Zum Inhalt der Seite

Persona: Shadows of Mirror

Kagami no Kage
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

CXXXVII – Genervte Situation


 

[~Montag, 12.Oktober 2015 – Feiertag / Tag des Sports~]

[*Morgen*]
 

„Guten Morgen, Hiro“, wurde Hiroshi freundlich begrüßt, als er noch im Halbschlaf die Küche betrat.

Der Geruch von frisch aufgebrühten Kaffee hatte ihn dazu bewegt endlich aus dem Bett zu fallen und sich in die Küche zu begeben, wo er nun von seinem Vater erwartet wurde. Überrascht sah der Blonde den älteren Mann an, welcher gekleidet in für ihn ungewöhnlich bequemen Sachen gerade dabei war den Tisch zu decken. Dieser hatte in seinem Tun gestoppt und sah seinen Sohn nun ebenfalls mit großen blauen Augen an, doch lächelte dann wieder, bevor er weiter seiner Tätigkeit nachging. Er stellte zwei Teller auf den Tisch, welcher schon reichlich gedeckt war. Verwundert erkannte Hiroshi die in einem Korb schön drapierten Brötchen und die verschiedenen Brotaufstriche, die dort verteilt standen.

„Brötchen?“, fragte der Blonde leicht irritiert.

„Ja, mir war irgendwie danach. Ich war heute so zeitig wach, dass ich drüben beim Bäcker war“, erklärte Hiroki ohne dabei sein Tun erneut zu unterbrechen, „Wolltest du lieber Reis zum Frühstück?“

„N-nein“, brachte sein Sohn nur heraus.

Eigentlich hatte er damit gerechnet wieder alleine frühstücken zu müssen, was ihm allerdings im Grunde auch wesentlich lieber gewesen wäre. Die letzten Tage hatte er vehement versucht seinem Vater aus dem Weg zu gehen. Er war immer noch sauer, auch wenn er eigentlich wusste, dass sein dieser nicht mehr viel hätte tun können. Trotzdem nervte es ihn, dass er der Schule zugestimmt hatte. Doch was anderes hatte er ja eigentlich auch nicht erwartet. Oder? Nun von dem Älteren mit einem typisch deutschen Frühstück begrüßt zu werden, irritierte ihn und machte seinen Plan nun endgültig zunichte. Und doch wurde er plötzlich nostalgisch, denn als er noch ein kleines Kind war hatten sie häufig so gefrühstückt. Meistens dann, wenn seine Mutter Frühschichten hatte oder aus Nacht gekommen war, denn sie hatte immer auf ihren Reis am Morgen bestanden. Hiroshi jedoch wusste, dass sein Vater gerne auch mal Brötchen aß. Und er hatte an diese Tage nur gute Erinnerungen. Damals war die Welt noch irgendwie in Ordnung gewesen, wenn er gemeinsam mit Rin und seinem Vater den Morgen verbracht hatte. Und nun?

„Hiro? Alles in Ordnung?“, holte ihn die Stimme seines Vaters aus den Gedanken.

Erschrocken sah Angesprochener auf und schüttelte dann leicht den Kopf, bevor er sich in Bewegung setzte und hinüber zur Arbeitsplatte ging. Dort öffnete er ein Schubfach darunter und zog zwei Messer hervor.

„Ja, alles gut. Ich war nur etwas irritiert, dich heute hier anzutreffen“, meinte er daraufhin nur und legte das Besteck auf den Tisch.

Ein Seufzen erklang: „Auch ich brauche mal einen ruhigen freien Tag. Außerdem ist das ja die einzige Möglichkeit dich an deinen freien Tagen anzutreffen, nachdem du mir in letzter Zeit aus dem Weg gegangen bist.“

Erneut spiegelte sich Überraschung in den Augen des Jüngeren, während sein Vater ihm nur ein Lächeln schenkte. Dieser wandte sich dann auch der Arbeitsplatte zu und griff nach der Kanne mit frisch aufgebrühtem Kaffee, die er daraufhin auf den Tisch stellte. Dann setzte er sich und wies auf den Platz sich gegenüber.

„Lass uns Frühstücken“, meinte er dann und griff nach einem Brötchen, dass er sich aufschnitt und mit Marmelade bestrich.

Hiroshi unterdessen zögerte noch kurz, doch setzte sich dann ebenfalls etwas widerwillig. Sein Vater hatte sein Verhalten also bemerkt. Irgendwie nervte es ihn, dass der Ältere es immer wieder schaffte ihn so gut zu durchschauen. Noch lieber wäre es ihm gewesen, er hätte es einfach so hingenommen und dabei belassen. Wieso er überhaupt wieder vermehrt versuchte sich Hiroshi anzunähern, war dem Blonden auch ein Rätsel. Immerhin war er es zuerst gewesen, der Abstand zu seiner Familie genommen hatte und nicht andersherum. Der Jüngere selbst hatte letzten Endes nur auf das Verhalten seines Vaters reagiert und ebenfalls versucht Abstand zu nehmen.

„Du bist noch sauer wegen deiner Sperre für das Turnier in Inaba. Oder?“, sprach der Brünette plötzlich das Thema an, welches für seinen Sohn ein rotes Tuch war.

Sogleich kassierte er dafür einen vernichtenden Blick, doch ignorierte diesen indem er sich Kaffee in seine Tasse goss und danach von seinem geschmierten Brötchen abbiss. Dann kehrte kurz Schweigen ein.

„Denke nicht, dass ich deinen Ärger nicht verstehe“, meinte er anschließend, als er aufgekaut hatte, „Als junger Mann hätte ich wohl auch so reagiert. Prinzipiell finde ich es auch nicht falsch anderen zu helfen.“

„Ach ja? Und wieso hast du dann keinen Einspruch eingelegt? Das kannst du immerhin gut“, murrte Hiroshi darauf nur.

Nun traf diesen ein scharfer Blick seines Gegenübers: „Weil es nun einmal die falsche Reaktion war. Ganz einfach. Würde eine Frau ihren Ehemann umbringen, weil dieser sie jahrelang malträtiert hat, dann wäre ihr Motiv für jeden nachvollziehbar. Aber trotzdem hätte sie eine Straftat begangen und müsste dafür belangt werden. Verstehst du worauf ich hinauswill, Hiroshi? Ich möchte dir keine Moralpredigt halten. Ich weiß ja, dass du es gut gemeint hast und auch, dass du niemanden einfach so verletzen würdest. Aber deine Sperre war nur eine Konsequenz aus deinem Handeln.“

„Triff eine Entscheidung und lebe mit den Konsequenzen… ist es das was du mir sagen willst?“, zitierte der Blonde seinen Vater, welcher nur nickte, „Trotzdem… die Typen haben immerhin auch Ryu verletzt… und fast auch noch Mirâ…“

„Mirâ? Das violetthaarige Mädchen von letztens?“, hakte der Ältere plötzlich nach und lächelte dann, „Ist sie das Mädchen, dass du magst?“

Erschrocken verschluckte sich der Oberschüler an seinem Nuss-Nougat-Brötchen und bereute es sofort den Namen seiner Klassenkameradin in den Mund genommen zu haben. Schnell spülte er den Klumpen mit seinem Kaffee herunter und atmete erst einmal auf, als das Brötchen runtergerutscht war.

Dann wandte er hochrot den Blick ab: „Das geht dich nichts an…“

Sein Vater schwieg, doch Hiroshi spürte dessen Grinsen auf sich ruhen. Mit seiner Reaktion hatte er schon mehr verraten, als er eigentlich wollte. Der Ältere jedoch ging nicht weiter darauf ein, sondern griff nun nach seiner Zeitung und schlug diese auf. Irgendwie dankbar darüber schwieg auch der Oberschüler und griff nach einem weiteren Brötchen, um sich dieses noch einmal mit Nuss-Nougat-Creme zu bestreichen. Er wollte das Thema ohnehin nicht weiter vertiefen, immerhin wusste er genau, dass er, egal was er tat, gegen Masaru keine Chance haben und seine Gefühle ewig unerwidert bleiben würden.
 

Fast zeitgleich trug Kuraiko in der Bäckerei ihrer Eltern, die sich im Zentrum der Stadt befand, ein großes Blech mit frisch gebackenen Melonpan aus der Backstube in den Verkaufsraum. Vorsichtig richtete sie das riesige Quadrat so aus, dass die kleinen goldgelben Brötchen in die Auslage rutschen konnten. Dabei achtete sie immer darauf, keinen direkten Hautkontakt zu dem Metall zu bekommen. Dicke Handschuhe sorgten dafür, dass sie sich nicht verbrannte. Zwar kam das Blech nicht direkt aus dem Backofen, sondern lag noch einige Minuten zum Auskühlen in einem dafür vorgesehenen Wagen, jedoch dauerte es eine ganze Weile ehe das Metall soweit heruntergekühlt war, dass es keine Verbrennungen mehr verursachte. Endlich war auch das letzte Melonpan in die Auslage gerutscht, woraufhin sie zur Seite trat, sodass ihre Mutter die kleinen Brötchen sortieren konnte, und danach wieder im hinteren Teil der Bäckerei verschwand.

„Raiko, hier sind noch ein paar Törtchen die raus können“, rief ihr Vater aus dem hinteren Teil der Backstube.

„Haaaaai“, rief die Schwarzhaarige zurück und schob das Blech in ihrer Hand wieder in den Wagen zurück, bevor sie sich zu dem älteren Mann begab, „Mama sagt, dass das dann erst einmal reichen sollte. Ihr sollt dann erstmal ne Pause machen.“

„Lieb von ihr“, lachte der Schwarzhaarige und wandte sich seinen beiden Gesellen zu, die ebenfalls in der Backstube tätig war, „Na dann Jungs. Gönnt euch nen Kaffee oder Tee.“

„Arigatou“, riefen die beiden jungen Männer und verschwanden daraufhin in einem kleinen Pausenraum, während sich Kuraikos Vater noch den letzten Törtchen zuwandte und diese fertig verzierte, um sie seiner Tochter mitzugeben.

Diese packte die kleinen Gebäcke sorgfältig auf ein Tablett und verschwand dann wieder im Verkaufsraum.
 

„Danke für deine Hilfe, Raiko-chan“, bedankte sich ihre Mutter, als die Schwarzhaarige wieder im vorderen Teil erschien.

„Schon gut… wenn ihr dann aber nichts dagegen habt, würde ich dann gehen“, meinte die Oberschülerin und kassierte daraufhin einen verwunderten Blick der älteren Frau.

Diese schien jedoch zu ahnen, was die Schwarzhaarige vorhatte und verzog dann leicht das Gesicht: „Hör mal, Kuraiko. Du solltest die Sache mit den Gewächshäusern nicht zu ernst nehmen. Es macht doch sowieso keinen Sinn…“

„Hör auf! Wieso sagst du sowas?“, unterbrach Kuraiko die ältere Frau, welche erschrocken zurückzuckte, „Ich verstehe nicht, wieso du das Werk von Obaa-chan und Ojii-chan so als Bürde ansiehst. Wieso trittst du es mit Füßen? Bedeuten sie dir gar nichts?“

Die ältere Schwarzhaarige war kurz etwas geschockt, doch seufzte dann und wandte sich wieder der Auslage zu: „Das hat nichts damit zu tun, dass ich etwas mit Füßen trete oder es mir nichts bedeutet… es ist nur… ziemlich schwierig.“

„Schwierig? Dabei kümmere ich mich doch darum. Du musst doch gar keinen Finger krumm machen!“, schimpfte die Schülerin.

„Auch damit hat es nichts zu tun…“

„Womit dann? Wieso bist du so abweisend, wenn es darum geht, dass ich Omas und Opas Vermächtnis schützen will?“, fragte Kuraiko wütend, doch wartete nicht einmal die Antwort ihrer Mutter ab, „Ach komm lass. Lass mich einfach machen.“

Damit hatte sie ihre weiße Schürze abgelegt und daraufhin die Bäckerei verlassen, während ihre Mutter ihr besorgt nachblickte.
 

Murrend stampfte die junge Frau die Treppen zur Wohnung hinauf, um daraufhin ihre sieben Sachen zusammen zu packen und sich auf den Weg zum Streitobjekt zu machen. Sie konnte und wollte einfach nicht verstehen, dass ihre Mutter einfach so losließ. So als sei es einfach ein kaputter Gegenstand, den man mal eben entsorgte. Das regte Kuraiko einfach nur auf. Das Gewächshaus ihrer Großeltern war nicht einfach irgendein Gebäude oder Gegenstand. Daran hingen so viele schöne Erinnerungen, die sie nicht verlieren wollte. Wieso konnte ihre Mutter das einfach nicht verstehen? Wieso versuchte sie so vehement es loszuwerden? Was lief nur mit ihr verkehrt? Es machte die Schwarzhaarige einfach wütend. Sie wollte und konnte nicht einfach loslassen und würde deshalb auch nicht einfach so aufgeben. Jedoch wusste sie auch, dass sich das ganze Unterfangen als extrem schwierig erwies. Kaum hatte sie eine Ecke in Ordnung gebracht und eine weitere geschafft, war die erste wieder total verwildert. Für eine einzige Person war es wirklich kaum zu schaffen. Und auch wenn ihr Mirâ ab und an half, so merkte sie einfach keine Fortschritte. Doch trotzdem wollte sie nicht aufgeben.

Eine knappe halbe Stunde später hatte die junge Frau die Gewächshäuser erreicht und machte sich sogleich an die Arbeit. Es wurde langsam kalt. Das hieß, sie musste anfangen alles winterfest zu machen. Tief durchatmend schaute sie auf die nun vor ihr liegende Arbeit und machte sich dann mit einem langem Seufzer dran diese zu erledigen.
 

[*Mittag*]
 

Seiner Lieblingsmusik lauschend, die aus speziellen Sportkopfhörer kam, joggte Hiroshi in gleichmäßigen Schritten durch einen der kleinen Parks der Stadt. Das Gespräch mit seinem Vater hatte ihn irgendwie doch etwas aufgewühlt und so versuchte er mit der kleinen Sporteinlage wieder einen freien Kopf zu bekommen. Er hätte sich auch auf einen der Bolzplätze zurückziehen und dort etwas mit dem Ball trainieren können, doch das hätte ihn nur weiter an sein aktuelles Problem erinnert. Es war ja nun nicht so, dass er die Entscheidung nicht akzeptieren konnte. Letzten Endes konnte er daran eh nichts mehr ändern. Trotzdem ärgerte es ihn, immerhin hatte er sich monatelang auf dieses Turnier vorbereitet. Kopfschüttelnd versuchte er sich wieder auf die Musik in seinen Ohren und den Weg vor sich zu konzentrieren und dabei die düsteren Gedanken wieder abzuschütteln. So lief er einige Runden durch das weitläufige Gelände, welches eine Mischung aus winzigem Stadtwald und großer Freifläche war, auf der sich ein kleiner Spielplatz befanden. Lächelnd beobachtete er beim Vorbeilaufen die kleinen Kinder, die sich auf diesem Platz austobten und dabei viel Spaß hatten. Nach ungefähr einer halben Stunde machte er eine kurze Pause und schnaufte kurz durch. Das Laufen tat wirklich gut und sorgte dafür, dass sein Kopf frei von jeglichen Gedanken war, die ihn runterziehen konnten.

„Ach nee“, hörte er eine dumpfe Stimme, als gerade eine kurze Pause zwischen seinen Liedern war.

Überrascht sah er auf und glaubte für einen Moment sich diese Stimme nur eingebildet zu haben. Doch als er sich umdrehte bemerkte er ein altes Gewächshaus, was definitiv schon einmal bessere Tage gesehen hatte und trotzdem einen gewissen Charme versprühte. Doch was ihn mehr erstaunte, war, dass ihm dieses Gebäude mehr als bekannt vorkam. Nur woher? Vorsichtig nahm er einen der kleinen In-Ear Kopfhörer aus seinem Ohr, während er das verglaste Konstrukt begutachtete.

„Hey! Lebst du noch?“, erklang die Stimme erneut, dieses Mal jedoch wesentlich klarer und auch deutlich zu erkennen.

Ein Grund, wieso der junge Mann plötzlich zusammenzuckte, während es ihm wie Schuppen von den Augen fiel. Natürlich kannte er das Gewächshaus. Zwar war es das letzte Mal spiegelverkehrt, da es sich in der anderen Welt befunden hatte, doch es war klar zu erkennen: Der Dungeon, aus dem sie im Frühjahr Kuraiko gerettet hatten. Und nun war auch klar von wem die Stimme kam. Langsam drehte er sich zur Seite und erkannte daraufhin genannte schwarzhaarige junge Frau, welche ihn etwas missmutig ansah. Sie trug eine ziemlich schmutzige Lederschürze über ihrer schwarzen Kleidung, welche an einigen Stellen von Staub und Dreck bedeckt war. Mit an die Hüfte gestemmte Arme und schiefgelegten Kopf musterte sie ihn mit ihren violetten Augen, weshalb er etwas erschrocken zurückwich.

„Was ist das denn für eine Reaktion? So schockiert mich zu sehen?“, fragte seine Teamkameradin mit hochgezogener Augenbraue.

„Das nicht… mit dir hab ich hier nur gar nicht gerechnet“, antwortete der Blonde, während er sich auch den zweiten Kopfhörer aus dem Ohr nahm.

Kuraiko wandte sich ab und hockte sich wieder herunter, um einiges an Unkraut aus dem Boden zu ziehen: „Danke, das gebe ich gerne zurück.“

Hiroshi schwieg. Er wusste ohnehin nicht wirklich, was er hätte sagen sollen. Zwar gehörten sie zum gleichen Team und kämpften gemeinsam gegen Shadows, aber sonst hatten sie nicht wirklich viel gemeinsam. Die meiste Zeit bekamen sie sich eigentlich in die Haare. Ob es an ihren gegenseitigen Elementen lag oder einfach an ihren Charakteren wollte der junge Mann gar nicht einschätzen. Er wusste nur, dass er nicht wirklich mit der Schwarzhaarigen auskam, auch wenn er es versuchte. Wahrscheinlich beruhte das jedoch eh auf Gegenseitigkeit. Eigentlich wollte Hiroshi sogleich weiterjoggen, doch irgendwie hatte er das Gefühl es käme nicht sonderlich nett herüber nun einfach wieder abzuhauen. Deshalb sah er sich etwas um.

„Ganz schön viel zu tun für eine Person. Oder?“, meinte er nach einer Weile.

„Und wenn schon…“, murrte sein Gegenüber.

Kuraiko schmiss weiteres Unkraut in einen Eimer, der neben ihr stand, und hob diesen dann auf, um die Reste auf einen Kompost zu schmeißen.

Der junge Mann seufzte: „Das war jetzt nicht böse gemeint oder so. Aber es sieht wirklich nach viel Arbeit aus. Wäre es nicht Sinnvoll, wenn du dir Hilfe suchst?“

„Mirâ hilft mir ab und an, aber ich kann sie ja nicht ständig deshalb hierher bestellen“, meinte die Schwarzhaarige und wandte dann ihren Blick wieder zu Hiroshi, den sie daraufhin kurz musterte, „Und was ist mit dir? Was führt dich ausgerechnet hierher? Du wohnst ja auch nicht gerade um die Ecke…“

„Ich glaube unser Weg hierher nimmt sich nicht viel“, meinte der Blonde nur und zuckte mit den Schultern, „Aber ich brauchte etwas Bewegung, um einen klaren Kopf zu bekommen.“

„Ach wegen der Sache mit deiner Sperre…“, nickte Kuraiko wissend, woraufhin sie von ihrem Gegenüber mit großen Augen angesehen wurde, „Schau mich nicht so an. In der Schule bleibt sowas nicht lange geheim. Außerdem hat sich Nagase lautstark in der Klasse darüber echauffiert und gemeint, dass er ohne dich nicht spielen könnte und bla… der Typ ist echt ätzend.“

„Shuya tut mir echt leid… keine Ahnung, was er an dir findet“, sagte Hiroshi zum wiederholten Male und ignorierte dabei den vernichtenden Blick, der ihm zugeworfen wurde.

Dann seufzte er laut auf, strich sich durch die blonden Haare und ging auf eine Bank zu, welche am Wegrand auf der anderen Seite stand, um sich mit Schwung darauf niederzulassen:

„Aber ja… genau deshalb. Das ist einfach so ätzend… und dann noch mein Vater…“

„Die dummen Erwachsenen haben dann nichts Besseres zu tun, als in der Wunde zu bohren und nochmal richtig schön nachzutreten, indem sie einem irgendwelche Moralpredigen halten“, setzte sich Kuraiko murrend in Bewegung und verschwand im Gewächshaus, während Hiroshi ihr verwundert nachsah.

Nach einer Weile kam die junge Frau wieder heraus und warf ihm etwas zu, was er etwas überrumpelt auffing und dann auf eine Wasserflasche schaute. Überrascht sah er zu der Schwarzhaarigen, welche auf ihn zukam und sich neben ihn setzte, was ihn jedoch nur noch mehr verwirrte. Erschrocken rutschte er ein Stück von Kuraiko weg. Irgendwie machte ihm dieses Verhalten Angst. Seine Teamkameradin jedoch bemerkte sein Verhalten und sah ihn nur wieder mit vernichtendem Blick an.

„Was?“, fragte sie dann genervt.

„N-nichts…“, was anderes fiel dem Oberschüler nicht wirklich ein, denn er vermutete, dass, egal was er sagen würde, sie ihn daraufhin umbringen würde.

„Du sahst so aus, als hättest du Durst. Aber wenn du nicht willst, dann gib sie mir zurück“, hielt ihm die Schülerin die geöffnete Hand entgegen.

Noch einmal sah Hiroshi sein Gegenüber verwundert an, dann öffnete er hastig die Wasserflasche und nahm einen kräftigen Schluck. Erleichtert über die kühle Erfrischung atmete er danach tief durch, während er von der jungen Frau beobachtet wurde. Das kleine Lächeln auf ihren Lippen verschwand sofort wieder, als sie Gefahr lief, dass ihr Teamkamerad es bemerken könnte, sodass es ihm gar nicht auffiel. Dann lehnte sich Kuraiko zurück und sah in den wolkenverhangenen Himmel.

„Was war eigentlich passiert? Also nicht, dass es mich wirklich interessieren würde…“, meinte sie anschließend.

Ein leichtes Grinsen legte sich auf das Gesicht des Blonden, als er die Aussage der Schülerin vernahm. Zwar verwunderte es ihn etwas, dass sie sein Problem hinterfragte, jedoch nahm er das Angebot darüber zu sprechen gerne an und erzählte so, wie es zu seiner misslichen Lage gekommen war. Die Schwarzhaarige hörte schweigend zu und seufzte dann, als er geendet hatte.

„Ich verstehe…“, meinte sie anschließend und schenkte ihm einen Seitenblick, „Aber jetzt sei mal ganz ehrlich… meinst du wirklich, dass es sich gelohnt hat? Ich kann mir vorstellen, dass du das wohl für jeden von uns getan hast, aber mit dem Hintergrund, dass du Mirâ echt gernhast, muss die ganze Sache doch echt nen bitteren Beigeschmack haben. Versteh mich nicht falsch, an deinen Gefühlen für Mirâ kannst du nichts ändern. Es ist nun einmal so. Aber sie bemerkt nicht was du für sie tust und wie du empfindest. Keine Ahnung, ob sie es mit Absicht ignoriert oder es wirklich nicht kapiert, immerhin steht dir das groß auf die Stirn geschrieben. Jedenfalls verpasst sie dir jedes Mal unbeabsichtigt eine Klatsche. Macht es dann wirklich Sinn sich wegen ihr eine so harte Strafe einzufangen? Macht dich das dann nicht wütend?“

Mit großen blauen Augen sah Hiroshi seine Gesprächspartnerin an und wandte dann den Blick gen Boden, während er kurz schwieg und über ihre Worte nachdachte. Es stimmte schon, dass es jedes Mal schmerzte, wenn ihm Mirâ auf irgendeine Weise wieder eine Abfuhr verpasste. Jedoch war er an der Situation ja nicht ganz unschuldig, immerhin war er es, der sich nicht traute ihr seine Gefühle offen zu sagen. Deshalb…

„Was würde es mir bringen auf Mirâ wütend zu sein? Es ist egal, ob sie es absichtlich ignoriert oder es wirklich nicht merkt. Ich spiele ja nicht mit offenen Karten und muss deshalb einfach damit leben. Und wie du schon vermutest hast: Es hätte keinen Unterschied gemacht, wenn jemand anderes an ihrer Stelle gewesen wäre. Wobei ich den Ball dann vielleicht nicht ganz so doll getreten hätte… oder vielleicht sogar wirklich daneben“, er lachte über seine eigene Aussage und rieb sich dabei den Hinterkopf.

Mit Schwung stand er auf und machte ein paar Dehnübungen, bevor er sich der Schwarzhaarigen wieder zuwandte: „Aber ganz davon abgesehen… du bist ja auch nicht wirklich ehrlich was Shuya angeht. Du tust zwar immer so, als würde er dich nerven, aber eigentlich magst du ihn doch. Wenn dem nicht so wäre, würdest du ihn gar nicht so nah an dich heranlassen. Hab ich Recht?“

„Was geht’s dich an?“, wandte Kuraiko den Blick ab, doch den leichten rosa Schimmer auf ihren Wangen konnte sie nicht verbergen.

Der Blonde sagte jedoch nichts dazu, sondern lächelte nur. Er war sich sicher eine Klatsche zu kassieren, wenn er noch etwas dazu sagen würde. Deshalb war es besser zu schweigen. Stattdessen machte er noch ein paar weitere Dehnübungen und kramte dann seine Kopfhörer wieder aus der Jackentasche, wo er sie vorher verstaut hatte.

Er steckte sich eines der kleinen Geräte ins linke Ohr und sah dann wieder zurück zu seiner Teamkameradin: „Danke für das Wasser. Bei Gelegenheit werde ich mich erkenntlich zeigen. Also dann, wir sehen uns.“

Damit hatte er sich auch den anderen Kopfhörer ins Ohr gesteckt und war wieder losgetrabt, während ihm die Schwarzhaarige nachschaute. Ein kleines Lächeln lag auf Hiroshis Lippen, denn obwohl er Kuraiko bisher immer für unausstehlich gehalten hatte, musste er heute feststellen, dass sie auch ihre guten Seiten hatte. Vielleicht würde es ja helfen, dass sie sich von nun an etwas besser verstanden. Ein leises Lachen entfleuchte ihm, während ihm ein eher naheliegender Gedanke kam:

„Wohl eher nicht.“
 

Kuraiko unterdessen sah dem jungen Mann noch eine ganze Weile nach, bevor er um die nächste Ecke verschwunden war. Sie lächelte ebenfalls, während sie an das Gespräch mit den Blonden zurückdachte. Auch sie war bisher nicht wirklich gut mit Hiroshi klargekommen. Dass sie mit ihm in einem Team kämpfte lag einzig und allein daran, dass sie dankbar für ihre Rettung war. Außerdem wollte sie keine Unruhe in die Gruppe bringen. So unsozial war sie dann auch wieder nicht. Für einen Moment hatte auch sie den Gedanken, dass sie sich nun vielleicht etwas besser mit ihm verstehen würde, welchen sie jedoch ebenfalls mit einem Lachen wieder verwarf. Sie blickte noch einmal in den grauen Himmel, bevor sie sich erhob und sich dann wieder an die Arbeit machte.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Der Dezember ist angebrochen und damit bekommt ihr heute das vorletzte Kaptiel in diesem Jahr. OMG! O___O Ja, nur noch 30 Tage und das Jahr ist schon wieder rum... und in 23 Tagen ist schon wieder Weihnachten. Wie schnell die Zeit schon wieder rumgegangen ist. >___</ Unglaublich.
Wie ihr sicher selbst schon gemerkt habt, gehört dieses Kapitel zu denen, wo zwei meiner Charakter miteinander interagieren ohne das Mirâ dabei ist. =D Dieses Kapitel hier war eigentlich ursprünglich das erste dieser Art, bevor ich das mit Ryu und Akane noch dazwischengeschoben habe. Hahahaha xD Ich mag dieses Kapitel, weil ich Hiroshi und Kuraiko schon lange mal alleine miteinander sprechen lassen wollte. Im Grund haben sie ja auch ähnliche Probleme. Sie fühlen sich von ihren Eltern nicht verstanden. >D Ich finde, damit hätten sie ja nen guten gemeinsamen Punkt. Haha Aber dafür sind sie dann doch zu verschieden. Ob sie jemals gute Freunde werden? XD Wer weiß. Aber besonders Spaß hats gemacht, weil ich wieder ne Szene mit Hiro und seinem Vater schreiben konnte. Ehrlich, ich schreib die Szenen so super gerne. >___</ Wird Zeit dass ich mich mal an die ganzen Sidestories setze, die mir im Kopf herumschweben... >D
Apropops Schreiben: Der NaNoWriMo ist gestern vorbei gegangen und ich habe gute Neuigkeiten für euch. Ich habe zwar nicht die 50.000 Wörter geschafft, weil mir dieses Mal auch einfach die Zeit gefehlt hat, aber dafür habe ich ganze 9 1/2 Kapitel geschafft plus drei oder vier, die teilweise nochmal komplett überarbeitet habe. xDDD Das bedeutet ihr habt bis Anfang Juni definitiv Nachschub. XD Ich will eventuell im Januar noch einmal ein kleines Camp zwischen schieben. Mal schauen, wie ich das zeitlich hinbekomme. Wenigstens das 10. Kapitel (bzw Kapitel 150) möchte ich defintiv noch fertig schreiben. XDDD Also ja, meine Schreibblockade ist wieder gelöscht. Juchhu ^___^/
So das wars dann erstmal von meiner Seite. Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen.
Bis mitte Dezember dann
eure Shio~ Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  fubukiuchiha
2023-12-02T11:15:18+00:00 02.12.2023 12:15
Guten Morgen Shio ^^

Neuer Monat = neues Kapiel, eine Formel, die ich immer wieder mag ^^

Den Anfang macht Hiroshi, der von seinem Papa mit einem typisch deutschen Frühstück begrüßt wird. Irgendwie verständlich, dass ihn die Geste irritiert, wenn man bedenkt, dass er keine so gute Beziehung zu seinem Vater hat. Dennoch kann er was Gutes darin sehen. Man merkt hier sehr gut, dass Hiroshis Papa ihn doch deutlich besser im Blick hat als man meinen würde. Ich fand das Beispiel von Hiroshis Vater etwas extrem, aber ich denke mal, dass Hiroshi weiß, was er meint.
Wenn es eins gibt, worüber Teenager mit ihren Eltern überhaupt nicht gerne reden, dann ist es Beziehungskram und schon hat Hiro sich im Bezug auf Mirâ verraten XD Bin mal gespannt, ob das in der Familie irgendwann noch zur Sprache. Oh und noch was… Hiroshi, gib Mirâ nicht auf!

Weiter geht’s mit Kuraiko in der Weihnachtsbäckerei~ Sorry, der musste sein XD
Echt lieb von ihr, dass sie ihren Eltern hilft, auch wenn sie kurz darauf mit ihrer Mutter in Streit gerät… Ich kann schon verstehen, warum Kuraiko sich über das, was ihre Mutter sagt aufregt, aber auf der anderen Seite sollte man vielleicht auch mal nachfragen, was denn der Grund für die Abneigung ihrer Mutter ist. Aber dafür ist Kuraiko ein bisschen zu sehr… Wie beschreib ich das… Dickköpfig trifft es ganz gut XD
Ich wüsste ja eine Person, welche ihr neben Mirâ helfen könnte, aber dafür muss Mirâ erst noch ein bisschen Vermittler spielen. Das wird etwas dauern…

Ich hätte nicht mit einer Szene gerechnet, wo ausgerechnet Hiroshi und Kuraiko miteinander interagieren, aber wenn man drüber nachdenkt, haben die beiden wirklich sehr ähnliche Probleme. Die beiden haben viel mehr gemeinsam als sie zugeben wollen und es ist wirklich amüsant, die zwei miteinander zu sehen. Wir brauchen definitiv mehr solcher Szenen, natürlich mit allen Usern aber über Kuraiko freue ich mich am meisten XD
Ich fand es einfach so geil, wie die beiden am Ende den gleichen Gedanken haben und ihn sofort verwerfen XD die beiden sind echt wie Sonne und Mond. Aber dadurch sind die beiden bestimmt ein verdammt gutes Duo.

War ein sehr schönes Kapitel und ich freue mich auf das nächste ^^

Lg Fubuki

PS Freut mich, dass du deine Schreibblockade überwunden hast <3


Zurück