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Vom Opfer zum Helden

von

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Voll aufgedreht ließ er das lauwarme Wasser auf sich prasseln. Er mochte es lieber etwas kühler als zu warm. Dieses Element liebte er. Wasser war so wunderbar vielfältig, denn es konnte ruhig in einem See mit kaum spürbarer Strömung liegen und diese Ruhe ausstrahlen, es konnte lachend in einem kleinen Bach einen Berg hinab plätschern oder aufgebraucht brausend in hohen Meereswellen gegen die Klippen stürzen. Jede Emotion konnte es mit größter Präzision ausdrücken und einem sogar weiter geben. Doch stille Wasser sind tief, das hatte er auch nur zu deutlich bei dem blonden Infanteristen bemerkt. So oft Zack auch versucht hatte etwas mehr über ihn zu erfahren, um so knapper hatte er geantwortet. Was er wusste war, dass Clouds großes Vorbild der Klasse 1 Söldner Sephiroth war und er genau so ein Held werden wollte wie dieser, um irgendein Kindheitsversprechen einlösen zu können. Dass er aus Nibelheim kam, war ihm mittlerweile auch bekannt. Aber ob er eine schöne Kindheit erlebt oder schon von klein auf ein hartes Leben hatte, wusste er nicht, so sehr es ihn auch brennend interessierte.

Der Welpe wollte alles über den jungen Infanteristen wissen. Was er mochte oder nicht. Was ihn glücklich machte oder nicht. Was ihm auf dieser Welt teuer war oder auf was er verzichten konnte.

Hastig schüttelte er den Kopf und Wasser spritzte in alle Richtungen. Was dachte er da nur! Hatte Angeal etwa doch Recht? Nun, Cloud war zwar kein Mädchen, aber er merkte, dass seine Gefühle ihm gegenüber von anderer Natur waren, als rein freundschaftlich. Ein Seufzer entrang sich seiner Kehle. Wann war er eigentlich unter die Grübler gegangen? Das war doch wirklich nicht seine Art!

Gedacht, getan!

Er stellte das Wasser ab und schnappte sich ein Handtuch, um sich trocken zu rubbeln. Kurz fuhr er sich vor dem Spiegel durch die feuchten, widerspenstigen Haare. Sie machten einfach was sie wollten und ließen sich nur schwer bändigen, deshalb stylte er sie nie. Es brachte einfach nichts.

Dann schlüpfte er in eine frische Uniform, schulterte sein Schwert und trat in den Gang. Aufatmend und mit einem leichten Lächeln auf den Lippen schlenderte er zum Krankenflügel. Vor dem Mittagessen wollte er auf jeden Fall nach seinem kleinen Freund sehen. Vielleicht war er schon wach? Doch er wurde enttäuscht. Cloud schlief immer noch wie ein Stein. Und das war womöglich auch erst mal gut so. Aber irgendwann musste er aufwachen, sonst würde er sich noch mehr Sorgen machen.

Da er den Wolf nicht weiter in seiner Bettruhe stören wollte, ging er in den Speisesaal und nahm mit seinen Kollegen das Mittagessen ein. Danach begann er gelangweilt im Aufenthaltsraum die Zeit mit Situps totzuschlagen.
 

„Da schau an, unser ruheloser Welpe!“, säuselte auf ein mal eine Stimme vom Eingang herüber und Zack wandte den Kopf.

„Sephiroth!“, rief er überrascht. Er hatte den Rang 1 Söldner lange nicht mehr gesehen.

„Lange nicht gesehen, Zack, was?“ Der hochgewachsene Mann mit den langen silbernen Haaren kam auf ihn zu. Ein freundliches Lächeln umspielte seine Lippen. Eifrig nickte der Angesprochene.

„Ja, ziemlich lang. Was hast du denn getrieben?“ Sein Gegenüber schüttelte leicht den Kopf.

„Nur Nachforschungen im Auftrag ShinRa's erledigt. Vielmehr interessiert mich, was du so treibst. Ich hab gehört du hast dich eines Infanteristen angenommen?“ Zack nickte.

„Ja, wenn man ihn fördert könnte er schnell zu einem Rang 1 Söldner werden – wenn es ihm dann bald wieder besser geht“, fügte er noch etwas leiser und mit Sorge in der Stimme hinzu, während er etwas betrübt den Blick abwandte

„Was meinst du damit? Hat das etwa damit zu tun, dass die Hälfte von Einheit 7 rausfliegt?“ Er nickte erneut.

„Ja, leider!“ Der Ältere legte ihm eine Hand auf die Schulter.

„Ich weiß zwar nicht, was genau passiert ist, aber wenn man sich richtig um jemanden kümmert, kann derjenige auch wieder auf die Beine kommen. Ablenkung ist dabei die beste Strategie.“ Verwirrt blickte Zack Sephiroth an. Woher wusste dieser das nur? Hatte er etwa schon so viel Erfahrung, so viel Menschenkenntnis? Er erstaunte ihn immer wieder, wenn sie sich trafen und unterhielten. Und jedes Mal lernte er irgendeine Kleinigkeit dazu.

„Wie läuft dein Training?“

„So schlecht wie noch nie!“, erklang Angeals tiefe Stimme auf dem Flur und er trat ein, seinen Freund und Kollegen mit zurückgehaltener Freude begrüßend.

„Wieso schlecht?“, verwundert und zugleich tadelnd blickte Sephiroth den kleinen Schwarzhaarigen an.

„Unser Welpe ist wohl immer noch nicht aus der Pubertät und hat anscheinend irgendwo ein Mädchen kennengelernt. Seine momentane Konzentration ist bei null.“ Grob fuhr Angeal seinem Schüler durch das noch feuchte Haar und blickte ihn vielsagend an. Dieser wollte sich lauthals beschweren, ließ es aber doch. Sein Meister sollte lieber denken, er habe ein Mädchen, als dass er wusste, wem gegenüber er gewisse Gefühle hatte. Beleidigt verschränkte Zack die Arme vor der Brust und blickte trotzig aus dem Fenster, während er den Silberhaarigen lachen hörte.

„So so. Ein Mädchen. Dann ist es kein Wunder, dass das Training nicht so läuft wie es sollte und du so ungeduldig bist.“ Dann wandte er sich zu seinem Freund. „Bist du dir sicher, dass es ein Mädchen ist, Angeal? Und nicht doch vielleicht...“ Er zwinkerte ihm zu, ehe er winkend den Raum verließ. „Man sieht sich, ihr zwei!“

Dann war er mit seinem Meister alleine. Wieso hatte Sephiroth das gesagt? Ahnte er etwa doch etwas? Mürrisch blickte er ihm nach und spürte dann den forschenden Blick Angeals auf sich ruhen.

„Was?“, rief er empört. „Hab ich irgendwo Tomatensauce im Gesicht?“

Der Größere schüttelte amüsiert lächelnd den Kopf, kam auf ihn zu und legte eine Hand auf seine Schultern, während er ihn freundlich ansah.

„Ach, Zack! Sei vorsichtig, ja? Nicht, dass du dir den Falschen angelst!“ Dann ging er an ihm vorbei ebenfalls aus dem Aufenthaltsraum. Mit offenem Munde sah Zack ihm nach.

Das konnte doch nicht wahr sein! Jetzt fing Angeal auch noch damit an! Hatten sie sich jetzt gegen ihn verschworen? Doch da seine Stimmung sowieso schon den ganzen Tag im Keller war, machte das jetzt auch keinen Unterschied mehr.
 

Fast schon trotzig wie ein kleines Kind, vielleicht mehr wie ein Hund, der bei einer schlimmen Tat erwischt worden war, trottete er mal wieder zum Krankenflügel. Verwunderte Blicke folgten ihm. Denn eigentlich war er derjenige, der durch seine fröhlich, offene Art alle zum Schmunzeln brachte. Aber an dem Tag brachte er das nicht fertig.

Leise schloss er die Tür erneut hinter sich, stellte einen Stuhl neben das Bett und seufze erst ein mal tief und lange. Der Welpe hob den Blick und betrachtete Cloud, wie er, immer noch mit geschlossenen Augen und ruhigem Atem, in dem Bett lag. Seine Gesichtszüge waren entspannt, jedoch zeichnete sich kein Hauch von Freude darin ab. Es stimmte. Zack hatte den Kleinen erst zwei Male lächeln gesehen. Gelacht hatte er noch nie. Zumindest nicht in seiner Gegenwart.

Zur gerne würde er ein Mal über die blassen Wangen streichen, doch er traute sich nicht. Fürchtete sich davor, dass sie wie hauchdünnes Porzellan unter seinen Fingern zerbrächen. Stattdessen zog er sich den linken Handschuh aus und ergriff sanft und vorsichtig die ihm am nächsten liegende Hand des Wolfes.

„Ach, Cloud!“, hauchte er kaum hörbar und schloss für einen Moment die Augen.

Die Hand, welche er umfasst hatte, war kühl, dennoch zart, weich und wenig abgenutzt. Im Gegensatz zu seinen, vom Schwertkampf schon schwieligen Pranken. Ja, er hatte das Gefühl im Vergleich zu seinem Körper übermächtig große Pfoten zu haben.

Langsam begann sein Daumen über den fast schon knochigen Handrücken zu streichen.
 

Eine Wärme, die von seiner Linken aus sich in seinem Körper ausbreitete, weckte ihn auf eine wohlig, angenehme Weise. Im ersten Moment fühlte er sich wie ihm Himmel. Doch sogleich brach der düstere Vorhang mit den finsteren Erinnerungen über ihm nieder und er zuckte zusammen. Übelkeit stieg in ihm auf, als diese Bilder in Sekundenschnelle vor seinem inneren Auge vorbei flogen.

„Cloud?“, hörte er dann leise, wie jemand, nein, eine wohlbekannte, freundliche, warme Stimme nach ihm rief und dann nahm er wieder diese wohltuende Wärme wahr. Jemand hatte seine linke Hand sanft ergriffen. Dann öffnete er die Augen und blinzelte, ehe sie sich an das weiße Licht von der Decke gewöhnt hatten.

„Cloud!“, erneut diese Stimme, doch jetzt erleichtert und näher. Langsam wandte er den Kopf nach links und sah in zwei freudig, besorgte blaue Augen, die von schwarzen, unbändigen Zotteln umrahmt waren.

Er öffnete seinen trockenen Mund und brachte nur ein kaum hörbares: „Zack!“ hervor. Seine Kehle schien ihm so rau wie Schleifpapier zu sein.

„Ich bin so froh, dass du aufgewacht bist!“, sagte der Schwarzhaarige erfreut.

Er war wach, ja. Doch am liebsten hätte er ewig geschlafen, damit er sich nicht an diesen Vorfall erinnern musste.

„Du hast sicher Durst und Hunger. So lange wie du geschlafen hast. Hier erst mal was zu trinken!“ Und schon wurde ihm ein Glas mit Wasser vor die Nase gehalten. Langsam richtete er sich auf, doch ganz plötzlich schoss ihm ein brennender Schmerz durch den Unterleib und er verharrte mit angespannten Muskeln einige Sekunden. Er fühlte sich in der Zeit zurück geworfen. Genau in diesen einen Moment hinein.
 

Zack sah die panisch weit auf gerissenen Augen des Kleinen und es versetzte ihm einen Stich ins Herz, diesen so zu sehen.

„Cloud!“, flüsterte er leise und schob den Arm unter seine Schultern, um ihn zu stützen, da dieser sich einfach nicht mehr regte.

„Hey, Kleiner!“ Seine Stimme war sanft, leise und zart. Dann richteten sich die leeren Augen des Jungen in seinem Arm wieder direkt auf ihn und er begann am ganzen Leib zu zittern.

„Oh, Gott!“, hauchte er. Zack wusste nicht was er tun sollte. Wie konnte er dem Kleinen helfen, dass es aufhörte? Er verzweifelte leicht, als er auch noch die Tränen sah, die ihm haltlos über die Wangen kullerten. Sanft und mit der größten Vorsicht, die er aufbringen konnte, legte er ihn wieder hin und sagte deutlich:

„Cloud? Ich hole einen Arzt, bin also gleich wieder da, ja?“
 

Die Wärme verschwand und er streckte die Hand nach ihr aus. „Geh nicht!“, formten seine Lippen, doch kein Ton drang aus seiner Kehle. Dann war er wieder alleine und die Dunkelheit griff mit langen Armen nach ihm. Groß und bedrohlich beugte sie sich über ihn, mit einem hämischen Grinsen, das auf einem Gesicht mit blauen Augen umrahmt mit schwarzen Haaren prangte. Innerlich schrie er, wand sich, rief nach Hilfe, nach der Wärme die gerade eben noch da gewesen war. Er wollte das nicht. Wollte nicht, dass dieses Gesicht ihn einnahm und beherrschte.

Doch plötzlich drängte etwas die Finsternis wieder zur Seite. Er hörte Stimmen, die er jedoch nicht so recht zuordnen konnte, da ein Schmerz seine Wahrnehmung dämpfte. Dieser war eben so plötzlich da gewesen, wie die Wärme verschwunden war. Aber er spürte, dass sie wieder kam. Irgendwo in seiner Nähe verharrte sie. Doch er wollte sie wieder ganz bei sich. Hatte er doch Angst vor dieser einsamen Dunkelheit, die nur unendlichen Schmerz versprach. Sie sollte ihn aus den Klauen seiner Widersacher befreien, mit dieser zarten, warmen Hand.

Stattdessen berührten ihn kalte Finger an manchen Stellen, ehe ihn nach einem Stich im Arm ein dumpfes Gefühl überwältigte. Es machte ihn ganz schläfrig und benommen, sodass ihn bald ein warmes Grau umgab und er nichts anderes mehr wahrnahm.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  RandaleEiko
2014-08-13T20:11:34+00:00 13.08.2014 22:11
Nooooiin cloooudy. Armer cloud ich hoffe der schläft jetzt in ruhe und was seph angeht brauchte er wohl keine menschenkentniss er sah ich seine verliebtheit schon an !
Von:  Dekowolke
2014-08-13T18:59:01+00:00 13.08.2014 20:59
Hab ich dir schon gesagt, dass ich deine FF mag? Nein? Dann sag ich es jetzt: ich mag deine FF :D Die Art wie du die Charaktere agieren lässt und alles passt so schön rein irgendwie. Und ist nicht so OoC wie es bei mir öfters mal der Fall ist xD

Ach, ich find's klasse dass ausgerechnet Sephiroth den Welpen sofort durchschaut hat :3 ich hatte ehrlich gesagt ein wenig Angst, dass du ihn als kaltes Arschloch oder so darstellst. Gut, dass es nicht so gekommen ist :3

Oh und wie toll von Zack immer wieder zu seinem Blondie ins Krankenhaus zu kommen. Solange dieser bei ihm ist kann er das Ganze bestimmt auch besser verarbeiten. Wobei das wohl noch sehr lange dauern kann und ihnen vielleicht sogar im Weg stehen könnte. Es würde mich sogar nicht wundern, wenn Cloud im Dunkeln oder so sogar Angst vor Zack hätte.

Also nicht direkt vor ihm sondern weil er ja auch schwarze Haare und blaue Augen hat. Wie sein ewiger Peiniger eben. Oder habe ich da was falsch verstanden? Oo nja, egal ich hab Vertrauen in die beiden Stachelköpfe :D
Antwort von:  RandaleEiko
13.08.2014 22:14
Ich fände die idee auch nich schlecht das Cloud vor Zack angst hätte immerhin sehen seine peiniger im sehr ähnlich da hast du recht außerdem bringt es mehr DRAMATIK ind die ff (o0o)


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