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Persona: Shadows of Mirror

Kagami no Kage
von

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CXXXIV – Aussprache


 

[~Freitag, 09.Oktober 2015~]

[*Abend*]
 

Mit knirschenden Geräuschen fuhr das schwarze Auto langsam die lange Einfahrt des Anwesens entlang und hielt nach wenigen Minuten vor einem, aus dunklem Holz bestehenden, Garagentor. Der Motor stoppte, woraufhin sich die Fahrertür öffnete und eine große, kräftige Person ausstieg. Mit strengem Blick sah diese noch einmal zurück zu dem jungen Mann auf dem Beifahrersitz, welcher in seine Gedanken versunken aus dem Fenster starrte; dabei die Kapuze über seine rotbraunen Haare gezogen, die ihm tief ins Gesicht hing. Ein verstimmtes Brummen ließ ihn zusammenzucken und daraufhin ebenfalls das Auto verlassen, bevor er dem älteren Mann folgte, der sich geradewegs auf den Weg zum Eingang des Wohnhauses machte. Seine schweren Schritte wirkten unglaublich laut in der Stille, welche nur durch das leise rascheln der im Wind wehenden Blätter unterbrochen wurde, während seine Begleitung nur kraftlos hinter ihm her hatschte. Sie schwiegen. Keiner von beiden hatte ein weiteres Wort verloren, seit sie gemeinsam die Jûgôya High School verlassen hatten. Ryu hatte sich gar nicht getraut seinen Vater anzusprechen, ganz zu schweigen davon, dass er auch gar nicht mit ihm reden wollte. Er würde es ja sowieso nicht verstehen. Auch sein Gegenüber schien nicht in der Stimmung zu sein ein Gespräch anzufangen. Über diesen Umstand war der Oberschüler allerdings auch nicht böse, denn er vermutete, dass sein Vater sowieso nur ausgeflippt wäre. Darauf lief es immer hinaus. So betraten beide schweigend das Haus und wurden daraufhin herzlich von Ryus Mutter begrüßt, welche jedoch sofort einen besorgten Blick aufsetzte, als sie die beiden Männer sah. Ryu und sein Vater standen noch einen Moment schweigend im Eingangsbereich des Hauses, ohne sich zu bewegen; der Jüngere jedoch einen gebührenden Abstand zu dem Älteren haltend und dabei den Blick gen Boden gerichtet.

Die schwere Eingangstür fiel ins Schloss, als sein Vater endlich seine Stimme wiedergefunden zu haben schien: „Erklär mir das, Ryu!“

Der harsche Ton ließ den Oberschüler zusammenzucken und noch etwas mehr in sich zusammenschrumpfen. Er versuchte etwas zu sagen, doch jedes Wort blieb in seinem Hals stecken und er wusste auch genau wieso: Er hatte Angst. Sein Vater war unberechenbar, wenn er wütend wurde und das wusste der Rotbraunhaarige ganz genau. Und doch wusste er auch, dass es so nicht weitergehen konnte; dass er nicht ewig schweigen und alles herunterschlucken konnte. Er musste sich äußern, doch egal was er versuchte, sein Mund blieb versiegelt.

Ein abwertendes „tze“ war zu vernehmen, während sich der Polizeichef wieder umdrehte: „Ich bin enttäuscht von dir. Aber was habe ich mir erwartet? In jemanden, der nichts alleine auf die Reihe bekommt und sich ständig auf andere verlässt, hätte ich nicht so viele Hoffnungen setzen sollen.“

„Liebling!“, kam es mahnend von seiner Frau, welche jedoch wieder verstummte, als sie den Blick ihres Mannes erkannte.

Auch Ryu sah seinen Vater schockiert an und wünschte sich, er hätte sich nur verhört. Doch er kannte den Mann vor sich ganz genau und wusste dadurch auch, dass das, was er gerade gehört hatte, vollkommen ernst gemeint war. Ein Zittern ging durch seinen Körper, als plötzlich eine unbändige Wut in ihm aufstieg. Wut auf seinen Vater, der nur immer wieder versucht hat sich selbst auf ihn zu projizieren. Wut auf seine Mutter, die es nicht schaffte ihrem Mann einmal kontra zu geben. Wut auf diese Idioten in der Schule, die, um sich selbst stark zu fühlen, immer wieder auf ihn losgingen. Und Wut auf sich selbst, weil er nun einmal nicht so stattlich gebaut und mental stark war, wie sein Vater, um sich gegen diese Schikane zu wehren. Aus Reflex hatte er nach dem Bund seiner Kapuze gegriffen und diese noch weiter ins Gesicht gezogen, während er sich regelrecht an den Stoff krallte. Er versuchte dieses aufkommende Gefühl zu unterdrücken; die Worte zu schlucken, die sich in ihm aufstauten. Doch egal was er versuchte, er konnte es nicht mehr aufhalten.

„Es tut mir leid!“, schrie er seinen Vater plötzlich an, welcher in seiner Bewegung erstarrt war, ihm jedoch keines weiteren Blickes würdigte, „Es tut mir leid, dass ich nicht der ideale Sohn bin, den du dir wünscht! Es tut mir leid, dass ich nicht so kräftig gebaut bin wie du! Es tut mir leid, dass ich mental schwach bin! Ich entschuldige mich für alles, wenn du das willst. Aber ich werde mich garantiert nicht dafür entschuldigen, dass ich mich endlich auf andere verlassen kann!“

Nun endlich kam wieder Bewegung in den Körper des Älteren und er blickte leicht über seine Schulter zu seinem Sohn. Dieser sah ihn wütend, aber entschlossen an und sprach dann weiter:

„Ja, es stimmt. Ich werde in der Schule gemobbt. Und ich habe versucht mir deinen Rat zu Herzen zu nehmen und selbst aus der Situation herauszukommen. Aber egal was ich gemacht habe, es wurde nur schlimmer. Aus diesem Grund bin ich auch immer und immer wieder zu dir gekommen. Ich wollte deine Hilfe! Deine Unterstützung! Du aber hast mir gar nicht zugehört. Stattdessen hast du mich immer wieder mit den Worten weggeschickt, dass ich mich selbst um meine Probleme zu kümmern habe. Weil du wichtigeres zu tun hättest, als dich um die Probleme eines pubertierenden Teenagers zu kümmern. Ich war verzweifelt… und dann wurde mir Hilfe angeboten. Und obwohl ich die Hand, die mir geboten wurde, immer und immer wieder weggestoßen habe, unterstützen mich diese Personen nun. Endlich habe ich Freunde gefunden! Und immer wieder bringe ich sie mit meiner Art in Schwierigkeiten…“

Ryu machte eine kurze Pause, um Luft zu holen, während er sich ganz langsam wieder entspannte und wieder gen Boden sah. Sich den Frust von der Seele zu schreien tat wirklich gut, auch wenn er wusste, dass er es am Ende bereuen würde. Mittlerweile hatte er seine Hände von seiner Kapuze gelöst und sinken lassen. Nun krallten sie sich an den Saum seines Pullovers. Noch immer zitterte er, doch seine Stimme war nun ziemlich gefasst, als er weitererzählte:

„Aber was erzähle ich dir das eigentlich? Egal was ich zu dir sage, es interessiert dich nicht. Ich bin dir nämlich vollkommen egal. Es geht dir nur um dich und deinen scheiß Ruf. Dafür missbrauchst du sogar deine Macht, um irgendwelche Polizisten abzustellen, die mich überwachen.“

Die Holzdielen knacksten bedrohlich, als sich sein Vater mit einem Male umdrehte. Ryu jedoch schaffte es noch nicht einmal den Blick zu heben, bevor ihn plötzlich ein mächtiger Schlag an der Wange traf, der ihn regelrecht gegen die Eingangstür schleuderte.

„Liebling!“, hörte er die entsetzte Stimme seiner Mutter, als ihm bewusstwurde, was gerade passiert war.

„Nach all dem Ärger wirst du nun auch noch aufmüpfig…“, ertönte die tiefe Stimme seines Vaters.

Nun endlich hob Ryu wieder den Blick und sah seinen Vater wieder direkt in die Augen. Dieser zuckte nun auch zurück, als er das erste Mal die klaren, entschlossenen Augen seines Sohnes sah. Der Oberschüler erhob sich, jedoch ohne ein weiteres Wort zu sagen und verließ dann das riesige Anwesen. Zwar hörte er noch, wie der Polizeichef wütend nach ihm rief, doch das ignorierte er. Er wollte nun einfach nur alleine sein; seine Ruhe haben. Schnellen Schrittes überquerte er das große Anwesen, lief durch das offene Eingangstor und bog dann nach links ab; dabei vollkommen den Kommissar ignorierend, welcher eigentlich dafür abgestellt war, darauf aufzupassen, dass er nicht abhaute.
 

~*~*~*~
 

„Soll ich dich wirklich nicht begleiten, Akane?“, fragte Yasuo zum wiederholten Male, als sich Akane von ihm verabschiedete.

Angesprochene grinste ihn nur an: „Nein. Alles gut, Senpai. Du weißt doch, ich bin ein starkes Mädchen. Außerdem bist du doch sicher erschöpft. Wir sehen uns dann Morgen früh. Bis dann.“

Bevor der Ältere erneut die Gelegenheit ergreifen konnte, sie zu fragen, drehte sich die Brünette um und machte sich schnellen Schrittes auf den Heimweg. Sie fand diese Geste ja eigentlich ganz süß und wenn sie ehrlich war, hätte sie sich sogar über seine Begleitung gefreut. Doch dann wäre es ihr am Ende noch schwerer gefallen sich von ihm zu trennen und Nachhause zu gehen. Wäre es nach ihr gegangen, dann wäre sie am liebsten bei ihm geblieben. Sie hätte niemals gedacht, dass sie einmal jemanden finden würde, der ihr so wichtig war.

„Urgh verdammt…“, alleine der Gedanke daran sorgte dafür, dass ihr die Scham ins Gesicht stieg, weshalb sie sich ihre kalten Hände an die Wangen legte, „Beruhige dich…“

Sie musste sich wieder beruhigen, bevor sie Zuhause ankam. Wenn sie mit einem so roten Gesicht durch die Tür kommen würde, dann würde ihr Vater sie nur wieder mit unangenehmen Fragen löchern. Sein Verhalten erinnerte Akane immer an eine überfürsorgliche Glucke, die auf ihre Küken aufpasste. Und auch wenn sie das Bild wirklich lustig fand, so war die wirkliche Situation recht unangenehm. Dabei hatte ihr Vater an sich nichts gegen diese Beziehung. Zwar war er am Anfang etwas geschockt, hatte sich jedoch ziemlich schnell wieder gefangen, als er erfahren hatte, dass Yasuo Medizin studieren wollte. Damit hatten sie wohl einfach einen gemeinsamen Punkt, was an sich beruhigend war. Doch sobald es darum ging, dass sie und Yasuo alleine waren, wurde ihr Vater richtig belastend. Ständig rief er sie an und fragte, was sie gerade machten, was sogar dazu führte, dass er seine Arbeit vernachlässigte. Zum Glück holte ihn ihre Mutter dann wieder zurück auf den Boden der Tatsachen, ansonsten würde es wohl bald mit der Praxis bergab gehen.

„Hah“, seufzte die junge Frau und strich sich durch die Haare, „Oh man…“

Sie wollte gerade in eine der Nebenstraßen einbiegen, welche eine Abkürzung zu ihrem Heim war, als sie abrupt stehen blieb und überrascht auf die Person vor sich schaute. Diese blieb ebenso plötzlich stehen und sah sie ebenfalls mit großen Augen an.

„Akane-senpai“, sagte Ryu überrascht, als er die junge Frau vor sich erkannte, „W-Was machst du hier?“

Angesprochene stemmte die Hände an die Hüfte und grinste schief: „Das könnte ich dich auch fragen, Ryu. Hm…?“

Plötzlich sah die junge Frau auf, als sie eine Bewegung hinter dem Jüngeren bemerkte und packte diesen an den Schultern, um ihn hinter sich zu schieben. Daraufhin nahm sie eine verteidigende Kampfhaltung ein und wartete darauf, dass die Person, welche dem Erstklässler gefolgt zu sein schien, aus dem Schatten trat. Verblüfft sah der Rotbrünette erst zu der Älteren, ehe er an ihr vorei blickte und dann jemanden erkannte, welcher nun in das Licht einer Laterne trat. Dabei handelte es sich um einen groß gewachsenen Mann mit dunkelbraunen, kurzen Haaren, welcher in einen langen dunkelgrauen Mantel gekleidet war. Erst, als sie sah, um wen es sich handelte, ließ Akane ihre Deckung fallen.

„Hirota-ji“, sagte sie nur erstaunt, woraufhin sie jedoch einen irritierten Blick ihres Kohais kassierte, den sie jedoch nicht bemerkte.

Lächelnd nahm der Kommissar seine Hände aus der Manteltasche und hielt diese beschwichtigend nach oben: „Da wurde ich doch erwischt… meine Spionage-Skills waren auch mal besser…“

Er trat an die beiden Oberschüler heran und blieb kurz vor ihnen stehen: „Es ist lange her, Akane-chan. Bei unserer letzten Begegnung habe ich dich gar nicht erkannt.“

„Ich war genauso überrascht…“, meinte die Brünette und sah dann kurz über ihre Schulte, „Ach so… du bist als Ryus Aufpasser hier. Oder?“

Der Brünette nickte: „Ja und ich muss Ryu-kun leider bitten mit mir mitzukommen. Ehrlich gesagt habe ich keine Lust auf Babysitten, aber meinen Job will ich erst recht nicht verlieren.“

Ryu schnalzte mit der Zunge: „Mein Vater ist ein ziemlich egoistischer Mistkerl… Sie haben sicher besseres zu tun, als mir nachzulaufen, Makoto-san.“

„Hah… das stimmt… aber wie gesagt, es ist aktuell mein Job…“, der Kommissar verschränkte die Arme vor der Brust, „Also dürfte ich dich bitten, Ryu-kun?“

Bevor der Angesprochene reagieren konnte, schob sich Akane noch ein Stückchen mehr zwischen die beiden Männer.

„Hirota-ji, könntest du Ryu noch ein paar Minuten geben? Ich würde mich gerne kurz mit ihm unterhalten. Alleine, wenns geht…“, bittend schlug die junge Frau die Hände zusammen und sah ihren Bekannten mit bettelndem Blick ab.

Dieser schwieg einen Moment und starrte sein Gegenüber nur an, bevor er sich mit einem tiefen Seufzen im Nacken kratzte und den beiden Oberschüler eine halbe Stunde zusprach.
 

Gesagt getan. Wenige Minuten später saßen die beiden Schüler auf einem kleinen Spielplatz, welcher in der Nähe war, auf den dort stehenden Schaukeln. Der Kommissar hatte sich in gebührendem Abstand positioniert, ließ die beiden jedoch nicht aus den Augen.

Ryu riskierte einen kurzen Blick über seine Schulter, ehe er versuchte ein Gespräch zu eröffnen: „Makoto-san und du… woher kennt ihr euch?“

„Hm? Na er ist Hiroshis Onkel. Daher“, kam die Antwort recht flott, „Als wir Kinder waren hat er manchmal auf uns aufgepasst und mit uns gespielt.“

„Hiroshi-senpai und du… kennt ihr euch schon sehr lange?“, kam die nächste Frage.

„Ja“, mit einem Tritt schob sich Akane ab und begann etwas hin und her zu schaukeln, „Seit dem Kindergarten.“

Ryu nickte nur, während er seine Schuhe betrachtete. Die junge Frau neben ihm beobachtete ihn einen Moment. Dabei fiel ihr auch die rote und leicht geschwollene Wange des Jüngeren auf.

„Was ist eigentlich mit deiner Wange passiert?“

Ertappt zuckte der Erstklässler zusammen und berührte dann vorsichtig die rote Stelle in seinem Gesicht, was ihn erneut zusammenzucken ließ. Doch ansonsten schwieg er.

„Hat es etwas damit zu tun, dass du heute zum Direktor musstest?“, plötzlich traf sie ein fragender Blick, „Ich hab dich gesehen, wie du, in Begleitung eines echt furchteinflößenden Mannes, dorthin gegangen bist. Hat es etwas mit dem Vorfall zu tun, der sich vor einiger Zeit ereignet hat? Ich weiß zwar nicht genau was passiert ist, aber ich habe gehört, dass ein jüngerer Schüler verletzt worden sei.“

Ryu schwieg noch immer, doch nickte dann und begann zu erzählen, was passiert war. Dabei ließ er kein Detail aus, was vor allem Akane dazu verleitete plötzlich rabiat mit ihren Schuhen zu bremsen und ihn geschockt anzusehen.

„Hiroshi hat echt nen jüngeren Schüler abgeschossen? Einen von den Idioten, die dich immer fertig machen? Und die Typen hatten Mirâ vorher bedroht?“, kamen Fragen über Fragen, während ihr Blick etwas gedankenverloren auf den Boden wanderte, „Deshalb… ich hatte mich schon gewundert, wieso Mirâ den einen Tag den Nachmittagsunterricht geschwänzt hatte. Hiroshi meinte zwar, ihr ginge es nicht gut, aber sie wollte mir auch nicht sagen, was passiert war. Und dann sowas… Hiroshi dieser Idiot. Er hätte sich ja auch mal etwas zurückhalten können.“

Die letzten Sätze hatte die Brünette nur genuschelt. Sie verstand ja den Standpunkt des Blonden. Wahrscheinlich hätte sie sogar ähnlich reagiert und die Typen mit ihren Judokünsten umgenietet, aber dass er nicht einmal soweit dachte, was die Konsequenzen sein würden, ärgerte sie. Er konnte wirklich von Glück reden, dass sein Vater ihn da halbwegs rausgeboxt hatte. Es hätte schlimmer kommen können. Wobei sie sich vorstellen konnte, dass das aktuell für ihren Sandkastenfreund trotzdem wie ein Weltuntergang sein musste. Immerhin war Fußball seine große Leidenschaft. Jetzt gesperrt zu sein… da brach sicher eine Welt zusammen. Andererseits hatte er es für seine Freunde getan. Sie wusste, dass er Unrecht nicht mitansehen konnte; und auch nur zu gut, wieso.

„Ehrlich gesagt…“, holten sie Ryus Worten wieder aus ihren Gedanken und ließen sie wieder zu dem Jüngeren sehen, „Ich mache mir Vorwürfe deshalb… immerhin habe ich Mirâ-senpai und Hiroshi-senpai erst durch meine kopflose Aktion in diese Situation gebracht. Dabei wollten sie mir nur helfen. Und nun wurde Hiroshi-senpai so hart bestraft. Ich verstehe nicht, wieso er so etwas in Kauf nimmt, nur um jemanden wie mir zu helfen.“

Die Zweitklässlerin schwieg einen Moment, während sie ihren Kohai beobachtete und überlegte, ob sie das Folgende wirklich erzählen sollte. Doch andererseits würde er es sowieso irgendwann herausfinden, wenn Hiroshi es ihm nicht eh bald erzählen würde. Sie wandte ihren Blick wieder ihren Füßen zu, mit welchen sie nun begann sich wieder leicht abzustoßen, jedoch ohne den Kontakt zum Boden dabei zu verlieren:

„Ich glaube es wäre egal gewesen, ob du es warst, ein anderer von uns oder einfach nur eine wildfremde Person, die Hilfe benötigte. Er hätte in dieser Situation für jeden so reagiert. So ist er einfach. Hiro kann nicht mit ansehen, wen andere gemobbt werden. Weil er weiß, wie sich das anfühlt.“

Überrascht sah der Jüngere nun zu seiner Senpai, welche weitersprach: „Hiroshi wurde früher auch sehr übel gemobbt. Wie übel es am Ende wirklich war habe ich auch erst letztens erfahren. Wenn man ihn jetzt sieht kann man sich das gar nicht vorstellen. Oder?“

Sie schenkte Ryu ein gequältes Lächeln und unterstrich damit ihre Worte mehr denn je, worauf der junge Mann dann auch nichts zu erwidern wusste, als zu nicken.

„Aber genau aus diesem Grund weiß er besser, als jeder andere, wie sich jemand fühlt, der schikaniert wird. Deshalb solltest du dir keine Gedanken darüber machen, wieso er gerade dich beschützt hat. Ganz davon abgesehen, dass du ruhig etwas mehr in dir selbst sehen könntest. Was heißt hier „gerade mich“? Du bist unser Freund und ein wichtiges Teammitglied. Egal was kommt, wir stehen hinter dir. Ich kann es nicht oft genug sagen, aber du kannst uns jederzeit um Hilfe bitten, wenn du sie benötigst. Und du brauchst dir auch keine Gedanken über irgendwelche Gegenleistungen zu machen. So etwas brauchen wir nicht, denn wir sind alle Freunde. Wir helfen uns gegenseitig. Ne?“

Mit großen Augen sah Ryu Akane an und brauchte eine Weile, bis ihre Worte richtig zu ihm durchgedrungen waren. Er musste schwer schlucken, denn ehrlich gesagt hätte er beinahe vor Freude losgeweint. Solche Worte von jemandem zu hören freute ihn so unendlich, da er nun endlich das Gefühl hatte, einen Ort für sich gefunden zu haben. Noch einmal schluckte er, um die aufkommenden Tränen zu unterdrücken, bevor er der Älteren ein breites Grinsen schenke und nickte: „JA!“
 

„Ich unterbreche euch nur ungern, aber die Zeit ist um“, kam nun Hirota wieder auf die beiden Oberschüler zu, welche sich ihm überrascht zuwandten.

„Schon gut“, mit Schwung sprang Ryu von der Schaukel, „Wir sind eh fertig. Akane-senpai, ich danke dir für deine lieben Worte. Das hat mir wirklich geholfen.“

Angesprochene lächelte und erhob sich ebenfalls von der Schaukel: „Gern.“

„Sollen wir dich noch Nachhause begleiten, Akane-chan?“, fragte der Erwachsene, „Es ist schon spät und dunkel…“

Die Hände hinter den Rücken verschränkt, drehte sie sich dem Älteren grinsend zu und schüttelte den Kopf: „Nein, aber danke für das Angebot. Ich wohne gleich um die Ecke. Außerdem mache ich Judo, ich weiß mich also zu verteidigen. Ganz davon abgesehen, würden meine Eltern nur dumme Fragen stellen. Also dann, Ryu. Komm gut heim und versuch deine Wange zu kühlen. Das sieht echt schlimm aus.“

Sie wandte sich von den beiden Männern ab, doch warf dann noch einmal einen Blick über ihre Schulter: „Hirota-ji, ich verstehe, dass du deinen Job nicht verlieren willst, aber du solltest auch an deine Familie denken.“

Noch ehe Hiroshis Onkel reagieren konnte, hatte sich die junge Frau endgültig von ihm abgewandt und war gegangen, während Angesprochener kurzzeitig etwas perplex wirkte, sich jedoch schnell wieder fing und dann seine Aufsichtsperson nachhause begleitete.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ihr habt es sicher schon gemerkt. =D Bei diesem Kapitel habe ich einige kleine Änderungen im Aufbau geändert... Ich möchte mich damit wieder mehr an den original Spielen orientieren. Außerdem hilft es dann doch mehr einen guten Übergang zu finden. :) Ich werde bei Gelegenheit auch die alten Kapitel noch auf diesen Aufbau umändern, allerdings wird das dauern. Aber die ganzen neuen Kapitel werden diesen Aufbau bekommen. ^^ Ich hoffe ihr kommt damit klar. =D
Ansonsten muss ich zugeben, dass ich dieses Kapitel - mal wieder - kurzfritig dazwischen geschoben habe. xD Die Idee dafür schwebte mir allerdings schon länger im Kopf. Einfach weil es ein schöner Übergang zum vorherigen Kapitel ist. Da ich allerdings schon weitere Kapitel geschrieben habe, muss ich leider das nachfolgende Kapitel etwas anpassen. xD Aber zum Glück hab ich dafür noch einen halben Monat Zeit. Haha... x'D
Übrigens leitet dieses Kapitel eine weitere Neuerung in meiner FF ein. So, wie ich ab und an einzelne Charakterkapitel einfüge, wird es ab jetzt auch immer mal wieder Kapitel geben, wo zwei Charaktere meines Teams, die kein Liebespaar sind (wie Yasukane) oder enger befreundet sind (wie Hiroshi und Akane), miteinander interagieren, ohne das Mirâ in der Nähe ist. Ich fand es eine gute Idee um auch mal die zwischenmenschlichen Beziehungen unter Paaren wir zum Beispiel Hiroshi und Kuraiko näher zu Beschreiben. Also stellt euch drauf ein, dass solche Kapitel nun auch öfters folgen werden. ^^
Ganz davon abgesehen, dass mir das Kapitel geholfen hat, wieder ins Schreiben zu kommen. x'D
Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen. =D
Wenn ja, dann lesen wir uns Anfang November wieder... ^^/
Bis dahin
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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fubukiuchiha
2023-10-15T07:47:55+00:00 15.10.2023 09:47
Guten Morgen Shio ^^

Das Kapitel fängt ja wirklich geladen an… Ryus Vater ist wohl eine Person, der ihr Ruf ein wenig zu Kopf gestiegen ist und der alles für den Beruf gibt, selbst die Familie wird hinten angestellt… Warum haben eigentlich so viele OCs bei dir Probleme mit dem Vater XD ich sehe da einen gewissen Trend.
Aber immerhin hat Ryu jetzt endlich mal den Mund aufgemacht und gesagt, was in ihm vorgeht. Zwar ist es jetzt nicht so gut gelaufen, was seinen Vater angeht, aber vielleicht lässt er sich die Worte von seinem Sohn noch einmal durch den Kopf gehen… vielleicht…

Weiter geht es mit Akane, die mit ihren eigenen Gefühlen wirklich schwer zu kämpfen hat. Man kann sie schon verstehen und ich hoffe wirklich, dass sie das irgendwie in den Griff bekommt… Zumal ich mir sicher bin, dass Yasuo sich auch irgendwann seine Gedanken machen wird, wenn Akane ihn immer wieder bei solchen Fragen abweist.
Bei der Beschreibung des Verhaltens von Akanes Papa bin ich fast vom Stuhl gefallen XD Der Typ ist echt ein überbesorgter Vater. Ich schwöre, irgendwann geht Akane dazu über, ihn während sie bei Yasuo ist zu blockieren, damit sie ihre Ruhe vor ihm hat XD Das Beispiel mit Glucke ist wirklich sehr passend gewählt, wenn man bedenkt, dass Akanes Vater Tierarzt ist.

Ich muss sagen, ich mag solche Interaktionen zwischen den Charakteren und ich glaube, gerade bei Akane und Ryu ist es sehr gut gewählt, zumal Akane ihn ja auch schon verteidigt hat. Hiroshis Onkel hat es echt nicht leicht… der müsste eigentlich seine richtige Arbeit machen und muss stattdessen auf Ryu aufpassen. Der Fakt, dass Hiro gemobbt wurde, hat wohl auch Ryu sehr überrascht, aber vielleicht ist das genau das, was er gebraucht hat, denn wenn Hiroshi sich daraus hocharbeiten konnte, kann er das auch.

Ich kann nur sagen, ich mag den neuen Stil und freue mich schon auf das nächste Kapitel. ^^

Lg Fubuki


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