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Last Desire 3

L x BB
von

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Auf nach Boston!

L lag fast vier Tage lang krank im Bett und sein Fieber ging nur langsam wieder zurück. Beyond kümmerte sich wirklich rührend um ihn, auch wenn er seine Späße natürlich nicht sein lassen konnte und ihn immer wieder gerne ärgerte. Und als er dann tatsächlich im Schwesternkostüm auftauchte, hätte L ihn am liebsten dafür erwürgt. Als er sich ab dem fünften Tag wieder einigermaßen erholt hatte, kamen Rumiko und Jamie zu Besuch und brachten neben gute Laune noch allerhand Sachen mit, die sie eingekauft hatten. Und Rumiko ließ es sich nicht nehmen, für den Kranken etwas Anständiges zu kochen und sie ließ sich von niemandem abhalten. „Wenn man krank ist, braucht man etwas Vernünftiges und keinen Süßkram!“ Damit hatte sie ihr Machtwort gesprochen und L blieb kaum eine andere Wahl, als sie gewähren zu lassen. Jamie half ihr in der Küche mit den Vorbereitungen, während Beyond bei L blieb. „Versuch gar nicht erst, ihr den Quatsch wieder auszureden. Rumiko ist genauso ein Dickschädel und in solchen Momenten nennen wir sie immer Mama Ruby.“ L sagte nichts, er musste sich erst einmal mit dieser völlig neuen Situation anfreunden. Noch nie war es bei ihm so belebt gewesen wie heute. Ansonsten war er immer mit Watari alleine und danach hatte er Beyond an seiner Seite gehabt. Aber jetzt waren auch noch Rumiko und Jamie da und die beiden brachten so viel Leben ins Haus, wie L es noch nie erlebt hatte. Sie versprühten eine Lebensfreude und Energie, die schon fast wieder unheimlich war, aber es fühlte sich gar nicht mal so schlecht an. Obwohl er schon immer mehr der Einzelgänger gewesen war, hatte er das Gefühl, zum ersten Mal eine richtige Familie zu haben. Rumiko und Jamie hatten ihn sofort aufgenommen, als sie gehört hatten, dass er mit Beyond zusammen war und redeten mit ihm, als würden sie ihn schon von klein auf kennen. Sie waren schon eine recht interessante Gruppe, wie L schnell feststellte. Auf der einen Seite die hochintelligente, sehr herzliche, selbstbewusste und fürsorgliche Rumiko, dann der misanthropische, eigenwillige und zur Verschlossenheit neigende Beyond Birthday und dann der gutmütige, kindliche und naive Jamie, der aufgrund seiner Einschränkungen und seiner geringen Intelligenz völlig aus dem Rahmen fiel. Er konnte mit keinem von ihnen mithalten und würde niemals in der Lage sein, die Welt so zu sehen wie normale Erwachsene seines Alters. Im Herzen war er wie ein Kind und trotzdem gehörte er zu dieser Gruppe dazu. Natürlich wollte L schon gerne wissen, wie eine wunderschöne hochintelligente Millionenerbin dazu kam, sich mit jemandem wie Jamie zu verloben. Als Beyond kurz die Küche verließ und L ihr daraufhin die Frage stellte, lachte sie und antwortete „Alle Männer, die ich kennen gelernt hatte, waren entweder hinter dem Geld her, oder sie waren nur scharf auf mein Aussehen. Aber Jamie hat mich schon immer geliebt und gesagt „Ich mag dich so wie du bist und ich werde dich immer lieben, Ruby. Egal was kommt. Du hast mich nie geärgert, oder dich über mich lustig gemacht und warst immer geduldig mit mir, weil ich langsamer bin und vieles nicht verstehe. Ich möchte dich glücklich machen und für dich der Mann sein, den du liebst.“ Das war so romantisch von ihm und den Entschluss habe ich niemals bereut. Es stimmt zwar, dass es mit Jamie nicht immer einfach ist und ich ein Stück weit auf ihn aufpassen muss, weil er dazu neigt, sich in Schwierigkeiten zu bringen. Aber das ist okay so. Ich kann mich auf ihn verlassen, er ist ehrlich und er zeigt mir immer wieder aufs Neue, wie sehr er mich liebt. Allerdings hatte er es nicht leicht gehabt. Seine Mutter starb, als er noch klein war und sein Vater hat ihn ständig geschlagen, niedergemacht und ihn ausgeschimpft, weil er oft gestürzt ist und gestottert hat. Ich konnte das irgendwann nicht mehr ertragen. Als ich auf der Harvard Universität studierte, habe ich Jamie zu mir geholt, weil ich nicht zulassen wollte, dass er eines Tages nicht mehr derselbe ist.“ Rumiko erzählte erstaunlich offen aus ihrem Leben und machte auch kein Geheimnis daraus, dass ihre Adoptiveltern furchtbare Menschen waren, genauso wie ihre leibliche Familie. Diese hatte sie nur zu dem Zweck zurückgeholt, um einen Knochenmarkspender für ihre kranke Zwillingsschwester zu haben. An ihr selbst waren sie nie interessiert. Mit Yumiko hatte sich Rumiko sehr gut verstanden und ihr auch geholfen. Als Yumikos Zustand immer kritischer wurde und feststand, dass sie nicht mehr lange leben würde, kehrte Rumiko der Karasuma-Familie den Rücken zu und begann stattdessen damit, sich um Jamie und Beyond zu kümmern. Kurz nachdem sie ihn vom Waisenhaus abgeholt hatte, ließ sie sich in England nieder und studierte Psychologie in Oxford. Als L das hörte, war er verwundert. „Du hast in Oxford studiert? Aber ich habe keine Unterlagen finden können.“

„Ich habe auch unter dem Namen Ruby Birthday studiert. In Oxford hatten sie deutlich bessere Unterkünfte und ich konnte mich gut um Jamie kümmern, während Beyond anfing, Medizin zu studieren. Schließlich sind wir nach Boston gezogen, als ich dort eine Stelle als Musiklehrerin annehmen konnte und dort auch die Möglichkeit für Jamie bestand, in einer Behindertenwerkstatt zu arbeiten. Alles lief gut, aber dann ist Beyond verschwunden und wir haben lange Zeit nichts mehr von ihm gehört. Nun ja, das ist das ganze Geheimnis um die Zeit, die dir in meiner Akte fehlt. Ich habe einfach unter einem anderen Namen in England studiert, damit meine leibliche Familie mich nicht findet und damit ich nicht mehr von ihnen als lebendes Ersatzteillager für Yumiko missbraucht werden konnte. Es war ihre Idee gewesen, weil sie eingesehen hatte, dass sie nicht mehr lange zu leben hatte und ich nur ihr Ersatzlager war. Sie sagte „Rumi, geh und kümmere dich um deinen Bruder und deinen Freund und mach dir keine Sorgen um mich.“ Ich hätte ihr gerne geholfen, aber ihre Zeit war leider abgelaufen und da kann man nichts machen. Ich konnte das schon immer besser verarbeiten als Beyond. Selbst als William uns verprügelt hat, konnte ich das irgendwie wegstecken und als Cassandra anfing, durchzudrehen und mit Suizidversuchen zu kommen, habe ich mich um meinen Bruder gekümmert und ihn beschützt. Am schlimmsten aber wurde es, als seine Mutter einen Nervenzusammenbruch erlitt und versuchte, ihn vor den Zug zu werfen, um ihn zu töten.“ Als L das hörte, erstarrte er und konnte es nicht fassen. Beyonds eigene Mutter hatte versucht, ihn zu töten? Fassungslos sah er die Halbasiatin an, die schließlich damit begann, das Essen zu kochen. „Sie wollte ihn töten?“ „Ja, sie gab uns die Schuld an ihrem persönlichen Unglück. Ich habe versucht ihn zu retten und bei dem Durcheinander ist sie abgerutscht und auf die Gleise gestürzt. Dabei wurde sie von einem Zug erfasst und starb. Da alle in der Stadt wussten, dass sie depressiv war und öfter versucht hat, sich umzubringen, glaubte man, dass sie sich das Leben genommen hatte. Das und auch die Übergriffe seines Vaters führten dazu, dass er damit begann, die Menschen zu hassen er und immer verschlossener wurde. Wahrscheinlich war das auch der Grund dafür, dass er eine Persönlichkeitsstörung entwickelte.“

„Er hat wohl einiges erlebt“, murmelte L schon fast niedergeschlagen. Als Jamie das sah, klopfte er ihm aufmunternd auf die Schulter und lächelte fröhlich. „Aber jetzt ist ja alles gut. Beyond ist glücklich und er hat jemanden, den er sehr lieb hat.“ Schließlich kam der Serienmörder zurück in die Küche, um nach dem Rechten zu sehen. Da Rumiko kein Durcheinander haben wollte, schmiss sie die Gruppe erst mal raus und schloss die Tür. Knapp eine Viertelstunde später war sie fertig und rief alle in die Küche. Sie hatte eine Hühnersuppe gekocht, was ihrer Meinung nach besonders gut bei Krankheiten half. „So, dann haut mal ordentlich rein. Und wehe es beschwert sich einer. Schmeckt nicht, gibt’s bei mir nicht.“ Es war zu erwähnen, dass sie noch das Messer in der Hand hielt, mit der sie zuvor das Huhn zerlegt hatte und so ließ sich zuerst nicht erkennen, wie ernst sie das gemeint hatte. Doch wie sich schnell herausstellte, war sie nicht nur eine talentierte Sängerin, sondern auch eine gute Köchin.
 

Dank der Pflege von Beyond und seiner Adoptivschwester kam L schnell wieder auf die Beine und nach knapp einer Woche war er wieder so fit wie sonst. Trotzdem legte Beyond ihm nahe, sich noch ein wenig zu schonen, wobei der Detektiv ihn misstrauisch anfunkelte und ihm sagte „Das gilt insbesondere für dich, mein Lieber.“ Sie verbrachten einige Tage zusammen mit Jamie und Rumiko, bis diese sich wieder auf ihren Rückflug vorbereiten mussten. Ihr Japanurlaub neigte sich langsam dem Ende zu und sie mussten in Boston ihre anstehende Hochzeit vorbereiten. Außerdem musste Rumiko noch zum Frauenarzt. Beyond hielt kurz Rücksprache mit L, um mit ihm zu klären, wie es denn weitergehen sollte. Die Frage war ja, ob sie kurzfristig nach Boston fliegen wollten, oder ob sie gänzlich wieder in die USA zurückkehren sollten. Beyond wusste, dass er diese Entscheidung nicht alleine treffen konnte, denn er kannte die Bedingungen ihrer Beziehung ganz genau: wenn er seine Freiheiten behalten wollte, durfte er nicht so einfach abhauen. Und das galt auch für die Ausreise nach Boston. Sie hatten Amerika verlassen, um ganz sicherzugehen, dass Clear und Sam sie nicht mehr finden würden, sollten sie eines Tages ausbrechen. Und nun sollten sie wieder zurückkehren? L dachte eine Zeit lang nach und meinte dann „Meinetwegen könnten wir uns auch in Boston niederlassen.“ Das war das Einzige, was er dazu sagte und mit dieser Entscheidung war Beyond mehr als zufrieden. Er teilte seiner Adoptivschwester den Entschluss mit, dass sie dauerhaft nach Boston ziehen würden und diese freute sich natürlich am meisten darüber. Sie fiel ihm vor Freude um den Hals und kam dann direkt mit der Idee, was sie alle gemeinsam in Boston machen könnten. „Du musst auf jeden Fall wieder im Lovely Evening vorbeischauen, wenn wir dort sind. Die anderen freuen sich sicher schon, dich nach all der Zeit mal wiederzusehen.“ Die Halbasiatin war völlig aus dem Häuschen und freute sich schon wahnsinnig. Ihren Bruder wieder in der Nähe zu wissen, war für sie besonders wichtig und dass dieser auch noch mit seinem Freund dauerhaft nach Boston ziehen würde, war für sie wohl die schönste Freude im Moment.

Am Tag ihrer Abreise hatte Rumiko eine Überraschung für alle parat. Normalerweise verzichtete sie auf überflüssigen Luxus, aber sie hatte einen ehemaligen Geschäftspartner ihrer leiblichen Familie kontaktiert, der ihnen seinen Privatjet zur Verfügung stellen wollte. Wie sich herausstellte, hatte Rumiko den Konzern der Karasumas an eben jenem Mann verkauft und besaß seitdem einige Anteile am Unternehmen. Zwar hatte sie kein Interesse daran, in der Chefetage zu sitzen, aber so war sie für den Fall der Fälle abgesichert. Auch die Bar, in welche sie und Jamie regelmäßig gingen, um dort zu feiern oder sich einfach mit Freunden zu treffen, gehörte zum Teil ihr. Die Bar Lovely Evening stand eine Zeit lang kurz vor der Insolvenz, dann hatte Rumiko den Laden wieder auf Vordermann gebracht und sorgte dafür, dass ihre Lieblingsbar nicht so schnell schließen würde. L hatte irgendwie das Gefühl, als würde er nach und nach in eine völlig andere Welt hineingezogen werden. Es war eine Welt, die ihm bislang fremd war und mit der er noch nicht so wirklich umgehen konnte. Mit einem Male waren Menschen in sein Leben getreten und ließen ihn an ihrem teilhaben. Zum ersten Mal erlebte er ein Miteinander und obwohl es zwischendurch ein wenig chaotisch wurde und manchmal fragwürdige Sachen vom Stapel gelassen wurden, fand er es gar nicht mal so schlecht, wie er immer gedacht hatte. Eine Zeit lang hatte er ja noch befürchtet, Rumiko könnte Ähnlichkeiten mit einer gewissen Person haben, die im Kira-Mordfall verwickelt war, aber dem war zum Glück nicht so. Zwar neigte sie manchmal schon fast zur Überfürsorglichkeit, aber sie drängte sich nicht allzu sehr auf und sie respektierte es auch, wenn L Ruhe haben wollte. Als sie im Flieger saßen und sich auf eine lange Reise einstellen mussten, erzählte Rumiko einige Anekdoten aus ihrer Kindheit und hatte einige Geschichten über Beyond parat, die sogar L erstaunten. So erfuhr er, dass sein Freund bis zu seinem achten Geburtstag fest an den Weihnachtsmann geglaubt und lange Zeit schreckliche Angst vor Clowns hatte. Dass seine Adoptivschwester solch peinliche Geschichten erzählte, passte dem BB-Mörder überhaupt nicht. Und als L dann noch so grinste und fragte „Du hattest wirklich Angst vor Clowns?“ da sah er die beiden giftig an. „Nur um es mal klarzustellen: Wenn man als Kind Stephen Kings „Es“ als Film sieht, dann ist es ja nur natürlich, dass man Angst vor Clowns kriegt.“

„Mag ja sein, aber weißt du noch, was bei Debbys Geburtstagsparty gewesen war?“

„Wag das bloß nicht!“ Doch Rumiko grinste nur amüsiert und erzählte einfach weiter. Auch auf die Gefahr hin, dass ihr Bruder ihr gleich den Hals umdrehen würde. „Als der Partyclown kam, ist Beyond in Tränen ausgebrochen und hat nicht aufgehört zu heulen. Ich hatte alle Mühe, ihn zu trösten und musste ihn nach Hause bringen.“ Beyonds Blick nahm etwas Unheimliches und Drohendes an, aber das interessierte die 26-jährige nicht die Bohne. Sie hatte Spaß an diesen alten Geschichten und erzählte einfach munter eine Geschichte nach der anderen. L selbst musste sich in diesem Moment Beyond als kleines Kind vorstellen, welches beim bloßen Anblick von Clowns anfing zu weinen. Irgendwie niedlich… „Ich weiß was du denkst, L. Hör sofort auf damit!“ „Ach komm Bruderherz, die ganze Zeit bringst du L mit deinen Kommentaren in Verlegenheit, also bist du jetzt auch mal dran.“ Es hatte keinen Sinn. Rumiko und L hatten sich gegen ihn verschworen und Beyond merkte schon, dass er jetzt die Retourkutsche für sein freches Verhalten bekam. Also musste er das jetzt wohl oder übel ausbaden. Er kochte innerlich und als Rumiko dann auch noch ein altes Foto herauskramte, da wurde ihm das zu viel und er versuchte, sie abzuhalten. Doch da war es auch schon zu spät und so hielt L ein altes Foto in der Hand, welches Beyond, Rumiko und Jamie als Kinder zeigte. Rumiko trug ein zweiteiliges schwarzes Kleid und darunter einen weißen Pullover. Ihr blondes Haar, in welchem ihre rote Schleife deutlich erkennbar war, war gerade und schulterlang geschnitten und sie stand in der Mitte, während sie Jamie und Beyond an der Hand hielt. Jamie hatte an seinen Beinen und an den Armen überall Pflaster, trug an seinem linken Handgelenk das rote Band und hatte denselben fröhlichen, aufgeweckten und kindlichen Glanz in den Augen wie heute noch und dasselbe Lächeln. Beyond als Kind wirkte ein wenig distanziert und man sah ihm an, dass er sich regelrecht an Rumiko klammerte. Aber irgendwie sah er als Kind ziemlich süß aus, selbst mit den zerzausten schwarzen Haaren. „Jetzt gib endlich das Foto her, ich sehe darauf total doof aus! Hey!“ Doch L konnte den Blick einfach nicht von dem 8-jährigen Beyond auf dem Foto abwenden. Er sah das etwas schüchterne Lächeln und die Zahnlücke, die darauf schließen ließ, dass er zu dem Zeitpunkt ein paar Milchzähne verloren hatte. Und das machte ihn auf diesem Bild nur noch niedlicher. Beyond schnappte ihm schließlich das Foto weg, doch da kam auch schon Rumiko und versuchte es selbst wieder an sich zu nehmen. „Jetzt stell dich mal nicht so an, Beyond. Ich finde, du siehst da richtig süß aus.“

„Kleine Kätzchen sind süß oder Hundewelpen. Aber ich bin definitiv nicht süß als Kind. Und das Bild wurde gemacht, als ich diese total hässliche Zahnlücke hatte. Also warum hast du ausgerechnet dieses Foto aufgehoben?“

„Weil es das Einzige ist, wo wir alle drei noch drauf waren und jetzt gib schon her!“ Es entstand ein Gekabbel, als wären die beiden noch Kinder, die sich um ein Spielzeug zankten. Schließlich aber ging Jamie dazwischen und nahm das Foto selbst an sich. „Ich finde, es ist ein schönes Foto. Warum machen wir nicht eines zusammen, wenn wir in Boston sind?“

„Ja, am besten direkt nach unserer Hochzeit. Und wir müssen unbedingt eines machen, wenn unser Kind zur Welt gekommen ist.“

„Hey, nun mal langsam“, rief Beyond und versuchte dieses Thema irgendwie wieder zu beenden. „Wir sind noch nicht mal gelandet und haben ein paar Stunden Flug noch vor uns. L, sag doch auch mal was dazu!“

„So schlecht finde ich die Idee gar nicht.“

„Du mieser Verräter… Ihr alle habt euch gegen mich verschworen.“

„Auch schon gecheckt?“ Rumiko grinste frech und kniff Beyond in die Wange und lachte. Und als dieser eine Schmollmiene zog, mussten auch die anderen lachen. So hatte es sich der Serienmörder nicht vorgestellt. Anstatt, dass er auf den Genuss kam, L wieder mal ein wenig zu ärgern, verbündete der sich hinter seinem Rücken offenbar noch mit Rumiko und haute stattdessen ihn in die Pfanne. Schöne Scheiße. Schließlich, als es langsam Abend wurde und der Flug noch weiterging, war Jamie in seinem Sitz eingeschlafen, während Rumiko es sich bequem gemacht hatte und einen Manga las. L war die meiste Zeit damit beschäftigt gewesen, sich auf den neuesten Stand der Dinge zu bringen, was Kriminalfälle betraf. Irgendwann aber, als Rumiko ebenfalls eingeschlafen war, stand er auf und begann nach Beyond zu suchen. Er war irgendwohin verschwunden und seitdem nicht mehr aufgetaucht. Ob er immer noch schmollte wegen dem Foto? Als er an Rumiko vorbeiging, die leise schnarchte, fiel ihr der Manga runter, den sie vorhin noch gelesen hatte. L hob ihn auf und warf einen neugierigen Blick auf die Seiten. Schon als er sah, was dort in Schwarzweiß auf den 180 Seiten getrieben wurde, wurde ihm ganz anders und er legte es schnell wieder weg. Großer Gott, dachte er und sah die schlafende Rumiko beinahe entsetzt an. Zwar hatte Beyond erwähnt gehabt, dass sie einen Faible für solche Beziehungen hatte, aber dass sie auch noch Hardcore Yaois las, das war schon wieder zu viel für ihn. Ob sie irgendwie einen schlechten Einfluss auf Beyond ausgeübt hatte, dass er es beim Sex immer etwas härter haben wollte? Musste wohl so sein… Oh Mann, dabei sah Rumiko doch gar nicht danach aus, als würde sie auf solche Sachen stehen.

L öffnete eine große Schiebetür und sah Beyond auf einer Couch sitzen und ein Buch lesen. Zuerst befürchtete der Detektiv ja, es könnte eine ähnliche Lektüre sein so wie Rumikos, aber zu seiner Erleichterung war es bloß ein ganz normaler Roman. Die Augen des Serienmörders ruhten auf ihn und erstaunt fragte er „Du schläfst noch nicht?“ „Ich hab mich gewundert, wo du geblieben bist.“ „Ich wollte nur ein bisschen Ruhe, das ist alles. Jamie schläft ja immer recht früh ein und da war die Couch eben besetzt und Rumiko liest bis spät in die Nacht immer ihre Mangas.“ An dem Gesichtsausdruck ließ sich deutlich erkennen, dass L irgendwie schon Bescheid wusste. „Ich sehe schon, du bist im Bilde.“

„Deine Schwester hat einen sehr außergewöhnlichen Geschmack. Genauso wie du.“

„Tja, aber zumindest hat es den Vorteil, dass man problemlos mit ihr über solche Sachen reden kann. Aber zugegeben: ihre Lektüren bieten doch wirklich wunderbare Vorlagen.“ Irgendwie hatte L ein ganz mieses Gefühl bei der Sache, als Beyond ihm das sagte. Er hatte doch nicht wirklich das vor, was er befürchtete. Oder etwa doch? Dieses unheilvolle und anzügliche Grinsen sprach jedenfalls eine ganz eindeutige Sprache. „Mo-moment mal, Beyond. Das kann doch wohl nicht dein Ernst sein. Ich meine, Rumiko und Jamie sind hier im Flieger. Wenn sie uns hören, dann…“

„Dann müssen wir eben leise sein. Und selbst wenn, ich häng einfach ein Schild an die Tür.“ Doch das kam für L trotzdem nicht in die Tüte. Sie konnten doch wenigstens warten, bis sie in Boston gelandet waren. Warum musste das ausgerechnet jetzt im Flieger sein, wenn sie jederzeit erwischt werden konnten? Allein der Gedanke daran war schon schrecklich genug. Doch das schien Beyond überhaupt nicht zu stören. „Und überhaupt liegt da doch der Reiz an der Sache, findest du etwa nicht?“ „Überhaupt nicht“, entgegnete L entschieden und machte einen Schritt zurück in Richtung der Schiebetür. Das hier wurde ihm eindeutig zu viel. Er musste schnellstmöglich hier raus, bevor dieser Verrückte noch irgendetwas anstellen konnte. Doch da war Beyond schneller und bekam ihn an der Hand zu fassen. Er zog ihn zu sich heran, nahm ihn in den Arm und küsste ihn. Zuerst versuchte L noch, sich irgendwie herauszuwinden, doch es hatte keinen Sinn. Tief in seinem Herzen spürte er, dass er nicht in der Lage dazu war. Wie lange war es her gewesen, dass er Beyond das letzte Mal im Arm gehalten und ihn so geküsst hatte? Das war schon knapp eine Woche her und er spürte auch, dass er mehr wollte und vor allem Beyond wieder so nah sein wollte. Aber doch nicht hier! Nicht hier, wo sie jederzeit ertappt werden konnten. Allein der Gedanke, dass jemand sie dabei sehen könnte, das wäre für ihn viel zu peinlich. Doch Beyond schien das vollkommen egal zu sein. „Jetzt mach dir mal keinen Kopf deswegen. Ich sagte doch, dass Rumiko absolut locker ist und um Jamie brauchst du dir da auch keine Sorgen machen.“

„Trotzdem muss ich das nicht haben, verdammt.“

„Tja, dein Pech. Denn ich werde dich nicht so schnell wieder gehen lassen. Da musst du wohl jetzt durch.“



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