Zum Inhalt der Seite

Last Desire 9

L x BB
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Ajin Gamur und Ain Soph

Am nächsten Tag traf sich die gesamte Gruppe in Liams Anwesen, um über die neuesten Erkenntnisse zu sprechen. Eigentlich hatte der Mafiaboss Nastasja angeraten, sich noch zu schonen, aber die war schon um sechs Uhr in der Früh aufgestanden und machte Liegestütze. Zwar war sie noch ein klein wenig angeschlagen, aber ihr Dickschädel war stärker gewesen und so trafen sie sich schließlich in Liams Büro, wo der Unvergängliche ihnen von seinem Gespräch mit dem Alpha-Proxy erzählte und was dieser ihm gesagt hatte, wobei auch die Namen Ajin Gamur und Ain Soph fielen. Dies warf natürlich einige Fragen auf, weshalb alle Augenpaare auf Nastasja gerichtet wurden. Die Russin nahm ihre Brille ab und begann ihre Gläser zu putzen. „Nun, es gibt da tatsächlich etwas, was ich euch noch nicht erzählt habe. Ich habe es ehrlich gesagt absichtlich verschwiegen weil ich nicht wollte, dass ihr euch verstärkt um die Proxys kümmert. Ich gebe zu, dass das nicht gerade in Ordnung von mir war, aber ich wollte das alleine durchziehen.“

Naja, man konnte nachvollziehen, wieso sie das getan hatte und so verzieh man ihr das auch. Aber nun wollten sie endlich die Antworten haben und um das Ganze einfacher zu gestalten, nahm sich die Russin einen schwarzen Filzstift und ein Stück Papier, um es besser zu veranschaulichen. „Was die Unvergänglichen angeht, so existiert die Theorie, dass Eva und Araphel selbst nur Schöpfungen sind und dass es eine Hierarchie gibt. Diese Theorie basiert auf der kabbalistischen Lehre, die sehr viele Parallelen aufweist zu dem, was wir über die Unvergänglichen wissen. An alleroberster Stelle steht Ajin Gamur, das Ur-Nichts. Es ist, wie der Name schon vermuten lässt, das Nichts und man geht davon aus, dass das Ur-Licht „Ain Soph“ quasi eine Selbstschöpfung war. Diese beiden Formen sind sowohl der Inbegriff der Vollkommenheit als auch der Ewigkeit. Sie sind über alles erhaben und liegen fern des menschlichen Begreifens. Aus Ajin Gamur und Ain Soph wurde ein Wesen erschaffen, das sowohl die Unendlichkeit, als auch die Endlichkeit in sich vereint und quasi das Bindeglied zwischen diesen beiden höchsten Formen und unserer Welt darstellt. Dieses Wesen wird auch als Sefira bezeichnet. Ursprünglich war es ein einziges Wesen, das sich aber dann in zwei eigenständige Formen teilte. Nämlich Araphel und Eva. Unter ihnen sind die anderen Unvergänglichen, die von ihnen erschaffen wurden. Nämlich Asmodeus, Mammon, Kazab, Frederica, Sophie und die anderen. So sieht also die Vorstellung der Menschen aus.“

„Schön und gut“, sagte Liam, der sich das Ganze schon recht gut vorstellen konnte, da es auch nach seinem Ermessen Sinn machte. „Aber was hat es mit dem Unborn auf sich?“

Hier musste sich Nastasja erst einmal überlegen, wie sie es am besten erklären konnte. „Nun, ich habe da so meine Theorien. Wenn Sophie, Dimitrij, Chasov und die anderen Fragmente von Eva sind, genauso wie Delta, Marcel und Johnny ebenso ein Teil deiner Selbst sind, dann gehe ich von folgender Theorie aus: Du und Eva, ihr seid nicht die Einzigen, die von diesen zwei höchsten Existenzformen erschaffen worden sind. Dieser Unborn könnte den „Willen“ von Ain Soph verkörpern, der alles wieder zum Ursprung zurückführen will. Denn Ain Soph und Ajin Gamur selbst besitzen keinen eigenen Willen. Folglich können sie also weder die Zerstörung, noch die Schöpfung gewollt haben. Nehmen wir einfach mal das Beispiel, dass dies alles hier nur der Traum eines höheren Wesens ist. Es ist nicht greifbar und obwohl es außerhalb dieser vergänglichen Welt existiert, ist es dennoch ein Teil davon. Da es selbst nicht in diesem Traum existieren kann, erschafft es sich Traumavatare, die verschiedene Persönlichkeiten verkörpern. Eva ist diejenige, die sich eine eigene Familie wünscht und diese auch beschützen will. Sie hat weniger Hemmungen, ihre Kräfte einzusetzen und Liam hingegen hat mehr Interesse, sich den Menschen anzupassen und nach ihren Regeln zu leben. Zumindest auf seine Weise. Folglich also wollen beide in dieser Welt leben und diesen Traum aufrechterhalten. Aber was ist, wenn es einen weiteren Traumavatar gibt, der genau das Gegenteil will, nämlich dass dieser Traum endet? Wo Licht ist, da wird auch immer Schatten sein. Deshalb wäre es doch nur logisch, wenn dieser Unborn Ain Sophs Willen verkörpert, alles Leben zu seinem Ursprung zurückzuführen. Und dazu muss es einfach nur alles Leben in sich aufnehmen und wieder eins mit Ain Soph werden.“

„Warte mal, warte mal“, rief Oliver und machte dabei stoppende Gesten mit seinen Händen. „Du sagtest gerade, dieser Unborn will alles Leben in sich aufnehmen?“

„Ja.“

„Das würde ja bedeuten…“

„Dass der Unborn es nicht nur auf die Unvergänglichen, sondern auf jede Lebensform in dieser Welt abgesehen hat“, ergänzte L und wurde kalkweiß im Gesicht als er erkannte, welche Ausmaßen dieses Projekt wirklich hatte. Er hatte ja mit einigem gerechnet, aber nicht damit, dass das alles noch auf eine Apokalypse zusteuern würde. Als wäre Kira nicht schon schlimm genug gewesen, jetzt wollte ein Unborn auch noch alles Leben auslöschen. Beyond schüttelte seinerseits verständnislos den Kopf und fragte „Wieso wollen diese Leute, die den Unborn da heranwachsen lassen, so etwas tatsächlich wollen? Immerhin laufen die doch selbst Gefahr, von ihm getötet zu werden.“

„Deshalb wurden auch die Proxys geschaffen. Da der jetzige Alpha-Proxy nicht in der Lage ist, die ganze Macht des Unborns aushalten zu können, brauchten sie einen Hybriden und das waren Elion, Sheol und Sariel. Elion war der Einzige, weil er der leibliche Sohn des Alpha-Proxys ist und schon während seiner Zeugung infiziert wurde. Wenn sein Gedankenschaltkreis vollständig zerstört worden wäre, dann hätte der Unborn zu einer extremen Gefahr werden können. Er wäre noch mächtiger als jetzt, wo er im Körper des Alpha-Proxys lebt. Und da der Unborn einen menschlichen Wirt braucht, glauben diese Leute eben, dass sie Kontrolle über den Unborn ausüben könnten, wenn sie die Mittel haben, ihn im Schach halten zu können. Er wäre die ultimative Waffe.“ Das war ziemlich harter Tobak und sie waren auch wirklich froh, dass sie es wenigstens geschafft hatten, Elion das Mittel zu verabreichen, um den Prozess zu stoppen. Aber ein Gedanke beschäftigte L noch. „Könnten die Verantwortlichen des Projektes Elion womöglich wieder für ihre Zwecke benutzen und ihm erneut diesen Unborn einsetzen?“

„Nein, das ist ausgeschlossen“, erklärte Nastasja und schien felsenfest überzeugt zu sein. „Um einen geeigneten Wirt für den Unborn zu erschaffen, muss dieser so früh wie möglich infiziert werden. Darum werden immer Embryos für diese Experimente benutzt: weil sie sich noch im Entwicklungsstadium befinden. Wenn ich es richtig einschätze, muss ein Embryo bereits innerhalb der ersten zwei Wochen infiziert werden, danach wird der Unbornableger entweder verenden, oder es wird der gewünschte Effekt ausbleiben. Keiner von uns könnte zu einem Proxy werden. Allein schon deshalb nicht, weil unsere Körper normal menschlich sind und nur Hybride ihn aushalten könnten. Rein theoretisch könnte Jeremiel vielleicht einer werden, aber er ist zu alt dafür. Außerdem ist er sowieso vollkommen uninteressant für den Alpha-Proxy, weil er über keinerlei Fähigkeiten eines Unvergänglichen verfügt. Ich vermute, er wird eine neue Reihe von Proxys heranzüchten. So schnell wird er das Projekt nicht aufgeben. Und deshalb müssen wir uns überlegen, wie wir den Alpha-Proxy aufspüren können, wenn er seine Präsenz selbst vor Liam und Eva verbergen kann.“ Als sie das Thema ansprach, fiel Liam sogleich etwas ein, was er Nastasja noch unbedingt fragen wollte. „Jeremiel hat sich jedes Mal sehr seltsam verhalten, wenn sich die Proxys in der Nähe aufgehalten haben. Er sagte, er könne sie spüren und ist einfach losgelaufen. Kann es sein, dass er vielleicht doch über Fähigkeiten verfügt, die die eines normalen Menschen übersteigen?“

„Ist das so?“ fragte die Humanbiologin und blickte ihren Sohn forschend an. Dieser zögerte kurz und sagte „Ja. Ich hatte da so ein ganz merkwürdiges Gefühl aber ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll. Es ist, als würde eine Art Magnet mich dorthin ziehen.“ Nastasja lehnte sich gegen den Schreibtisch und legte ihr Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger, wobei sie nachdachte. „Es kann durchaus möglich sein, dass er über diesen Ortungssinn verfügt. Tatsächlich sollen die Proxys in der Lage sein, sich gegenseitig wahrzunehmen und ihre Positionen zu orten. Deshalb können sie sich nie aus den Augen verlieren. Hast du auch eine Stimme in deinem Kopf gehört, die dir irgendetwas gesagt oder befohlen hat?“ Jeremiel dachte kurz nach und schüttelte schließlich den Kopf. „Nein, eine Stimme hab ich nicht wahrgenommen. Es war nur dieses komische Gefühl.“

„Vielleicht ist es besser, wenn wir ein paar Untersuchungen vornehmen, damit ich feststellen kann, wie weit deine DNA noch verändert ist und ob es möglich ist, dass verspätet Fähigkeiten auftreten können, die denen eines Unvergänglichen entsprechen. Wenn es nur ein Ortungssinn ist, dann besteht eigentlich kein Grund, unnötig Panik zu schieben. Das Serum, das ich entwickelt habe, ist sehr stark und kann ähnlich aggressiv wirken wie der Unborn. Deshalb will ich es dir nicht leichtfertig spritzen, wenn der Ortungssinn das einzige Problem bei dir ist. Da der Unborn in deinem Körper verendet ist, können dich andere Proxys ohnehin nicht aufspüren. Vielleicht aber könnte man deine Fähigkeit nutzen, um den Alpha-Proxy zu finden, wenn es tatsächlich klappen sollte. Aber das können wir später noch in aller Ruhe besprechen. Wichtig ist erst einmal, dass wir sehen, wie das Mittel bei Sheol anschlägt. Eine Idee von mir wäre nämlich: wenn das Serum Elion und Sheol tatsächlich heilen kann, dann könnten wir es auch beim Alpha-Proxy anwenden. Somit wäre die Wurzel des Übels bekämpft.“

„Wie genau funktioniert es eigentlich?“ wollte Liam nun wissen, der seinerseits sehr neugierig war, mehr darüber zu erfahren. Nastasja holte ein kleines Fläschchen heraus, in der eine Flüssigkeit schwamm, die leicht gelblich schimmerte. „Nun, es funktioniert vom Prinzip her wie ein Antikörper. Er greift gezielt das parasitäre Bewusstsein an und zersetzt dieses. Danach regt es die zerstörten Zellen an, wieder in den Ursprungszustand zurückzukehren. Das heißt, der beschädigte Gedankenschaltkreis wird vollständig wiederhergestellt. Allerdings kann ich nicht genau abschätzen, was es mit dem Körper selbst anstellen wird. Das wird sich bei Sheol und Elion ja noch herausstellen. Zugegeben, das gibt so ein bisschen den bitteren Beigeschmack, dass die beiden quasi Versuchskaninchen waren, aber die Umstände waren eben leider gesondert und erforderten schnelles Handeln.“ Da das Meiste besprochen war und Nastasja noch an Jeremiel einige Untersuchungen durchführen wollte, kehrten die anderen nach Hause zurück.
 

Als L und Beyond wieder zuhause waren, wartete schon Rumiko mit den Zwillingen und unterhielt sich gerade mit Watari. Sie grüßte die beiden mit einer herzlichen Umarmung und fragte natürlich sofort nach. „Und? Wie ist es gelaufen?“ Die beiden hatten es als das Beste angesehen, Rumiko und Jamie erst mal nichts zu erzählen und sie komplett aus der ganzen Sache rauszuhalten, um sie zu beschützen. Und nun, da die Sache eben vorbei war, brannte die Musiklehrerin und Vollblut-Fujoshi eben darauf, alles über die letzten Ereignisse zu erfahren. Natürlich erzählten L und Beyond ihr alles im Detail. Angefangen von den Einbrüchen, über die Identität der Einbrecherin und ihre Ziele und die Konfrontation mit den Proxys und was Projekt AIN SOPH war. Rumiko hörte aufmerksam zu und schwieg die meiste Zeit. Aber als sie hörte, dass die Einbrecherin L’s Mutter war, die aus einer vergangenen Zeitschleife in die Zukunft gereist war, da klappte ihr die Kinnlade auf und sie glotzte die beiden ungläubig an. „Ihr wollt mich jetzt wohl veralbern, oder? Sind wir hier in einem Science-Fiction gelandet oder wie?“

„Es ist mit Evas Hilfe gelungen, eine Art Teleporter zu konstruieren, der L’s Mutter zu uns bringen konnte. Allerdings funktioniert das nur ein Mal, so wie sie uns das erklärt hat und da sie aus einer Zeitschleife stammt, die keine Zukunft hat, muss sie auch nicht zurückkehren. Was wir aber machen müssen wäre, ihr ein wenig unter die Arme zu greifen, damit sie hier in Boston Fuß fassen kann. Wir haben zum Glück schon mit Oliver gesprochen und er wird sich darum kümmern. Auch will er ihr eine neue Identität geben, da die alte ihr nicht ganz zugesagt hat und diese auch nicht zu hundert Prozent abgedeckt war. Sie will sich jetzt Natascha Lawliet nennen.“

„Wieso Natascha?“

„Weil das Mum’s Spitzname war, weil damals die meisten Schwierigkeiten hatten, sich ihren Namen zu merken. Und so hat sie jetzt auch unseren Familiennamen. Sie regt sich ja immer noch über ihren Decknamen Wednesday Weather auf und hat sich immer wieder gefragt, wie Eltern ihre Kinder nur so nennen können. Dabei hat sie ja wohl nicht daran gedacht, dass mein Name gerade mal aus einem einzigen Buchstaben besteht…“ Ja toll, dachte Beyond und sagte dazu nichts. Was soll ich da erst über meinen Namen denken? Manchmal hatte ich ja auch das Gefühl, dass sich meine Eltern keine großartige Mühe gegeben haben. Rumiko zuckte nur mit den Achseln und erklärte „Ungewöhnliche Namen zeugen oft von ungewöhnlichen Menschen und so hebt man ja auch aus der Masse ab. Ich war sowieso immer dagegen, meinen Kindern irgendwelche Trendnamen zu geben. Aber ehrlich gesagt würde ich deine Mutter schon gerne kennen lernen. Vielleicht kommt sie mal demnächst zu Besuch vorbei. Ich hab da übrigens auch schon eine Idee, wie wir ihr im beruflichen Sinne helfen können.“ Nun, da ließ sich L nicht zwei Mal bitten und war natürlich gespannt, was Rumiko für eine Idee hatte. Und die Idee hatte tatsächlich was. „Ich habe noch zu einer ehemaligen Professorin an der Harvard Universität guten Kontakt, da ihr Sohn auch bei mir im Kurs ist. Und sie sagte mir, dass wohl händeringend nach einer Lehrkraft für Medizin und Humanbiologie gesucht wird. Ich könnte deine Mutter empfehlen, wenn sie interessiert wäre. So könnte sie wieder in ihr Fachgebiet einsteigen und sie würde hier in Boston arbeiten.“

„Rumiko, du bist echt nicht mit Gold aufzuwiegen!“ Die Halbjapanerin freute sich natürlich, dass sie helfen konnte und so blieb sie noch eine Weile, um sich auch den Rest des Berichts anzuhören. Und als sie erfahren hatte, was aus den Proxys geworden war, da fragte sie auch sofort „Und was ist mit Elion, der ja in den Fluss gestürzt ist? Was passiert mit ihm?“

„Mum meinte, dass er von alleine zu uns kommen würde und Eva wird dafür sorgen, dass er nichts mehr von Dr. Brown oder den anderen zu befürchten hat. Liam lässt derzeit noch nach ihm suchen aber so wie es aussieht, ist er verschwunden. Was Sheol betrifft, der wird wohl noch eine Weile brauchen um aufzuwachen. Danach wird sich herausstellen, ob er noch eine Gefahr darstellt oder nicht.“

„Und wie geht es deinem Bruder? Er verbringt ja jetzt immer mehr Zeit bei Liam und dass deine Mutter da ist, muss doch für ihn eine ganz schöne Aufregung gewesen sein.“ L musste sich zurückerinnern, als Jeremiel fluchtartig das Wohnzimmer verlassen hatte, als sie mit Nastasja ins Gespräch gekommen waren und wie Liam ihm Mut machen musste, weil der Ärmste einfach nur Angst hatte. Aber es hatte sich ja zum Glück zum Guten gewandt und so wie er mitgekriegt hatte, schienen sich die beiden gut zu verstehen. „Er hatte zuerst Angst gehabt, sie würde ihn nicht als Sohn anerkennen, aber sie hat ihn direkt ins Herz geschlossen und gestern haben sich die beiden auch ziemlich lange unterhalten. Sie will mit ihm auch mal einen Tag verbringen, damit sie sich näher kennen lernen können.“

„Du scheinst ja hingegen mit deiner Mutter ständig anzuecken, mein Lieber“, stichelte Beyond und gab ihm einen Stoß mit dem Ellebogen in die Seite, wobei er amüsiert grinste. „Wie war das noch mal? „Ich mag ja jetzt gerade mal fünf Jahre älter sein als du, aber ich bin immer noch deine Mutter. Also achte gefälligst auf deinen Ton, junger Mann.““ Und Beyond ahmte Nastasja so überzeugend nach, dass Rumiko laut lachen musste und selbst ihre beiden Kinder waren von Beyonds kleiner Schauspielkunst so begeistert, dass sie selbst lachten und ihn mit ihren großen Augen ansahen. L hingegen war da nicht wirklich zum Lachen zumute und wirkte eher ziemlich beleidigt. „Jedenfalls ist die charakteristische Ähnlichkeit bei den beiden unmöglich zu übersehen. Ernsthaft Rumi, wenn du die beiden nebeneinander siehst, dann wirst du denken, die beiden sind Geschwister.“ Damit wandte sich der BB-Mörder wieder dem Detektiv mit den Pandaaugen zu, der immer noch ziemlich schmollte und kniff ihn scherzhaft in die Wange. „Naja, dein Bruder scheint ja wohl eher nach deinem Vater zu kommen, so wie deine Mutter gesagt hat. Wahrscheinlich versteht ihr beiden euch deshalb so gut.“

„Noch ein Wort und es wird gleich zappenduster für dich.“

„Oje, da ist aber jemand eingeschnappt…“ Damit schnappte sich L eines der Sofakissen und knallte es Beyond direkt ins Gesicht. Rumiko sah sich das an und machte sich gar nicht erst die Mühe, dazwischen zu gehen. Bei den beiden Streithähnen war doch eh Hopfen und Malz verloren. So sah sie schweigend mit an, wie sich die beiden die Sofakissen um die Ohren hauten, dann sah sie zu der kleinen Eden, die gar nicht mehr aus dem Lachen herauskam. „Ja, darüber kann man eigentlich nur noch lachen.“ Sie ließ die beiden Streitenden noch eine Weile weitermachen, bis sie dann endlich dazwischen ging und alles mal wieder ins Lot brachte. Schließlich, als es langsam Abend wurde, verabschiedete sie sich, da sie noch das Abendessen kochen musste und die Zwillinge ins Bett gebracht werden mussten. An der Tür redete sie noch kurz ein paar Worte mit Watari und ging dann. Schließlich ließen sich Beyond und L erschöpft auf die Couch fallen und seufzten beide. „Ernsthaft, irgendwie hab ich das Gefühl, als hätte ich die ganze Nacht nicht richtig geschlafen. Ich bin total müde und ausgelaugt.“

„Geht mir auch so. Wird womöglich daran liegen, weil so langsam der Stress nachlässt. Wir hatten ja alle Angst gehabt, dass bei dieser Aktion etwas schief gehen könnte.“

„Aber wie du siehst, ist alles gut gegangen. Ich lebe, Andy lebt und deine Mutter auch, obwohl die ja fast draufgegangen wäre.“ Ja. Wäre Johnny nicht da gewesen, dann hätte sie das nicht überlebt. L hatte wirklich große Angst gehabt, dass er seine Mutter wieder verlieren würde, nachdem sie sich erst vorgestern wieder begegnet waren. Müde lehnte sich der Detektiv an Beyonds Schulter an. Dieser legte einen Arm um ihn und wirkte selbst, als würde er jeden Moment gleich einschlafen. Sie waren vollkommen erschöpft und hatten beide eine unruhige Nacht verbracht. L hatte aus Sorge um seine Mutter nicht ein Auge zumachen können und Beyond fühlte ja natürlich mit ihm und war deshalb auch wach geblieben, um für ihn da sein zu können. „Aber weißt du L, ich finde deine Mutter echt bewundernswert. Ich meine, sie hatte da ein Schwert in der Brust stecken und trotzdem hat sie nicht aufgegeben und weitergekämpft. Entweder ist sie verdammt stark, oder aber sie ist absolut verrückt.“

„Sie ist sowohl stark, als auch verrückt. Sie sieht Verletzungen und Schmerzen für sich selbst als Mittel an, um über sich hinauszuwachsen. Schon damals war sie der Ansicht gewesen, dass ein vernünftiger Mensch seinen Körper auf den gleichen Level halten muss wie seinen Geist. Und da sie schon immer ein sehr energiegeladener Mensch war und solche Arten der Herausforderung liebt, lebt sie auch ein Stück weit für den Kampfsport.“

„Wenn diese Regel für alle gelten würde, dann müssten sämtliche Akademiker Bodybuilder sein. Und stell dir mal einen Nerd mit der Figur von Schwarzenegger in seinen besten Jahren vor. Hey! Stell dir mal vor, ich würde so aussehen.“

Nein danke, das muss ich wirklich nicht haben…“

„Ach komm. Als ob du nicht darauf stehen würdest, wenn ich ein paar Muskeln mehr hätte.“

„Damit du mich beim Sex noch kräftiger anpackst als ohnehin schon? Nein danke!“

„Schön zu hören, dass du mich auch so liebst, mein kleines Pandabärchen. Und ich liebe dich natürlich auch so wie du bist. Muskeln würden dir auch nicht sonderlich stehen.“ Und damit drückte Beyond ihm einen zärtlichen und liebevollen Kuss auf die Wange.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Die Namen Ain Soph und Ajin Gamur sowie die Idee mit den Sefirot (bitte nicht mit Sephiroth aus FFVII verwechseln!!!) stammen tatsächlich aus der kabbalistischen Lehre. Ehrlich gesagt finde ich diese Vorstellung von einem Gotteswesen viel besser nachzuvollziehen als in allen anderen Religionen. Ain Soph und Ajin Gamur können genauso gut als Zustand angesehen werden und nicht als ein Wesen, das spricht und denkt. Demnach wäre zum Beispiel der Gott, an den wir Christen glauben, selbst nur von einem höheren Wesen erschaffen worden, das jenseits unseres Fassungsvermögens gibt. Also ist Gott dann auch nur ein „Bindeglied“ zwischen der Unendlichkeit und unserer vergänglichen und beschränkten Welt. Ehrlich gesagt gefällt mir diese Theorie viel eher und da sich das auch so gut mit den Unvergänglichen vereinbaren ließ, habe ich mich da mal mehr im Internet schlau gemacht und mehr über diese Lehre recherchiert. Ich hoffe, ich hab es für euch verständlich genug beschrieben. Das Ganze ist eben ziemlich kompliziert. Wer Fragen hat, kann sie gerne in einem Kommentar stellen. Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  pri_fairy
2014-12-03T21:44:33+00:00 03.12.2014 22:44
super Kapitel aber auch recht kompliziert !:)
da hast du sicher viel Arbeit rein gesteckt :)
Antwort von:  Sky-
03.12.2014 22:49
Aber es lohnt sich auch. Ich will doch der Death Note Serie gerecht werden, die ist doch an sich schon kompliziert genug ;-)
Von: abgemeldet
2014-12-03T19:16:17+00:00 03.12.2014 20:16
Das Kapitel war klasse :3


Zurück