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マリオネット

Sasori x Deidara
von

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Schnell hastete Deidara den Gang zum Arbeitszimmer seines Senpais entlang. Es war die letzte Woche vor den großen Abschlussprüfungen, weshalb er wusste, dass Sasori nicht sehr viel Zeit für ihn haben würde, aber andererseits stand seine eigene Zwischenprüfung ebenfalls kurz bevor. Er war einfach zu egoistisch und wollte sich auf jeden Fall den Rat des anderen für seine Arbeit einholen. Undzwar jetzt, da der Abgabetermin für die erste Ausarbeitung der Abschlussarbeit anstand. Er hatte nur noch eine gute Stunde bis seine ausgefertigte Skizze dem Professor vorliegen musste.
 

„Sasori no Danna!“, entkam es ihm laut, als er ohne anzuklopfen die Tür des alten Kunstraumes aufriss. Hier hatte sich Sasori seit Beginn seines Studiums eingenistet, ihn als sein Eigen deklariert und niemand störte sich daran, da dieser Raum nicht viel mehr als eine größere Abstellkammer war. Allerdings waren andere Studenten sowohl von dem düsteren Ambiente, als auch von der kühlen Art des Kleinen stets ferngehalten worden, sodass es zu dem perfekten Rückzugsort wurde.
 

Nur hatte sich dies schlagartig geändert, als Deidara an diese Universität gekommen war.

Mit einer bodenlosen Dreistigkeit nervte er seinen Senpai regelmäßig und obwohl er ihn für seine Kunstwerke in gewisser Weise bewunderte, so wollte er sich an ihm messen und ihm ebenbürtig sein. Von wem konnte man also eine bessere Kritik erwarten, als von Sasori, der die meisten Arbeiten in den Schatten stellte oder sie gnadenlos nieder redete? Diesmal würde er sicherlich gelobt werden.
 

„Sasori, un?!“

Weil er keine Antwort erhielt, trat Deidara ein, um sich umzuschauen. Wohlmöglich hörte ihn der andere und hatte er einfach nur kein Interesse ihm zu antworten, weshalb er ihn dazu zwingen wollte sich seine Arbeit anzuschauen. So etwas wie Angst kannte er im Gegensatz zu den anderen Studenten zwar nicht, aber sein Respekt war gegenüber seinem Senpai sehr hoch.
 

Mit wesentlich ruhigeren Schritten ging er an einigen gestapelten Tischen und Schränken vorbei, bis er schließlich vorm ehemaligen Pult stand, von wo er seinen Blick noch einmal durch das Zimmer schweifen ließ. Es war düster wie immer, aber er war tatsächlich allein.
 

„Moah.“, begann der Blondschopf leise zu jammern, während er einen prüfenden Blick auf sein Handy warf. Die Zeit zerrann förmlich in seinen Fingern und wenn er sich nicht beeilte, so würde er auch noch Pech haben, indem er den festgesetzten Termin verpasste. Was dies anging, kannten die Professoren natürlich keinen Spaß. Verpasst war nicht abgegeben war nicht bestanden. Kurz plusterte Deidara seine Wangen auf, ehe er sich einem Stuhl zudrehte. Er wusste, dass es keinen Sinn ergab, wenn er jetzt nach dem anderen woanders suchte, denn der einzige Ort, an dem man Sasori regelmäßig finden konnte, war hier der Kunstraum.
 

Deshalb beschloss er zu warten, indem er sich setzen wollte, hielt kurz zuvor aber inne, weil ihm ein interessantes Detail ins Auge stach. Links hinter dem Pult standen mehrere Stühle, die mit einem langen Laken abgedeckt waren. Es war gänzlich staubfrei, wirkte wie neu und die Konturen, die sich darunter abzeichneten, verrieten, dass es eine von Sasoris Arbeiten sein musste, weshalb Deidara neugierig näher trat. Ganz vorsichtig hob er eine Seite des großen Tuches an, wollte schließlich nur einen Blick darunter werfen, aber gerade, als er einen Teil erhaschen konnte, wurde die Tür energisch in ihr Schluss gerissen.
 

„Was denkst du, was du da tust!?“, fuhr man ihn sofort an, sodass er zusammenzuckte und sofort hektisch herumwirbelte.
 

Am anderen Ende des Raumes stand Sasori, der seine Stimme zwar kurz erhoben hatte, nun jedoch wieder vollkommen ruhig wirkte, während er kontrolliert langsam auf ihn zuging. Seinen eisigen Blick konnte Deidara dabei regelrecht spüren, obwohl man es hier in diesem Halbdunkeln lediglich erahnen konnte. Nur kannte er den anderen dafür schon lang genug, weshalb ihn seine Panik von zu übermannen drohte. In Momenten wie diesen, wo er sich zu weit aus dem Fenster lehnte, bekam er doch manchmal Angst. Zumindest ein bisschen.
 

„Ich… un.“

Er brauchte eine gute Ausrede, bloß war es dafür schon zu spät. Immerhin hatte er sich bei dem Regelbruch des ersten und größten Gebotes erwischen lassen:

‚Fass niemals eines meiner Kunstwerke an‘
 

„Es ist nicht… so wie es aussieht… un?“, versuchte er sich deshalb herauszureden.

Nur änderte das nichts an dem Blick des Kleineren. Es gab nicht viele Ausdrücke, die Sasoris Gesicht jemals annahm, doch die Art, wie er in ihn diesem Augenblick anstarrte, war einer derjenigen, den die anderen Studenten am meisten fürchteten. Jeder wäre wohl schnell davongerannt, aber Deidara war der Einzige, der dafür zu trotzig war. Oder zu naiv, weil er nicht daran glauben konnte, dass tatsächlich etwas Schreckliches passieren könnte.
 

Vorsichtshalber wich er allerdings trotzdem einen Schritt nach hinten weg, als sein Gegenüber die allerletzte Distanz zwischen ihnen überwunden hatte und kurz davor war, nach der Jacke seiner Uniform zu greifen.
 

„Ich…“, wollte er sich zeitgleich weiter rechtfertigen, nur geschah bereits das nächste Unglück. Deidara stieß mit seinem Bein an einen der Stühle, sodass die Konstruktion keine Sekunde später zusammen brach. Sasoris Kunstwerk kippte dabei nach vorne über. Alles geschah so schnell, dass keiner von ihnen reagieren konnte und letztlich wurde der Kunstraum nur von einem scheppernden Geräusch erfüllt.
 

Der Kopf der Puppe, an der sein Senpai arbeitete, war ungebremst auf den Boden geschlagen, wodurch sich nun ein hässlicher Riss quer über das starre Puppengesicht zog und bis auf Deidaras eigenem Herzschlag war es nun wieder vollkommen still geworden. Angespannt legte sich der Blonde eine Hand auf die Brust, wobei er nach Luft schnappte. Er erwartete jeden Moment einen Ausbruch des Kleineren, nur Sasoris eh finster dreinblickendes Gesicht verzog weiterhin keine Miene.
 

„Vielleicht kannst du sie... reparieren, un?“
 

Ohne weiter darüber nachzudenken sprach Deidara einfach das Erstbeste aus, was ihm soeben in den Sinn gekommen war, wusste zeitgleich allerdings, dass etwas Derartiges für den anderen undenkbar war.

Sein Senpai war zu stolz, als dass er ein beschädigtes Werk reparieren würde.
 

„Weißt du, was das gewesen ist?“, fragte dieser ihn jedoch, womit er den dämlichen Vorschlag einfach überging und sofort wurde er von einer bösen Vorahnung überrollt. Schwer atmend drehte Deidara seinen Kopf zur Seite, damit er dem Blick seines Gegenübers ausweichen konnte. Eigentlich wollte er ihm zwar antworten, nur war die Luft im Zimmer schlagartig so schwer geworden, dass ihm kein einziges Wort über die Lippen ging.
 

„Genau. Meine Abschlussarbeit.“, nahm es ihm der Ältere vorweg und kaum schielte er wieder zu Sasori, konnte er sehen, wie dessen Mundwinkel angespannt zuckten. Es war unvorstellbar, wieso sein Senpai in solch einer Situation noch so ruhig blieb. Andererseits gab es eine simple Erklärung für all das: Der Ärger des anderen überstieg alles bisher Dagewesene. Und es gab noch nicht einmal etwas, was Deidara nun sagen, geschweige denn unternehmen konnte.

Nach einer gefühlten Ewigkeit des Schweigens ergriff Sasori erneut das Wort, wobei er seinen Arm nach dem Größeren ausstreckte und ihm fahrig eine blonde Strähne zur Seite schob.
 

„Was willst du jetzt machen?“, wollte sein Senpai auf einmal mit bedeckter Stimme wissen.
 

„Was?“

Irritiert wich Deidara erneut aus, nur diesmal gab es nichts mehr wogegen er stoßen konnte. Stattdessen stand er mit dem Rücken zu einer alten Glasvitrine. Für einen Sekundenbruchteil war es ihm so vorgekommen, als würde etwas fast schon Belustigtes in Sasoris Blick mitschwingen, nur war dies vollkommen unmöglich. Nicht, nur dass er eines seiner Kunstwerke ruiniert hatte, es war zudem auch noch ein ganz Besonderes gewesen.
 

„Was?“, wurde er von seinem Gegenüber wiederholt und sah zu seiner eigenen Verwunderung, wie sich auf den Lippen des Älteren tatsächlich etwas wie ein sehr dünnes Lächeln abzeichnete, „Ich werde dir sagen, was du jetzt tun solltest. Mir bleibt noch eine Woche bis ich meine Arbeit abgeben muss und ich brauche ein neues Modell für eine Puppe. Hoffentlich hat du den Rest des Tages frei?!“
 

Da Widerworte zwecklos waren, nickte Deidara, schob sich zeitgleich aber auch zögernd an dem anderen vorbei.

„Ich werde dir Model stehen, un.“, antwortete er leise, auch wenn er nicht wusste, wozu dies dienen sollte. Es hörte sich nach wie vor nicht so an, als wäre Sasori wirklich wütend und von einer Strafe konnte bei dessen Anweisung wohl auch kaum die Rede sein. Alles in allem verwirrte es den Blonden einfach. „Nur ich muss vorher noch etwas… erledigen.“

Damit stürmte er letztendlich Richtung Ausgang, denn seine eigene Arbeit musste nach wie vor eingereicht werden und er würde es nun gezwungenermaßen ohne die Kontrolle seines Senpais tun.
 

Keine zehn Minuten später stand er wieder vor der Tür des alten Kunstraumes.

Nach wie vor hatte er ein etwas ungutes Gefühl bei dieser Sache und als er die Türklinge langsam nach unten drückte, um einzutreten, sah er schon, wie es sich der andere mit übereinandergeschlagenen Beinen auf dem Pult gemütlich gemacht hatte. Zum Glück war Sasoris Gesichtsausdruck dabei unerkenntlich, nur diesmal ahnte Deidara schon, dass dieser, anders als sonst, einen etwas ungewöhnlichen Ausdruck annahm. Irgendetwas amüsierte den Älteren ungemein und am Schlimmsten war es, dass er noch nicht einmal sagen konnte, was dieses belustigende Etwas war.

Als Deidara schließlich näher an Sasori herantrat, rutschte dieser vom Lehrpult herunter. Auf dessen Tischplatte lagen bereits ein Skizzenblock, Stifte, sowie ein Maßband bereit und es machte immer noch den Anschein, dass der andere lediglich ein neues Modell für seine Abschlussarbeit benötige. Der Blonde verstand es einfach nicht. Für einen Moment glaubte er sogar daran, er würde sich dieses seltsame Lächeln nur eingebildet haben, nur wurde ihm letztlich doch ein bisschen anders, bei dem, was er von seinem Senpai hörte.
 

„Wie lange willst du mich noch warten lassen? Willst du dich nicht endlich ausziehen?“

Vielleicht mochte sich die Stimme des Älteren wieder ganz ruhig anhören, der leicht genervte Unterton war nur allzu deutlich herauszuhören.

Und doch geriet Deidara ins Stocken.
 

„Un?“
 

Etwas unsicher griff er sich an die Knopfleise der Uniformsjacke, in der Hoffnung sie dadurch nicht ablegen zu müssen. Nur schüttelte sein Gegenüber daraufhin leicht den Kopf.
 

„Wie soll ich Maß nehmen, wenn du diese Klamotten trägst?“, wollte der Rotschopf wissen, wobei er gleichzeitig mit seiner rechten Hand nach dem unteren Ende von Deidaras Krawatte griff. Anschließend fuhren seine Finger höher und waren bereit den Knoten zu lockern, bloß drückte der Größere in diesem Moment die fremde Hand hastig zur Seite.

Er hatte ganz vergessen, wie ungerne sein Senpai auf etwas wartete.
 

„Ich kann das alleine, un!“, entgegnete er ihm schnell, bevor er der Aufforderung nachkam, indem er die Krawatte löste. Danach glitten auch die Jacke, sowie sein weißes Hemd zu Boden, sodass er schließlich mit nacktem Oberkörper vor Sasori stand.
 

„Und der Rest?“, seufzte dieser nur leise.

Zwar befand sich noch ein geringer Abstand zwischen ihnen, aber Deidara wusste, dass ihm sein Gegenüber garantiert zur Hilfe kommen würde, wenn er sich nicht selbstständig ausziehen wollte. Aus diesem Grund öffnete er seine Gürtelschnalle, ließ die Hose der Uniform, wenn auch etwas widerwillig, nach unten gleiten, ehe er aus den Schuhen und den Hosenbeinen schlüpfte. Zum Schluss zog er seine Socken aus und blieb mit verschränkten Armen vor dem Kleineren stehen.
 

Es war nicht so, als würde er ein Problem mit seinem Körper haben. Die Situation war weites gehend sogar in Ordnung, da er sich ebenfalls als Künstler verstand, weswegen er den Sinn hinter dem Vorhaben des anderen auch nachvollziehen konnte. Bloß blieb da dieser unangenehme Nachgeschmack. Sasori wurde nicht umsonst von anderen Studenten gemieden.
 

„Bist du überhaupt nicht sauer, dass ich deine Arbeit ruiniert habe?“, versuchte der Blonde das Thema zu wechseln und sah dabei, wie sein Senpai kaum merklich mit den Schultern zuckte, wobei er nach dem Maßband griff.

Scheinbar wurde ihm sein Wunsch gewährt, weshalb er seine Shorts nicht auszuziehen brauchte.
 

„Wäre es nicht seltsam, wenn ich nicht sauer bin?“, wurde ihm die Gegenfrage gestellt.
 

Langsam begann der Kleinere nun damit Maß von ihm zu nehmen.

Er notierte Körpergröße, Schulterbreite, Armlänge. Vermaß jede Hand äußerst kleinlich und hielt jeden Umfang auf seinem Skizzenblock fest.

Auf einmal machte es überhaupt nicht mehr den Anschein, als würde der andere etwas Fieses im Sinn haben.
 

Stattdessen seufzte Deidara sogar noch innerlich über sich selbst, während er seinen Kopf zur Seite abwendete, um abwartend durch den Raum zu schauen. Sasori nahm sich mit jeder Vermessung Zeit, achtete auf jedes Detail. Er dachte wohl wirklich nur an sein Projekt und jetzt, wo der Blonde etwas länger über die Worte von vorher nachdachte, konnte er sich wirklich nicht daran zurückerinnern, dass sein Senpai ihn jemals aus Wut heraus angeschrien hatte. Im Gegensatz zu ihm selbst war der andere wirklich beherrscht und ermahnte ihn lediglich mit harschen Worten.
 

Mit dieser Feststellung fühlte sich Deidara gleich noch schlechter, denn wenn man es genauer betrachtete, war der Ältere gar nicht so schlimm, wie sein Ruf. Er war einfach nur kalt, distanziert, manchmal vielleicht ein wenig sadistisch und speziell.
 

Gerade als er sich entschuldigen wollte, merkte er allerdings, dass Sasori verschwunden war, woraufhin ihm zeitgleich ein seltsamer Schauer über den Rücken rann, sodass er schauderte.
 

Fast wäre ihm sogar ein leises Keuchen entwichen und er wurde rot, da er bemerkte, dass es der Kleinere war, der mittlerweile hinter ihm stand und mit zwei Fingern langsam Wirbel für Wirbel an seinem Rücken entlang glitt. Kurz vor dem Bund der Shorts hielt er schließlich inne. Dann trat sein Senpai wieder hervor, legte ihm die kalten Hände auf die Schultern und begann seine Schlüsselbeine abzutasten.
 

„Muss das sein, un?“
 

Jetzt schämte er sich doch dafür, dass sein Körper derartig inspiziert wurde.
 

„Was bringen mir deine Proportionen, wenn ich die Details nicht kenne?“, antwortete Sasori allerdings nur schlicht, aber selbst das ergab in Deidaras Ohren einen Sinn, immerhin kam es in der Kunst besonders auf die Kleinigkeiten an und sein Senpai war mit Abstand die kleinlichste Person, die er kannte.
 

Doch als die Finger des anderen die untere Mitte seines Halses erreicht hatten und ein einzelner Finger weiter abwärts über das Brustbein, seinem Bauch glitt und dann tiefer kurz über seinem Bauchnabel stoppte, hielt er angespannt die Luft an. Er musste die Lippen zusammenpressen, um sich zusammenzureißen. Schlimmer noch. Sein Herz schlug so hart, dass der andere es mit Sicherheit merken würde, sobald er mit seinen Händen nur wieder weiter nach oben fuhr.
 

„Hm? Bist du kitzelig?“
 

Obwohl Sasoris Stimme kühl und gelangweilt klang, ließ er nicht von ihm ab, sondern umkreise den Bauchnabel des Blonden noch, mit seiner Fingerspitze, woraufhin er nicht anders konnte, als heftig zusammen zu zucken.
 

„D-danna?“
 

Sofort schlug Deidara eine Hand über seinen Mund, da ihm doch etwas entwichen war und das auch noch in einem Tonfall, der ihm gar nicht gefiel. Kurz blinzelte er deshalb nach unten, damit er sehen konnte, ob sein Senpai es bemerkt hatte, nur alles, was er dort sah, war dieses schwache, aber durchaus amüsierte Lächeln in dessen Gesicht.
 

„Du bist ziemlich empfindlich.“, stellte dieser außerdem fest und kaum fuhr seine Hand tiefer zur Shorts, setzte etwas in Deidaras Kopf aus.
 

Das, was hier soeben vor sich ging, war sicherlich nicht mehr normal. Das war keine Anatomiestunde, in der der andere Maß für eine neue menschengroße Puppe nehmen wollte. Das war wirklich etwas ganz anderes und er fragte sich, ob es die Rache dafür war, was er mit der Abschlussarbeit angestellt hatte.
 

Vollkommen hektisch riss er sich von Sasori frei, verlor dabei allerdings sein Gleichgewicht und stürzte zu Boden.
 

„Lass das!“, entkam es ihm dabei leicht schmerzerfüllt, „Ich bin keine von deinen Puppen, die du begrabschen kannst, wie es dir gerade passt! Un!“
 

Innerlich revidierte er dabei alles, was er zuvor noch über seinen Senpai gedacht hatte. Er war fast soweit gewesen, Mitleid mit ihm zu haben, weil dieser aufgrund seiner Eigenarten sicherlich schrecklich einsam sein musste. Nur verstand er nun, was die anderen so seltsam an Sasori fanden und ihm taten vielmehr all diejenigen Leid, die jemals für diesen kleinen Teufel Modell hatten stehen müssen.
 

„Was meinst du?“

Der Rotschopf war regungslos dort stehen geblieben, wo er stand, sodass er den Blonden nun mit einem unverständlichen Blick von oben herab anschaute. Schließlich schüttelte er nur wieder einmal seinen Kopf.
 

„Du bist wirklich ein Trottel, kann das sein? Und jetzt steh auf, damit ich dein Becken ausmessen kann. Die Maße von deinen Beinen und Füßen brauch ich auch noch.“, erklärte Sasori seufzend, als wäre es tatsächlich das Einzige, was er von Deidara noch auskundschaften wollte.

Aber noch wollte der Größere ihm nicht glauben, weshalb er kopfschüttelnd auf dem Boden sitzen blieb.
 

„Denkst du ernsthaft, es würde mich interessieren, was du da in deiner Shorts versteckst?“, kam es dann plötzlich ungefiltert von dem anderen, sodass der Blondschopf nur große Augen machte.
 

Jetzt verstand er gar nichts mehr. Das Gehabe seines Senpais verwirrte ihn ungemein, aber nach kurzen Zögern richtete er sich wieder auf, während Sasori seinerseits in die Hocke ging, um das Maßband am leicht hervorstehenden Teil des Beckens anzusetzen, damit er nun auch den unteren Teil des Körpers vermessen konnte.
 

„Entschuldigung.“
 

Es dauerte einen Moment bis sich Deidara dazu durchringen konnte, aber letzten Endes war es das einzig Richtige. Auch wenn er sich nur ungern entschuldigte.
 

„Huu?“
 

Doch als er merkte, wie Sasori nur lautlos auflachte, wurde die Situation noch unangenehmer und befremdlicher. Zumal er seinen warmen Atem am Oberschenkel spüren konnte.

Was sollte das?

Der Ältere mochte eine auffallende Neigung zu Puppen haben, aber bisher hatte Deidara noch nie erlebt, dass er auch ernsthaft mit ihnen spielte.
 

Er schraubte und feilte an ihnen herum, kümmerte sich um ihr Make up, Haare und ihre Kleidung. Doch sobald eine von ihnen fertig gestellt war, verschwand sie aus diesem Kunstraum, als würde Sasori sie nicht unbeaufsichtigt hier zurücklassen wollen. Schon alleine deshalb war es auf einmal seltsam, dass ausgerechnet diese eine besondere Puppe auf diesen Stühlen gesessen hatte. Vollkommen ungesichert und so lieblos dorthin gesetzt, als würde er sich eigentlich nicht um sie kümmern wollen.
 

Langsam atmete der Größere tief ein, weil sein Herz nun wieder zu rasen begann. Den winzigen Gedanken, der in der hintersten Ecke seines Kopfes aufkam, konnte er nicht zulassen. Stattdessen wollte er an das einzig Logische glauben: Sein Senpai war mit seiner Abschlussarbeit noch nicht fertig gewesen. Nur aus diesem Grund war diese Puppe, wie die vielen anderen vor ihr, hier in diesem Raum gewesen und er hatte sie kaputt gemacht.

Mit noch etwas weichen Knien saß Deidara auf einen der Stühle im alten Kunstraum, während er Sasori dabei beobachtete, wie sich dieser konzentriert am Lehrpult über seinen Skizzenblock beugte. Mittlerweile war sein Körper vollständig ausgemessen und bis auf den Bereich, der von seiner Shorts verdeckt wurde, hatte der andere jedes noch so kleine Detail an ihm ausgekundschaftet und erfasst.
 

Nachdem die letzten Knöpfe seines Hemdes geschlossen waren und er seine Krawatte wieder ordentlich gebunden hatte, stand der Blonde auf.
 

„Du brauchst mich jetzt wohl nicht mehr?“, bemerkte er, wobei er sich über den leisen Ton seiner Stimme ärgerte.
 

Eigentlich wollte er das, was vorhin passiert war, am liebsten ungeschehen machen, nur war seine heftige Reaktion auf seinen Senpai nun nicht mehr rückgängig zu machen. Deshalb musste er nun zumindest so tun, als hätte es diesen peinlichen Moment niemals gegeben.
 

„Du kommst morgen wieder!?“
 

Obwohl Sasoris Worte monoton wie immer klangen, wusste Deidara, dass ihm keine andere Wahl blieb. Es war eine Anweisung des anderen und bevor er sich zum Gehen umdrehen konnte, richtete sich der Kleinere auf, um ihm einen kurzen Blick über die Schulter zu zuwerfen.

Scheinbar musste sich sein Senpai erst noch von seiner Zustimmung überzeugen.
 

„Un. Dann kannst du morgen ja auch einen Blick auf meine erste Ausarbeitung für die Zwischenprüfung werden? Ne, Danna? Ich hab sie heute schon abgeben müssen, aber…“, begann er dünn grinsend zu plappern, wurde schließlich aber nur mit einem resignierenden Seufzen unterbrochen.
 

„Ernsthaft? Ich soll mir wirklich eine von deinen lächerlichen Arbeiten anschauen?“
 

Sasori fasste sich an die Stirn.
 

„Ich frag mich bis heute, wie es jemand mit deinem Talent hierhin geschafft hat.“, korrigierte er sich dabei seelenruhig, während Deidara im Gegensatz dazu eine schmollende Schnute zog.
 

Die Kritik seines Senpais fiel immer sehr extrem aus; besonders weil sie grundlegend unterschiedliche Ansichten hatten und trotzdem war es ihm in dem vergangenen Jahr erlaubt gewesen, hier mit dem anderen die Zeit zu verbringen.
 

Manchmal hatten sie sogar ernst über ihre verschiedenen Meinungen diskutieren können, sodass der jüngere der beiden mittlerweile dachte, er würde mit den negativen Worten umgehen können.Allerdings blockte er den größten Teil immer noch ab, wollte ihn nicht an sich heranlassen und versuchte zeitgleich Sasori von seinem Verständnis von Kunst zu überzeugen.
 

„Wenn es nach dir geht, hat hier niemand Talent, un! Nicht einmal die Professoren!“, stellte Deidara zerknirscht fest, musste dabei aber immerhin schon wieder schwach lächeln, denn der andere schien vorher nichts bemerkt zu haben und das zwischen ihnen war auch so, wie es sonst immer gewesen war.
 

„Dann bis morgen, un!“
 

Ohne weiter nachzufragen was ihn am nächsten Tag erwarten sollte, verabschiedete er sich von Sasori und kaum war die Tür des Kunstraumes hinter ihm geschlossen, atmete er einmal tief durch.

Ab morgen blieben nur noch sechs Tage für die Abschlussarbeit seines Senpais. Danach war ihre gemeinsame Zeit hier an dieser Universität zu Ende, doch noch bevor es der Blondschopf zuließ, sich von diesem Gedanken traurig zu stimmen, zog er sein Handy hervor, um seiner Schwester eine Nachricht zu schreiben.

In diesem Moment freute er sich erst einmal auf das Abendessen.
 

Am darauffolgenden Tag ging Deidara, wie verabredet, zum Arbeitszimmer des Kleineren. Seine Vorlesungen über Kunstgeschichte waren für heute abgeschlossen und um Sasori nicht unnötig warten zu lassen, hatte er sich sein Mittagessen direkt aus der Cafeteria mitgeben lassen.
 

„Sasori no Danna~“, rief er wie immer, nachdem er den Kunstraum betreten hatte und wie gestern bekam er auch diesmal keine Antwort. Allerdings stand sein Senpai bereits vorne am Pult, weshalb er sich kommentarlos zu den Kleineren stellte.
 

Gegenüber von ihnen saß der Torso der neuen Abschlussarbeit, sein Nachbild, was sorgsam auf einem Kissen gebettet worden war und es war erstaunlich wie viel der andere in so kurzer Zeit schaffen konnte.

Dann fiel Deidaras Blick auf den Tisch, wo er einige Arbeitsmaterialien sah, die er von dem Älteren bisher noch nicht kannte.
 

„Waf ift daf?“, wollte er deshalb auch sogleich mit vollem Mund wissen, während er immer wieder von seinem Yakisobabrot biss. Doch anstatt einer Antwort bekam er nur einen eisigen Blick zugeworfen.
 

Obwohl er sich beeilt hatte, schien Sasori trotzdem schon viel zu lange zu warten, weshalb der Blonde das Brot hastig verschlang und mit süßem Tee nachspülte. Die halbleere Flasche stellte er anschließend vor sich aufs Pult, wobei er entschuldigend lächelte.
 

„Ich hab mich wirklich beeilt, un! Mein Professor hat überzogen und ich hätte dir auch was zu Essen mitgebracht, aber das war das letzte Brot, was es noch gab, un!“, versuchte er sich herauszureden, auch wenn er wusste, wie sinnlos es doch war. Nur zu seiner eigenen Überraschung milderte sich Sasoris Gesichtsausdruck, ehe etwas geschah, was Deidara bis jetzt noch nicht gesehen hatte.
 

Der Rothaarige ergriff die Teeflasche, um einen Schluck davon zu nehmen.
 

„U-un?“
 

Irritiert beobachtete Deidara diesen Anblick, den er auch dann noch nicht glauben konnte, als die Flasche bereits wieder abgesetzt war und vor ihm stand.
 

In guter Absicht hatte er seinem Senpai öfter etwas aus der Cafeteria mitgebracht. Doch jedes Mal war es abgelehnt worden. Selten konnte man den anderen überhaupt etwas Trinken, geschweige denn Essen sehenund nun setzte dieser ausgerechnet die Flasche an seine Lippen, aus der zuvor noch sein Kouhai getrunken hatte.
 

„Heute muss ich mich um den Kopf kümmern. Du kannst dich schon einmal ausziehen, sofern du deine Uniform nicht ruinieren möchtest.“, bekam er schließlich erklärt, als wäre es für Sasori selbstverständlich gewesen und bevor der Größere noch einen unnötigen Gedanken verlor, nickte er, wodurch er das soeben Geschehene einfach überging.
 

Geistesabwesend zog er seine Oberteile aus, ehe er dem Fingerdeut des anderen folgte, indem er sich direkt vor ihm auf einen bereitgestellten Stuhl setzte.

Danach verschwand Sasori aus seinem Blickfeld.
 

Einen kurzen Augenblick später spürte Deidara, wie sein Zopf gelockert wurde, bevor die Hand seines Senpais nach vorne über seine Stirn glitt, um ihn somit die vorderen Haarsträhnen nach hinten aus dem Gesicht zu streichen und mit einem Haarband zu fixieren. Auch diesmal waren Sasoris Finger kalt, aber die Art wie er mit seinen Haaren umging, war erschreckenderweise angenehm.
 

„Willst du mein Gesicht ausmessen?“, lenkte er deshalb schnell ein, wobei er seinen Kopf leicht in den Nacken legte. Doch kaum schaute er nach oben, wünschte er sich, er hätte es nicht getan.
 

Der Rotschopf stand dicht hinter ihm, beugte sich dabei nach vorne und aufgrund ihres Größenunterschiedes war ihm dessen Gesicht doch näher als erwartet. Sofort presste Deidara seine Lippen aufeinander, wodurch ihm noch der restliche Geschmack des süßen Tees in den Mund geriet.
 

„Auch, aber ich möchte etwas Neues ausprobieren.“, antwortete der andere währenddessen, „Mach die Augen zu.“
 

Über diese Anweisung verwundert blickte er nur umso intensiver in dieses Gesicht, welches mal wieder keine Gefühlsregung zeigte. Und trotzdem begann sich etwas in Deidaras Magengegend zusammenzuziehen. Die alleinige Vorstellung, dass die jetzige Situation genauso unangenehm enden könnte, wie am Vortag, ließ ihn vollkommen verkrampfen. Jeder noch so kleine Muskel spannte sich an, denn so sehr er den anderen als Künstler respektierte, so sehr sträubte er sich nun die Augen zu schließen, um schlussendlich im Dunkeln zu sitzen, ohne zu wissen, was auf ihn zukommen sollte.

Nach wie vor befürchtete er, dass es da etwas in Sasoris Kopf gab, was er nicht kennenlernen wollte.
 

„Was hast du vor?“
 

Bevor er es selbst realisierte, war ihm diese Frage bereits über die Lippen gewichen.
 

„Ich will eine Gipsmaske als Negativ machen. Für meine Abschlussarbeit will ich ein neues Material verwenden und weil ich noch nicht abschätzen kann, ob es meinen Ansprüchen entspricht, notier ich mir trotzdem deine Maße. So habe ich zwei Möglichkeiten den Kopf der Puppe zu modellieren.“
 

Die Antwort seines Senpais klang professionell und simpel zugleich. Es war fast so als hätten diese Worte schon seit einer halben Ewigkeit darauf gewartet ausgesprochen zu werden. Dennoch…

Es klang überzeugend, weshalb Deidara schließlich langsam die Augen schloss, auch wenn er ihm nicht voll vertrauen konnte. Nur konnte er doch zumindest darauf hoffen, dass nichts Schlimmes passieren würde, immerhin war die peinliche Situation von gestern hauptsächlich auf seine eigene heftige Reaktion zurückzuführen gewesen.

Außerdem galt Sasoris einziges Interesse der Kunst und seinen Puppen.
 

Keine Sekunde später wurde ihm ein Tuch über den Augenbereich gelegt, ehe sich anschließend ein nasskaltes Gefühl auf seinem Gesicht ausbreitete.

„U-un?“
 

Deidara keuchte auf, aber seine Stimme wurde gedämpft. Er konnte nicht mehr, denn die Schmerzen, die sich in seinem Körper ausgebreitet hatten, waren mittlerweile unerträglich geworden. Schwer atmend drückte er seinen Rücken durch, wobei er sich an den Armenlehnen des Stuhls krallte, aber es half nichts. Sofort legte sich Sasoris kühle Hand auf seine Brust und drückte ihn bestimmend zurück in seine Position.
 

Damit, dass diese Situation so enden würde, hatte er nicht gerechnet.
 

„Hör auf dich so zu wehren und sei gefälligst still!“, hörte er die Stimme seines Senpais ganz nah an seinem linken Ohr, weshalb er kurz schauderte.
 

Natürlich hatte er mit viel Schlimmeren gerechnet, nur reichte es ihm schon, dass er nun in dieser äußerst unkomfortablen Situation ausharren musste. Nicht nur, dass er so langsam fror, sein ganzer Nacken war verspannt und der Spannungsschmerz zog sich immer tiefer nach unten, an seinem Rücken entlang. Trotzdem durfte er seinen Kopf nicht bewegen.
 

„Wenn du weiter so rumzappelst, muss ich eine neue Gipsmaske vorbereiten.“
 

Deidara verstand nicht, wieso dieser Gips so lange zum Trocknen brauchte, oder warum er regungslos in dieser unbequemen Position verharren musste. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sich die Maske tatsächlich verzog, wenn er versuchte zu sprechen, oder andere Laute von sich gab, denn sowohl reden, als auch atmen fiel ihm mehr als nur schwer. Wie würde sich eine so zähe Masse also so einfach verformen können?
 

„Un…“, brummte er deshalb, während er mit seinen Fingern voll nervöser Anspannung auf den Armlehnen herumtrommelte und wieder hörte er dabei Sasoris Stimme nah an seinem Ohr.
 

„Du solltest dich wirklich in Geduld üben. Es sind gerade erst fünf Minuten vergangen.“
 

Am liebsten hätte der Blonde geschnaubt.

Diese fünf Minuten kamen ihm wie eine Stunde vor, zumal er sich nicht von Sasori belehren lassen wollte, wenn es um Geduld ging. Sein Senpai war schließlich derjenige, der weder warten konnte, noch wollte, weil er es einfach hasste.

Nachdem für ihn eine gefühlte weitere Stunde verstrichen war, konnte er endlich Sasoris Fingerspitzen spüren und im nächsten Moment wurde ihm die getrocknete Gipsmaske von seinem Gesicht entfernt.
 

Sofort schnappte er nach Luft, bevor er sich nach vorne lehnte, um sich dafür bereit zu machen, Sasori seinen Ärger entgegen zu werfen. Doch als er den Blick seines Gegenübers sah, blieb ihm jedes Wort im Halse stecken. Es wäre besser, den anderen nicht unnötig zu reizen, denn er erinnerte sich schlagartig an dieses unangenehme Lächeln zurück.
 

„Möchtest du etwas sagen?“, wurde er allerdings gefragt, sodass er schnell zur Seite blickte.
 

„Ist die Maske gut geworden, un?“
 

„Wer weiß?“

Der Rothaarige seufzte wieder einmal, während er den Gipsabdruck interessiert musterte und anschließend vorsichtig auf seinen Arbeitstisch ablegte.
 

„Lass mich dein Gesicht sauber machen. Dabei kann ich es gleichzeitig abmessen.“, sprach Sasori schließlich weiter, wobei er sich mit einem Tuch, sowie dem Maßband in der Jackentasche wieder zu Deidara drehte.
 

Protestlos musste er es wohl über sich ergehen lassen, dass ihm nun sein Senpai das Gesicht abtupfte.

Es war ein unheimliches Gefühl. Es war, als würde er wieder eine von dessen Puppen sein, weshalb der Größere schluckte.
 

„War es so schlimm?“, wollte der andere aber auf einmal zur Verwunderung des Blonden wissen.
 

Er war sich noch nicht einmal sicher, ob er sich nicht doch verhört hatte. Immerhin wusste er nicht, wann er Sasori das letzte Mal so ausgesprochen nett erlebt hatte. Spätestens jetzt überkam ihn wieder diese schreckliche Vorahnung. Sein Senpai war nicht so nett, wie er tat und irgendwo wartete eine böse Überraschung auf ihn, als Strafe für seine Neugierde und das ungeschickte Handeln. Eine andere Möglichkeit war ausgeschlossen.
 

„Naja…“
 

Er suchte nach etwas Diplomatischen, doch scheinbar war seine Reaktion bereits Antwort genug, denn sein Gegenüber nickte schwach.
 

„Vielleicht werde ich diese Methode dann öfter nutzen, wenn sie sich tatsächlich als besser erweist.“, sagte Sasori leise, während er Deidaras Kopfumfang maß.
 

Obwohl er all diese negativen Gedanken gegen den Älteren hegte, so machte es immer noch nicht den Eindruck, als würde er damit tatsächlich richtig liegen. Dennoch konnte er nicht davon ablassen und gleichzeitig kam ihm noch etwas anderes in den Sinn.

Wenn er eh von einer Bestrafung erwartet wurde, so würde er sich auch die Dreistigkeit erlauben können ein bisschen danach zu forschen. Vielleicht hatte er Glück, indem er herausfand, was Sasori plante.
 

„Öfter?“, wiederholte er, „Da fällt mir ein… Wie bist du an deine anderen Modelle gekommen, un?“
 

Mit diesen Worten schien er einen Punkt getroffen zu haben, nur war er sich zuerst nicht sicher welchen. Sein Senpai zog die Augenbrauen hoch, sodass er einen verwunderten Eindruck machte. Danach lächelte er, nur war es ein ganz anderes Lächeln, welches Deidara bereits von früher kannte. Der andere dachte, er würde richtiges Interesse an seiner Kunst zeigen.
 

Er ließ das Maßband zurück in seine Jackentasche verschwinden und legte seine Finger gegen die Wangen des Blonden.

„Meistens waren es Schulden.“, antwortete Sasori knapp, während er Unterkiefer und Jochbeine abtastete. Daraufhin fuhr ein Finger über seinen Nasenrücken, ehe er sich auch noch gegen seine Lippen legte.
 

„Ich hab es als Bezahlung für meine Nachhilfestunden gesehen, oder als Gegenleistung, wenn ein Mädchen mit mir ausgehen wollte.“, redete er dabei leise weiter, als würde er es nicht merken, wie sich Deidara immer mehr unter seinen Händen verkrampfte.

Im Gegensatz zum Vortag konnte er dem Blick des anderen diesmal nämlich nicht ausweichen. Im Gegenteil. Er war indirekt gezwungen direkt in Sasoris Augen zu schauen.
 

„Mädchen, un?“, rutschte es ihm dabei unbeabsichtigt raus, als ein Finger seine Lippenkontur nachzog, wodurch er seine Lippen versehentlich gegen die Fingerspitze bewegte. Fast so als hätte er ihn geküsst.

Deidara spürte, wie seine Wangen glühten, aber zu seinem Glück zog sich die Hand des anderen endlich zurück und er begann stattdessen damit, einige Notizen zu seinen Skizzen zu machen, weswegen er erleichtert aufatmen konnte.
 

„Ja. Mädchen. Ist das so sonderbar?“
 

Das brachte den Blonden dann allerdings zum stutzen. Vermutlich stand es ganz außer Frage, dass es Mädchen gab, die Sasori als attraktiv bezeichnen würden. Immerhin hatte er ein hübsches Gesicht. Schöne Augen, lange Wimpern und Mund und Nase waren so perfekt geformt, als wäre er eins seiner eigenen Kunstwerke, bloß war das nichts, was er ihm jemals vorhalten würde. Außerdem war der Charakter für Mädchen ja auch wichtig.
 

„Hm... Glaubst du nicht, dass du die Mädchen mit diesem… Vermessen ein bisschen überfordert hast? Ich glaube, das ist nichts, was sie sich als… Date… so vorstellen. Du hast sie damit bestimmt verschreckt, un. Mädchen sind doch so sensibel und wenn sie sich bei ihrer ersten Verabredung direkt vor dir ausziehen müssen… “, bemerkte er aus diesem Grund, nur zeigte Sasori keine Reaktion.

Er schien sich weder darum zu kümmern, was die anderen Studenten von ihm dachten, noch zeigte er ein Interesse an Dates mit Mädchen. Im Grunde ging er sogar recht rücksichtlos mit ihnen um, wenn er seinen Verehrerinnen mit dieser emotionslosen Art sofort im wahrsten Sinne des Wortes an die Wäsche wollte. Nun war es umso verständlicher, woher die vielen Geschichten vom kleinen Dämon stammten.
 

„Ich denke auch.“, bestätigte Sasori in seinem monotonen Tonfall, wodurch Deidaras Vermutung nur noch bestärkt wurde.
 

„Außer für deine Puppen… interessierst du dich nicht für sehr viel, un?“
 

Es war das erste Mal, dass er diesen Gedanken aussprach und kaum hatte der Größere seinen Satz beendet, stoppte der Bleistift auf dem Papier.

Einen Augenblick lang geschah nichts, doch letztlich funkelte ein düsterer Blick über den Rand des Skizzenblockes, sodass der Blonde den Atem anhielt.
 

„Stimmt.“, wurde ihm Recht gegeben, bevor Sasori weiterschrieb, als hätte sie über etwas vollkommen Belangloses geredet und irgendwie war es Deidara unangenehm, dass er dieses Thema angeschnitten hatte.
 

„Wie… lange brauchst du für die Abschlussarbeit? Du wirst doch rechtzeitig fertig?“, fragte er nach kurzen Zögern weiter. Immerhin gab er sich die Schuld für die Lage seines Senpais und wenn sich dieser bei ihm dafür rächen wollte, dass er das erste Projekt zerstört hatte, so wollte er auf diesem Wege erfahren, was ihn vielleicht erwarten würde.
 

„Zwei Tage.“, antwortete dieser und deutete kurz auf einen Karton, in dem vier längliche, in Tüchern eingeschlagene Gegenstände lagen.

Es mussten die Extremitäten der Puppe sein. Demnach war also nicht nur der Torso fertig gestellt und der Blonde kam nicht darum herum den anderen mit einem erstaunten Gesicht anzugucken. Die Geschwindigkeit, mit der Sasori arbeitete, war unglaublich; besonders wenn man bedacht, wie präzise er dabei auch noch war.
 

„Dann hast du also etwas Zeit einen Blick auf meine…“

Sofort wollte Deidara auf seine eigene Arbeit zu sprechen kommen, denn obwohl er den ersten Entwurf bereits abgegeben hatte, war ihm die Meinung des anderen nach wie vor wichtig.
 

„Jetzt nicht. Ich werd sofort weiterarbeiten, aber du kannst gehen. Ich brauch dich jetzt nicht mehr.“

Noch bevor er seine Bitte aussprechen konnte, war er bereits unterbrochen worden und obwohl es nicht ganz so abweisend wie beim letzten Mal klang, so überkam ihn doch ein etwas benutztes Gefühl.
 

„Wie du meinst, un!“, schmollte er leise, griff dabei nach seinem Hemd und zog sich wieder an. Gerade als er sich danach seine Jacke nehmen wollte, spürte er allerdings, wie ihm etwas durch das Haar glitt. Überrascht drehte er sich um.
 

Sasori stand mit einer Schere in der einen und mit einer von seinen blonden Haarsträhnen in der anderen Hand hinter ihm. Ehe er reagieren konnte hatte er sich ein Stück davon abgeschnitten.
 

„Die brauch ich zum vergleichen, um für die Perücke den richtigen Farbton zu treffen.“, erklärte er sich mit erschreckender Selbstverständlichkeit, wobei er die abgetrennte Haarlocke in eine kleine Schachtel verstaute.
 

Wäre Deidara ein Mädchen und hätte er bis zu diesem Zeitpunkt durchgehalten, so wäre er spätestens jetzt aufgebracht davongerannt. Vermutlich würde er dann jeder Freundin erzählen, wie seltsamen dieser rothaarige Kerl war, aber in diesem Moment verkniff er es sich seinen Senpai anzugiften. Schließlich war er kein Mädchen und wollte sich auch sicher nicht wie eins benehmen, weshalb er einfach nur mit einem brummigen Gesichtsausdruck den Kunstraum verließ.
 

„Bis morgen, un.“

Am nächsten Nachmittag wollte Deidara seinen Senpai wieder in dessen selbsterkorenen Arbeitszimmer besuchen, nur diesmal war dieser tatsächlich nicht dort. Dazu kam außerdem, dass ebenfalls sämtliche Gegenstände fehlten, die sich von Sasori im Laufe der Zeit hier angesammelt hatten.
 

Der alte Kunstraum war nun das, was er vorher schon immer gewesen war. Ein Abstellraum.
 

Über diese Tatsache irritiert, kehrte er dennoch jeden weiteren Tag hierhin zurück, doch es änderte sich nichts daran, dass der andere wohl tatsächlich ausgezogen war. Nur konnte es Deidara nicht verstehen. In wenigen Tagen war der Abgabetermin der Abschlussarbeit. Danach war Sasoris Studium zwar beendet, weshalb er auch diesen Raum räumen musste, aber wieso hatte er es ihm verschwiegen, dass er seinen Auszug bereits vorher plante?
 

Sicherlich hätte Deidara ihm dabei geholfen. Allerdings war das nicht der einzige Grund, der ihn kränkte.
 

Als der Tag der Deadline gekommen war, versuchte es der Blonde bei den Büros der Professoren und wartete dort auf Sasori. Doch auch hier gab es keine Chance den anderen zu treffen. Dessen zugeteilter Professor erkläre ihm sogar, dass die Abschlussarbeit des Kleineren längst eingereicht worden war.

Somit gab es für seinen Senpai keinen weiteren Grund hier an der Universität zu sein, denn er hatte weder Vorlesungen noch irgendwelche andere Termine. Es stand nur noch das Datum der Abschlussfeier für Diejenigen an, die ihren Abschluss erfolgreich meisterten. Natürlich würde Sasori dazugehören, da war sich Deidara sicher, aber er selbst war ausgerechnet an diesem einen Tag mit den eigenen Aufgaben so beschäftigt, dass die meisten bereits gegangen waren, als er die Aula endlich erreichte.
 

Jetzt ärgerte sich der Blonde wirklich.
 

Immerhin hatte er das gesamte letzte Jahr seine Zeit hier mit dem anderen verbracht. Sicher waren sie nicht sowas wie Freunde. Zumindest nicht in dem Sinne, wie es bei anderen Studenten der Fall war, aber letztlich war es doch verletzend. Besonders nach dem, was zuletzt geschehen war.
 

Liebend gerne hätte er einen Blick auf die fertige Abschlussarbeit geworfen, genauso gerne hätte er sich allerdings auch von Sasori verabschiedet. Denn nun würden sie sich sicher nicht wieder sehen. Deidara hatte keine Telefonnummer, geschweige denn eine Adresse und ob er über das Sekretariat an persönliche Daten kommen konnte, war ebenfalls fraglich.
 

Am schlimmsten war es aber, dass er noch nicht einmal sehr viel über den anderen wusste und das war nicht nur ernüchternd. Es war deprimierend.
 

Mit diesem enttäuschten Gefühl verbrachte er die letzten Tage vor seinen Semesterferien, die er dann, als sie gekommen waren, mit seiner Schwester in ihrer Heimatstadt verbrachte. Bloß verging auch hier kein Tag, an dem er nicht über diese Sache nachdachte.
 

Deshalb ging der Blonde am ersten Tag nach den Ferien direkt zum alten Kunstraum. Irgendwo gab es doch noch die Hoffnung, dass er seinen Senpai vielleicht dort auffinden konnte. Aber der alten Raum war ausgeräumt und frisch gestrichen worden.
 

Als er schließlich auch noch das erneuerte Türschild sah, welches die neue Bezeichnung des Raumes in dunklen, glänzenden Zeichen verkündete, wusste er, was hier geschehen war.

Sasori und sein Arbeitszimmer waren nun Geschichte.
 

Enttäuscht und über sich selbst verärgert strich er sich langsam eine Haarsträhne nach hinten. Vielleicht hätte er nach ihrem letzten Zusammensein nicht einfach so schlecht gelaunt gehen sollen und mit den negativen Gedanken, die er gegenüber dem anderen gehegt hatte, schien er ja auch um Unrecht gewesen zu sein.
 

Auch wenn er es sich nur ungern eingestand; er vermisste den Älteren schon jetzt und seufzte deshalb lautlos auf, ehe er sich umdrehte.
 

Kaum hatte Deidara einen Fuß vor den anderen gesetzt, musste er allerdings abrupt stehen bleiben, weil eine Studentin wie aus dem Nichts direkt vor ihm aufgetaucht war.
 

„Huch!“, entkam es ihr erschrocken, wobei sie gleichzeitig einen Schritt nach hinten wegstolperte. Dann begann sie zu kichern und ging an ihm vorbei, woraufhin aber noch ein weiterer überraschter Laut kam. „Oh…“

Nur dachte er sich nichts weiter dabei und wollte nun eigentlich wirklich gehen, zumindest er ihre Stimme hinter sich hörte.
 

„Sorry, kannst du mir sagen, ob das hier nicht DER alte Kunstraum ist?“
 

Über diese Worte verwundert, blieb Deidara erneut stehen, damit er sich zu der Unbekannten umzudrehen konnte, um kurz darauf auch zu mustern.
 

Ihre dunklen Haare waren zu einem Dutt hochgesteckt, ein fransiger Pony hing in ihre Stirn und sie blinzelte ihn mit tiefbraunen Augen an, wobei sie fast schon nervös an einen ihrer manikürten Fingernägel knabberte.

Wenn er nicht besser wüsste, so würde er sie als Schönheit beschreiben. Allerdings kannte er sie nicht, denn ein so auffälliges Mädchen hätte er vorher sicherlich schon einmal bemerkt und die glitzernden Ohrringe, sowie das feine Silberkettchen an ihrem Handgelenk zeigten eindeutig, wo sie herkommen musste. Sie war wohl eine von diesen Personen, die jedes Jahr für Geld einen Platz an dieser Universität von ihren Eltern gekauft bekamen. Schön hin oder her. Solche Leute konnte er nicht ausstehen.
 

Dazu kam, dass jeder an dieser Universität wusste, welcher Raum das hier war. Also blieb keine andere Möglichkeit, sie gehörte zu dem neuen Jahrgang.
 

„Das war der alte Kunstraum, un.“, antwortete er ihr aus diesem Grund und musste dabei mit ansehen, wie sie ein enttäuschtes Gesicht machte.
 

„Das war?“, wiederholte sie leise jammernd, wobei sie näher zur Tür trat, um einen Blick hineinzuwerfen, „Oh nein! Ich wollte ihn unbedingt sehen!“
 

Eigentlich interessierte sich Deidara für diese Prinzessin in keinster Weise, aber nach ihrer Bemerkung wurde er hellhörig.
 

„Wen?“, fragte er dreist nach und sie begann wieder zu kichern.
 

„Den alten Kunstraum! Die Höhle des Dämons!“, verkündete sie in einem Ton, als wäre es eine mystische Legende über die sie soeben sprachen.
 

Die Studentin schien aber wirklich keine Ahnung von all dem zu haben, denn sonst würde sie diesen Ort eher meiden. Sie war definitiv neu hier…
 

„Du meinst Sasori? Der hat letztes Semester seinen Abschluss gemacht, un. Er ist nicht mehr hier.“
 

Kaum waren diese Worte ausgesprochen, wurde es dem Blonden wieder schmerzhaft bewusst, was dies bedeutete und er begann sich weiter zu ärgern. Noch vor wenigen Tagen hatte er dieses Gefühl verabscheut, dass er wie eine Puppe behandelt worden war, doch nun wünschte er es sich herbei, es wäre tatsächlich so gewesen… denn dann hätte Sasori, zumindest ein gewisses Interesse an ihn als Freund gezeigt und hätte ihn vielleicht nicht unangekündigt alleine zurückgelassen.
 

„Ooh? Kanntest du Sasori-sama?“
 

Die neue Studentin riss ihn aus seinen Gedanken und als er zurück in ihre Richtung schaute, war er Derjenige, der sich erschreckte, da sie auf einmal direkt vor ihm stand und ihn neugierig anblickte.
 

So langsam verstand er, was soeben vor sich ging. Dieses Mädchen musste die Geschichten über seinen ehemaligen Senpai gehört haben. Vermutlich war die dunkelhaarige Schönheit eine von denen, die im alten Kunstraum als Puppenmodell endeten, sofern sie etwas wie ein Date von Sasori wollen würde.
 

Ohne dass sich Deidara dagegen wehren konnte, flackerte eine Bild vor seinem inneren Auge auf.

Der Ältere stand vor ihr, griff mit der einen Hand nach seinem Maßband und mit der anderen nach ihrer Bluse, sodass der darunter liegende Spitzen-BH zwangsläufig entblößt wurde. In seiner Fantasie schrie das ahnungslose Mädchen beschämt auf, machte auf dem Absatz kehrt und stürmte entsetzt davon, woraufhin es nie wieder hierhin zurückkommen würde.
 

Deidara grinste leicht, denn irgendwie war es doch amüsant.
 

„Un.“, antwortete er der Unbekannten schließlich verzögert und nickte.
 

„Eeeh? Wirklich?“

Mit einem freudestrahlenden Quieken begann sie vor ihm herum zu hibbeln. Es war schon sehr nervend, zumal sie sogar noch in einem Redeschwall ausbrach.

„Wahnsinn, weißt du… ich habe seine Ausstellung gesehen. Im Theater… und…“
 

Deidaras Grinsen erlosch nun wieder und ein fast schon trauriges Lächeln schlich sich stattdessen auf seine Lippen, während er dem Mädchen schon gar nicht mehr zuhörte, sondern dafür wieder zurück in seine eigene Gedankenwelt sank.
 

Sasori war schon vor seinem Abschluss sehr erfolgreich gewesen und nachdem er einen Wettbewerb nach dem anderen gewonnen hatte, fertigte er für Theaterstück einige Puppen an. Eigentlich war es unvorstellbar, wie jemand, der so eigensinnig hinter seinen eigenen Kunstwerken stand, sie verkaufen konnte. Geschweige denn eine Universität besuchte, wo er eh jeden als außer sich selbst als unfähig erachtet.
 

Erst als seine Gesprächspartnerin auf einmal verstummte, um ihn mit großen strahlenden Augen anzufunkeln, erinnerte er sich daran zurück, dass er sich eigentlich mit ihr unterhielt.
 

„Du…“, hörte der Größere sie plötzlich voller Aufregung wispern.
 

„Un?“
 

„Du bist dieser Verrückte, der immer bei ihm gewesen war, oder?“, entkam es ihren glänzenden Lipglosslippen und bevor er überhaupt wusste, was mit ihm geschah, wurde sein Handgelenk von einem samtweichen Händepaar ergriffen. Er hatte keine Chance sich gegen ihren Klammergriff zu wehren und musste es gezwungenermaßen zulassen.
 

„Ich hab Geschichten von dir gehört! Du hast letztes Jahr beim Sommerfest fast die Bibliothek in die Luft gejagt! Du bist… Deidara?!“
 

Zuerst verschlug es dem Blonden regelrecht die Sprache. Er wusste, dass sein Ruf ebenfalls nicht der Beste war, aber die Frechheit dieser kleinen Göre ging doch eindeutig zu weit!
 

Mit einem angefressenen Blick schnappte er nach Luft, um für einen Rückschlag anzusetzen, nur kam er gar nicht erst so weit, weil er einfach abgewürgt wurde.
 

„Ich bin Hikari Kirameki! Ich bin Sasoris größter Fan!“
 

Größter Fan. Diese Worte hallten für einen Moment in seinem Kopf wider und egal, wie er die Sache drehte oder wendete, sie blieb immer gleich. Von einer Sekunde zur anderen veränderte sich dieses verächtliche Bild, welches er zuvor noch in seinem Kopf gehabt hatte. Nur diesmal konnte er darüber nicht mehr grinsen.
 

Wieder stand sein Senpai vor diesem Mädchen, öffnete mit Bedacht die Knöpfe die Bluse, um ihre Maße zu notieren und Hikaris Wangen leuchteten voller Aufregung auf das, was danach noch kommen sollte. War sowas möglich?
 

Die alleinige Vorstellung reichte. Ihm wurde schlecht, wenn er nur daran dachte, dass es tatsächlich jemanden gab, der jede noch so seltsame Eigenart des Rotschopfes mit größtem Vergnügen genoss und ihn dafür anbetete, was er war. Ein eiskalter Schauer durchfuhr daraufhin seinen Körper, denn Deidara begriff, dass ihn soeben ein heftiger Ansturm von Eifersucht zu übermannen drohte.

„Größter Fan? Das ich nicht lache, un.“, kam es in einem brummigen Tonfall von Deidara, der es am liebsten gar nicht wahr haben wollte, wer oder was dort vor ihm stand. Nur machte diese Hikari einen von sich wirklich überzeugten Eindruck. Sie schien wohl weiterhin an diesem Titel festhalten zu wollen und nickte eifrig.
 

Es kotzte ihn an!
 

„Ja! Ich liebe seine Kunstwerke. Er ist ein ausgesprochen einzigartiger Charakter!“
 

Sie geriet ins Schwärmen und begann wieder zu kichern, nur die Art wie sie über den Rotschopf redete, bedeutete für Deidara, dass sie den anderen sicher nicht richtig kennen konnte. Sein Senpai war ein äußerst spezieller Charakter. Zu speziell, als dass man ihn auf Anhieb mögen konnte und entweder war dieses Mädchen nicht ganz normal, oder sie hatte schlichtweg keine Ahnung von dem, was sie da sagte.
 

Zumindest war es einfach ausgeschlossen, dass sie Sasori besser kannte als er! Woher auch? Sofort musste er an die Ausstellung denken und fragte sich insgeheim, ob sich die beiden vielleicht dort schon einmal unterhalten hatten. Bloß selbst das war abwegig. Welchen Grund würde der andere haben sich mit einem Mädchen zu unterhalten?
 

„Seine Kunstwerke… un?“, setzte der Blonde mit zittriger Stimme an, denn er war kurz davor die Fassung zu verlieren. In den vergangenen Tagen hatte sich genügend Frust aufgestaut, der abgelassen werden wollte, bloß bisher fehlte der passende Sündenbock. Zumindest bis jetzt.
 

„Ja~ Sie sind wundervoll! Ewige Schönheit…“, ging die Schwärmerei weiter, doch Deidara war nun an diesem einen Punkt angekommen, wo er sich nicht mehr zusammenreißen konnte.
 

Er hatte oft genug mit Sasori diskutiert und obwohl er ihn vielleicht nicht ganz verstand, oder auch nicht verstehen wollte, so kannte er dessen Einstellung genau. Im Kunstverständnis seines Senpais gab es gewisse Dinge, die im Mittelpunkt standen. Ewigkeit. Schönheit. Diese beiden Worte nun aus dem Mund dieser kleinen Prinzessin zu hören, war das absolut Letzte. Es machte tatsächlich den Eindruck, als hätte sie schon einmal mit ihm geredet und das war genau das, was Deidara nicht wahr haben wollte.
 

Wenn selbst er es nicht verstand, wie konnte es dann diese kleine Mistbratze?
 

„Tu nicht so, als würdest du seine Kunst verstehen! Du hast von gar nichts eine Ahnung, un!“, schrie er sie förmlich an und freute sich innerlich darüber, dass er sie scheinbar verletzt hatte. Immerhin wurde er nun mit einem entsetzten Gesicht von ihr angestarrt.
 

Doch dann passierte das, womit er eigentlich nicht gerechnet hatte. Ihre Augen füllten sich zwar mit Tränen und ihre Lippen begannen zu zittern, während sie sich haltsuchend an seiner Jacke festkrallte. Nur gab es ihm nicht die Genugtuung, die er sich erhofft hatte, da sie einfach vollkommen anders reagierte.
 

„Ich weiß!“
 

Dieses Zugeständnis holte den Blonden binnen Sekunden wieder zurück und ohne es selbst zu bemerken, begann er damit sich die Haare zu raufen.
 

Je weiter sie sprach, desto übler wurde ihm.
 

„Ich weiß! Ich bin so unwissend! Deshalb bin ich hier! Ich will es lernen!“, beteuerte sie mit voller Verzweiflung in ihrer Stimme, „Ich will seine Kunstwerke wirklich verstehen können und auch ein Künstler wie er werden!“
 

Diese ganze Situation war so absurd, dass er letztlich nur mit dem Kopf schütteln konnte.

Nicht nur, dass er dieses Mädchen als vollkommen abstoßend empfand, sie war auch noch absolut durchgedreht. Welcher normale Mensch, schrie nach mehr, wenn man ihn niederdolchte? Und schlimmer noch. Ihre Art passte perfekt zu Sasoris sadistischer Ader.
 

„Wie bescheuert bist du? Ganz egal was du hier machst, jemanden wie dich würde er nie anerkennen, un! Da kannst du gleich wieder gehen!“
 

Mit diesen Worten riss er sich von ihr los und stapfte vor Wut kochend davon, nur hörte er bereits, wie er von ihren hastigen Schritten verfolgt wurde.
 

„Du kennst ihn? Du verstehst ihn? Bitte erklär es mir! Was kann ich tun, damit er mich anerkennt?!“
 

Obwohl ihn diese Bettelei anpisste, versuchte er es zu überhören. Er gab sich wirklich Mühe so zu tun, als wäre er taub und ignorierte sie, nur leider waren sie mittlerweile nicht mehr alleine.

Deidara war auf dem Weg zu seinem Spint, während er von einem wunderhübschen weinenden Mädchen verfolgt wurde.

Es mochte ihn vielleicht nicht interessieren, doch die anderen Studenten warfen ihnen irritierte Blicke zu, woraufhin sie außerdem sogleich zu tuscheln begannen.
 

„Das arme Mädchen!“
 

„Was hat sie?“
 

„Hm? Ich wusste, der Kerl ist nicht normal!“
 

An seinem Spint angekommen blieb er stehen, sodass Hikari gegen seinen Rücken prallte und zu Boden fiel, nur kümmerte es ihn immer noch nicht. Er hatte ihr garantiert nichts zu sagen!
 

„D-deidara-senpai~“
 

Erst als er ein bitterlich schluchzendes Weinen hörte, warf er einen schnellen Blick in ihre Richtung. Und wie sie weinte.

Ihr Augen Make up verschmierte. Es verlief zu langen hässlichen dunklen Rinnsalen, wobei ihr förmlich der Rotz aus ihrem niedlichen Stupsnäschen quoll, sodass er… ins letztlich doch ins Wanken geriet.
 

„Was ist?“, brummte er. Im Gegensatz zu jemand anderen war er kein gefühlsloser Teufel, zumal er es selbst gewesen war, der sagte, Mädchen wären sensibel. Er musste sie ja nur kurz trösten, woraufhin die Sache hoffentlich vergessen war.
 

„Erklär es mir!“
 

„Es gibt nichts zu erklären, un. Es ist so, wie ich gesagt habe. Du kannst ihn nicht verstehen! Also gib es auf!“, antwortete er ihr deutlich ruhiger als zuvor und rang sich schließlich auch noch dazu durch ihr auf die Beine zu helfen.
 

„Wirklich?“
 

„Wirklich, un.“
 

„...Deidara-senpai? Hast du eine Freundin?“
 

Über diese plötzliche Wendung überrascht, ließ er sie augenblicklich los. Was das nun wieder sollte, konnte er nicht verstehen und obwohl er ihr nicht antwortete, sprach sie einfach weiter.
 

„Lass uns heute Nachmittag einen Kaffee trinken gehen, ja? Ich warte vor der Uni auf dich!“
 

Ganz kurz blitzte auf Hikaris ein dünnes Lächeln auf, ehe sie sich vor dem Älteren verbeugte und einfach davonrannte.

Einige Augenblicke starrte ihr Deidara noch total überrumpelt nach, aber letztendlich… sollte es ihm egal sein.

Zumal er eh nicht der Einzige war, der ihr hinter blickte.

Die Augen von jedem anderen männlichen Studenten, die sich gerade in der Nähe aufhielten, verfolgten sie ebenfalls.
 

Er konnte sie weder verstehen, noch konnte er sie sonderlich gut leiden. Schon alleine deshalb würde er sich nicht mit ihr treffen wollen, zumal ihn das kleine Biest wohl eh nur als Sprungbrett benutzen wollte, um an Sasori heran zu kommen. Deshalb blieb zu hoffen, dass die anderen Jungs an dieser Universität der Kleinen nicht nur dumm hinterher lechzten, sondern auch handelten und versuchten sie für sich zu gewinnen.
 

Mädchen mochten sensibel sein, aber sie waren auch widerlich. Sobald Hikari einen Freund hatte, würde sie Sasori eh vergessen haben.
 

Über diesen Gedanken tief seufzend öffnete Deidara schließlich seinen Spint, aus dem ihm sofort ein kleiner weißer Briefumschlag entgegenfiel.

Es war eine weitere Überraschung und zuerst dachte er an noch ein Mädchen, welches zur Abwechselung des heutigen Tages vielleicht ihm die geheime Liebe gestehen wollte, nur kaum hatte er das Blatt Papier aus dem Umschlag genommen, überkam ihn ein ganz anderes Gefühl.
 

Der Zettel war nicht nur perfekt symmetrisch, mittig stand in akribisch ordentlicher Schrift eine Adresse vermerkt.

Einen Absender gab es zwar nicht, bloß existierte wohl nur eine einzige Person, die so schreiben konnte wie dies hier. Sasori.

Der Rotschopf schien ihn also doch nicht vergessen zu haben?
 

Deidara musste sich vor Freude auf die Unterlippe beißen, um nicht wie Hikari zuvor laut aufzuquieken. Von einem Augenblick zum anderen war seine Laune komplett umgeschlagen und in seinem Bauch begann es aufgeregt zu kribbeln. Sein Ärger über dieses dämliche Gör galt erst einmal vergessen, denn jetzt gab es nur noch eins, woran er denken konnte.
 

Auch wenn er sich von seinem Senpai verletzt fühlte. Er musste ihn unbedingt wiedersehen und wollte dessen Verhalten nicht auf sich sitzen lassen.

Nachdem Deidaras letzte Vorlesung für diesen Tag beendet war, nahm er schnell einen der Seitenausgänge der Universität, damit er sicher gehen konnte, Hikari unter keinen Umständen über den Weg zu laufen und ohne sich weiter um die Gefühle dieses fremden Mädchens zu kümmern, setzte er sich in die nächstbeste U-Bahn, die ihn zum Hauptbahnhof brachte.
 

Dort stieg er um, denn mit einer anderen U-Bahn konnte er nun in die Nähe dieser Adresse fahren. Natürlich wollte er Sasori unbedingt wieder sehen, nur kaum stand er vor dessen Wohnblock beschlich ihn ein unsicheres Gefühl.
 

Auf dem Brief, der sicherlich von dem anderen durch den Türspalt seines Spintes geschoben worden war, stand nur diese eine Adresse und die Idee, dass es eine Anweisung war zu diesem Ort zu fahren, war ganz alleine in seinem Kopf entstanden. Nach wie vor war er zwar der festen Überzeugung, dass der Brief von Sasori war und vielleicht mochte ihn der Kleinere wirklich sehen, aber im Grunde müsste er diesen für sein Verhalten eigentlich absichtlich warten lassen. Es war für Deidara unbegreiflich, was sich der Rotschopf dabei gedacht hatte, so mit ihm umzugehen, denn selbst die Art, wie er dessen Adresse mitgeteilt bekommen, war mehr oder weniger von oben herab.
 

Es war irgendwie gar nicht so untypisch und er war darauf sofort wie eine Puppe, die an den Fäden des anderen hing, angesprungen.
 

Schnaubend stemmte er seine Hände in die Seiten, als er vor in dem Gang stand, wo die Wohnung des anderen liegen musste. Mittlerweile war Deidara damit fertig sich einige Sätze in seinem Kopf zurecht zu legen, nur hoffte er auch, dass er sie letztendlich auch aussprechen konnte. Nicht, dass er am Ende, hitzköpfig wie er manchmal war, irgendwas anderes rumblaffte.
 

Als er die richtige Wohnungstür gefunden hatte, klopfte er an, musste daraufhin einen kurzen Moment warten und schließlich hörte er, wie die Tür von der anderen Seite aufgesperrt wurde. Dann öffnete sie sich endlich langsam und im Türrahmen erschien tatsächlich die schmale Gestalt seines ehemaligen Senpais, der jetzt ohne seine Uniform einen ganz anderen Eindruck machte.
 

„Danna…“, entkam es Deidara leise, da er auf einmal nicht mehr wusste, was er sagen wollte. Aber sein Gegenüber schwieg ebenfalls und trat nur zur Seite, was der Blonde als Einladung verstand in die Wohnung einzutreten.

Im Eingangsbereich zog er sich immer noch nachdenklich seine Schuhe aus, während die Wohnungstür hinter ihm nicht nur wieder geschlossen, sondern auch verschlossen wurde und aus dem Augenwinkel bemerkte er, wie Sasori es kurz überprüfte, indem er die Türklinge herunterdrückte.
 

„Du hast länger gebraucht, als ich gedacht habe.“, sagte er dabei mit dem gewohnten Tonfall und Deidara kam sich vor, als hätte er sich verhört. Ohne Gegenwehr war er auf 180.
 

„Was? Eigentlich hätte ich nach DEINER Aktion überhaupt nicht hierher kommen brauchen, un!“, zickte er spitz zurück, wobei er sein Gesicht schmollend zur Seite drehte, „Was hast du dir dabei gedacht, mich wie blöd da an der Uni zurückzulassen und dann auch noch dieser bescheuerte Brief? Ich hab ja eigentlich gedacht wir wären Freunde…“
 

Eigentlich gab es noch viel mehr, was er loswerden wollte, nur als er einen Blick in Sasoris Richtung warf, stand dieser nicht mehr da, sondern war vielmehr verschwunden.
 

„Un! Danna! Hörst du mir überhaupt zu, wenn ich mit dir rede?!“
 

Sofort wurde Deidaras Stimme angespannter und er stapfte genervt den Flur entlang. Er wollte gerade um eine Ecke biegen, nur stand dort auf einmal Sasori mit einem Tablett in den Händen.
 

„Möchtest du Tee?“, fragte ihn dieser, wodurch es nur noch stärker den Anschein machte, als würde er ihm tatsächlich in keinster Weise zuhören. Trotzdem nickte der Blonde mit einer eingeschnappten Trotzreaktion, bevor er dem Kleineren in dessen Wohnzimmer folgte.
 

Das Tablett mit einer Teekanne und zwei Teetassen wurde auf dem flachen Wohnzimmertisch gestellt und nachdem Sasori den Tee eingeschenkt, sowie auf eins der Sitzkissen gedeutet hatte, nahm Deidara dort Platz. Er tat wieder das, was der andere von ihm erwartete… Es war absolut nervend.
 

Eine Zeit lang sprach keiner von ihnen ein Wort. Sie hielten sich eigentlich beide nur an ihren Teetassen fest und während sein Gegenüber immer wieder davon nippte, ließ der Blonde seinen Blick durch das Zimmer wandern.

Sowohl die Erscheinung des anderen, als auch diese Wohnung waren nicht das, was er sich vorgestellt hatte. Es war zwar penibelst sauber und aufgeräumt, aber auch schlicht und fast schon spärlich.
 

Sasori trug über einer dunklen Jeans ein einfarbiges helles Shirt. Er machte nicht den Anschein das zu sein, was er wirklich war. Ein eigensinniges künstlerisches Genie. Und zumindest bei dessen Wohnung hatte sich Deidara etwas mehr erhofft. Doch statt persönlichen Gegenständen gab es hier nichts. Es hingen weder Bilder an den Wänden, noch war das kleine Bücherregal mit Büchern gefüllt. Im Hintergrund plänkelte lediglich etwas klassische Musik aus einer Anlage und am anderen Ende des Wohnzimmers stand ein mit einem Wolkenmuster verzierter und altertümlich wirkender Paravent.

Das einzige, was wirklich auffällig war, war die Tatsache, dass es hier genauso abgedunkelt wie im alten Kunstraum damals immer war.
 

„Gibt es an der Universität etwas Neues?“
 

Als er auf einmal die Stimme des anderen hörte, drehte er sich wieder seinem Gastgeber zu, der ihn mit leicht schiefgelegten Kopf beobachtete.
 

„Hu? Un… Sie haben den alten Kunstraum renoviert. Der wird ab diesem Semester wohl wieder benutzt.“, antwortete er direkt auf die Frage, auch wenn es ihm dämlich vorkam, da man im Gegensatz dazu auf seine Fragen vorher nicht eingegangen war.
 

„Verstehe.“
 

Damit war das Thema wohl abgearbeitet, denn Deidara würde den Teufel tun und von diesem seltsamen Mädchen erzählen. Das wäre ja noch schöner! Kurz verzog sich deshalb der Mund des Blonden, sodass Sasori allerdings bemerkte, dass es scheinbar noch etwas geben musste.
 

„Hast du heute eine schlechte Nachricht wegen deiner Arbeit bekommen?“, fragte er aus diesem Grund weiter, ehe er sich noch etwas Tee nachschenkte, „Wenn du willst, kann ich einen Blick darauf werfen.“
 

Dieses Angebot kam nicht nur vollkommen aus dem Blauen, es überraschte Deidara auf eine angenehme Art und Weise. Bestätigung und Interesse für das zu bekommen, was er machte, war immerhin das Schönste!

Für eine Sekunde machte sein Herz einen kleinen Sprung und sein griesgrämiges Gesicht verwandelte sich zu einem zufriedenen Lächeln. Er ließ sich darum auch nicht zweimal bitte, weshalb er sofort nach seiner Tasche griff, um dem anderen eine Mappe vorzulegen.
 

„Nein, wie kommst du darauf, dass es eine schlechte Nachricht gab?“, bemerkte er dabei dennoch und blickte gespannt zu dem Älteren, wie dieser die einzelnen Papierblätter durch seine Finger gleiten ließ.
 

„Hm. Es hätte mich auch überrascht.“
 

„Un? Was? Stimmt etwas mit meiner Arbeit nicht?“
 

Immerhin wäre es nicht das erste Mal, dass der andere mit dem, was Deidara tat, unzufrieden war, doch zur großen Überraschung schob er die Mappe nur mit einem leichten Kopfschütteln wieder zurück, als er sie durchgesehen hatte.
 

„Nein. Es hätte mich überrascht, wenn du eine schlechte Nachricht deswegen bekommen hast.“, verbesserte sich Sasori.
 

„Du meinst also, meine Arbeit ist gut, un?“
 

Der Rotschopf seufzte ergeben auf, als würde er mit der Begriffstutzigkeit des andere nicht fertig werden. Aber auf einmal begann er schwach zu lächeln.
 

„Ja und ich habe von vornherein nichts anderes erwartet.“
 

Diese Worte hörten sich auf einmal ganz anders an, als das, was er von dem Ältere sonst immer zu hören bekam und die Überraschung darüber stand Deidara ins Gesicht geschrieben. Natürlich freute er sich auch, aber verstehen würde er all das auch ganz gerne…
 

„Aber? Wieso?“
 

„Du bist so langsam, Deidara.“, ging die Tyrannei von Sasori schließlich doch weiter, „Wenn ich das, was du machst, als so schlecht erachten würde, hätte ich dich sicherlich nicht das letzte Jahr bei mir in meinen Kunstraum gelassen. Natürlich verstehe ich das hier nicht. Für mich persönlich hat das auch nicht viel mit Kunst zu tun, aber du bekommst von vielen anderen dafür Anerkennung. Rein objektiv betrachtet ist es daher gut und das akzeptiere ich. Übertreib es mit deinen Feuerwerken aber nicht. Dem Universitätsvorstand wird es nicht gefallen, wenn du diesmal wirklich etwas in die Luft jagen solltest. “
 

Mit all den anderen Dingen verglichen, die sein Senpai ihm jemals gesagt hatte, war das mit Abstand das Schönste, weshalb selbst der ganze Ärgernis der vergangenen Tage und Wochen vergessen war. Voller Freude stieß sich Deidara an dem kleinen Wohnzimmertisch ab. Er war kurz davor sich darüber zu lehnen, um sich seinem Gegenüber regelrecht an seinen Hals schmeißen zu wollen, aber Sasori wich mit seinem Teebecher in der Hand bereits vor ihm zurück. Beinahe hätte er nämlich die Tassen mit seiner hektischen Bewegung umgestoßen.
 

„Pass doch auf!“, wurde er sogleich ermahnt, sodass er sich, in seinem Enthusiasmus gedämpft, wieder auf das Sitzkissen sinken ließ.
 

„Un.“
 

Danach folgte wieder Stille, zumindest bis sich Deidara zu einem der Themen durchrang, über die er eigentlich von Anfang an unbedingt mit dem anderen reden wollte.
 

„Was ist eigentlich mit deiner Abschlussarbeit geworden? Die Puppe, un?“
 

Ohne zu wissen, was daran auf einmal so lustig war, musste er mitansehen, wie Sasori auf einmal lautlos zu kichern begann. Dieser Anblick war so seltsam, dass es fast unheimlich wirkte.
 

„Willst du dein Abbild sehen?“, fragte dieser schließlich, als er sich wieder ‚beruhigt‘ hatte.
 

„Natürlich, un! Ist Die Puppe hier?“
 

„Ja. Ich zeig sie dir.“

Irgendwas war von Anfang an seltsam gewesen. Deidara verstand nicht, wieso der andere seine Abschlussarbeit wieder mit nach Hause genommen hatte, denn normalerweise wurden solche Arbeiten für mehrere Jahre von der Universität einbehalten, doch dieser Gedanke war schnell vergessen, als er von Sasori hinter den Paravent geführt wurde.
 

Im hinteren Teil des Zimmer lag noch ein Wandschrank, sowie ein Bett, auf dem die Puppe saß, an der der Rothaarige die letzten Tage seines Abschlusssemesters gearbeitet hatte und dieser Anblick raubte Deidara wirklich die Sprache.

Mit großen Augen schaute er auf sein Ebenbild und wenn er es nicht besser gewusst hätte, dann würde er es tatsächlich für echt empfinden.
 

„Das ist… wahnsinnig!“, staunte er, wobei er einige Schritte nach vorne ging, um sich vor der Puppe niederzulassen. „Als ob ich in einen Spiegel schaue, un!“
 

Er war fast davor sie anfassen zu wollen, nur konnte er sich im allerletzten Moment noch an die oberste Regel zurückerinnern, sodass seine Hand stoppte, noch bevor sie das Gesicht von Sasoris Meisterwerk erreichte.
 

„Ah!“
 

Sofort zog er sie schuldbewusst wieder zurück und warf dabei einen Blick hoch zu dem Älteren, der mit einem kleinen Abstand hinter ihm stand. Überraschenderweise schüttelte dieser allerdings seinen Kopf.
 

„Schon gut. Fass sie ruhig an.“, bot er ihm an, was Deidara in irgendeiner Weise erschütterte. Immerhin war es das genaue Gegenteil von dem, was der andere sonst wollte.
 

„Hu? Es ist wirklich okay, un?“, wollte er vorsichtshalber noch einmal wissen, woraufhin er jedoch nur belächelt wurde.
 

„Ja, sonst hätte ich es dir nicht angeboten.“
 

Mit diesen Worten drehte sich Sasori weg, um zum Fenster zu gehen und es zu schließen, da von draußen grelle Kinderstimmen vom nahegelegenen Spielplatz zu ihnen in die Wohnung drangen. Es wäre der Moment gewesen, wo der Blonde die Puppe unbemerkt berühren konnte und doch hielt ihn trotz Erlaubnis etwas davon ab, weshalb er sie nur noch einmal eindringlich musterte. Nicht nur der Farbton der Perücke passte perfekt, auch die Augenfarbe, sowie das dunkle Make up hätten von ihm selbst stammen können. Vermutlich war es die beste Arbeit, die er von seinem Senpai je gesehen hatte.
 

„Sie ist wirklich unglaublich gut, un!“, wiederholte er sich, obwohl er mit Sasoris Kunst normalerweise nicht viel anfangen konnte.
 

„Findest du?“ Schließlich war es aber dieser irritierte Ton in der Stimme des anderen der den Größeren etwas beunruhigte, „Ich finde sie misslungen.“
 

„Was? Wieso denn?“
 

Der Rotschopf schritt an ihm vorbei und setzte sich neben der Puppe aufs Bett, woraufhin er sie näher zu sich zog und ihren Kopf nach vorne zu Deidara lehnen ließ.

Diesmal sagte der andere nichts, doch er wusste, dass es eine direkte Aufforderung war, das Gesicht der Puppe endlich zu berühren. Zögernd kam er deshalb nach und berührte etwas widerwillig die Wange, die sich erstaunlich sanft anfühlte. Dennoch spürte man, dass das darunter liegende Material nichts anderes als Holz war. Die Struktur schien fest und der Körper war deswegen steif. Es war nun einmal eine Puppe, bloß lag darin doch die Kunst des anderen, oder nicht?
 

„Ich verstehe es nicht, un.“
 

„Deidara. Was glaubst du, wollte ich damit erreichen?“
 

Fragend blinzelte der Blonde zwischen seinem Abbild und seinem ehemaligen Senpai hin und her. Die Antwort stand für ihn eigentlich ganz außer Frage, sodass er sehr zumindest selbstsicher antwortete konnte.
 

„Deinen Abschluss.“
 

Sofort brach Sasori in einem sehr leisen Lachanfall aus, wobei er sich eine Hand verhalten vor den Mund legte.
 

„Also gut. Dann erklär ich es dir.“, rang er sich schließlich etwas schwerer atmend hervor und senkte seine Stimme etwas, um wesentlich ruhiger weiterzureden, „Erinnerst du dich an die Puppe, die du zerstört hast? Das war keine Abschlussarbeit und diese Puppe hier… ist es auch nicht. Mein eigentliches Werk habe ich schon Wochen vorher fertig gestellt, nur waren die letzten Tage so langweilig, dass ich beschlossen habe mich um ein Projekt zu kümmern, was ich mir schon vor sehr langer Zeit vorgenommen habe. Denk nicht, dass ich dich nicht kenne. Ich wusste, dass du die Puppe anfassen würdest. Ich habe sie extra so gefertigt, dass sie kaputt geht, sobald sie zu Boden fällt. Da du ja gesehen hast, wie aufwendig es ist von jemanden Maß zu nehmen und wir beide wissen, wie viel du von meinen Puppen verstehst, wirst du mir sicher Recht geben, dass du dich ohne einen guten Grund niemals dafür bereit erklärt hättest dich von mir vermessen zu lassen, oder?“
 

Es fiel Deidara wirklich sehr schwer das zu verarbeiten, was er soeben hörte. Im Endeffekt war es aber so, wie er es sich gedacht hatte. Er war nur für diese dämliche Puppe benutzt worden. Wieso? Offensichtlich gab es noch nicht einmal einen richtigen Grund dafür, weil es nicht einmal um den Abschluss seines Senpais ging.
 

Aufgebracht öffnete er seinen Mund und sah überrascht, wie Sasori ihm einen Finger ermahnend entgegenstreckte.
 

„Warte.“, sagte der Rotschopf ruhig, wodurch er vermeiden wollte, dass Deidara nun das Wort ergriff. „Du wolltest wissen, wieso ich mich nicht von dir verabschiedet habe?“
 

Nur weil er die Antwort auf diese Frage wirklich gerne wissen wollte, war es der einzige Grund, wieso sich der Größere in diesem Augenblick zusammennahm und durchatmete, um sich zu beruhigen. Einige Minuten würde er noch aushalten können, danach würd er seinem Ärger freien Lauf lassen.
 

Und Sasori lächelte wieder.
 

„Ich wollte dich in der Tat nicht mehr wieder sehen, weil ich einfach keinen Sinn darin gesehen habe. Alles, was ich wollte waren deine Maße für die Puppe, nur habe ich es erst zu spät bemerkt, dass sie mir nicht gelungen ist. Deshalb habe ich mich kurzfristig umentschieden und dir meine Adresse zukommen lassen. Die Arbeit mit dir hat mir wirklich gefallen. Wobei ich jetzt sogar sagen würde, dass ich mich nicht daran erinnern kann, wann ich so viel Spaß mit einem Modell gehabt habe.“
 

Während Sasori sprach, ließ er die Puppe wieder los und legte stattdessen die rechte Hand auf Deidaras Schulter, wo dieser die Kühle, die von der Haut des Älteren ausging, sogar durch das Hemd seiner Schuluniform spüren konnte.
 

Wieder einmal schlug sein Herz hart in der Brust, nur war es die blanke Wut, weil dieses benutzte Gefühl einfach nicht nachlassen wollte.
 

„Was soll das, un?“, wollte Deidara mit einem düsteren Blick wissen und am liebsten hätte er sich den Älteren für dessen belustigtes Lächeln geschnappt und durchgeschüttelt. Es war einfach rätselhaft, was in dessen Kopf vor sich ging, denn für den Blonden war es unverständlich was daran so lustig war, jemanden, der so etwas wie ein Freund war, so herablassend zu behandeln?
 

„Verstehst du es immer noch nicht? Du hast sie doch gerade angefasst. Die Puppe, die ich von dir angefertigt habe, ist vollkommen uninteressant. Sie macht mir nicht halb so viel Spaß wie du.“
 

Bevor er überhaupt wusste, was soeben vor sich ging, wurde er von einer ungeahnten Kraft an seiner Schulter nach hinten gedrückt. Sasori hatte sich vom Bett aus ihm entgegenfallen lassen, wodurch er den Größeren nun fast mühelos mit seinem ganzen Gewicht zu Boden presste und dort gefangen hielt. Es war erstaunlich was für eine Kraft in dem zierlichen Körper des anderen versteckt war.
 

„Was? Was soll das?“, wiederholte sich Deidara diesmal um einiges lauter, aber als Antwort bekam er zuerst nur ein unbeeindrucktes Kopfschütteln, ehe er mit einem ebenfalls sehr dunklen Blick angeschaut wurde, wodurch es ihm regelrecht durchs Rückenmark schoss.
 

„Diese Puppe von dir ist so langweilig, dass ich mich wirklich ärgern könnte. Dein Körper ist so viel interessanter. Ich will ihn noch einmal anfassen und diesmal auch die Stellen, die du das letzte Mal unbedingt verstecken wolltest!“

Deidara konnte überhaupt nicht glauben, was er da soeben hörte und für einen ganz kurzen Augenblick starrte er regungslos hoch zu dem Kleineren, der mittlerweile auf seinem Becken saß, um ihn unter sich am Boden zu behalten. Dessen Hände fixierten nach wie vor seine Schultern und wenn Sasori nicht so wäre, wie er eben war, so würde der Blonde zumindest vermuten, dass das alles nur ein dummer Scherz war.
 

Bloß hatte der andere keinen Sinn für Humor. Ganz im Gegenteil, die Situation musste ihm todernst sein. Genau das war das verstörende, sodass ihm eine unangenehme Mischung aus Wut, Verwirrung und Panik durch den Körper rauschte. Regelrecht gelähmt wartete er immer noch auf eine Erklärung für all das.
 

"Hat es dir die Sprache verschlagen? Oder kann ich davon ausgehen, dass du mir deinen Körper also freiwillig überlassen willst?“, kam es dann auch noch in einem unheimlichen Tonfall vom Kleineren, der eine Hand lockerte, um sie zum obersten von Deidaras Hemdknöpfen zu führen.
 

Erst jetzt begann er sich daraufhin zu wehren. Mit aller Kraft packte er sich die fremden Handgelenke, um Sasoris Hände von seinem Körper wegzudrücken. Diesmal hatte er Glück, denn ohne so etwas wie diesen Überraschungsmoment von vorher konnte er es körperlich zumindest mit dem anderen aufnehmen, sodass er ihn mit einer ruckartigen Rollbewegung unter sich warf.
 

Jetzt lag Sasori am Boden und Deidara kniete über ihm. Doch im Gegensatz zu dem kleinen Rotschopf wollte er seinen Gegner nicht am Boden festnageln. Stattdessen stand der Größere schnell auf, um zur Flucht anzusetzen, weshalb er zur Eingangstür hechtete.
 

Zunächst war er es sich auch nicht mehr bewusst und er erinnerte sich zu spät an das entscheidende Detail. Ungebremst krachte sein Körper gegen die Wohnungstür, die einfach nicht nachgeben wollte. Er war von seinem Gastgeber in dessen Wohnung eingeschlossen worden. Somit konnte er der Situation nicht auf diesem Weg entkommen.

Vollkommen angespannt schnappte Deidara nach Luft, wobei er sich umdrehte, da er nach einen alternativen Fluchtweg suchen wollte. Nur befand er sich hier im dritten Stock eines Wohnblockes und noch bevor er wieder zu Atem gekommen war, tauchte Sasori am anderen Ende des Eingangsflures auf.
 

Mit einem Lächeln hielt er ein kleines Schlüsselbund in die Luft.
 

„Suchst du das?“, wollte er von ihm wissen.
 

Die ganze Szene wirkte eher wie aus einem schlechten Film, weshalb Deidara es immer noch nicht richtig glauben konnte. Sein ehemaliger Senpai zeigte nun endlich sein wahres Gesicht? Das war der Teufel, vor dem die anderen Studenten stets Angst gehabt hatten? Auf schmerzhafte Weise zerbrach das Bild, welches er zuvor gehegt hatte. Nicht umsonst hatte er zu dem anderen aufgesehen und ihn als einzige Person respektiert, die ihn kritisieren durfte. Er mochte ihn, zumindest bis jetzt.
 

Schwer schluckend wich er dem Blick des Kleineren aus und allmählich realisierte er, wo er sich befand.
 

Mit dem Rücken zur versperrten Tür wollte er fliehen, wie eins dieser überforderten Mädchen aus dem alten Kunstraum, während das leise Schlüsselgeraschel noch zusätzlich betonte, wie hilflos er soeben war. Aber wieso passierte das alles? Er verhielt sich schon wieder wie eine Puppe, die bei dem nächsten Schlüsselklappern devot das tun würde, um aus dieser Wohnung zu gelangen, nur weil er sich nicht traute einen Schritt zu weit zu gehen, indem er sich wehrte?
 

Aber… das war doch nicht er! Seit wann beugte er sich dem Willen eines anderen?
 

Angespannt ballte Deidara seine Hände zu Fäusten, wobei er seinen Blick wieder hob, damit er seinem Gegenüber endlich direkt ins Gesicht schauen konnte. Doch noch ehe dieser es wagte ihm auch nur einen Schritt näher zu kommen, schrie er ihn an.
 

„Bleib bloß weg, un!“
 

Abermals holte er tief Luft, nur wollte er nun gewiss nicht den Kürzeren ziehen. Der Respekt, den er Sasori entgegen gebracht hatte, war allmählich erloschen, weshalb es nun keinen Grund mehr gab sich zurück zu halten.
 

„Spinnst du, oder was? Ist in den letzten Wochen etwas in deinem Kopf passiert? Eine Schaffenskrise, weil du bemerkt hast, wie scheiße deine verdammten Püppchen sind? Hast deshalb keine Lust mehr mit ihnen zu spielen und schaust dich nach was anderem um?“, fuhr er Sasori in einer Lautstärke an, sodass sich die eigene Stimme überschlug.

Allerdings schien er mit seinen Beleidigungen eine sehr empfindliche Stelle getroffen zu haben, da der andere ganz abrupt in seiner Bewegung inne hielt und ihn dafür erstaunt anschaute.
 

„Nur Interesse an deinen Kunstwerken, un? Hat ja lange gedauert bis du festgestellt hast, dass eine Holzpuppe aber kein Interesse an DIR hat, un!“
 

Vielleicht war das bloß eine vage Vermutung, doch sie schüttete reichlich Öl ins Feuer. Auch wenn Sasoris Gesicht versteinert war, Deidara konnte es sich lebhaft ausmalen, was seine Worte anrichten konnten.
 

Natürlich verstand er dessen seltsame Kunst nicht, aber er verstand sich selbst ebenfalls als Künstler, weshalb er die Konsequenz kannte, wenn jemand die eigenen Meisterwerke niederredete. Letztendlich war jeder gleich, der etwas auf sich und seine Werke hielt und er freute sich über diesen Treffer, sodass er breit zu grinsen begann.
 

„Was sagst du da?“, bekam er schließlich erwidert, woraufhin sein Grinsen noch breiter wurde. Sein Gegenüber schien ins Wanken geraten sein. Immerhin blickte er schnell zur Seite und wich ihm mit dieser Geste ganz offensichtlich aus.
 

„Un? Du hast es schon verstanden. Ich schätze ich sollte mir einen neuen ‚Danna‘ suchen, weil du deine Kunst ja selbst nicht mehr verstehst. Also gib mir den Schlüssel, damit ich gehen kann, un!“
 

Natürlich war es mehr als nur banal jemanden auf solch eine Art und Weise anzugreifen, aber wenn das der einzige Schwachpunkt war, so würde er ihn ausnutzen. Auch wenn sich der Blonde innerlich fragte, ob Sasori überhaupt bemerkte, wie seine Beine zitterten, weil er sich nicht sicher war, was geschehen könnte, wenn er den Rotschopf tatsächlich bis zur Weißglut trieb.
 

„Und wenn ich dir den Schlüssel nicht gebe?“, noch immer schaffte es sein Gegenüber voller Bedacht und Ruhe zu reden, aber nach dem,wie er von ihm behandelt worden war, wollte er diesem nun endgültig ein Ende bereiten.

Deidara fühlte sich immerhin zutiefst verletzt und ausgenutzt, zumal ihn dieser beängstigende Annäherungsversuch mehr als nur bedrängt hatte.
 

„Dann werde ich mir etwas für deine Püppchen einfallen lassen, un!“
 

Obwohl diese Drohung nicht viel mehr als kindisches Geplapper war und er nicht ernsthaft plante, die Werke eines anderen Künstlers zu zerstören, so zeigte sie eine Wirkung, da der andere trotz alledem an seinen Puppen hing.

Aufmerksam beobachtete der Größere, wie sich Sasori ihm näherte und ihm anschließend tatsächlich die Tür aufsperrte, sodass er ohne weiter nachzudenken in seine Schuhe schlüpfte und ins Freie rannte. Dabei schwor er sich innerlich, dieses Kapitel ab jetzt zu beenden.

Die Person, mit der er an der Universität die meiste Zeit verbracht hatte, war doch so, wie es der Ruf immer versprochen hatte und es ekelte Deidara an, wenn er sich daran zurückerinnerte, wie nah er diesem Wahnsinnigen gekommen, oder wie er von ihm angefasst worden war. Er dachte sogar so weit, dass sich sein ehemaliger Senpai und diese verrückte Hikari wirklich traumhaft gut verstehen würden, denn er selbst hatte von nun an genug von irgendwelche Püppchenspiele.
 

Er wollte Sasori nicht wieder sehen und zum Glück brauchte er das auch nicht, da er ihn an der Universität nie wieder begegnen würde. Das dachte er.
 

Der Rest der ersten Woche im neuen Semester verging schließlich ohne besondere Vorkommnisse. Allerdings schaffte er es kein einziges Mal sich mit seiner eigenen Abschlussarbeit auseinanderzusetzen, die am Ende des Jahres anstand. Stattdessen wollte er seinen Kopf frei bekommen. Auf Bitten einiger Professoren organisierte Deidara sogar kurzfristig ein Feuerwerk für die Willkommensfeier, die am Ende der Orientierungsphase der Erstsemester stattfinden sollte und dazu kamen noch seine eigenen Kurse und Vorlesungen, an denen er teilnehmen musste. Er hatte weder Zeit noch Lust sich mit seinem Projekt zu beschäftigen.
 

Erst als sich der ganze Trubel zum Beginn der zweiten Woche wieder gelegt hatte, erinnerte er sich an seine Aufgabe zurück, bloß gab es auf einmal ein Problem. Seine erste Ausarbeitung, die Skizzenmappe, war verschwunden. Sie ließ sich in seiner Wohnung nirgendswo finden.

Mit letzter Hoffnung durchsuchte der Blonde schließlich sein Spint, wobei er auf einmal eine Hand auf seiner Schulter spürte.
 

„Wieso hast du nichts gesagt?“
 

Hikaris Stimme ließ ihn herumfahren. Nachdem er sie am ersten Tag versetzt hatte, waren sie sich beide aus dem Weg gegangen und nun, wo sie auf einmal vor ihm stand, musste er unweigerlich an Sasori denken.

Dabei fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Seine Mappe. Er hatte sie bi dem Rotschopf auf dem Wohnzimmertisch liegen lassen!
 

Entsetzt starrte er in das irritierte Gesicht der kleinen Göre, die ihn sichtlich beleidigt anfunkelte.
 

„Guck mich nicht so an! Du hättest mir ruhig etwas sagen können!“
 

Er wusste nicht wovon, sie redete und war in diesem Moment zu abwesend, um sich darauf konzentrieren zu können, aber ihre nächsten Worte drangen mit einem unangenehmen Stich in seinen Kopf.
 

„Wieso hast du mir verschwiegen, dass Sasori-sama hier anfängt zu arbeiten?“

Deidara hatte sich in die allerletzte Ecke des Universitätsgeländes verzogen, wo er nun im Halbschatten eines Baumes und einer großen römischen Skulptur saß. Gegen den Sockel der Statue gelehnt betrachtete er den Himmel, doch als er bemerkte, dass er von steinernden Figur mit leeren Blick beobachtete wurde, schloss er seine Augen.

Gerade wo er innerlich mit Sasori abschließen wollte, war dieser auf einmal doch wieder hier an der Universität aufgetaucht.
 

„Un.“, brummte Deidara zu sich selbst, als er seine Augen wieder öffnete.
 

Er wollte diesen Typen nicht noch einmal sehen, er wollte einfach nur vergessen, was vorgefallen war, nur war das nun unmöglich geworden und schlimmer war nur noch, dass er ihn ansprechen musste, um die Mappe seiner Abschlussarbeit zurückzubekommen.
 

Es bereitete ihm regelrechte Kopfschmerzen, weshalb er sich müde über die schmerzende Stirn rieb. Seitdem er die Neuigkeit über Sasoris Einstellung von Hikari erfahren hatte, verging keine Minute, in der er nicht über dieses Thema nachdachte.

Letzte Nacht hatte er deswegen noch nicht einmal schlafen können und heute Morgen hatte er sogar sein Frühstück verschmäht. Mittlerweile bekam er daher Hunger und auch wenn ihm der Appetit fehlte, raffte er sich letztlich auf, um zumindest etwas Geld aus seinem Spint zu holen.
 

In der Hoffnung ein Yakisobabrot aus der Cafeteria könnte ihn auf andere Gedanken bringen, öffnete er seine Spinttür, wo zu seiner Verwunderung ein Brief auf ihn wartete.
 

Wie beim letzten Mal war es ein weißer unbeschrifteter Umschlag und kaum war dieser geöffnet, überkam ihn abwechselnd ein heißes, dann ein eiskaltes Gefühl. Instinktiv wusste der Blonde, wer der Absender war, aber er wollte nicht lesen, was ihm sein ehemaliger Senpai zu sagen hatte. Nur steckte hinter dem säuberlich zusammengefalteten Zettel ein weiteres Stück Papier, welches bunt bemalt war.
 

Etwas irritiert zog er zumindest dieses Bild aus dem Umschlag und stellte verwundert fest, dass es ein Aquarell war. Es zeigte einen Himmel mit weißen Vögeln, die in einer pastellfarbenen, aber zugleich auch ausdrucksstarken Explosion mit dem hellen Hintergrund verschmolzen. Es war wirklich schön und immerhin brachte es Deidara dazu nun auch einen Blick auf den anderen Zettel zu werfen.
 

Sofort stach ihm die säuberliche Handschrift von Sasori ins Auge, doch er kam gar nicht dazu den wortkargen Brief zu lesen, weil er direkt beim ersten Wort hängen blieb. Deidara. Das erste Schriftzeichen seines Namens wirkte ein bisschen anders als die restlichen. Es war nicht so sauber und perfekt, sondern erschien etwas unsicher niedergeschrieben worden zu sein, was ihn doch sehr stark wunderte. Es passte nicht zu dem Sasori, den er kannte. Das Gleiche galt für dieses Bild, welches er selbst gemalt haben musste?
 

Langsam überflog er schließlich den Rest und konnte es dabei nicht verhindern, die ruhige Stimme des Älteren in seinem Kopf zu hören.
 

„Deidara, du hast meine Anerkennung für deine Arbeiten. Auch wenn wir unsere Kunst gegenseitig nie verstehen werden, bist du der Einzige, der mich als Mensch verstehen kann“
 

Nachdem er es das erste Mal gelesen hatte, musste er es noch einmal tun. Dann noch ein drittes und ein viertes Mal. Was sollte das bedeuten? Er verstand den anderen überhaupt nicht.

In seiner Brust zog sich etwas unangenehm zusammen und als er zurück auf das Aquarellbild schaute, wurde er auf einmal wütend.
 

„Verstehen, un?“, wiederholte er es leise für sich, wobei er den leeren Briefumschlag mit einer Hand zerknüllte.
 

Wenn er das Bild genauer betrachtete, so erschien es ihm eher wie eine Art von Provokation. Wie konnte Sasori einen so schönen Moment versuchen auf Papier festzuhalten und dazu auch noch mit etwas so Niederen wie Aquarellstiften. Das passte weder zu dem was der Rotschopf, noch was er selbst als Kunst erachtete. Das war einfach nur eine Spielerei, um ihn abermals nach irgendwelchen Fäden tanzen zu lassen. Der andere wollte ihn damit bloß zurück zu sich locken und zu allem Überfluss ging Deidara auch noch darauf ein.
 

Immerhin musste er seine Mappe eh zurückverlangen, weshalb ihm dieser Brief nun eigentlich eine ganz gute Gelegenheit dafür bot. Mit angespannten Bewegungen machte sich der Blonde auf den Weg. Es gab eh nur einen Ort, wo der andere sein konnte und als er vor dem alten Kunstraum stand, riss er dessen Tür mit einem energischen Ruck auf.
 

Von der Helligkeit und dem Geruch nach frischer Wandfarbe überwältigt musste er dann allerdings zuerst stehen bleiben. Der damalige Abstellraum war nicht mehr wieder zu erkennen, doch fehlte noch einiges an Mobiliar und Sasori selbst war derjenige, der half den neuen Raum einzurichten.
 

Dieser stand vor einem Schrank in der Nähe des Pultes, vor seinen Füßen befand sich ein Karton und mit langsamen Bewegungen war er dabei einige Dinge auf das Schrankregal zu stellen.
 

Deidara sah, wie er stoppte, um ihm einen von diesen altbekannten Blicken zuzuwerfen, jedoch wollte er sich davon nicht beirren lassen, sondern stapfte sichtlich wütend zu dem Kleineren, der sich ihm ebenfalls zudrehte. Nur anstatt ihm etwas zu sagen, griff er in eine Schublade des Lehrertisches und hielt ihm anschließend die Mappe der vermissten Abschlussarbeit entgegen.
 

Schnaubend riss er sie ihm sofort aus der Hand, womit er nun zumindest das bekommen hatte, weswegen er hier war. Im Grunde konnte er also wieder gehen, bloß…
 

„Denk nicht, dass ich mich dafür bei dir bedanke, un!“, zickte er ungehemmt drauflos, „Eigentlich solltest du dich nämlich bei MIR entschuldigen!“
 

Allerdings Sasori zeigte keine Reaktion. Er drehte seinen Kopf nur leicht zur Seite und blickte zur Tür, die sich leise geöffnet hatte.
 

„Sasori-sama!“
 

Hikaris helle Stimme schallte durch den Raum, ehe sie innerhalb weniger Sekunden bei ihnen stand, um einen weiteren Karton zu dem Rotschopf zu stellen.
 

„Kann ich noch etwas machen? Ich würde alles tun~“, säuselte sie, während sie ohne jede Berührungsangst nach dem Arm ihres Angebeteten griff.
 

„…nervtötend“, raunte Sasori allerdings nur leise vor sich hin. Es musste mehr ein Selbstgespräch gewesen sein, als dass er es an jemanden adressiert hatte, weshalb er sich kurz darauf direkt an Hikari wandte. „Du bist ein wirklich nervtötendes Gör!“
 

Danach bemerkte der Blonde, wie er von ihm mit einem vielsagenden Blick angeschaut wurde.
 

„Deidara? Lass uns woanders hingehen.“
 

Obwohl er sich immer noch mehr als nur ärgerte und die Worte des Älteren einem unverschämten Befehl glichen, so bewegten sich seine Beine auf einmal wie von selbst. Noch ehe er wusste, was er tat, folgte er dem anderen aus dem Kunstraum und ging mit ihn den Gang entlang hin zu einer Treppe. Oben angekommen öffnete Sasori die erste Tür.

Deidara begriff, dass er in eins der Zimmer des Lehrpersonals geführt worden war und während er an der Wand stehen blieb, musste er mit ansehen, dass sich der Kleinere fast unbeeindruckt eine Getränkeflasche aus einem Schrank nahm und danach den Raum über eine Balkontür verließ.
 

Rasend rannte der Größere hinterher, doch nachdem er zu ihm nach draußen getreten war, staunte er nicht schlecht, da Sasori auf einer Bank saß und mit einer Hand langsam neben sich deutete. Diese Geste war zu viel. Jetzt reichte es wirklich.
 

„Was denkst du dir überhaupt, un?!“
 

Wie ein kleines Kind begann Deidara herum zu trampeln. Am liebsten würde er dem Älteren direkt an die Gurgel springen, nur fluchte er vorerst lautstark weiter.
 

„Du… du bist wirklich das Allerletzte! Wie kommst du überhaupt auf die Idee mich so zu behandeln? Eigentlich sollte ich kein Wort mehr mit dir reden, un!“
 

„Aber du bist jetzt trotzdem hier und scheinst mit mir reden zu wollen.“
 

Sasoris Tonlosigkeit machte es nicht besser, weshalb er sich ihm aufgebracht näherte. Eigentlich wollte er ihm dessen dämliches Aquarellbild unter die Nase reiben, aber auf einmal wurde er gepackt und auf die Bank gezerrt.
 

„N-nimm die Finger weg!“
 

Sofort rutschte Deidara so weit weg wie möglich und funkelte den anderen schließlich finster vom anderen Bankende her an. Sein Sitznachbar blieb immer noch die Ruhe selbst, schraubte kommentarlos die Wasserflasche auf und setzte sie sich an die Lippen.
 

„Kannst du wenigstens etwas sagen, wenn ich mit dir reden, un?!“, giftete er ihn an.
 

„Wenn du weiter so schreist, hört dich die ganze Universität.“
 

Kaum hatte Sasori die Wasserflasche wieder abgesetzt, deutete er mit einem schwachen Lächeln auf die kleine Parkanlage, die sich unter dem Balkon erstreckte. Dieser Hinweis reichte schließlich, um das überhitzte Gemüt des Blonden ein bisschen unter Kontrolle zu bringen, aber er konnte es dennoch nicht lassen, den anderen mit einem bitterbösen Blick anzustarren. Eine lange Zeit über sprach anschließend keiner ein Wort und Deidara hatte seinen Kopf irgendwann wieder weggedreht, um stattdessen schmollend zu Boden zu starren.
 

Wie aus dem Nichts spürte er dann aber auf einmal eine kühle Berührung an seiner Schulter und er hätte sich gerne dagegen gewehrt, nur erstarrte er bei dem, was er daraufhin hören konnte.
 

„Ich dachte eigentlich, du hättest es verstanden. Wenn nicht, dann tut es mir Leid, dass ich dir so eine Angst eingejagt habe. Vielleicht wäre es besser gewesen, dir die Tür nicht aufzuschließen, aber du warst zu wütend, als dass du noch normal mit mir geredet hättest. Außerdem wollte ich mir deine grundlosen Beleidigungen nicht weiter anhören.“

Sasoris Stimme an seinem Ohr war nicht viel mehr als ein leises Wispern, weshalb er stark zusammenzuckte. Entweder wollte dieser wirklich sicher gehen, dass niemand ihrem Gespräch zuhören konnte, oder er amüsierte sich wieder zu köstlich darüber, dass Deidara so empfindlich war.
 

Wieso dieser aber auf einmal wieder so nett war, konnte sich der Blonde nicht erklären.
 

„Verstanden? Ich verstehe nichts mehr und will es auch gar nicht, un. Und meine Beleidigungen waren nicht grundlos. Du bist doch wirklich… pervers.“, reagierte er einfach trotzig, wobei er allerdings schon viel ruhiger war als zuvor noch. Die Tatsache belauscht zu werden, war auch für ihn unangenehm. Immerhin ging es hier um eine recht private Angelegenheit.

„Hm? Dann war es also wirklich meine Schuld? Entschuldigung.“
 

Fast war ihm so, als würde er sich verhören. Einerseits hatte er sich zwar unbedingt eine Entschuldigung gewünscht, doch nun, wo er diese bekam, konnte er es gar nicht richtig glauben. Überrascht schaute er zur Seite, wodurch er erst jetzt bemerkte, wie nah ihm Sasori schon wieder war. Sein Gesicht befand sich direkt vor seinem eigenen.
 

„Bist du jetzt zufrieden?“
 

Die Art, wie dieser mit ihm redete, deutete eher darauf hin, dass er sich nur entschuldigt hatte, damit sich Deidara wieder beruhigte. Er meinte es also überhaupt nicht ernst?
 

„Nein, un.“
 

„Deidara, ich sollte vielleicht noch länger darüber nachdenken, wie ich es dir erklären könnte...“, erwiderte der Rotschopf seufzend und schüttelte dabei nur den Kopf. Scheinbar gab es zwischen ihnen ein noch etwas größeres Thema, aber der jüngere der beiden konnte darüber nur verächtlich schnauben.
 

„Was gibt es denn noch zu erklären? Außerdem dachte, ich du hasst es warten zu müssen oder andere warten zu lassen?“, schmollte Deidara mit verschränkten Armen weiter.

Die Mappe seiner Abschlussarbeit lag währenddessen auf seinem Schoß und unter der durchsichtigen Hülle schimmerte das bunte Aquarellbild hindurch.
 

„Diese Hikari ist wirklich nervend, nicht wahr? Das gleiche habe ich auch von dir gedacht, als ich dich damals kennengelernt habe und einen Monat später habe ich dieses Bild als Prüfung in meinem Farblehrekurs gemacht. Kurz zuvor hast du versucht mir den Sinn hinter deinen Meisterwerken zu erklären. “
 

Wie sooft wechselte Sasori einfach das Thema, doch diesmal wollte der Blonde das nicht auf sich sitzen lassen. Kommentarlos stand er auf, denn seinerseits hatte es einfach keinen Sinn mehr sich noch länger mit dem anderen zu unter halten. Am Ende würde er sich nur selbst wieder ärgern, oder würde verletzt sein.
 

„Un. Dann dauert es ja nicht mehr lange bis sie dir gefällt.“, lenkte er zähneknirschend ein, ehe er es sogleich wieder bereute diesen Gedanken jemals ausgesprochen zu haben. Im Grunde konnte es ihm immerhin egal sein, was mit diesem Mädchen passieren sollte, zumal er sich doch schon mit dem Gedanken angefreundet hatte, dass die beiden gut zusammenpassen würden.
 

„Bist du eifersüchtig?“
 

„Was? Niemals, un!“
 

Wie versteinert blieb er stehen und drehte sich zu dem Kleineren um, sodass sie einander nur anstarrten. Ausgerechnet jetzt musste er nicht nur an den Brief denken, sondern auch an die Dinge, die er dem anderen in dessen Wohnung gesagt hatte und während er sich dabei in Sasoris Augen verlor, bemerkte er gar nicht, wie dieser eine Hand nach seiner Krawatte ausstreckte, um ihn keinen Augenblick später näher an sich heran zu ziehen.
 

„Warum denkst du nicht noch einmal darüber nach, was ich von dir in meiner Wohnung wollte?“, wurde ihm kaum hörbar entgegen geraunt, sodass es Deidara fast wahnsinnig machte. Wieder verspürte er den Drang wegzulaufen, denn das war allemal besser, als weiter herum zu fluchen, nur konnte er sich in diesem Moment nicht so einfach von dem anderen lösen.
 

„Du verarschst mich doch, un. Was soll das überhaupt? Soll das ein Liebesgeständnis sein?“
 

Von einer Sekunde zur nächsten ließ Sasori ihn wieder los und blickte sichtlich irritiert zur Seite.
 

„Was? Nein, so ist das nicht.“, antwortete dieser schließlich sehr leise und zu dem Entsetzen des Blonden trafen ihn diese Worte stärker, als die Tatsache, was zwischen ihnen vor einer Woche passiert war.
 

Nur tat es nicht einfach nur weh, sondern ließ auch noch dieses negative Gefühl wieder aufflammen, besonders weil er sich nicht erklären konnte, wieso ausgerechnet der andere nun fast schon traurig dreinblickte.
 

„Es nervt mich das einzugestehen. Ich wollte eine Puppe von dir für mich haben, aber letztlich konnte sie meine Erwartungen nicht erfüllen. Du hast Recht gehabt. Deshalb habe ich dich gebeten sie zu ersetzen, nur hast du das alles etwas missverstanden und wolltest einfach nicht verstehen worauf ich hinaus wollte. Dabei hast du doch selbst bemerkt, wie einsam ich bin.“
 

Deidara fiel aus allen Wolken. Je weiter der andere sprach, desto weiter senkte sich dessen Stimme und zum Ende hin wirkte es eher so, als würde er sich dafür schämen ihm diese Dinge gesagt zu haben.

Zeitgleich stieg dem Blonden die Röte ins Gesicht und er taumelte schnell einige Schritte von Sasori weg, damit dieser es nicht auch noch aus nächster Nähe sah, wie sehr er sich für diese direkte Erklärung schämte. Eigentlich waren ihm ja wirklich nicht viele Dinge peinlich, aber den sonst so beherrschten Sasori auf einmal so verletzlich zu sehen. Das war unangenehm.
 

„Du bist über mich hergefallen, un! Wie kann man das denn nicht missverstehen?“, wisperte er etwas atemlos.
 

„Als ich deinen Körper vermessen habe, hab ich mich zu sehr mit der Vorfreude auf die Puppe vertröstet und dann warst du bei mir und ich konnte mich einfach nicht mehr beherrschen. Wieso kommst du nachher nicht mit zu mi-“
 

Bevor der Ältere ausreden konnte, schüttelte Deidara energisch den Kopf. Nicht nur, dass er nicht wusste, was ihn in der Wohnung des anderen erwarten sollte, er wollte es auch gar nicht erst herausfinden. Er wollte nicht einfach nur ein Ersatz sein und das auch noch für eine leblose Puppe. Kaum hatte er dies realisiert, fiel ihm die Mappe seiner Abschlussarbeit zu Boden und er bemerkte dabei, wie Sasori schwach zusammenzuckte.
 

„Du wirst jetzt doch nicht wieder wütend werden?“, wollte dieser etwas zurückhaltend von ihm wissen, aber darauf konnte Deidara beim besten Willen keine Antwort mehr geben. Sein Kopf war wie leergefegt.
 

Mit hochroten Wangen blinzelte er einfach nur zu dem anderen. Es war so ungewohnt diese sonst immer so eisige wirkende Person so viele Dinge sagen zu hören, die nichts mit irgendwelchen Kunstarbeiten zu tun hatten. Überhaupt war es verwunderlich, wie ehrlich sein ehemaliger Senpai nun sein konnte.
 

War die Wunde, die er aufgerissen hatte wirklich so tief? Konnte jemand so erfolgreiches so einsam sein? Vielleicht hatte er ihn doch missverstanden und er hatte ihn nicht nur benutzen wollen?
 

„D-danna?“
 

Sofort zog Sasori seine Augenbrauen hoch, da er wohl nicht mehr mit dieser Anrede von Deidara gerechnet hatte, aber dieser erwartungsvolle Blick machte es ihm nicht unbedingt einfacher.
 

„Vielleicht werde ich mir darüber Gedanken machen, wenn du mir ein richtiges Liebesgeständnis machst, un!“, flüsterte der Blonde so leise, dass er sich selber schon gar nicht mehr so sicher war, ob er diese Worte nur gedacht, oder tatsächlich auch ausgesprochen hatte und noch bevor sein Gegenüber darauf reagieren konnte, griff er sich seine Mappe, um abermals wegzulaufen. Vielleicht hatte er sich mit seinem Angebot noch nicht zur persönlichen Puppe des anderen gemacht, aber wenn das so weiter ging, dann war er auf dem besten Weg dazu.

Deidara zog scharf die Luft ein, als ihm eine eiskalte Hand die Haare aus seinem Nacken strich. Ihm war unsagbar warm, aber als er eine sanfte Berührung an seinem Hals fühlte, rauschte eine Gänsehaut über seinem Körper.
 

„Nicht, un.“, hauchte er.
 

Dann spürte er, wie sich ein kurzer pochender Schmerz in seinem Kopf ausbreitete, woraufhin er regelrecht hochschreckte. Mit verschlafenen Augen blickte er sich um.
 

„Wenn du nichts Besseres zutun hast, dann kannst du ja gleich schwänzen.

Erst als er Sasoris Stimme hinter sich hörte, drehte er sich erstaunt zu diesem herum und erinnerte sich daran, wo er hier überhaupt war. Nicht nur, dass er während einer Vorlesung eingeschlafen war, er hatte auch noch einen äußerst seltsamen Traum gehabt. Sein Gesicht wurde feuerrot. Hatte er im Schlaf geredet? Er hoffte nicht, aber selbst wenn… jetzt war er der letzte Student im gesamten Hörsaal und war leider vom Rotschopf erwischt worden. Dieser hatte ihn rücksichtslos mit einem Buch geschlagen und funkelte ihn nun mit einem Blick an, wodurch sein Herz ein Stück tiefer rutschte.
 

„Wie lange hast du bitte geschlafen?“, seufzend fuhr sich der Kleinere durch die Haare, bevor er sich aber einfach wegdrehte und ging, „Du bist unverbesserlich. Dafür sollte ich dir eine Strafaufgabe auferlegen.“
 

Er blieb stehen und zum Entsetzen des Größeren musste er mitansehen, wie sich ein genießerisches Lächeln auf dessen Lippen schlich.
 

Spätestens jetzt war Deidara wieder hellwach und sprang fast schon aufgebracht von seinem Stuhl auf. Mit einer Hand griff er nach seiner Tasche, um seinem neuen Sensei schnell zu folgen. Er war sich nicht ganz sicher, ob Sasori seine Drohung wahr machen konnte, geschweige denn was er ihm auferlegen könnte. Nur war er sich sehr sicher, dass dieser an sicherlich nichts Gutes dachte.
 

„Wovon redest du, un? Ich hab dir die ganze Zeit aufmerksam zugehört. Nur gegen Ende… bin ich ein bisschen weggenickt!“, wollte er sich herausreden.
 

Beschwichtigend hob er seine Hände und grinste dabei, wenn auch etwas hilflos.

Seit diesem einen Gespräch auf dem Balkon waren mehrere Wochen vergangen. Niemand hatte seitdem ein Wort darüber verloren und das zwischen ihnen war nun annähernd so wie damals, als Sasori nur sein Senpai gewesen war. Und doch gab es ein entscheidendes kleines Detail, was sich verändert hatte. So sehr Deidara vorher an das ausdruckslose Gesicht des anderen gewöhnt war, so befremdlich war der neue fast schon abwesend und traurig wirkende Blick des Älteren, mit dem er manchmal angeschaut wurde.
 

Der Blonde fühlte sich nicht nur schlecht deswegen, nach wie vor nagte es an ihm, was er zu dem anderen gesagt hatte. Es schien, als würde sich dieser nun vor ihm zurückziehen, obwohl er ihm, wenn auch versehentlich, einem kleinen Schritt entgegen gekommen war.
 

„Du hast die ganze Zeit über geschlafen. Ich hätte dich rausschmeißen sollen.“, erwiderte Sasori kühl.
 

„Dann muss ich mich jetzt bei dir bedanken, dass du es nicht getan hast, un?“
 

Mit einem leisen Brummen neigte Deidara seinen Kopf zur Seite. Er war kurz davor sich zu freuen, dass sein Sensei noch so mild mit ihm umging, aber dann erstarrte er als mit einem Finger auf ihn deutete.
 

„Vielleicht sollte ich der Leitung mitteilen, dass du ständig nur schläfst.“, sprach sein Gegenüber leise, wobei er jedes Wort genau betonte. Es lag auf der Hand, worauf dieser hinauswollte und deshalb begann der Größere der beiden sofort mit seinem Kopf zu schütteln.
 

„Das ist Erpressung, un!“
 

Schmollend verschränkte er seine Arme vor der Brust, nur war es bereits beschlossen, sodass er sich noch so dagegen wehren konnte. Das konnte er an Sasoris Gesicht sehen. Es gab keine Möglichkeit mehr dem anderen zu widersprechen.
 

„Ich kann heute Nachmittag ein bisschen Hilfe gebrauchen. Ich bekomme eine neue Materiallieferung und du könntest mir beim Ausräumen helfen.“
 

Schaudernd blickte der Blonde zur Seite. Er wollte sicher nicht zu dem anderen nach Hause.
 

„Und? Wieso soll ich das machen?“, zickte er leise.
 

„Stimmt, ich könnte auch jemand anderes darum bitten und dir einfach nur eine Strafarbeit aufgeben, wäre dir das lieber?“ hörte er seinen Sensei nur murmeln, „Hoffentlich lässt du mich nicht warten.“
 

Doch noch bevor der Größere auch nur einen Ton erwidern konnte, wurde er schon von ihm stehen gelassen wurde. Er hatte also tatsächlich keine andere Wahl und darüber ärgerte sich innerlich ungemein, auch wenn er Hikari sicherlich den Vortritt lassen könnte.
 

Seufzend griff sich Deidara in den Nacken, wobei er mit seinen Fingerspitzen seitlich am Hals über genau diese eine Stelle aus seinem Traum fuhr. Wieso waren einige Dinge bloß so kompliziert?
 

Nach seinem letzten Kurs fuhr er schließlich, wie es sein Sensei wollte, zu dessen Wohnung, um schließlich vor genau dieser Tür zu stehen, aus der er vor einigen Wochen noch wutentbrannt geflüchtet war. Jetzt sah es hier allerdings ein bisschen anders aus, denn zahlreiche Kartons stapelten sich draußen im Hausflur. Immerhin war es ein kleiner Trost, da er von Sasori wohl doch nicht einfach ohne Grund hierherbestellt worden war.
 

Noch bevor er einen weiteren Schritt auf die Tür zugehen konnte, wurde ihm diese auf einmal geöffnet und der Kleinere tauchte mit einem dünnen Lächeln vor ihm auf.
 

„Du bist ja sogar pünktlich.“, begrüßte er ihn leise, woraufhin Deidara etwas irritiert blinzeln musste. Erst einen kurzen Moment später verstand er. Da der Rotschopf nun selber unterrichtete, musste er die Lehrpläne der anderen Kurse kennen. Demnach wusste er genau, wie lange er jeden Tag in der Universität war.
 

„Un. Wo müssen die Kartons hin?“
 

Allerdings ging er erst gar nicht auf die Begrüßung ein, sondern zog sich nur die Schuhe im Eingangsbereich aus und bemerkte dabei, wie er von Sasori immer noch lächelnd beobachtet wurde, was ein unangenemes Gefühl in seiner Brust auslöste und trotzdem fügte er sich ihm.
 

„Komm mit.“
 

Wortlos folgte er Sasori. Sie gingen durch das Wohnzimmer, verschwanden hinter dem Paravent und schließlich öffnete sein Sensei den Wandschrank. Von dort kamen sie über eine kleine Leiter auf den Dachboden, der als Atelier ausgebaut war.
 

Zuerst staunte Deidara nicht schlecht. Zwar war es hier genauso düster wie in der restlichen Wohnung, aber nachdem das Licht angeknipst wurde, konnte er die zahlreichen Puppen sehen. Sie waren teils sitzend, teils stehend an den Wänden gelehnt, oder einige von ihnen waren mit Kissen und Decken besonders sorgsam versorgt worden. Es war unheimlich, denn fast jeder Puppenblick ging starr in die Mitte des Raumes. Doch als der Blonde sein Abbild bemerkte, wurde es ihm erst recht unangenehm.
 

Die Puppe saß auf einem Stuhl, wodurch sie ein bisschen hervorstach. Außerdem war sie von seinem Schöpfer umgekleidet worden und Deidara wusste nicht woher der andere diese Sachen hatte, aber es ähnelte tatsächlich der Garderobe, die er ihn seiner Freizeit tragen würde.
 

„Ich soll die Kartons also hier hochbringen, un?“, fasste er seine Aufgabe zusammen, wobei er absichtlich nicht auf die Kunstwerke des anderen einging und dieser deutete immer noch lächelnd in eine etwas leer geräumte Ecke.
 

„Du kannst sie dort hinstellen.“
 

Damit musste Deidara seine ‚Strafarbeit‘ wohl oder übel beginnen. Vielleicht hatte er vorher nicht verstanden, wieso der andere es von ihm verlangte, doch sehr schnell merkte er, wie schwer einige der Kartons waren und die kleine Treppe im Schrank tat noch ihr übriges hinzu. So oder so hätte Sasori also doch auf Hikaris Hilfe verzichtet.
 

Letztlich war allerdings Deidara derjenige, der die ganze Arbeit vollrichtete. Erst als es draußen bereits dunkel wurde, hatte er den letzten Teil der Lieferung von unten hoch ins Atelier getragen und kaum war der letzte Karton abgestellt, wollte er eigentlich wieder gehen. Nur gerade als er durchs Wohnzimmer ging, um den Wohnungsflur anzusteuern, trat Sasori aus der Küche zu ihm.
 

„Wohin willst du?“, wollte der Rothaarige wissen, sodass Deidara irritiert stehen blieb, um sich zu ihm zu drehen.
 

„Nach Hause, un. Ich hab alles erledigt, was du von mir wolltest.“
 

Das unbehagliche Gefühl wurde sogleich verstärkt, denn schon allein diese Frage hörte sich in seinen Ohren alles andere als gut an. Zumal sein Gegenüber plötzlich tatsächlich seinen Kopf, als würde er ihn nicht gehen lassen wollen.
 

„Von hier aus fährt jetzt keine U-Bahn mehr. Warum bleibst du nicht über Nacht bei mir?“
 

Noch bevor er reagieren konnte, griff Sasori mit einem bestimmenden Griff nach seinem Handgelenk, um ihn mit sanfter Gewalt in seine Küche zu ziehen und eigentlich wollte er sofort protestieren, nur als er den gedeckten Küchentisch sah, wollte kein Wort mehr über seine Lippen.
 

„Renn jetzt nicht weg. Ich habe dir was zu essen gemacht. Du kannst duschen und bekommst mein Bett. Würdest du also bei mir bleiben?“

Nachdem Deidara das Wasser der Dusche abgedreht hatte, trat er nach draußen, um sich abzutrocknen. Dieses seltsame Gefühl wollte nach wie vor nicht gehen und er fragte sich, wieso er wirklich hiergeblieben war. Er konnte es sich letztlich selbst nicht erklären, aber sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Er hätte wirklich besser gehen sollen, denn das Verhalten des anderen ärgerte ihn eigentlich ungemein.
 

Schnell rubbelte er sich die langen Haare mit einem Handtuch trocken, bevor er sie hochband und den Yukata überzog, der ihm von Sasori bereit gelegt wurde. Es war nicht verwunderlich, dass ihm der lockere Stoff perfekt passte, immerhin hatte der andere seine Maße.
 

Als er schließlich hinter den Paravent ans Bett herantrat, war dieses zumindest wie versprochen leer und dumpfe Geräusche drangen von oben zu ihm herunter. Schon seit dem Abendessen war der Kleinere in seinem Atelier verschwunden. Er schien zu arbeiten, was den Blonden zumindest etwas neugierig machte, denn das, was sie immerhin miteinander verband, war nun einmal die Kunst und deshalb atmete er kurz durch, ehe er sich dazu entschied über die Treppe im Wandschrank hoch in Sasoris Atelier zu steigen.
 

Mit einem leisen Knarren öffnete er die Tür zum Dachboden, woraufhin er fast wieder rückwärts zurückgefallen wäre, da der Kleinere auf einmal vor ihm stand.
 

„Ach, du bist es…“, entkam es dem Rotschopfsehr leise. Wohlmöglich hatte er seinen Gast vor lauter Arbeit kurzzeitig vergessen, aber jetzt lächelte er ihn an. „Der Yukata steht dir… viel besser als der Puppe.“
 

„Un.“
 

Fahrig fuhr sich Deidara über den dunkelblauen Stoff, wobei er dem Blick seines Gegenübers auswich. Er fühlte, wie deutlich er von diesem gemustert wurde und es machte ihn nervös. Außerdem wusste er nicht, was er auf dieses Kompliment erwidern könnte. Bedanken wollte er sich auf jeden Fall nicht.
 

„Willst du nicht schlafen gehen?“
 

Bei der nächsten Frage blinzelte er wieder zurück zu Sasori und schüttelte schnell den Kopf.
 

„Als ich gehört habe, dass du noch an etwas arbeitest, wollte ich es sehen, un.“, antwortete er sehr ehrlich, sodass das Lächeln des anderen wieder einen anderen Ausdruck annahmen. Erneut griff dieser nach seinem Handgelenk, nur führte er ihn diesmal an seinen Arbeitstisch, woraufhin auch Deidara lächeln musste.
 

Es war offensichtlich, dass man dem Rothaarigen eine große Freude bereiten konnte, wenn man sich für dessen Kunstwerke interessierte und mittlerweile schien er dieses Gefühl nach außen hin etwas offener zu zeigen, als zu dem Zeitpunkt, wo sie sich in der Universität kennengelernt hatten.
 

Aber obwohl verschiedene Skizzenpläne auf dem Tisch ausgebreitet lagen, schielte Deidara kurz zu dem anderen, ehe er sich dessen Arbeit widmen wollte. Dieses traurige Lächeln von vorher war genau der Ausdruck, der ihn an dem anderen so unsagbar störte. Er verstand es nicht. Er wusste nicht, woher dieses immense Maß von Sasoris Selbstkritik auf einmal stammte.
 

„Danke.“
 

Noch bevor Deidara etwas hätte erfragen können, hatte der andere ihm das Wort abgeschnitten.
 

„Danke? Un?“, irritiert schaute der Größere von seinem Sensei hin zu den Skizzenplänen, wieder zurück und gerade als er seinen Blick wieder zu dem anderen wenden wollte, war er ihm näher gekommen.
 

Sasoris rechte Hand schlich sich in seinen Nacken, um ihn sich zu ziehen und im nächsten Moment spürte er auch noch, wie sich der andere Arm um seinen Körper schlang. Schließlich wurden seine Knie weich, denn die Art, wie der andere ihn umarmte, löste ein fast schon angenehmes Gefühl aus und Deidara hätte am liebsten seine Augen geschlossen. Andererseits…
 

Hastig legte er seine Hände auf die Schulter seines Gegenübers, damit er ihn von sich schieben konnte, doch kaum spürte er die knöchernen Schlüsselbeine unter seinen Fingern, hielt er kurz inne und als er sich letztlich doch noch mit einer halbherzigen Bewegung von ihm löste, fiel sein Blick in Sasoris puppenhaftes Gesicht.
 

Wenn er jetzt darüber nachdachte, wie er sich gefühlt hatte, während der Kleinere all diese komischen Dinge gesagt oder getan hatte. Und wie heftig er wiederrum darauf immer wieder reagierte. Dem Blonden überkam ein schlechtes Gewissen.
 

„Danna, ich… sollte mich wohl bei dir entschuldigen, weil ich deine Kunstwerke beleidigt habe, un.“, sagte er deshalb leise und sowohl er, als auch sein Gegenüber wussten, wie untypisch es für ihn sein musste. Trotzdem wusste er sich nicht anders zu helfen. Es schien, als wäre er mit dafür verantwortlich, dass sich Sasori so seltsam verhielt und Deidara wollte nicht daran Schuld sein, wenn ein anderer Künstler das eigene Ziel verlor, „Auch wenn ich sehr wütend gewesen war, hätte ich es nicht sagen sollen…“
 

Einen Moment lang herrschte Schweigen. Dann legte Sasori aber auf einmal eine Hand auf eine von seinen Eigenen.
 

„Es gibt keinen Grund sich dafür zu entschuldigen. Immerhin hast du Recht. Puppen sind Puppen. Es war ziemlich dumm von mir von ihnen etwas zu erwarten. Außerdem hast du ja auch andere Dinge gesagt, die mich aufgeheitert haben.“, erwiderte dieser, wobei er Deidaras Hand vorsichtig von seiner Schulter schob.
 

Anschließend entfernte sich sein Sensei von ihm. Er ging um den Arbeitstisch herum, um sich zur Puppe stellen, die dem Größeren zum Verwechseln glich. Er schien zu überlegen und je länger er nichts sagte, desto unwohler fühlte sich Deidara.
 

„Allerdings…“, begann Sasori nach einer Weile, während er mit seinen Finger sanft durch die blonden Puppenhaare strich, „…habe ich nachgedacht und weiß nicht, wie ich es dir noch deutlicher zeigen soll. Du hast mich so weit gebracht, dass ich meine eigenen Werke anzweifele. Alles, womit ich fast mein ganzes Leben verbracht habe...“
 

Jetzt klang schon wieder dieser bedrückte Unterton in der Stimme des anderen hervor und Deidara legte sich unbewusst eine Hand gegen die eigene Brust, wo sein Herz immer noch unbändig schlug. Bei den Worten des Älteren war ihm sichtlich heiß geworden, seine Wangen glühten, doch er blieb trotzdem regungslos stehen. Auch als er sah, wie sich Sasori hinter den Stuhl stellte, sich leicht auf dessen Rückenlehne stütze und mit einer Hand das Kinn der Puppe anhob.

Mit einem hölzernen Knacken reckte sich ihr Kopf, sodass es nun so schien, als würde sie hoch zu ihrem Schöpfer blicken.
 

Somit hatte Deidara nun seine Angst bestätigt bekommen. Sasori verlor sein Interesse für seine eigenen Kunstwerke?
 

„Wenn du heute Nacht schon hier bist, lässt du mich zu dir ins Bett? Oder muss ich wieder hiermit Vorlieb nehmen? Ich würde hier auf dem Boden schlafen.“
 

Leise seufzend fuhr der Rotschopf mit einem Finger über die Unterlippe der Puppe, die sich dagegen natürlich nicht wehren konnte und auch Deidara war dabei wie versteinert. Diese Frage war so unerwartet gewesen, dass er gar nicht wusste, woran er nun denken sollte.
 

„…deine Puppen scheinen dich wirklich nicht mehr glücklich zu machen, un?“, gab er schließlich ganz leise von sich, wobei ihm schon dieser bittere Ausdruck im Gesicht seines Gegenübers als Antwort genügte.
 

Dennoch blieb die Frage, ob er an diesem Tief tatsächlich etwas ändern konnte. Nur weil der andere auf einmal ironischerweise an ihm Interesse hatte? Würde es die Situation nicht noch verschlimmern? Etwas unsicher blickte Deidara kurz zu seinem Abbild, ehe er innerlich nachgab. Wenn er schlichtweg gar nichts unternahm, würde er letztlich eh nichts ändern können.
 

„Meinetwegen. Aber wehe, du kommst mir zu nah!“
 

Damit drehte er sich schließlich hastig weg, um den Ausgang des Ateliers anzusteuern. Vielleicht hatte er Glück, indem er schon schlafen würde, wenn der andere tatsächlich zu ihm kam. Allerdings… war er nun so aufgeregt, dass er wohl kein Auge zu bekommen würde und es war mehr als lächerlich, was er ihm soeben angeboten hatte.
 

Ohne sich noch einmal umzudrehen, stieg er zurück in die untere Etage und warf sich wie in einer Trotzreaktion auf Sasoris Bett, wo er sein Gesicht in das Kissen drückte. Doch zu seiner eigenen Verwunderung geschah nichts. Der Ältere war ihm nicht gefolgt, stattdessen hörte er nur wieder die dumpfen Geräusche von oben, sodass er sich wieder etwas entspannte und durchatmete.
 

Erst jetzt bemerkte er, wie weich das Bettzeug war und genoss diesen Moment sogar, wobei ihm schließlich die Augen zufielen. Immerhin mochte er den anderen ja, sonst wäre ihm diese Sache zwischen ihnen auch niemals so nah gegangen und vielleicht war es auch gar nicht so schlecht. Zumindest so wie es jetzt war… Sie standen sich immerhin näher als vorher und das war eigentlich etwas, was er sich während ihrer gemeinsamen Zeit an der Universität innerlich gewünscht hatte. Wenn auch nicht in diesem Ausmaß.

Am nächsten Morgen wurde Deidara von einem seltsamen Gefühl geweckt. Ein leichtes Kribbeln fuhr über seine Seite, hin zu seinem Rücken und entlockte ihm kurz ein Seufzen, wobei er sein Gesicht fester gegen die angenehme Wärmequelle lehnte. Ein monotones Pochen drang dort an sein Ohr, weshalb er sich kurz fragte, woher dieses Geräusch stammte. Doch dieser Gedanke geriet schnell in Vergessenheit, als das Kribbeln sowohl stärker wurde, als auch noch höher kroch. Etwas fuhr ihm durchs Haar.
 

„Un?“
 

Müde öffnete er seine Augen, doch alles, was er sah, war ein dunkelgrauer Yukata. Er brauchte einen Moment bis er begriff, zu wem dieses Kleidungsstück gehörte und sofort zog sich etwas in ihm zusammen.
 

„Du solltest doch deine Finger von mir lassen.“, brummte er gegen Sasoris Oberkörper, dessen Hand er an seinem Hinterkopf fühlen konnte.
 

„Hm? Du hast mich doch zuerst umarmt.“
 

Überrascht hob Deidara seinen Kopf. Sein linker Arm lag um den Körper des Rothaarigen, an den er sich tatsächlich kuschelte. Es überraschte ihn selbst, weshalb er schnell von ihm wich, doch war es nun schon zu spät.

Sein Sensei richtete sich im Bett auf, um sich zu ihm herüber zu lehnen, wobei es dem Größeren ganz anders wurde.
 

„Lass das, un!“, wollte er protestieren, drehte sich mit verzogenem Gesicht von dem anderen weg und zuckte zusammen, als ihn Sasori sanft in die Schulter biss, wo ein Teil seines eigenen Yukatas verrutscht war. Danach wurde er an genau dieser Stelle von einem feuchtwarmen Gefühl gekitzelt.
 

„Du hast gestern Abend das Geständnis bekommen, was du wolltest. Teilst du dann ab jetzt öfter das Bett mit mir?“
 

Anstatt einer Antwort auf die Frage des anderen entkam Deidara nur ein weiteres leises Seufzen, während er seine Augen fest zusammenkniff. Diesmal fühlte er sich zwar nicht so bedrängt wie beim letzten Mal, aber er musste sich eingestehen, dass sich der Ältere voller Selbstverständlichkeit das nahm, was er wohl haben wollte und zumindest das missfiel dem Blonden. Auch wenn Sasori dabei auf angenehme Art sehr sanft und ruhig war.
 

Als sich dieser höher in Richtung seines Halses vorknabberte, richtete sich Deidara ebenfalls schnell auf, ehe er sich schwer atmend gegen die Zimmerwand lehnte. Sein Körper brannte und kaum hatte er vorsichtig in die Richtung seines Bettgenossen geschielt, begann es in seinem Bauch stark zu kribbeln.
 

Bei dem Blick, wie dieser in anschaute, fragte sich der Größere wirklich, ob ihm überhaupt eine andere Wahl blieb, aber er schwieg und starrte stattdessen nur etwas brummig vor sich hin. Er wollte sich nicht schon wieder erpressen lassen, denn gestern hatte er einfach nur einen sehr schwachen Moment gehabt!
 

Zum Glück stand der Rotschopf nach einer kurzen Weile endlich auf, um die Vorhänge vor den Fenstern zurückzuziehen, während Deidara irritiert im Bett zurückblieb. Von dort beobachtete er die Umrisse von Sasoris zierlichem Körper, die sich vor der hellen Morgensonne vor ihm abzeichneten und erneut fragte er sich innerlich, ob er ihm wirklich helfen konnte.

Kaum hatte der Blonde seinen Kopf nachdenklich gesenkt, hörte er die Stimme seines Senseis.
 

„Soll ich dir Frühstück machen?“
 

Überraschter als vorher noch hob Deidara wieder den Kopf, doch bevor er eine Antwort geben konnte, sprach der andere bereits weiter.
 

„Ich hoffe, du magst Fisch.“
 

Mit diesen Worten verschwand Sasori hinter dem Paravent, sodass der Blonde nun endgültig alleine war und sich schwach seufzend nach hinten zurück in die Kissen fallen ließ. Sein Herzschlag hatte sich mittlerweile zwar wieder beruhigt, aber in seinem Bauch kribbelte es immer noch. Und das war sicher nicht der Hunger. Wieso war ihm das mit dem Liebesgeständnis auf dem Balkon auch so einfach rausgerutscht?
 

Langsam zog er die Bettdecke höher, wobei er sich eigentlich versuchte zu entspannen, nur gerieten ihm immer wieder Bilder von den vergangenen Tagen ins Gedächtnis. Die Puppe, die Art, wie Sasori ihn anfasste, oder das, was er ihm gesagt hatte. Er wollte ihn? Nichtsdestotrotz war sich Deidara überhaupt nicht sicher, ob der Rothaarige auf das anspielte, was vielleicht bei anderen Studenten der Fall war. Eine Beziehung?
 

In Gedanken versunken merkte Deidara nicht, wie Sasori zurück ans Bett trat und erst als sich die Matratze mit einem leisen Rascheln senkte, wandte er seinen Blick von der Zimmerdecke ab und blinzelte erstaunt zu dem anderen.

Auf dessen Schoß stand ein Tablett mit einem Teller. Eine Portion Reis, gebratener Fisch, sowie etwas Gemüse, sodass er sich bei diesem Anblick wie aus Reflex aufsetzte.
 

„Danke, un.“, murmelte er wobei er näher an seinen Sensei heran rutschte. Eigentlich wollte er ihm den Teller abnehmen, aber Sasori war schneller, indem er mit den Essstäbchen ein Stück vom Fisch aufnahm, um es wie selbstverständlich vor Deidaras Mund zu halten. „Un?“
 

Auf diese Geste wusste der Blonde gar nicht zu reagieren, stattdessen starrte er nur auf den Fisch, bevor er mit einem leisen Schnauben nach den Händen seines Gegenübers greifen wollte.
 

„Was soll das? Ich brauch nicht gefüttert werden, un!“, beschwerte er sich dabei, doch kaum berührten seine Finger Sasoris Hände, stoppte er ganz abrupt. Im Gegensatz zu sonst fühlte sich die Haut des anderen ganz warm an und während er sich noch darüber wunderte, führte der Kleine die Essstäbchen näher an ihn heran, weshalb er nun mehr oder minder gezwungen war, es sich in den Mund schieben zu lassen. Kauend blinzelte er dabei zu seinen Gegenüber, der ihn mit einem nichtssagenden Blick beobachtete.
 

„Weißt du, was du nach deinem Abschluss machst?“
 

„Un?“
 

Immer noch kauend runzelte Deidara seine Stirn, wobei er Sasoris Hände langsam wieder losließ und ernsthaft über dessen Frage nachzudenken begann. Bevor er allerdings antworten konnte, wurde ihm bereits das nächste Stück angeboten, was er diesmal freiwillig aß.
 

„…natürlich meine Kunstwerke populär machen, un!“, erwiderte er schließlich, doch schien der andere darüber wenig überrascht.
 

„Dafür hättest du eigentlich nicht studieren brauchen.“
 

„Für deine Puppen hättest du das aber auch nicht! Außerdem…“
 

Es war das erste Mal, dass der Blonde es bemerkte. Wieso war Sasori überhaupt an dieser Universität gewesen und warum ist er dort geblieben?
 

„Außerdem?“, leise seufzend stocherte der Kleinere im Reis herum, ehe er schließlich selbst davon probierte, sodass Deidara sein gerötetes Gesicht wieder abwandte. Mit ruhiger Stimme führte er anschließend fort. „Im Gegensatz zu dir brauch ich keine Bewunderung von anderen.“
 

Sofort fiel Deidaras Blick wieder zurück und er konnte sich ein dünnes Grinsen über diese Aussage nicht verkneifen. Er wusste ganz genau, dass das nicht der Wahrheit entsprach. Dazu war es einfach zu offensichtlich, woraufhin nun ein heißes Gefühl durch seinen Körper rauschte.
 

„Du scheinst also wirklich so große Stücke auf mich zu halten, un?“, rutschte es ihm selbstsicher heraus und noch bevor der andere etwas erwidern konnte, begann er bereits zu kichern. „Vielleicht bleib ich nach meinem Abschluss ja auch an der Universität! Für jemand so begabtes wie mich werden sie sicherlich auch noch eine Stelle haben, un! Dann können wir zusammen arbeiten!“
 

Doch Sasoris Gesicht blieb unverändert ruhig. Er legte lediglich die Essstäbchen zurück auf das Tablett, ehe er den Blonden ernst anschaute.
 

„Du meinst, wir können dann zusammen bleiben?“
 

Augenblicklich blieb Deidaras Herz stehen. Genau daran hatte er gedacht; er wollte weiterhin mit dem Älteren zusammen arbeiten. Auch wenn es sich neuerdings so befremdlich anfühlte.
 

„Un.“, antwortete er ihm daher, wenn auch etwas zögernd und zu seiner Verwunderung zeichnete sich auf einmal ein sehr zufriedener Ausdruck auf dem Gesicht seines Gegenübers ab. Lächelnd reckte der Rotschopf seinen Kopf, neigte ihn dabei schwach zur Seite, um ihn voller Genugtuung zu mustern.
 

Erst einen Moment später merkte Deidara, was er mit seiner Zusage angerichtet hatte. Er mochte es nicht direkt ausgesprochen haben, aber…
 

Schnell wollte er noch widersprechen, nur der andere war bereits aufgestanden. Vermutlich würde dieser jetzt erst recht keine Widerworte mehr zulassen und wenn er wirklich mit dem Älteren zusammenarbeiten wollte, musste er wohl oder übel auch mit ihm zusammen sein.
 

„Gut. Wir sollten uns jetzt beeilen, wenn wir nicht zu spät zur Universität kommen wollen.“
 

„Un.“

"Danna, un!"

Mit schnellen Schritten ging Deidara hinter Sasori her. Der Kleinere hatte sich seine Tasche unter den Arm geklemmt, während er seufzend auf das Display seines Handys schaute. Gemeinsam steuerten sie den Eingang der U-Bahnstation an, wo sie schließlich zwei Stufen auf einmal nehmen mussten, um rechtzeitig den U-Bahnsteig zu erreichen. Ihre Bahn stand bereits dort und kaum hatten sie sie betreten, schlossen sich die Türen leise surrend.

"Du musstest ja auch rumtrödeln. Dein Glück, dass das noch gut gegangen ist.", bemerkte der Rotschopf angespannt, als sich Deidara etwas schwerer atmend mit seinem Rücken gegen die mechanische Glastür lehnte. Dünn lächelnd blinzelte er dabei zu seinem Sensei, der sich an einem Haltegriff festhielt und ihn scheinbar nicht aus den Augen lassen wollte.

"Hat doch alles geklappt, un."

Allerdings schien das Sasori nur wenig zu beruhigen. Er seufzte kopfschüttelnd, wobei der Blonde ganz genau wusste, woran er denken musste. Er war manchmal halt unverbesserlich. Ein bisschen breiter lächelnd wandte Deidara daraufhin seinen Blick ab und begann sich stattdessen in der Bahn umzusehen.

Sie war zur Rush Hour voller Menschen. Auf den Sitzplätzen schlafend, sowie selbst im Stehen mit geschlossenen Augen verharrend, oder in einem Taschenbuch lesend. Einige Schüler unterhielten sich in voller Lautstärke, lachten und von links Drang der dumpfe Bass aus einem Kopfhörerpaar zu ihnen herüber. Hinter Sasori stand ein hübsches Mädchen in Schuluniform, was sich verliebt dreinblickend an den Arm ihres Freundes schmiegte und die monotonen Stationsansagen brachten regelmäßig ein bisschen Bewegung in die Menschenmasse.

Deidara brummte, nachdem sich die Glastür hinter ihm bereits zum fünten Mal öffnete, sodass er den neuen Fahrgästen Platz machen musste. Die U-Bahnlinie war mittlerweile überfüllt und als er seinen alten Stehplatz wieder einnehmen wollte, stand dort bereits Sasori, der den ganzen Tumult eher desinteressiert verfolgte. Genervt seufzend stellte sich der Blonde vor ihm, um sich mit seinen Händen zumindest links und rechts neben den Schultern des Kleineren an der Glasscheibe abstützen zu können.

"Ist das jeden Morgen so schlimm? Un."

Der Größere verdrehte die Augen, da sich eine Tasche zwischen seine Schulterblätter bohrte, aber sein Gegenüber verhinderte, dass er die Person anfuhr, indem sich seine Aufmerksamkeit auf einmal auf etwas ganz anderes richtete. Sasori griff nach seinem linken Handgelenk und zog die Hand näher zu sich. Automatisch wanderte Deidaras Blick zuerst zu dieser Geste, dann über seine Schulter zurück zu dem verliebten Pärchen, was zwischen den anderen Menschen verschwunden war. Zeitgleich spürte er nun wie sich die Finger des anderen mit seinen eigenen verwoben, woraufhin die beengende Situation fast wie vergessen war und er sich dafür auf die eigene Unterlippe biss

Sasori nahm sich schon wieder, was er soeben wollte. Auch wenn es eigentlich nicht im Vergleich dazu stand, was er sich bereits längst herausgenommen hatte und hier im U-Bahnabteil blieb ihm noch nicht einmal etwas anderes übrig, als es zähneknirschend über sich ergehen zu lassen. Im Grunde war er viel zu nett zu seinem Sensei.

Die restliche Fahrt verbrachten sie schweigend und auch als sich die Türen am Hauptbahnhof öffneten, hielt Sasori seine Hand weiterhin fest umschlossen. In der Menschenmenge bemerkte es niemand. Jeder war nur mit sich selbst, oder mit den Freunden und Kollegen beschäftigt, weshalb sich Deidara händchenhaltend von dem Älteren zum Bahnsteig führen ließ.
 

Erst am Treppenkopf des neuen Gleises löste sich der andere ganz abrupt von ihm. Die schlanke Gestalt, die dort nervös in ihrem Handy tippend unter einem Anzeigeschild wartete, entlockte Sasori ein verächtliches Zischen.

"Dieses Gör..." Obwohl er vorher so ruhig gewirkt hatte, klang seine Stimme jetzt wieder gereizt und er griff leise fluchend erneut nach der Hand des Größeren. Nur dieses Mal war es eine grobe Bewegung, weshalb Deidara ein Schnauben entkam.

"Was zum...?", brummelte er ebenfalls genervt. Natürlich war ihm bewusst, dass das kein Zufall sein konnte.

"Lass uns woanders hin!", wurde er allerdings nur angewiesen, wobei man ihn ohne Zögern weiterzog, nur war es schon zu spät. Bei dem Klang dieser aufgedrehten Stimme drehte sich auch Deidaras Magen um. Die Geräuschkulisse mochte noch so laut sein, Hikari stach unangenehm hervor. "Sasori-sama! Guten Morgen!"

Sofort ließen sie sich wieder los. Es war der Moment, in dem er eigentlich aufatmen konnte, doch die Anwesenheit der anderen Studentin missfiel ihm ebenfalls ungemein, weshalb er sie für einen kurzen Moment finster von der Seite her anschaute, aber sie hatte nur noch Augen für ihren Sensei. Voller Freude griff sie nach dessen Hand. Es war genau die Hand, die zuvor die von Deidara gehalten hatte und dieser spürte sofort, wie ein stechendes Gefühl aus seiner Brust nach oben aufstieg.

„Ich hatte schon Angst, dass ich dich wieder verpasst hätte!“, säuselte sie, während sich Sasoris Blick immer weiter verfinsterte, da sie ihm unangenehm nahe gekommen war.

Dieser Anblick löste eine Kurzschlussreaktion des Blonden aus. Unsanft packte er die Schulter des Mädchens, was er einfach zu sich drehte und somit losriss und erst als Deidara in ein verständnisloses Augenpaar blickte, realisierte er, was er soeben getan hatte. Nicht nur Hikari starrte ihn irritiert an, auch Sasori schaute zu ihm, weshalb er seine Hand schnell wieder zurückzog.

„Un.“ Aufgebracht schnappte er nach Luft, wobei er seine Hände in die Seiten stemmte. Er war kurz davor Hikari anzuknurren, aber obwohl das kleine Gör direkt vor ihm stand, entging ihm dabei einfach nicht dieses amüsierte Lächeln seines Begleiters. Es bescherte ihm nicht nur Herzrasen, sodern er fragte sich innerlich auch, was er sich dabei bloß gedacht hatte. Beide machten den Eindruck, als würden sie nun eine Reaktion von ihm erwarten, aber das konnte er beim besten Willen nicht. Er konnte sich nicht erklären. In seinem Kopf breitete sich eine unangenehme Leere aus, denn das verärgerte Gefühl von vorher schien wie verflogen. Vielmehr schämte er sich sogar.

„Die U-Bahn.“ Sasoris ruhige Stimme unterbrach die peinliche Situation und er schritt an ihnen vorbei, um sich näher an das Gleis zu bewegen. Direkt vor ihm kam eine Glastür des Abteils zum Halten, doch als Deidara sich zu ihn stellen wollte, spürte er, wie jemand im Gegenzug nach seinem Arm griff.

„Mir ist es egal, was du damals gesagt hast!“, wisperte Hikari über seine Schulter. „Ich werde zwar nie so ein großartiger Künstler sein wie er und ich werde ihn auch niemals verstehen. Aber ich habe mich entschieden und ich werde IHN nicht aufgeben. Ich werde ihn auf meine Art für mich gewinnen!“

Kaum waren die Worte ausgesprochen, blinzelte er nach hinten. Es überraschte ihn nicht, was die Kleine von sich gab, es bestätigte sogar seine Vermutung. Mädchen konnten doch wirklich ätzend sein.

„Deine Art, un?“, wiederholte er leise. „Du... wolltest mich damals also wirklich nur ausnutzen? Mich treffen, um an Sasori heranzukommen?“

Anstatt eine richtige Antwort zu bekommen, sah er ein unberührtes Schulterzucken. Ein dünnes Grinsen lag dabei auf Hikaris Lippen und als sie sich vollkommen unschuldig wirkend mit ihrem Zeigefinger gegen ihr Kinn tippe, wurde ihm übel

„Ich dachte, du wärst nützlich, aber jetzt bist du mir im Weg. Lass Sasori-sama in Ruhe, sonst muss ich mir etwas überlegen!“ Auch wenn sie immer noch vor sich hinsäuselte, lächelte und einfach nur niedlich wirken wollte, es war unmissverständlich. Die kleine Schönheit drohte ihm ohne mit der Wimper zu zucken, was seine Wut aufkochen ließ. Ungehemmt riss er sie an ihrer Bluse ein Stück weit näher an sich. „Du...!“

Spätestens jetzt lagen alle Blicke auf ihnen, doch niemand griff ein. Er hatte sie von Anfang an nicht ausstehen können. Damals war sie zwar einfach nur unangenehm und nervend gewesen, aber nun war es beunruhigend, wie sie sich auf einmal entwickelte.

„Ich bewundere ihn nicht nur, ich liebe ihn!“, hauchte Hikari kaum hörbar, sodass es Deidara nur noch wütender machte und gerade als er ausholen wollte, spürte er, wie sich eine kühle Handfläche um seine Faust legte.

„Die U-Bahn...“, kommentierte Sasori unbeeindruckt, da er aus der Entfernung keins der Woret verstanden haben musste. Aber die Linie setzte sich bereits ohne sie in Bewegung. „...haben wir jetzt euretwegen verpasst. Dafür lass ich euch nachsitzen.“

Mit einem grimmigen Gesichtsausdruck saß Deidara auf einer Sitzbank im U-Bahnabteil und starrte finster zu Hikari, die auf der gegenüberliegenden Bank Platz genommen hatte. Wegen seiner Auseinandersetzung mit der kleinen Göre waren sie gezwungen worden die nächste U-Bahn zu nehmen und auch wenn Sasori, der ein Stück weit von ihm entfernt stand, nach außen hin ruhig wirkte, wusste er, wie geladen ihr Sensei sein musste.

Er selbst ärgerte sich ebenfalls. Schon allein die Blicke, die Hikari ihrem Sensei zuwarf, lösten nun eine sehr heftige Reaktion in seinem Innern aus und insgeheim wunderte er sich, ob Sasori es gar nicht bemerkte. Vorsichtig schielte er daher zur Seite, von wo er dessen Profil mustern konnte. Aber es schien tatsächlich, als würde er jeden einzelnen Blick des Mädchens ignorieren, sodass Deidara immerhin erleichtert aufatmen konnte. Nicht, dass er etwas anderes erwartet hätte, nur würde er sich statt dieser kalten Abweisung lieber eine etwas harschere Seite an dem anderen wünschen. Allerdings war das wohl einfach nicht dessen Art. Aus diesem Grund musste er wohl derjenige sein, der Hikari in ihre Schranken wies, denn er bezweifelte, dass sie einfach aufgeben wollte. Ganz gleich wie oft sie von Sasoris distanzierter Art zurückgewiesen wurde, sie würde ihn weiterhin nerven und er selbst wollte sie einfach nicht in der Nähe des Rotschopfes sehen. Vielleicht war er sogar tatsächlich eifersüchtig, aber das lag nur daran, da er es aus ihrer gemeinsamen Zeit im alten Kunstraum nicht anders gewohnt war. Er war stets mit seinem ehemaligen Senpai alleine gewesen und das Grummeln in seinem Bauch verriet ihm, dass er das auch weiterhin so beibehalten wollte. Deshalb musste ein härteres Mittel her. Er wollte die Gesellschaft des Älteren ganz alleine für sich.

Deidara biss auf seine Unterlippe, als er den Kopf zurück zu der Kleinen drehte, denn zu seiner eigenen Überraschung wurde er nun von ihr angeschaut. Verschwörerisch lächelnd blickte sie zwischen den Körpern der anderen Fahrgästen hindurch, was seinen Ärger weiter schürte. Immerhin ging es mittlerweile nicht nur darum, dass sie sich aufdrängte, sondern auch, dass sie wohl ganz bewusst einen Keil zwischen ihnen treiben wollte. Genau so hatte der Blonde ihren Kommentar aufgefasst und weil er nicht wusste, was sie anstellen könnte, musste er sich nun umso schneller etwas einfallen lassen, womit man sie loswerden konnte.
 

Nachdem die U-Bahn an ihrer Haltestelle anhielt, war Sasori der Erste, der durch die gläsernen Schwenktüren ausstieg, ehe er schnell die Richtung des Ausgangs zum Universitätsgelände einschlug. Er war so schnell, dass Deidara gar nicht hinterherkam. Ungeschickt drängelte er sich an dem breiten Rücken eines Anzugträgers vorbei, wobei er beinahe mit einer Grundschülerin zusammengestoßen wäre und kaum begann er sich am Bahnsteig einen Weg durch die Menschen zu bahnen, musste er mitansehen, wie Hikari Sasori im Gegensatz zu ihm selbst bereits erreicht hatte.

„Che!“, stieß er deshalb vollkommen genervt aus, während er so abrupt stehen blieb, dass ein Mädchen hinter ihm gegen seine Schulter rempelte. In diesem Moment musste er sich wohl geschlagen geben, auch wenn er nicht aufgeben würde, doch kaum war er die Treppen der U-Bahnstation hochgestiegen, sah er verwundert, wie Sasori dort auf ihn wartete. Alleine und mit verschränkten Armen.

Es war nicht offensichtlich, ob dieser sauer war. Sein Blick war wieder einmal kühl, aber immerhin lächelte er sehr schwach. Hatte er tatsächlich nur auf ihn gewartet?

„Hättest du dich nicht ein bisschen beeilen können?“, raunte er ihm entgegen, woraufhin Deidara aber gar nicht antworten wollte.

„Wo ist denn... die blöde Kuh, un?“, entkam es ihm stattdessen, da das eine viel wichtigere Frage war, nur antwortete sein gegenüber nicht direkt, sondern versuchte stattdessen erneut nach seiner Hand zu greifen. Jetzt, wo das nervende Mädchen verschwunden war, wirkte Sasori gleich etwas entspannter, sodass sich auch der Blonde wieder beruhigte. Trotzdem wollte er die Nähe des anderen dieses Mal aber nicht zulassen und wandte sich deshalb aus seinem Griff. Einerseits weil sie sich zu nah am Haupteingang der Universität befanden und er daher befürchtete, dass man sie zusammen sehen könnte. Er wollte das unter allen Umständen vermeiden, weil er seinem Sensei schließlich nicht noch weitere Schwierigkeiten bereiten wollte. Es reichte bereits, dass er wegen ihm eine Art Schaffenskrise hatte. Und andererseits brannte ihm Hikari auf der Seele. Deshalb konnte er nicht so tun, als wäre auf dem Bahnsteig am Hauptbahnhof nichts vorgefallen. Stattdessen überlegte er nun, ob er von ihrer Drohung erzählen sollte.

„Hm? Ich habe sie schon vorgeschickt. Sie erledigt eine Kleinigkeit für mich.“

Während sie gemeinsam auf das gusseiserne Tor zusteuerten, bemerkte Deidara, wie er von seinem Begleiter beobachtet wurde. Im Gegensatz zu dieser Göre bekam er die volle Aufmerksamkeit von Sasori, sodass er einen Entschluss fasste.

„Danna? Meinst du, das mit Hikari ist in Ordnung, un?“, fragte er vorsichtig, als sie den Eingangsbereich erreichten, doch durch ein Kopfschütteln des anderen verstand er bereits, dass er hier nicht weiter mit ihm reden wollte. „Komm nach deinen Kursen zu mir.“ Mit diesen Worten drehte sich der Rothaarige einfach von ihm weg, um in einem Flur zu verschwinden, der zu dem alten Kunstraum führte, woraufhin Deidara wieder einmal mit einer Anweisung zurück blieb.

Langsam atmete er durch. Die ganze Situation störte ihn mittlerweile so gewaltig, dass er gar nicht mehr wusste, an welcher Stelle er jetzt beginnen sollte. Er empfand es zwar als die bessere Idee, wenn er vorher mit Sasori darüber sprach, aber er war sich dabei nicht sicher, ob dieser die Kleine überhaupt ernst nehmen würde. Er schien ebenfalls von ihr genervt, nur konnte das etwas an dessen seltsamer Art ändern?

Mit hängenden Schultern schlurfte Deidara zu seinem Spind, welches er laut fluchend aufriss und seine Tasche hineinwarf. „Dieses... Miststück. Un!“ Haareraufend redete er mit sich selbst. Wieso konnte sein Danna ihm gegenüber so bestimmend sein, während er einem Erstsemester scheinbar lieber abwimmelte ohne dabei seine eigene Meinung zu sagen? Er verstand es nicht, denn eigentlich musste der Ältere begreifen, dass er das Mädchen mit halbherzigen Beleidigungen nicht loswerden konnte.

Frustriert knallte er seine Spindtür wieder zu und war gerade dabei sich umzudrehen, wobei er aber plötzlich erschrocken stoppen musste. Hikari hatte sich von hinten angeschlichen, sodass sie ihm unangenehm nahe gekommen war.

„Was ist?“, blaffte er sie unberührt an. Er strecke seine Hand dabei nach ihrer Schulter aus, um er zur Seite zu schieben und ihr zierlicher Körper gab seiner Bewegung auch widerstandslos nach, sodass er sich an ihr vorbei drängen konnte. Hier im überfüllten Flur wollte er sich schließlich nicht schon wieder vor den anderen Studenten die Blöße geben, indem er auffiel. Bloß war es bei dem seltsamen Gesichtsausdruck der Kleinen mehr als schwierig sich zusammen zu reißen. „Was grinst du so blöd?“

„Hm~ triffst du dich nachher mit Danna~?“

Als er Sasoris Kosenamen aus Hikaris Mund hörte, zuckte Deidara kurz zusammen. Sie waren also belauscht worden? Diese Tatsache ärgerte ihn schon wieder.

„Wenn er dir so wichtig ist, solltest du dir nach der Uni lieber eine andere Beschäftigung suchen. Sonst...“

„Sonst was?“

Bevor er es selbst gemerkt hatte, war die kleine Schönheit von ihm nach hinten gedrängt worden, sodass sie mit ihrem Rücken unsanft gegen die Spindreihe stieß und damit sie ihm nicht ausweichen konnte, schlug er seine linke Hand mit einem scheppernden Geräusch gegen eine der verschlossenen Metalltüren. Um sie herum verstummte das Stimmengewirr sofort und es war Deidara bewusst, dass er für die anderen nun wieder der Böse war. Genau wie damals, als sie schon einmal wegen ihm geweint hatte. Aber in diesem Augenblick kümmerte er sich nicht darum. Sein Blick fixierte Hikaris Gesicht, wobei er sein Umfeld ausblendete.

„Sonst könnte etwas Unschönes passieren.“, führte sie leise fort, sodass er sich mit aller Kraft zusammennehmen musste. Er wusste, dass sie ihn nur provozieren wollte. Deshalb wollte er möglichst ruhig bleiben, jedoch war es schier unmöglich, da es ihn einfach so aufregte. Es war eine Frechheit, was sich die Kleine da erlaubte.

„Un? Kommst du nicht mit seiner Abfuhr klar? Sasori hat kein Interesse an dir, also gib es endlich auf! Da kannst du dir noch so viel ausdenken! Was will ein Blag wie du auch schon machen? Du nervst ihn nur und mich auch!“ Obwohl er sich dazu zwang gefasst zu klingen, begann sein Stimme vor Ärger zu zittern, aber Hikari ging nicht weiter darauf ein, da es ihr die Sprache verschlagen hatte und er konnte zu seinem eigenen Vergnügen sehen, wie sie ihn sichtlich getroffen anstarrte. Mit Sasoris Ablehnung schien er bei ihr einen sehr wunden Punkt erwischt zu haben.

„Ich liebe ihn und seine Kunstwerke!“, entgegnete sie ihm fast schon hysterisch, wodurch Deidara seine Chance witterte. Mittlerweile wurde ihm bewusst, dass es ihr trotz ihrer selbstsicheren Art das Herz gebrochen haben musste, weil ihre Gefühle nicht erwidert wurden. Sie war eben auch nur ein Mädchen, wenn auch ein sehr Verwöhntes und vermutlich war Hikari auch deswegen so abgedreht, weshalb sie nun mit allen Mitteln an ihren Schwarm kommen wollte. Allerdings würde er noch tiefer in dieser Wunde bohren, damit sie sich endlich zurückzog. Sie sollte endlich einsehen, dass sie abgewiesen worden war.

„Hm. Schade, dass Sasori aber nur an seinen Puppen Interesse hat. Er kann Mädchen wie dich nicht ausstehen! Er würde sich niemals auf dich einlassen, un!“ Dünn lächelnd beobachtete er Hikaris Gesichtszüge, die mehr und mehr versteinerten.

Bis vor einigen Wochen hatte er daran tatsächlich selbst geglaubt, auch wenn er es nun besser wusste. Dennoch genoss er den Blick, mit dem er in diesem Moment angefunkelt wurde und ihm wurde wärmer, weil er die Wahrheit kannte. Sein Ärger war sogar wie verflogen, wodurch sich stattdessen ein angenehmes Gefühl einstellte. Es begann wieder zu kribbeln.

Hikari stieß seinen Arm derweil zur Seite, befreite sich dadurch von ihm und stapfte anschließend unüberhörbar zu den Hörsälen davon. Dieser erste Punkt ging nicht nur an den Blonden, es freute ihn sogar noch ungemein, denn jetzt tat es gut zu wissen, dass Sasori an ihm Interesse hatte. Er fühlte sich überlegen.

Am frühen Nachmittag kam Deidara der Anweisung seines Senseis nach, indem er sich zu dessen Kunstraum begab. Den ganzen Tag über hatte er sich seine Gedanken über Hikari gemacht und nun war sein Entschluss entgültig gefasst. Er wollte mit Sasori darüber reden. Anders würden sie sie nicht loswerden können, da war er sich sicher. Als er den frisch renovierten Raum betrat, kam ihm der Ältere allerdings bereits entgegen.

„Lass uns wieder nach oben gehen.“, wies er ihn an, sodass Deidara kurz stutzte.

„In das Büro mit dem Balkon?“

„Ja, da wird diese Göre nicht auftauchen.“

Hikari. Ohne dass er dieses Thema auch nur ansprechen musste, war es bereits zwischen ihnen anwesend, aber er gab nach. Wenn sie ungestört miteinander reden wollten, so war es gar nicht schlecht, wenn sie wirklich alleine sein konnten.
 

In dem anderen Zimmer angekommen ließ sich Deidara auf einen schweren Sessel sinken, der vor einem der Schreibtische stand. Währenddessen setzte sich Sasori auf die andere Seite, bevor er ihm ein Glas mit kalten Tee entgegen schob. Irritiert griff der Blonde danach, nippte daran und brummte.

„...meinst du es ist gut, wie du dich gegenüber Hikari verhälst?“, versuchte er sein Anliegen von vorher fortzusetzen. „Ich meine, du solltest es ihr lieber noch einmal ganz deutlich sagen, dass...“ Er konnte gar nicht ausreden, sondern wurde direkt unterbrochen. „Ja? Bist du wirklich so eifersüchtig?“

Kaum war diese Bemerkung ausgesprochen, sprang Deidara aufgebracht auf, wobei er den Tee über sein Hemd verschüttete. Immerhin ging es nicht darum. Hier gab es etwas, was sehr viel wichtiger war und da wollte er sich nicht auf so ein unsinniges Thema einlassen.

„Ich bin überhaupt nicht eifersüchtig!“, widersprach er deshalb sofort, wobei er mit seinem Kopf schüttelte. Es war ihm unangenehm, wenn der andere solche Dinge über ihn dachte, zumal es noch nicht einmal der Realität entsprach, denn Deidara hatte für sich bereits festgestellt, dass er sich in einer ganz anderen Position als Hikari befand. Es gab rein theoretisch gesehen keinen Anlass zur Eifersucht. Das zwischen ihnen war besonders und sein Herz raste bei diesem Gedanken. „Es geht darum, dass sie ja wohl nicht ganz normal ist, un!“, führte er erklärend fort, wobei er sich sowohl mit verschränkten Armen, als auch einem sichtlich beleidigten Gesicht wieder hinsetzte.

„Hm, ja das stimmt wohl.“ Nach einer endlosen Minute, gab ihm Sasori endlich Recht, sodass der Blonde nun immerhin zufrieden aufseufzte. Es hörte sich gut an, dass er mit ihm einer Meinung war. Das Glas stellte er dabei wieder zur Seite, um mit seinen Fingern an dem durchnässten Hemd herumzuzupfen, während er darüber nachdachte, wie er dieses Thema weiterhin zur Ausssprache bringen konnte.

„Deidara?“ Eine leise Stimme riss ihn dann plötzlich aus seinen Gedanken. Sein Sensei war langsam aufgestanden, um sich nun neben ihn zu hocken. In einer Hand hielt er ein trockenes Tuch, mit dem er begann den nassen Hemdstoff trocken zu tupfen.

„Lass das, un!“, grummelte Deidara, wurde daraufhin aber nur schwach angelächelt. „Immer behandelst du mich wie eine von deinen Puppen!“

Anstatt einer Antwort überkam ihn ein flüchtiges Gefühl, als Sasori mit seiner freien Hand eine lange, blonde Haarsträhne über seine Schulter schob.

„Tut mir Leid. Ich schätze, das ist die Gewohnheit.“

„Gewohnheit?“, wiederholte er zögernd, „Achso, un. Eine Puppe wehrt sich ja ni-“ Deidara geriet ins Stocken, wobei er zu dem Kleineren neben sich blinzelte. Dessen Blick ruhte unablässig auf seinem Gesicht, sodass er etwas nervös wurde.

„Wenn es dich so sehr stört, werde ich damit wohl aufhören müssen?“, mutmaßte Sasori ernst, „Aber du wolltest doch dieses Geständnis. Wie kann ich dir dann zeigen, dass ich mich für dich interessiere?“

Obwohl es doch eigentlich um das Problem mit Hikari gehen sollte, entwickelte sich ihr Gespräch unweigerlich in eine ganz andere Richtung und das Schlimmste daran war, dass Deidara dem gar nichts entgegenzusetzen hatte. Eigentlich wollte er schon etwas mehr Gewissheit, um verstehen zu können, was das zwischen ihnen war; was hier vor sich ging und wieso sein Herz immer schneller schlug. Vielleicht war es nicht so schlecht, wenn sie auch darüber redeten.

„Du hast gesagt, du hast an meinem Körper Interesse?“, brachte er es zögernd über seine Lippen, wobei er dieses Mal absichtlich nicht in Sasoris Richtung blickte.

„Ja, du hast einen schönen Körper und ich ärger mich immer noch, dass sich deine Puppe nicht so gut anfühlt wie du.“, bestätigte dieser, sodass dem Blonden die Schamesröte in sein Gesicht stieg. . „Aber ich habe auch an deiner Gesellschaft Interesse. Ich will weiter mit dir zusammenarbeiten. Dir geht es doch auch so?“

Deidaras Gedanken routierten schneller, sie überschlugen sich fast, denn sein Sensei hatte es genau erfasst.

„Ja! Ich respektiere dich für deine Kunst und ich möchte nicht, dass du mit deinen Puppen unzufrieden bist! Deshalb möchte ich bei dir bleiben, un.“, entkam es ihm unüberlegt, schließlich war das der Grund, wieso er ihn so nah an sich heranließ und scheinbar ging es seinem Sensei ähnlich.

Als er ein Rascheln neben sich hörte, schielte der Blonde wieder zur Seite, da Sasori aufgestanden war. Danach wurde ihm erneut durch sein Haar gestrichen, wobei er dessen warmen Atem auf seiner Wange spüren konnte.

„Darum?“ Aus irgendeinem Grund wollte der andere eine genauere Erklärung von ihm, woraufhin er langsam zu nicken begann. Innerlich musste er sich wohl darauf einstellen, dass ihm der Ältere trotz seines Widerwillens noch näher kommen wollte, aber in diesem Moment war ihm wirklich nicht danach, denn er war mit einer ernsten Sache zu ihm gekommen. „Darum und weil ich dich mag, un. Deshalb stört es mich, wenn du mir das Gefühl gibst, eine kleine Holzpuppe zu sein und Hikari...“

„Dann bist du also doch eifersüchtig?“

Als schon wieder dieses Thema angesprochen wurde, drehte er seinen Kopf beleidigt weg. Warum ritt der andere nur so darauf herum? Es war ihm unverständlich. „Nein! Wie oft noch? Ich bin auf dieses Gör nicht eifersüchtig!“, bemerkte er verstimmt, während ihm schon wieder Finger durch die Haare glitten. Aber so langsam hatte er genug. Es machte nicht den Anschein, als würde er überhaupt vernünftig mit Sasori reden können, weshalb er dessen Hand verärgert von sich schob. Konnte oder wollte er ihn nicht verstehen? Was auch immer es war, es ärgerte ihn ungemein, denn scheinbar hatte er kein Interesse daran sich mit dem Problemthema Hikari auseinander zu setzen.

„Wieso kommt es mir immer nur so vor, als würdest du mir nicht richtig zuhören?“, fuhr er ihn außerdem an. „Ich bin hier und will mit dir über ein paar wichtige Dinge sprechen, un. Du solltest dir wirklich einmal ein paar Gedanken darüber machen!“ Mit einer schnellen Bewegung hob er seine Tasche auf, ehe er sie schulterte und eingeschnappt zur Tür ging. Jetzt war ihm leider doch der Geduldsfaden gerissen. Der heutige Morgen hatte ihm nicht nur zu viel abverlangt, Sasoris Ignoranz machte ihn wahnsinnig, weshalb er nun eindeutig überreagierte. Allerdings konnte er seinen Ärger nicht weiter kontrollieren. Als er nach der Türklinge griff, schaute er kurz zurück, sodass er sehen konnte, wie er ausdruckslos angeblickt wurde. Sein Danna machte keine Anstalten ihn aufzuhalten? Dieses Verhalten schüttete nur noch mehr Öl ins Feuer. „Ich geh jetzt nach Hause. Du kannst der Göre beim Nachsitzen ja Gesellschaft leisten! Die freut sich sicherlich, un!“
 

Erst am nächsten Morgen hatte sich Deidaras Laune wieder etwas gelegt. Er fühlte sich sogar einigermaßen entspannt, weil ihm am vergangenen Abend zumindest die Beziehung zu Sasori klarer geworden war. Dass er ihn sehr mochte, beschrieb sein Gefühl ihm gegenüber wohl am Besten und er wollte nicht, dass es aufhörte. Allerdings würde es nur anhalten, wenn sie ihre Ruhe vor Hikari bekommen konnten.

Mit einem Seufzen öffnete er sein Spind, aus dem ihm etwas entgegenfiel. Für einen kurzen Moment schlich sich sogar ein Lächeln auf seine Lippen, denn dieser Briefumschlag erinnerte ihn sofort an Sasori. Doch kaum war das Kuvert aufgehoben, merkte er sofort, dass dies unmöglich von dem Rothaarigen stammen konnte. Sowohl eine zarte rosafarbene Umrandung, als auch die übertriebene Handschrift ließen eher eine ganz andere Vermutung zu, sodass er es am liebsten weggeschmissen hätte, nur war er weder verklebt, noch steckte ein Brief darin. Stattdessen leuchtete ihm ein Foto entgegen und als er es neugierig herausgezogen hatte, wurde ihm schlecht.

Das Bild zeigte das gestrige Treffen im Büro. Es war eindeutig von draußen durch ein Fenster aufgenommen worden und zeigte ihn im Sessel sitzend, während Sasori neben ihm stand. Dazu kam der ungünstige Blickwinkel, wodurch sich ihre Gesichter nicht nur gefährlich nahe waren, sondern man auch noch nicht einmal erahnen konnte, was sie dort taten. Doch Hikaris Handschrift überbrachte das, was sie sich unter dieser Szene vorstellte. Mit einem schwarzen Folienstift standen vier simple Worte auf dem Foto: Ist das eine Beziehung?

Obwohl kein Absender auf dem Brief vermerkt war, gab es nur eine einzige Person, die hinter dieser Sache stecken könnte und Deidara konnte es nicht fassen. Seine Wut kochte über, sodass er kurz davor stand, das Foto zerreißen zu wollen, aber er tat es letztlich nicht, weil er sich innerlich dazu zwang jetzt nicht durchzudrehen.

„Dieses kleine Miststück!“, knurrte er leise vor sich hin, während er das Beweismittel hastig in seine Tasche steckte und stützte sich anschließend mit einer Hand an seinem Spind ab.

Je länger er darüber nachdachte, desto bewusster wurde ihm der Ernst der Lage. Mit diesem Bild hatte Hikari etwas in der Hand, das jenseits von dem lag, was sich der Blonde jemals hätte vorstellen können. Ihm wurde übel, als er über die Folgen nachdachte. Es war eine harmlose Sache, wenn sich die anderen Studenten ihr Maul über ihn zerreißen sollten, denn das wirklich Schlimme daran war Sasoris Arbeitsstelle. Wenn dessen Vorgesetzten von dieser angeblichen Beziehung erfuhren, endete dessen Karriere in einer Katastrophe. Wie sollte man bei so einem Bild auch das Gegenteil beweisen können? Das zwischen ihnen war vielleicht auch gar nicht so weit von dem entfernt, was andere unter einer Beziehung verstehen würden. Schluckend legte Deidara eine Hand auf seine linke Brusthälfte. Jetzt, wo die Wut unter Kontrolle gebracht worden war, mischte sich noch ein ganz anderes Gefühl dazu. Er bekam Angst. Immerhin wusste er nicht, wie weit dieses Gör tatsächlich gehen würde. Vielleicht war es nur eine leere Drohung, denn sie war diejenige, die wie verrückt an Sasori hing. Machte es Sinn das Leben von jemanden zu zerstören, den man liebte? Andererseits war ihm schon ganz zu Anfang aufgefallen, dass Hikari nicht ganz normal war.

Die Zeit, die Deidara vor seinem Spind verbrachte, kam ihm wie eine Ewigkeit vor und als er sich endlich umdrehte, um sich in Bewegung zu setzen, fühlten sich seine Beine weich wie Butter an. Ein Blick auf sein Handy verriet, dass seine Vorlesung bereits lief, aber das war nun nebensächlich geworden. Trotz der gestrigen Auseinandersetzung musste er erst zu Sasori, weshalb er losrannte. Von diesem Foto hing so viel ab, weshalb er innerlich betete, dass der Ältere es zumindest jetzt merken würde. Er hoffte, dass er Hikari als ernsthafte Bedrohung wahrnahm. Denn das war sie allemal und er selbst hatte sie ebenfalls unterschätzt.
 

Atemlos erreichte er den Kunstraum, wo er die Tür ohne Anzuklopfen aufriss. Doch niemand war hier. Das Zimmer war leer, die Vorhänge zugezogen, sodass Deidara schon wieder gehen wollte, aber dann überkam ihn eine unangenehme Vorahnung. Es war fast wie ein Déjà-vu, nur wusste er, dass der dunkle Haarschopf, den er im umgedrehten Sessel hinter dem Lehrerpult ausmachen konnte, keiner Puppe gehörte.

„Suchst du jemanden~?“

Mit einem perfekten Timing drehte sich sich Hikari vergnügt lächelnd herum und kaum sah er den genüsslichen Ausdruck in ihrem Gesicht, vergaß er sich.

„Du!“, schrie Deidara durch den Raum, wobei er die Tür hinter sich zuknallte. „Was soll dieser Scheiß!?“ Seine Selbstbeherrschung war verloren, sodass er aufgebracht auf das Mädchen zusteuerte. Immerhin hatte er nun die Gelegenheit die Ursache direkt zu bekämpfen.

„Was? Das könnte ich dich fragen!“, erwiderte Hikari zuerst etwas irritiert, ehe sie leise aufkicherte. „Warst du auf den Weg zu Danna? Ich dachte, ich hätte dir gesagt, du solltest mir nicht in den Weg kommen? Oder bist du zu blöd um zu verstehen, was passie-“

„Das reicht! Halt die Klappe, un!“ Mit übereinandergeschlagenen Beinen saß sie vor Deidara, der sich knurrend an die eigene Stirn fasste. Es fühlte sich an, als würde er in einem schlechten Film stecken.

„Bist du vollkommen durchgedreht? Dieses Foto...? Weißt du überhaupt, was du damit anrichtest?!“, wollte er sehr ernst von ihr wissen und nur weil Sasori der Leidtragende in diesem Spielchen war, war er der Kleinen noch nicht an die Kehle gesprungen. Aber er stand kurz davor.

„Hm? Natürlich! Sobald erst einmal alle von euch wissen, wird Sasori von der Universität verwiesen. Außer du überlässt ihn mir! Ich will nicht, dass du ihm noch einmal nahe kommst!“, antwortete sie, wobei sie sich langsam erhob, damit sie scheinbar annähernd auf Augenhöhe mit ihm kam und ihre Forderung verschlug Deidara dabei kurzerhand die Sprache. Immerhin hatte er noch gehofft, dass Hikari es nicht ernst meinte. Nur schien es der Kleinen todernst zu sein. Aber unter gar keinen Umständen wollte er die Freundschaft zu seinem ehemaligen Senpai beenden. Er mochte ihn nicht nur sehr, er hing an ihm. Trotz der seltsamen Dinge, die zwischen ihnen passiert waren. Er fühlte sich in dessen Nähe wohl, auch wenn es so ungewohnt war. Zumal er sich auch durch die Kunst zu ihm verbunden fühlte. Er würde ihn niemals aufgeben wollen.

„Also?“

Als sie nachhakte, sah er rot. Sein Körper bewegte sich wie von selbst und im nächsten Moment stand er vor ihr, packte sich den Kragen ihrer Bluse, um sie nach hinten gegen die Tafel zu pressen. Es war unübersehbar, dass sie nach Atem rang, doch Deidara konnte nicht locker lassen. Selbst als ihre Hände nach seinem Handgelenk griffen und sich ihre manikürten Fingernägel tief in seine Haut bohrten, hielt er sie weiterhin fest. Hikari war wirklich nur ein Mädchen, das im kräftemäßig weit unterlegen war. Sie zappelte, wollte um sich schlagen, aber mit seiner anderen Hand schnappte er sich einen der zerbrechlich dünnen Ärmchen.

„Du wirst dieses Foto vernichten! Ich werde nicht zulassen, dass du Sasoris Leben zerstörst!“, zischte er ihr entgegen, obwohl sie vermutlich noch nicht einmal richtig zuhören konnte. Stattdessen stieß sie jammernde Laute aus, röchelte und blinzelte ihn aus leicht feuchten Augen an. Es war offensichtlich, dass sie durch seine äußerst grobe Behandlung Schmerzen hatte, aber er wollte sie nicht eher loslassen bis er die Gewissheit hatte. „Was ist jetzt, un?“

Während Deidaras Stimme gefährlicher wurde, wurde Hikaris Röcheln gleichermaßen lauter. Sie öffnete ihre Lippen, aber keine Sekunde später wurde der Blonde von einem Händepaar auf seinen Schultern von ihr weggezogen und kaum lockerte sich sein Griff, sank die Kleine hustend zu Boden.

„Was?“ Wütend wirbelte er herum, wo er direkt in Sasoris kalte Augen blicken konnte. „Danna?“ Jetzt, wo er diesen sah, schwand die Wut zumindest und dafür fühlte er sich etwas erleichterter, denn in seiner Tasche steckte der Beweis für Hikaris Hinterhältigkeit. Sasori musste nun einfach einsehen, dass sie etwas gegen die Göre unternehmen mussten.. „Gut, dass du...“

„Sei still, ich will nichts hören!“, fuhr ihn sein Sensei an, ehe er von ihm einfach zur Seite geschoben wurde. Zu seinem eigenen Entsetzen hockte sich der Rothaarige neben Hikari, die immer noch zitternd auf dem Boden saß. Ein dünner Speichelfaden rann aus ihrem Mundwinkel und als sie ihrem Objekt der Begierde plötzlich so nah war, schmiss sie sich ihm in die Arme, wo sie bitterlich anfing zu weinen.

„Danna?“, wiederholte Deidara langsam. Sein Puls raste nicht nur unaufhörlich, jetzt, da er diese Szene so sah, wurde ihm ganz komisch. Es fühlte sich an, als würde sein Herz stehenbleiben. „Danna? Was tust du? Sie ist-“

„Du Idiot, wie blöd bist du?“, fiel ihm Sasori allerdings wieder ins Wort, sodass er verwundert mit dem Kopf schüttelte. Er wusste nicht wieso, aber auf einmal schien alles mehr und mehr aus den Fugen zu geraten.

„Un?“ Wie versteinert sah er, wie Hikari immer noch in den Armen seines Dannas lag und dieser blickte ihn nur verständnislos an. Er machte zwar nicht den Eindruck, als würde er das Mädchen trösten. Er umarmte Hikari noch nicht einmal, sondern sie war diejenige, sie sich an ihn klammerte, aber es reichte dem Blonden bereits. Wutentbrannt stürzte er zu Sasori, weil er sie voneinander trennen wollte, aber seine Hand wurde nur bestimmend zur Seite geschoben, woraufhin er den Älteren mit einer Mischung aus Entsetzen und Verzweiflung anschaute.

„Du verstehst das falsch, un! Dieses Miststück hat versucht mich zu erpressen! Sie hat ein Foto von uns gemacht, sieh selbst!“, wollte er sich erklären, während er nach dem Bild in einer Tasche kramte. Immerhin musste es der Ältere dann einfach einsehen, bloß bekam er überhaupt keine Chance ihm das Foto zu zeigen.

„Deidara, ich weiß.“, erwiderte Sasori trocken, sodass er erstarrte.

„Du... weißt es, un?“

„Ja. Ich habe auch ein Bild bekommen.“

Das war nun viel zu viel. Wie in Zeitlupe erhob sich der Blonde. Er hatte das Gefühl, als würde sich alles in seinem Kopf umher drehen. Alles war durcheinander geraten. Hikari zeigte ihr wahres Gesicht und Sasori verteidigte sie auch noch? Obwohl er durch sie gekündigt werden konnte? Obwohl ihre Freundschaft ganz eindeutig auseinandergerissen werden sollte und er auch noch davon wusste? Unter ihm tat sich ein Abgrund auf, denn das traf ihn eindeutig härter, als alles andere, was der Ältere bisher getan hatte. Hastig begann er zu blinzeln. Die Vorstellung, dass er sich die ganze Zeit über in den anderen getäuscht hatte, dass er nur für irgendwelche seltsamen Dinge benutzt worden war, dass er ihm letztlich doch überhaupt nichts bedeutete, das alles trieb ihm die Tränen in seine Augen, die er krampfhaft versuchte zurück zu halten, während Hikari bereits wieder sachte vor sich hinlächelte und ihre Stirn gegen Sasoris Schulter presste.

Deidara spürte, wie sich sein Hals zuschnürte und er ging langsam zwei Schritte zurück bis er gegen die Tischplatte des Pultes stieß. Vielleicht mochte er zu unüberlegten Handlungen neigen, oder manchmal auch einfach zu impulsiv reagieren, aber in diesem Moment fühlte sich sein Körper wie gelähmt an. Weggerannt wäre er vielleicht nicht, aber er versuchte auch noch nicht einmal Hikari von Sasori zu trennen. Stattdessen bemühte er sich weiterhin gegen die aufkommenden Tränen anzukämpfen. Immerhin wollte er nicht vor der kleinen Göre anfangen zu weinen. Das wäre wirklich das Allerletzte, was jetzt noch passieren sollte.

„Warum?“ Mit zitternder Stimme blickte er zu den beiden. Noch immer war es unübersehbar wie groß der Besitzanspruch des Mädchens an ihrem Sensei war, denn sie hatte ihre Arme um dessen Körper geschlungen.

„Weil er sich umentschieden hat! Sasori-sama will mich!“, antwortete sie ihm dabei schniefend, weshalb er sich auf fest auf die Unterlippe biss.

„Das würde er sicher nicht, un!“, entgegnete er Hikari sofort, wobei er verzweifelt zu dem Älteren blinzelte, der sich immer noch recht regungslos umklammern ließ. „Was soll das?“

Als Antwort sah er, dass Sasori sich aus dem Klammergriff befreite, ehe er sich tief seufzend eine Haarsträhne aus seinem Gesicht wischte. Es machte den Eindruck, als würde ihn die dramatische Situation eher kalt lassen und seinem Blick nach zu urteilen, wirkte er genervt

„Weil ich dich vor einer riesigen Dummheit bewahren wollte. Was bist du eigentlich für ein Vollidiot?“

Auch wenn er nicht wusste, was er damit meinte, hinterließ jedes einzelne Wort einen stechenden Schmerz in Deidaras Brust. Nun würde es nicht mehr lange dauern, dann hatte er seine Schmerzgrenze erreicht, aber überraschenderweise wandte sich Sasori auf einmal an die Kleine, bevor er noch einmal nach dem Grund für dessen Handeln fragen konnte.

„Und du? Was denkst du eigentlich, was du hier tust?", wollte er von ihr wissen, ließ sie aber erst gar nicht zu Wort kommen. Stattdessen griff er nach ihrem Kinn, um sie dazu zu zwingen ihn anzublicken, während er mit seiner anderen Hand nach ihrem glitzernden Halskettchen griff. „Du hättest es dir zwei Mal überlegen sollen, bevor du dir soetwas erlaubst. Wenn das dein Vater wüsste, oder der Studienrat. Bei so einer üblen Nachsage, wie du sie vorhast, kannst du leicht der Universität verwiesen werden.“ Deidaras Augen weiteten sich vor Verwunderung, da er das dämonische Grinsen auf Sasoris Gesicht bemerkte. Aber jetzt verstand er nur noch weniger. Er wusste gar nicht mehr, was hier soeben vor sich ging und für den Bruchteil einer Sekunde keimte etwas Hoffnung auf. Hatte sich der Ältere doch nicht für Hikari entschieden, wie sie es gesagt hatte?

„Und habt ihr nicht bald die ersten Prüfungen? Du solltest mich besser nicht weiter verärgern, wenn du sie bestehen möchtest.“, sprach der Rotschopf in aller Ruhe weiter, während das Mädchen ihn nur regungslos und mit tränennassen Augen anstarrte.

„A-aber...“

„Hm? Kein Aber.“ Langsam ließ er Hikari wieder los, näherte sich mit seinem Gesicht allerdings ihrem Ohr.

„Wenn du möchtest kann ich dir die nächsten zwei Jahre hier zur Hölle machen!“, raunte er ihr noch laut genug entgegen, sodass Deidara es hören konnte. Dieser stand nur wie ein Zuschauer neben der Szene und er beobachtete, wie Sasori der Kleinen etwas zuflüsterte, sodass sie von einer Sekunden zur anderen wieder losweinte. Sie schlug ihre Hände über ihren Mund, schüttelte panisch den Kopf.

„Nein, nein bitte...“

„Dann verschwinde und lass mich in Ruhe!“

Einen Moment lang geschah nichts, ehe das Mädchen plötzlich aufsprang und den Kunstraum fluchtartig und vollkommen aufgelöst verließ.

Deidara konnte es nicht glauben. Erst nachdem die Tür zugeknallt war, trat er vorsichtig auf Sasori zu, den er einerseits noch gekränkt, andererseits aber auch hoffnungsvoll anschaute. Er verstand einfach nicht, was soeben geschehen war, aber die Tatsache, dass sein Sensei Hikari doch abgewiesen hatte, bereitete ihm ein leichtes Gefühl, weshalb er dünn lächeln musste. Es tat auf eine ungeahnte Weise gut.

„Bist du jetzt zufrieden?“, wollte der Ältere auf einmal von ihm wissen.

„Un? Was?“

„Deidara, wirklich? Was hast du dir bitte dabei gedacht? Ein bisschen länger und du hättest sie ernsthaft erwürgen können!“, kritisierte Sasori, wobei er sich wieder aufrichtete und den Blonden mit einem kühlen Blick strafte, „Aber ich bin immerhin froh, dass du dieses Mal nicht davongerannt bist!“ Die letzten Worte klangen nicht nur viel weicher, auch der Gesichtsausdruck seines Gegenübers wurde wieder etwas milder.

„Was?“, wiederholte Deidara dennoch und suchte dabei krampfhaft nach den passenden Worten, aber sein Kopf war wie leergefegt. Die Ereignisse hatten ihm nicht nur zu viel abverlangt, es kam ihm auch mittlerweile so vor, als würde es da etwas geben, wovon er nichts wusste. „Aber du wolltest gestern ganz offensichtlich nicht mit mir reden, un! Und dieses kleine Miststück... du hast das Foto gesehen? Was hätte ich machen sollen? Es ihr durchgehen lassen? Überhaupt... wieso hast du sie in Schutz genommen? Wieso... hast du es überhaupt so weit kommen lassen? Du hättest sie viel früher zurückweisen können! Was hast du ihr da überhaupt gesagt? Was sollte das alles?“

Für den Blonden war Hikari nach wie vor ein rotes Tuch und zumindest jetzt wollte er Antworten, damit er nicht nur verstehen konnte, was zwischen beiden beiden vor sich gegangen war, sondern auch, damit er wusste, wo er stand. Vielleicht war es ihm klarer geworden, was ihm Sasori bedeutete, doch was war er für ihn? Je länger er darüber nachdachte, desto mehr verspannte sich sein ohnehin schon matter Körper.

„Ich habe meine Gründe.“, erwiderte sein Gegenüber zu seinem Entsetzen nur knapp, wobei er von ihm gemustert wurde und es war genau das, was Deidara nicht hören wollte.

„Was soll das?“ Innerhalb kürzester Zeit zog sich sein Herz wieder schmerzvoll zusammen, weil er sich so unsagbar unehrlich behandelt fühlte. Dabei hatte er bei dem anderen bisher immer das Gefühl gehabt, als würde er das aussprechen, woran er dachte. Der Gedanke, das es eine Art Geheimnis zwischen ihnen gab, missfiel ihm und er wollte vor seinem Sensei zurückweichen, bloß war er zwischen Pult und Sasori gefangen.

„Entschuldige dieses Missverständnis.“ Als er die fremden Fingerspitzen an seinem Handrücken bemerkte, zog er seine Hand ruckartig weg, denn er würde sich nicht schon wieder von ihm einlullen lassen.

„Erklär' es mir, un!“, zickte er dabei. Er bestand darauf. Er wollte eine ehrliche Antwort.

„Was denn? Es gibt nichts zu erklären. Du hättest sie fast erwürgt und ich wollte schauen, ob es ihr noch gut geht. Solltest du mir nicht eigentlich dafür dankbar sein? Was glaubst du wäre passiert, wenn ich nicht dazwischen gegangen wäre?“, entgegntete Sasori trocken, sodass er ihn nur noch fassungslos anstarren konnte. War das dessen Ernst? Angespannt ballte er seine Hände zu Fäusten, wobei er sich dafür bereitmachte gegen den anderen vorzugehen. Er wollte sich nicht alles gefallen lassen. Aber Sasori trat derweil ein Stück weit zurück und senkte schuldbewusst den Kopf. „Ich schätze, ich habe deine Nerven bereits überstrapaziert. Ich wollte dir nicht das Gefühl bereiten, dass ich dieser kleinen Erpressung nachgebe.“, fuhr er leise fort, „Das tut mir Leid.“

„Das reicht nicht!“ Schnaubend drehte sich Deidara zur Seite. Zwar lockerte er seine Fäuste wieder, doch dafür verschränkte er die Arme abweisend vor seinem Körper. Von dieser Entschuldigung hatte er gar nichts. Es schmerzte nach wie vor und am schlimmsten war es dabei, dass er in dieser verwirrenden Situation alleine im Dunkeln stand. Sasori schwieg, weshalb es seinen Ärger nur noch weiter anstachelte. Zähneknirschend schielte er zu dem anderen doch kaum bemerkte er dessen Blick, gefror es ihn in den Adern. Diese Augen. Es war das erste Mal, dass er einen derartig traurigen Ausdruck in seinen Augen sah, allerdings wollte er sich auch davon nicht beirren lassen.

„Mir reicht deine Entschuldigung nicht, un.“, wiederholte er sich kopfschüttelnd, „Ich hab es dir schon mehrmals gesagt, un. Ich bin doch keine Puppe, die nach deinen Fäden tanzt und sag jetzt nicht, dass mir die Kleine egal sein kann! Vielleicht sollte ich mich ja auch mit einem Mädchen treffen und es vor dir geheim halten, un.“

In diesem Moment war es offensichtlich, wie eifersüchtig er tatsächlich war. Allerdings konnte Deidara auch an Sasoris Gesicht ablesen, dass ihm sein Vorschlag alles andere als gefiel.

"Wieso solltest du mit einem anderen Mädchen ausgehen wollen?" Seine Stimme war so leise geworden, dass sich der Blonde unsicher war, ob die Wut aus ihm sprach, oder ob es doch ein anderes Gefühl war. Aber in diesem Moment schenkte er dem keine weitere Beachtung.

"Wieso denn nicht, un?!", provozierte er lieber mit voller Absicht weiter. Weil er selbst verletzt war, wollte er ebenfalls austeilen. Es war eine kindische trotzreaktion, die bei dem Älteren aber etwas ganz ungeahntes auslöste.

„Wenn das so ist... dann sag mir, was du von mir erwartest. Ich mach es."

Es war wirklich verlockend, was Deidara soeben angeboten bekam und doch war es ihm nicht Recht. Es war nicht das, was er in diesem Moment wollte. Scheinbar wusste Sasori nicht, worum es ihm eigentlich ging. Es war nicht das Gleiche, wenn er ihm sagen sollte, was er zu tun hatte, auch wenn diese Idee für seinen Sensei sicher vollkommen zufriedenstellend sein musste. Natürlich war es das Einfachste, das zu tun, was jemand von einem verlangte, aber so leicht wollte er es ihm nicht machen. Dazu kam außerdem, dass Sasori ihn mit seinem Angebot wohl nur besänftigen wollte. Solange dieser nicht verstand, was ihn störte und von sich aus etwas daran ändern wollte, war es Deidara einfach nicht genug. Immerhin waren seine Gefühle verletzt worden und ohne Erklärung würde er sich mit einer halbherzigen Entschuldigung nicht abfinden. Da stellte er lieber auf stur.

„Ich erwarte, dass du dir Gedanken über mich machst, un.“, antwortete er trotzig, wobei sich seine Wangen rot verfärbten. Er fühlte sich wie damals in der Situation, als ihm dieser dumme Kommentar mit dem Liebesgeständnis herausgerutscht war. Dabei hatte er sich nur gewünscht, dass Sasori ihm etwas mehr über seine Gefühle erklärte und ihm nicht einfach nur auf diese bestimmende Art und Weise näher kam.

„Hm? Ich denke ständig an dich, aber ich kann keine Gedanken lesen. Wenn du mir nicht sagst, was ich jetzt tun soll, kann ich nur raten.“, bemerkte sein Gegenüber mit dieser unsagbar kühlen Art und obwohl er dabei immer noch ungewohnt traurig klang, wollte Deidara sein Angebot nach wie vor nicht an sich heranlassen.

„Ich hab dir gesagt, dass ich eine Erklärung will, un. Was hat das mit Hikari zu bedeuten?“, wiederholte er sich aus diesem Grund. Eine vernünftige Antwort auf diese simple Frage würde ihm dabei vollkommen ausreichen. Zumindest fürs Erste, doch Sasori schien es gar nicht so weit kommen zu lassen.

„Und ich habe dir gesagt, dass es da nichts zu erklären gibt. Bist du wirklich so eifersüchtig, dass du nun darauf herumreiten musst?“

So langsam reichte es dem Blonden. Er kam sich vor, als würde er mit einer Wand sprechen, sodass er kurzerhand nach seiner Tasche am Boden griff, um sie über eine Schulter zu werfen. Er hatte wirklich genug. Wenn Sasori nicht mit ihm reden wollte, dann war es sinnlos noch weiter hier zu bleiben. Auch wenn es wehtat und er sich unter anderen Umständen vielleicht über dessen Angebot gefreut hätte. Immerhin gab es unzählige Dinge, die sein Danna für ihn tun könnte; angefangen bei seiner Abschlussarbeit, oder einem hitzigen Gespräch über ihre Kunstwerke. Nur da diese Sache einfach zwischen ihnen stand, wollte er es nicht. Gerade als sich wegdrehen wollte, fühlte er einen leichten Druck an seinem Unterarm.

„Willst du jetzt doch wegrennen?“ Der traurige Ton in Sasoris Stimme war verschwunden und klang stattdessen auf einmal fast schon anklagend, weshalb er stehen blieb.

„Ich renne nicht weg, un. Ich gehe nur nach Hause und solange du mir nicht antworten willst, komm ich auch nicht mehr zu dir zurück! Ich bin sicher nicht so ein Idiot, wie du immer meinst!“ Kaum waren diese Worte ausgesprochen, wurde er wieder losgelassen und der Schmerz in seinem Herzen stieg an. War er wirklich nur ein Lückenfüller, weil er nicht aus Holz bestand? Mit größter Mühe rang er sich dazu durch nicht nach hinten zu blicken, sondern ging mit gezwungen ruhigen Schritten zur Tür und als er seine Hand auf die Türklinge legte, hätte ihn der Drang den Kleineren anzuschreien fast übermannt. Fest presste er seine Lippen aufeinander. Sasori war der Einzige, der ihm Gewissheit geben konnte und Deidara würde es nur dann anerkennen, wenn der Rotschopf eigenständig auf ihn zu kam. Aber sein Wunsch schien einfach nicht erfüllbar zu sein, weshalb er innerlich kochend aufgab, während er den Kunstraum verließ.
 

„Deidara-nii? Du schwänzt die Uni?!“

Zu Hause angekommen wollte sich Deidara in sein Zimmer zurückziehen, wobei er auf halben Weg von seiner Schwester erwischt wurde. Mit einem tadelnden Blick baute sie sich vor ihn auf, wodurch sie ihm die Zimmertür versperrte.

„Kurotsuchi,un.“ Augenrollend griff er nach den Schultern seiner großen Schwester, um sie zur Seite zu schieben. Er hatte nun wirklich nicht die Geduld sich mit ihr auseinander zu setzen, bloß wollte sie auch nicht nachgeben und blieb hartnäckig stehen.

„Gab es Probleme in der Uni?“, bohrte sie außerdem weiter, sodass er angespannt zu brummen begann.

„Als ob ich Probleme in der Uni hätte...“ Mit aller Kraft drängte er sich an Kurotsuchi vorbei, bevor er in sein Zimmer stolperte und ihr die Tür vor der Nase zuschlug, um sich von innen dagegen zu lehnen.

„Deidara-nii!“ Obwohl ihre Stimme durch das dünne Holz zu ihm hindurchdrang und die Türklinge heftig wackelte, reagierte er nicht. Stattdessen fluchte er, weil sein Zimmerschlüssel schon vor etlichen Wochen verschwunden war, sodass er nun so lange warten musste, bis sie wieder verschwand. Dabei konnte seine Schwester wirklich sehr zäh sein. Ein paar Mal versuchte sie noch die Tür zu öffnen, ehe sie es hörbar seufzend aufgab. „Wenn du irgendwelche Probleme hast, kannst du immer mit mir reden!“

„Un.“, brummte Deidara für sich selbst, wobei er regungslos an der Tür verweilte. Es war nicht nur das erste Mal, dass sie ihm ihre Hilfe anbot, es wäre auch nicht das erste Mal, dass er diese Hilfe annehmen würde, aber was sollte er in seiner jetzigen Situation schon tun? Er konnte seine Schwester nicht um einen Rat bitten. Schließlich ging es um seine eigenen, ziemlich intimen Gefühle und Sasori war nicht einfach nur ein Mädchen, was ihn abgewiesen hatte. Es war viel komplizierter als das. Erst nachdem ihre Schritte am Flurende verklungen waren, stieß er sich langsam ab, griff nach seiner Krawatte und lockerte sie. Danach folgte das Jacket, sein Hemd, sowie die Hose, welche allesamt auf den Boden fallen gelassen wurden. Anschließend zog er sich ein Shirt über den Kopf, sodass er sich mit einem erschöpften Gefühl auf sein Bett niederlassen konnte. Schlecht gelaunt griff er neben sich, um den Boden nach dem Controller seiner Spielekonsole abzutasten, aber weil er ihn nicht fand, drehte er sich auf die Seite und starrte regungslos die Zimmerwand an. Spätestens in diesem Augenblick, wo es so unerträglich schmerzte, bereute er seine Entscheidung. Vielleicht war es doch ein riesiger Fehler gewesen. Vielleicht hätte er doch auf Sasoris Angebot eingehen sollen. Nur jetzt war es zu spät, zumal er noch genügend Stolz besaß, wodurch er sich nicht alles hatte gefallen lassen wollen und er wusste nicht, ob sein Herz weniger schmerzen würde, wenn er tatsächlich bei dem anderen geblieben wäre. Mit diesem Gedanken griff er nach einem Kissen, das er an sich heranzog, ehe er schließlich bitterlich lächelnd die Augen schloss.
 

Ein verhaltenes Klopfen an seiner Zimmertür weckte Deidara auf, sodass er sich gähnend über das Gesicht rieb. Der Wecker neben seinem Bett zeigte ihm, dass es bereits später Nachmittag war und deshalb gab es wohl nur einen Grund für diese Störung „Nicht jetzt. Ich hab keinen Hunger, un!“, rief er zur Tür, welche sich kurz darauf langsam öffnete. Das besorgte Gesicht seiner Schwester tauchte dahinter auf.

„Aber du hast den ganzen Tag noch nichts gegessen.“, stellte sie fest, wobei sie sich nachdenklich ans Kinn griff, „Außerdem hast du Besuch. Ich könnte euch eine Kleinigkeit vorbereiten! Hm, wie wäre das?“

„Ich hab gesagt, ich hab keinen Hunger und ich will auch niemanden sehen, un.“ Genervt drehte Deidara Kurotsuchi den Rücken zu, während er darauf wartete, dass sie wieder ging, aber eine ganze Zeit lang passierte nichts. Dann schloss sich die Tür schließlich wieder leise, woraufhin er in Ruhe gelassen wurde, sodass er seufzend die Bettdecke höher zog und sich zurück an das Kissen kuschelte, um weiter zu dösen. Ab jetzt war es nur noch eine Frage der Zeit bis sie ihn weiter belästigen würde, denn es war offensichtlich, dass etwas mit ihm nicht stimmte und sie kannte ihn leider einfach zu gut, als dass es ihr nicht auffallen würde. Normalerweise gab es nur selten etwas, das ihn auf so lange Zeit so verstimmte. Vermutlich hatte er bisher auch einfach nur Glück, da sie ihn nicht weiter bedrängte, womit er etwas Zeit bekam sich eine Ausrede für seinen Zustand auszudenken, aber gerade als er seine Gedanken schweifen lassen wollte, bemerkte er ein kaum hörbares Geräusch in seinem Zimmer.

„Kuro-“, grimmig fuhr er herum. Es wäre nicht neu, dass sich Kurotsuchi heimlich an ihn heranschlich, doch anstatt in die dunklen Augen seiner Schwester zu blicken, sah er Sasoris schmale Gestalt an seinem Bett stehen. „Du?“

Unsicher, was er davon halten sollte, starrte er zu ihm hoch. Träumte er noch? „Woher hast du meine Adresse?“, rutschte es ihm zuerst heiser heraus.

„Deine Akte. Ich habe vor Feierabend einen Blick hineingeworfen und deine Schwester war so nett, mich in dein Zimmer zu lassen.“ Obwohl diese Antwort einleuchtend klang, war Deidara verwirrt. Es fühlte sich so seltsam an, dass er kurzerhand nicht wusste, was er sagen sollte.

„Und warum bist du hier?“, fragte er schließlich dümmlich, wobei er näher an die Bettkante heranrutschte. Er konnte es sich nicht verleugnen. Sasoris unangekündigter Besuch freute ihn ungemein, es ließ ihn wieder hoffen und wieder einmal wünschte er sich wirklich nicht nur eine Art Zeitvertreib für den anderen zu sein. Von einem Augenblick zum nächsten war seine schlechte Laune wie verflogen. Dafür überschlug sich nun sein Herz, auch wenn Sasori immer noch etwas distanziert wirkte, indem er regungslos vor ihm stand und ihn anblickte.

„Du wolltest doch, dass ich mir Gedanken mache.“

Mit einem resignierenden Seufzen drehte sich Sasori zur Seite und wandte sich Deidaras Schreibtisch zu, von wo er sich einen kleinen Bilderrahmen nahm. „Deine Schwester... Seid ihr beide wirklich miteinander verwandt?“

„Hey!“ Kaum sah Deidara, dass Sasori noch weitere Bilder betrachten wollte, sprang er auf, um sie ihm abzunehmen. Kurotsuchi und er hatten sich schon immer sehr nah gestanden, was einige der Fotos auch unverkennbar zeigten, aber er wusste nicht, worauf sein Sensei auf einmal hinauswollte.

„Sie könnte auch deine Freundin sein, so wie sie sich um dich kümmert.“, bemerkte Sasori etwas bitterlich.

„Sie ist meine Schwester. Und ich habe keine Freundin, un.“ Während er den Bilderrahmen sorgsam zurück auf den unordentlichen Schreibtisch stellte, spürte er eine flüchtige Bewegung an seiner Schulter, aber er zeigte keine Reaktion. Stattdessen nahm er den Controller, den er zuvor gesucht und nun unter einigen Skizzenblättern gefunden hatte, um sich damit auf sein Bett fallen zu lassen.

„Hikari könnte auch deine Freundin sein. Immerhin habt ihr irgendwelche Geheimnisse vor mir.“ Brummig schaltete er den Fernseher ein, musste seinen Blick dann allerdings vom Bildschirm abwenden, da sich Sasori in sein Blickfeld stellte. Es war nicht so, als wollte er sich in der Gegenwart seines Dannas mit solchen Nebensächlichkeiten beschäftigen, aber wenn dieser nur hierher gekommen war, um da weiter anzusetzen, wo sie sich heute morgen getrennt hatten, dann konnte er ebenfalls mit dem weitermachen, wo er zuvor aufgehört hatte.

„Diese Sache ist wirklich nicht der Rede wert. Aber wenn du nicht eher Ruhe gibst, wird mir wohl nichts anderes übrig bleiben.“, erwiderte der Kleinere, sodass das Spiel sofort uninteressant geworden war und ihm der Controller beinahe aus der Hand gefallen wäre. „Un?“ Deidara bekam große Augen, denn er konnte nicht glauben, dass er tatsächlich die herbeigesehnte Erklärung bekam, weshalb er sich wie aus Reflex gerade aufrichtete, damit er seinem Besucher aufmerksam zuhören konnte. Immerhin war er mehr als nur gespannt auf das, was nun kommen sollte.

„Der Vater der kleinen Göre...“, begann Sasori dabei sichtlich widerwillig, „...ihm gehört das Theater, in dem ich meine Ausstellung hatte. Du erinnerst dich? Ich habe außerdem schon vorher viele Aufträge von ihm bekommen und eigentlich wollte er mich engagieren. Er hat mich... finanziell unterstützt.“

Deidara blinzelte. Irgendwie ergab diese Erklärung gar keinen Sinn. „Ja und?“ Etwas enttäuscht sackte sein Oberkörper wieder zusammen, wobei er seine Beine zu einem Schneidersitz miteinander verschlang. „Wovon redest du da, un?“ Ein unangenehmes Gefühl breitete sich in seiner Bauchgegend aus, denn ihm überkam die Vermutung, dass diese Erklärung nur halb so interessant werden würde, wie er es sich vorher noch erhofft hatte.

Zu seiner Überraschung blickte der Rotschopf beklemmend zu Boden. „Im Gegensatz zu dir habe ich keine Familie. Es gibt niemanden, der mich unterstützt. Ich bin auf diese Finanzierung angewiesen gewesen. Deshalb habe ich versucht die Göre so gut es ging zu ertragen. Ich wollte es mir nicht mit... meinem Investor verderben.“

Je weiter Sasori sprach, desto weniger verstand Deidara, der mittlerweile nur noch halbherzig zuhörte. Was hatten diese Umstände überhaupt mit dem zu tun, was zwischen ihnen passiert war? Er sah keinen Zusammenhang und brummte deshalb beleidigt vor sich hin.

„Und Hikari...und dieses... Foto?“

„Hikari? Sie hat da wohl etwas missverstanden, als ich im Auftrag ihres Vaters eine Puppe von ihr herstellen sollte. Vermutlich hat sie meine Zuwendung für meine Arbeit falsch interpretiert und dachte sie könnte mich damit erpressen ihrer lächerlichen Forderungen nachzukommen für das Theater zu arbeiten und mit ihr zusammen zu sein.“

Langsam griff sich Deidara an sein Kinn. Er gab sich wirklich Mühe die Zusammenhänge zu erkennen nur sehr weit kam er dabei nicht. Für einen Augenblick dachte er noch einmal zurück an die Schaffenskrise seines Dannas, an die Puppe, die ihm so ähnlich sah und dieses bedrückende Melancholie, die er ab und an in den Augen des Älteren sah. Dann gab er auf und nahm sich kopfschüttelnd ein Kissen, woran er sich immer noch brummend festhielt. Mit dieser Erklärung war er ebenso unzufrieden, denn es machte nur wenig Sinn. Letztlich wusste er nicht viel über Sasori, aber er kannte dessen leicht egozentrische Ader nun schon lange genug, um zu wissen, dass der andere seine Kunstwerke niemals nur auf den materiellen Wert beschränken würde. Andererseits hatte er aber nicht nur zugegeben, dass seine Puppen eine Schwachstelle hatten, sondern kritisierte auch seine eigenen Werke, zumal er eine der Puppen auch geopfert hatte, indem er sie von Deidara absichtlich hatte kaputt gehen lassen.

„Was willst du mir da eigentlich erzählen, un? So wie sich das alles anhört, scheinen deine Kunstwerke doch nicht so unfehlbar zu sein, wenn du auf einen reichen Kerl angewiesen bist. Wofür dieses Theater mit der finanziellen Unterstützung? Du würdest dich doch nicht nur des Geldes wegen von einer deiner Puppen trennen? Abgesehen davon hat das rein gar nichts mit deiner dämlichen Geheimnistuerei zu tun, un. Außerdem hast du mittlerweile einen Job und ich wette, der ist ganz gut bezahlt, un!“, bemerkte er zuerst, wobei es ihm nicht entging, wie sich Sasoris Blick veränderte. Der Blonde zog eine beleidigte Schnute, da ihr Gespräch immer noch nicht den gewünschten Effekt leistete und erst als er das Gesicht seines Senseis genauer musterte, wurde ihm etwas bewusst. Er selbst war nicht der Einzige, der auf seine Kunstwerke stolz war. Sasori war es ebenfalls. Deshalb musste es immens auf dessen Stolz einwirken, dass er ausgerechnet ihm, seinem Kouhai, das Scheitern der eigenen Werke in gleich mehreren Arten und Weisen anvertraut hatte.

„D-danna?“ Als er den Kosenamen aussprach, hob der Rotschopf seinen Kopf. „Du bist also nicht nur einsam? Du hast den letzten Rest deines Künstlerstolzes nicht vor mir verlieren wollen, un? Du wolltest deshalb verschweigen in was für einen Verhältnis du zu der kleinen Göre stehst, weil dir die Sache mit dem Geld unangenehm war?“, mutmaßte Deidara frei heraus und jetzt, wo er den Älteren mit diesem betretenen Gesichtsausdruck vor sich stehen sah, verstand er es endlich, sodass es ihm auch ein leichtes Grinsen auf die Lippen zauberte.

„Ich hab also Recht?“ Er deutete das Schweigen als Bestätigung, sodass sich seine Mundwinkel weiter nach oben zogen. Es war tatsächlich das erste Mal, dass er sich in ihrer ewigen Diskussion, wer von ihnen der Bessere war, als Sieger sehen konnte und doch tat es ihm Leid, weil er nicht wollte, dass Sasori aufgab. Selbstsicher streckte er seine Hand zu seinem Gegenüber aus, der ihm gerade so nah war, dass er seinen Arm berühren konnte. „Danna, du bist nicht der Einzige, der keine Gedanken lesen kann. Verrätst du mir, was du Hikari ins Ohr geflüstert hast? Außerdem hat deine Geschichte einen Haken. Wenn du auf dieses Geld angewiesen bist, wieso hast du die Kleine dann am Ende doch vergrault, un?“, bohrte er unverschämt weiter, woraufhin er zuerst keine Antwort erhielt. Stattdessen näherte sich ihm Sasori einen Schritt und vergrub die Finger seiner rechten Hand in seinen langen, blonden Haaren.

„Wegen dir.“, antwortete er dabei sehr knapp, sodass Deidara kurz stutzte. Zeitgleich stieg ihm die Röte zurück in das Gesicht und sein Gegenüber erwiderte es schwach lächelnd. „Du hast gesagt, dass du bei mir bleiben möchtest. Zusammen an der Universität. Dieser Gedanke war mir wichtiger, als für irgendwen des Geldes wegen Requisiten und Puppen herzustellen.“

Weiter ließ er den Älteren gar nicht mehr sprechen, denn dessen Geständnis war so viel schöner, als das, was er ihm damals in seiner Wohnung gesagt hatte, auch wenn es immer noch einige Dinge gab, die unausgesprochen blieben. Von einem Augenblick auf den anderen vergaß er sich und seine Arme übermütig um den schmalen Körper, um ihn ruckartig und mit einem rasenden Herzschlag näher an sich zu ziehen. Er war sowieso niemand, der lange böse sein konnte. Zumal ihm sein kleiner Triumph ein angenehm positives Gefühl bescherte, sodass er nun den Drang verspürte Sasori nahe zu sein. Dieser lag für einen Augenblick regungslos in seinen Armen, als würde er es erst noch verarbeiten müssen, was soeben geschehen war. Immerhin musste es für seinen Sensei etwas Neues sein nicht mehr die Fäden in der Hand zu haben.

„Deidara...“, hörte er eine leise Stimme durch den Stoff des eigenen Shirts gedämpft zu ihm hochdringen. Mittlerweile spürte er auch, wie sich die Hände des anderen um seine Taille legten, ehe sie sich an seinen Rücken in sein Oberteil klammerten und es löste einen angenehmen Schauer auf seiner Haut aus, wodurch er zuerst zu kichern begann, ehe er sein Ton ernster wurde. „Sieht so aus, als hätte meine Kunst gewonnen, un.“, wollte er seinen Sensei ärgern, woraufhin er unweigerlich nach hinten gedrückt wurde. Mit seinem Rücken auf der Matratze, sowie Sasori auf sich hockend fand er sich im Bett liegend wieder und blinzelte dabei überrascht nach oben, wo das Gesicht des anderen ganz nah vor seinem eigenen auftauchte.

„Also wirklich. Glaubst du, du hättest eine andere Wahl, wenn du nicht von deiner Schwester mitversorgt werden würdest? Außerdem war das lange vor meiner Zusage der Universität, also sei nicht so überheblich. Mittlerweile brauch ich Kirameki-sans Geld auch nicht mehr.“

„Kann ja sein. Das ändert aber auch nichts daran, dass dich deine Puppen einsam gemacht haben, un.“ Schmollend schob Deidara seine Unterlippe vor, wobei er keine Anstalten machte sich von dem anderen zu befreien. Stattdessen blieb er ruhig liegen und seufzte. „Du wirst deine Puppen aber nicht aufgeben, oder?“ Denn das war wirklich etwas, wovor er Angst hatte, aber Sasori seufzte nur zurück.

„Erwartest du wirklich, dass ich dir auf so eine dumme Frage eine Antwort gebe?“ Kühl vor sich hinlächelnd beugte er sich zu ihm herunter, sodass er schauderte, als er den heißen Atem auf seiner Haut spüren konnte. „Und so einsam haben sie mich gar nicht gemacht.“

Auf dieses Argument wusste der Blonde nichts zu erwidern, denn es war offensichtlich, was dies bedeuten sollte. Er hielt lediglich die Luft an, denn im nächsten Moment erwartete er schon die Lippen des Älteren an seinem Hals, doch kurz bevor es geschah, wurde seine Zimmertür aufgerissen, ehe ein Scheppern durch den Raum klang. Keramik zersprang und eine große Teepfütze breitete sich rasend schnell auf dem Fußboden auf, während seine Schwester mitten im Zimmer stand und sie erstaunt anstarrte.

„Deidara-nii! Was tust du da?“, entkam es Kurotsuchi schließlich, sodass er sich hastig wieder aufrichtete, wodurch ihm Sasori nur noch näher kam, da er sich einnehmend an ihn schmiegte. Sein Herz sank dabei ein Stück tiefer. Nicht weil es ihm missfiel, sondern weil ihm der Blick seiner Schwester Sorgen bereitete. Er sah es ihr an, wie unzufrieden sie war, denn der Besuch in seinem Bett war kein hübsches Mädchen, wie es sich seine große Schwester in der vergangenen Wochen und Monaten öfter gewünscht hatte. Eine süße, kluge Freundin, die sich um ihn kümmern konnte. Das würde ihr gefallen.

„U-un. Kurotsuchi...“, wollte er sich erklären, aber er bemerkte bereits, wie ihr entgeisterter Blick langsam erstarrte und einem verunsicherten Gesicht wich.

„Was denn? Dein Bruder ist MEIN Freund, gibt es damit ein Problem?“, hörte er Sasori eisig raunen, sodass ihm ein Kribbeln durch den Körper fuhr und auch seine Schwester schien auf dessen kalte Art zu reagieren. Fassungslos wurden sie von ihr angestarrt, aber es hatte ihr vollkommen die Sprache verschlagen und dann gab sie auf einmal auf. Nachdem sie die Scherben von seinem Zimmerboden aufgesammelt hatte, zog sie sich ohne Gegenwehr zurück, wobei sie die Tür hinter sich zuknallte. Nach diesen Abgang musste ihr Deidara noch einen Moment lang verwundert nachschauen. Sasori hatte es tatsächlich geschafft, seine große Schwester zu vergraulen? Langsam schielte er zu ihm. „Dein Freund, un?“, wiederholte er leise, während sich der besitzergreifende Griff nicht lockerte. Allerdings war es ihm aber auch nicht unangenehm.

„Wolltest du das nicht hören? Dir scheint man ja immer alles direkt erklären zu müssen bis du es verstehst.“ Sofort blieb Deidaras Herz stehen. Es stimmte nicht. Sein Sensei mochte Dinge sagen, aber was er letztlich dachte, oder wie er sich fühlte blieb ihm dabei meistens vollkommen schleierhaft

„Was? Du erklärst überhaupt nichts, un! Bei dir muss man immer zwischen den Zeilen lesen. Das ist anstrengend! Außerdem hast du mir immer noch nicht verraten, was du zu Hikari gesagt hast! Wird sie dich wirklich in Ruhe lassen?“, widersprach er heftig, woraufhin Sasoris Körper schwach zu zittern begann. Zuerst konnte er es nicht deuten, aber kurz darauf bemerkte er, wie der Kleinere lautlos kicherte. „Was ist so lustig?“ Im Grunde war die Situation immer noch sehr ernst, da diese Göre dafür sorgen könnte, dass Sasori seinen Anstellung verlor. Selbst wenn es nun nur aus Rache für die verletzten Gefühle geschehen sollte.

„Machst du dir Sorgen, weil ich wegen dir gekündigt werden könnte? Das ist süß, aber du brauchst dir darüber keine Gedanken zu machen.“, erwiderte der andere, bevor er seinen Kopf zur Seite neigte, um Deidara interessiert zu mustern. „Diese Göre ist bei den anderen Jungs sehr beliebt, oder? Die finden sie sicherlich heiß.“

„Ja. Ziemlich, un.“

„Was denkst du wird passieren, wenn die anderen erfahren, dass ihr richtiger Vorname eigentlich Hikaru lautet?“

Zuerst wusste der Blonde nicht, was Sasori meinte und das leicht teuflische Grinsen in dessen Gesicht war ihm ebenfalls vollkommen schleierhaft, ehe er es plötzlich verstand. Überrascht riss er seine Augen auf, hätte den anderen dabei fast von sich gestoßen. Er konnte es gar nicht richtig glauben, denn alles sprach gegen diese Tatsache. Die Kleidung, das Make up, sowie der Schmuck, oder auch das aufdringliche Parfum. Andererseits war sein Sensei derjenige, der ihren Körper für eine Puppe ausgemessen hatte, zumal es auch sicherlich in ihrer Akte stand.

„D-die Göre... ist kein Mädchen?“

Kaum war es ihm entkommen, begann Sasori tatsächlich zu lachen. Es schien ihn wirklich zu amüsieren.

„Es wäre sehr gemein, es überall an der Universität öffentlich zu machen, nicht wahr?“, raunte er ihm entgegen und Deidara war sich unschlüssig, ob er ebenfalls lachen, oder sich eher vor der fiesen Seite des anderen sträuben sollte. Schlussendlich musste er zumindest grinsen, ehe er erleichtert durchatmete. Auch Sasoris Gesicht entspannte sich wieder.

„Bist du jetzt zufrieden?“, wollte dieser von ihm wissen, wobei er dessen Hand an der eigenen Wange spüren konnte. Erst jetzt merkte er, wie nah sie sich eigentlich waren, weshalb er seinen Kopf etwas zur Seite wegdrehte. Er mochte seine Antworten bekommen haben und er fühlte sich nun auch wesentlich wohler, aber es war dennoch seltsam.

„Du hättest mir das zumindest eher sagen können, un. Wieso hast du immer so getan als wäre sie... er... Hikari?“

„Wozu? Ich wollte dir nicht von meinem Investor erzählen und ob die Göre Junge oder Mädchen ist, interessiert mich nicht. Oder hättest du es gerne gehört, was ich bei meinen Vermessungen unter ihrer Unterwäsche gefunden habe?“

Kaum waren diese Worte ausgesprochen wurde Deidaras Körper von einem heftigen Gefühl durchzogen. Er schüttelte sich, wobei er seine Arme fester um den Körper des anderen legte. Natürlich missfiel ihn dieser Gedanke, sodass er nicht verstand, dass er mit voller Absicht provoziert wurde.

„Das-“, setzte er zickig an, stoppte dann allerdings, da ihm sein Gegenüber auf einmal näher kam. Als nächstes spürte er eine federleichte Berührung. Sasori hauchte ihm einen sanften Kuss auf den Mundwinkel, ehe er mit seinen Lippen nah an seinen eigenen verweilte.

„Ich mag es, wenn du dieses eifersüchtige Gesicht machst!“ wisperte er und sofort war all das vergessen, was Deidara zuvor noch sagen wollte. Stattdessen überwand er den letzten Abstand zwischen ihnen, um seinen Danna zu küssen, denn letztendlich war er doch Sasoris Püppchen und tat, was dieser von ihm verlangte, indem er seinen Mund öffnete, um der feuchten Zunge Eingang zu gewähren.

„Hnnngh.“

Eigentlich war Sasori alles andere als ein neugieriger Mensch, aber bei den Geräuschen, die Deidara die ganze Zeit von sich gab, konnte er gar nicht anders, als immer wieder vorsichtig zur Seite zu schauen. Dieses Mal erhaschte er einen kurzen Blick auf die schönen Lippen seines Freundes, die sich langsam um dieses Ding legten, ehe er es mit einem genüsslichen Schmatzen wieder entließ, um anschließend wieder von vorne zu beginnen. Für wenige Sekunden beobachtete er dieses Schauspiel, doch gerade als sich sein eigener Mund öffnete, weil er ihn warnen wollte, war es bereits zu spät. Ihm entkam kein einziger Laut, während sich die mit Sauce durchtränkten Nudeln von Deidaras Yakisobabrötchens über dessen Finger und auf dem Schreibtisch verteilten, wo eine schreckliche Sauerei entstand. Sasori hatte dies unlängst kommen sehen, sodass er darüber nur mit seinem Kopf schütteln konnte. „Also wirklich.“, seufzte er leise für sich und beobachtete, wie Deidara seinem Mittagessen hinterher trauerte. Er hatte ihm nicht nur ein Mal gesagt, dass er nicht an seinem Schreibtisch essen sollte. Schon gar nicht, wenn er noch so viele Unterlagen darauf herum liegen hatte, aber der Jüngere wollte ja einfach nicht auf ihn hören. Als er aber sah, dass er mit seinen verschmierten Fingern einige der Ausarbeitungen der Studenten zur Seite schieben wollte, stand er auf, um zu ihm an den Schreibtisch zu treten.

„Deidara, wenn du weiter so unsauber arbeitest, wirst du deine Probezeit nicht überstehen.“, mahnte er, wobei er dessen Handgelenk noch im letzten Moment ergreifen konnte. Immerhin gab es nicht nur Abgabefristen für die Studenten, auch sie mussten sich an einige Vorschriften halten. Aber Sasori wusste nicht, ob es die Dummheit oder die Überheblichkeit seines blonden Freundes war, dass dieser nicht verstand, wieso er hier an diesem Schreibtisch eine gewisse Leistung bringen musste, obwohl es nur um Papierarbeit ging. Rückblickend betrachtet kam es ihm eh wie ein kleines Wunder vor, da Deidara nun hier bei ihm war. Er hatte nie gezweifelt, dass er seine Abschlussprüfung bestehen würde, aber dass er schließlich auch noch die Stelle seiner ehemaligen Arbeitskollegin erhielt, die überraschend in den Mutterschutz entlassen werden musste, war eine freudige Überraschung gewesen. Auch wenn es anstrengend war mit einem Chaoten das Büro zu teilen, wollte er ihn nicht mehr missen, weshalb er sich seine eigenen Sorgen um Deidaras Arbeitsweise machte.

„Ich weiß, un. Das sagst du ständig...“, brummelte dieser derweil etwas schlecht gelaunt.

„Dann ändere etwas an deiner Arbeit.“ Schwach lächelnd schob Sasori einen der Papierstapel auf dem Schreibtisch zur Seite, ehe er die verschmierte Hand näher zu sich zog. „Bitte.“, fügte er etwas leiser an, aber das trotzige Gesichts des anderen verriet ihm, dass dieser nichts ändern wollte oder konnte. War es so schwierig, Ordner zu führen, oder die Unterlagen der Studenten mit Sorgsamkeit und Bedacht zu behandeln? Er wusste ganz genau, dass eine Diskussion über dieses Thema im Grunde zwecklos war.

Leise seufzend hauchte er einen Kuss auf Deidaras Handrücken, in der Hoffnung, damit dessen volle Aufmerksamkeit zu bekommen und wie gedacht richtet sich der Blick des Blonden sofort auf ihn. Mit Verwunderung wurde er angestarrt, woraufhin er breiter lächelte, bevor er seine Zunge über den Zeigefinger gleiten ließ und er spürte schon, wie der andere kurz davor war ihm die Hand wieder zu entreißen. Deshalb umschloss er den Finger schnell mit seinen Lippen. Neben dem Yakisoba schmeckte er noch den eigensinnigen Geschmack von Ketchup heraus, aber es hielt ihn nicht davon ab leicht an dem Zeigefinger zu lutschen.

„Hmm...“, entkam es Deidara erneut, dieses Mal allerdings aus einem anderen Grund als vorher und Sasori kicherte innerlich. Er liebte es nicht nur, wie schnell der Körper seines Freundes auf ihn reagierte, auch dessen Blick war dabei immer wieder etwas ganz Besonderes. Wenn er solch einen Blick nur bei einer seiner Puppen einfangen könnte, dann würde er sich einen wahrhaften Künstler nennen können. In Gedanken versunken begann er an der Fingerspitze zu knabbern, wobei er noch ewig so weitergemacht hätte, wenn es in diesem Moment nicht an ihrer Bürotür klopfte. Während Deidara ein schweres Keuchen entkam, richtete er sich auf, als wäre nie etwas zwischen ihnen geschehen und rief dabei ein kühles „Herein“ in Richtung Tür, die sich etwas zögernd öffnete. Dahinter tauchte ein altbekanntes Gesicht auf.

„Ich... wollte meine Mappe abholen. ...Deidara-sensei.“ Das kleine Gör blieb mit viel Abstand im Türrahmen stehen, wobei es giftig zu dem Blonden funkelte. Seit dem Vorfall im Kunstraum herrschte tatsächlich eine Art Waffenstillstand, wobei es sowohl Hikari, als auch Deidara, sichtlich schwer fiel neutral miteinander umzugehen und nur Sasori selbst konnte der Situation mit einer gewissen Gleichgültigkeit entgegentreten. Er hatte sich nie näher für diese Person interessiert. Solange einige Dinge unausgesprochen blieben und sie ihm nicht unnötig auf die Nerven ging, wollte er zumindest seiner Rolle als Lehrer gerecht werden. Aus diesem Grund nahm er sich den Papierstapel, den er zuvor noch vor dem Yakisobabrot gerettet hatte, um ihn nach Hikaris Unterlagen zu durchsuchen.

„H-hey! Das ist meine Arbeit! Ich wollte das schon noch heute erledigen, un!“, hörte er das Gezicke neben sich und auch als Deidara aufsprang, um zu protestieren, ließ sich Sasori nicht aus der Ruhe bringen.

„Kirameki Hikaru.“, las er schließlich die Zeichen, welche unscheinbar klein auf dem Deckblatt einer säuberlichen Mappe standen. Sofort stoppte das eingeschnappte Brummen. Stattdessen begann der Jüngere zu kichern und Hikari lief rot an.

„J-ja?!“ Sie griff nach ihrem Rocksaum, wobei sie auf die eigenen Füße starrte. Es war ihr sichtlich unangenehm, wohingegen sich Deidara immer noch jedes Mal köstlich amüsierte, wenn man ihn an ihr kleines Geheimnis erinnerte.

„Ich kümmere mich gleich darum. Du kannst sie heute Nachmittag abholen.“

„Was?“, entkam es beiden gleichzeitig. Hikari blickte ihn mit einem strahlenden Gesicht an und seinem Freund entglitten währenddessen alle Gesichtszüge, aber Sasori konnte darüber nur seufzen.

„Du kannst jetzt gehen.“ Mit einer Handbewegung deutete er der Göre an, das Zimmer zu verlassen und nachdem sie sich hastig verbeugt, sowie die Tür wieder hinter sich verschlossen hatte, ging er zu seinem eigenen Schreibtisch zurück, um sich die Mappe zu seinen anderen Unterlagen zu legen. Deidara blieb derweil regungslos hinter seinem Schreibtisch stehen.

„Wieso, un?“

„Wieso nicht?“, antwortete er lediglich knapp. Weil er sich in diesem Moment auf ein Dokument konzentrierte, konnte Sasori den Blick des Blonden zwar nicht erkennen, aber er sah ihn bereits vor seinem inneren Auge. Er musste vo Eifersucht kochen. Nicht, dass er diesen herrlichen Gesichtsausdruck mutwillig provozieren wollte, aber insgeheim freute er sich doch immer wieder, wenn Deidara von seiner Eifersucht übermannt wurde.

„Du hast mir gar nicht erzählt, dass sie dir zugeteilt wurde.“, bemerkte er. Von der anderen Seite des Büros war jedoch nur das dumpfes Plumpsen von Deidara auf dessen Schreibtischstuhl zu hören, sodass er das Blatt Papier langsam wieder sinken ließ. Er sah, wie sein Freund mit einem schmollenden Gesicht nach oben zur Zimmerdecke starrte, die Hände hinter seinem Kopf verschränkt und die Füße auf dem Tisch, wo er die Yakisobasauerei immer noch nicht beseitigt hatte. Es war unglaublich, denn der Jüngere war manchmal wirklich unmöglich.

„Wieso hätte ich das tun sollen, un?!“ Hikari war nach wie vor ein rotes Tuch für den anderen, es war mehr als offensichtlich und was einige Dinge betraf, musste er doch sehr nachtragend sein. Sasori seufzte erneut. Das erinnerte ihn an seine eigene Fehler, weshalb er sich erhob, woraufhin er zurück zu dem benachbarten Schreibtisch ging. Vermutlich war es pures Glück gewesen, dass ihm so einfach verziehen worden war.

„Deidara, ich denke momentan kannst du diese Arbeit nicht objektiv bewerten. Deshalb werde ich es dir abnehmen. Das ist alles.“, versuchte er ihm ruhig zu erklären.

„Und? Die Göre hat doch eh kein Talent, un.“

„Du kannst ihr trotzdem nicht einfach eine schlechte Bewertung geben, ohne es dir angeguckt zu haben.“ Sasori konnte es nicht fassen. Die Art, wie ihn sein Gegenüber anblinzelte, verriet ihm, dass er dessen Plan tatsächlich durchschaut hatte, woraufhin er kurz seine Stirn berührte, um sich zu sammeln. Während sich Hikari so handzahm verhielt, konnte ihn die kindische Art seines Freundes manchmal wirklich nerven und er musste sich innerlichl fragen, wer hier die Göre war. Was hatte er nur an diesem Idioten gefunden, das ihn nicht mehr loslassen wollte? Es war so beschämend, wenn er an die Dinge dachte, die zwischen ihnen geschehen waren.

Als sein Blick zufällig auf den Computer des anderen fiel, erstarrte er allerdings. Auf dem Bildschirm prangte ein Webbrowser, wo verschiedene Interseiten geöffnet waren. Nicht nur, dass Deidara die Arbeit der Studenten mit Füßen trat, er vergnügte sich in seiner Arbeitszeit auch noch mit privaten Dingen und Sasori wollte sich nicht vorstellen was geschah, wenn das zu ihren Vorgesetzten drang.

„Deidara!“ Mit einem eisigen Blick erhob er deshalb seine Stimme, denn so hatte er sich die gemeinsame Arbeit nicht vorgestellt. Auch wenn er sich schon vorher darüber bewusst gewesen war, was für ein Chaot der andere sein konnte. Kurz darauf wurde er aber schon wieder ruhiger. Er wollte einfach nicht, dass Deidara seine Arbeitsstelle wieder aberkannt wurde. „Ich möchte wirklich, dass du deine Probezeit schaffst. Wieso tust du das?“, wollte er aus diesem Grund viel sanfter als zuvor noch von ihm wissen.

Abwartend beobachtete er, wie sich die Haltung seines Freundes lockerte. Er streckte sich leicht, ehe er sich mit seinem Handrücken über die Augen rieb.

„Danna, Kurotsuchi heiratet bald und ich will nicht mit ihrem Mann unter einem Dach wohnen, un. Nur wann soll mir eine eigene Wohnung suchen, wenn ich von oben ständig irgendwelche Scheißaufgaben aufgebrummt bekomme. Ich bin viel länger hier als du und wenn ich nach Hause komme fall' ich nur noch müde ins Bett, un. D-das mit der Göre tut mir ja Leid. Ich kann sie halt nicht ausstehen und ich habe kein Problem damit es ihr auch zu zeigen. Vielleicht war das ja wirklich nicht die beste Idee...“

„Hmm? Du bist jetzt schon überarbeitet?“ Über diese Erklärung verwundert neigte Sasori seinen Kopf zur Seite. Dennoch musste er schwach lächeln, immerhin war es ein schönes Gefühl zu wissen, dass ihm der andere das Herz ausschüttete, obwohl es noch lange nicht dessen Unordnung auf dem Schreibtisch rechtfertigte.

„Überarbeitet? Naja, so ist es nicht. Es ist nur nicht wirklich das, was ich mir vorgestellt habe, un. Ich bin halt nicht wie du und kann mich nicht stillschweigend in eine langweilige Arbeit vertiefen.“

Zumindest war Hikari vergessen und während Deidara leise vor sich hinbrummte, kam Sasori ihm vorsichtig näher, um ihm einen Kuss auf die Wange zu hauchen. Sofort begann der Körper des Blonden zu schaudern. „Hast du nicht gleich noch einen Kurs? Soll ich dir in der Zeit etwas von deiner Arbeit abnehmen?“, schlug er ihm großzügig vor.

„Das meinst du doch nicht ernst, un. Du weißt, dass du dich nicht um die ganzen Arbeiten meiner Studenten kümmern kannst. Ein oder zwei wären ja noch in Ordnung... aber bei mehreren macht die obere Etage doch sicher nicht mit, un...“ Weil die Stimme seines Freundes so enttäuscht klang, konnte er einfach nicht die Finger von ihm lassen. Ganz sanft strich er ihm die langen Haare aus dem Nacken, wo er ebenfalls einen Kuss hinterließ und der andere ließ es mit einem bitterlichen Seufzen geschehen. Es schien, als würde ihm die Motivation für seine Arbeit fehlen, oder er war schlichtweg genervt, da er mehr Zeit mit arbeiten verbrachte, als mit anderen Dingen. Vermutlich aß er auch aus diesem Grund hier an seinem Schreibtisch, um sich die Zeit sparen, die er sonst in der Cafeteria verbringen würde. Für einen Moment musterte Sasori Deidaras Profil. Es gefiel ihm überhaupt nicht ihn so zu sehen, zumal es dieses Mal an so einer Kleinigkeit lag.

„Und wie wäre es, wenn du mit in meine Wohnung ziehen würdest?“

Von einer Sekunden zur nächsten verspannte sich Deidaras Körper, wobei seine Wangen sichtlich rot wurden. „D-danna...“

„Was denn? Es ist mir wirklich ernst.“ Langsam wollte sich der Rotschopf wieder aufrichten, aber auf einmal wurde er festgehalten. Dann schlangen sich die Arme des Jüngeren um seinen Nacken und er wurde zu ihm auf dessen Schoß gezogen, sodass er etwas überrumpelt nach oben blinzelte. Doch kaum sah er das Leuchten in Deidaras hellblauen Augen wurde ihm ganz anders. Er liebte diesen Ausdruck einfach, weshalb er ihn wie gebannt anstarrte.

„Dann wohnen wir zusammen? Ist das... wirklich okay für dich?“, stellte der andere derweil grinsend fest und Sasori konnte über diese langsame Art nur schmunzeln. Auch das mochte er irgendwie an ihm, aber vermutlich war sich Deidara in diesem Moment noch nicht einmal darüber bewusst, was dies bedeutete. Er würde nicht nur für ihn kochen, sondern sie würden auch das Bett miteinander teilen.

„Natürlich. Immerhin liebe ich dich.“, entkam es ihm, ohne es selbst gar nicht zu merken. Stattdessen sah er nur, wie das Gesicht seines Freundes fast schon vor Freude explodierte. Stürmisch ließ er sich von Deidara küssen.

„Ich liebe dich auch.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo?
Was ist hier passiert?
Ich habe mich so dagegen gesträubt einen OC einzubauen, aber meine anderen Möglichkeiten, mit denen ich geliebäugelt hatte, wären auch nicht besser gewesen:
Sai? Wäre gar nicht so schlecht, nur hat er einfach nicht den Charakter, den ich unbedingt haben wollte...
Sakura und/oder Ino? Oh Gott NO! Bloß nicht die beiden! Alles... nur nicht sowas D':

Außerdem möchte ich mich an der Stelle dafür bedanken, dass meine FF gelesen wird! Danke! >< Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hm, ein etwas uninteressantes Kapitel... Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo~

Ich hoffe, ich hab mich einigermaßen aus der Misere gerettet...
Nach dem letzten Kapitel hat es mir so in den Fingern gejuckt. Ich wollte ein Adult-Chapter schreiben, aber weil ich mich im letzten Moment noch besinnen konnte, dass Sasori dann wohl mehr als nur OOC geraten würde, hab ich es mir verkniffen.
Dafür ist mir aber Deidara entglitten. Seine Reaktion ist für sein eigentlich hitzköpfiges Gemüt äußerst milde ausgefallen, allerdings ist mir im Anime aufgefallen, dass Deidara gegenüber Sasori wesentlich ruhiger und cooler wirkt, als bei Tobi (verständlicherweise, wer würde schon einen Nervzwerg gut ertragen können?). Deshalb hab ich es einfach auf den Respekt geschoben, der diese gefühlsbetonte Seite von Deidara wohl einigermaßen im Griff halten kann.

Warum Sasori ebenfalls so ruhig reagiert, erkläre ich später, aber es sei am besten schon einmal gesagt, dass ich mich im Laufe der FF immer weiter in Richtung Edo Tensei Sasori bewegen möchte und der wirkt vom Charakter her wesentlich anders als der Sasori, der gegen Sakura und Chiyo antritt. (Zumindest empfinde ich das so)
Deidara hat die Situation mit seinen Bemerkungen allerdings schon sehr gut auf den Kopf getroffen... Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So sollte das eigentlich nicht werden... sie sind so schrecklich ooc, ich möchte weinen xX Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Mir wurde geflüstert, dass ein paar weniger Leerzeilen schöner wären~ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo :o
Jetzt noch einmal im Allgemeinen: Vielen lieben Dank für die Kommis und Faves~
Dafür, dass ich ja nur eine ganz kleine FF geplant hatte, haben sich die beiden schrecklich selbststädig gemacht xX'
Aber so langsam... muss endlich was passieren >__< Das Hin und Her von beiden Seiten aus macht mich selbst noch wahnsinnig .,. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Kurotsuchi <3
Ich glaube zwar nicht wirklich, dass sie Deidaras Schwester ist, weil sie sich viel zu unnähnlich sehen, aber dieses überhebliche Grinsen haben beide im Gesicht :)
Außerdem hab ich nicht wirklich herausfinden können, ob sie Deidara nun als großen oder kleinen Bruder bezeichnet. Ich habe beide Varianten im Netz gefunden und im Anime nennt sie ihn meines Wissens nur 'Nii'??
Neben Konan ist sie eine der wenigen weiblichen Charas, die ich aus Naruto mag ^^° Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Geschafft. Endlich. >ö<
Danke an die, die es bis hier durchgehalten haben ^^°
Vermutlich sind im Nachhinein einige Lücken, weil ich immer wieder für mich selber die Handbremse ziehen musste und nachdem Hikari ihren Auftritt mit dem Foto hatte, wollte ich jetzt zumindest aus Sasoris Sicht schreiben, damit es am Ende noch zu den magischen drei Worten kommt xD
Ich hoffe, es hat gefallen, mir hat die FF tatsächlich den Arbeitsalltag versüßt und ich hoffe, ich schaffe es auch in Zukunft noch andere zu schreiben *nod* Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (55)
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Von:  Reakamija1234
2015-10-04T21:32:51+00:00 04.10.2015 23:32
Als kuro rein gekommen ist hatte ich so nen lach flash tolles Kapitel :3

Von: abgemeldet
2015-05-17T14:16:25+00:00 17.05.2015 16:16
OMG! Das ist so wunderbar geschrieben! *heul* manchmal hab ich schon gedacht das dass nicht so enden wird aber,... es gibt doch ein Happy End *jubel*
das gibt Daumen hoch! :D wenn ich mal so gut schreiben könnte.... ^^
*Keks geb* den hast du verdient ^^
LG AkaPussy
Von:  SkyFisher
2014-09-13T14:36:06+00:00 13.09.2014 16:36
Hallo. :)

Da ich mich bisher leider nicht zu deinen vorherigen Kapiteln äußern konnte, wollte ich mich zumindest jetzt am Ende wieder zu Wort melden.
Also: Insgesamt eine sehr gut gelungene Geschichte!
Sie beherbergt einen tieferen Sinn, was mir wirklich gut gefallen hat. Zudem hast du deine Kapitel immer zum Ende hin offen für den gedanklichen Spielraum der Leser gelassen, wodurch wir ständig im Dunkeln tappen mussten.^^
Dein Schreibstil ist überaus anschaulich, als auch deine Rechtschreibung und Grammatik. Wenn denn mal ein Flüchtigkeitsfehler auftrat, hat es mich nur minimal gestört.
Ansonsten war der Lesefluss schön durchgängig, sodass man sich kaum von den Zeilen lösen konnte.

Nun zu den Charakteren:
Zu allererst Hikari (Hikaru):
Aufgrund dessen, dass sie dein OC ist und es somit für uns Leser keine Vorgabe ihres Charakters gibt, kann man sich nur über ihre Funktion äußern. Wie ich bereits vermutet hatte, diente sie als eine Art Verstärker, auch wenn ihre Methoden für die Meisten als hinterlistig zu bezeichnen wären. Dennoch hat sie ihren Zweck erfüllt und gibt einen guten Grund, weshalb die beiden Hauptpersonen denn zusammen kommen sollten.
Als Nächstes käme Sasori:
Im Ganzen hast du ihn eigentlich fast nie OOC werden lassen. Dies liegt wahrscheinlich daran, dass es bislang nur ein Kapitel aus seiner Sicht gab. ^^
Und genau in diesem beschlich mich wieder dieses Gefühl, dass irgendetwas nicht zu passen schien.. Klar, es ist schon an Zeit vergangen und die drei magischen Worte sollten auch mal Erwähnung finden, aber ein wenig fand ich seine Begründung dafür unzureichend. Allerdings wüsste ich momentan keine Verbesserungsvorschläge, weshalb ich dies nun geflissentlich übergehe. ^^°
Der Nächste wäre nun Deidara:
Wie sooft muss Deidara die "Rolle des Mädchens in einer Beziehung" übernehmen. Zu seinem Charakter passt dies auch eher, als zu Sasori, da er mehr emotional veranlagt ist als jener. Nichts desto Trotz fand ich ihn manchmal zu zickig. Beispielsweise im 19. Kapitel, wo er sieht, wie Sasori und Hikari sich "umarmen". Innerlich hattest du ihn zu Anfang gut beschrieben, nur zum Ende hin kam er mir wie eine.. betrogene Freundin vor. Ich weiß nicht so recht, irgendwie stolpere ich immer wieder über diese Stellen..
Als Letztes Kurotsuchi:
Über sie ist im Allgemeinen wenig bekannt und es wird auch spekuliert, ob die Sache mit dem "Nii-san" nun auf ihre vermeintliche Verwandtschaft oder auf etwas "Senpai"-Ähnlichem zurückzuführen ist. Demnach ist es auch halb so wild, dass du sie kurzerhand als seine Schwester hast auftauchen lassen. Auch erfüllt sie einen geringen Zweck, da es ohne eine nervende Schwester womöglich nicht dazu gekommen wäre, dass Sasori Deidara besuchen käme. Und dies war eins der Schlüsselmomente!

So.. ich schätze, das war nun mein abschließender Kommentar zu deiner Geschichte. :)
Natürlich würde ich mich freuen, bald mehr von deinen Werken lesen zu können. Auch versuche ich bald mal, meine Eigenen weiterzuführen! ^^°
Damit verabschiede ich mich und auf Wiedersehen! :)
Von:  Sakami-Mx
2014-09-11T16:33:58+00:00 11.09.2014 18:33
tolles ende^^ hat mir sehr gut gefallen xD die ff war richtig klasse^^ schade nur das sie jetzt schon fertig ist, aber jede gute ff hat ja irgendwann ihr ende xD
Von:  Sakami-Mx
2014-09-05T19:44:48+00:00 05.09.2014 21:44
Wie geil xDD hammer kapi ^^ zwischen drin wars super lustig und das ende einfach super süß *-*
Antwort von:  Monyong
06.09.2014 16:28
Vielen lieben Dank :)
Es hat mich ein bisschen Überwindung gekostet es so zu biegen, weil ich mir unsicher war, ob ein roter Faden bei rauskommt. Einen roten Faden hat es ja immer nur ansatzweise gegeben, weil ich mir am Anfang gar nicht wirklich über die Handlung meiner FF bewusst war und sich alles irgendwie nach und nach verselbstständigt hat (Langeweile auf der Arbeit sei Dank).
Von:  Sakami-Mx
2014-09-03T19:17:35+00:00 03.09.2014 21:17
Richtig tolles kapi^^ bin voll gespannt was jetzt kommt xD freu mich voll aufs nächste
Von:  Bettykings
2014-08-27T14:36:46+00:00 27.08.2014 16:36
awww omg ^^ ja dieses hin und her XD wie wärs mit einer Umarmung und gut ist. Alle vertragen sich wieder (deixsaso)
und dann gibts ein süsses Mittagessen undsoweiter ....^^? hhahah T.T
Von:  Sakami-Mx
2014-08-27T11:35:13+00:00 27.08.2014 13:35
aw klasse kapi^^ oh man das is so spannend xDD bin schon riesig aufgeregt und gespannt wie es weiter geht^^ ich liebe die ff!
Von:  xUnderTaker
2014-08-25T14:57:13+00:00 25.08.2014 16:57
Was erlaubt sich dieses Ding?!
Sie kann sich doch nicht einfach an Sasori ran machen! Der gehört ganz allein Deidara!
Und das Sasori da noch mit macht....😤

Ich frag mich was Dei jetzt vor hat...
Von:  Bettykings
2014-08-24T00:22:43+00:00 24.08.2014 02:22
oi.............


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