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Persona: Shadows of Mirror

Kagami no Kage
von

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CXXXIX – Das nächste Opfer

[~Dienstag, 13. Oktober 2015~]

[ -Neumond- ]

[*Früher Morgen*]


 

„Also dann Mirâ. Hier stehen alle wichtigen Telefonnummern drauf“, zeigte Haruka auf einen kleinen Zettel, den sie an eine Notizwand im Eingangsbereich gehängt hatte, „Ansonsten haben wir ja alles besprochen. Ich bin dann hoffentlich morgen Abend wieder zuhause. Sollte sich aber etwas ändern, dann rufe ich nochmal an.“

„Wir bekommen das schon hin, Mama. Es ist ja nicht das erste Mal, dass Junko und ich für ein paar Tage alleine sind“, versuchte Mirâ ihre Mutter zu beruhigen, bedachte sie jedoch mit einem besorgten Blick, „Aber ist wirklich alles in Ordnung? Du wirkst irgendwie so gestresst. Ist dieser Termin denn so dringend und wichtig?“

Etwas überrascht sah die ältere Frau die Oberschülerin an und setzte dann ein Lächeln auf, welches der Jüngeren aber sehr gekünstelt vorkam: „Na klar ist alles in Ordnung, mein Schatz. Mach dir keine Gedanken. Der Kunde ist nur etwas… naja… sagen wir anstrengend, deshalb bin ich doch etwas nervös. Also dann. Passt gut auf euch auf ihr beiden. Bis morgen.“

Damit hatte sich die Maklerin von ihren Töchtern verabschiedet und war regelrecht aus dem Haus getürmt, während ihr Mirâ mit schiefgelegtem Kopf und hochgezogener Augenbraue nachsah. Irgendwas kam ihr an dieser Situation merkwürdig vor. Nicht nur, dass Haruka so plötzlich zu einem ganz dringlichen Termin musste, und dann auch noch nach Osaka, auch ihr gesamtes Verhalten war seit dem Vorabend komisch. Die Violetthaarige hatte mitbekommen wie ihre Mutter mit jemanden telefoniert hatte und daraufhin wurde sie ziemlich nervös. Sie war aufgeregt im Wohnzimmer auf und ab gegangen und schien abzuwägen, was sie als nächstes tun sollte, bevor sie wieder zum Telefon gegriffen und noch einmal mit der Person am anderen Ende gesprochen hatte. Dann hieß es plötzlich, dass sie am frühen Morgen gleich nach Osaka musste. Doch was konnte dort so wichtig sein? So viel Mirâ wusste hatte ihre Mutter gar keine Kunden mehr dort, immerhin hatten sie die letzten Jahre in verschiedenen Städten gelebt, wo Haruka für verschiedene Institutionen gearbeitet hatte, bevor sie sich als Maklerin selbstständig gemacht hatte. Wieso sollte sie, wenn sie nun in Kagaminomachi lebten, nun einen Kunden in Osaka treffen? Es war einfach nur merkwürdig. Auch würde die Oberschülerin interessieren mit wem ihre Mutter überhaupt telefoniert hatte. Da sie die Anrufe über ihr privates Handy getätigt hatte, konnte die Violetthaarige das nicht nachvollziehen. Dazu kam, dass sich Haruka sofort in einen anderen Raum zurückgezogen hatte, als der Anruf einging. Das hatte sie bisher nie gemacht, außer Junko war beim Spielen zu laut, sodass sie ihren Gesprächspartner nicht verstehen konnte. Doch gestern Abend war ihre kleine Schwester bereits im Bett gewesen, als sie angerufen wurde. Verheimlichte ihre Mutter ihr irgendetwas? Und wenn ja, wieso? Nachdenklich legte die Oberschülerin einen Finger an ihr Kinn, während sie sich der Küche zuwandte, wo die Bentos der beiden Mädchen standen. Plötzlich hielt sie inne, als ihr ein Gedanke kam, der ihr in diesem Moment als am sinnvollsten erschien. Konnte es sein, dass ihre Mutter wieder einen Mann kennengelernt hatte? Aber wieso sollte sie diese Tatsache vor ihren Töchtern geheim halten? Wollte sie sie damit überraschen? Oder hatte sie sich gar wieder mit Mirâs Vater versöhnt? Das wäre wohl wirklich eine Überraschung.

„Ugrh…“, wuschelte sich die junge Frau durch den violetten Pony.

Es ergab Sinn, dann aber auch irgendwie wieder nicht. Es war einfach zum Haarraufen. Wieso machte ihre Mutter auch so ein Geheimnis daraus? Sie verstand es einfach nicht. Seufzend lehnte sich Mirâ gegen die Arbeitsplatte und ließ den Kopf sinken. Langsam bekam sie Kopfschmerzen. Deshalb entschloss sie sich vorerst das Thema ruhen zu lassen. Um sich abzulenken packte sie die Bentoboxen sorgfältig in die dafür vorgesehenen Stoffbeutel und sah dann durch den Raumtrenner hindurch nach Junko, welche am Esstisch saß und auf den Fernseher starrte.

„Hey! Du sollst doch Frühstücken!“, schimpfte die Oberschülerin und lief um das offene Regal herum ins Wohnzimmer, um den Fernseher auszuschalten.

Sofort protestierte die Grundschülerin, weil gerade ihre Lieblingsserie lief, doch Mirâ ließ sich nicht erweichen.

„Die Folgen kennst du doch eh schon. Außerdem müsstest du gleich abgeholt werden. Also mach dich endlich fertig“, argumentierte sie dann und beobachtete, wie die Jüngere murrend aufstand, um dann im Badezimmer zu verschwinden.

Seufzend sah die Ältere ihr nach und räumte dann den Tisch ab. Da Junkos Grundschule in eine andere Richtung lag, als die Jûgôya hatte Haruka noch am Abend organisiert, dass Junko am Morgen abgeholt und zur Schule gefahren wurde. Zwar hätte Mirâ sie auch begleiten könnten, doch dann hätten sie wesentlich zeitiger losfahren müssen, damit auch sie es rechtzeitig zum Unterricht geschafft hätte. So war es für beide Seiten wirklich entspannter. Ein Klingeln ließ Junko aus dem Bad stürmen und zur Eingangstür rennen, um diese zu öffnen.

„Guten Morgen, Mimi-chan!“, begrüßte sie fröhlich ihre kleine Freundin, welche sie breit angrinste, „Ich bin gleich soweit.“

Bei geöffneter Tür wandte sich die Grundschülerin ab und setzte sich auf den Stufenabsatz, der den Eingangsbereich vom Flur trennte, um sich ihre Schuhe anzuziehen. Seufzend trat auch Mirâ, bepackt mit Junkos rotem Rucksack und dem Bentobeutel, an die Eingangstür:

„Junko, wie oft soll ich dir noch sagen, dass du nicht einfach alleine die Tür öffnen sollst. Du weißt doch gar nicht wer davor steht.“

Beleidigt zog Junko eine Schnute, während sich die Oberschülerin den beiden Gästen zuwandte.

„Guten Morgen, Kazuma-san. Vielen Dank, dass Sie Junko heute mitnehmen“, begrüßte sie den älteren Herren mit einer Verbeugung, welcher hinter Minami in der Tür stand, „Und entschuldigen Sie bitte ihre Unhöflichkeit.“

„Ach was“, lachte Dais Vater, „So sind die Kleinen eben. Und nichts zu danken. Es ist ja kein großer Umweg.“

„Trotzdem… entschuldigen Sie auch, dass meine Mutter sich nicht persönlich bedanken kann. Sie ist bereits abgereist“, entschuldigte sich die Violetthaarige noch einmal, doch der Brünette winkte nur lächelnd ab.

Währenddessen hatte sich die blauhaarige Grundschülerin fertig gemacht und trat nun aus der Tür.

„Also dann Junko. Bis heute Nachmittag. Und benimm dich“, verabschiedete sich ihre ältere Schwester.

Die Kleine quittierte dies jedoch nur mit einem beleidigten Ausdruck, bevor sie sich mit Dais Vater und kleiner Schwester auf den Weg machte. Mirâ sah den dreien kurz nach, bevor auch sie sich für die Schule fertig machte und dann das Haus verließ.
 

[ *Morgen* ]


 

Als sie nach einiger Zeit die Schule erreichte wurde sie am Schultor von Ryu abgefangen. Gemeinsam schritten sie über den weitläufigen Hof hinüber zum Eingangsbereich, doch obwohl der Jüngere offensichtlich auf die Zweitklässlerin gewartet hatte, schwieg dieser eine ganze Weile.

„Gab es etwas worüber du mit mir sprechen wolltest, Ryu-kun?“, fragte sie letzten Endes, um das Schweigen zu brechen.

Der Brünette schien davon kurz etwas überrumpelt, doch fing sich recht schnell wieder: „Ähm naja… ich wollte fragen, ob Hiroshi-senpai noch irgendwas gesagt hat. Wegen der Sache neulich… und weil ich… naja so taktlos war, ihn auf seine Mittelschulzeit anzusprechen“

Mit großen roten Augen sah die Violetthaarige ihren Kohai an und lächelte dann: „Das beschäftigt dich. Was? Aber du brauchst dir keine Gedanken machen. Er hat dazu nichts weiter gesagt. Auch zu der Sache wegen seiner Kindheit nicht. Ich denke es war eh eine Frage der Zeit, bis er es dir auch verraten hätte.“

„Aber ich kann mir vorstellen, dass er nicht gerne daran erinnert wird… jedenfalls würde es mir so gehen“, murmelte Ryu.

Die Ältere verstand was der Rotbrünette meinte, immerhin hatte sie mitbekommen, wie sich Hiroshi gequält hatte, als er ihr und Akane verraten hatte, was in der Mittelschule passiert war und welche Konsequenzen er daraus ziehen wollte. Von diesem Detail schien der Jüngere bisher auch noch nichts zu wissen, jedoch fand es Mirâ auch nicht richtig es zu erwähnen. Dieses Thema war etwas, was ihren Klassenkameraden alleine etwas anging; dazu zählte auch, wem er alles davon erzählte. Mit Sicherheit würde Ryu es ohnehin später noch erfahren. Trotzdem sollte Hiroshi der Einzige sein, der ihm wenn dann davon erzählt, selbst wenn er mittlerweile auch kein Geheimnis mehr darum machte, dass ihm Mobbing widerfahren war.

„Ich denke, dass du dir darüber keine Gedanken machen musst. Ich bin mir sicher, dass er dir ohnehin irgendwann davon erzählt hätte, auch um dir Mut zu machen. Hiroshi-kun ist immerhin ein positives Beispiel, dass man aus diesem Strudel entkommen kann“, versuchte Mirâ den Jüngeren zu beruhigen.

Dieser nickte: „Danke… weißt du, ich bin bei sowas immer noch ziemlich unsicher und möchte mich auch nicht unbeliebt machen. Vor allem jetzt, wo ich endlich Freunde gefunden habe, denen ich wirklich vertrauen kann.“

Auch diese Sicht von Ryu konnte sie sehr gut nachvollziehen, immerhin hatte er bisher immer nur schlechte Erfahrungen mit seinen sogenannten Freunden gemacht. Dass es nun Menschen gab, die ihm bedingungslos ihrer Freundschaft anboten und mit denen er auch über nicht so angenehme Themen reden konnte, selbst wenn es sich dabei um bereits Vergangenes drehte, war für ihn Neuland. Auch verstand sie seine Angst diese Freunde aufgrund eines Fehlverhaltens wieder zu verlieren. Ihr ging es ja nicht anders, immerhin hatte sie auch das erste Mal seit vielen Jahren wieder richtige Freunde gefunden. Und auch sie hatte Angst diese wieder zu verlieren, weil sie an irgendeiner Stelle eine falsche Entscheidung traf. Deshalb legte sie dem Jüngeren die Hand auf die Schulter und lächelte ihn lieb an:

„Es ist alles gut, Ryu-kun. Wir sind für dich da, egal was kommt. Also scheu dich nicht mit uns zu Reden oder auch deine Meinung kundzutun. Okay?“

„Ähm ja… ich werde mein Bestes geben“, war das Einzige, was ihr Gegenüber dazu herausbrachte, „Vielen Dank für euer Vertrauen.“

Ein warmes Licht erfüllte Mirâs Brust, als ihr klar wurde, dass sie die Verbindung zu Ryu weiter vertieft hatte. Ein kleines Lächeln bildete sich auf ihren Lippen, während sie dem Rotbrünetten folgte. Dabei warf sie für einen Moment den Blick über ihre Schulter, woraufhin ihr Hiroshis Onkel auffiel, welcher am Tor an einem Pfeiler lehnte und dabei die Schüler ignorierte, welche ihn verwirrt ansahen.

„Sag, darf ich dir eine Frage stellen?“, fragte sie daraufhin.

Der Kleinere legte den Kopf schief: „Das hast du bereits. Aber ja. Frag.“

Für einen Moment war die Violetthaarige über diese Antwort etwas überrascht, doch fing sich dann wieder: „Ähm ja… du hast ja erwähnt, dass dein Vater der Polizeichef ist und dass er nicht damit klarkommt, was geschehen ist. Er möchte, dass du deine Probleme selber löst, anstatt Hilfe zu suchen. Wieso heftet er dir dann aber einen Polizisten an die Fersen? Akane erzählte mir, dass Hiroshis Onkel eigentlich bei der Kripo arbeitet. Hat er nicht andere Dinge zu erledigen?“

Angesprochener sah nun auch noch einmal kurz über seine Schulter und zuckte dann mit eben diesen: „So genau hab ich das auch nicht verstanden. Er hat wohl Angst, dass ich wieder abhaue und versucht das so zu verhindern. Außerdem erwähnte meine Mutter mal irgendetwas davon, dass er mich im Auge behalten will, weil er befürchtet, dass ich auf Abwege gerate. Eigentlich müsste er mittlerweile wissen, dass das absoluter Schwachsinn ist… aber wie du siehst…“

Er seufzte: „Aber ich habe gestern mitbekommen, dass Makoto-san mit meinem Vater diskutiert hat. Er will wohl, verständlicher Weise, wieder seinem eigentlichen Beruf nachgehen. Anscheinend machen sich auch schon seine Kollegen darüber lustig. Mein Vater wirkte wütend, aber er weiß auch, dass er seine Macht als Chef der Polizei nicht ewig ausnutzen kann, um jemanden abzukommandieren. Vielleicht bin ich meinen Schatten also bald los…“

„Das wäre zu wünschen. Auch für Makoto-san“, murmelte Mirâ, während sie noch einmal einen kurzen Blick zu genannten warf, ehe sie mit ihrem Kohai das Schulgebäude betrat.
 

[ *Abend* ]


 

Nachdenklich blickte Mirâ aus ihrem Fenster in die dunkle Nacht hinaus. Durch die schwarzen Wolken hindurch konnte sie vereinzelte Sterne blitzen sehen. Wäre die Straße vor ihr nicht durch Laternen erhellt gewesen, dann würde sie in tiefste Finsternis blicken, denn es war Neumond. Sie richtete ihren Blick kurz auf den Standspiegel in ihrem Zimmer, doch wandte ihn dann wieder hinaus in die Dunkelheit. In der Spiegelwelt war heute Vollmond und das verhieß normalerweise nichts Gutes. In den letzten Monaten waren diese Abende eigentlich immer ihr Limit gewesen, um die verschwundenen Opfer zu retten. Doch dieses Mal gab es da ein kleines Problem, wenn man es überhaupt so nennen konnte: Es gab niemanden, der vermisst wurde. Mika hatte ihr in den letzten Tagen immer wieder versichert, dass niemand hinübergekommen war und auch Megumis vermehrte Scans hatten kein Ergebnis gebracht. Es war nicht so, dass sie so erpicht darauf war wieder jemanden zu retten, aber es verunsicherte sie, dass dieses Mal plötzlich nichts geschah. War ihr Abenteuer etwas damit schon beendet? Schön wäre es ja, immerhin hätten sie sich so besser darauf konzentrieren können, Mika aus dieser merkwürdigen Welt zu befreien. Jedoch würde es wohl nicht so einfach sein. Das jedenfalls konnte sich die Violetthaarige nicht vorstellen. Immerhin war da immer noch der dunkle Schatten mit seinen merkwürdigen Drohungen. Seufzend legte sie ihrem Kopf auf ihre zusammengelegten Arme. Nein. So einfach war es mit Sicherheit nicht vorbei. Doch wieso war nun niemand drüben? Sie verstand es einfach nicht. Oder hatten sie einfach irgendetwas übersehen?

„Hoffentlich nicht“, ging er sofort durch den Kopf.

Es wäre schrecklich, wenn jemand drüben gefangen wäre und sie ihn nur deshalb nicht gefunden hätten, weil ihnen ein Puzzleteil fehlte. Das wäre auch ein Szenario, welches sie mit ihrem Gewissen nicht in Einklang bringen könnte. Da war die Vorstellung, dass es vorbei war, doch angenehmer. Es wäre ja eigentlich schön, wenn sie dieses Mal nicht kämpfen müssten. Eine Verschnaufpause war dringend nötig. Die Suchaktionen und Bosskämpfe mit ihrem Privatleben unter einen Hut zu bekommen und dabei auch noch ihr Geheimnis zu wahren, war auf Dauer wirklich anstrengend. Noch einmal seufzte sie schwer, während sie merkte, wie ihr langsam die Augen zufielen und sie begann abzudriften.

„Das war aber ein tiefer Seufzer“, ließ sie jedoch plötzlich eine Stimme aufschrecken und sich umdrehen.

Dabei fiel ihr Blick auf Mika, welche sich ihr gegenüber im Standspiegel zeigte und ihr leicht lächelnd zuwinkte: „Entschuldige. Hab ich dich geweckt?“

„Nein“, schüttelte die Violetthaarige den Kopf, während sie näher heranrutschte, „Gab es eine Veränderung?“

Auch das blauhaarige Mädchen schüttelte nun den Kopf und erklärte, dass auf ihrer Seite alles ruhig war. Selbst der Vollmond wirkte ganz normal und war nicht so blutrot und riesig wie sonst an solchen Abenden. Erleichtert atmete Mirâ auf. Vielleicht hatten sie dieses Mal wirklich Glück. Zu wünschen wäre es ja. Während sie so nachdachte musterte sie die Kleine ihr gegenüber, wobei ihr etwas auffiel, was ihr die letzten Male irgendwie entgangen war.

„Sag mal… trägst du neue Kleidung?“, fragte sie plötzlich.

Überrascht blickte Mika an sich herunter und lächelte dann etwas schüchtern: „Ähm ja… Ryu-kun hat mir die Sachen gegeben. Er meinte, weil meine Kleidung schon so kaputt war. Ähm… es sieht komisch aus oder?“

„Nein, so war das nicht gemeint. Es steht dir. Sieht niedlich aus“, lachte Mirâ, „Es hat mich nur erstaunt. Wie lange hast du sie schon? Die letzten Male ist es mir irgendwie nicht aufgefallen.“

„Naja… ich hab sie schon eine Weile, aber ich trage sie erst seit ein paar Tagen“, murmelte die Blauhaarige und verschränkte die Arme hinter dem Rücken, während ihr Gesicht leicht rosa Wangen zierten.

Lächelnd beobachtete die Violetthaarige ihre Freundin und freute sich irgendwie darüber, dass Ryu sich so um sie sorgte. Dabei ignorierte sie allerdings vollkommen, dass sich der junge Mann nicht an ihre Abmachung gehalten hatte und anscheinend alleine drüben war. Aber sie durfte diesbezüglich eh nichts sagen. Immerhin war sie nicht besser gewesen. Auch sie hatte gegen diese Abmachung verstoßen und wäre dabei beinahe noch draufgegangen, wenn Narukami-sensei sie nicht gerettet hätte.

„Du Mirâ, kann ich dich etwas fragen?“, holte sie Mikas Stimme wieder aus ihren Gedanken.

„Ja sicher“, lächelte die Oberschülerin, während ihr Gegenüber zu überlegen schien, wie sie fragen sollte, „Hm?“

„Sagt dir der Name Tsukinashi etwas?“, stellte die Blauhaarige nun endlich die Frage, welche ihr auf der Zunge brannte, bekam jedoch nicht sofort eine Antwort drauf.

Stattdessen wurde es plötzlich still. Überrascht sah die Jüngere auf und direkt zu Mirâ, welche sie mit großen, überraschten roten Augen ansah, die noch viel intensiver wirkten, da der jungen Frau die Farbe aus dem Gesicht gewichen war.

„Mirâ?“, fragte die Blauhaarige deshalb noch einmal besorgt nach.

„Sagtest du Tsukinashi?“, kam jedoch nur eine Gegenfrage, welche sie mit einem Nicken bestätigte, „So heißt…“

Weiter kam die Violetthaarige nicht, denn im nächsten Moment zuckte sie erschrocken zusammen, als ihre Zimmertür aufgerissen wurde und Junko zwischen Tür und Angel stand. Sofort ging ihr Blick Richtung Spiegel, welcher jedoch wieder nur ihr eigenes Spiegelbild zeigte. Zum Glück hatte sich Mika rechtzeitig wieder versteckt. Es wäre viel zu kompliziert zu erklären was es mit ihr auf sich hatte, sollte sie entdeckt werden. Den Namen, den sie noch wenige Sekunden zuvor gehört hatte, war mit einem Male wieder vergessen. Stattdessen sah sie böse zu ihrer kleinen Schwester.

„Sag mal Junko, spinnst du? Wie kannst du mich so erschrecken?“, schimpfte sie sofort, woraufhin die Grundschülerin erschrocken zurückwich, „Außerdem habe ich dir schon Mal gesagt, dass du nicht einfach in mein Zimmer stürmen sollst.“

Mit großen rotbraunen Augen sah die Kleine sie an und wusste im ersten Moment gar nicht so recht wie ihr geschah. Stotternd versuchte sie etwas zu sagen, während sich Tränen in ihren Augen sammelten. Sie hatte doch gar nicht vor ihre große Schwester zu erschrecken. Sie hatte eine ihr unbekannte Stimme gehört und wollte wissen mit wem sich Mirâ da unterhielt, immerhin waren sie ja eigentlich alleine zuhause. Ja sicher, vielleicht hätte sie nicht so stürmisch sein dürfen, aber trotzdem gab das der Älteren nicht das Recht sie deshalb so anzupflaumen. All das lag Junko auf der Zunge, doch nichts davon ging ihr über die Lippen. Stattdessen flossen ihr nun Tränen die Wangen herunter, während auch sie plötzlich wütend wurde, weil sie so ungerecht behandelt wurde.

Immer noch sah Mirâ die Kleine böse an, doch schrak plötzlich auf, als das Licht um sie herum begann zu flackern. Irritiert sah sie sich um, konnte sich diese Störung jedoch nicht erklären.
 

Zur gleichen Zeit spürte Mika auf der anderen Seite des Spiegelns eine unangenehme kälte, welche sich in dem kleinen Zimmer breit machte. Sich nach der Quelle umschauend fiel ihr ein schwarzer Nebel auf, der langsam durch die geöffnete Tür hereinkam und über den Boden in Richtung Spiegel kroch. Je näher er der Blauhaarigen kam, die neben dem Spiegel stand, desto kälter wurde die Umgebung um sie herum. Ein Schauer lief ihr über den Rücken und ließ sie erstarren und nahm ihr so die Chance Mirâ zu warnen. Aber selbst, wenn sie sich hätte bewegen können, mit Junko im Raum war dies eigentlich unmöglich. Andernfalls würde sie sich verraten. Doch abgesehen von dieser Situation machte ihr dieser schwarze Nebel Angst, welcher sich nun langsam vor dem Spiegel aufbaute und diesen einzunehmen schien. Was war das nur?
 

Mirâ bekam davon auf ihrer Seite gar nichts mit. Sie war wieder damit beschäftigt Junko böse anzusehen und sah dadurch auch gar nicht den schwarzen Schatten, der sich in ihrem Spiegel zeigte. Auch die sich plötzlich zu verändernde Atmosphäre um sie herum bemerkte sie nicht. Ihr Blick war so fixiert auf die Grundschülerin, die nach geeigneten Worten zu suchen schien, während ihr Gesicht immer weiter rot anlief.

Dann jedoch platzte es aus ihr heraus: „Ich habe mir doch nur Sorgen gemacht! Wieso bist du gleich wieder so gemein zu mir? Ich hasse dich, Onee-chan!“

Erschrocken wich die Violetthaarige aufgrund dieser Worte zurück und hatte mit einem Mal das Gefühl die Zeit würde stillstehen. Stattdessen verschwamm nun das Bild vor ihren Augen und vermischte sich mit einer anderen Szene, die ihr jedoch vollkommen unbekannt vorkam.
 

Sie befand sich in einem ihr unbekannten Raum, der jedoch etwas an ein traditionelles japanisches Zimmer erinnerte. Ihr gegenüber stand eine Person, doch sie konnte nicht genau erkennen, um wen es sich dabei handelte. Viel zu sehr waren ihre Konturen verschwommen. Allerdings war klar, dass sie ungefähr genauso groß sein musste wie sie selbst. In ihrem Inneren spürte sie eine plötzlich aufkommende Wut, die drohte aus ihr herauszubrechen. Sie wollte etwas sagen, fand jedoch nicht die richtigen Worte dafür, denn sie wusste, dass sie das, was sie in ihrer Wut sagen würde, nicht wieder zurücknehmen konnte. Doch egal wie sehr sie auch überlegte, ihr fiel einfach nicht ein, wie sie sich hätte besser ausdrücken könnten. Stattdessen wurde das Gefühl in ihr immer mächtiger, sodass sie es nicht mehr schaffte es zu unterdrücken.

„Ich hasse dich, &§%(§%§“, platzte es schlussendlich aus ihr heraus.
 

In diesem Moment erwachte die junge Frau wieder aus ihrem Tagtraum, während nun auch langsam wieder Mikas Stimme zu ihr durchdrang, die ihren Namen rief.

„MIRÂ! Komm zu dir! Es ist schrecklich!“, rief sie und lenkte so nun die Aufmerksamkeit der Violetthaarigen wieder auf den Standspiegel, „Junko wurde hierher verschleppt!“

Es dauerte eine Weile bis diese Information zu der Oberschülerin durchgedrungen war. Panisch sah sie sich um und erkannte dann, dass sie die Einzige in ihrem Zimmer war. Sie setzte sich in Bewegung und stürmte aus dem Zimmer, um jeden Winkel des Hauses nach der Grundschülerin zu durchsuchen. Sie konnte und wollte nicht glauben, was Mika sagte. Es durfte einfach nicht sein. Junko durfte einfach nicht in die Welt hinter den Spiegeln verschleppt worden sein. Es durfte einfach nicht…

Geschockt stellte Mirâ fest, dass sie das kleine Mädchen nirgends fand. Auch die Eingangstür, welche sie noch abgeschlossen hatte, bevor sie in ihr Zimmer gegangen war, war weiterhin verschlossen, ebenso die Fenster, die auf die Veranda führten. Junko konnte also auch nicht nach draußen verschwunden sein. Also gab es nur noch eine Möglichkeit. Kreidebleich kam die Oberschülerin wieder in ihr Zimmer geschlürft und sah dann zu Mika, die ihr sofort ansah, dass sie keinen Erfolg hatte.

„Es… es tut mir so leid, Mirâ! Ich… ich wollte dich warnen, aber… ich konnte mich einfach nicht bewegen. Ich war wie gelähmt… bitte… verzeih mir“, versuchte sich die Blauhaarige bei ihr zu entschuldigen.

Das alles jedoch drang nur bedingt zu der Violetthaarigen vor. Geschockt von der Erkenntnis, die sie wie ein Blitz getroffen hatte, sackte sie in sich zusammen und wusste plötzlich nicht mehr was sie nun tun sollte.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich wünsche euch ein frohes neues Jahr. ^___^ Ich hoffe ihr seid gut reingekommen.
Ich nutze die Zeit gleich mal noch schnell mein Kapitel hochzuladen. Und böse wie ich bin gleich noch eines mit Cliffhanger. xDDDD Hahahaha bin ich fies. Sorry dafür. x'D
Das nächste Opfer ist verschwunden... und dieses Mal ist es Junko. O____O!!!!! Die arme... >____< Und ich böse Autorin... urgh... ich hoffe das Kapitel hat euch trotzdem gefallen. =D
So... und weil ich jetzt fast 21 Stunden wach bin, werde ich jetzt, nachdem es ruhiger draußen geworden ist, ins Bett fallen. >D
Ich wünsche euch allen noch einmal ein schönes neues Jahr. ^^/)
Bis Mitte des Monats.
Eure Shio~ Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  fubukiuchiha
2024-01-03T16:52:42+00:00 03.01.2024 17:52
Ein frohes neues Jahr, liebe Shio ^^

Neues Jahr, ein neues Kapitel und ich freue mich ^^
Mirâs Mama ist ganz schön im Trubel und Mirâ macht sich so ihre Gedanken, okay bei so einer Geheimniskrämerei ist das durchaus angemessen. Vor allem beim Ort, nämlich Osaka, wo Mirâs Papa wohnt, wird man natürlich hellhörig XD
Was da wohl passieren wird? Vielleicht hat Mirâs Papa auch einfach nur einen Auftrag vermittelt und Haruka will das nicht an die große Glocke hängen. Fragen über Fragen XD
Jetzt muss Mirâ sich erstmal um Junko kümmern und diese zur Schule jagen, zum Glück ist Dais Papa so freundlich und holt Junko mit. #DaisEhrenPapa

Mirâ muss aber auch in die Schule und da haben wir Ryu, der sich wohl immer noch seine Gedanken wegen dem macht, was er erlebt hat. Das mit Hiroshi war für ihn vermutlich der größte Schocker, aber daraus kann er glaube ich am meisten lernen. Er hat genug Leute, die jetzt hinter ihm stehen und ihm helfen wollen und auch können.
Hoffentlich hilft das auch Hiroshis Onkel, damit der mal wieder seine Arbeit richtig machen kann XD die arme Socke

Kommen wir jetzt zum Peak des Kapitels: Mika meldet sich mal wieder und erstmal wird Mirâs Sorge um eine verschwundene Person zerstreut, denn es ist niemand drüben… NOCH nicht <.<
Ich kann ja verstehen, dass Mirâ im Moment nervlich ziemlich angespannt ist, aber das ist wirklich kein Grund, Junko so anzuschreien… da hätte sie wirklich etwas mehr auf sich achten müssen, vor allem da Junko es ja nicht böse gemeint hat.
Als ob es nicht schon schlimm genug ist, dass Junko gesagt hat, dass sie Mirâ hasst, nein, jetzt kommt noch Mr. Oberbösi und schnappt sich Junko, um sie in die Spiegelwelt zu ziehen… Das neue Jahr beginnst du nicht mit einem Cliffhanger, sondern mit ZWEI!
Der erste ist, was mit Junko passiert und das Zweite ist, was Mirâ über Mikas Nachnamen weiß. Wie kann man eigentlich so fies sein?! Schäm dich! (Nur Spaß XD)

Ich bin echt gespannt, wie es um Junko weitergehen wird und was die anderen aus der Gruppe dazu sagen werden.

Lg Fubuki


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