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Main hoon na - Ich bin immer für dich da

Yugi x Yami
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
17.05.2015; 19:05 Uhr Komplett anzeigen

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Der Schweigsame

Der Schweigsame
 

Wie lange sie schon in dem Saal an dem riesigen runden Tisch saßen und über den Krieg, die Verluste und das weitere Vorgehen berieten, wusste Atemu nicht. Er hatte zu allem geschwiegen und nur zu gehört. Sie waren die Vertreter aus insgesamt vierzehn Nationen, die dem spanischen Königshaus Einhalt gebieten wollten, Zar Alexander, Subaru, Anthony und er, der Pharao. Doch hatte er, bis auf seine goldenen Armreife, alle Zeichen abgelegt und trug nur eine einfache Lederbekleidung. Sein Körper war gespannt und strahlte größtmögliche Macht aus. Er forderte nicht nur Respekt, er setzte es voraus, dass man ihn mit dem größtmöglichen Respekt bedachte. Seine amethystfarbenen Augen waren scharf, kalt, berechnend und dennoch voller Schmerz über so viel Leid und Trauer. Atemu war ein gefährliches Pulverfass, seit dem der Weiße ihn das von Yugi berichtet hatte.

So eben herrschte eine kurze Pause, als jeder seinen Gedanken nachhing, da erhob sich plötzlich Atemu. „Ich will an die Front!“ Seine Stimme duldete keinen Widerstand. Schweigen. Alexander schloss seine Augen. Der Zar hatte die schier unmögliche Aufgabe, alle hier am Tisch sitzenden zu einen, so dass man einen gemeinsamen Weg verfolgen würde. Da waren Alleingänge nicht wünschenswert. Und was Atemu da verlangte, widersprach jeglicher Vernunft! „Was willst du an der Front?“ fragte er daher leise. „Alexander... wir reden hier und reden, was passiert ist und was wir tun könnten, ohne das kaum einer von uns an der Front war und sich ein Bild vor Ort gemacht hat! – Ich will mit ungetrübtem Blick alles sehen, bevor ich irgendetwas tue!“ antworte der Pharao bestimmt. Der Zar setzte zur Antwort an, als sich plötzlich Subaru erhob. „Atemu... wie ist unser Verhältnis?“ wollte er plötzlich wissen. Atemu blickte zu seinem Offizier. „Der Titel des Pharaos existiert hier nicht. Seto trägt den Titel...“ antwortete er misstrauisch und leicht irritiert. „Sehr gut!“ grinste Subaru. „Also stehen wir auf gleicher Ebene! Bitte erlaube mir folgende Worte: Bist du von allen guten Geistern verlassen?! Was willst du an der Front? Willst du dich an dem Leid ergötzen? Hast du noch nie Blut und Tote gesehen? – Du willst mit ungetrübtem Blick die Wahrheit sehen? Das ich nicht lache! Du willst an die Front, um deinen kleinen Dieb zu sehen!“ Subarus Stimme war energisch und vorwurfsvoll gewesen. Seine Augen blitzten Atemu herausfordernd an. Anthony erhob sich ebenfalls leise und trat zwei Schritte vom Tisch. Er wusste nicht wie Atemu jetzt reagieren würde. Alexander blickte gespannt zwischen dem Pharao und dessen Offizier hin und her. Atemu mahlte mit den Zähnen und rang sich mühsam um Beherrschung. Subaru hatte Recht, dennoch wollte er das nicht hören! Dennoch durfte Subaru nicht in so einem Ton mit ihm reden, als ob er noch ein kleines Kind war! Seine Hände waren krampfhaft zu Fäusten geschlossen.Plötzlich erklang eine leise, sanfte, aber emotionslose Stimme vom Eingang des Saals. „Wie gedenkst du an die Front zu reisen, mein Pharao?“ Ein Araber trat näher. Er war komplett in weiß gekleidet und trug einen weißen Turban. Seine Augen waren tiefblau und leer.

„Shadee...“ wich Atemu etwas zurück. „Antworte, o Pharao!“ war die Stimme nun fordernd. Sein leerer Blick streifte die Anwesenden und ein amüsiertes Lächeln umspielte seine Lippen. „Ich wollte zu Pferd reiten...“ kam es fast schon kläglich über die Lippen des Pharaos. „Zu Pferd? Warum nicht mit einem deiner Drachen?“ fragte der Araber gebieterisch nach.

Die Atmosphäre in dem Saal hatte sich verändert. Sie war beklemmend, ließ die Nackenhaare sich aufstellen und ein jeder spürte eine tiefe kalte Angst nach seinem Herzen greifen. Die Schatten schienen sich zu Wesen zu verwandeln und schrien nach Opfern. Zwischen Shadee und Atemu baute sich eine knisternde, alles umfassende Spannung auf. Es wirkte, als ob gerade die Beiden in einer anderen Welt waren, und die hier Anwesenden nur Zuschauer.

„Ich möchte nicht erkannt werden...“ drängte es dem Pharao über die Lippen. Er wusste nicht, warum, aber ihm war so, als ob Shadee ihn tief in die Seele blicken konnte. Er konnte nicht anders, als die Wahrheit zu sagen. „Wer sollte dich erkennen?“ – „Ich will zu Pferd an die Front, weil ich mich mit eigenen Augen überzeugen möchte, wofür Yugi verantwortlich gemacht wird. Ich möchte ihn mit eigenen Augen sehen, ohne von ihm erkannt zu werden!“ – „Selbst wenn du auf Rotauge und mit Kuriboh auf dem Arm vor ihm auftauchen würdest, er würde dich nicht erkennen. Er ist tot. Für immer verloren. Er ist nur noch eine willenlose Puppe!“ – „Ich gebe ihn nicht auf. Ich hole ihn wieder zurück und ich werde jeden vernichten, der sich mir in den Weg stellt – auch dich!“ – „Du willst es nicht wahr haben...“ – „Er hat es nicht verdient, dass man ihn aufgibt. Nicht, nach allem was passiert ist und auch nicht, nach dem sich so viele geopfert haben, damit er gerettet werden kann!“ – „Ich sehe, ich kann dir nicht rein reden. Nur... was wirst du machen, wenn du zwischen ihn und den hier lebenden Menschen entscheiden müsstest?“ – „Darauf werde ich nicht antworten!“ – „Er ist der Fürst der Drachen. Er befehligt ALLE auf der Welt existierenden Drachen. Was willst du dagegen halten?“ – „Ich habe die Hilfe der Göttermonster und die Magier gehorchen meinem Befehlen...“ – „Du wirst kämpfen... GEGEN deinen Dieb, um ihn zu retten.“ – „Das ist mir bewusst. Und ich werde nicht zulassen, dass noch mehr Menschen und Monster verletzt oder gar getötet werden!“ Shadee neigte anerkennend sein Haupt. Plötzlich blickte er vor sich hin, als ob er über etwas nachdenken würde. Dann glitt sein Blick über die Anwesenden und blieb sehr ernst beim Pharao hängen. Mit leiser Stimme begann er: „Der Drache nahm den Sterbenden in seine Krallen und breitete schützend seine weißen Flügel über ihn aus. „Scharid...“ murmelte der Pharao schwach. „Wo warst du die ganze Zeit?“ – „Immer an deiner Seite...“ murmelte der Drache und er lauschte den sterbenden Atem. „Bitte verzeih, dass ich dich vergessen habe.“ – „Es ist vergeben...“ – „Ich hab Angst. Bitte bleib an meiner Seite...“ – „Ich bleib an deiner Seite – auf ewig!“ Und gemeinsam schlossen sie ihre Augen und hauchten ihren Atem aus.

Doch dem Drachen lastete es so schwer auf der Seele, dass er seinen Geliebten nicht retten konnte, dass seine Seele keine Ruhe fand. Sein Geliebter ist in das Reich des Toten gewechselt, während die Seele des Drachen ruhelos den Magier suchte. Jeden Abend, wenn die Sonne unterging, weinte der weiße Drache sein Klagelied und rief nach seinem Magier. Die Götter hatten Mitleid mit diesem Wesen und vereinten die Seele des Magiers mit der Seele des weißen Drachen in einem neuen Körper. Er sollte so lange leben, bis er bereit ist, ins Totenreich einzukehren.

Atemus Augen verengten sich leicht. „Warum erzählst du mir das?“ Shadee lächelte nachsichtig. „Der Drache fühlte sich in der Gestalt seines Geliebten wohl und so lebte er von nun an als roter Magier weiter. Seine wahre Gestalt, als dreiköpfiger weißer Drache mit den eisblauen Augen, nahm er nur an, wenn er jemanden oder etwas beschützen wollte, was ihm sehr am Herzen liegt...“ – „Und was willst du mir damit sa-...“ Atemu hielt plötzlich inne, als ihn Yugis Dreiköpfiger in Sinn kam. „Sein Drache ist der Drache aus der Mär?!“ – „Ich habe den Dieb die Gestalt des Drachens gegeben. Und der schweigsame Magier, der alte, der Weise... hatte Mitleid mit den Beiden und vereinigte den Drachen und den Magier. – Du kannst nur über die Magier befehligen, wenn der Schweigsame an deiner Seite steht wie der Dreiköpfige an der Seite des kleinen Diebes! – Nun geh und schreibe die Mär neu, o Pharao!“ Und mit den letzten Worten löste sich Shadee einfach so in Luft auf und hinterließ verwirrtes und ehrfürchtiges Schweigen.
 

Die Dämmerung brach an, als Atemu nach einem fünftägigen Ritt sich der Grenze des polnischen Königreiches näherte. Sie alle waren von Moskau nach Minsk gezogen, wo sie in der Residenz eines Fürstens untergekommen waren. Während die anderen sich wieder an den Beratungstisch setzten, war Atemu einfach aufgebrochen.

Atemu war zum Schluss viel durch Wälder geritten. Misstrauisch beobachtet und gemieden von dem einfachen Volk, was sich vor dem Fremden fürchtete. Leicht runzelte er die Stirn, als ihm Brandgeruch, Tod und... der Geruch von Drachen in seine Nase stieg. „Die werden doch nicht etwa schon bis hier her vorgedrungen sein?“ murmelte er leise, als er mit seinem Pferd aus dem Wald trat und sich vor ihm eine weite Ebene öffnete. Direkt vor ihm in der Ebene lag eine größere Dorfansammlung, gar eine Stadt. Sie war mit Palisaden und Mauern geschützt. Vor den Schutzwall standen viele Menschen, bewaffnet mit Gabeln, Sicheln, Knüppeln und nur wenige mit Schwertern oder Bögen. In den Reihen dieser Menschen standen vereinzelt Monster – Dämonen oder Magier. Keinen einzigen Drachen, was Atemu irritierte. Standen die Drachen nicht immer auf der Seite des einfachen, schwachen Volkes? Frauen und Jünglinge standen auf den Palisaden. Alle waren sie bereit, ihre Heimat bis aufs Letzte zu verteidigen.

Sie standen einem riesigen Heer gegenüber, in dessen ersten Reihen Drachen standen. So viele Drachen unterschiedlicher Arten, wie Atemu sie noch nie gesehen hatte. Neben einem Drachen saß auf einem Schlachtross ein dunkler Krieger und sprach zu dem Volk. Ohne Nachzudenken ritt Atemu sein Pferd an und jagte im gestreckten Galopp auf diesen Krieger zu. Er würde hier ein Exempel statuieren und den Vormarsch des Heeres aufhalten. Und wenn es sein Leben kosten würde!

„Mein letztes Wort: Ergebt euch ohne Gegenwehr und liefert mir die Stadt aus oder ich werde euch alle vernichten und den Drachen zum Fraße vorwerfen!“ erhob so eben der dunkle Krieger seine Stimme. Direkt ihm gegenüber stand ein älterer Greis, flankiert von einer Handvoll jüngeren Burschen. „Mit Verlaub: Nein! Wir werden unser Eigentum nicht kampflos aufgeben!“ Der Krieger zog eine Augenbraue spöttisch nach oben. „Ihr habt tatsächlich immer noch die Hoffnung, dass euch eure Herrschaften retten werden? Das ich nicht lache. Ihr seid ihnen egal! Gebt auf!“ Der Greis verzog seine Lippen angewidert und spie vor dem dunklen Krieger aus. Dieser wollte vor Wut den Greis niederreiten, als - „Es reicht!“ donnerte da Atemus Stimme. Der dunkle Krieger zuckte erschrocken zusammen und sein Blick glitt verblüfft zu dem Reiter, der sich seinen Weg durch die Bauern bahnte und dann schlitternd zwischen dem Greis und ihm stehen blieb. Der dunkle Krieger musterte den Pharao. Da dieser nur einfache Lederkleidung trug und keinerlei Abzeichen, bis auf zwei goldene Armreifen, allerdings wie ein Kaiser vor ihm auf dem Ross saß, wusste er nicht, was er von dem Reiter halten sollte. „Misch dich nicht ein! Es ist nicht deine Angelegenheit...“ befahl der dunkle Krieger barsch. Ein herablassendes Lächeln umspielte Atemus Lippen. Der Pharao blickte sich schnell um und vergewisserte sich, dass es noch nicht zu Kampfhandlungen gekommen war und, dass es dem Greis an nichts fehlte. Dann blickte er wieder zu dem dunklen Krieger. „Ich bin Atemu, Sohn des Aknamkanons, Pharao und Herrscher über gesamt Ägypten! Zar Alexander III hat mich um Hilfe gebeten, das Volk zu beschützen und euch Einhalt zu gebieten! Es ist genug Blut geflossen, der Krieg muss beendet werden!“ Der dunkle Krieger stutzte kurz, doch dann verzog er spöttisch seine Lippen. „Also gut, Atemu, Sohn des Aknamkanons. Ich bin Fürst Astaroth, Bezwinger des Drachenfürsten und im Namen der spanischen Krone werde ich alles unterwerfen!“ Atemus Augen blitzten kurz vor Wut auf. Astaroth...! „Gemach, Pharao...“ befahl da plötzlich die barsche Stimme des Chaosmagiers in Atemus Kopf, während er und der Zauberer der dunklen Magie wie aus dem Nichts hinter dem Pharao auftauchten und sich links und rechts neben diesen positionierten – angriffsbereit.

Ein staunendes und erleichtertes Raunen ging durch die Reihen und verrieten, dass die Bauern dem Pharao den Rücken stärken würden. Astaroth wich einen Schritt zurück. Der Kerl beherrschte zwei so mächtige Magier?! „Tritt zur Seite, Atemu! Und dem Volk hier wird nichts geschehen.“ Versprach er leise. „Tritt zurück, Fürst! Denn ich garantiere für nichts!“ antwortete Atemu gebieterisch. „Wie du willst...“ fauchte da der dunkle Krieger und riss sein Pferd herum. Mit einer energischen Handbewegung gab er den Befehl zum Angriff und verschwand hinter den Drachen. Die Drachen selber zögerten anzugreifen. Vor ihnen stand ein einzelner Mensch, der sich den Respekt einforderte und genauso wir ihr kleiner Fürst war. Sollten sie angreifen? Atemu registrierte das Zögern und sprang vom Pferd. Mit festen Schritten ging er auf den Drachen zu, der direkt vor ihm stand. Es war ein dunkler Feuerdrache. Atemu hob die rechte flache Hand, neigte leicht seinen Kopf und sprach mit fester Stimme „Bleib an meiner Seite!“. Ein Raunen ging nun durch die Reihen der Drachen. Ein jeder Drache war gezwungen, diesen Wunsch nachzukommen, doch der Drachenfürst war der Herr über alle Wesen. Durften sie dann einem einfachen Menschen gehorchen? Plötzlich kam ein heftiger Wind auf, der den Befehl „Töte ihn!“ zu den Drachen trug. Auch Atemu hörte diesen Befehl und er wurde blass. Der Drache vor dem Pharao blinzelte kurz und warf einen gefährlichen Feuerball auf diesen – und die Drachen griffen an, um die Stadt auszurotten. Im gleichen Moment befahl Atemu durch einen Wink seinen beiden Magiern die Stadt zu schützen. Zwei Zepter wurden zeitgleich neben Atemu in den Boden gerammt und rechts und links neben diesem erschien eine riesige Spiegelwand, die einmal um das ganze Dorf verlief. Vor Atemu selber erschien eine Wand aus Fellkugeln, die den Angriff des Feuerdrachen abfing.

Tiefes Schweigen folgte den nun missglückten Angriff. Ratlosigkeit herrschte in den Linien des Feindes. Was war zu tun? Viele Drachen waren verletzt wurden, durch die zurückgeworfenen Attacken. Auch Atemu musterte gespannt die gegnerische Linie und überlegte fieberhaft, was zu tun war. „Wir werden dem nicht ewig standhalten können...“ murmelte da der Zauberer der dunklen Magie. „Ich weiß... Angreifen?“ fragte Atemu. „Wenn Yugi dabei ist, wird der Angriff nichts bringen, da er die Drachen schützt!“ Atemu nickte verstehend. Tief atmete er ein. „Väterchen, bitte geht alle hinter die Mauern. Es wird hier gleich sehr heftig werden...“ bat er den Greis, dabei seinen Blick nicht von den Drachen lassend. Der Greis blickte immer wieder verwirrt zwischen den Pharao und den Feinden hin und her. Er hatte Probleme zu verstehen, was gerade hier passierte. Es war tatsächlich jemand gekommen, um sie zu retten! Aber wie wollte er das mit nur zwei Magiern schaffen?! Zögerlich nickte er und gab seinen Männern den Befehl, sich zurückzuziehen.

„Jetzt wird es eklig...“ murmelte der Chaosmagier, als sich plötzlich eine Gasse bei den Drachen öffnete und ein riesiger tiefschwarzer dreiköpfiger weißer Drache sich näherte. „Sei gegrüßt, Pharao!“ spie der Drachen schon fast verächtlich. Atemu konnte sich nicht rühren, als er in die endlos schwarzen Augen blickte. Das war Yugis Drache? Fassungslos suchte er nach seinem Dieb. Da holten ihn die Worte des Drachens wieder zurück in die Wirklichkeit. „Tritt zurück, Weißer! – Wo ist er?“ wollte der Pharao wissen. Der Drache fletschte die Zähne. „Das geht dich nichts an. Wir haben den Befehl hier alles zu vernichten. Also tritt zur Seite und lass uns gewähren, wenn dir dein Leben lieb ist!“ Atemu spie aus. „Ihr Drachen seid dem Volk verbunden! Ihr habt für das Volk zu kämpfen und es nicht zu vernichten!“ Der Drache lachte hämisch auf. Woher nahm dieser Mensch sich das Recht, solche Worte zu sagen?! Hatte er nicht Yugi erst soweit in den Abgrund stürzen lassen? Da fiel dem Drachen ein kleiner Junge auf, der sich klammheimlich aus den schützenden Mauern geschlichen hatte und nun versuchte, näher zu kommen, um alles zu sehen und zu hören. „Du magst Recht haben, Pharao... Doch diese Zeiten sind vorbei! – Versuche doch erstmal den Knaben da zu schützen, bevor du große Töne spucken kannst!“ fauchte da der Drache und warf einen riesigen Lichtblitz auf das Kind, was wie angewurzelt stehen blieb. Panisch schrie die Mutter des Kindes auf und Atemus Blick folgte den Angriff. Noch ehe er auch nur was denken oder gar sagen konnte, baute sich eine Wand aus Fellkugeln vor dem Jungen auf und fing den Angriff auf. Der Dreiköpfige lachte hart und siegesgewiss auf, als er nun sah, dass der Pharao ungeschützt war. Blitzschnell stieß er vor und griff Atemu an. Sein Maul war weit geöffnet und er wollte schon zu schnappen, als er einen brutalen Stoß von der Seite bekam und aus der Bahn geworfen wurde. Der Dreiköpfige kam schlitternd zu liegen. „Rühr ihn nicht an...“ grollte es da warnend in allen Köpfen. Ein riesiger, schneeweißer Drache mit eisblauen Augen stand vor dem Pharao und blitzte den Dreiköpfigen an.

Der Dreiköpfige erhob sich wieder und starrte den Weißen wutentbrannt an. „Dann versuche ihn zu schützen!“ brüllte er dröhnend und griff den Weißen an. Noch ehe Atemu etwas tun konnte, hatten sich die beiden Drachen in einander verbissen. Dies war wie ein Zeichen für das feindliche Heer und die Monster griffen an. Hastig blickte Atemu zu seinen Magiern. Sie fingen die volle Wucht der Angriffe auf der gesamten Länge auf. Doch würde dies nicht lange halten. Die Angriffe waren zu heftig. Dann blickte er zu dem kleinen Knaben. Dieser musste hier aus der Schusslinie raus! Also rannte er zu dem Kind, schnappte es sich und rannte damit zum Stadttor. Dort erwartete man ihn bereits, wo man den Knaben im Empfang nahm und den Pharao verwirrt ängstlich musterte. „Warum kämpft ein Drache für uns?“ wurde Atemu immer wieder gefragt. „Die Drachen beschützen normalerweise das einfache Volk...“ murmelte dieser hastig und blickte zu dem weißen Drachen. Er war unterlegen. Der Dreiköpfige würde ihn töten! Das durfte nicht sein... Doch wie sollte er den Weißen helfen? Er war zu weit weg und auch noch waffenlos! Da kam ihm der Gedanke an Shadee... Wenn Shadee hier war, dann musste sein Drachenfluch ebenfalls hier sein. „Drachenfluch!“ brüllte der Pharao laut. Eine Zeitlang geschah nichts, da tauchte ganz langsam und erhaben ein riesiger Drache auf. Es schien, als ob die Erde sich öffnete und der Drache direkt von der Mutter Erde geboren wurde. Und dies direkt einen Schritt vor dem Pharao. Dieser wich leichenblas und bis aufs Mark erschrocken mehrere Schritte zurück. Denn dieser Drachenfluch war umgeben von Tod und Gewalt. Er strahlte Kälte, Hass und Wut aus. Und da war noch etwas, was sich der Pharao nicht erklären konnte. Schatten... überall vage Schatten. Leises, warmes Lachen erklang in den Köpfen der Menschen. „O Pharao... du willst gegen die mächtigsten Wesen kämpfen und hast immer noch panische Angst vor uns?“ Leiser sanfter Spott klang aus den Worten. Atemu atmete heftig. „Verzeih...“ flüsterte er nur, am ganzen Körper zitternd. „Steig auf, Pharao! Wir müssen deinen Freund helfen!“ ließ sich der skelettierte Drachen neben den Pharao auf den Boden nieder, so dass dieser mühelos aufsteigen konnte.

Und wie im Trance schwang sich Atemu auf den Rücken des Drachenfluchs. Dieser erhob sich sofort und stieß einen markerschütternden, ohrenbetäubenden Schrei aus. Während er mit dem Pharao auf die beiden kämpfenden Drachen zu raste, spie er einen Magiestrahl aus Schatten, Blitze und Verwesung in die Reihen der Feinde. Atemu hörte die schmerzgepeinigten und panischen Schreie der Opfer. Er biss sich auf die Zähne. „Schneller!“ verlangte er, als er sah, wie der Weiße nun auf dem Boden lag, der Dreiköpfige über ihn und Energie für seinen Lichtblitz sammelte. Der Drachenfluch schoss wie ein Blitz dahin. In dem Moment, wie der Dreiköpfige seine Lichtblitze abfeuerte stand der Drachenfluch frontal zwischen den Drachen und empfing mit breit geöffneten Flügeln den Angriff. Im selben Moment hatte der Weiße in wilder Verzweiflung all seine Kraft gesammelt und sie ebenfalls in einem Lichtblitz gebündelt. Zwei Attacken rasten nun auf den Drachenfluch zu. „Spring ab!“ befahl der Drache. Atemu blickte kurz zurück und erschrak, doch reagierte er sofort und stieß sich vom Drachen weg. Und schon prallten die Attacken auf den Drachenkörper und entluden sich in einer ungeheuerliche Explosion. Atemu wurde von der Druckwelle gepackt und weit davon geschleudert.

Der Weiße sah mit vor Entsetzen geweiteten Augen, dass sein Angriff auf den Pharao zu raste. Dieser konnte sich zwar durch einen Absprung retten, doch riss ihn die Druckwelle weg. Sofort spannte sich der große Körper des Drachens und er jagte dem Pharao hinterher. Im Rücken hörte er das wütende Fauchen des Dreiköpfigen. Der Drachenfluch hatte während der Explosion noch einen Angriff auf diesen gestartet und ihn empfindlich verletzt. Schon hatten seine scharfen blauen Augen den am Boden liegenden Pharao ausfindig gemacht. Atemu rührte sich leicht und versuchte mühsam wieder auf die Beine zu kommen, doch verweigerte sein Körper den Dienst. Sanft landete der Riese neben dem kleinen Menschen. „Atemu... hast du dir was getan?“ fragte der Drache besorgt. „Alles tut weh... Was ist mit dem Drachenfluch?“ wollte der Pharao schwach wissen. Doch noch ehe der Weiße antworten konnte, begann die Erde zu beben. Ein tiefes Grollen und Donnern erfüllte stetig die Luft und Blitze zuckten über den mittlerweile dunklen Nachthimmel. „Osiris...“ hauchte Atemu ehrfürchtig und der Weiße blickte abwartend in den Himmel. Menschen riefen laut und panisch und schauten verängstigt in den Himmel. Selbst die Feinde stellten verwirrt ihre Angriffe ein. Nur der Dreiköpfige war blind vor Wut und wollte den Weißen mit samt dem Pharao angreifen. Er breitete seine Flügel aus und wollte sich auf die Beiden stürzen, als sich plötzlich ein riesiger langer Schlangenkörper aus dem Himmel zur Erde niederließ und direkt zwischen den Feinden und der Stadt auf der Erde landete. Azurblaue Augen funkelten wütend den Dreiköpfigen an. „Weiche zurück, du Unwürdiger!“ brüllte der rote Himmelsdrache. „Geh mir aus dem Weg, Schlange!“ keifte der Dreiköpfige wie von Sinnen. Da zuckte es in den Augen des Roten und das zweite, kleinere Maul, was über dem ersten, großen Maul lag öffnete sich gefährlich, während es gleißend hell aus diesem Maul nur so blitzte.

„Es ist genug!“ erklang eine leise, weiche Stimme und ein zartblauer zierlicher Stab wurde auf die Erde aufgesetzt, welche diese machtvoll erbeben ließ. Sanfte, türkisfarbene Augen blickten streng zu dem dreiköpfigen weißen Drachen, während eine schnelle Handbewegung mit einer weiß behandschuhten Hand die Attacke des roten Drachen im Keim erstickte. „Zieh dich zurück, Scharid!“ befahl die Stimme nun etwas energischer. Osiris wandte seinen Kopf und blickte zu dem Sprecher, der vor dem Weißen und Atemu stand. Die azurblauen Augen musterten prüfend und eiskalt die Gestalt. Der Sprecher war ein Jüngling gar, doch trug er lange, schneeweiße Haare, die je nach Lichteinfall silbergrau funkelten. Der Jüngling trug einen weißen breitkrempigen Hut mit einer blauen Schnalle, die einen ozeanblauen Edelstein einfasste. Außerdem trug der Jüngling ein silbernes Priestergewand mit ozeanblauen Mustern. Die ganze Gestalt wirkte grazil und zerbrechlich und dennoch strahlte sie enorme Macht und Stärke aus. Der Himmelsdrache verzog süffisant seine Lefzen. Die türkisfarbenen Augen waren so unendlich alt und weise. Sie hatten Galaxien und Götter sterben sehen! „Der Schweigsame...“ brummte Osiris. Der schweigsame Magier ignorierte den Himmelsdrachen und trat nun mit festen Schritten auf den Dreiköpfigen zu. „Ich wiederhole es nur einmal! Zieh dich mit deinem Heer zurück, Scharid!“ Und der Magier hob drohend seinen Stab, als er vor dem Drachen stehen blieb. Der Dreiköpfige wich automatisch respektvoll mehrere Schritte zurück. Was machte der Schweigsame hier?! Er wusste, er hatte keine Chance, wenn der Schweigsame jetzt hier eingreifen würde. Also befahl der dreiköpfige Drache zähneknirschend den Rückzug. Die pechschwarzen Augen des Drachen waren wieder eisblau.

Langsam lösten sich die Reihen des Feindes auf und es war Mitternacht, als auch der Letzte der feindlichen Armee verschwunden war. Da endlich wandte sich der Magier zu dem Pharao, der noch immer auf dem Boden kniete, gestützt vom Weißen. Unglaube und Verwirrung stand in dessen Augen geschrieben. Dann ließ der Magier sein Blick über die Stadtmauern gleiten. Jubelnde Frauen und Kinder waren zu sehen. Die Stadttore wurden aufgerissen und die Menschen strömten raus, um sich zu bedanken, doch als Osiris seinen riesigen Schädel hob, um sich die Menschen anzuschauen, blieben alle abrupt stehen. Sie hatten Angst, dass der Drache angreift. Mühsam zwang sich Atemu auf die Beine. „Keine Angst! Osiris hat das Wesen eines verspielten Kätzchens...“ versuchte er die Menschen zu beruhigen. Dies ließen sich besonders die Kinder nicht zweimal sagen und steuerten neugierig auf den roten Riesen zu. Nun blickte der Magier wieder zu dem Pharao. „Erlaube mir die Frage, warum du so närrisch warst und dich ohne deine Gefährten hier in den Kampf gestürzt hast?“ Die Stimme war nun eiskalt und messerscharf. Atemu zuckte zusammen und musterte den Magier noch intensiver. Dieser Magier war kleiner als er selbst und wirkte wie ein Kind und dennoch... „Ich hab nicht nachgedacht. Ich wollte nicht, dass noch mehr Menschen getötet werden.“ Der Schweigsame wandte sich Kopfschüttelnd ab. „Noch ein Kind und will Pharao sein!“ murmelte er laut. Natürlich hörte dies Atemu und er zog seine Stirn kraus. „Kind? Du bist selber noch ein Kind! Also...“ Atemu wurde durch ein unterdrücktes Lachen unterbrochen, dabei entging ihm wie sich der Magier wieder blitzschnell zu dem Pharao drehte und ihn mit Augen der Unendlichkeit scharf musterte. Schnell hatte Atemu denjenigen gefunden, der verzweifelt versuchte sein Lachen zu unterdrücken. Es war der Zauberer der dunklen Magie. Selbst der Chaosmagier hatte ein amüsiertes Lächeln auf den Lippen. „Was ist so lustig?“ fragte der Pharao misstrauisch. „Der Schweigsame ist unendlich alt und war noch nie größer. Unterschätze ihn nicht! Er ist der gefährlichste und mächtigste Magier, den es gibt.“ Meinte der Zauberer. Atemu blickte wieder zu dem Schweigsamen und erstarrte, als er in dessen Augen blickte. „Pharao...“ grollte die Stimme des Magiers wie ferner Donner bedrohlich. „Multipliziere Jahrtausende mit Äonen! Dies Potenziere mit der Unendlichkeit! – Und du hast annähernd eine vage Ahnung... WER ich bin...“ Atemu erbleichte. „Sei nicht so voreilig mit deinem Urteil! – Nun lass uns zu deinen Gefährten gehen. Wir haben viel zu besprechen!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Aibouneko
2015-05-21T15:18:50+00:00 21.05.2015 17:18
Schönes Kapi wie immer :3

Lg Sephi


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