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Vom Opfer zum Helden

von

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Fast schon panisch hatte er dem Arzt gesagt, was passiert war, der den Kranken im Bett einige Sekunden musterte und dann eine Spritze zubereitete und Wortlos die Injektion bei dem Kleinen vornahm.

„Sie müssen sich gedulden, Herr Fair. Er wird jetzt wieder eine ganze Weile schlafen.“

„Aber was ist mit Nahrung und all dem? Wenn er nichts isst oder trinkt fällt er vom Stängel!“, fragte Zack mit Nachdruck.

„Darum kümmern wir uns jetzt. Geben sie ihm Zeit. Herr Strife ist sicher traumatisiert.“

Betrübt ließ der Welpe die Schultern hängen. Warten! Das konnte er am wenigsten. Aber vielleicht war das gerade eine gute Übung um Geduld zu lernen. Seufzend setzte er sich wieder auf den Stuhl neben dem Bett, als der Arzt gegangen war und ergriff erneut die Hand des Blonden.

„Halte durch! Hörst du? Ich bin bei dir!“, murmelte er leise, in der Hoffnung er würde seine Worte irgendwie vernehmen.
 

Wie lange er so da saß und die kalte Hand von Cloud in seinen eigenen hielt, um sie zu wärmen, wusste er nicht. Als ein paar Krankenschwestern mit irgendeinem Gerät herein kamen. Sie setzten an den anderen Arm des Infanteristen eine Kanüle und steckten irgendeinen Schlauch hinein. Zack konnte sich nur denken, dass sie ihm Nährstoffe über den Blutweg injizierten und sah ihnen wortlos dabei zu. Es dauerte nur wenige Minuten, ehe er wieder alleine mit ihm war.

Sein Blick wanderte erneut, nur diesmal langsamer und genauer, über den zierlichen Körper, der sich unter dem dünnen Bettlaken abzeichnete. Täuschte er sich, oder hatte Cloud in den drei Tagen stark abgenommen. Er war zwar schon immer sehr schlank gewesen, aber das grenzte ja schon an nur Haut und Haar, nach Zacks Vorstellung. War etwa schon vor gestern Abend etwas vorgefallen? Oder aß der Kleine seitdem sie sich kannten einfach weniger? Viele Fragen schossen ihm durch den Kopf, während die Sorge in ihm stetig wuchs. Am liebsten hätte er es sofort heraus gefunden. Doch da derjenige, welcher ihm diese Antworten geben konnte, im Tiefschlaf lag, mussten sie unbeantwortet bleiben.

Erneut seufzte Zack schwer und schüttelte einige Sekunden später den Kopf. Und wenn er es nicht heraus fand, war es auch nicht schlimm. Schließlich war der nächste Schritt jetzt erst mal, den Kleinen wieder zu Kräften zu bekommen, damit dieser sein Trauma überwinden konnte. Und der Klasse 2 Söldner hatte sich fest vorgenommen, ihn dabei zu unterstützen so gut er nur konnte. Auch wenn es für das Erste darauf hinaus lief, dass er den ganzen Tag einfach nur bei ihm saß und seine Hand hielt. Er war sich sicher, dass es ihm half.
 

Als er das nächste Mal erwachte, wurde er nicht mehr von einem grellen Licht geblendet. Nur die Notbeleuchtung erhellte den Raum ein wenig, sodass eher ein Dämmerlicht vorherrschte. Aus dem Grund nahm er an, dass es Nacht war. Langsam den Kopf nach rechts und links drehend sah er sich in dem Raum um. Er war alleine. Zu seiner Linken stand ein Ständer mit einem undurchsichtigen Beutel daran, von dem aus ein Schlauch in seinen Arm ging. Er fragte sich nicht wieso, da es ihn in dem Moment auch nicht interessierte.

Etwas unruhig sah er zur Tür, dann wieder an die weiße Decke.

Die Erinnerungen waren schon seit der ersten Sekunde, in der er aus seinem Schlaf erwacht war, wieder da. Doch nicht so unangenehm einnehmend als zuvor. Nicht, dass er sie mochte. Sie waren so grausam und schrecklich wie von Beginn an, aber er hatte das Gefühl, nicht mehr verrückt zu werden, wenn er daran dachte. Dennoch würde er sie am liebsten auslöschen oder gegen andere, schönere eintauschen und täte es sofort, wenn eine Fee käme und ihm ein Angebot machte.

Clouds Blick wanderte zu der Flasche auf dem Tisch neben seinem Bett und ganz plötzlich hatte er das sehnsüchtige Verlangen danach, zu spüren wie dieses kühle Nass seine Kehle benetzte. Doch er zögerte einige Sekunden, ehe er sich dann traute, sich zu bewegen. Langsam schob er sich hoch und stütze sich auf die Ellbogen. Wie erwartet kam der Schmerz schon nach der ersten Bewegung. Allerdings nicht so plötzlich und stark wie das letzte Mal, dennoch musste er kurz so verharren, ehe er die linke Hand nach der Flasche ausstreckte. Aber er kam noch nicht nahe genug an sie heran. Mit schmerzverzerrtem Gesicht richtete er sich noch ein wenig weiter auf und ergriff endlich das gläserne Gebilde. Schweiß rann ihm die Stirn hinab, als er sich an das Kopfende des Bettes lehnte und die Flasche vorsichtig aufdrehte. Gierig setzte er sie an seine trockenen, aufgesprungenen Lippen und genoss dann das Gefühl, als die ersten Tropfen des Wassers seinen Gaumen benetzten. Doch schnell nahm er größere Schlucke und lehrte die Flasche in fast einem Zug.

Erschöpft von der kleinen Anstrengung blieb der Wolf einige Sekunden so sitzen, bevor er den Wasserbehälter zurück auf den Tisch stellte und sich so langsam wie er sich aufgesetzt hatte wieder hinlegte. Sein Brustkorb bebte immer noch, als er endlich wieder lag und die Augen schloss. Schon die wenigen Bewegungen hatten ihn viel Kraft gekostet und er wurde wieder müde. Jedoch nicht müde genug, um wieder einzuschlafen. Nicht zuletzt hielten ihn die Schmerzen von der Ruhe ab. Sie waren unangenehm wie zuvor und nach einer Weile ergriff ihn erneut eine eigenartige Unruhe, sodass er sich ein wenig hastig nochmals im Zimmer umsah. Aber es blieb alles ruhig. Vielleicht löste gerade das in ihm diese Unrast aus. Weil alles so still und leer war. Seufzend blickte er wieder an die Decke. Er würde warten müssen, bis der neue Tag anbrach und in dem ShinRa-Gebäudekomplex wieder das tägliche Treiben los ging, das ihm zeigte, er war nicht allein.
 

Mal wieder riss ihn sein Wecker aus dem Tiefschlaf. Wieso mussten sie auch so früh aufstehen, wenn keine Mission war? Leise stöhnend, während sein Wecker immer noch rappelte, drückte er sich sein Kissen auf den Kopf. Doch schon wenige Sekunden später schaltete er das blöde Ding aus und stand sich streckend und gähnend auf. Sofort waren seine Gedanken wieder bei Cloud, während er begann sich im Bad frisch zu machen und umzuziehen.

Es war schon der Dritte Tag, den dieser im Krankenflügel lag und zwei davon, hatte er so gut wie verschlafen. Er war ja nur das eine Mal kurz wach gewesen. Erneut versetzte es Zack einen Stich ins Herz als er das panische, verzweifelt nach Hilfe rufende Gesicht des Kleinen vor sich sah. Er würde alles dafür tun, damit er es nicht noch ein Mal sehen musste.

Schnell eilte er zum Speisesaal, da er mal wieder ein wenig später dran war. In letzter Zeit fiel es ihm irgendwie schwerer, so früh morgens aus den Federn zu kommen, dass er oft begann zu trödeln. Seine Kollegen saßen schon an den Tischen und begannen gerade ihre Kaffees zu trinken, als er in den kleinen Raum kam. Für die Söldner von SOLDAT hatte man ein kleines separates Zimmer zum Essen eingerichtet, damit sie nicht immer mit der ganzen Infanterie ihre Mahlzeiten einnehmen mussten.

„Guten Morgen, Langschläfer!“, begrüßte ihn sein Lehrmeister, wie immer mit einem tadelnden Unterton in seiner Stimme. Kurz warf Zack ihm einen verärgerten Blick zu, ehe er sich neben ihm niederließ und ein freundliches „Guten Morgen!“, an alle richtete. Nun, es waren ja nur Genensis, Sephiroth, Angeal und er, die momentan in SOLDAT waren. Irgendwie hatten die Mitglieder abgenommen. Ob sie nun einfach ausgestiegen oder entlassen waren, wusste er nicht. Aber als er in die Eliteeinheit aufgenommen worden war, saßen noch mindestens fünf mehr an dem Tisch, der jetzt vergleichsweise leer war.

Nach einem Schluck Kaffee, fragte Zack dann einfach mal neugierig nach.

„Was ist eigentlich mit den anderen von SOLDAT passiert, dass wir jetzt nur noch zu viert hier sitzen?“ Schweigend sahen seine drei Kollegen ihn einige Sekunden einfach nur an, ehe der Rothaarige antwortete:

„Sie sind verschwunden. Und da das schon vor einiger Zeit passiert ist, für tot erklärt worden. Man hat nichts mehr von ihnen gehört. Seltsam, nicht?“ Fast hätte der Welpe sich an dem heißen Getränk verschluckt, als er das hörte.

„Vermisst? Aber... wieso und seit wann?“

„Jeder zu einem anderen Zeitpunkt. Zwei sind vor gut einem Jahr zu einer Mission aufgebrochen, von der man dachte, sie wäre leicht. Doch man hat den Kontakt zu ihnen verloren und sie sind nicht wieder aufgetaucht. Um herauszufinden was geschehen war, wurden zwei Weitere geschickt, mit denen das gleiche geschah. Man hat erst mal die Finger davon gelassen. Aber wenig später, sind wieder welche auf die selbe Art und Weise verschwunden, obwohl deren Missionen gar nichts damit zu tun hatten. Bis heute weiß man nicht warum“, erläuterte der Silberhaarige schulterzuckend. Eine ganze Weile schwiegen sie und Zack blickte den langen Tisch hinab. Würde er auch bald einfach so verschwinden und nicht wieder auftauchen, wie seine ehemaligen Kollegen? Nun, zumindest würde er dann herausfinden, wie diese Verluste zustande gekommen waren. Aber würde er dann wieder hierher zurückkehren können? Nein! Es durfte nicht zu so etwas kommen. Schließlich gab es jemanden hier, dem er dringend helfen musste.

Entschlossen biss er in sein Brötchen und sie aßen schweigend zu Ende. Gemeinsam standen sie auf und er folgte seinem Meister in Sektor 3 für das Training. Er konnte sich mittlerweile wieder genug konzentrieren, sodass Angeal es nicht erneut abbrechen musste und ihn sogar zum Ende hin lobte. Endlich hatte er es auch mal geschafft das Übungsschwert nicht unbrauchbar zu machen.

Der Klasse 1 Söldner lächelte ihn zufrieden an, als sie den Trainingsraum verließen.

„Du hast dich also wieder sammeln können. Das ist gut, Zack! Mach weiter so!“ Der Welpe nickte entschlossen.

„Ich hab nicht vor nach zu lassen, Angeal!“
 

Da es schon auf den Mittag zu ging, machte der Schwarzhaarige sich nur kurz frisch und stieß dann wieder zu seinen Kollegen für die gemeinsame Mahlzeit. Diese verlief nun nicht mehr so stillschweigend und bedrückt.

„Wow, Angeal! Du siehst ja zufrieden aus. Was hat unser Welpe denn diesmal angestellt?“, kommentierte Genesis den entspannten Gesichtsausdruck seines Kindheitsfreundes.

„Der Welpe hat sich wieder gefangen und es endlich mal geschafft, das Schwert ganz zu lassen.“

„Ach, tatsächlich!“ Ein überraschter Blick traf ihn und er erwiderte ihn nur ein wenig genervt. Genesis machte sich des öfteren über ihn lustig und er fühlte sich von dem Älteren in keinster Weise ernst genommen, was bei Sephiroth ganz anders war.

„Es freut mich, dass du Fortschritte machst, Zack!“ Dieser nannte ihn wenigstens beim Namen und hatte immer gute Tipps parat.

„Ach, Genesis“, wechselte Angeal das Thema. „Hast du, rein zufällig, letztens ein Sephiroth-Hologramm in unser Trainingsprogramm geschleust?“ Kurz blickte der Angesprochene sein Gegenüber erschrocken an, ehe er schief grinste und den Jüngsten ansah.

„Na, wie weit bist du gekommen?“

„Also wirklich, Genesis!“, mischte sich der Älteste ein, der sich wohl nicht so darüber amüsierte, wie sein rothaariger Kollege. „Denkst du im Ernst, Zack könnte es mit mir aufnehmen?“ Schon wollte er lautstark protestieren, doch er wurde, wie so oft, gar nicht erst zu Wort gelassen.

„Willst du etwa damit sagen, du bist unbesiegbar, Sephi?“

„Bitte, Genesis. Habt ihr mich etwa schon mal zu zweit an meine Grenzen gebracht? Nicht, dass ich unbesiegbar wäre, aber wie soll der Kleine das denn schaffen, wenn ihr noch nicht mal zu zweit mir die Hölle heiß machen könnt.“

Angeal schüttelte den Kopf. Die zwei konkurrierten immer wieder und, wenn sie sich stritten, dann ging es immer um das Selbe: Wer war der Stärkste? Schon oft, hatten sie heimlich ein ernsthaftes Kräftemessen veranstaltet und immer war Sephiroth deutlich der Überlegene gewesen. Seit dem dies das erste Mal klar geworden war, hatte Genesis nicht locker gelassen und versuchte nun immer wieder, statt dem Ältesten, die Heldenrolle zu ergattern. Und das fast schon krampfhaft. Diesem schien es jedoch auch Spaß zu machen, den Rothaarigen zu ärgern und immer wieder herauszufordern. Was seine Intensionen dafür waren, wusste er nicht so recht. Sephiroth war zwar an für sich ein netter, freundlicher und hilfsbereiter Kerl, der seinen Kameraden nie ernsthaft etwas antun würde, aber was ihn wirklich tief in seinem Herzen bewegte, das ließ er nicht nach draußen. Es interessierte Angeal und er ertappte sich oft dabei, dass er nahe dran war, den Älteren einfach zu fragen. Doch er ließ es immer wieder bleiben. Er wollte ihre Freundschaft nicht aufs Spiel setzen.

Auch jetzt betrachtete er ihn, diese silberne Mähne, während seine Kollegen sich mal wieder stritten. Wieso hatte Sephiroth solch eine Haarfarbe? Das war alles andere als gewöhnlich. Er wollte es so gerne wissen, so gerne erforschen, was er eigentlich dachte und wie er sich fühlte. Waren sie für ihn überhaupt so etwas wie Freunde? Oder sah er sie nur als lästige Kollegen an.

Er war so in Gedanken versunken, dass er nicht merkte, wie Zack ihm einen kurzen Blick zu warf, der dann kurze Zeit später irritiert war. Wieso sah sein Lehrmeister nur so gebannt auf den Ältesten von ihnen? Einige Male huschte sein Blick zwischen ihnen hin und her, bevor es klick machte. Ein schiefes Grinsen machte sich in seinem Gesicht breit und er aß amüsiert zu Ende, während die anderen sich immer noch stritten.

Ende des Spiels war, dass Angeal sich dabei ertappte, wie er, mal wieder, Sephiroth anstarrte und senkte ein wenig verlegen den Blick. Doch nahm er die Reaktion seines Schülers immer noch nicht wahr. Er aß ebenfalls zu Ende und seine Freunde beendeten mehr oder weniger zufrieden ihren Streit. Mürrisch löffelte Genesis die Suppe aus, während die Lippen des Silberhaarigen ein triumphierendes Lächeln umspielte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  RandaleEiko
2014-08-14T20:41:48+00:00 14.08.2014 22:41
Hehe schönes kapitel besonders das ende.Ich hoffe Zack ärgert angeal nicht zu sehr damit das er weiß das er auf seph steht. Aber sollte er nicht mal bald schnell Cloud vbesuch und ihm beistehen ?!
Von:  Dekowolke
2014-08-14T19:09:16+00:00 14.08.2014 21:09
Ich glaube es gibt nur zwei Personen die Genesis wirklich ernst nimmt und das sind sowohl er wie auch die Göttin xD oh aber ich musste schon lachen, als Angeal nachfragte ob Genesis das Hologramm eingeschleust hat. Die armen Opfer, die von dem Hologramm erwischt wurden :o aber Genesis muss halt jede Gelegenheit dazu nutzen gegen ihn zu kämpfen und besser zu werden :D

Hehe und der leichte Hinweis am Ende lässt zumindest schonmal viel erahnen. Ich mein, dass ich Ang nicht sonderlich gut leiden kann weißt du ja aber mit deinem Schreibsstil kann ich's mir gut vorstellen, wenn da doch mal mehr laufen würde zwischen ihm und Seph. Na, abwarten was noch so alles kommt :3

Ich hoffe mal auf noch ein paar mehr Diskussionen zwischen Seph und Gen xD ich liebe es einfach, wenn die beiden sich streiten. Und wenn es sowas banales wäre wie über die Farbe einer weißen Schüssel xD


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