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Last Desire 6

L x BB
von

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Trauer

Nachdem sie den Schock über Fredericas Tod einigermaßen verdaut hatten, nahmen sie die Tote mit und verließen das Institut auf dem schnellsten Weg. Andrew war völlig aufgelöst und wollte seine Freundin unbedingt retten und musste von Oliver beruhigt werden. „Wir können sie doch nicht einfach im Stich lassen“, rief er und kämpfte mit den Tränen. „Wenn wir ihr einen künstlichen Gedankenschaltkreis einsetzen, dann…“ „Andrew, jetzt sei vernünftig“, unterbrach ihn L und gemeinsam stiegen sie in den Wagen. „Du hast doch gehört, was sie gesagt hat: ihr Körper war eh nicht mehr lebensfähig. Sie würde so oder so nicht lange durchhalten, wenn wir sie zurückholen würden. Akzeptier doch, dass sie fort ist und wir nichts daran ändern können.“

„Aber das ist nicht fair. Beyond und ich haben eine zweite Chance bekommen und sie war die ganzen Jahre immer alleine. Sie hat 20 Jahre in diesem Zustand leben und so viele Schmerzen erleiden müssen. Sie hat es doch auch verdient, glücklich zu werden. Wir können es doch zumindest versuchen!“ Doch sie alle wussten, dass es nichts bringen würde. Beyond senkte niedergeschlagen den Blick und schwieg. Ihn plagte das schlechte Gewissen und irgendwie hatte er das Gefühl, als wäre er schuld an Fredericas Tod. Aber dem war doch nicht so. Es war so geplant gewesen, dass sie starb, damit sie alle zusammen glücklich weiterleben konnten. Er hatte seine Erinnerungen wieder und musste nie wieder Angst vor einem Rückfall haben und Andrew hatte dank Frederica eine neue Seele. Sie hatte so viel für ihn und die anderen getan und es war schon sehr belastend zu sehen, dass niemand sie retten konnte. Und es würde noch eine Weile dauern, bis sie gänzlich diesen Schock überwunden hatten. Für L war Frederica eine große Schwester gewesen, die immer auf ihn aufgepasst hatte und immer für ihn da gewesen war, wenn ihn Sorgen und Ängste geplagt hatten. Für Beyond war sie eine Retterin, die ihm eine neue Chance gegeben hatte. Aber vor allem für Andrew war sie eine enge Freundin gewesen, die ihm immer beigestanden und ihn getröstet hatte, ohne an sich selbst zu denken. Sie hatte sie alle zusammengebracht und ihnen mit der Gedankenschaltkreisforschung das Leben gerettet. Und nun war sie einfach gestorben und keiner konnte sie retten? Das war einfach schwer zu akzeptieren. Und vor allem Beyond musste daran denken, dass Frederica 58 Mal diese Hölle erlebt hatte. Welch unfassbar starker Wille musste hier am Werk gewesen sein, dass sie bereit war, es immer wieder aufs Neue zu ertragen? „Was ich allerdings gerne wissen würde wäre, was Frederica gemeint hat, dass sie die 26 Jahre wiederholt hat“, sagte L schließlich und wandte sich an Beyond, der ja bei Frederica gewesen war. Dieser seufzte und stützte seinen Kopf auf seiner Hand ab. Ihm tat ein wenig der Kopf weh und er wollte sich am liebsten einfach nur hinlegen. „Frederica hat die Zeit mehrmals zurückgesetzt, um somit einen Weg zu finden, uns allen zu helfen. Die Zeitschleife begann immer wieder an den Tag, als sie deine Mutter in Russland kennen gelernt hat und endete dann an diesem Tag. Immer, wenn sie gescheitert ist, wurde die Zeit automatisch zurückgesetzt und nun, da sie ihr Ziel erreicht hat, läuft die Zeit ganz normal weiter. Sie hat 58 Mal diese 26 Jahre wiederholt und da sie diesen Ring in der Iris hatte, war sie noch ein direkter Teil von Eva und damit unvergänglich. Das bedeutete, dass ihr Bewusstsein ganz normal funktionierte und sie sich an alles erinnern konnte. Und Eva hat mich von Sam entführen lassen, damit ich zu Frederica gebracht werde. Diese hat eine Art mentale Verbindung erschaffen, damit ich mit dem Monster in mir endlich Frieden schließen und die Wahrheit herausfinden konnte.“

„Und welche Wahrheit?“

„Dass wir alle eine Familie sind. Wir alle sind die menschlichen Wiedergeburten von Evas Familie und Frederica wurde aus dem Wunsch von Sophie, Evas Tochter erschaffen, als diese starb. Eva wollte, dass wir ein glückliches Leben führen können und darum wurde ich entführt, damit ich mit meiner zornigen Seite ins Reine kommen und einen Weg finden konnte, mit euch zusammenzuleben, ohne Angst haben zu müssen, dass ich euch etwas antun könnte.“ Also habe ich die ganze Zeit falsch gelegen, dachte L und senkte den Blick. Die ganze Zeit habe ich gedacht, Eva wolle Beyond für irgendwelche Zwecke benutzen, um ihre Familie zurückzuholen. Doch stattdessen hat sie sie alle beschützt und ihnen geholfen, genauso wie Frederica. „Aber was hat Eva denn davon, wenn sie dann gar nicht bei uns lebt?“

„Doch, das tut sie. Ein Teil von ihr ist auch als Mensch wiedergeboren worden. Nämlich in dir, L. Es war kein Zufall, dass wir beide uns ineinander verliebt haben, genauso wenig wie Oliver und Andrew oder Rumiko und Jamie. Das alles hat mit unserem früheren Leben zu tun, da wir charakteristisch noch dieselben geblieben sind. Wir haben nur unsere Erinnerungen verloren und sind auch nicht mehr unvergänglich. Aber dennoch existiert immer noch ein unsichtbares Band zu Eva und das ist auch der Grund, warum wir uns nach und nach um dich versammelt haben: weil wir deine Familie sind… Evas Familie.“ In diesem Moment musste sich der Detektiv wieder an damals erinnern, als seine Eltern noch gelebt hatten. Manchmal, wenn Frederica ihm wieder eine Geschichte erzählte, dann hatte er sich gewünscht, er könnte auch ein Teil von Evas Familie sein. Und nun erfuhr er, dass er schon immer ein Teil davon war. Und auch seine Eltern hatten davon gewusst. Sie hatten gewusst, dass sie alle in einer Zeitschleife feststeckten und welche Rolle L dabei spielte. Und sie waren gestorben, damit sie sein zukünftiges Glück gewährleisten konnten. L stand kurz davor, in Tränen auszubrechen, weil er von diesen ganzen Gefühlen überwältigt war. Er verbarg sein Gesicht und versuchte sich irgendwie zu beherrschen, doch er konnte seine Tränen nicht zurückhalten. „Und… was ist mit Sam?“ Beyond schwieg und überlegte sich, ob er es wirklich sagen sollte. Er sah, dass L durch Fredericas Tod und den von ihr übermittelten letzten Worten seiner Mutter sowieso schon völlig durch den Wind war. Da musste er doch nicht noch eine solche Schocknachricht kriegen. Aber er schuldete ihm die Wahrheit und erklärte „Sam… also ich meine Jeremiel… er war dein älterer Bruder. Ihr seid oder ward eineiige Zwillinge. Als deine Mutter schwanger wurde, musste sie operiert werden. Sie wusste nicht, dass sie Zwillinge erwartete und Joseph Brown entnahm ihr einen der Embryos und benutzte ihn für seine eigene Forschung, um Evas DNA mit der eines Menschen zu kreuzen. Dabei kam es auch zu diesen Gehirnschäden bei Jeremiel und deshalb sieht er dir auch äußerlich überhaupt nicht ähnlich, weil er ein Hybrid ist. Eine Mischung aus Eva und Mensch. Ich weiß nicht genau, was aus ihm geworden ist. Er hat mich schlafen geschickt und als ich aufgewacht bin, war er schon verschwunden. Aber an dem Platz, wo er etwas für dich versteckt hat, da war eine große Blutlache und ich glaube, dass er gestorben ist. Aber ich habe seine Leiche nicht finden können.“

„Woher willst du wissen, dass er tot ist?“ fragte nun Oliver, der den Wagen fuhr und die meiste Zeit geschwiegen hatte. „Na weil ich das Shinigami-Augenlicht habe und wenn ich seine angezeigte Lebenszeit richtig berechnet habe, dann kommt das ganz gut hin. Er hat sich auch irgendwie seltsam verhalten, als er mich entführt hat. Er war viel redseliger als sonst und ich glaube, er hat selbst gewusst, dass er sterben würde.“ Eine niedergeschlagene Stille machte sich breit und schließlich hatten sie das Krankenhaus erreicht. Beyond musste noch mal untersucht werden und Hester wollte auch noch mal einen Blick auf Fredericas Körper werfen um zu sehen, ob es wirklich ausweglos war oder ob es nicht doch noch einen kleinen Hoffnungsschimmer gab. Oliver blieb die ganze Zeit an Andrews Seite, um ihm beizustehen, während Beyond bei L blieb. Insgeheim hofften sie ja alle, dass da noch eine winzig kleine Chance bestand, dass Frederica wiederbelebt werden und bei ihnen leben konnte, aber tief in ihrem Inneren wussten sie schon, dass da nichts zu machen war. Andrew wusste es genauso wie Beyond. Und L ebenso. Schließlich kam Hester nach der Untersuchung zu ihnen und ihr Gesichtsausdruck zeigte mehr als deutlich, dass sie in der Tat keine guten Nachrichten überbringen konnte. „Es tut mir leid, aber da ist nichts zu machen. Ihr fehlen nicht nur Organe, ihr ganzer Körper weist irreversible Schäden auf und sie hat eine schwere Gehirnblutung erlitten. Selbst wenn sie wiederbelebt wird, könnte sie ohne Beatmungsmaschinen und Sonden unmöglich überleben. Und durch die schweren Gehirnblutungen wird sie wahrscheinlich ins Koma fallen. Wir würden ihr nur noch mehr Schmerzen und Leiden bereiten, wenn wir sie wiederbeleben. Auch wenn es schwer fällt, aber es ist das Beste, wenn wir sie nicht wiederbeleben. Damit würde niemand ihr einen Gefallen tun.“ Das zu hören war insbesondere für Andrew ein schwerer Schock und er vergrub schluchzend das Gesicht in den Händen. Er war völlig am Boden zerstört und konnte einfach nicht glauben, dass es keine Hoffnung für Frederica gab. L, der inzwischen wieder seine Selbstbeherrschung wiedergefunden hatte, stand auf und ging zu Hester hin. „Könnte sie solange hier bleiben? Ich denke, ich werde auch Watari benachrichtigen und wahrscheinlich will er sich auch noch von ihr verabschieden.“ „Ist gut. Aber was passiert denn jetzt mit ihr?“

„Wir werden sie angemessen bestatten. Das ist das Mindeste, was wir für sie tun können. Ich werde mich schon um alles kümmern.“ Die Ärztin nickte und wandte sich an Beyond. „Und wie geht es dir?“

„Ich erinnere mich wieder an alles. Tut mir übrigens wirklich leid, dass ich so viel Ärger verursacht habe. Ich war nicht ganz bei Sinnen. Aber wie geht es meiner Schwester?“

„Das blühende Leben. Aber es deuten schon alle Anzeichen darauf hin, dass es sich nur noch um einige Stunden handeln könnte, bis die Wehen einsetzen. Bis dahin haben wir ein Auge auf sie.“ Wenigstens eine gute Nachricht für Beyond, der sich schon ernsthaft Sorgen gemacht hatte, Rumiko könnte durch sein Verschulden etwas passiert sein. Nachdem die Untersuchungen abgeschlossen waren und auch Beyonds Verletzung zum Glück nicht aufgerissen war, erlaubte Hester ihm, dass er nach Hause gehen durfte. Allerdings nur unter der Voraussetzung, dass er sich schonte. Immerhin hatte er eine schwere Operation hinter sich und es war sowohl ihr als auch Beyond selbst ein Rätsel, wieso er die Verletzung gar nicht gespürt hatte, als er im Institut gewesen war. Vermutlich, weil Frederica irgendwie seine Schmerzen genommen hatte? Konnte gut möglich sein. Aber zumindest war soweit alles in Ordnung und wenn er sich noch etwas schonte, würde es schon bald wieder bergauf gehen. Hester gab ihm noch ein paar Medikamente mit, die er nehmen sollte. Gleich schon als sie wieder zuhause waren, ging er ins Schlafzimmer und legte sich ins Bett. Er war einfach nur müde und erschöpft von der ganzen Aufregung und Hektik und war froh, dass es endlich vorbei war. Und zum Glück war alles gut ausgegangen. Er hatte eine zweite Chance bekommen und sich mit Anja ausgesprochen. Nun, da er verstanden hatte, wieso sie das alles getan hatte, würde es hoffentlich keine Anfälle mehr geben. Er musste nie wieder mit der Angst leben, dass er L und den anderen eines Tages etwas antun könnte, wenn er die Kontrolle verlor. Solange er nicht vergaß, wieso Anja das alles getan hatte, konnte er sein inneres Gleichgewicht bewahren und ein halbwegs normales Leben führen. Unglaublich das alles. Er war gestorben und lebte wieder, genauso wie Andrew. Er hatte seine Erinnerungen wieder und hatte eine richtige Familie. Eine Familie, die ihn liebte und die ihn nicht im Stich ließ. Insbesondere nicht L. Auch wenn es einige sehr schmerzvolle Momente in den letzten neun Monaten gab und ihn die Sache mit Frederica schon mitnahm, so war er dennoch sehr glücklich. Es hatte sich alles zum Guten gewendet und dieser Dr. Brown hatte auch das bekommen, was er verdient hatte.

Es brauchte nicht lange, da war Beyond auch schon eingeschlafen, doch er wachte auch bald schon wieder auf, denn da hörte er jemanden und sah L im Türrahmen stehen. „L, was ist?“ „Entschuldige, ich wollte dich nicht wecken.“ Müde rieb sich der BB-Mörder die Augen und blinzelte. „Schon gut. Aber sag schon, was ist denn?“ Der Detektiv sagte nichts, sondern wandte den Blick ab. Etwas verlegen kratzte er sich am Kopf und antwortete „Ich wollte nur nach dem Rechten sehen.“ Beyond ahnte schon, was los war und wies den Detektiv mit einer stummen Handbewegung an, näher zu kommen. L folgte dieser Einladung und setzte sich zu ihm aufs Bett. Schließlich nahm der Serienmörder ihn in den Arm und eng umschlungen lagen sie einfach da. „Beschäftigt dich irgendetwas?“

L schwieg und betrachtete Beyond eine Weile. Er musste wieder an diesen furchtbaren Anblick denken, als der Mensch, den er mehr als alles andere auf der Welt liebte, vor seinen Augen gestorben war. Es war der wohl schlimmste Schock in seinem Leben gewesen und so schnell würde er es auch nicht vergessen. „Ich hatte wirklich Angst gehabt, dich für immer verloren zu haben. Und als du verschwunden bist, da dachte ich zuerst, Eva würde deinen Körper benutzen wollen, um ihre Familie zurückzuholen.“ Auch wenn L’s Stimme ruhig blieb, spürte Beyond, wie aufgewühlt er innerlich noch war. Das alles musste wirklich viel für ihn gewesen sein und da war es auch kein Wunder, warum er vorhin geweint hatte. Diese ganze Aufregung war einfach zu viel für ihn gewesen und er war dann einfach zusammengebrochen. Auch jemand wie L hatte Grenzen. „Du brauchst keine Angst zu haben, L. Du hast Frederica ja gehört: sie wird unsere Familie beschützen, genauso wie Eva. Und nun ist das alles endlich vorbei. Andrew und ich brauchen die elektrischen Gedankenschaltkreise eigentlich nicht mehr. Weißt du, als ich gestorben bin, da habe ich eine Stimme gehört, die mich immer wieder gerufen hat. Auch schon vorher habe ich sie gehört und im Institut habe ich herausgefunden, dass Jeremiel mich gerufen hat. Jetzt nicht Sam, sondern der echte Jeremiel, der nie gelebt hat. Ich glaube, dass es einen Grund gehabt hat. Zwar hat er mir das nicht gesagt, aber ich glaube, dass er und Eva mir meine Erinnerungen genommen haben, um daraus eine neue Seele für mich zu erschaffen, damit ich ohne den Gedankenschaltkreis leben kann und damit ich nach wie vor derselbe Mensch bleibe, den du liebst. Denn ich trage als Einziger von uns zwei Seelen in mir. Als ich gestorben bin, da muss wahrscheinlich Jasha fortgegangen sein, weil ich ja während meiner Amnesie so aggressiv war. Weil Eva gewusst hat, dass ich mit Anjas Seele allein niemals vernünftig in dieser Familie hätte leben können, gab sie mir noch eine zweite, damit eine Art Ausgleich herrscht. Jasha war quasi Ryuzaki. Er war der Mann an Evas Seite und hat die Familie beschützt. So wie ich jetzt an deiner Seite bin und unsere Familie beschützen will.“

„Du hast Jeremiel getroffen? Wie… wie war er denn?“ Beyond lächelte und strich L sanft eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Er hat gewisse Ähnlichkeiten mit dir, das hab ich sofort gesehen. Genauso hartnäckig und mit demselben Blick und er bewegte sich auch fast genauso wie du. Allerdings war er nicht ganz so verschroben. Und er scheint sich zudem sehr viele Gedanken um dich gemacht zu haben. Zumindest hat er auf mich den Eindruck gemacht, als würde es ihm sehr am Herzen liegen, dass du glücklich wirst. Er konnte mir allerdings nicht sagen, was aus ihm wird. Wahrscheinlich wird er selber in einem neuen Körper wiedergeboren werden und dann ein eigenes Leben führen können. Er schien jedenfalls ein guter Mensch zu sein.“ L schwieg und lag einfach nur in Beyonds Armen, während er seinen Gedanken nachging. Immer noch war dieser Gedanke seltsam, dass er einen Bruder gehabt hatte… einen älteren Zwillingsbruder, den er nie kennen lernen durfte und den er wohl auch nie kennen lernen würde. Zugegeben, er hatte damals Frederica gehabt, die ihm eine wunderbare große Schwester war. Aber wenn er selber die Zeit zurückdrehen könnte, dann hätte er schon gerne seinen Bruder kennen gelernt und zwar als den Menschen, der er wirklich war und nicht dieses namenlose Grauen Sam Leens. Zwar waren sie alle die großen Gewinner in dieser Geschichte, aber Frederica und Jeremiel waren eindeutig die Verlierer. Frederica war tot und sie hatte ein nur recht kurzes Glück erleben dürfen, nämlich in L’s Familie und Jeremiel hatte nie wirklich gelebt. Aber dann erinnerte er sich an die Worte seiner Mutter, die Frederica ihm übermittelt hatte. Sie hatte gesagt, er dürfe weder den Zorn noch die Leere aus der Familie ausschließen. Aber wenn Sam tot war und Jeremiel nicht lebte, wie sollte er dann die Leere aus der Familie ausschließen können? Ob die ganze Sache vielleicht noch nicht ganz zu Ende war und es womöglich sogar noch eine Fortsetzung geben könnte? Bislang hatten sich die letzten 26 Jahre immer wieder wiederholt und jetzt wurde ein neues Kapitel geschrieben. Und nun lag es an ihn, dafür zu sorgen, dass die Familie zusammenhielt und es allen gut ging. Er war Evas menschliche Wiedergeburt und damit war es seine Aufgabe, die Familie zusammenzuhalten und auf sie aufzupassen. Auf jeden einzelnen von ihnen. Das war auch die Bitte seiner Mutter gewesen.

„Beyond, jag mir nie wieder so eine Angst ein, ja? Versprich mir, dass du nie wieder etwas tust, was dich in solch eine Lebensgefahr bringt. Ich könnte es nicht ertragen, dich noch ein Mal zu verlieren.“

Das werde ich schon nicht, keine Angst. Ich werde für immer an deiner Seite bleiben und ich bin auch froh, dass ich diese zweite Chance bekommen habe. Und wenn meine Verletzung verheilt ist, dann haben wir wieder genug Zeit für uns beide.“ L schwieg und sah ihn mit einem fast schon lauernden Blick an, als würde er auf irgendetwas warten. Das irritierte den Serienmörder ein wenig und so fragte er nach. „Ist was?“

„Nun… ich hatte eigentlich mit irgendeinem perversen Kommentar gerechnet, mit dem du mich wieder auf die Palme bringen willst.“

„Keine Sorge, das kommt noch. Aber nicht heute. Ich fühl mich ziemlich gerädert und diese Geschichte mit Eva und Frederica und dieser Zeitschleife sitzt bei mir noch ein klein wenig schwer im Magen. Momentan bin ich einfach noch nicht in der Stimmung, dich zu ärgern. Sei mir deshalb nicht böse, Pandabärchen.“ Damit kniff er ihm scherzhaft in die Nase. Na, zumindest war er jetzt nicht vollkommen verändert. L hatte schon insgeheim Sorge gehabt, dass Beyond ein anderer Mensch sein könnte, aber es sah wohl so aus, als hätte er sich da unnötig Sorgen gemacht. Wahrscheinlich war es wirklich nur die ganze Anstrengung, dass er nicht so herumblödelte wie sonst. „Sag mal, wo ist denn eigentlich Watari abgeblieben?“ „Er ist im Krankenhaus, um sich von Frederica zu verabschieden. Sie war für ihn quasi wie eine Enkelin gewesen und die Nachricht über ihren Tod hat ihn ziemlich getroffen.“

„Und wie geht es Andy inzwischen?“

„Nicht sehr gut, aber Oliver ist ja bei ihm.“

„Und was ist mit dir?“ L dachte nach und legte seinen Kopf auf Beyonds Brust ab, als wolle er auch sichergehen, dass sein Herz auch wirklich schlug und es nicht nur vielleicht ein Traum sein könnte. Doch es schlug ganz deutlich in seiner Brust und es fühlte sich einfach real an. Es war kein Traum, sondern Realität und wenn es ein Traum wäre, wollte L nie wieder daraus aufwachen. „Für mich ist das natürlich auch nicht gerade leicht. Auch wenn ich mich all die Jahre nicht erinnern konnte, inzwischen kehren immer mehr Kindheitserinnerungen zurück und ich weiß, dass Frederica ein sehr liebevolles und fröhliches Mädchen war. Ich hab sie als sehr lebensfroh und aufgeweckt und fürsorglich in Erinnerung gehabt. Deshalb war es auch ein großer Schock für mich, sie in solch einem schlechten Zustand vorzufinden. Und natürlich bin ich sehr traurig darüber, dass sie tot ist. Wenn ihr Körper nicht so in einer schlechten Verfassung wäre, würde ich sie ja auch gerne zurückholen. Aber ich will sie nicht leiden sehen und ich habe gesehen, wie sie gelitten hat, als es mit ihr zu Ende ging. Deshalb denke ich, es ist das Beste, wenn wir sie gehen lassen. Und außerdem ist sie ja ohnehin ein Teil von Andrew gewesen und ist ja wieder zu ihm zurückgekehrt. Also versuch ich einfach daran zu glauben, dass sie in ihm weiterlebt und sie deshalb immer noch bei uns ist. Das ist so zumindest mein Gedanke und ich glaube, dass ich damit nicht mal so falsch liege.“

„Da hast du wahrscheinlich Recht. Auch wenn wir Eva nicht wirklich kennen und nicht viel über sie wissen, sie scheint doch sehr besorgt um uns alle zu sein und ich denke, dass sie für uns alle das Beste im Sinn hat. Und das gilt mit Sicherheit auch für Jeremiel. Bleibt nur zu hoffen, dass diese ganze Aufregung auch endgültig vorbei ist, sonst muss ich noch in Frührente gehen.“

„In Rente? Du? Wovon willst du denn in Rente gehen?“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2014-10-25T13:32:25+00:00 25.10.2014 15:32
Ein großartiges Kapitel
Ich freue mich schon auf das nächste.


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