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Die Schatten werden länger

von

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Hannon le. Danke.

Es war schon später Abend, als Aragorn endlich Feierabend machen konnte. Die Vorbereitungen für die morgige Krönung hatten all seine Zeit der letzten zwei Tagte intensivst in Anspruch genommen und nun war er froh, sich zurücklehnen zu können und einfach nichts zu tun.

Nachdem er etwas gegessen hatte, stieg er auf einen der Türme, von wo aus man einen fantastischen Ausblick über das Land hatte. Gondor. Ein wunderschönes Land, das in letzter Zeit viel hatte erdulden müssen. Und nun war es an ihm, dessen Aufbau wieder voranzutreiben, in einer Zeit des Friedens.

Der Mond lugte neugierig hinter einer Wolke hervor. Und unwillkürlich dachte Aragorn – wie so oft in den letzten Tagen – an …. Legolas. Seit ihrem Abschied in Bruchtal waren zwar nur wenige Tage vergangen, doch immer öfter ertappte sich Aragorn dabei, gen Norden zu schauen, in der Hoffnung, der Elb würde vielleicht doch früher als geplant kommen. Aragorn wusste, dass Legolas Recht hatte; es musste sich etwas ändern. Er musste etwas ändern. Schließlich konnte man nicht zwei Menschen gleichzeitig lieben, oder? Doch so sehr er es auch versuchte, es gelang Aragorn einfach nicht, seine Erinnerungen und Gedanken an Arwen im Zaum zu halten....

„Wenn ich dir einen Rat geben darf, mein Freund...“, sagte Gandalf, der unbemerkt neben Aragorn getreten war, „du musst verzeihen.“

Und er erklärte: „Verzeihen heißt nicht, das für richtig zu befinden, was geschehen ist. Verzeihen heißt zu akzeptieren, dass Geschehenes vergangen und nicht mehr rückgängig zu machen ist. Man muss loslassen, um weiter gehen zu können. Lass sie gehen.“

„Ich weiß aber nicht, ob ich dazu bereit bin zu vergessen“, gestand Aragorn, der sich mittlerweile schon längst nicht mehr fragte, woher der Zauberer all dies wusste.

„Du musst nicht vergessen“, entgegnete Gandalf. „Aber verliere nie den gegenwärtigen Moment aus den Augen. Lass dich nicht von alten Zeiten einholen; denke mit einem Lächeln auf den Lippen daran zurück, doch beherrschen lasse dich nicht davon.“

Aragorn erschien all das sehr einleuchtend und erstrebenswert, doch verstand er eines noch nicht: „Wie mache ich das, Gandalf? Wie kann ich das kontrollieren?“

„Übergib deine Trauer und deine Wut dem Wind und lass ihn sie davontragen. Er nimmt sie mit zu den Sternen, die ihre Energie daraus schöpfen und deshalb auch in tausend Jahren noch vom Firmament leuchten werden... Nun beginnt eine neue Ära in der Geschichte von Mittelerde.“
 

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am darauffolgenden Tag
 

„Nun kommen die Tage des Königs“, verkündete Gandalf laut und setzte Aragorn feierlich die Krone auf.

„Mögen Sie glückselig sein“, fügte er leise hinzu, sodass nur Aragorn es hörte.

Dieser lächelte den Zauberer an und erhob sich. Er tat einen tiefen Atemzug; jetzt gab es kein Zurück mehr...Und dann drehte er sich um.

Applaus empfing ihn. Er war der erste König, der in Gondor seit langer Zeit gekrönt wurde. Aragorn wusste, dass man Großes von ihm erwartete, doch er war sich auch dessen bewusst, was er schon erreicht hatte. Zuversichtlich hielt er seine erste Ansprache als König von Gondor: „Dieser Tag gehört nicht einem einzigen Manne, sondern uns allen. Lasst uns zusammen diese Welt wieder aufbauen, damit wir sie uns teilen können in Zeiten des Friedens.“

Erneut folgte Applaus. Dann schritt Aragorn durch den Gang, den die Menschen gebildet hatten, wobei sie sich links und rechts vor ihm verneigten und auch er ihnen seinen Respekt erwies.

Und dann kamen die Elben. Eine Gruppe hellhäutiger Waldelben in silberner Kleidung, die die Banner König Thranduils trugen. Und an ihrer Spitze Legolas, der Prinz des Düsterwaldes.

Er ging auf Aragorn zu und blieb vor ihm stehen. Aragorn legte seinem Freund dankbar die Hand auf die Schulter; dieser erwiderte die Geste.

„Hannon le“, meinte Ersterer. „Danke.“

Der Elb lächelte und deutete bestätigend eine Verbeugung an.

Dann gesellte er sich zu Gandalf, während Aragorn seinen Weg durch die Menschen fortsetzte.

„Gib ihm noch etwas Zeit; er ist auf dem richtigen Weg“, merkte Gandalf im Flüsterton an.

Fragend wandte sich Legolas dem Zauberer zu. Dieser lächelte geheimnisvoll und meinte nur: „Die Sterne beginnen sich zu ändern...“

Da verstand Legolas, was er gemeint hatte. „Danke, mein Freund.“

„Gern geschehen.“
 

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am späten Abend
 

Vor der Tür hielt Aragorn einen Moment inne. War er tatsächlich bereit, das zu tun? Oder sollte er nicht lieber doch noch ein wenig damit warten? Und was, wenn er es wieder vermasseln würde? Doch mit einem tiefen Atemzug schob Aragorn diese Gedanken beiseite und im nächsten Moment klopfte er auch schon an.

Er vernahm leise Schritte und dann einen Schlüssel, der im Schloss umgedreht wurde. Die Tür schwang auf und da stand... niemand!? Aragorn war verblüfft; das hatte er nicht erwartet.

„Hallo!?“ Suchend betrat Aragorn den Raum.

Doch niemand antwortete.

Aragorn grinste und verkündete in den scheinbar leeren Raum hinein: „Na gut, dann gehe ich eben wieder....“

Doch noch bevor er sich umdrehen konnte, wurden ihm von hinten zwei Hände aufs Gesicht gelegt, sodass er nur noch schwarz sah. Und eine Stimme flüsterte ihm ins Ohr: „Na, was haben wir denn da? Einen Waldläufer, der nicht auf der Hut ist?“

Für den Bruchteil einer Sekunde blitzte eine Erinnerung an Arwen vor Aragorns innerem Auge auf, doch so schnell wie sie gekommen war, verschwand sie auch wieder.

Aragorn erhob die Hände: „Ich ergebe mich!“

Die Gestalt hinter ihm entgegnete: „Das ist nicht sonderlich schlau, Euer Majestät, denn dann gehört Euer Königreich mir...“

„Das kannst du haben, wenn du nur bei mir bleibst.“

In diesem Moment ließ die andere Person von Aragorn ab. Dieser nutzte die Gelegenheit dazu sich umzudrehen.

Legolas' Miene war unentschlüsselbar, doch glaubte Aragorn, einen Funken Erstaunen darin zu erkennen.

„Ich meine es ernst“, wisperte er. „Ich gebe dir alles, wenn du mir nur eine zweite Chance gibst....“
 

Legolas hätte am liebsten auf der Stelle vor Freude einen Luftsprung gemacht, doch ermahnte er sich selbst, sich nicht zu früh zu freuen. Er beschloss, Aragorn auf die Probe zu stellen, um sich darüber klar zu werden, wie die Chancen wirklich standen.

Daher riss er sich von Aragorns haselnussbraunen Augen los und entfernte sich einige Schritte von ihm. „Hast du dir das auch wirklich gut überlegt? Ich meine, du bist der König von Gondor... Wenn jemals jemand etwas herausfinden würde....“

„Das überlege ich mir dann, wenn es eintritt. Falls es überhaupt eintritt“, entgegnete Aragorn bestimmt und ging auf Legolas zu.

Dieser aber entfernte sich wieder einige Schritte von ihm und fragte: „Einem König erliegt unter anderem die Verpflichtung auf, seinem Volk einen Erben für seinen Thron zu garantieren... Was ist damit?“

„Dafür werden wir schon eine Lösung finden“, antwortete Aragorn überzeugt.

Erneut näherte er sich dem Elben. Mittlerweile wusste er, was dieser hiermit erreichen wollte, doch Aragorn beschloss, ihm einen Strich durch die Rechnung zu machen. Mit einem Funkeln in den Augen steuerte er auf Legolas zu. Dieser wich zurück, stieß aber mit dem Rücken auf die Wand und merkte, dass er sich hatte in die Enge drängen lassen. Abwehrend erhob er die Hände, doch so langsam gingen ihm die Ausreden aus.

„Gut, noch eine letzte Frage: Was ist mit Arwen?“

„Sie ist fort, Vergangenheit“, antwortete Aragorn. Er wurde ernst. „Das habe ich nun begriffen.“

Nun hatte er Legolas erreicht. Er spielte mit einer Haarsträhne des Elben. „Ich hoffe nur, dass es noch nicht zu spät ist...“

„Das ist es nicht“, entgegnete Legolas. „Und dein Königreich kannst du auch behalten... Wenigstens solange du mich bei Laune hältst....“, neckte er Aragorn.

„Das dürfte nicht allzu schwierig sein“, entgegnete der schelmisch lächelnd. „Und ich weiß auch schon, wie ich damit anfange...“



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