgte dem Jungen, der zielstrebig ins Wohnzimmer ging, wo Samajim gemütlich saß und rief dann lauthals „Da steckst du also, du fauler Sack! Ich suche dich überall und muss erfahren, dass du dich neuerdings mit diesem widerlichen Menschenpack abgibst und es nicht für nötig hältst, nach Hause zu kommen oder dich bei mir zu entschuldigen, nach allem, was du Arschloch mir angetan hast!“

„Mala“, rief Samajim und hob erstaunt die Augenbrauen. „Du lebst ja noch. Ich dachte echt, du wärst während des Krieges draufgegangen.“

„Das hättest du wohl gerne, du falsche Schlange. Nicht nur, dass du mir meinen rechtmäßigen Rang weggenommen hast, du bist auch noch zum großen Kriegshelden geworden und bist Elohims Berater geworden. Aber im Grunde hast du…“

„Jetzt krieg dich mal wieder ein, mein Lieber“, beruhigte Samajim ihn und hob beschwichtigend die Hand. „Ich hab dir gar nichts weggenommen. Du bist einfach schwächer als ich, das ist alles und das ist auch keine Schande. Ich habe dich in einem Kampf fair besiegt und du bist doch beleidigt abgehauen und hast dich nicht mehr blicken lassen. Wenn du mit deinem Leben unzufrieden bist, ist es nicht mein Problem und ich habe mir da auch nichts vorzuwerfen.“ Doch der etwas jung aussehende Blondschopf wollte sich anscheinend gar nicht beruhigen. Er packte ihn am Kragen und sah ihn wutentbrannt an. „Du machst dich doch nur über mich lustig, das hast du schon früher immer gemacht.“ Samajim bemerkte, dass Nabi recht überfragt mit der ganzen Sache war und klärte ihn schließlich auf. „Nabi, das ist Malakh, oder auch kurz Mala. Er wird auch der „Ankläger“ genannt. Er ist mein jüngerer Bruder, aber wir hatten nie ein sonderlich gutes Verhältnis. Ich bin wirklich davon ausgegangen, er wäre im Krieg gefallen.“ Aber dem war wohl doch nicht so und nun stand er direkt vor ihm und wirkte stinksauer. Doch Samajim schien sich nicht sonderlich dafür zu interessieren. „Mala, das ist mein Diener Nabi und…“

„Dein kleines Betthäschen, ich weiß. Sämtliche Sefirot sprechen darüber und du bist momentan das Gesprächsthema Nummer eins.“

„Interessiert mich nicht.“

„War ja klar. Dich interessiert doch nie irgendetwas. Aber jetzt wird endlich abgerechnet. Ich will Gerechtigkeit für damals und das, was mir rechtmäßig zusteht. Du hast damals betrogen! Und nun fordere ich deinen Rang, deinen Besitz und damit auch deinen Diener!“ „Eh?“ rief Nabi, als er das hörte und sah abwechselnd zu Mala und Samajim. Dieser Junge da wollte ihn einfach so haben, als wäre er ein Besitz? Nun ja… streng genommen war er das ja auch. Ein Diener hatte keine eigenen Rechte und war nichts anderes als ein Besitztum. Im Grunde also eher ein Sklave, aber keiner benutzte diesen Begriff, da Diener irgendwie beschönigender klang. Und bis heute war es noch nie vorgekommen, dass irgendjemand ihn einfach haben wollte. Samajim reagierte darüber nicht einmal wütend. Er schien seinen Bruder einfach nicht ernst zu nehmen. „Du machst dich lächerlich, Mala. Ich hab nie betrogen, du bist einfach nur ein schlechter Verlierer. Werde endlich erwachsen und lass mich mit deinen lächerlichen Komplexen in Ruhe. Und ich verbitte mir, dass du so respektlos über Nabi sprichst. Mag sein, dass er nur ein Diener in deinen Augen ist, aber für mich ist er der Mann, den ich liebe und da hast du auch nicht das Recht, so über ihn zu reden. Aber wenn du unbedingt eine Revanche haben willst, dann bitte. Dann werden wir eben kämpfen. Aber nur unter folgenden Bedingungen: wenn du verlierst, wirst du dich von Nabi fernhalten und mich mit deinen Anschuldigungen in Ruhe lassen.“

„Und wenn du verlierst, werde ich deinen Rang, deinen Besitz und damit auch deinen Diener übernehmen.“

„Einverstanden.“ Nabi konnte nicht fassen, was er da hörte. Kaum, dass er wieder zurück war, wurde einfach mal so im Kampf entschieden werden, ob er nun den Besitzer wechseln würde oder nicht. Na ob das mal so gut gehen würde, blieb fraglich. Aber er konnte einfach nicht fassen, dass Samajim ihm nie gesagt hatte, dass er einen Bruder hatte. Und nun ließ er sich einfach so auf diesen Kampf ein und riskierte damit alles was er hatte. Na großartig, dachte sich Nabi und schüttelte fassungslos den Kopf. Und jetzt bin ich auch noch zu einem Spieleinsatz degradiert worden. Wären wir doch bloß in Brighton geblieben…



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2015-02-23T17:36:48+00:00 23.02.2015 18:36
Ein klasse Kapitel^^
Von:  San-Jul
2015-02-23T17:28:49+00:00 23.02.2015 18:28
Was für ein Plottwist ....


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