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Main hoon na - Ich bin immer für dich da

Yugi x Yami
von

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Im Schott

Im Schott
 

Die Sonne ging so eben auf, als Yugi sich schon daran machte, eine Mahlzeit und Kaffee am Lagerfeuer zuzubereiten. Er hatte die ganze Nacht nicht schlafen können. Zuviel ging ihm durch seinen Kopf. Zu einem die heutige Passage über den Schott, dann die Sache, dass Faisal zum Pharao Atemu gehörte und ganz zum Schluss das gestrige Weinen des weißen Drachen. Der Drache hatte lange geweint gehabt. Yugi fragte sich, was da wohl passiert war. Er war ganz in Gedanken versunken und bemerkte gar nicht, wie Faisal wach geworden war und neben ihn trat. „Alles in Ordnung?“ fragte da Faisal plötzlich leise. Yugi zuckte erschreckt zusammen und blinzelte. Er hatte geweint. „Alles in Ordnung. Ich hoffe, der Kaffee schmeckt...“ grinste er schief. Faisal zwinkerte leicht vergnügt und setzte sich ans Feuer. Gemeinsam frühstückten sie.

„Wir werden heute so lange reiten, bis wir die Mitte des Schotts erreicht haben – und dies, wenn möglich vor dem Einbruch der Dunkelheit.“ Faisal blickte auf, als Yugi dies sagte. „Schott? Du meinst die große Salzseefläche?!“ Yugi grinste über die Fassungslosigkeit in Faisals Stimme. „Ja. Wir reiten über den Schott. In der Mitte ist eine feste Insel, wo wir die Nacht verbringen können. Dann morgen geht es weiter.“ Faisal musterte Yugi erneut. Und schon wieder wurde er aus dem Kleinen nicht schlau. Yugi wirkte überhaupt nicht Risikobereit und wollte hier nun über den Schott, wo jeder Schritt das Todesurteil bedeuten konnte! Er sprach darüber so, als ob er ein kleines Rinnsal überqueren wollte. „Du weißt schon über die Gefahren des Salzsees Bescheid?“ fragte Faisal skeptisch. Yugi lachte leise und blickte mit seinen warmen violetten Augen direkt in Faisals Amethystaugen. „Keine Sorge. Ich bin nicht das erste Mal auf dem Salzsee. Ich durchquere ihn regelmäßig. Er ist gefährlich, keine Frage. Gerade nach Unwettern oder Sandstürmen, aber ich habe ein erprobtes Pferd, was genügend Erfahrung auf den Salzsee hat und außerdem kann ich die Anzeichen mittlerweile gut deuten.“ Yugi wirkte so zuversichtlich, dass Faisal gar nichts anderes übrig blieb, als den Kleinen zu vertrauen. Mit eher gemischten Gefühlen erhob er sich und ging zu seinem Pferd. Yugi lachte fröhlich auf. Das würde bestimmt lustig werden!
 

Sie hatten die Wasserstelle noch keine halbe Stunde hinter sich gelassen, da zögerte Yugi das erste Mal. „Was ist los?“ fragte Faisal. Yugi blickte sich scharf um. Sein Pferd hatte gezögert. Normalerweise war hier ein fester Pfad, so breit, dass fünf Pferde nebeneinander laufen konnten. „Der Pfad ist weg...“ meinte Yugi leise. Was war hier passiert? „Was?!“ Fassungslosigkeit sprach aus Faisals ganzem Gesicht. „Warte hier kurz!“ befahl Yugi leise und trieb seinen Schecken an, dabei die Zügel dem Pferd auf den Hals legend. Das Pferd tänzelte hin und her. Immer wieder versuchte es einen Huf auf die Fläche abzusetzen, doch der Huf versank. Irgendwann verlor der Schecke die Geduld und er schlug gefrustet mit einem Vorderhuf auf die Fläche – da es ja auch diesen Pfad kannte. Brackwasser, Sand, Salz und stinkender Schlamm spritzte auf und plötzlich „klack“. Das Pferd stutzte. Auch Yugi hatte es gehört. Schien der Pfad etwa in Ordnung zu sein? Yugi ließ sein Pferd die gesamte Breite des Pfades abprüfen. Ja, der Pfad war in Ordnung. Nur muss irgendwo weiter auf dem Schott draußen irgendwas passiert sein, dass hier der Pfad etwa zehn Zentimeter abgesunken war. Irgendwas muss die Oberfläche des Salzsees schwer beschädigt haben! Yugi wandte sich an Faisal. „Du kannst kommen. Alles in Ordnung.“ Und Yugi ritt an. Sprachlos hatte Faisal Yugi und dessen Pferd die ganze Zeit beobachtet gehabt. Ungläubig schüttelte er den Kopf, als er nun sein Pferd in Bewegung setzte und Yugi folgte.

Die Reiter waren schon seit etwa drei Stunden auf den Schott und Yugi bekam die Krise. Er konnte das Tempo nicht erhöhen, weil er keine freie Sicht auf den Pfad hatte. Außerdem war der einst so sichere und feste Pfad zum Teil sehr weich und schwammig. Die Pferde ritten teilweise durch Knöcheltiefes Brackwasser, teilweise ging das Brackwasser bis zur Brust der Pferde. Mal war das Wasser klar, mal war es eine breiige Masse aus Wasser, Salz, Schlamm und Sand. Sehr oft hielt Yugi an, weil er nicht wusste, wie er weiter reiten sollte. Sehr oft ging auch sein Blick zum Himmel. Was er nämlich jetzt nicht gebrauchen konnte, war ein Unwetter. Endlich, endlich schien sich die Bodenverhältnisse wieder zu normalisieren und die Reiter ritten nun auf einem sehr breiten festen Pfad. Yugi atmete erleichtert auf und erhöhte prompt das Tempo des Pferdes.

Faisal hatte Yugi die ganze Zeit beobachtet gehabt. Er war fasziniert gewesen, von der Gewissenhaftigkeit und Konzentration, mit der Yugi vorgegangen war. Und irgendwie schien der Kleine nie die Geduld zu verlieren und das Vertrauen. Außerdem wirkte er immer entspannt und geschmeidig. Faisal fand immer mehr Gefallen an den Kleinen. Leise lächelnd folgte er Yugi und erhöhte ebenfalls das Tempo seines Pferdes.

Irgendwann setzte Yugi sein Pferd sogar in Galopp und gemeinsam jagten sie über die Fläche des großen Salzsees. Dabei kam allerdings kein Gespräch zu Stande, weil Yugi immer konzentriert seinen Horizont scharf musterte, um mögliche Veränderungen an der Oberfläche des Schotts rechtzeitig zu bemerken. Faisal wollte Yugi dabei nicht ablenken und folgte schweigend. Er war selber total fasziniert und über sich selbst erstaunt, dass er im gestreckten Galopp über den Salzsee ritt.

Plötzlich zügelte Yugi leicht das Tempo. Er hatte vor sich am Horizont zwei dunkle Punkte bemerkt, die direkt auf seinem Weg lagen. Faisal ritt nun neben Yugi und hatte die Punkte auch bemerkt. „Was ist das?“ fragte er. Yugi schüttelte ahnungslos den Kopf. Er ließ sein Pferd wieder das Tempo erhöhen und stellte sich in die Steigbügel, um einen Fehltritt des Pferdes leichter auszusitzen. Yugi behielt die beiden Punkte dabei weiterhin scharf im Auge. Sie wurden schnell größer und langsam konnte man Konturen erkennen. Faisal und Yugi erkannten die Wesen gleichzeitig. „Drachen!“ rief Faisal entsetzt. Yugis Augen leuchteten auf. Der erste Punkt, der weiter rechts neben dem dunklen Punkt war, war der weiße Drache. Sein Freund hier? Der Drache schien die Reiter gehört zu haben und er wandte seinen Kopf zu diesen und da erkannte Yugi eine hässliche Narbe, die quer über das linke Auge und die gesamte linke Gesichtshälfte des Drachen lief. Es war nicht sein Freund! Gab es etwa mehr als nur einen weißen Drachen mit den eisblauen Augen? Und da fiel Yugis Blick auf den zweiten Punkt. Es war ein ganz schwarzer Drache mit blutroten Augen, der verletzt am Boden lag. Außerdem schien er mit irgendwas gefesselt zu sein, denn er konnte seine Flügel nicht mehr ausbreiten, geschweige denn bewegen. Bei jedem Versuch, seine Flügel zu nutzen, sank der Drache immer tiefer in den Schott. Es war nur eine Frage der Zeit, wann der Pfad, auf dem der Drache lag, endgültig brach und der Drache versank. Automatisch hatte Yugi das Tempo seines Pferdes gedrosselt gehabt und da brüllte plötzlich der weiße Drache gefährlich auf. Er machte sich zum Angriff bereit. Yugi und Faisal rissen panisch ihre Pferde zurück, so dass diese schlitternd auf der Hinterhand zum Stehen kamen. Der Drache stoppte den Angriff.

Yugi und Faisal standen mit ihren Pferden da und musterten die beiden Drachen. Faisals Magier stand zwischen den Beiden und hatte sich auch Kampfbereit gemacht. Kuriboh war vom Pferd gesprungen und fiepte total aufgebracht. Yugi blickte zu Kuriboh und dann zu dem schwarzen Drachen mit dem roten Augen. Er sah keine Ketten oder ein Halsband... also musste der Drache mit Bannsprüchen gefesselt wurden sein. „Magier, vernichte den Weißen!“ befahl da plötzlich Faisal. Yugi blickte abrupt zu Faisal. „WARUM?!“ brüllte er fast. Sowohl Faisal als auch der Magier zuckten über die Heftigkeit dieses Ausbruchs zusammen. „Er will uns töten.“ – „Er will seinen Begleiter beschützen!“ fauchte Yugi. Da erklang plötzlich ein dumpfes Brüllen, voller Verzweiflung und Schmerz. Der Rotauge rief. Seine Stimme wirkte zerbrechlich. Yugi spürte den Schmerz in seinem Herzen und hatte tiefes Mitgefühl mit dem Drachen. Er wollte ihm helfen. So ritt er denn sein Pferd auch an und wollte sich dem Drachen nähern, doch der Magier versperrte ihm den Weg. „Yugi, nicht! Es ist Zeitverschwendung und viel zu gefährlich. Der Weiße würde dich nicht an den Schwarzen ran lassen, und selbst wenn du es dennoch schaffen solltest, wie willst du ihm helfen?“ sprach Faisal. Yugi starrte in Faisals Augen. Yugis Augen waren voller Leidenschaft, Wut und Entschlossenheit. „Du liebst die Drachen?“ fragte Faisal da leise. „Sie sind meine Freunde!“ fauchte Yugi nur. Dann blickte er wieder zu den weißen Drachen. Dieser stand unter Spannung. Er würde sofort angreifen, wenn Yugi sich auch nur einen Schritt dem Rotauge nähern würde. Allerdings brauchte dieser unbedingt Hilfe! Yugi war hin und hergerissen. Was sollte er tun? Da gurrte plötzlich Kuriboh neben ihn auf. Ein Blickwechsel und Yugi wusste, was zu tun war. „Faisal, tu was du willst. Doch greife den Weißen bloß nicht an! Kuriboh würde ihn schützen. Ich werde dem Rotauge helfen!“ Und damit trieb er sein Pferd brutal vorwärts. Es galoppierte sofort an. „Yugi, NEIN!“ brüllte Faisal entsetzt auf, als der weiße Drache einen Lichtblitz auf Yugi schoss. Doch da war plötzlich eine riesige Wand an Fellknäueln zwischen Yugi und dem weißen Drachen. Kuriboh! Faisal atmete erleichtert auf. Der Drache hatte jedoch auch bemerkt, dass er gegen die Wand nichts ausrichten konnte und fing an trompetend zu brüllen vor blinder Wut und Angst um seinen Gefährten. Immer wieder schoss er Lichtblitze auf die Wand von Fellknäueln. Der Drache wusste, irgendwann würde Kuriboh keine Kraft mehr haben, diese Wand aufrecht zu erhalten. Also bombardierte er sie immer weiter.

Yugi ritt auf den Rotauge zu und plötzlich versank sein Pferd abrupt mit der Vorderhand. Panisch warf sich Yugi zurück und riss seinen Schecken auf die Hinterhand, als dieser wieder Fuß gefasst hatte, trieb Yugi das Pferd noch zwei Schritte zurück und verharrte. Der Pfad war hier komplett zerstört. Zehn Meter trennten ihn noch von dem Drachen. Das konnte doch nicht wahr sein! Yugi trieb sein Pferd wieder an, dabei die Zügel ganz lang lassend. Immer und immer wieder trieb er das Pferd an. Es wollte gehorchen. Es schlug mit den Hufen in die Masse, doch diesmal kam kein „klack“, kein Widerstand. Das Pferd tänzelte hin und her. Es suchte und suchte, doch es fand nichts. Yugi starrte zum Drachen, dieser versank wieder ein Stück im See. Und erneut war das dumpfe Brüllen um Hilfe zu hören. Yugi blickte sich um zu Faisal, zu Kuriboh... Was sollte er tun?! Und da trafen sich für einen Moment rote und violette Augen. Die Erde hörte sich für einen Moment auf zu drehen, die Natur hielt für Bruchteile einer Sekunde den Atem an. „Nein!“ hauchte Yugi fassungslos. „Nicht aufgeben!“ rief Yugi lautstark, als er sich von seinem Pferd schwang und mit einem riesigen Satz in die breiige Masse.

„Yugi!“ brüllte Faisal mittlerweile und wollte Yugi hinterher. Nur mit Mühe konnte der Magier ihn zurückhalten. Kuriboh hatte Yugis Aktion auch gesehen und er wusste sich nicht anders zu helfen, als dass er die aufgebaute Wand nun als Teppich unter Yugi legte, damit dieser nicht in der Masse versank. Leider wirkten die Fellknäuel wie Tretminen und mit jedem Schritt, den Yugi machte, explodierten viele kleine Fellknäuel. Der weiße Drache hatte bereits erneut zu einer Attacke angesetzt, doch brach er sie ab, als plötzlich die Fellwand fiel und nun als Teppich unter dem Menschen lag. Blitzschnell verband der weiße Drache seine Gedanken mit denen des Jungen, der da über die explodierende Fellknäuel zu dem Rotauge eilte. Der Drache zuckte heftig zusammen, als er die starke Gefühlswelt des Jungen spürte. Immer wieder tauchte ein Bild vor seinen Augen auf: verletzte Drachen zu den Füßen eines Weißen, umhüllt von der schützenden Wand der Fellknäuel. Der Drache riss seine Augen weit auf. Sollte dieser Mensch der kleine Junge sein, der vor vielen Jahren seinen Brüdern geholfen und sie vor der Sklaverei gerettet hatte?

Mit einem letzten Satz war Yugi am Kopf des Rotaugen. Beruhigend streichelte er über den Kopf und Hals des mächtigen Wesens. Yugi spürte die Kraft des Körpers und er schluckte leicht. Noch nie hatte er so eine Präsenz gespürt. Dieser Drache war sehr gefährlich! Yugi erhob sich leicht, weil er zu den Flügeln des Drachen greifen wollte, da zuckte er vor Schmerzen zusammen. Kuriboh! Fluchte er innerlich. Der kleine Kerl hatte es gut gemeint, dass wusste Yugi, denn ohne diesen Teppich, wäre er elendig untergegangen. Doch die vielen kleinen Explosionen haben schwere Fleischwunden bei Yugi hinterlassen. Langsam rappelte sich der Kleine wieder auf und griff mit zusammengebissenen Zähnen zu den Flügeln des Drachens. Er hatte sie noch gar nicht berührt, als ein brutaler Elektroschlag durch seinen Körper fuhr. Yugi schrie schmerzgepeinigt auf. Bannsprüche! Yugi ging wieder zurück zum Kopf des Drachen und nahm diesen in seine Arme. Die roten Augen folgten jeder Bewegung des Menschen und schlossen sich leicht gequält, als Yugi den Stromschlag bekam. Als Yugi den Kopf des Drachen in seine Arme nahm, schloss dieser seine Augen und Tränen der Verzweiflung liefen über das scharfgeschnittene Gesicht. Yugi blickte sich um und da trafen sich seine Augen und die des weißen Drachens. „Du greifst mich nicht an?“ fragte Yugi verblüfft. Der Weiße neigte leicht sein Haupt. „Warum sollte ich einen Freund angreifen?“ war die leise Gegenfrage. Yugi entspannte sich. „Ich brauche jemanden, der Bannsprüche brechen kann. Kannst du einen Drachen rufen, der das kann?“ Der Weiße knirschte mit den Zähnen. „Ich kann, aber er wird nicht rechtzeitig hier sein...“ Yugi starrte den Weißen entsetzt an. Wer konnte da die Bannsprüche... Yugis Blick fiel auf Faisal. Richtig! „Faisal!“ rief er also.

Faisal hatte alles beobachtet gehabt und war verblüfft darüber, dass sich der weiße Drache und Yugi zu unterhalten schienen, denn der Weiße hatte sein Haupt geneigt. Nur hörte Faisal nichts. „Der weiße Drache hat seine Gedanken mit denen von Yugi verbunden. Es kann gut sein, dass der Schwarze es auch schon gemacht hat, um zu erfahren, was der Kleine möchte.“ Sprach da der Zauberer der dunklen Magie erklärend. Faisal blickte verwirrt zu seinem Zauberer. Dieser lächelte leicht belustigt. „Das macht die Drachen so gefährlich. Sie vernetzen sich mit den Gedanken ihrer Umwelt und wissen immer, was ihr Gegenüber vor hat. Man kann nichts vor den Drachen verheimlichen. Sie sind sehr mächtig. – Der Junge scheint eine reine Seele zu haben, wenn er mit den Drachen kommunizieren kann.“ In dem Moment rief Yugi nach Faisal. Automatisch trat dieser einen Schritt vor und der weiße Drache richtete seinen Blick zu Faisal. „Yugi?“ rief Faisal zurück. „Befehl deinen Magier, dass er die Bannsprüche brechen soll!“ bat Yugi. „Nein, Yugi. Das kann ich nicht!“ antwortet Faisal ruhig. „Was?“ Yugi glaubte sich verhört zu haben. „Yugi, ich werde meinen Magier nicht befehlen, den Drachen zu befreien!“ wiederholte Faisal bestimmt. Der Magier blickte irritiert zu Faisal. Ja, Drachen und Magier waren Feinde, doch in der Not sollen sich auch die Feinde gegenseitig helfen. Yugi starrte Faisal an. „Dann verurteilst du ihn zum Tode!“ brüllte er fassungslos. „Dann ist das so. Die Drachen sind gefährlich. Sobald der Bann gebrochen ist, würden die Drachen dich angreifen und töten.“ – „Das würden sie nicht tun!“ hielt Yugi entsetzt dagegen. „Nein!“ blieb Faisal standhaft. Yugi war leichenblass geworden. „Bin ich froh, dass du nicht der neue Pharao wirst! – So leichtfertig, wie du mit dem Leben Fremder umgehst!“ Faisal fühlte sich getroffen und vergaß seine Selbstbeherrschung. „Diese Drachen sind Feinde des Pharaos! Einer weniger bedeutet ein Feind weniger! Und was weißt du schon, wie ein Pharao sein muss!“ fauchte er denn auch unbeherrscht. „Genauso, wie du diesen Drachen hier zum Tode verurteilst, obwohl er dir nie was getan hat, genauso handelt der aktuelle Pharao und lässt sein Volk leiden!“ rief Yugi unter Tränen. Faisal konnte nichts erwidern. Er hatte gelernt, dass die Drachen die Feinde der Magier waren. Und die Magier dienten dem Königshaus, also waren die Drachen auch Feinde des Pharaos! Aber Faisal wollte nicht so sein, wie der jetzige Pharao! Er wollte so sein, wie sein Vater! „Yugi... Ich...“ setzte Faisal an, da ging plötzlich ein tiefer Ruck durch den schwarzen Drachen und sowohl dieser als auch Yugi sackten fast einen halben Meter ab. Faisal erstarrte vor Entsetzen. Yugi klammerte sich an den Drachen und hielt verzweifelt seinen Kopf hoch, damit dieser atmen konnte. „Bitte...“ flehte der kleine Junge. Faisal schloss seine Augen und flehte innerlich, dass die Drachen sich nicht auf Yugi stürzen würden. Er öffnete wieder seine Augen und wollte so eben seinen Magier den Befehl geben, da brach der Pfad mit einem großen Knirschen zusammen. „YUGI!“ brüllte Faisal entsetzt und im selben Moment hatte der Magier eine Magieattacke auf den schwarzen Drachen abgefeuert. Die Bannsprüche waren vernichtet, der Drache breitete panisch seine Flügel aus und mit letzter Kraft katapultierte er sich mit mehreren Flügelschlägen in die Luft. Kaum jedoch war er in der Luft, verlor er das Bewusstsein und er krachte an der Stelle zu Boden, wo vorher der weiße Drachen ausgeharrt hatte. Diese Stelle bestand aus Felsen und hielt dem Aufprall stand.

Yugi hatte sich an den Drachen geklammert, als die Magieattacke den Schwarzen traf. Dieser riss seine roten Augen weit auf und ein Ruck ging durch seinen Körper, als er seine Flügel spannte. Ruckartig ging er in die Luft und stieß dabei Yugi versehentlich von sich. Yugi verlor den Halt und versank in der breiigen Masse. In dem Moment stieß der weiße Drache in die Luft und stürzte sich blitzschnell in den See. Blind schnappte er mit seinem Maul an der Stelle zu, wo er Yugi zu Letzt gesehen hatte und hoffte, dass er ihn erwischen würde. Als er den Jungen im Maul zwischen seinen Zähnen spürte, schlug er mit aller Kraft seine Flügel auf und ab. Für einen kurzen Moment sah es so aus, als ob der Drache sich nicht aus der Masse befreien konnte, doch dann flog er hoch in die Luft! Sofort landete er neben den schwarzen Drachen und spuckte Yugi wieder aus. Dieser war ebenfalls bewusstlos und lag nun zu den Füßen des Weißen. „Yugi!“ rief Faisal. Der Drache blickte auf und sah, wie Faisal sich mit großer Hast den drei näherte. Schützend schlug er seinen Schweif vor Yugi, doch in diesem Moment erschien eine Wand aus Fellknäueln zwischen den Drachen und Faisal. Kuriboh ließ sich an Yugis Seite nieder und versuchte mit aller Macht, den Jungen zu wecken. Noch nie hatte Kuriboh es erlebt, dass Yugi nicht reagierte. Kuriboh sirrte, gurrte und fiepste, aber Yugi reagierte nicht! Die kleine Fellkugel wurde immer verzweifelter und fing an zu weinen, vor Angst, dass Yugi nicht wieder wach würde. Mit jeder Träne, die Kuriboh vergoss, wurde die Wand aus Fellknäueln immer dichter und größer. Nach und nach fanden sich auch Drachen ein, die sich innerhalb der Fellwand niederließen und sich um den Menschen und den schwarzen Rotaugendrache versammelten. Ein Drache war ein Sonneneruptionsdrache, dessen Körper aus glühendem Magma bestand. Er ließ einen dauerhaften Feuerregen außerhalb der Fellwand regnen.

Faisal hatte entsetzt mit ansehen müssen, wie Yugi den Halt verlor und im See versank. „Nein!“ rief er und wollte so eben losrennen, da stieß auch schon der weiße Drache in den See und schnappte mit dem Maul zu. Für Sekundenbruchteile hielt Faisal seinen Atem an, als der Drache drohte zu versinken und doch schaffte er es endlich sich in die Lüfte zu erheben. Als der Drache bei dem Schwarzen wieder landete und Yugi ausspie, rannte Faisal los. „Yugi!“ rief er laut. Der Kleine regte sich nicht mehr. „Yugi!“ Große Angst kroch durch seinen Körper. „Yugi!“ Faisal war schon fast an dem Jungen ran, als sich vor ihm plötzlich eine große Wand mit Fellknäueln aufbaute. Schlitternd kam Faisal zum Stehen. Sein Magier an seiner Seite. Was sollte das? Wieso machte Kuriboh das? „Kuriboh!“ fauchte da Faisal. „Kuriboh, lass mich zu Yugi!“ Keine Reaktion. Die Wand wurde nur höher und dichter. Und plötzlich fing es an Feuer zu regnen. „Kuriboh!“ brüllte Faisal. Da blickte er zu seinen Magier. „Reiß ein Loch in die Wand!“ befahl er. Der Magier schüttelte seinen Kopf. „Nein. Es hat keinen Sinn gegen diese Wand anzukämpfen. Kuriboh will den Jungen nur schützen. – Bitte beruhige dich wieder.“ – „Ich soll mich beruhigen? Ich bin Schuld, dass er vielleicht stirbt! Ich hätte seiner Bitte sofort nachgeben sollen!“ fauchte Faisal empört. Dann wandte er sich wieder gegen die Wand. „Kuriboh! Bitte, lass mich rein. Lass mich zu Yugi!“ flehte er tränenerstickt. „Yugi!“ schrie Faisal verzweifelt.

Yugi hörte jemanden nach ihm rufen. Alles tat so unendlich weh und es kostete ihn richtig Kraft, seine Augen zu öffnen. Seine Lider zuckten und langsam öffnete der Kleine seine Augen. Kuriboh schrie vor Freude auf und mit einem Schlag verschwand die Wand aus Fellknäueln. Faisal stand da und starrte auf Yugi. Dieser hatte seine Augen offen und versuchte aufzustehen. „Yugi!“ rief er und rannte durch die Drachen auf Yugi zu. Kaum war er bei ihm angekommen, da nahm er den Kleinen auch schon in den Arm. „Yugi, alles wird gut. – Bitte verzeih mir mein Verhalten und dass ich nicht deiner Bitte entsprochen habe.“ Yugi lächelte leicht. „Bitte rette ihn...“ hauchte er matt. Faisal blickte in Yugis Augen und dann zu dem schwarzen Drachen. Dieser lag noch immer bewusstlos da. Für den Bruchteil einer Sekunde spürte er, dass das Leben aus dem Drachen langsam verschwand. Verwirrt blickte Faisal zu seinem Magier. Dieser lächelte leise. „Die Drachen haben uns mit ihren Gedanken vernetzt, damit du spürst, was sie spüren.“ Und noch ehe Faisal was erwidern konnte, setzte der Magier seine Magie ein, um den schwarzen Drachen zu heilen. Irgendwann schlug der schwarze Drachen seine roten Augen wieder auf. Die Augen suchten sofort nach dem kleinen Jungen, der in den Armen des Pharaos lag. Minimal verengten sich seine Augen. Faisal war der Pharao... und der Junge wusste nichts davon? Ungläubig blickte der Rotauge zu dem Weißen. Der Magier hatte sich inzwischen zu Yugi begeben und heilte nun diesen. Er hatte in seinen Gedanken ebenfalls mitbekommen, dass die Drachen wussten, wer Faisal wirklich war. Und er hat die Verwirrung des Schwarzen gespürt. „Es ist alles gut. Es soll so sein, wie es ist.“ Raunte da der Magier ganz leise. Der weiße Drache mit den eisblauen Augen nickte nur bestätigend.

Angenehme Wärme durchfuhr Yugis Körper und er hörte den tiefen Atem der Drachen. Er spürte das rasende Herz Faisals und langsam hob Yugi seine Hand. Yugi war in einem Zustand, wo er nicht mehr unterscheiden konnte, was real war und was nicht. Er spürte nur die mächtige Präsenz des schwarzen Drachen und er bat innerlich darum, nicht angegriffen zu werden.

Der schwarze Rotauge erhob sich und näherte sich langsam und geschmeidig dem kleinen Jungen, der noch immer im Arm des Pharaos lag. Menschen hatten ihn so misshandelt. Menschen hatten seine Familie vernichtet. Menschen wollten ihn versklaven. Ein tiefes Knurren drang aus seiner Kehle. Faisal spürte die Gedanken des Schwarzen und er wurde leichenblass. Er spürte auch die Kraft, die Macht der anderen Drachen, ganz besonders des weißen Drachens und er konnte nicht verstehen, wie Yugi so ein Vertrauen in diese Wesen legte. Faisal selber fühlte sich hilflos und ausgeliefert ob dieser Macht und Stärke. Unbewusst nahm er Yugi noch fester in den Arm und spannte sich leicht an, als der Schwarze vor den Beiden stehen blieb. Der Rotauge blickte zu Faisal. Dann wandte er seinen Blick zu Yugi. Der Kleine wirkte so zerbrechlich. Man konnte es kaum glauben, was für eine Spannkraft in dem kleinen Körper schlummerte. Der Rotauge neigte sein Haupt ganz langsam und seine Stirn berührte sanft die warme Handfläche des Jungen. Yugi spürte die Kraft des Drachen, die Wärme des Körpers und die Sanftheit der Haut. Rotauge spürte die warme Hand und atmete tief den Duft des kleinen Menschen ein. Er schloss seine Augen und genoss diese freundliche Berührung. Tief atmete der Drachen aus und ein warmer Feuerregen umspielte sanft Yugis Hand.

Faisal beobachtete alles fasziniert. Er wusste in seinem Herzen, dass dieser Drache Yugi so eben seine absolute Treue geschworen hatte. Faisal blickte auf und in die Augen seines Magiers. Er wusste nicht, was er dort zu finden gedachte, aber was er in den Augen las, erschreckte ihn. Sollte er falsch gelegen haben, was die Drachen betraf? Waren die Drachen gar keine Feinde?

Langsam kam Yugi wieder zu sich und nahm seine Umgebung wieder wahr. Mühsam rappelte er sich auf. Noch taumelnd stand er da, gestützt von Faisal. Langsam kam wieder Leben in seine Glieder und in seine Augen und mit einem strahlenden Lächeln wandte er sich zu Faisal. „Danke, dass du ihm geholfen hast!“ Faisal schüttelte seinen Kopf. „Du hast mir nicht zu danken, Yugi. Ich habe im Gegenteil dir zu danken. Du hast mir heute etwas gezeigt, was ich wohl fast vergessen hatte.“ Yugi blickte Faisal fragend an. „Menschlichkeit und Mitgefühl...“ raunte Faisal leise. Ein warmes Lächeln huschte über Yugis Gesicht. „So etwas kann man ganz schnell vergessen...“ murmelte er, während er seine Hand auf die Stirn des weißen Drachen legte. „Und nun?“ drehte er sich mit neuer Spannkraft um. „Wir müssen weiter!“ Faisal blickte auf und war erneut fasziniert von dem Jungen. „Und wo geht es lang?“ spöttelte der Ältere leicht. Er spürte, wie die gesamte Spannung in der Luft wie weggeblasen war und er entspannte sich langsam. Er ahnte, solange er an Yugis Seite war, würden die Drachen ihn nicht nichts tun. Yugi blickte sich ratlos um. Der Pfad war komplett zerstört. Man müsste also wieder umdrehen und einen neuen Weg suchen. Nur das könnte dauern und... „Vergiss es!“ knurrte da plötzlich der Weiße in Yugis Gedanken. „Die Menschen haben jeden Weg über den Schott zerstört.“ – „Na toll...“ entfuhr es Faisal gefrustet, der die Worte auch gehört hatte. „Und wie jetzt weiter?“ Yugi blickte nachdenklich zu Boden. In Gedanken sucht er einen Weg um den Schott. Da fing Kuriboh an rum zu surren und zu fiepen. Er schrie schon fast, während er immer wieder auf den Rücken des weißen Drachen rumsprang. Yugi blickte zu dem Kleinen und seine Augen weiteten sich vor spitzbübischer Freude. „Yugi, nein!“ entfuhr es da Faisal entgeistert. „Hatte ich dir nicht schon einmal gesagt, dass du in dem Moment, in dem du dich meiner Führung anvertraut hast, mir folgen musst, um zu überleben?“ antwortete Yugi nur lachend vor Freude. Endlich mal wieder auf einem Drachen fliegen!



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2015-02-17T18:59:23+00:00 17.02.2015 19:59
Hallo Seelendieb.
Mir gefällt diese Geschichte bis jetzt am besten. Du kannst dich wirklich gut in die Gefühle anderer hineinversetzen. Ich freue mich schon auf das nächste Kapitel. ;)

LG
lebedeinentraum66444
Von:  Lucifer2001
2015-02-17T09:41:40+00:00 17.02.2015 10:41
Ich kann mich immer wieder nur bestätigen.
Du kannst dich in die Gefühle einfach gut hinein versetzen und die Story gefällt mir immer besser *-*
Ich hoffe, dass du schnell weiter schreibst!
Bis dahin...

GLG Yugi2001 ;)
Antwort von:  Seelendieb
17.02.2015 16:16
vielen lieben Dank für den Kommi.

Es freut mich riesig, dass meine FF so gut ankommt :D
Von: Dyunica
2015-02-16T20:04:25+00:00 16.02.2015 21:04
Abend Seelendieb,

Dieses Kapi hast du so gut rübergebracht, dass ich total erschrocken war, was da alles passierte, besonders gut hast du die einzelnen Personensichten rübergebracht. Ich fieberte richtig mit!

Was mich aber wundert ist, Fasiel soll der Pharao werden, WILL es besser machen, als die anderen, aber lehnt es ab, Yugis Freunde zu helfen. Da war ich mehr als skeptisch, ob er wirklich ein besserer Pharao wird. Lehren hin oder her. Hier waren zwei Wesen in Gefahr. Also ein Mensch und ein Drache, also hätte er helfen MÜSSEN.
Aber na ja. Mal gut, dass der Magier es besser wusste, als wie Atemu. Worüber ich doch sehr froh war.
Da kann ich Kurihbo richtig verstehen, dass er Yugi beschützte.

Da ich denke, dass er kurzeitig das vertrauen in Fasiel, also Atemu verloren hatte. Was hier mehr als verständlich wäre.
Mhm, oder liege ich falsch?

Lg
Dyunica

Antwort von:  Seelendieb
17.02.2015 16:14
Vielen Dank für deinen Kommi.

Es gefällt mir, wie du dir Gedanken machst zu dem was ich schreibe. :D

Was Atemu angeht, werde ich mich noch nicht äußern. Da sollen erst noch ein paar Kapis folgen, um seinen Charakter mehr auszubauen.

Was Kuriboh betrifft, ist dein Ansatz sehr schön. So habe ich es noch nicht betrachtet, wobei im Hinterkopf es bei mir so mitgeschwungen ist - diesen Eindruck, den du hast, sollten auch Atemu und der Magier gewinnen. Tatsächlich liegt es in der Natur des kleinen, wenn irgendwer verletzt ist, oder er sich selber schwach fühlt, dann baut er eine schützende Mauer um sich herum auf. Hier hatte Kuriboh einfach nur panische Angst um Yugi und ohne Nachzudenken hat er eine schützende Mauer um sich hochgezogen, so lange bis Yugi wieder zu sich gekommen ist- damit nichts und niemand Yugi nun noch mehr verletzen hätte können.


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