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Last Desire 12

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Schicksalskarten

Nachdem sie sich einigermaßen erholt hatte, stand Lacie auf, musste sich aber an Elions Schulter abstützen. Sie wankte etwas benommen und legte eine Hand an ihre kalkweiße Stirn. Ihre Haut hatte etwas von weißem Porzellan und verlieh ihr etwas Zerbrechliches und Schönes. „Danke“, murmelte sie und ihr Blick traf sich mit Dathans. „Wieso seid ihr denn eigentlich hier?“ „Samajim hat uns hergeschickt. Allerdings hatten wir keine Ahnung, dass du auch hier bist. Sag mal, wieso waren die beiden eigentlich hinter dir her?“ Lacie wollte schon gehen, doch das war in ihrer jetzigen Verfassung noch nicht möglich und so brachten Elion und Dathan sie zu einer Bank, damit sie sich setzen konnte. Ihre Lippen hatten gänzlich ihre Farbe verloren und sie presste eine Hand gegen ihren Kopf, da sie offenbar Kopfschmerzen hatte. „Ich war auf der Suche nach dem Institut gewesen und ich hatte wegen Alices Tod und dem Projekt von Joseph Brown nachgeforscht und da bin ich wohl an die Falschen geraten. Ehe ich mich versah, bin ich um mein Leben gerannt und dann hörte ich Samajims Stimme, der mir sagte, ich solle zum Park laufen, was ich dann auch getan habe. Entschuldigt bitte, wenn ich euch so einen Schreck eingejagt habe. Das stand wirklich nicht in meiner Absicht.“ Kurz darauf kamen Liam und Nastasja zurück, die ihrerseits die Spur von Jeremiel und dem Alpha-Proxy verloren hatten. Sogleich erklärte L ihnen die Situation und als sie hörten, dass diese junge Frau tatsächlich Lacie Dravis war, da waren sie schon recht erstaunt. Schließlich aber hatte Dathan eine Frage, die er unbedingt geklärt haben wollte. „Was genau hast du eigentlich mit dieser ganzen Aktion geplant und wieso hast du dich so komisch verhalten?“

„Nun, ich wusste von meiner Verfolgung und wollte euch nicht unnötig in Gefahr bringen. Außerdem wollte ich Samajim helfen, da ich ja das gleiche Ziel verfolge wie ihr: ich will das Projekt stoppen und zudem will ich herausfinden, was damals zum Tod von Alice geführt hat.“

„Wieso eigentlich?“

„Na weil sie sich so seltsam verhielt und da machte ich mir Sorgen. Ich wusste von ihrer Tablettenabhängigkeit und dachte zuerst, dass sie vielleicht deshalb den Unfall hatte. Aber… dann fand ich etwas Beunruhigendes heraus, was mich nun doch nachdenklich stimmte. Ich fand heraus, was genau an diesem einen Abend passiert ist, wo sie sich so seltsam gegenüber Watari verhielt.“ Es entging ihnen nicht, dass Lacie sich schon sehr gewählt ausdrückte und auch sonst einen höflichen und formellen Ton nutzte, da sie offenbar sehr viel Wert auf Anstand legte. Dies verlieh ihr etwas Gehobenes und fast schon Aristokratisches. Sie hatte dennoch ein sehr fröhliches und aufgewecktes Lächeln. Nastasja verschränkte die Arme und man sah ihr an, dass sie dieser Frau nicht wirklich über den Weg traute. Aus welchem Grund auch immer. Nach einer Weile fragte sie „Was genau haben Sie herausgefunden?“ „Nun, ist vielleicht der Name Will Duncan bekannt?“

„Ja, das war ein Bekannter. Alice mochte ihn nicht, weil er sich so aufgedrängt hat. Zumindest stand das so in ihrem Tagebuch.“ An Lacies Gesicht ließ sich erkennen, dass da offensichtlich mehr war und ein schlimmer Verdacht kam Beyond auf, der den Gedanken als Erster aussprach. „Sag bloß er hat sie vergewaltigt.“ „Ja leider“, murmelte Lacie und als Nastasja diese Hiobsbotschaft hörte, da weiteten sich ihre Augen vor Fassungslosigkeit und sie hielt sich an Dathans Arm fest. „Das… das glaube ich nicht“, brachte sie hervor und ihr Gesicht verlor an Farbe. „Ja aber… sie hat sich an Silvester doch ganz normal verhalten. Warum hat sie…“ „Sie wollte es Watari ja sagen, nachdem sie all ihren Mut zusammennehmen musste. Aber weil er ihr einfach nicht zuhören wollte und sogar noch vorschlug, sie könnte sich doch mit Will Duncan treffen, da hat sie sich komplett verraten gefühlt und war völlig am Ende mit den Nerven. Ich wollte ihr noch helfen, aber sie hat daraufhin komplett dichtgemacht und wollte mit niemandem mehr reden. Und ich fürchte, das war leider noch nicht das Ende der Tragödie. Ich versuchte nämlich die beiden Tage zu rekonstruieren und somit mehr über Alices Tod herauszufinden, weil ich mir sicher war, dass es kein Selbstmord war. Als sie nämlich das Haus verließ, suchte sie Joseph Brown bei sich zuhause auf, allerdings weiß ich nicht, was der Grund ihres Besuchs war. Vielleicht, weil sie ihn wegen der Vergewaltigung sprechen wollte. Jedenfalls kam mir der Verdacht auf, dass jemand versucht hat, Alice zum Schweigen zu bringen. Also ließ ich Will Duncans Alibi überprüfen und tatsächlich hatte er keines. Ich gehe stark davon aus, dass er den tödlichen Unfall verursachte, um Alice daran zu hindern, sich an die Polizei zu wenden und die Vergewaltigung anzuzeigen. Wochen später wurden Will Duncan und seine Familie getötet und den Mörder hat man nie finden können.“

„Dann hat Joseph Brown die Familie aus Rache für den Mord an Alice getötet?“

„Es erweckt zumindest den Anschein. Ich war noch dabei, in Erfahrung zu bringen, woran Alice und Joseph gemeinsam geforscht hatten und wie viel Alice eigentlich von alledem gewusst hat, da wurde ich auch schon von Jeremiel und dem Alpha-Proxy verfolgt.“ Soso, dann hatte Lacie offenbar zu tief gegraben und hatte sich dann in Gefahr gebracht. Na zum Glück hatten sie sie noch rechtzeitig retten können. Da es langsam kalt wurde, beschlossen sie, sich langsam wieder auf den Rückweg zu machen. Doch vorher gab L ihr noch den Zettel, den Samajim ihm mitgegeben hatte. „Samajim bat mich, ihn dir zu geben.“ Lacie nahm den Zettel entgegen und las sich den Inhalt durch. Bedächtig nickte sie und stand auf. „Verstehe. Dann ist unsere nächste Adresse Madame Arcana.“

„Wie bitte?“ fragte Dathan und schüttelte verständnislos den Kopf. „Wozu sollen wir denn zu einer Wahrsagerin gehen?“ „Sie ist nicht irgendeine Wahrsagerin. Bei ihr handelt es sich um niemand anderes als Minha, die auch die Händlerin der tausend Wunder genannt wird. Sie ist eine der großen Alten und neben Samajim die Einzige von ihnen, die hier in unserer Welt lebt. Sie ist dafür bekannt, dass sie Wunder aller Art verkauft, wenn man einen angemessenen Preis dafür zahlt. Und wenn Samajim sagt, wir sollten ihr einen Besuch abstatten, dann wird dies seinen Grund haben. In diesem Fall sollten wir Minha besser konsultieren.“ Damit erhob sich Lacie und schaffte es mit Mühe zu laufen, allerdings war sie immer noch angeschlagen und so hielt sie sich deshalb an Elion fest. Gemeinsam gingen sie zum Wagen zurück und bei der Gelegenheit fragte Nastasja auch gleich „Wieso bist du eigentlich so besessen davon, mehr über Alices Tod und das Projekt AIN SOPH herauszufinden?“ „Tja, so genau weiß ich das auch nicht mehr“, gab sie zu und zuckte mit den Achseln. „Ehrlich gesagt ist es mit meinem Gedächtnis auch nicht zum Besten bestellt und mir fehlen viele Erinnerungen. Ehrlich gesagt kann ich nicht einmal mit absoluter Gewissheit sagen, dass mein Name Lacie Dravis ist. Mir kommt es manchmal so vor, als sei mein ganzes Leben eine Lüge… als müsste ich eigentlich jemand anderes sein und bin es nicht. Wahrscheinlich habe ich aus diesem Grund diese Freundschaft zu Alice gesucht: weil es ihr so ähnlich erging wie mir. Sie wusste auch nicht, wer sie eigentlich noch war und zweifelte an sich selbst und ihrer eigenen Persönlichkeit.“ Sie machten sich auf dem Weg zur Adresse, die da geschrieben stand und tatsächlich standen sie wenig später vor dem kleinen Laden, wo „Madame Arcana’s“ groß auf einem Schild über den Eingang geschrieben stand. Kaum, dass sie eingetreten waren, wehte ihnen ein atemberaubendes Geruchschaos entgegen, was von Kräutern, Blüten, Dufthölzern, Weihrauch und Duftkerzen herrührte. Überall fanden sich typische Utensilien für Esoterik und andere Sachen. Kräutergemische, Asche, Klangschalen, aber auch Knochen und kleine Tierschädel, Amulette und Figuren. Der Laden war ohnehin schon nicht sehr groß und durch das ganze Chaos fühlte man sich fast wie erschlagen. Kaum, dass sie eingetreten waren, bimmelte das kleine Glöckchen über der Tür erneut und da traten auch schon Frederica und Sheol ein, die Ezra mit im Schlepptau hatten. L und die anderen waren sichtlich verwundert und fragten „Und was macht ihr denn bitte hier?“ Die Antwort darauf war ebenso überraschend. „Samajim hat uns angerufen und gesagt, wir sollen alle herkommen. Also haben wir uns auf den Weg gemacht. Und… wer ist sie?“ Damit verwies das Albinomädchen auf Lacie, die sich inzwischen wieder gefangen hatte und alleine stehen konnte. Diese lächelte freundlich und reichte Frederica zur Begrüßung die Hand. „Guten Tag, mein Name ist Lacie Dravis.“ Sie grüßte auch Sheol und Ezra und dann kam auch schon aus einem Nebenraum eine Frau mit langen brünetten Locken und schwerem Goldschmuck an Hals, Hand- und Fußgelenken und großen Ohrringen herein, um sie zu begrüßen. Dem Aussehen nach war sie südländischer Herkunft und sie trug mehrere bunte Tücher mit klirrenden Pailletten dran und grüßte die Besucher. „Guten Tag, Willkommen in meinem bescheidenen Laden. Was kann Madame Arcana für die Herrschaften tun?“

„Wir wurden von Samajim hergeschickt“, erklärte L, der keine bessere Antwort wusste, denn im Grunde hatte keiner so wirklich Ahnung, was sie hier sollten. Und das schien der Dame schon zu genügen und so bückte sie sich kurz unter den Tresen und holte ein Kartenset hervor. Offenbar waren dies Tarotkarten. „Ja, er hatte mir schon Besucher angekündigt. Ich soll euch die Karten lesen und sehen, was das Schicksal für euch bereithält. So, wer will denn von euch anfangen?“ Unsicher sahen sie sich alle an, denn sie hatten keine Ahnung, was sie denn mit Karten anfangen sollten. Aber dann trat Liam vor und meldete sich als Erster. Die Zigeunerin begann nun die Karten zu legen und als oberste blieben zwei übrig, die die Bezeichnung „die Gerechtigkeit“ und „die Herrscherin“ trugen. Sogleich runzelte sie verwundert die Stirn und murmelte „Das ist aber merkwürdig. Normalerweise bleibt immer nur eine offen. Aber so wie es scheint, hat das Schicksal mehr für dich bereit, mein Junge.“

„Und was bedeutet das jetzt nun?“ fragte er etwas ungeduldig und wirkte auch ein klein wenig gereizt. Die Wahrsagerin ließ sich davon nicht beeindrucken und erklärte „Die Karte der Gerechtigkeit sagt uns, dass wir die Verantwortung für unsere Handlungen übernehmen und nicht die Schuld von uns weisen sollen. Des Weiteren rät sie uns, Entscheidungen gut zu treffen und auch hinter ihnen zu stehen. Die Herrscherin knüpft an die Gerechtigkeit an, denn auch sie rät, Verantwortung zu übernehmen und daran zu wachsen und zu reifen. Sie steht aber auch für die Geburt von etwas Neuem, nachdem das Alte abgelegt wurde. Was auch immer das bedeuten soll in deinem Fall. Also, wer will denn der Nächste sein? Du vielleicht?“ Und damit wandte sie sich an L und winkte ihn zu sich. Dieser glaubte nicht wirklich an so etwas, aber andererseits hatte er hier eine der großen Alten vor sich und da konnte man nie hundertprozentig sicher sein, ob es bei ihr wirklich nur Jahrmarktsgaukelei war. Also ließ auch er sich darauf ein und erhielt als zugewiesene Karte den Mond. „Der Mond steht für Geheimnisse und verborgene Empfindungen, tiefe Sehnsüchte und Wünsche. Sie rät uns, in unser Herz zu schauen und ihm zu folgen, anstatt sich immer nur vom Kopf leiten zu lassen. Sie ist eine emotionale Karte, die uns zeigt, dass Gefühle nicht rational und kontrollierbar sind. Deswegen dürfen wir auch nicht immer auf unser Denken vertrauen, wenn es um etwas Wichtiges geht.“ Und sogleich tauschten L und Beyond stumme Blicke aus und der Detektiv war für einen kurzen Moment lang erstaunt. Nun aber wollte Beyond sein Glück versuchen und bekam als zugewiesene Karte „die Welt“, woraufhin die Wahrsagerin erklärte „Diese Karte ist ein Lob für eine positive Veränderung im Leben, an der man gewachsen ist und durch die man an Reife und Charakter dazugewonnen hat. Sie ist ein Symbol für den Erfolg, dass man das Ersehnte bekommen hat, was man sich wünscht.“ Es war schon verdächtig in den Augen des Serienmörders, dass bisher alle Karten so zutreffend waren. Und selbst als Nastasja „die Hohenpriesterin“ bekam mit der Erklärung, dass die diese den Zusammenhalt in der Familie symbolisierte und dass sie die Gegensätze in Einklang bringen kann und das Herz der Familie verkörperte, wirkte es wie verhext. Als dann Lacie ihre Karte bekam, erhielt sie den Eremiten. Die Karte wirkte irgendwie düster und Madame Arcana erklärte „Diese Karte sagt uns, dass wir uns auf uns selbst und unser inneres Licht konzentrieren und uns in Ruhe üben sollen. Denn nur so können wir die Fragen bezüglich unserer eigenen Identität und unseren Wünschen und Zielen finden. Sie ruft also zur Besinnung und zum Nachdenken auf. Nun komm du her.“ Und damit winkte sie Elion herbei. Er bekam genauso wie Liam und Lacie zwei Karten, nämlich die „Sonne“ und den „Herrscher“. „Die Sonne steht für Wärme und eine glückliche Veränderung im Leben mit einem neuen Bewusstsein. Sie rät uns, dass wir uns auf unser jetziges Glück einlassen sollen, anstatt vor der finstern Nacht Angst zu haben. Und wenn unsere Sonne hell genug strahlt, so sind wir auch in der Lage, dieses Licht mit anderen zu teilen und anderen Kraft zu geben. Man muss nur den Glauben an sich selbst bewahren und sein jetziges Glück verteidigen. Der „Herrscher“ ist nicht für dich selbst, so sagen mir das zumindest die Karten.“ Nicht für ihn selbst? Dann offenbar für sein anders Ich? Nun, sie waren gespannt, was diese Karte bereithielt. Allein schon der Name der Karte sagte ja vieles. „Der Herrscher rät uns, Verantwortung zu übernehmen für das, was wir getan haben und unseren Mitmenschen ein gütiger Herrscher zu sein. Er muss seiner Aufgabe gerecht werden und klare Anweisungen geben, wenn er die Ordnung wahren will. Und für dich, mein kleiner Ezra, habe ich eine besondere Karte, nämlich den Stern. Diese Karte steht für die Kreativität und Lebenskraft und bestärkt uns in unserem Tun. Aber sie ist auch eine Karte der Heilung. Vielleicht hast du in deinem Leben viele Ängste, Zweifel und seelische Narben davongetragen. Diese Karte verspricht die seelische Heilung von allem, was dich belastet hat und sie gibt dir neue Kraft und Vitalität für die Zukunft. Und Sheol, deine zugewiesene Karte ist „der Narr“.“ Als sie das hörten, mussten sie schmunzeln und Beyond konnte sich ein Kichern nicht verkneifen, wobei er fast schon spöttisch bemerkte „passt ja wie die Faust aufs Auge“, woraufhin Sheol beleidigt die Arme verschränkte und ihm einen giftigen Blick zuwarf. „Ja lacht ihr nur, ihr Hinterlader. Das merk ich mir.“

„Der Narr bedeutet den Beginn einer Reise, einer neuen Lebensphase. Bedeutsame Ziele und wichtige Erfahrungen werden noch auf dich warten und auch wenn deine Entscheidungen unreif und übereilt sind, so wirst du mit der Zeit einen Weg finden, um das zu erreichen, was du dir als Ziel vorgenommen hast. Im Grunde kann die Karte das Erwachsenwerden symbolisieren.“

„Da hörst du es, Kleiner. Werde mal erwachsen.“

„Erwachsenwerden wird doch eh überbewertet!“ Und sogleich wollte Dathan wissen, welche Karte denn nun zu ihm passte, doch sogleich erhielt er einen mächtigen Dämpfer, als „der Teufel“ offen dargelegt wurde. Und da waren sie alle verwundert, denn der Einzige, zu dem diese Karte wohl am ehesten gepasst hätte, war doch Liam. Und nun war der Ärmste völlig verunsichert und ließ den Kopf hängen. Zu unrecht, wie Madame Arcana erklärte. „Der Teufel im Tarot hat nichts mit dem Bösen an sich zu tun. Es bedeutet, dass wir von irgendwelchen negativen Einflüssen oder inneren Blockaden aufgehalten werden, die uns fesseln und uns daran hindern, wirklich wir selbst zu sein. Es handelt sich hierbei um eine Aufforderung, diese Blockaden zu brechen und sich dem zu stellen, was uns aufhält, damit wir innerlich frei sind.“ Frederica bekam als Letzte von ihnen eine Karte, mit der sie am allerwenigsten gerechnet hatte. Nämlich „die Liebenden“. So wie die Wahrsagerin erklärte, stand diese Karte für Liebe, Verbindung und dass man dazu bereit sein sollte, auf sein Herz zu hören und Gegensätze zu vereinen. Nun waren sie alle durch, doch Madame Arcana legte noch mal die Karten und erklärte „Samajim bat mich noch, zwei weiteren die Karten zu legen, die nicht in eurer Mitte sind. Ein Feind, den ihr aufhalten müsst und ein Freund, den es zu retten gilt. Was wünscht ihr zuerst?“ „Sagen Sie, was mit Jeremiel ist“, wies Liam an, bevor ein anderer die Möglichkeit gehabt hätte, ein Wort zu sagen. Nun begann die Zigeunerin die oberste Karte aufzudecken und als sie lasen, was da drauf stand, da wurde es mit einem Male still und einige von ihnen sahen fast entsetzt aus. Die Karte, die Madame Arcana ihnen offenbarte, war „der Tod“. Liam schockierte der Anblick dieser Karte am allermeisten und er stand kurz davor, die Wahrsagerin am Kragen zu packen und gleich etwas vom Stapel zu lassen, doch die Dame entschärfte sogleich die Situation. „Der Tod ist keine schlimme Karte. Sie bedeutet schlichtweg die Endgültigkeit und dass etwas Altes endet und zugleich symbolisiert sie den Neuanfang. Es bedeutet nicht zwingend den Tod einer Person.“ Und als Letztes wurde die letzte Karte offenbart, die für ihren Feind, nämlich den Alpha-Proxy bestimmt war. Es war „die Kraft“. „Nun“, begann Madame Arcana und richtete das Tuch, welches sie um ihre Schultern trug. „Diese Karte ist recht außergewöhnlich. Sie besagt, dass diese Person beide Polaritäten in Einklang bringen muss. Wenn sie sich ihren Herzenswunsch erfüllen will, muss sie sich selbst ins Gleichgewicht bringen.“ Damit war es vorbei und alle Karten waren gelegt. Sie bedankten sich bei der Wahrsagerin und verließen den Laden. Kaum, dass sie wieder an der frischen Luft waren, atmeten sie tief durch und waren froh, endlich draußen zu sein. Andernfalls wären sie vielleicht durch dieses Geruchschaos da drin ohnmächtig geworden. Da Ezra doch recht angeschlagen aussah, nahm Elion ihn auf den Rücken um ihn zu tragen und so machten sie sich auf den Weg zu den Autos. Sie tauschten fragende Blicke aus und wussten nicht so ganz, was sie von dem zu halten hatten, was diese Wahrsagerin ihnen erzählt hatte. Samajim hatte sie sicherlich nicht grundlos in diesen Laden geschickt. Als sie nach einer Weile wieder zuhause waren, brachte Elion Ezra auf sein Zimmer, Sheol leistete dem Kranken derweil Gesellschaft und die anderen begannen nachzudenken, was nun zu tun war und hatten derweil nur eine Option und diese war Lacie. Inzwischen ging es ihr wieder hervorragend und sie half erst mal Frederica in der Küche und hatte sichtlich Spaß dabei. Nachdem alle mit Snacks versorgt waren, setzten sich die beiden zu der Runde dazu und als das Gespräch wieder auf Lacie zurückkam, da begann die Betroffene erst einmal zu erzählen, wie es mit ihrrer Freundschaft zu Alice begonnen hatte. „Alice und ich haben uns während meines Literaturstudiums kennen gelernt. Damals wollte sie eines Tages unbedingt Schriftstellerin werden und einen eigenen Roman schreiben. Das war ihr größter Traum, aber sie hat ihr Studium plötzlich wieder abgebrochen und stattdessen angefangen, im Krankenhaus zu arbeiten, weil ihr Vater es so wollte. Ich habe sie animiert, dennoch diesen Roman zu schreiben, weil sie wirklich Talent hatte. Als ich nach Winchester gezogen bin, haben Alice und ich über Briefe Kontakt gehalten, da wir beide kaum Zeit hatten, um uns zu treffen. Schließlich habe ich sie dazu bringen können, den Roman zu schreiben und ich versuchte zudem, sie davon zu überzeugen, dass sie ihren Job aufgeben und ihrem Traum folgen sollte. Aber sie hat es nicht übers Herz gebracht, ihren Vater zu enttäuschen und hat mir klar gemacht, dass sie alles tun werde, um ihren Vater stolz zu machen. Und dann ist sie auch noch an diesen Will geraten und Joseph Brown… nun, er hat sie zwar wirklich aufrichtig geliebt, aber die beste Partnerwahl war er leider auch nicht. Immerhin hat er ihr einfach verschwiegen, dass er einen Sohn hat und sonderlich sympathisch war er ja auch nicht direkt. Nun ja, er hat sie sehr geliebt und wollte sie ebenfalls aus diesem furchtbaren Krankenhaus holen, aber er hat bedauerlicherweise das Hauptproblem nicht erkannt, das Alice hatte und er sah auch nicht, was sie sich wirklich vom Leben erträumt hat. Sie wollte niemals Ärztin werden oder überhaupt im medizinischen Bereich arbeiten. Dazu war sie viel zu sensibel und hat keine emotionale Distanz wahren können. Weder zu ihren Patienten, noch zu ihren Kollegen. Sie war einfach nicht dafür geschaffen, Ärztin zu sein, oder überhaupt in einem Institut für Genforschung und Humanbiologie zu arbeiten. Sie war eine Künstlerin und hatte Träume und Fantasie. Ihr hättet sie während des Literaturstudiums erleben müssen. Sie hatte da ein Feuer in den Augen gehabt und da war sie auch wirklich glücklich gewesen. Das Medizinstudium war eigentlich das Falscheste, was sie hatte tun können.“

„Ich wusste gar nicht, dass sie Bücher schreiben wollte“, murmelte Nastasja und wirkte recht niedergeschlagen. Eigentlich auch kein Wunder. Immerhin hatte sie ihre beste Freundin bis zu ihrem Tod nie wirklich gekannt, nicht gewusst wer sie wirklich war und was sie für Träume hatte. Lacie nickte und erzählte weiter. „Sie hat insgesamt drei Bücher geschrieben, nämlich unter dem Pseudonym Celia Walters. Und die Heldin ihrer drei Bücher hieß Lacie Dravis.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2015-01-22T15:50:20+00:00 22.01.2015 16:50
Ein schönes Kapitel
Von:  pri_fairy
2015-01-21T17:40:13+00:00 21.01.2015 18:40
Ein tolles Kapitel :)


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