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Last Desire 9

L x BB
von

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Familienzuwachs

Es vergingen knapp drei Tage, in denen Nastasja nichts von sich hören ließ. Dann aber klingelte eines Tages überraschend an der Tür und als Watari aufmachen ging, da überkam ihn erst einmal der Schreck als da jemand vor ihm stand, der da eigentlich nicht vor ihm stehen sollte. Zuerst glaubte er noch an einen Traum, aber da stand wirklich Nastasja vor ihm. Und sie wirkte so jung und hübsch wie damals, bevor sie getötet worden war. Dem alten Mann kamen die Tränen und er konnte es nicht fassen. „Nastasja, dass ich dich noch einmal sehen darf…“ Er war überwältigt von seinen Gefühlen und schloss sie in den Arm. Sie erwiderte die Umarmung und war auch selbst froh, ihn zu sehen. „Schön, dich wiederzusehen. Mensch, du hast dich aber gut gehalten. Vielen Dank, dass du all die Jahre auf L aufgepasst und dich so gut um ihn gekümmert hast.“ Damit lösten sie sich und sogleich legte die Russin ihren Zeigefinger auf die Lippen, wobei sie ihm verschmitzt zuzwinkerte. „Ich will die anderen überraschen. Also sag jetzt nichts, okay? Ich erkläre alles gleich.“ Watari nickte und steuerte das Wohnzimmer an, wo L und Jeremiel gerade Schach gegeneinander spielten, während Beyond gerade ein Glas Marmelade aß und den beiden zuschaute. Die beiden Lawliet-Zwillinge waren so sehr in ihre Schachpartie vertieft, dass sie rein gar nichts um sich herum bemerkten. Und auch auf Wataris Worte reagierten sie nicht, woraufhin sich Nastasja einer lauten Gaströte bediente, welche die beiden Brüder erschrocken zusammenzucken ließ, dass sie fast die Figuren umwarfen. „Mum, was soll das denn?“ rief L genervt und wandte sich zu ihr um, doch die Russin wirkte mindestens genauso angefressen und verschränkte die Arme. „Was kann ich denn dafür, dass ihr rein gar nichts mitkriegt? Ernsthaft, ihr seid genauso schlimm wie euer Vater. Den musste ich auch jedes Mal auf diese Weise aufscheuchen, weil er sonst rein gar nichts mehr mitgekriegt hätte! Ich bin eigentlich hier, weil ich eine Überraschung dabei habe.“ „Eine Überraschung?“ fragte Jeremiel neugierig, der bei weitem nicht so sauer auf die Aktion seiner Mutter reagierte wie sein jüngerer Bruder. Die Russin nickte und wandte sich zur Tür. „Okay, du kannst reinkommen. Nur keine Angst!“ Zuerst wunderten sie sich, wer das wohl sein könnte und als dann ein Junge hereinkam, der nicht älter als 15 oder 16 Jahre war (oder vielleicht auch etwas jünger) und rotes Haar und goldgelbe Augen hatte, da wussten sie erst mal nicht, wer das denn sein sollte. L runzelte die Stirn und fragte „Und wer ist das?“, Jeremiel hingegen legte ein wenig den Kopf zur Seite und betrachtete den Jungen, der einen etwas nervösen Eindruck machte und ziemlich aufgeregt wirkte. Zugegeben, er erkannte den Jungen nicht wirklich, aber dann beschlich ihn da so ein Gefühl und so fragte er „Ist das etwa… Sheol?“ Nastasja nickte und legte eine Hand auf die Schulter des Jungen, der dem Proxy eigentlich überhaupt nicht mehr ähnlich sah. Nun gut, die Frisur war gleich geblieben, aber ansonsten schien er ein vollkommen anderer Mensch geworden zu sein. L musste zwei Mal hinsehen und konnte es dennoch nicht glauben. Sheol war doch blond und hatte ein rotes und ein blaues Auge gehabt, zudem war er auch größer gewesen und hatte etwas älter gewirkt. Wie zum Teufel konnte er sich denn nur so verändert haben? Nastasja erklärte es ihnen. „Das Serum hat offenbar mehr verändert, als eigentlich beabsichtigt war. Und da er erst im sechsten Monat infiziert worden war, konnte sein Körper wieder die Erscheinung annehmen, die er gehabt hätte, wenn er als normaler Mensch aufgewachsen wäre. Also darf ich euch vorstellen? Das ist Sheol Lawliet, mein Adoptivsohn.“

„Hallo Leute, schön euch kennen zu lernen!“ grüßte er gut gelaunt und lächelte, wirkte aber dennoch ein klein wenig nervös. L und Beyond sahen sich vollkommen verwundert an, denn sie hatten ja mit einigem gerechnet, aber nicht damit, dass Sheol derart verändert aussehen würde. Und sogleich fragte der Serienmörder auch „Ist er kleiner geworden?“ Nastasja nickte erklärte „Ja, um ganze fünfzehn Zentimeter. War leider auch ein äußerst schmerzhafter Prozess für ihn und ich hab auch erst ziemlich dumm geguckt, als er plötzlich mit 1,60m Größe und roten Haaren vor mir stand und mich „Mum“ nannte. Aber ihr müsst doch zugeben, dass er herzallerliebst aussieht.“ Damit wuschelte sie ihm durchs Haar, was Sheol aber wohl nicht ganz so gefiel und er versuchte sich da irgendwie wegzuducken. „Mum, ich bin doch kein kleines Kind!“

„Kannst du dich an irgendetwas erinnern?“ fragte Jeremiel, der als erster diese Überraschung verarbeitet hatte. Sheol richtete erst mal wieder seine Haare, die Nastasja durcheinandergebracht hatte und erklärte „Ehrlich gesagt erinnere ich mich nicht sehr gut. Ich weiß nur, dass ich an einem ziemlich dunklen Ort gelebt habe und dass es nirgendwo Fenster gab. Und immer, wenn ich mich zu erinnern versuche, bekomme ich Angst. Aber ich weiß, dass Mum mich und meinen Bruder Elion oft besuchen kam und dass Sariel auch oft kam, um mit mir zu reden. Und ich kann mich an Stimmen erinnern, die ständig in meinem Kopf auf mich eingeredet haben, dass ich irgendetwas machen soll. Aber jetzt… jetzt höre ich sie nicht mehr.“

„Er kann sich an die letzten zwanzig Jahre überhaupt nicht mehr erinnern“, erklärte Nastasja und legte wieder eine Hand auf Sheols Schulter. „Und ehrlich gesagt ist das auch ganz gut so, wenn er sich nicht erinnert, was dort alles geschehen ist.“ Sheol ging nun näher zu den drei hin, betrachtete neugierig das Schachbrett und begann dann kurzerhand die Figuren zu ziehen. Und nach knapp drei Zügen hatte er L’s König Schachmatt gesetzt. „Das nennt man wohl Schachmatt, oder?“ L musste genauer hinsehen, aber tatsächlich. Dieser Bengel hatte ihn tatsächlich geschlagen. Beyond selbst, der bislang fast nie eine Partie gegen seinen ehemaligen Erzfeind gewinnen konnte, grinste natürlich und hatte sichtlich Spaß. „Da siehst du es: jetzt ist es nicht mehr nur der alte Tattergreis, der dich haushoch schlägt. Jetzt schafft das sogar der Knirps hier.“

„Das war Glück, weil Jeremiel vorgearbeitet hat“, grummelte L, der eben ein schlechter Verlierer war. Sheol zuckte nur mit den Achseln und meinte „Wir könnten auch von vorn anfangen und dann sehen, ob es Glück war.“

„Ja L, versuch’s doch mal. Dann können wir ja sehen, ob dich der Zwerg schlagen kann.“

„Ich bin kein Zwerg, nur weil ich jetzt 15cm kleiner bin!“

„Trotzdem wirkst du mit der kümmerlichen Größe irgendwie niedlich…“

„Mum!“

„Beyond, hör auf ihn zu ärgern. Für seine Größe kann man nichts. Aber dass er niedlich aussieht, kann ich leider nicht abstreiten.“ Sheol stöhnte auf und schlug sich die Hand vor die Stirn. Dass er jetzt auch noch zu hören bekam, dass er „niedlich“ aussah, war natürlich ein absoluter Genickschuss für ihn. Mensch, Jungs in seinem Alter sahen ganz gewiss nicht niedlich aus und diese Körpergröße hatte er ganz sicher nicht gewollt. Natürlich hatte er schon direkt nachgefragt, ob es irgendeine Wunderdroge gab, die einen größer machte, aber nein. Seine Adoptivmutter hatte gesagt, dass es erstens keine solchen Wundermittel gäbe und zweitens ließen sich nicht alle Probleme mit Medikamenten lösen. „Und was genau hast du jetzt mit ihm vor?“ fragte L schließlich und überging Beyonds Stichelei bezüglich Sheols Körpergröße und wandte sich an seine Mutter. Und ihr Blick verriet, dass sie sich schon Gedanken gemacht hatte. „Nun, da er offensichtlich menschlich geworden ist, wird er natürlich genauso leben müssen wie alle anderen Kinder. Deshalb wird er auch zur Schule gehen.“

„Darauf kann ich verzichten…“

„Du gehst zur Schule, junger Mann und damit basta. Oliver war schon so nett und hat alles für dich geregelt, damit es keine Probleme gibt. Glaub bloß nicht, dass du eine Extrawurst kriegst!“ Alles Beschweren und Protestieren half nichts. Nastasja hatte es sich in den Kopf gesetzt, dass Sheol auf die High School ging und ein vernünftiges Leben führte. „Es reicht ja schon, wenn meine Söhne keine richtigen Schulabschlüsse haben. Jeremiel mache ich ja keinen Vorwurf aber du L, du hättest doch zumindest studieren können.“

„Müssen wir das hier jetzt vor den anderen ausdiskutieren?“

„Ich sag es ja nur. Schön und gut dass ihr alle hochbegabt seid, aber streng genommen sind Beyond und Rumiko die Einzigen, die auch wirklich studiert haben und Rumiko und ihr Mann sind die Einzigen mit einem richtigen Job. Bei Oliver bin ich mir nicht mal sicher, als was er überhaupt arbeitet, wenn er überhaupt arbeiten geht…“ Sheol warf L einen mitfühlenden Blick zu und verzog die Mundwinkel zu einem Scheiße-gelaufen-oder?-Lächeln. „Manchmal ist es echt hart mit ihr, ne?“ „Das habe ich gehört!“ Und damit zog Nastasja ihm am Ohr. „Und glaub mir, meine Ohren funktionieren sehr gut!“

„Steht das nicht irgendwo in der Verfassung, dass man das Recht auf freie Meinungsäußerung hat?“

„Nicht da, wo ich aufgewachsen bin.“ Watari kam schließlich mit dem Tee. Da Sheol mit so etwas gar nichts anfangen konnte, begnügte er sich mit einer Limonade. Als sie nun so zusammen saßen, erzählte Nastasja von den Untersuchungen und was diese bei Sheol und Jeremiel ergeben hatten. „Also was Jeremiel angeht, so scheint er lediglich über den Ortungssinn zu verfügen und weist ansonsten keine Anomalien auf. Deshalb würde ich es gerne so lassen wie es ist und ihm nicht das Serum spritzen. Was Sheol betrifft, so hat es viel besser angeschlagen, als ich zuerst erwartet habe. Nicht nur die Farbe seiner Haare hat sich verändert, auch die externen Nervenstränge sind abgestorben, sodass er auch kein Schmerzempfinden mehr in seinen Haaren hat. Und auch die Zirbeldrüse hat sich wieder zurückgebildet.“

„Irgendwie klingt das ziemlich eklig…“, murmelte Sheol als er das hörte, doch seine Adoptivmutter lachte nur und erklärte „Die Zirbeldrüse ist für die Alterung zuständig. Jedenfalls haben wir ihn gründlich untersucht und festgestellt, dass sich auch sämtliche Hirnverkrümmungen und –veränderungen zurückgebildet haben. Das Einzige, was Sheol womöglich für den Rest seines Lebens zurückbehalten wird ist… aaaaaaah!!!“ Ohne jegliche Vorwarnung begann Nastasja laut zu kreischen und klammerte sich an Watari fest und reagierte völlig hysterisch. Sie schrie wie am Spieß und rief immer wieder „Mach sie weg, mach sie weg!!!“ Es dauerte aber, bis man die Ursache für ihr Gekreische gefunden hatte und das war eine Schnake, die sich durch das offene Fenster hineinverirrt hatte und nun seelenruhig durch die Gegend schwirrte. Für Beyond und die anderen nichts Dramatisches, aber für Nastasja der absolute Horror und man hätte meinen können, das Tier wäre glatt so groß wie ein Kinderkopf. Sie konnte sich gar nicht mehr einkriegen und würde es wohl auch nicht, bis das Monstrum endlich weg war. Sheol machte sich als Erster ans Werk und als sich das Tier auf den Tisch niedergelassen hatte, schlug er mit der Faust darauf. In dem Moment krachte auch der Tisch zusammen und alles andere fiel ebenfalls runter. Erschrocken wich er zurück und man sah ihm an, dass er das so nicht beabsichtigt hatte. Beyond starrte den Tisch, den der Junge zu Kleinholz verarbeitet hatte, mit offenem Mund an und wandte sich an Nastasja, die von der Bescherung auch nicht so ganz begeistert war. „Mit was fütterst du den Knirps denn? Mit Steroiden?“

„Das ist das kleine Problemchen, auf das ich ansprechen wollte…“ Sie begannen nun gemeinsam damit, das Chaos zu beseitigen, das Sheol versehentlich angerichtet hatte und dabei erklärte die Russin das Ganze. Wie sich herausstellte, hatte das Serum Sheols Aussehen verändert und auch sein Körper war weitestgehend wieder normal menschlich, allerdings hatte es nicht alles beheben können. Tatsächlich wies Sheol eine extrem hohe Ausdauer und Belastbarkeit auf und war in der Lage, kurzfristig seine physischen Kräfte drastisch zu erhöhen, da sein Hirn immer noch eine deutlich höhere Leistung erzielte. Dadurch wurden die Muskeln kurzfristig sehr stark angeregt und auch mehr Adrenalin ausgeschüttet als bei normalen Menschen. „Er kann zwar einiges aushalten, aber wenn die Belastung zu groß wird, kann er körperliche Schäden davontragen. Knochenbrüche, Muskel- und Sehnenrisse oder auch Blutungen. Deshalb muss er noch lernen, das besser unter Kontrolle zu bekommen und mehr auf sich selbst zu achten.“

„Tut mir Leid wegen dem Tisch“, sagte der etwas klein geratene Junge und ihm war anzusehen, dass ihm das wirklich leid tat. „Das war ein Versehen. Ich wollte doch nur das Vieh platt machen damit Mum nicht mehr so herumkreischen muss.“

„Kein Problem“, erwiderte der Serienmörder und begann nun die Trümmer des Tisches wegzuräumen. „L und ich haben auch schon mal die Couch geschrottet, als wir es ein bisschen zu wild ge…“ „Musst du das hier vor meiner Mutter, meinem älteren Zwillingsbruder und meinem jetzigen Adoptivbruder erzählen? Als ob dieser Vorfall nicht schon peinlich genug wäre!“ Sheol sah abwechselnd zu den beiden und brauchte einen Moment um zu realisieren, auf was Beyond da ansprechen wollte. Und als er es dann geschnallt hatte, da verzog er das Gesicht und rief „Nee, ich will lieber keine Details hören, sonst wird mir noch schlecht…“ Und sofort fing er sich einen strafenden Klaps auf den Rücken ein, woraufhin Nastasja sich hinkniete um die heruntergefallenen Schachfiguren aufzusammeln. „Es ist nun wirklich nichts falsch daran, wenn zwei Männer zusammen sind, Sheol.“

„Ich sag ja auch nichts dagegen, aber trotzdem muss ich keine Details wissen.“ Na dann wird er mit Rumiko ja noch seinen Spaß haben, wenn die wieder mit ihrem Yaoi-Fimmel ankommt. In dem Fall wird der Zwerg noch Kopfkino haben, bis er aus der Pubertät raus ist. Nachdem das Chaos beseitigt worden war, kamen Rumiko und Jamie zu Besuch vorbei, die die Zwillinge wie immer mit dabei hatten. Sogleich grüßten sie den Neuzuwachs der Familie, indem Rumiko Nastasja eine freundschaftliche Umarmung gab und natürlich auch nicht widerstehen konnte zu bemerken, dass Sheol irgendwie niedlich aussah. Tatsächlich war der Ärmste mit seinen mickrigen 1,60m jetzt der Kleinste und wirkte eigentlich sogar noch jünger als 16 Jahre, was ihn sichtlich nervte. Schließlich aber widmete sich Nastasjas persönliches Augenmerk besonders auf die zwei Monate alten Zwillinge. Ja da blühte ihr Mutterherz auf und sie war völlig hingerissen von den zwei. „Mein Gott sind die süß!“ rief sie und musste dann natürlich mit dem kleinen Faith reden, der fröhlich gluckste und seine Händchen nach ihr ausstreckte. „Sind das eineiige Zwillinge?“ „Ja, unsere Tochter heißt Eden und unser Sohn Faith. Faith ist knapp drei Minuten älter.“

„Das ist ja aber auch sehr selten, dass eineiige Zwillinge verschiedene Geschlechter entwickeln. Aber meinen herzlichsten Glückwunsch zu diesen zwei kleinen Engelchen. Ach Mensch das erinnert mich daran, als ich L damals das erste Mal im Arm gehalten hatte als er auf der Welt war. Es war zwar eine unglaubliche Tortur gewesen und ich hab mich ernsthaft gefragt, welche normale Frau ein Kind so zur Welt bringen soll, aber wenn man ein so süßes kleines Baby im Arm hält, dann ist das sofort wieder vergessen.“

„Ja das stimmt.“

„Ruby hat bei der Geburt der Kleinen das ganze Zimmer zusammengeschrieen und auf Japanisch irgendetwas gesagt, von dem ich glaube, dass sie geflucht hat.“ Als die Russin das hörte, musste sie lachen und erzählte, dass es bei ihr nicht anders gewesen war, als sie L zur Welt gebracht hatte. Nur mit dem Unterschied, dass sie die Hand ihres Mannes so zusammengedrückt hatte, dass er sich eine Verstauchung zugezogen hatte und sie gut fünf Tage nicht mehr richtig bewegen konnte. Im Wohnzimmer wurde es langsam richtig lebhaft und für Sheol, der mit diesen ganzen Gesprächsthemen nicht wirklich etwas anfangen konnte, langsam etwas zu anstrengend. Also zog er sich in die Küche zurück, wo es zum Glück ruhiger war und sogleich legte er den Kopf auf der Tischplatte ab. Er war immer ziemlich erledigt und wusste nicht mal wieso. Sein Kopf schmerzte noch etwas und dieses ganze Durcheinander und dieser Lärm waren noch etwas viel für ihn. Und wahrscheinlich würde es auch noch eine Weile dauern. Zwar erinnerte er sich an kaum etwas aus seiner Vergangenheit, aber er wusste, dass er vorher nicht wirklich viel unter Menschen gewesen und deshalb auch so etwas nicht gewohnt war. Und er war auch echt nervös gewesen als Nastasja ihm sagte, sie würde ihn der Familie als neues Mitglied vorstellen. Nachdem er aufgeschnappt hatte, wie sie auf Jeremiel reagiert hatten, da hatte er zuerst richtig Schiss gehabt und sich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt. Aber seine Adoptivmutter hatte stattdessen ihren eigenen Dickkopf durchgesetzt und ihm auch versprochen, für ihn da zu sein. Und glücklicherweise war alles gut gelaufen. L und Beyond hatten ihn akzeptiert und es hatte auch kein Theater gegeben. Offenbar hat Mum doch Recht und meine geringe Körpergröße gibt tatsächlich Bonuspunkte. So ein Scheiß, warum nur musste ich denn bitteschön um ganze 15cm einschrumpfen? Na hoffentlich krieg ich noch mal irgendwie einen verspäteten Wachstumsschub oder so. Warum müssen die anderen auch alle so verdammt groß sein? Als ob Liam mit seinen zwei Metern nicht schon riesig wäre, nein selbst diese Rumiko ist so verdammt groß. Was auch immer die nehmen, ich will auch was davon haben. Hoffentlich wirkt das Serum nicht nach und ich schrumpfe hinterher noch zu einem Siebenjährigen herunter… „Ziemlich laut da drüben, oder?“ Sheol blickte auf und sah, dass es L war, der wohl nachsehen wollte, ob alles in Ordnung war. Er setzte sich auf die Bank gegenüber von ihm hin und nahm wie immer seine gewohnte Sitzhaltung ein. „Ich habe auch erst eine Zeit lang gebraucht, um mich an diesen Zustand zu gewöhnen. Die Jahre davor war ich auch recht alleine und habe nicht viel mit Menschen zu tun gehabt und wenn, dann war es immer geschäftlich gewesen.“

„Ich komme mit dem Lärm noch nicht so gut klar. Wenn alle so durcheinander sprechen, dann hab ich das Gefühl, unruhig zu werden und ich kriege dann so einen komischen Juckreiz. Mum meinte, dass das noch eine alte Angewohnheit wäre und der Juckreiz psychosomatisch bedingt ist. Sie sagte auch, dass das bald nachlassen würde, aber ehrlich gesagt habe ich da so meine Zweifel.“ Sheol stützte seinen Kopf auf der Handfläche ab und versuchte den Juckreiz an seinem Hals zu ignorieren. Er würde schon bald weggehen, trotzdem war es sehr unangenehm. Fast schon wie ein Mückenstich. „Keine Sorge, das bessert sich wirklich. Jeremiel war in einer ähnlichen Lage und hat enorme Schwierigkeiten gehabt, Gefühle zu verstehen. Aber inzwischen kommt er sehr gut zurecht und ist nicht mehr wiederzuerkennen. Setz dich einfach nicht zu sehr unter Druck und lass den Dingen ihre Zeit.“

„Du klingst echt wie Mum. Ehrlich gesagt hatte ich ziemlich Schiss gehabt, herzukommen nachdem ich von Delta und Johnny aufgeschnappt habe, was los war als Jeremiel hier vor der Tür stand. Ich dachte zuerst, Beyond würde mir auch noch versuchen, den Kopf abzureißen.“

„Das waren ja auch ganz andere Umstände“, erklärte L und begann nun damit, einen Zuckerwürfelturm zu bauen. „Zuvor war Jeremiel ein sehr gefährlicher Mensch gewesen, der insbesondere Beyond schlimme Dinge angetan hat, unter denen er auch sehr gelitten hat. Aber da wir dich kaum kennen und auch wissen, dass du zu all diesen Sachen gezwungen wurdest, können wir dir auch auf einer ganz anderen Ebene begegnen. Außerdem haben wir schon mit Jeremiel die Erfahrung gemacht, dass er danach ein viel besserer Mensch war und er wunderbar in die Familie integriert werden konnte.“

„Ja schön und gut, aber…“ Hierbei senkte Sheol den Blick und wirkte ein wenig bedrückt. „Ich… ich bin Schuld, dass deine Eltern getötet wurden. Joseph Brown und diese „Mutter“ haben mir aufgetragen, euch zu töten. Ich kann mich zwar nicht an alles erinnern, aber da waren Stimmen in meinem Kopf, die mir gesagt haben, ich solle das tun. Ich habe sehr viele Menschen getötet und insbesondere Elion und Sariel schlimme Dinge angetan.“

„Dafür kannst du nichts“, sagte L und nahm von der Spitze des Turmes einen Zuckerwürfel und schob sich diesen in den Mund. „Der Alpha-Proxy besitzt die Macht, die anderen Proxys zu befehligen und dass du wegen diesem Unborn in deinem Körper unter Schizophrenie gelitten hast, wissen wir alle. Sie haben dich jahrelang gefoltert und eingesperrt, da macht dir keiner einen Vorwurf, dass du das nicht mehr ausgehalten hast. Wenn Mum dir keine Vorwürfe macht, dass du sie und Dad getötet hast, dann mache dir genauso wenig Vorwürfe. Und glaub mir, diese Familie ist eh schon ein total bunter Haufen. Da macht es auch keinen Unterschied, wer oder was du bist. Ein Bekannter pflegte zu sagen „Es sind nicht unsere Fähigkeiten, unsere Herkunft oder die Umstände unserer Geburt, die uns sagen, wer wir wirklich sind. Es sind allein die Entscheidungen, die wir treffen.“ Ich mag zwar mit Liams Geschäftsmethoden nicht so wirklich übereinstimmen, aber in der Hinsicht hat er ganz eindeutig Recht. Und da Mum offenbar davon überzeugt ist, dass mit dir alles wieder in Ordnung ist, werden wir natürlich helfen und dieser Entscheidung auch nicht im Weg stehen. Zwar ist das alles noch eine recht neue Situation für mich, aber ich denke, dass ich mich an den Gedanken ganz gut gewöhnen kann, einen Adoptivbruder zu haben. Wenn sich der Trubel nachher gelegt hat, dann können wir gerne mal eine Partie Schach spielen. Aber nur, wenn du mir den Tisch heil lässt.“

„Klar, kann ich gerne machen… großer Bruder.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ja, die Familie hat nun neuen Zuwachs bekommen. Sheol ist nun offiziell ein Mitglied der Familie Lawliet und damit könnte man von einem Happy End sprechen. Alle sind glücklich bis an ihr Lebensende und L schafft es, den bösen Alpha-Proxy aufzuhalten. Blabla, alle haben sich lieb und fertig. Zumindest wäre da so, wenn es da nicht noch ein Problem gäbe: Elion ist verschwunden und sie brauchen ihn, um Frederica wiederzubeleben! Deshalb wird im nächsten Teil Elions weiterer Verlauf beschrieben und wer sein Retter sein wird, der ihn aus dem Fluss gezogen hat.

Ich hoffe, euch hat der neunte Teil gefallen und ihr seid mir nicht böse, dass ich Sheols Aussehen geändert und ihn nicht „getötet“ habe, nachdem er vor 20 Jahren L’s und Jeremiels Eltern umgebracht hat. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  pri_fairy
2014-12-03T21:56:48+00:00 03.12.2014 22:56
schönes Kapitel !:)
es werden wirklich immer mehr Mitglieder in dieser Familie !*-* das ist so schön :)
zu sehen wie sie sich alle verändern durch und mit den anderen :)
Antwort von:  Sky-
03.12.2014 22:58
Oh ja und Sheol wird auch nicht der letzte sein. Das wird noch mal ne richtige Großfamilie -^^-
Von: abgemeldet
2014-12-03T19:34:09+00:00 03.12.2014 20:34
Wow ein schönes Kapitel ^-^


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