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One Winged Angel

Seph x Gen
von

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Sephiroth führte uns den kahlen Flur entlang, den wir vorhin betreten hatten - wir liefen an unzählig verschlossenen Türen vorbei.

-"Du..? Sephiroth..?", fing ich vorsichtig an zu fragen, weil mir schon die ganze Zeit eine Frage auf der Zunge lag, die unbedingt mal raus musste.

"Ja?", erklang seine feste Stimme.

"Kannten wir uns eigentlich sehr gut?"

Naja, es war jetzt zwar nicht die eigentliche Frage, die ich ihm stellen wollte, aber schon allein das brachte mich in Verlegenheit. Es musste sich für ihn sicher seltsam anfühlen, wenn ein ehemaliger Freund ihn sowas fragte. Obwohl... ich wusste nicht einmal genau ob er ein Freund war. Vielleicht war er ja auch nur ein flüchtiger Bekannter...? Okay. Deswegen hab ich ja auch gefragt, ich Dummkopf.

"Kann man so sagen.", kam dann die schlichte Antwort des Silberhaarigen. Verwirrt fragte ich nach, "Wie meinst du das?"

"Besprechen wir gleich mit Angeal, okay?"

-"Okay...", entgegnete ich ein wenig enttäuscht, aber ich konnte mir eine weitere Frage nicht verkneifen, "Aber was ist mit diesem Angeal, kannte ich ihn gut?"

"Er war doch dein Kindheitsfreund."

-"Stimmt, hattest du ja vorhin erwähnt..", murmelte ich verlegen und kratzte mich an der Wange, ohne dass ich dabei aufhörte Sephiroth hinterher zu laufen. Doch der Silberhaarige störte sich nicht weiter daran und fügte sogar noch hinzu, "Und soweit ich das beurteilen konnte, kanntest du ihn in und auswendig."

In und auswendig.... wiederholte ich die Worte in Gedanken. Aber hörte ich da einen kleinen Hauch Wehmut aus seiner Stimme heraus?

-"Ummm... Okay. Danke.", meinte ich schließlich. Ich würde mir ja sowieso gleich selbst ein Bild von ihm machen können.

Jetzt legte sich das Tuch der Stille über uns. Doch die Stille störte mich nicht im geringsten, denn ich versuchte die ganze Zeit über meine wirren Gedanken zu ordnen - was leider nur mit mäßigem Erfolg klappen wollte. Am Ende des Flures angekommen blickte ich an Sephiroth vorbei und sah wie er eine Glastür mit der Aufschrift 'Treppenhaus' öffnete und offenbarte - wie die Aufschrift der Tür schon vermuten ließ - ein Treppenhaus, das auf den ersten Blick wie eine Spirale gebaut zu sein schien. Wir traten auf eine kleine beflieste Fläche.

-"Jedes Stockwerk ist mit Nummern versehen. Wir müssen zum 4. Stockwerk.", erklärte Sephiroth beiläufig und machte sich daran die lange, metallische Treppe hinunter zu steigen. Ich drehte mich jedoch noch einmal zu der Tür um aus der wir gekommen waren. Neben der Tür an der Wand prangte eine große, in knallrot gefärbte Zahl. 14. Ich staunte nicht schlecht als ich diese Zahl las. Das Gebäude musste verdammt groß sein!

"Genesis, kommst du?", kam die laute Frage schließlich. Ich erschrak leicht.

-"Komme!", rief ich schnell zurück und machte mich drauf und dran den Silberhaarigen einzuholen. Unter jedem Schritt abwärts erklang ein dumpfes rattern des Metalls. Als ich schließlich wieder hinter dem, in schwarz gekleideten Mann war, stellte sich mir eine Frage, die ich auch sofort aussprach, "Gibt es hier denn keine Aufzüge?"

"Doch, aber die Aufzüge auf dieser Seite des Gebäudes sind defekt, also müssen wir die Treppen nehmen."

-"Na toll", seufzte ich, "Und wo sind wir hier überhaupt?"

"Im Treppenhaus.", erklärte der Silberhaarige nüchtern.

-"Ich glaub du hast mich falsch verstanden... Ich meinte wa---"

"Warte mit deinen Fragen bis wir bei Angeal sind, okay?"

Kam es mir nur so vor oder war der Typ gerade mehr als angepisst? Verwirrt über sein Verhalten sagte ich nichts mehr und konzentrierte mich auf den Weg vor mir - den Treppen. Und je tiefer wir kamen, desto mehr wurde mir bewusst, dass es in diesem Treppenhaus nicht viele Fenster gab - In jedem Stockwerk, das wir erreichten, war nur ein einzelnes in der Wand eingelassen. Einmal erhaschte ich einen Blick durch so ein Fenster und ich erschrak mich wie weit oben wir uns noch befanden. Ich blickte geradewegs auf einen riesigen Platz hinab, auf dem winzige Männchen mit noch viel kleineren Stöckchen herumfuchtelten. Ja, ich konnte es nicht erkennen. Vielleicht waren es auch Schwerter. Aber genau das machte mir umsomehr bewusst wie riesig das Gebäude sein musste! Und dabei war es innerlich so langweillig gehalten. Ok. Ich hatte hier zwar noch nicht alles gesehen, aber erste Eindrücke konnten doch nicht so täuschen, oder? Lediglich eine graue Betonwand erstreckte sich rechts von mir. Zudem hingen, in regelmäßigen Abständen, Lampen an der Wand, die ein warmes Licht ausstrahlten. Links von mir befand sich das metallene Treppengeländer - meine Hand lag stetig darauf und glitt in Schritttempo mit uns in die unteren Stockwerke. Es war ebenso in eine Spirale gewunden und führte immerwährend nach unten. Oder nach oben, je nach dem aus welcher Richtung man gerade kam. Aber irgendwie bedrückte mich hier ein seltsames Gefühl von Enge. Da war mir das in weiß gehaltene Zimmer mit dem riesigen Fenster eindeutig lieber gewesen.

Den weiteren Weg, hatten wir immer noch geschwiegen. Und ich konzentrierte mich - so wie zuvor - darauf dem Silberhaarigen zu folgen und nebenher die eintönige Umgebung ein wenig näher zu betrachten. Vielleicht fiel mir ja irgenwann einmal etwas interessantes auf. Bis auf ein paar Infanteristen, die uns für einen Moment stramm salutierten und danach wieder weiter liefen, gab es allerdings nichts spektakuläres..

Ich fragte mich nur mehr denn je was das hier alles überhaupt war. Und welche Position wir besaßen, dass wir so von Infanteristen gegrüßt wurden. Wie hatten sie uns gleich nochmal genannt? 'Soldier Genesis' und 'General Sephiroth'? Ich meine ein General ist eine verdammt hohe Position und dieser - für mich geheimnissvolle - Silberhaarige Mann besaß so eine hohe Position? Es schauderte mir. Er war sicher richtig stark. Ich musste ihn gleich nochmal danach fragen, was das genau bedeutete. Mein Blick glitt von den silbernen Treppenstufen unter mir auf die schlanken Beine Sephiroths, die größenteils von seinem schwarzen Mantel verdeckt wurden. Unwillkürlich fragte ich mich ob ich an diesem langweiligem Ort lebte. Oder ob ich überhaupt irgendwo wohnte.

-"Sephiroth? Wo le---"

Doch der Silberhaarige unterbrach mich jäh, "Wir sind da."

Ich sah mich um. Wir waren nur wieder in einem weiteren Stockwerk angelangt. Moment. Da war eine rote 4 an die Wand gezeichnet. Waren wir etwa endlich im richtigen Stockwerk? Anscheinend schon. Ich war zwar erleichtert, aber irgendwie machte es mich doch schon ganz hibbelig bald meinen Kindheitsfreund ein zweites Mal kennen zu lernen. Ohne ein weiteres Wort öffnete der Silberhaarige die Glastür. Und was erwartete uns dort? Natürlich ein weiterer langweilliger Flur, der fast identisch wie der vorige aussah. Lediglich ein, zwei Topfpflanzen schmückten den mit blauen Fliesen verlegten Boden vor den Türen.

Mir kam dieser Ort bekannt vor. Mir kam hier generell alles bekannt vor. Dieses Gebäude, diese Flure, diese Treppen, die Pflanzen, die Infanteristen - einfach alles. Woher nur? Aber dann kam mir mit einem Mal ein einzelnes Wort in den Sinn und ich wusste direkt, dass all dies damit zu tun haben musste.

-"ShinRa.", sprach ich wie in Trance aus. Ja. ShinRa. ShinRa der größte Energiekonzern der Welt.

"Hast du etwas gesagt?", fragte der Silberhaarige sofort ohne zurück zu schauen.

Ich taute aus der Trance wieder auf und es stolperte ein kleines Wort aus meinem Mund,

-"N-nein."

"Okay.", er zuckte nur mit den Schultern.

Mir war das alles hier echt nicht geheuer. Ich spürte ständig dieses Unbehagen gegenüber diesem Mann in mir aufsteigen, doch tief in mir drinnen wusste ich, dass ich dem Silberhaarigen sogar mein Leben anvertrauen könnte. Woher kam dieses Gefühl nur? Aus meinen alten Erinnerungen? Je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr Fragen stiegen mir zu Kopf. Es waren Fragen auf die ich alle keine Antworten wusste. Ich konnte nur darauf hoffen, dass wenn ich mit diesem Angeal und Sephiroth zusammen sprach, mir ein Licht aufginge und mir das Gespräch wenigstens einen Teil meiner Erinnerungen wiederbrachte. Aber das war natürlich nur Wunschdenken. Die Realität sah anders aus. Wenn ich großes Pech hatte, bekam ich die meisten meiner verloren gegangen Erinnerungen nämlich nie wieder.

Ich seufzte betrübt und stieß plötzlich gegen etwas warmes - und schwarzes, wie mir im nächsten Moment bewusst wurde. Ich hielt mir meinen leicht schmerzenden Kopf und trat verwirrt einen Schritt nach hinten um das Ding zu begutachten, gegen das ich geknallt bin. Doch dann traf es mich wie einen Schlag auf meinen schon geschundenen Kopf. Mist! Ich war total in Sephiroth hinein gelaufen.

Schamesröte stieg mir ins Gesicht, als er sich dann auch noch zu mir umdrehte.

-"I-ich...E-ehm... Sorry!", stotterte ich vor mich hin. Bitte war er jetzt nicht böse auf mich! Aber im gegenteil. Er zeigte gar keinen Ausdruck von Bosheit. Mir fiel gerade auf, dass er ein kleines Stück größer war als ich und auf mich herabsah.

"Wie es scheint hat der Gedächtnisverlust wohl auch deine Persönlichkeit verändert.", meinte der Silberhaarige nur.

Ich warf ihm einen fragenden Blick zu.

"Füher hättest du mir an den Kopf geworfen wieso ich dich nicht vorgewarnt hatte.", seine Mundwinkel zogen sich kaum merklich nach oben, sodass sich ein sanftes Lächeln auf die Züge des Silberhaarigen schlich. Und ich wusste sofort, dass er nur selten Leuten ein Lächeln schenkte. Ich wusste nicht wieso, aber sein kleines Lächeln steckte mich an, "Du musst mir unbedingt mehr über mein früheres Ich erzählen.", kam ich zu dem Entschluss.

Zu meinem Überraschen sprach er sogar weiter - Seine grünen Augen fixierten die meinen. Und wieder war dieser undefinierbare Ausdruck in ihnen - sowie vorher im Krankenzimmer. Mit dieser Erkenntnis wurde mir jetzt auch das seltsame Verhalten von ihm am Anfang ganz deutlich bewusst. Ohne, dass ich es ahnen konnte, fragte ich mich was ihn dazu verleitet hatte.

"Naja. Ganz früher warst du so wie jetzt. Aber der Genesis, der sein Gedächtnis verlor, war ein kleiner Rebell, der ständig aus Loveless zitierte.", er legte mir eine seiner Hände auf die Schulter und beinahe wäre ich unter dieser einfachen Berührung weggezuckt. Es... Kam irgendwie unerwartet.

-"Loveless?", fragte ich unschuldig.

"Ein Gedicht, das du geliebt hast - Und mir manchmal auf die nerven ging. Du warst übrigens ein regelrechter Bücherwurm." Sein sanftes Lächeln wurde immer deutlicher - und meines immer breiter.

-"Kannst du es mir vielleicht zeigen??"

"Naja. Das Büchlein, das du besessen hattest, ist verbrannt. Wenn du willst gehen wir irgendwann mal in ein Buchladen und kaufen es - Oder in das Theater. Es ist ursprünglich nämlich ein Theaterstück."

Meine Augen strahlten vor Freude. Alles was meine Erinnerungen wiederbringen könnte, brachte mich ein Stück weiter. Es war zwar wie Scherben aufsammeln und man musste sie sorgfältig wieder zusammensetzen, aber am Ende war es doch wieder vollständig... Oder nicht?

"Aber jetzt komm. Wir müssen dich erst einmal umziehen, und dein Kleidchen loswerden, bevor wir zu Angeal gehen...", mit diesen Worten nahm der Silberhaarige seine Hand von meiner Schulter und drehte sich um - er ging weiter den Flur entlang. Unwillkürlich legte sich ein Rotschimmer auf meine Wangen und ich blickte hastig an mir herab. Tatsächlich. Ich trug immer noch dieses weiße Kleidchen. Naja. Das trugen Leute aus Krankenzimmern doch...? Ich schüttelte, verwirrt über mich selbst, den Kopf und ging zu Sephiroth rüber, der gerade an einer Tür stehen geblieben ist. Als ich neben in trat, erkannte ich, dass er etwas in ein Zahlenfeld eintippte.

-"Was ist das?"

"Der Schlüssel zu deiner Tür. In diesem Abteil braucht man Codes um sie zu öffnen.", erklärte der Silberhaarige.

Warte. Zu meiner Tür..?

-"Und woher kennst du meinen Code!?"

"Geheim.", und er wandte seinen Kopf schneller zur Seite als ich gucken konnte. Hatte ich ihn in Verlegenheit gebracht?

-"Verratest du es mir vielleicht irgendwann..?"

"Vielleicht."

Na wenigstens etwas.

Kurz darauf ertönte ein mechanisches Klicken und Sephiroth drückte die Türklinke runter. Er hielt mir die Tür auf, sodass ich zuerst eintreten konnte.

-"Danke.", murmelte ich und betrat vorsichtig das große Zimmer. Dies war also mein Zuhause - an das ich mich nicht mal im Entferntesten erinnern konnte. Unter meinen nackten Füßen spürte ich sofort etwas flauschiges anstatt der kalten Fließen und sah auch prompt zu Boden. Ein kleiner, weißer Fellteppich zierte den Parkettboden unter meinen Füßen. Als mein Blick wieder hochglitt, fixierten meine Pupillen gleich das große, ungemachte Bett unter dem Fenster und anschließend einen Schreibtisch - der ebenso unordentlich war. Als mein Blick weiter durch den Raum schweifte, erkannte ich Regale an der Wand stehen, die mit unzähligen Büchern voll gestopft waren. In einem kleinen Eck standen Schränke. In einem anderen Eck waren dunkelrote Sessel und eine kleine Couch mit passendem Glastisch und Flachbildfernseher auf einem weiteren Fellteppich platziert. Mein Blick glitt weiter zu einer geschlossenen Tür, die wahrscheinlich zum Bad führen würde. Also... Es war allemal interessanter und moderner eingerichtet als in den Fluren. Kurz nach diesem Gedanken fixierten meine Augen einen großen, verzierten Bogen, der das jetzige Zimmer mit einem anderen verband. Ich spähte in das andere Zimmer hinein. Es war eine Küche! Ich kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Allerlei moderne Geräte standen darin - ein großer Eichentisch, mit Stühlen drumherum, stand mitten in dem hellen, freundlich wirkenden Raum. Ja, gerade bei dem Anblick der Küche, fing mein Magen an zu knurren. Hunger. Ich spürte hunger. Ich hielt mir den Bauch und betrat langsam die Küche. Wie lange hatte ich überhaupt nichts mehr gegessen?

Aber ich hörte plötzlich ein knarrendes Geräusch und fuhr herum. Sephiroth öffnete nur die Fenster. Puh.

"Ich wollte dich nicht erschrecken, aber es ist ziemlich stickig hier.", erklärte der Silberhaarige in ruhigem Ton, während er sich wieder von dem - nun geöffneten - Fenster entfernte und zu mir rüber lief. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass es stickig war. Ich spürte nur wie jetzt eine kühle Brise schleichend an mich heran wehte und die Enden meines Kleichchens sanft um meine unbekleideten Beine säuseln ließ. Aber es war nicht nur das, was ich spürte. Der - mal wieder - undefinierbare Blick den mir der Silberhaarige zuwarf entging mir nicht. Es entging mir ebenso nicht, wie diese friedvolle Brise mit den langen, silbrigen Haarstränen Sephiroths spielte. Unwillkürlich beobachte ich dieses schöne Windspiel.

"Du kannst dich ja schon einmal waschen gehen und dir neue Kleidung raussuchen, ich werde dir in der Zwischenzeit etwas kochen, wenn du möchtest.", schlug Sephiroth vor, als er gerade vor mir stehen blieb.

Immer noch in Gedanken versunken, schenkte ihm ein verträumtes Lächeln, "Gute Idee."

Aber anstatt jetzt ins Bad zu gehen, blieb ich wie angewurzelt an Ort und Stelle stehen. Meine Beine wollten meinen Befehlen nicht mehr gehörchen. Ja. Anscheinend besaßen meine hellblauen Augen einen stärkeren Willen - und hatten sich in dem Anblick seiner glänzenden Haare verfangen. Sie waren einfach faszinierend - wie flüssiges Silber liefen die Strähnen an seinem Rücken hinab. Plötzlich fragte ich mich ob das seine Naturhaarfarbe war. Oder wie lange er wohl brauchte um sich diese langen Haare zu waschen..? Ich ging mal von einer guten Stunde aus. Aber wer wusste das schon genau? Niemand außer ihm selbst.

Ich merkte gar nicht wie der Silberhaarige seinen Kopf leicht schief legte, mir etwas näher kam und direkt in mein Gesicht blickte, während ich mich immer noch nicht vom Fleck rührte.

"Alles in Ordnung?", fragte er mich - ein besorgter Tonfall begleitete seine tiefe Stimme.

Aus den Gedanken gerissen und in der Realität angekommen, schüttelte ich hastig meinen Kopf, "Ach, es ist nichts!", und bevor ich auch nur annähernd vor ihm rot anlaufen konnte, da er offensichtlich mein Starren bemerkt hatte, huschte ich an dem nun Verwirrten vorbei und verzog ich mich schnell ins Badezimmer. Ich lehnte mich an die Tür und atmete erleichtert aus. In Sicherheit. Und ja, das war verdammt creepy gerade! Und ich sollte mich echt mal waschen. So drückte ich mich von der Tür ab und sah mich in dem nur gedämpft beleuchtetem Badezimmer um. Fliesen und Wände wurden in einem satten Grauton gehalten, während Toilette, Waschbecken, Badewanne, Handtücher - ja sogar die Duschvorhänge in ein elegantes dunkelrot getaucht worden waren. Alles in allem war das Badezimmer recht groß. Ich ging drei Schritte in das Bad hinein zum Waschbecken, über dem ein großer Spiegel hing. Gespannt blickte ich hinein. Doch bei meinem geschundenem Anblick erschrak ich direkt. Eine längliche Schorfwunde verlief quer über meiner linken Wange - Aber der Verband um meinen Kopf ließ mich schon beinahe dämlich aussehen, sodass ich doch ein wenig Schmunzeln musste. Meine Haare standen oben zu allen Seiten ab - beinahe so als ob ich einen verfransten Pinsel auf dem Kopf trug. Vorsichtig nahm ich den weißen Verband ab und beobachtete wie die rotbraunen Zotteln in mein Gesicht fielen. Ich strich die Strähnen nach hinten und wie ich erkennen konnte, befanden sich auch an meiner rechten Gesichtshälfte Schorfwunden - die bis hoch, irgendwo in meinen Haaren verschwanden. Sie sahen allerdings nicht sonderlich schlimm aus. Die meisten waren teilweise schon sehr gut verheilt. Es musste aber trotzdem etwas großes gewesen sein, das ich an den Kopf bekommen hatte.. Egal. Ich ließ von dem Spiegel endlich ab, nachdem ich mich ein aller letztes Mal prüfend angesehn hatte. Danach zog ich direkt das weiße Kleidchen aus und musste bemerken, dass ich darunter rein gar nichts trug und ohne dass ich es wollte, stieg mir die Schamesröte in die Wangen.

Es war nur natürlich, ermahnte ich mich. Ich musste ja behandelt werden, als ich nicht bei mir war! Außerdem war meine alte Kleidung sicher voll von meinem Blut gewesen. Wer weiß? Ich seufzte und warf das Kleidchen schließlich in eine Waschmaschine, die schon reichlich gefüllt war. Sollte ich sie anmachen? Ich meine. Ich hatte zwar mein Gedächtnis verloren, aber wie man Wäsche wäscht, das wusste ich! Dazu musste man auch kein Genie sein. Also schaltete ich kurzerhand die Waschmaschine an und stieg, stolz durch diese Tat, unter die geräumige Dusche.
 

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Frisch geduscht stieg ich aus der Dusche und griff nach einem Handtuch, das direkt neben der Dusche an einer Halterung hing. Ich wickelte es mir um die Hüfte, doch ich hielt damit abrupt inne. Das Handtuch war zu klein. Zu klein. Es wollte nicht ganz um meine Hüfte passen! Egal dann zog ich mir jetzt die Kleidu-----

Geschockt setzte mein Herz kurz aus und hämmerte danach gegen meine Brust. Mir fiel gerade nämlich ein, dass ich, in meiner Eile hier her zu flüchten, die Kleidung zum Umziehen komplett vergessen hatte! Ich schlug mir mit der flachen Hand gegen die Stirn. Ich Idiot! Und das Kleidchen konnte ich auch unmoeglich wieder anziehen, es war in der Waschmaschine!

Oh Gott, ich brauchte dringend frische Kleidung. Mit Unterwäsche! Beinahe schon panisch lief ich in dem Badezimmer auf und ab - durchwühlte kleine Schränkchen nach größeren Handtüchern, die ich natürlich nicht fand und ließ ein pures Chaos entstehen. Ich konnte doch unmöglich vor dem Silberhaarigen so erscheinen!? Obwohl... Beruhig dich mal Gen! Was wäre überhaupt so schlimm daran..!? Richtig. Natürlich gar nichts. Ich hatte nichts, dass er nicht schon einmal gesehen hatte. Neuen Mut gefasst, beruhigte sich mein schneller Atem ein wenig - doch die Panik wich unheimlicher Nervösität und Beschämtheit. Mürrisch betrachtete ich das zu kleine Handtuch, das ich anfangs wieder zu Boden fallen gelassen hatte und hob es zögernd auf. Ich versuchte mir das Tuch um die Hüfte zu legen, aber die Handtuchenden erreichten sich nie. Es blieb, egal wie oft ich es versuchte, ein Spalt der mindestens zehn Zentimeter groß war. Ich musste die beiden Enden mit beiden Händen zusammenhalten. Und dann ging ich vorsichtig zur Tür hinüber und stellte mich gleich dem nächsten Problem. Wie sollte ich die verdammte Tür aufbekommen ohne das Handtuch loszulassen!? Dann kam mir eine Idee. Mit dem Kinn! Aber ich musste den Gedanken sofort wieder verwerfen. Das machte unter umständen die Tür zu geräuschvoll auf. Und ich wusste, dass hinter der Tür ein direkter Blick in die Küche war! Und damit würde ich riskieren von Sephiroth erwischt zu werden. Ich schüttelte meinen Kopf. Argh. Immer diese Zweifel. Ich war doch so wie er ein Mann!? Ich ließ mit einer Hand das Tuch los und umklammerte den Türgriff - die andere Hand bedeckte, das Tuch haltend, notdürftig meinen Schritt. Wehe, dass es mir vor Nervösität aus der Hand fiel! Ich holte einen letzten, tiefen Atemzug. Leicht gebückt, drückte ganz langsam die Türklinke runter, bedacht darauf dass ja kein Geräusch erklang. Die Tür öffnete ich zuerst nur einen Spalt breit. Doch plötzlich roch ich Essen. Beflügelt von diesem köstlichen Geruch, der an gebratenes Fleisch erinnerte, vergrößerte ich den kleinen Spalt ein wenig und spähte hindurch. Ich erblickte sofort Sephiroths Profil und beobachtete wie er konzentriert mit einer Pfanne hantierte, dessen Inhalt ich nicht bestimmen konnte. Es bestand zumindest noch der Hauch einer Chance, dass er zu vertieft in seine Arbeit war, dass er mich nicht bemerkte. Langsam, immer langsamer ließ ich den Spalt immer breiter werden - Hoffend und betend, dass ich nicht Sephiroths Aufmerksamkeit auf mich zog.
 

Und dann knurrte mein Magen.
 

So laut wie das Gebrüll eines hungrigen Löwen.
 

"Was machst du denn da?"
 

Zum wiederholten Male an diesem Tag, blieb mein armes Herzlein stehen.
 

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Irgendwie werden meine Kapis immer länger xD Das ist jetzt zB doppelt so lang wie ein normales... Aber ich finds so besser. Dann habt ihr mehr zu lesen ^^
 

Kommis sind wie immer gerne gesehen <3



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