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Last Desire 6

L x BB
von

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Die Geburt

Gleich schon in der Früh wurden sie durch ein Klingeln geweckt und müde rieb sich L die Augen. Es klingelte offenbar schon eine ganze Weile, aber bis jetzt hatte er einfach zu tief und fest geschlafen, als dass er es hätte sofort hören können. Und außerdem hatte er so bequem gelegen, dass er auch nicht wirklich Lust hatte aufzustehen. Nachdem er so viele Nächte allein gewesen war, wollte er es wenigstens noch ein wenig genießen, dass er jetzt hier bei Beyond lag und wie sonst immer hatte er den Kopf auf seine Brust gelegt, während Beyond selbst ihn dabei schlafend im Arm hielt. In dieser Position hatte er immer am besten schlafen können, weil er dann so geborgen fühlte. Am liebsten hätte er noch länger so gelegen, wenigstens noch ein paar Minuten. Aber das verdammte Handy hörte einfach nicht auf zu klingeln und ignorieren konnte er es ja auch schlecht. Wenn es etwas Wichtiges war, dann musste er wohl oder übel rangehen. Beyond wälzte sich noch ein wenig umher und grummelte leise vor sich hin. „Ach Mensch“, murmelte er und klang genervt. „Welcher Arsch ruft denn um 5 Uhr morgens an? Der kann was erleben.“ Da er keine Anstalten machte aufzustehen, stand L auf und ging an sein Handy ran und sah, dass es Hester war. Also musste es etwas Wichtiges sein und so ging er ran. „Hester, was gibt es denn?“ „Ich rufe für Jamie an. Er ist gerade so aufgeregt, dass er kaum noch sprechen kann, ohne zu stottern. Die Wehen haben eingesetzt und die Zwillinge kommen gleich zur Welt.“ Sofort war L hellwach als er das hörte und ging zum Bett hin, um den im Halbschlaf liegenden Serienmörder aufzuwecken. „Beyond, steh auf! Na los!“ „Will nicht… will schlafen…“ Er konnte auch so ein Morgenmuffel sein, wenn er nicht lange genug geschlafen hatte. Na warte, dich krieg ich noch aus dem Bett, dachte L und zog die Decke weg. Doch der Serienmörder grummelte nur leise und drehte sich einfach auf die andere Seite. „Leg dich wieder hin, L. Es ist doch noch so früh. Oder lass mich wenigstens noch etwas schlafen, ja? Ich bin echt kaputt.“

„Hester hat gerade angerufen. Rumiko bringt jeden Augenblick die Zwillinge zur Welt! Also steh jetzt auf!“ Als Beyond das hörte, war er schlagartig hellwach und setzte sich auf. „Wie bitte?“ rief er und sprang aus dem Bett, was sich aber als keine sonderlich gute Idee erwies, da ein bohrender Schmerz seine Seite durchfuhr, sodass er eine Hand auf seine vernähte Wunde presste. „Verdammte Hacke…“, stöhnte er und presste die Zähne zusammen. L gab ihm eine von den Schmerztabletten und sammelte seine Klamotten vom Boden auf. „Du solltest wirklich ein wenig mehr auf dich achten und wissen, dass du dich nicht so sehr bewegen sollst, weil sonst die Nähte aufreißen. Wenn du nicht aufpasst, wird die Wunde noch aufreißen und dann hast du den Salat. Dann wird der Heilungsprozess nur noch länger dauern.“ L rief noch bei Andrew und Oliver an, um ihnen Bescheid zu geben, dann gingen er und Beyond ins Bad um sich fertig zu machen. Wenig später klingelte es an der Haustür und Andrew und Oliver waren da, um die beiden abzuholen. Sie schienen schon etwas länger wach gewesen zu sein und hatten auch Coffee to Go mitgebracht, um die beiden besser wach zu kriegen. „Wieso zum Teufel seid ihr denn schon hier?“

„Wir konnten nicht so wirklich schlafen und waren deshalb schon etwas eher wach. Also dann, seid ihr abfahrtbereit?“ Nachdem sie sich mit einem Kaffee gestärkt hatten, gingen sie zu Olivers Wagen und fuhren zum Krankenhaus. Immer noch war Beyond ziemlich müde und hatte seinen Kopf auf L’s Schulter gelegt und die Augen geschlossen. Er wäre gerne noch im Bett geblieben. „Warum haben sich die beiden nicht einen anderen Zeitpunkt ausgesucht, um zur Welt zu kommen? Wenigstens zwei oder drei Stunden später…“

„Zur Rush Hour? Dann würden wir nie im Krankenhaus ankommen. Jetzt sind die Straßen ja wenigstens noch frei und wir kommen problemlos durch.“ Auch wieder wahr. Aber trotzdem hätte der Serienmörder noch gerne etwas geschlafen, immerhin hatte er genug Aufregung gehabt und musste sich immer noch von den ganzen Strapazen und von seinen Verletzungen erholen. Naja, er hätte ja auch im Bett liegen bleiben können, wenn man es so recht bedachte. Doch die Geburt von Rumikos Kindern wollte er nicht verpassen, denn immerhin wurde er Onkel, auch wenn Rumiko ja streng genommen nur seine Adoptivschwester war. Aber um nichts in der Welt wollte er die Geburt der Zwillinge verpassen und er hoffte nur, dass Jamie wenigstens die Nerven behielt. Wenn der schon so heftig am Telefon stotterte, dass Hester für ihn anrufen musste, dann war er mit Sicherheit furchtbar aufgeregt. Na, eigentlich auch kein Wunder. Immerhin wurde er Vater! Unglaublich, dass ausgerechnet Jamie Vater wird, dachte Beyond und musste lächeln, als er daran dachte, wie unglaublich stolz sein Sandkastenfreund gewesen war, als er Rumiko geheiratet hatte. Und dabei hat sein Vater damals zu ihm gesagt gehabt, er wäre einfach zu dumm, um selbst die einfachsten Sachen zu machen. Aber im Grunde genommen hat er alles richtig gemacht. Er hat trotz seiner geistigen Beschränkung einen Job, eine wunderbare Frau und er wurde jetzt Vater. Und mit Sicherheit würde er ein großartiger Vater sein. Auch wenn er wie ein erwachsenes Kind war, konnte man ihm vertrauen, dass er es schaffen würde und Rumiko war ja auch bei ihm. Es würde schon alles gut werden. Denn Frederica hatte ja gesagt, dass die Zeitschleife beendet werden würde, wenn sie alle gerettet waren. Also war es doch anzunehmen, dass es keine Probleme geben würde. Und so leicht würde sich Rumiko auch nicht unterkriegen lassen. Sie war eine wahre Kämpfernatur. Wäre doch gelacht, wenn sie sich von so einer Kleinigkeit in die Knie zwingen ließ. Blieb nur zu hoffen, dass es keine Komplikationen bei der Geburt gab. Man hörte ja manchmal von Geschichten, wo es dann dramatisch wurde, weil sich die Nabelschnur um den Hals des Kindes gewickelt hatte oder weil es dann der werdenden Mutter plötzlich schlechter ging. Aber selbst wenn so etwas passieren würde, es gab genügend Ärzte und würden schon wissen, was zu tun war, wenn es dazu kommen sollte.
 

Nach knapp einer Viertelstunde Fahrt hatten sie das Krankenhaus erreicht und gingen direkt zur Entbindungsstation, wo Hester sie schon erwartete. Sie wirkte ein klein wenig blass, schien aber ansonsten noch fit zu sein. Aber der Energy Drink in ihrer Hand war eigentlich schon das allererste Anzeichen dafür, dass sie schon eine lange Zeit auf den Beinen war. Als sie die Ankömmlinge sah, hob sie erstaunt die Augenbrauen und bemerkte „Meine Güte, ihr seht ja verschlafen aus…“ „Schon mal auf die Uhr geguckt?“ murmelte Beyond, der immer noch gewisse Schwierigkeiten hatte, die Augen offen zu halten, kratzte sich am Kopf und blickte sie etwas griesgrämig an. Die soll sich mal ihre Kommentare sonst wohin stecken, dachte er sich und schwieg. Wenn es nicht um Rumiko gehen würde, dann würde ich mich sofort wieder ins Bett legen.

„Ja hab ich und ich bin schon seit 24 Stunden im Dienst und beschwer mich nicht, mein lieber Beyond. Jamie ist noch bei seiner Frau und die Ärzte kümmern sich um alles Weitere. Es geht ihr soweit ganz gut, sie hält sich ziemlich wacker.“ Doch ihr Gesichtsausdruck ließ anderes erahnen und so steckte Beyond die Hände in die Hosentaschen und sah sie forschend an. „Sei ehrlich…“ Die Ärztin räusperte sich und ergänzte „Sie schreit gerade das ganze Zimmer zusammen und fragte lauthals, wie man zum Henker eine Wassermelone durch eine zitronengroße Öffnung pressen soll. Dann hat sie noch ein paar Worte auf Japanisch geschrieen und sagte wortwörtlich „Wenn ich ein Kerl wäre, dann hätte ich jetzt dieses Scheißproblem nicht. Was denkt sich die Evolution bei so einer Scheiße?““ Ja, dachte sich Beyond, als er das hörte. Das klang schon eher nach Rumiko. Sie war eben ziemlich temperamentvoll, da passten solche Sprüche deutlich mehr zu ihr. Da es noch etwas dauerte, holten sie sich noch alle einen Kaffee und warteten. Knapp eine Stunde warteten sie in der sich nicht viel tat, bis es schließlich hieß, Rumiko dürfe jetzt Besuch empfangen. Beyond ging voran und betrat das Zimmer, wo die erschöpfte, aber dennoch glücklich lächelnde Rumiko im Bett lag. Jamie stand neben ihrem Bett, mit Tränen in den Augen, während er einen der Zwillinge im Arm hielt und sein Glück noch gar nicht fassen konnte. „Rumiko“. Beyond ging zu ihr hin und sah dieses kleine Wesen in ihrem Arm, welches gerade eben erst das Licht der Welt erblickt hatte. „Guck mal Faith, das ist dein Onkel.“ Blind streckte der Kleine seine Hand aus und gähnte leise. Und dann umschloss sein winziges Händchen Beyonds Finger. „Er ist so klein…“, murmelte der Serienmörder und konnte nicht glauben, wie winzig dieses kleine Händchen war, welches allerhöchstens seinen Zeigefinger umschließen konnte. Er hatte nie einen großen Wert auf das Leben anderer Menschen gelegt und sich nie sonderlich um sie gekümmert. Aber jetzt dieses kleine, zerbrechliche Leben vor sich zu sehen und zu spüren, wie es sich an ihn klammerte, ließ Gefühle in ihn wach werden, die er wahrscheinlich noch nie gehabt hatte. Faith… Rumikos Sohn und sein Neffe.

Nun kam L hinzu, um sich das ebenfalls anzusehen und sogleich kam Jamie auf ihn zu und gab ihm das andere Kind, damit er es halten konnte. „Das ist Eden. Wir haben uns für sie einen neuen Namen ausgesucht, weil er schöner klingt und zu Faith passt.“ Zuerst zögerte L noch, denn er fühlte sich nicht ganz wohl dabei, so ein kleines Baby im Arm zu halten. Er hatte ein klein wenig Angst davor, denn er hatte noch nie ein Baby gehalten und wusste, wie vorsichtig man sein musste. Doch als er es so hielt, da war diese Angst verschwunden und er konnte nicht glauben, dass er gerade tatsächlich ein Neugeborenes in den Armen hielt. Er sah das kleine Gesichtchen, die noch zugekniffenen Augen und die kleinen Ärmchen. So habe ich also auch ausgesehen, als ich geboren wurde. So klein und zerbrechlich… und genauso hat mich Mum damals in den Armen gehalten. Und mit Sicherheit hat sie auch so vor Freude geweint. Beyond sah sich nun auch seine kleine Nichte an und fragte schließlich „Aber wie kann es sein, dass wir Junge und Mädchen haben, wenn die beiden doch eineiige Zwillinge sind?“

„Das kommt vor, allerdings extrem selten“, erklärte Andrew, der in Genetik besser aufgepasst hatte als Beyond. „Wenn bei einer unvollständigen Zellteilung das Y-Chromosom verloren geht und damit nur die X-Chromosomen bleiben, wird es ein Mädchen.“

„Ganz richtig. Und der kleine Faith konnte unmöglich warten und wollte sofort als Erstes Hallo sagen.“

„Und wie geht es dir?“ Rumiko seufzte und versuchte ein wenig, ihr langes goldblondes Haar irgendwie halbwegs zu richten, aber da war nicht mehr viel zu retten. Die Frisur war endgültig hin und da ließ sich auch nicht mehr viel schönreden. Und sie sah auch so aus, als hätte sie nicht genug geschlafen. Ihre Nacht war sicherlich auch viel zu kurz gewesen. „Ich bin noch ziemlich müde und die Geburt hat mich echt ganz schön geschlaucht, aber ich bin so froh, dass die beiden endlich da sind. Irgendwie habe ich das Gefühl, als hätten sie gespürt, dass ich noch warten wollte, bis wir alle wieder zusammen sind und es Beyond wieder besser geht. Wer weiß, Babys kriegen ja mehr mit, als man selbst zu ahnen glaubt und eigentlich wäre der Geburtstermin schon letzte Woche gewesen. Aber da hat er ja noch im Koma gelegen und ich wollte nicht, dass er diesen Moment verpasst. Immerhin gehört er genauso zur Familie dazu wie ihr. Und jetzt sind wir alle hier… eine große Familie…“ Rumiko brach in Tränen aus und strich ihrem Sohn zärtlich über sein kleines Köpfchen. „Ich bin so froh, dass wir hier alle zusammen sind. Mein Bruder ist nicht mehr einsam und hat einen wunderbaren Menschen an seiner Seite und selbst Andrew hat sein Glück gefunden. Jamie und ich haben geheiratet und wir sind endlich Eltern geworden. Ich bin jetzt Mutter!“ Obwohl Beyond ja für gewöhnlich nicht so der Emotionale war, war er doch sehr ergriffen von diesen unglaublich starken Gefühlen, die diesen Raum erfüllten und den anderen erging es ganz genauso. Auch Andrew und Oliver durften die kleine Eden mal halten, bis Jamie sie wieder an sich nahm. Die Trauer über Fredericas Tod war für diesen Moment vergessen. Die Geburt von Eden und Faith ließ sie all diese schlimmen Dinge vergessen und mit einem Male herrschte eine so gelöste Stimmung, als wäre nun endlich der Augenblick gekommen, wo all der Stress und die Ängste von ihnen abfielen. Sie waren alle so froh, dass es sich zum Guten gewendet hatte und dass trotz der ganzen Probleme und Gefahren Faith und Eden ohne Komplikationen zur Welt gekommen und auch gesund und munter waren. Und auch Rumiko ging es gut. Diese seufzte schließlich und lehnte sich zufrieden zurück. „Endlich ist der ganze Terz vorbei. Keine Gefühlsschwankungen mehr, keine Fressattacken und keine Morgenübelkeit mehr. Und ich sehe jetzt zum Glück auch nicht mehr aus, als hätte man mich mit einer Luftpumpe aufgeblasen. Wir alle sind gesund und wohlauf und das haben wir Frederica, Eva und auch Jeremiel zu verdanken. Und wisst ihr was? Jetzt, da die beiden jetzt da sind, kann ich ja endlich damit anfangen, euch bei eurer Hochzeitsplanung zu helfen, ihr beiden. Ich hab es versprochen und Mama Ruby hält ihre Versprechen.“ Oliver und Andrew sahen sich überrascht an und schienen bei der ganzen Aufregung um Beyond völlig vergessen zu haben, weshalb sie in erster Linie nach Boston zurückgekehrt waren. Ja stimmt doch, dachte Beyond und erinnerte sich wieder. Andy und Oliver wollten doch heiraten, wenn das mit Sam nicht dazwischengekommen wäre. „Im Ernst? Denkst du nicht, es wäre besser, wenn wir noch warten?“

„Ich habe eine Kollegin, die für den einen Tag sicherlich auf die beiden aufpassen würde. Für jedes Problem gibt es eine Lösung und wenn ich etwas verdammt noch mal will, dann ist das eine richtig schöne Hochzeit unter Männern!“ Eine andere Antwort hätte man von der berühmten Mama Ruby auch nicht erwarten können. Wenn sie für etwas Feuer und Flamme war, dann für schwule Beziehungen und keiner kannte eine Frau, die sich mehr für so etwas engagierte als sie. Sie war ja schon quasi eine weibliche Botschafterin für Schwule und sie konnte es natürlich kaum erwarten, auch Andrew und Oliver bei ihrer Hochzeit zu unterstützen. Vor allem, weil sie jetzt auch Oliver ins Herz geschlossen hatte, nachdem sie erfahren hatte, was für ein großes Herz er wirklich besaß. Sie lachten schließlich alle und Andrew nahm nach einer Weile Olivers Hand und legte den Kopf auf seine Schulter ab. „Ja, das wird noch richtig schön werden. Und dann sehen wir zu, dass wir Beyond und L auch noch unter die Haube kriegen.“ Als die beiden das hörten, sahen sie Andrew entgeistert an und entgegneten einstimmig „Schlag dir das mal aus dem Kopf, du Knalltüte!“ Rumiko lachte und klopfte Beyond auf die Schulter. „Ich glaube, ihr beide seid für so etwas nicht geschaffen. Aber das ist ja nicht schlimm. Heutzutage gibt es genug unverheiratete Paare und man muss ja nicht unbedingt heiraten. Ich finde es ja schon romantisch genug, dass ausgerechnet zwei Erzfeinde sich ineinander verlieben. Tja, jetzt muss ich nur gucken, wie ich das die nächste Zeit unter einem Hut kriege… die Babys und meine Mangas. Aber ich bin ja zum Glück nicht alleine und ich krieg das schon ganz gut hin.“

„Dir ist aber schon klar, dass da noch viele schlaflose Nächte auf euch beide zukommen werden, oder?“

„Ich weiß, aber Jamie und ich haben uns ganz gut organisiert. Und ich hab ja gewusst, worauf ich mich da einlasse. Auch wenn die Schwangerschaft eigentlich nicht so ganz geplant war. Ich bin ja auch mal gespannt, ob dieser Aberglaube wirklich stimmt, dass die Intelligenz von Babys frühzeitig gefördert wird, wenn sie während der Schwangerschaft klassische Musik zu hören bekommen. Ich hab denen alles von Beethoven bis Tschaikowski heruntergeleiert, bis ich selbst noch einen Kulturschock gekriegt habe und mir fast schon die Ohren geblutet hätten. Aber selbst wenn die beiden eher den Intelligenzlevel von Jamie haben werden, ist das nicht schlimm. Die Hauptsache ist, dass sie gesund sind.“

„Ja, da hast du vollkommen Recht. Und ich habe auch viel geschafft, obwohl ich nicht so schlau bin wie ihr alle. Und ihr behandelt mich auch nicht wie einen Dummen, nur weil ich etwas langsamer bin.“

„Würden wir ja auch nie tun“, erklärte Oliver und gab ihm einen freundschaftlichen Stoß in die Seite. „Im Grunde bist du hier doch der größte Glückspilz von uns allen. Du hast eine tolle Frau und jetzt auch noch zwei Kinder. Du kannst wirklich stolz auf dich sein.“

„Das bin ich!“ Jamie strahlte übers ganze Gesicht und hatte immer noch Tränen in den Augen. Überglücklich betrachtete er seine kleine Tochter und schwieg. Er schien über etwas nachzudenken und etwas Melancholisches lag plötzlich in seinen Augen. „Ich wünschte, meine Mama wäre hier und könnte das jetzt sehen. Und ich frage mich, ob mein Papa immer noch sagen würde, dass ich unfähig bin, wenn er die beiden sieht. Er hat gesagt, dass mich keiner lieb haben wird so wie Ruby, weil ich einfach zu dumm bin und keiner dumme Menschen mag. Aber… ich glaube, dass man auch als dummer Mensch jemanden finden kann, der einen lieb hat. Das hat doch bei Sam auch geklappt.“

„Er spricht auf den Film „Ich bin Sam“ an“, erklärte Rumiko, um Missverständnisse vorzubeugen. Jamie nickte und erzählte „Sam war sogar noch weniger schlau als ich und war ganz alleine. Er hat es dank einer Anwältin geschafft, seine Tochter zu behalten und ich denke, ich kann das auch schaffen. Denn Ruby ist an meiner Seite und ich habe ganz tolle Freunde, die mir helfen.“ Jamie muss man einfach lieben, dachte Beyond und legte einen Arm um seinen Sandkastenfreund, der sowohl im Geiste als auch im Herzen ein unschuldiges Kind war, das keinen bösen Gedanken fassen konnte. „Und wisst ihr“, sagte Rumiko schließlich nach einer Weile. „Selbst wenn mir etwas passieren sollte, weiß ich wenigstens, dass die beiden gut aufgehoben sind. Und mit dem Vermögen der Karasumas müsste Jamie sich auch keine finanziellen Sorgen machen.“

„Jetzt hör aber auf“, warf L ein. „Du hast gerade zwei Kinder zur Welt gebracht und sprichst schon davon was sein wird, wenn du sterben solltest. Niemand stirbt hier so schnell, okay?“ Rumiko lächelte und nickte. „Ja stimmt. Darum sollte ich mir wirklich als letztes Gedanken machen. Es ist nur so, dass ich wegen meines Shinigami-Augenlichts einfach nicht weiß, wie lange ich lebe. Dass Jamie uns noch lange erhalten bleiben wird, das sehe ich ja und das Gleiche gilt auch für euch. Nun gut, bei Beyond sehe ich auch nichts, aber ich gehe einfach mal davon aus. Aber ich habe ja auch nicht erkennen können, dass seine Lebenszeit abgelaufen war und ich habe deshalb Angst, dass ich vielleicht meine Kinder nicht aufwachsen sehen werde und Jamie dann ganz alleine da steht.“

„Das wird nicht passieren“, erklärte L und schien felsenfest überzeugt zu sein. „Frederica sagte uns, dass sie die Familie beschützt und dasselbe wird auch Eva tun. Dessen bin ich mir sicher und selbst wenn es dazu kommen sollte, Frederica hat uns die Möglichkeit der elektrischen Gedankenschaltkreise gegeben. Sie waren dazu da, um Beyond und Andrew zu retten, weil sie ihren Tod nicht verhindern konnte. Also reden wir doch nicht weiter über den Tod, wenn hier gerade zwei Kinder zur Welt gekommen sind.“ Damit hatte L sein Machtwort gesprochen und damit war dieses Thema auch beendet. Sie unterhielten sich noch ausgelassen miteinander, doch Beyond schwieg plötzlich und blickte zur Tür. Irgendwie hatte er das komische Gefühl, dass sie beobachtet wurden…
 

Die Krankenschwester Tabitha kam gerade aus dem Schwesternzimmer und wollte eigentlich gerade in Richtung der Aufzüge gehen und ins Erdgeschoss fahren, da kam sie an dem Zimmer vorbei, wo Rumiko Miller lag. Gleich schon von weitem sah sie eine Person da stehen, die durch die Tür lugte. „Kann ich Ihnen helfen?“ fragte sie und kam näher. Die Person, eine schlanke etwas blass wirkende schöne Frau mit fast weißen langen Haaren und kristallblauen Augen wandte sich ihr zu und sah sie an. Sie wirkte ein klein wenig fremd, als wäre sie nicht von dieser Welt. Und ihre Haut wirkte wie weißer Marmor. Die Frau lächelte und hatte eine eigenartige Ausstrahlung an sich. „Ich wollte nur bei meiner Familie nach dem Rechten sehen, das ist alles.“

„Wollen Sie nicht reingehen?“

„Nein, schon gut. Ich habe sowieso noch einiges zu tun. Es gibt da noch jemanden, um den ich mich noch kümmern muss.“ Und damit ging diese fremdartige schöne Frau und Tabitha sah ihr noch hinterher. Irgendwie war ihr gerade so, als hätte sie eine Art Erscheinung gehabt. Schon verrückt… Wer war diese Frau nur? Kurz darauf öffnete sich die Tür und ein schwarzhaariger Mann mit unheimlichen roten Augen kam heraus und sah sich um. Er wandte sich der Krankenschwester zu und fragte „Haben Sie jemanden hier weggehen sehen?“ „Ja“, antwortete Tabitha ein wenig überrascht. „Eine Frau war gerade hier und sagte, sie wollte bei ihrer Familie vorbeischauen.“

„Wohin ist sie gegangen?“ Tabitha zeigte ihm die Richtung und sofort lief er los.
 

Beyond durchsuchte das ganze Krankenhaus in der Hoffnung, diese Frau zu finden, die da an der Tür gestanden hatte. Aber egal wo er auch suchte, sie schien spurlos verschwunden zu sein. Aber das konnte doch nicht sein. Wo konnte sie denn nur hingegangen sein? Schließlich verließ er das Krankenhaus und lief auf den Parkplatz. Dort sah er eine weißhaarige Frau zu einer schwarzen Limousine gehen. Sie hatte ihm den Rücken zugewandt, sodass er sie nicht sehen konnte. Doch dann blieb sie stehen, wandte sich zu ihm um und als er den goldenen Ring in der Iris ihres linken Auges sah, da erkannte er, wen er da vor sich stehen hatte. Die Frau lächelte herzlich und sagte „Pass gut auf die anderen auf.“ Dann stieg sie in die Limousine und fuhr davon. Beyond blieb noch eine Weile stehen, dann kehrte er wieder zurück. Als die anderen ihn verwundert fragten, wo er denn gewesen war, da antwortete er nur „Ich habe nur eine gute Freundin getroffen.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2014-10-31T15:06:20+00:00 31.10.2014 16:06
Wow ein tolles Kapi
Sorry das ich erst jetzt kommentiere.


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