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Die Generation des Sechsten Hokage

Schatten über Konoha
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Entschuldigung für die kurze Pause. Fällt doch etwas schwerer als ich dachte, jeden Tag zu schreiben.
Ach ja, da diese Story eigentlich ein Revamp ist, dachte ich mir, ich könnte auch andere, alte FFs neu aufmotzen und neu schreiben. Komplett anzeigen

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Outlaws

Der Qualm über Konoha hatte sich aufgelöst und die Schreie der Verwundeten waren längst verklungen.

Nagato Uzumaki war gestorben, doch sein Tod war kein gewaltsamer. Die falschen Körper, die sechs Pfade des Pain waren von Konohas Helden, Naruto Uzumaki besiegt worden und Nagatos Körper war simpel erschöpft gewesen.

An Narutos Händen klebte kein Blut.
 

Der Kampf um Konoha war seit Jahren vorüber, die Organisation Akatsuki zerbrach mit dem Ende ihres Anführers endgültig und Frieden kehrte ein – endlich.
 

In dieser friedlichen, fast utopischen Welt war Konoha abermals das Zentrum eines wichtigen Ereignisses – den Chuunin-Auswahlprüfungen.

Die Teams 16, 13 und 18 waren in Konoha absolute Favoriten und man rechnete damit, dass jedes dieser Teams mindestens einen Genin durch die Prüfungen bringen würde.

Der erste Teil der Prüfungen stand an, der theoretische Teil, und Genin aus allen fünf Dörfern hatten sich in Konoha versammelt.
 

Inmitten all dieser Aufregung beginnt die Geschichte dieser jungen Shinobi, zum größten Teil fast noch Kinder.

Sie alle wuchsen im friedlichen Konoha auf, doch viele von ihnen tragen noch Spuren des Krieges, der die Generation vor ihnen geprägt hatte.
 

Unsere Heldin, Taeko, wuchs mit Geschichten von einer nicht allzu fernen Vergangenheit auf.
 

--
 

Der Haushalt Kiyoyama bestand zwar nur aus zwei Personen, dennoch schaffte es Taekos Mutter, Mineko, dass ihre Tochter dennoch den Stresslevel einer Großfamilie abbekam.
 

„Wenn ich dich noch einmal abfragen soll-...“ setzte sie zum dritten Mal an, doch Taeko fuchtelte nur unwirsch mit den Händen.

Sie und ihre Mutter saßen am Frühstückstisch und Taeko hatte langsam den Eindruck, dass sie sich nicht so viele Sorgen um die Prüfungen machte wie ihre Mutter.
 

Mineko war keine Kunoichi und hatte anfangs heftig Einspruch erhoben, als Taeko ihr eröffnet hatte, dass sie die Akademie besuchen wollte, womöglich nicht zuletzt, weil ihr Vater im Stand eines Nukenin, eines Abtrünnigen, Gesetzlosen noch vor Taekos Geburt gestorben war.
 

„Ich bin schon okay.“ entgegnete Taeko schließlich, nachdem sie heruntergeschluckt hatte. „Ich habe mich gut vorbereitet, Mam. Mach dich nicht verrückt.“

„Hast du deine Sachen gepackt?“ erkundigte sich Mineko, die Aussage ihrer Tochter völlig übergehend.

„Nein, Mam. Ich hab dir doch gesagt, dass wir gar nichts in den Prüfungsraum mitnehmen dürfen.“ erklärte Taeko geduldig und beobachtete leicht amüsiert, wie sich Mineko die Haare raufte.
 

„Entschuldige, Liebes.“ meinte sie schließlich und legte Taeko fürsorglich die Hand auf die Schulter. „Ich wünsche mir nur, dass du all deine Ziele erreichst, egal, wie hoch du sie dir steckst, deshalb will ich dich so gut unterstützen, wie ich kann, ich...“

„Ich weiß, Mam. Du willst nicht, dass ich unglücklich werde und so ende wie er.“ fiel Taeko ihr ins Wort, geflissentlich den Namen ihres Vaters nicht erwähnend, da das eine sichere Methode war, Mineko zum Weinen zu bringen.
 

Es war nun fünfzehn Jahre her, dass Deidara sich selbst umgebracht hatte, um seinen Gegner mit sich in den Tod zu reißen, unwissend, dass Mineko ein Kind von ihm erwartete. Taeko konnte sich gut vorstellen, wie schmerzhaft der Verlust für ihre Mutter gewesen war, zumal sie und ihr Vater Pläne geschmiedet hatten, wie sie endlich normal zusammenleben könnten, sobald Akatsuki ihr Ziel erreicht hatte.

Vermutlich waren es nur Wolkenschlösser gewesen, die Mineko da gebaut hatte, da Taeko ihren verstorbenen Vater als zu kampflustig einschätzte, als dass er jemals ein normales Leben hätte führen können.

Mineko fürchtete schlicht, dass Taeko den selben Weg gehen würde, wie ihr Vater und womöglich genauso enden könnte.
 

Taeko seufzte und blickte auf ihre bandagierte Hand.

Sicher, sie hatte die selbe Gabe wie ihr Vater, aber das hieß nicht, dass ihr Weg der selbe sein würde.

Der Hokage hatte die schwangere Mineko damals aufgenommen und ihr ein Zuhause gegeben. Tsunade Senju, wenn sich Taeko richtig erinnerte.

Natürlich wurde sie auf der Straße oft angepöbelt, simpel aufgrund ihrer Abstammung, aber das war kein Grund, dem Dorf den Rücken zu kehren und zum Terroristen zu werden.
 

Ein Blick auf die Uhr trieb sie an, sich den Rest ihres Marmeladenbrotes hastig in den Mund zu stopfen, ihrer Mutter noch kauend zuzuwinken und aus dem Haus zu stürmen.
 

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„Du bist spät dran!“ wurde Taeko begrüßt, als sich in der Akademie einfand.
 

Ihre beiden Teamkolleginnen standen bereits vor den Toren und hatten offenbar auf sie gewartet.

Rei Uzumaki war eines der beiden Kinder des amtierenden Hokage, Naruto Uzumaki, und dem frisch gekürten Oberhaupt des Hyuuga-Clans, Hinata Hyuuga. Sie hatte die Hände in die Hüften gestemmt und sich leicht vorgebeugt, sodass ihre langen, blonden Zöpfe vor ihrem Oberkörper baumelten, nur um Taeko möglichst effektiv mit einem vorwurfsvollem Blick zu bedenken.
 

An der Wand neben ihr lehnte Keiko Haruno, mit der Taeko zwar einen schlechten Start gehabt hatte, da ihr Vater immerhin für den Tod ihres eigenen Vaters verantwortlich war, aber das hatte sich rasch gelegt. Keiko war ein herzensgutes Mädchen und Taeko nannte sie schon seit einer ganzen Weile ihre beste Freundin.
 

„Guten Morgen, Taeko-chan.“ grüßte sie. Sie sah verschlafen aus, einige Strähnen ihres hellrosa Haar waren nicht dort, wo sie hingehörten, weshalb ihr sonst so sauberer Mittelscheitel eher ein modischer Zickzackscheitel war.
 

Taeko gähnte demonstrativ, wie um Rei zu einem weiterenm bissigen Kommentar zu provozieren und winkte ihren Kolleginnen halbherzig zu.

„Seid ihr schon lange hier?“ Taeko sprach im Plural, obwohl sie sich ausschließlich Keiko zugewandt hatte.

„Schau mich gefälligst an, wenn du mit mir sprichst!“ beschwerte sich Rei und bewegte sich in Taekos Sichtfeld. „Wir sind schon seid einer halben Stunde hier, ich hab die Kleine abgeholt, damit sie keinen Rückzieher macht.“
 

Die Kleine, Keiko, blickte peinlich berührt zur Seite und murmelte etwas Unverständliches, aber Taeko konnte sich vorstellen, worum es ging. Sie fühlte sich wahrscheinlich noch nicht bereit für die Prüfungen. Immerhin hätte das Team die Prüfung schon vor vier Jahren machen können, aber Keiko hatte ihr Veto eingelegt.

Sie nahmen nur teil, weil Rei und Taeko sie mit vereinten Kräften dazu überredet hatten.
 

„Hey, Uzumaki.“ wandte sich Taeko schließlich an Rei. „Dein alter Herr hat das alte System mit dem 'Du musst schummeln, damit du bestehst' doch abgeschafft, oder?“
 

Rei nickte.

„Ja, hat er. Das gilt aber nur für Prüfungen, die hier abgehalten werden, weil die anderen Kage das anders sehen.“ bestätigte sie. „Hmh, mir wäre die alte Methode echt lieber, wenn ich ehrlich sein soll.“

„Mir nicht, weil ich in den letzten vier Wochen kaum geschlafen habe, ich hab bestimmt die Hälfte meiner Nächte durchgebüffelt, es wär ganz schön blöd, wenn das alles umsonst gewesen wäre. Deshalb frage ich nochmal, nur um sicher zu sein.“ entgegnete Taeko und rieb sich die Augen mit ihrer nicht-bandagierten Hand.
 

Keikos Blick wurde von etwas anderem angezogen.

„Taeko-chan, schau mal.“ bat sie leise und wies dezent nach vorn.
 

Drei weitere Person wuselten sich durch die Menge an Prüflingen aus anderen Dörfern.

„Yo, Taeko!“ machte sich lautstark die Anführerin bemerkbar und fast sofort stieg Taeko der Geruch von kaltem Rauch in die Nase.
 

„Shi-chan.“ murmelte sie, während Shiori Yamanaka und ihr Team 13 sich zu den Dreien gesellten.

Shiori war ein Jahr älter als Taeko, Keiko und Rei, sie war schon sechzehn und schien sich eine Menge darauf einzubilden. Sie rauchte und unter ihrem rotblondem Haar blitzten die zahlreichen Piercings an ihren Ohren hervor. Vermutlich erlaubte ihre Mutter ihr keine Piercings an anderen Stellen.
 

„Guten Morgen, ihr Drei.“ grüßte das zweite Mitglied von Team 13, Hitomi Hyuuga. Sie war der jüngste Spross der Hyuuga-Zweigfamilie und das Resultat einer sehr langsam vorgeschrittenen Romanze zwischen zwei Teamkollegen, Neji Hyuuga und Tenten.

Taeko erwiderte ihr Lächeln und vermied geflissentlich, sie anzusehen.

Hitomi trug eine Augenklappe, da sie auf ihrem linken Auge blind war und Taeko hatte das Gefühl, es wäre ihr vielleicht unangenehm, wenn sie versehentlich starrte. Immerhin fühlte sie sich stets persönlich angegriffen, wenn man auf ihre rechte Hand starrte, was aus der Grund war, wieso sie sie bandagierte.
 

Als die Dritte im Bunde in Sichtweite kam, fühlte sich Taeko gleich um einiges wohler.

Yasu Uzumaki war immer eine Person gewesen, in deren Gegenwart sie sich wohlfühlte. Sie war ihr sehr ähnlich, da auch sie das Kind von ehemaligen Akatsuki-Schwerverbrechern war.

Yasus Eltern waren die Spitze der Organisation gewesen, Konan und Nagato Uzumaki. Sie hatte Taeko einmal erzählt, dass sie drei Jahre alt gewesen war, als ihre Eltern in den Krieg zogen und nur ihre Mutter wieder heimkam.
 

Konan hatte unter Naruto Uzumakis Regentschaft Zuflucht in Konoha erhalten, aber dennoch waren sie und Yasu noch der Selbstjustiz des Volks ausgesetzt, genau wie Mineko und Taeko.

Sowohl Taekos als auch Yasus Eltern waren für die Tode vieler Bewohner dieses Dorfs verantwortlich und trotz, dass sie als Kinder nichts dafür konnten, ließen viele der Hinterbliebenen ihren Schmerz gern an ihnen aus.
 

Das Schlimmste daran war, dass sie nicht einmal etwas dagegen zu sagen wagten zu sehr verstanden sie das Verhalten ihrer Peiniger.
 

Yasu nickte Taeko kurz zu und sie musste sofort lächeln. Zwar sprach Yasu wenig, aber jede Geste der Zuneigung bedeutete Taeko unglaublich viel, da sie sich so sehr mit ihr verbunden fühlte.
 

„Also, seid ihr bereit? Das wird bestimmt richtig spannend! Also, ich bin sowas von bereit!“ verschaffte Shiori ihrer Begeisterung Ausdruck und klatschte in die Hände, im vergeblichen Versuch, ihre Freunde mit ihrem Enthuisiasmus anzustecken.
 

„Shi-chan, du weißt schon, dass das hier nur die Theorieprüfung wird?“ vergewisserte sich Hitomi leicht schmunzelnd, während Rei hinter Shioris Rücken Grimassen schnitt.

„Ja, ja. Aber das ist der Auftakt zu den Prüfungen selber und das ist richtig aufregend. Jetzt, da Keiko sich endlich mal bereit fühlt.“ entgegnete Shiori und ihre Stimme klang etwas schärfer, als sie Keiko erwähnte.
 

Alle drei Teams hatten vier Jahre auf die nächste Prüfung gewartet, weil Keiko bei der ersten Chance ausgesetzt hatte. Sie waren alle Freunde und hatten gemeinsam antreten wollen.
 

„Shi-chan, lass sein.“ wies Taeko sie in die Schranken, stellte sich dabei instinktiv schützend vor Keiko, die gerade zu einer zittrigen Entschuldigung ansetzen wollte. „Sie ist schon nervös genug, du machst es auch nicht besser.“
 

Shiori rollte mit den Augen und setzte sich auf den Bordstein vor dem Gebäude. Yasu tat es ihr gleich und Taeko nahm erfreut den Platz neben ihr ein.

Sie und Yasu waren zwar offiziell Freunde, aber irgendwie war diese Beziehung noch sehr unterkühlt, weshalb Taeko unbedingt das Eis brechen wollte.
 

Yasu lächelte sie flüchtig an, nachdem Taeko Platz genommen hatte.
 

„Tja. Jetzt erstmal auf die Achtzehner warten.“ meinte Hitomi und setzte sich ans andere Ende der Reihe, zu Rei und Keiko, die ebenfalls auf dem Bordstein hockten.

„Team achtzehn kommt immer zu spät.“ entgegnete Rei und zupfte an ihren Zöpfen herum. „Das kann `n Eckchen dauern.“

Unheil

Keiko erstarrte und schüttelte kurz den Kopf. Sie deutete nach vorn und alle Anwesenden blickten in die Richtung, in die sie zeigte.
 

„Onee-chan!“ ertönte es lautstark und eine kleine, zierliche Person zwängte sich durch das Gedränge, ihre zwei Kollegen links und rechts an der Hand hinter sich herziehend.
 

Nanaki Haruno ließ ihre Freunde los, stürmte auf Keiko zu und umarmte sie.

„Endlich machst du mit, ich freu’ mich so!“ verkündete sie und Keiko begann sofort, an Nanakis schwarzen Zöpfen herumzuzupfen, da sie diese wohl selbst gebunden hatten – dementsprechend schief waren sie und ließen sie noch kindlicher aussehen als sie war.
 

Nanaki war die jüngste Teilnehmerin aus Konoha, mit gerade einmal vierzehn Jahren. Taeko kam dieser Altersunterschied riesig vor, obwohl sie selbst erst fünfzehn war. Es war nur diese gewaltige Kontrast von, beispielsweise Hitomis ruhigen, nachsichtigen Lächeln und Nanakis großen, schwarzen Kulleraugen.
 

„Morgen.“ meinte der einzige Junge unter den Anwesenden, Reis Zwillingsbruder Minato, ein wirklich lieber Kerl, der leider mit dem Gewicht seines bedeutungsschweren Namens zu kämpfen hatte. Er war nicht nur Sohn des Hokage und eines der mächtigsten Clans des Dorfs zugleich, nein, er trug auch noch den Namen einer Legende.

Minato Namikaze, der Vierte Hokage, war sein Großvater und obwohl er ihn nie kennenlernen durfte, überschattete sein Erbe das ganze Leben des jungen Genin.
 

Keiko wurde sofort rot, als Minato in Sichtweite kam und wandte den Blick ab, während Rei und Taeko kollektiv mit den Augen rollten. Es war im Team 16 allgemein bekannt, dass Keiko sich Hals über Kopf in Minato verliebt hatte, es aber nicht fertig brachte, ihm das zu gestehen.

Zwar hatte Rei sie damit besänftigt, dass Minatos Unfähigkeit, das zu begreifen, in der Familie lag und der Vater der Zwillinge, Hokage Naruto, am Ende seine heimliche Verehrerin Hinata geheiratet hatte, doch an Keikos Verhalten ihm gegenüber hatte sich nichts geändert.
 

Fast unbemerkt blieb das dritte Mitglied von Team 18, Izune Nara, die Älteste ihres Teams, sechzehn Jahre alt.

Sie war generell eine eher ruhige Person, weshalb sie die bereits Anwesenden nicht gegrüßt, sondern nur flüchtig gewunken hatte.
 

„Du siehst gut aus.“ meinte Yasu, der erste vollständige Satz, den sie heute sagte.
 

Izune zuckte mit den Schultern.

„Ich weiß, ich war über’s Wochenende in Suna, deshalb bin ich wohl ein bisschen braun geworden.“ antwortete sie und Yasu nickte nur verstehend, um dann wieder in Schweigen zu verfallen.
 

Izunes Mutter, Temari, war die Schwester des Kazekage und war nicht umgezogen, als sie Shikamaru Nara geheiratet hatte. Obwohl Izune in Konoha aufwuchs, besuchten sie und ihr Vater oft Sunagakure, meistens an Wochenenden und in den Ferien.
 

„Oh richtig. Jetzt wo du’s erwähnst, Yasu, ich hab ein bisschen was für euch mitgebracht.“ erinnerte sich Izune und griff in ihre Umhängetasche, die sie wohl in Suna gekauft hatte. Sie holte ein kleines Päckchen aus Papier heraus und faltete es auf.

„Guckt mal, das sind diese süßen Fladenbrotkekse, die ihr letztens so gerne mochtet. Deshalb hab ich euch ein paar mitgebracht. Achtzehn Stück, für jeden von uns neun zwei.“

Sie streckte ihre Hand mit dem Päckchen aus und alle außer Yasu sprangen sofort auf, um sich ihre Ration zu holen. Hitomi nahm vier und brachte Yasu ihren Anteil.
 

„Seht es als Glücksbringer, den man essen kann.“ fügte Izune noch hinzu, während Taeko an ihrem Keks knabberte.

Das Gebäck war hartgebacken und gezuckert, diese spezielle Sorte, die Izune mitgebracht hatte, war zusätzlich noch mit Sanddorn-Marmelade gefüllt.

Eine sehr populäre Süßigkeit in Suna, besonders weil es keine Schokolade an sich hatte, die in der Hitze der Wüste schmelzen konnte.
 

Taeko atmete durch und lächelte.

Jetzt stand der Theorieprüfung nichts mehr im Weg!
 

-
 

Fast drei Stunden später hatten die neun Genin die Prüfung hinter sich gebracht.

Nanaki massierte ihr Handgelenk, da sie offenbar sehr schnell und sehr viel geschrieben hatte, während Minato sich seinen zweiten Keks in den Mund schob.

Taeko hatte ihn behaupten hören, er würde den zweiten erst essen, wenn er die Prüfung fertig hätte, um dann keine zwei Minuten später zu erfahren, dass man im Prüfungsraum nicht essen durfte.
 

Rei und Hitomi bombardierten Izune mit Fragen, was sie bei welchen Aufgaben geschrieben hätte, da sich jeder bei ihr sicher war, dass sie mit einhundert Prozent bestehen würde.

Yasu und Shiori saßen Rücken an Rücken auf dem Boden und sahen aus, als wollten sie auf der Stelle einschlafen.

Keiko hockte mit ihrem Taschenrechner in der Ecke und schien wohl einige der Aufgaben noch einmal durchzukalkulieren. Bei ihr machte sich Taeko kaum Sorgen, da sie vermutlich das intelligeneste Mitglied ihres Teams war.
 

Taeko selbst qualmten die Gehirnwindungen. Sie entschuldigte sich kurz bei ihren acht Freunden und verließ das Gebäude, um kurz frische Luft schnappen zu können, den Kopf freizubekommen.
 

Es war Frühling in Konoha.

Die Temperaturen stiegen zwar, aber es war noch nicht warm genug, schwimmen gehen zu können, dafür kühl genug, um sich draußen ein wenig zu erfrischen.
 

Der Prüfungsraum war doppelt so groß gewesen wie ein normaler Unterrichtsraum, hatte aber fast zweihundert Mann fassen müssen, weshalb nach einer Viertelstunde die Luft bereits so verbraucht und stickig geworden war, dass Taeko versucht gewesen war, ihre Kunai zu zücken und die Luft um sich herum in Scheibchen zu schneiden.

Nach einer halben Stunde war sie bereits völlig durchgeschwitzt gewesen und auf halbem Wege durch die Prüfung war ihr übel und schwindelig geworden.
 

Taeko war noch immer wackelig auf den Beinen und lehnte sich an die Außenwand des Akademiegebäudes. Sie atmete ein paar Mal tief durch und fühlte sich gleich etwas besser. Der Prüfer hatte erst gegen Ende die Fenster geöffnet und das hatte auch nicht mehr viel geholfen.
 

„Glückwunsch für die erste Etappe der Chuunin-Auswahlprüfungen!“ meldete sich eine Stimme neben ihr und Taeko hob überrascht die Brauen. Sie hatte nicht bemerkt, dass sich jemand zu ihr gesellt hatte.

„Danke.“ murmelte sie nur.
 

Neben ihr stand ein Mädchen, vielleicht ein wenig älter als sie selbst und lächelte sie zutraulich an. Sie hatte ellbogenlanges, schwarzes Haar und ebenso schwarze Augen, das Sonnenlicht spiegelte sich in ihnen und verlieh ihrem Blick etwas Warmes. An der linken Wange hatte sie eine schmale Narbe, wohl von einer Mission, wie Taeko aufgrund des Konoha-Stirnbandes um ihrem Hals vermutete.
 

„Bist du neu im Dorf? Ich hab dich hier noch nie gesehen.“ erkundigte sich Taeko und das Mädchen nickte.

„Ja, ich bin erst vor ein paar Wochen hergezogen.“ stimmte sie zu und reichte ihr die Hand. „Aki Takayama. Freut mich, dich kennenzulernen.“
 

„Taeko Kiyoyama.“ stellte sich Taeko vor und schlug ein, doch kaum berührte die Bandage ihrer rechten Hand Akis, verfinsterte sich der eben noch so freundliche Blick.
 

Aki hielt Taekos Hand fest, fast so stark, dass es wehtat.

„Takayama-san...?“ stammelte Taeko überrascht.

„Wusste ich’s doch. Gibt viele, die sich die Hände verletzen und Bandagen tragen müssen, aber ich spüre dein Kekkei Genkai durch die Bandage. Du bist also wirklich seine Brut, was?“ flüsterte Aki, nun mit einer eisigen, harten Stimmlage, die überhaupt nicht mehr an ihre freundliche Bergrüßung erinnerte.
 

„Was...? Wovon redest du?“ keuchte Taeko, während ihr Verstand noch versuchte, mit dem plötzlichen Wechsel der Stimmung mitzuhalten.
 

„Ich frage mich, kannst du überhaupt noch teilnehmen, wenn ich dir die Hand breche?“ fuhr Aki unbeirrt fort und ignorierte Taekos Fragen. „Tch. Näss dich nicht ein. Ich kann dich noch nicht verletzen, weil du sonst Beweise hättest.“
 

„Beweise wofür?“ fragte Taeko energisch und versuchte, ihre Hand aus Akis Griff zu befreien, der immer schmerzhafter wurde.

„Beweise dafür, was ich dir gleich erzählen werde, Taeko-chan.“ entgegnete Aki, die vertraute Anrede spöttisch betonend. „Hör gut zu, ich werde langsam reden, damit dein Hirn mitkommt, ja? Ihr Konoha-Kids habt’s echt gut, was? Kein Krieg mehr, alles paletti, hm? Sasuke hat ja ganze Arbeit geleistet, als er den bösen, bösen Bösewicht Itachi ermordet hat, hm?“
 

„Was hat Uchiha-san damit zutun?“ unterbrach Taeko sie alarmiert, als sie den Namen von Keikos und Nanakis Vater hörte. „Und wer ist Itachi?“
 

„Mein Vater, du Dorftrottel. Interessant, dass man hier nicht einmal mehr seinen Namen kennt. Fast, als hätte er nie existiert, hm?“ Aki spuckte verächtlich auf den Boden. „Ihr macht mich krank. Pass auf, Schätzchen. Dein friedliches Leben hat jetzt ein Ende, und weißt du auch wieso? Weil niemand hier denjenigen wertschätzt, der euch Drecksblagen diesen Frieden ermöglicht hat. Du denkst, du kannst fein Karriere machen und in dieser hübschen, kleinen Welt aufwachsen? Denk nochmal genau drüber nach, Taeko Kiyoyama.“
 

Sie ließ Taeko endlich los und setzte wieder ihr freundliches Lächeln auf.

„Ich freue mich schon, wenn wir in einem fairen Kampf im Wald des Todes aufeinander treffen, Kiyoyama-san.“ meinte sie, nun wieder in ihrem fröhlichen, sanften Tonfall. „Er trägt seinen Namen ja nicht zu Unrecht und außerdem sind sterbende Prüflinge keine Seltenheit. Mal gucken, wie viele es diesmal nicht schaffen, was?“
 

Mit diesen Worten ließ sie Taeko atemlos stehen und verschwand wieder im Gebäude.

Schwur

Der Tag neigte sich dem Ende zu und alle neun Genin hatten sich in Taekos Zimmer versammelt.

Sie hatte mühsam Ruhe bewahrt, als sie nach ihrem kurzen Zusammentreffen mit Aki Takayama zu ihnen zurückgekehrt war. Taeko hatte nicht gewagt, in Akis unmittelbarer Gegenwart von ihrer unverhohlener Drohung zu berichten, daher hatte sie ihre Freunde gebeten, später zu ihr zu kommen.

Sie alle kannten Taeko gut genug, um ihr die Anspannung von den Gesichtszügen ablesen zu können.
 

Taeko hatte ihre Ninja-Ausrüstung abgelegt, einen Jogginganzug angezogen und saß nun im Schneidersitz auf ihrem Bett. Keiko saß neben ihr und hatte ihre kleine Schwester im Arm, während der Rest sich Sitzkissen geschnappt und auf dem Boden vor ihr Platz genommen hatte.
 

Gerade schloss Taeko ihren Bericht und blickte unruhig zwischen den Gesichtern ihrer Freunde hin und her.

„Was sollen wir machen? Sie hat es ja selber gesagt, solange sie niemanden von uns verletzt, haben wir keine Beweise.“ meinte sie. „Außerdem, Keiko und Nanaki, wer ist Itachi Uchiha? Ich meine, er müsste ja mit euch verwandt sein...“
 

Keiko zuckte mit den Schultern und Nanaki hob den Zeigefinger.

„Ich weiß! Na ja... eigentlich weiß ich nichts, aber Papa hat mal mit Mama über ihn geredet, das hab ich mitgehört.“ erzählte sie. „Aber als ich nachgefragt habe, hat er mir keine Antwort gegeben und hat mich ins Bett geschickt.“
 

„Also existiert Itachi Uchiha als Person schon einmal, nur wissen wir nicht, wer er war. Sasuke Uchiha kannte ihn, es scheint ihm aber unangenehm zu sein, über ihn zu reden. Deshalb gab es wahrscheinlich einen Streit oder sogar eine gewalttätige Auseinandersetzung in der Vergangenheit.“ spekulierte Izune, während sie die Spitze ihres langen, blonden Zopfes zwischen den Fingern drehte. „Aber diese Person, die Taeko bedroht hat, hieß Takayama, nicht etwa Uchiha. Also ist es nicht sicher, dass sie die Wahrheit gesagt hat und wirklich seine Tochter ist.“
 

„Na ja, Minato und ich heißen auch Uzumaki, obwohl unsere Mutter Hyuuga heißt.“ warf Rei ein. „Glaube nicht, dass dieser mysteriöse Itachi sich asexuell fortpflanzen kann, also wird sie auch eine Mutter haben, oder?“
 

„Das... allein ist kein Beweis, dass sie die Wahrheit sagt, Rei.“ entgegnete Izune ein, man konnte das Augenrollen fast aus ihrer Stimme heraushören.
 

„Die Uchihas waren ja schon früher in Konoha ansässig, oder?“ fragte Hitomi. „Sie gehörten zu den großen Clans, genau wie die Hyuugas, richtig?“

Nanaki nickte bestätigend.

„Nun, dann müsste es doch irgendwo in der Hokage-Villa Aufzeichnungen über sie geben, oder? Einwohnerlisten oder so. Es müssten natürlich recht alte Dokumente sein, aber wenn Rei und Minato sich ins Archiv schleichen könnten, dann könnten wir zumindest rauskriegen, wer Itachi Uchiha ist.“ fuhr sie fort und Minato hob sofort abwehrend die Hände.
 

„Halt, Hitomi, nein. Das kann ich nicht bringen, ich kriege den Ärger meines Lebens, wenn ich das bringe!“ protestierte er, doch Rei unterbrach ihn mit einem genervten Aufstöhnen.

„Sag mal, was bist du eigentlich für ein Schisser?“ beschwerte sie sich. „Also, ich hab kein Problem damit. Mein kleines Trampeltier von einem Bruder würde sich wahrscheinlich erwischen lassen, aber ich bin viel eleganter. Mich erwischt man nicht so schnell.“
 

Taeko bedachte sie mit einem skeptischen Blick, da sie Rei bisher als nicht ganz so leichtfüßig und wendig erlebt hatte, wie diese soeben behauptet hatte, aber das war wohl ihre einzige Chance, Akis Identität aufzudecken.
 

„Okay, das ist ja schon schön und gut, aber ich denke, das Hauptproblem ist, dass sie uns alle umbringen will, stimmt mit da jemand zu?“ lenkte sie die Unterhaltung wieder auf das ihrer Ansicht nach größere Problem.
 

„Na und? Neun gegen eine, das werden wir ja wohl noch geschissen kriegen.“ entgegnete Shiori unbeeindruckt.

„Shi-chan, ich konnte mich nichtmal aus einem Handschlag befreien, ich denke, sie ist stärker als wir alle zusammen.“ widersprach Taeko.

„Das liegt daran, dass du als Kind deine Milch nie ausgetrunken hast.“ spöttelte Shiori. „Wenn wir alle neun zusammen losstiefeln, kann uns keiner was.“
 

Taeko wollte zu einer erbosten Antwort ansetzen, doch Yasu kam ihr unverhofft zu Hilfe.

„Niemand kann garantieren, dass wir uns im Wald des Todes überhaupt finden, Yamanaka-san.“ meinte sie. „Es gibt vier verschiedene Eingänge, damit sich die Teams verteilen und der Wald ist undurchdringlich. Wir würden nur Zeit verschwenden, wenn wir einander erst suchen, bevor wir losgehen.“
 

„Stimmt.“ räumte Shiori ein. „Und bitte, bei aller Liebe, hör auf, mich mit Nachnamen anzusprechen, wie lange kennen wir uns jetzt, sechs Jahre? Meine Güte.“
 

Hitomi lächelte kurz.

„Aber Yasu hat Recht. Im Wald des Todes sind wir in unseren angestammten Teams, das könnte brenzlig werden.“ stimmte sie zu.
 

„Deshalb ist es vielleicht von Vorteil, wenn wir unsere verbliebenen drei Tage nutzen, um so viel wie möglich über Aki Takayama herauszufinden. Damit wir einschätzen können, wie groß die Bedrohung ist, die sie darstellt.“ meldete sich Izune wieder zu Wort. „Die meisten Teams in diesem Wald werden uns an den Kragen wollen, aber nur sie wird direkt auf unsere Leben abzielen, nicht auf die Schriftrollen.“
 

„K-Könnten wir dann eine Abmachung treffen?“ meldete sich Keiko kleinlaut.
 

„Eine Abmachung, Onee-chan?“ fragte Nanaki überrascht. Normalerweise war Keiko in solchen Treffen sehr still und redete nur, wenn sie mit Rei und Taeko allein war. Große Gruppen machten sie nervös, auch wenn es ihre Freunde waren, deshalb war es äußerst ungewöhnlich, dass sie sprach.
 

„Ja. Ich, ähm... Ich weiß, dass ich euch alle vier Jahre lang zurückgehalten habe und ich habe wirklich Angst, gerade wegen Aki Takayama.“ erklärte Keiko. „Deshalb... deshalb finde ich, wir sollten einander schwören, dass wir uns nicht gegenseitig angreifen und einander helfen, so gut es möglich ist. Es ist schon schlimm genug, dass die meisten der anderen Teams unsere Feinde sind und wir jetzt auch noch jemanden haben, der uns töten will... wir sollten... zusammenhalten.“

Sie war zum Ende hin immer leiser geworden.
 

„Ich dachte, das wäre selbstverständlich.“ meinte Shiori.

„Stimmt, ist es. Aber wir könnten es uns trotzdem versprechen, so offiziell meine ich. Wenn es Kei-chan hilft, ist es doch gut, oder?“ schlug Hitomi vor und erntete allgemeine Zustimmung.
 

„Kommt mal kurz hier runter, ihr drei.“ bat Rei und Taeko, Nanaki und schließlich auch Keiko folgten ihrer Bitte.
 

Rei streckte ihre rechte Hand aus und winkte die anderen ungeduldig her, bis sich alle um sie versammelt und ihre Hände auf Reis gelegt hatten.
 

„Okay, alle sprechen mir jetzt nach, okay?“ gebot sie und wartete kurz das Nicken ab, das durch die Reihe der Freunde lief.
 

„Ich schwöre, dass ich, nicht nur während der Prüfung, sondern auf ewig, meinen Freunden zur Seite stehe, sie unterstütze, wo ich kann, selbst wenn ich dafür meinen eigenen Sieg oder körperliche Unversehrheit opfern muss. Ich schwöre, dass ich meinen Freunden niemals in den Rücken falle, ganz gleich, was geschieht.“
 

--
 

Eine Stunde später waren fast alle weg, nur Keiko und Rei blieben noch zum Essen.

Es gab kalte Reisbälle mit Gemüsebrühe zum Dippen, ein klassisches Abendessen im Hause Kiyoyama.
 

Mineko wusste, dass Taeko es lange schwer hatte, Anschluss zu finden, wegen ihrer Abstammung und ihrer rechten Hand, die sie stets einbandagierte, weil sie sich schämte. Deshalb nahm sie Rei und Keiko, sowie die anderen Sechs mit offenen Armen auf und behandelte sie, als wären es Familienmitglieder.
 

Sogar Keiko, die schüchterne, verhuschte Keiko war mit ihr warm geworden und konnte ausgelassen bei Tisch reden und mit ihren Freunden lachen, was wirklich eine Seltenheit für sie war.

Taeko wusste von Nanaki, dass Keiko zuhause genauso still war wie in der Öffentlichkeit. Ihr Vater setzte sich unter Druck, deshalb hatte sie stets das Gefühl, nicht gut genug zu sein, was dazu führte, dass sie kaum sprach.
 

Heute Abend feierten sie den Abschluss der Theorieprüfung, denn vor ein paar Minuten war ein Brief mit der Mitteilung ins Haus geflattert, dass Taeko die Theorieprüfung mit dreiundachtzig Prozent bestanden hatte.

Mineko hatte den drei Mädchen jeweils ein Schnapsgläschen mit Umehsu, japanischem Pflaumenwein hingestellt, Rei und Keiko hatte sie eingeschärft, ihren Eltern nichts davon zu erzählen, aber es war vorprogrammiert, dass Rei bei Minato angeben würde und es doch die Ohren ihrer Eltern erreichen würde.
 

Taeko bezweifelte, dass es an dem bisschen Alkohol lag, dass sie sich besser fühlte. Das Versprechen, dass sie und ihre Freunde sich gegeben hatten, hatte ihre Angst besänftigt. Vielleicht würde sie in dieser Nacht doch ein wenig Schlaf abbekommen.

Sensei

„...ko!“
 

Im Halbschlaf nahm Taeko die Stimme ihrer Mutter wahr, die sie von irgendwoher rief. Sie war noch nicht wach genug, um zu reagieren, doch sie konnte bereits den weichen Stoffbezugs ihres Kissens an der Wange spüren und die Wärme ihrer Bettdecke, die ihre eigene Körperwärme auf sie zurückreflektierte.
 

„Taeko!“
 

Widerstrebend ließ sich Taeko aus ihrem Dämmerzustand zwischen Wachsein und Schlafen holen. Sie war am Abend zuvor noch lange wachgeblieben und hatte gelesen, was sie nun bereute. Heute stand die „Generalprobe“ für den zweiten Teil der Prüfungen an.
 

„Bin wach, bin wach.“ murmelte Taeko und zog sich die Decke über den Kopf. Wenn sie darüber nachdachte, dass sie übermorgen schon mit Rei und Keiko im Wald des Todes sein würde, wollte sie am liebsten gar nicht mehr aus ihren Bett krabbeln.
 

Schließlich schaffte sie es, sich dazu zu überreden, ihr warmes, sicheres Bett zu verlassen.
 

Mineko war bereits wieder rausgegangen und hatte wohl beschlossen, dass Taeko alt genug war, um eigenständig aufzustehen.

So richtig wach wurde Taeko allerdings erst unter der Dusche.
 

Sie duschte immer heiß. Kaltes Wasser konnte sie um halb sechs in der Frühe noch nicht ertragen und sie liebte es, wenn der Wasserdampf das kleine Badezimmer füllte, sodass der ganze Raum weiß wurde.

Meistens blieb Taeko so lange unter dem heißen Wasser stehen, bis ihre Haut sich rötlich färbte.
 

Doch heute konnte sie sich das nicht erlauben. Sie hatte pünktlich beim Training zu sein, deshalb war sie auch eine halbe Stunde früher als sonst aufgestanden.

Abermals musste sie sich zwingen, einen angenehmen, warmen Ort zu verlassen.
 

Nachdem sie sich die Zähne geputzt hatte, griff sie nach der dritten Zahnbürste im Raum und begann halbherzig, mit der linken Hand die Zähne in ihrer rechten zu schrubben. Natürlich verstand sie, dass sie ihren zweiten Mund reinigen musste, wenn sie ihn benutzt hatte, Lehmkrümel in der Hand sahen einfach nicht schön aus, doch Mineko bestand darauf, dass sie ihre Hand genauso pflegte, wie ihre „richtigen“ Zähne.
 

Taeko kam sich unglaublich dämlich dabei vor, aber im Badezimmer sah sie ohnehin niemand, als musste sie deshalb keinen Streit mit ihrer Mutter riskieren.
 

Sie spülte ihre Hand aus und trocknete sie ab, dann ließ sie das große Badetuch fallen, das sie sich um den Körper gewickelt hatte und zog sich an.
 

Sie trug ein einfaches, blaues T-Shirt. Das einzig Besondere daran war, dass Mineko es mit einem Namensaufnäher am Rücken versehen hatte. Der war allerdings auch blau und befand sich recht weit oben im Nacken, sodass Taekos kurzes Haar ihn noch verdeckte.

Dazu trug sie knielange, schwarze Leggins, komplett mit Gürteltasche und Shuriken-Holster am Bein. Nichts besonders Elegantes, aber ihr Outfit erfüllt seinen Zweck.
 

Nachdem sie sich die Haare geföhnt hatte, trat Taeko wieder vor den Spiegel, schob ihren Seitenpony fort und steckte die Haare mit Klammern fest, damit sie sie sich schminken konnte, ohne dass ihr Pony ihr in die Quere kam.

Sie war ein fünfzehn Jahre altes Mädchen, ein wenig Make-Up wollte sie durchaus tragen, um kleine Rötungen, Pubertäts-Akne und andere Imperfektionen an ihrer Haut zu verstecken. Mehr als Puder hätte Mineko ihr auch noch nicht erlaubt.
 

Als sie fertig war, löste sie die Klammern und ließ ihren Pony einfach wieder an seinen Platz fallen.

Das war, abgesehen von ihren blauen Augen vielleicht das Einzige, was sie noch als Tochter ihres Vaters auswies. Da man einen Haarschnitt allerdings nicht erben konnte, führte Taeko das auf ihre Erziehung zurück. Mineko hatte ihr immer glauben gemacht, sie hätte das perfekte Gesicht für einen Seitenpony und ein junges Mädchen wie sie glaubte ihrer Mutter das natürlich.
 

Sie öffnete eine Schublade unter dem Waschbecken und holte eine Packung Bandagen heraus, wickelte eine davon um ihre rechte Hand und fixierte die Bandage mit einer kleinen Stecknadel.
 

Zufrieden betrachtete sie ihr Werk im Spiegel, ehe sie sich zu ihrer Mutter an den Frühstückstisch gesellte.

Taeko aß wenig, da ihr beim Training manchmal übel würde, wenn sie vorher zu viel gegessen hatte.
 

„Bin weg!“ rief sie von der Tür aus, nachdem sie in ihre Ninja-Sandalen geschlüpft war und hörte nur noch ein „Viel Spaß, sei brav!“ aus der Küche, ehe die Haustür hinter ihr ins Schloss fiel.
 

Taeko lief mit mittlerem Tempo die Straße entlang, hielt kurz bei einem Geschäft und kaufte eine handvoll Bonbons und wie jeden Morgen verabschiedete die ältere Dame, der dieser Laden gehörte, Taeko mit einem „Viel Spaß, Taeko-chan“.
 

Der nächste Halt war der Haruno-Haushalt, in dem Keiko, Nanaki, deren Eltern und Großeltern mütterlicherseits lebten. Taeko holte die Beiden jeden Morgen ab, drückte Nanaki die zuvor gekauften Süßigkeiten in die Hand und plauderte mit Keiko über Belangloses.
 

Zu dritt erreichten sie die Hokage-Villa, an deren Einga bereits Rei und Minato warteten. Minato und Nanaki verabschiedeten sich und liefen weiter, um Izune zu treffen, während das nun vollständige Team 16 auf ihren Teamleiter wartete.
 

Shiroe Inuzuka ließ wie immer, nicht lang auf sich warten, grüßte seine Schützlinge und führte sie dann an den Rand eines Waldstücks außerhalb des Dorfes, das ihnen als Trainingsort diente.
 

Zwei Stunden lang quälten sich die drei angehenden Kunoichi durch einen Wechsel aus Ausdauer- und Krafttraining, bis Shiroe gnädig die erste Pause ankündigte.
 

Keiko und Rei hatten ihre Sandalen ausgezogen und ließen die nackten Füße im nahegelegenen Teich abkühlen, während Shiroe Bentos verteilte.

Taeko war abseits geblieben, denn das Training hatte sie wieder an Aki denken lassen und ihre Sorge war zurückgekehrt. Allein saß sie im Schatten eines Baumes und drehte gedankenverloren ihre Wasserflasche in der Hand.
 

„Taeko, ist alles okay?“ erkundigte sich Shiroe, den Taeko gar nicht hatte kommen sehen.

Sie sah auf und nickte halbherzig, entschied sich allerdings sofort wieder um.

„Shiroe-sensei, kann ich dir was anvertrauen?“ fragte sie und sah die Gesichtszüge ihres Lehrers weich werden.
 

„Sicher.“ antwortete er und setzte sich zu ihr. „Du kannst mir alles erzählen, das weißt du doch.“

Sie nickte langsam.

„Ich weiß. Aber es ist ein bisschen schwierig und ich komme mir auch total dumm dabei vor, deshalb...“ Sie brach ab und nahm einen Schluck aus der Flasche, mehr um die Pause zu füllen, als tatsächlich um Flüssigkeit aufzunehmen.
 

„Immer raus damit.“ meinte Shiroe geduldig und wartete, bis Taeko die Flasche wieder zugeschraubt und neben sich auf den Boden gestellt hatte.

Sie spielte unruhig an der Bandage herum, die sie an der rechten Hand trug, während sie weitersprach.

„Ich habe gestern, nach der Prüfung jemanden getroffen.“ begann sie. „Sie hieß Aki, Aki Takayama. Am Anfang war alles noch okay und ganz normal aber, na ja, sie hat mich bedroht.“

„Bedroht?“ wiederholte Shiroe und klang dabei leicht alarmiert.

„Ja, nicht direkt... aber sie hat gesagt, dass sie mich und die ganzen anderen im Wald des Todes umbringen wird, weil wir den Frieden nicht verdienen, oder so. Ich hab nicht ganz verstanden, was sie damit meint, aber es macht mir Angst, vor allem, weil sie noch meinte, sie wäre die Tochter von irgendeinem Itachi, den aber keiner kennt und... ach, ich weiß, das hört sich total dumm an.“ Taeko ließ den Kopf hängen. „Tut mir leid.“
 

Shiroe schüttelte den Kopf.

„Nein, tut es nicht. Ich weiß, wer Itachi ist, wenn es der Itachi ist, von dem ich denke, dass er es ist.“ entgegnete Shiroe und dämpfte Taekos aufflammende Neugier sofort wieder. „Ich darf es dir aber nicht sagen. Das ist eine Angelegenheit, mit der ihr Kinder nichts zutun haben solltet. Ich kann aber für dich herausfinden, ob sie die Wahrheit sagt.“
 

„Wirklich?“ freute sich Taeko und hörte endlich auf, an ihrer Bandage zu spielen. „Wir wollten Rei ins Archiv schicken, aber...“

„Das ist keine gute Idee.“ unterbrach Shiroe sie.

„Ich weiß, dachte ich nämlich auch.“ stimmte Taeko zu.
 

Shiroe lächelte und legte ihre die Hand auf die Schulter.

„Keine Sorge, ich sehe schon zu, dass keinem meiner Schützlinge etwas passiert. Diese Takayama wird euch nichts tun, solange ich da bin.“ versprach er. „Hast du deiner Mutter davon erzählt?“
 

Taeko schüttelte den Kopf.

„Sie würde sich nur noch mehr Sorgen um mich machen, als sie ohnehin schon tut.“ meinte sie. „Sensei, du bist doch vor ein paar Wochen mit ihr ausgegangen, oder? Sie hat mir nichts erzählt und ich bin noch nicht dazu gekommen, dich zu fragen. Ist mir grade erst wieder eingefallen.“
 

Er lachte verlegen.

„Oh, das...“ antwortete er. „Ja, es.... lief nicht so gut, wie ich gehofft hatte. Danke nochmal, dass du sie überredet hast.“

Entäuscht lehnte sich Taeko an den Baumstamm zurück.

„Sie hat dich abblitzen lassen?“ fragte sie entrüstet. „Wieso denn das, ich verstehe das gar nicht, mir hat sie gesagt, dass sie dich mag!“

„Taeko, das ist leider nicht so einfach, wie du es dir vorstellst. Wir Erwachsenen sind furchtbar kompliziert.“ entgegnete er. „Deine Mutter ist eine wundervolle Frau, aber sie ist bis heute nicht über deinen Vater hinweg. Ich könnte ihn niemals für sie ersetzen und das habe ich begriffen. Keine Sorge, sie hat mir nicht das Herz gebrochen, da musst du dir keine Sorgen machen.“
 

Shiroe zwinkerte ihr kurz zu, was Taeko wieder lächeln ließ. Sie hatte in ihrem Sensei schon immer die Vaterfigur gesehen, die sie nie haben durfte, deshalb hatte sie aktiv mitgeholfen, ihre Mutter mit ihm zu verkuppeln, sobald sie bemerkt hatte, dass sich Shiroe für Mineko interessierte.

Ihre kindlich-naive Fantasie hatte sich schon in den schönsten Farben ausgemalt, wie es wäre, wenn Mineko ihn heiraten würde, doch nun musste Taeko einsehen, dass ihre Mutter wohl niemals wieder jemanden so lieben könnte, wie Deidara.
 

„Trotzdem schade.“ murmelte sie.

„Natürlich ist das schade, aber da kann man nichts machen.“ stimmte Shiroe zu. „Aber weißt du, es gibt drei Dinge, die du in deinem Leben brauchst – die Kraft, Dinge zu ändern, die du ändern kannst, die Gelassenheit, Dinge zu akzeptieren, die du nicht ändern kannst und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden. Ich bin ziemlich gelassen, weißt du.“
 

Taeko seufzte nur und nickte.
 

Am Abend beschloss Taeko, dass Keiko bei ihr übernachten würde. Das taten die Freundinnen von Zeit zu Zeit und Mineko freute sich immer, wenn Taeko jemandem mit heimbrachte.
 

Keiko saß bereits im Pyjama im Wohnzimmer und plauderte mit Mineko, während Taeko mit geschlossenen Augen in der Badewanne lag. Ihr Haar hatte sie hochgebunden, damit sie es nicht noch einmal föhnen musste.
 

Sie fühlte sich sicherer mit Shiroes Versprechen, sie und ihre Freunde vor Aki zu schützen und deren Identität aufzudecken. Sie hatten vereinbart, die Informationen morgen früh auszutauschen, weshalb Taeko heute schon früher schlafen ging – ganz einfach, damit der nächste Morgen schneller käme.

Geheimnisse

Taeko war bereits wach, frisch geduscht und angezogen, während Keiko noch schlief. Die beiden Mädchen hatten in Taekos Bett geschlafen, weshalb Taeko über sie hatte klettern müssen, da sie an der Wandseite gelegen hatte.

Keiko litt unter einer leichten Angststörung, weshalb sie Einschlafprobelem hatte und nachts oft aufstehen musste, damit sie sich beruhigen konnte, wenn sie eine irrationale Panikattacke bekam.
 

Sie hielt Taeko meistens damit wach, wenn sie bei ihr übernachtete, doch heute Nacht war es eher Taekos eigene Anspannung gewesen, die sie um den Schlaf gebracht hatte.
 

Eine Stunde später war auch Keiko bereit, loszugehen und die Beiden verließen endlich das Haus.

Sie folgten Taeko üblicher Route: Süßkramladen, Haruno-Haushalt, Hokage-Villa, doch als sie den letzten Punkt ihres Weges erreicht hatten, hielt Keiko Taeko zurück.
 

„Ist es nicht... ungewöhnlich laut da hinten?“ fragte sie.

Sie befanden sich in einer Seitenstraße, die von der großen Hauptstraße abzweigte. Wenn sie um die Ecke gingen, könnten sie ihr Ziel bereits sehen.

„Stimmt.“ meinte Taeko und zog ungeduldig an Keikos Arm. „Lass uns gehen, vielleicht gibt’s ja was umsonst.“

Nanaki hatte eben ihr letztes Bonbon gegessen und stimmte energisch zu. Ein Menschenauflauf bedeutete für sie immer etwas zu essen, egal, wo sie sich befand.

Keiko tadelte sie halbherzig dafür, so kindisch zu sein, immerhin war Nanaki schon vierzehn.
 

Die Menschenmenge, die sich um den Eingang der Villa gebildet hatte, wirkte allerdings nicht ganz so, als bekäme man hier etwas geschenkt.
 

„Taeko!“ rief Rei, die sich gerade hindurchzwängte. Sie sah abgehetzt und panisch aus, das bisschen Eyeliner, das sie trug, war verschmiert und ließ sie aussehen, als hätte sie tiefe Augenringe.
 

„Uzumaki? Ist was passier-...?“ setzte Taeko an, weniger feindselig als sonst, nicht zuletzt, weil Rei sie ungewöhnlicherweise mit Vornamen angesprochen hatte.

„Geh nicht da hin, tu’s einfach nicht, okay? Keiko, bring Nanaki-chan hier weg-... Taeko?“ Rei hatte nur einen Moment nicht aufgepasst, schon war Taeko an ihr vorbeigehuscht und in der Menschenmenge verschwunden.
 

Mit einem unguten Gefühl, das sich als Knoten in ihrer Kehle zu manifestieren schien, drängte sie sich an den Schaulustigen vorbei und schreckte zurück, als sie es bis nach vorn geschafft hatte.
 

Da war gelbes Absperrband um den Eingang der Villa gespannt und einige, wichtig aussehende Personen sprachen gerade mit Naruto, der in voller Hokage-Montur im abgesperrten Bereich stand. Er wollte etwas zu ihr sagen, als er Taeko erkannte, doch sie blickte nur auf den leblosen Körper, der zu den Füßen des Hokage lag.
 

Die Leiche lag auf dem Bauch und angetrocknetes Blut hatte den Boden um den Kopf herum braunrot gefärbt.

Von der Farbe trockenen Bluts hob sich ein anderes, viel kräftigeres Rot ab, ein kleiner, verwischter Make-Up-Schmierer an der Wange des Opfers.
 

Die Gesichtsbemalung des Inuzuka-Clans?
 

Taeko ignorierte sämtliche Personen, die sie aufhalten wollten, inklusive Rei, die ihr inzwischen gefolgt war, und duckte sich unter dem Absperrband durch, um ihre schreckliche Vermutung zu widerlegen.
 

Es konnte einfach nicht sein, oder?
 

„Kiyoyama-san, wir....“ setzte Hinata an, die ebenfalls am Tatort war, doch Taeko hörte sie nicht mehr.

In ihrer Magengrube war eine schmerzhafte Mischung as Entsetzen, Panik und Trauer entstanden, die nun ihren Hals hochstieg. Sie wollte den Namen des Ermordeten laut herausschreien, doch brachte nur ein ersticktes Flüstern zustande, während sich, ohne dass sie etwas dagegen tun konnte, die ersten Tränen ihren Weg über ihre Wangen bahnten.
 

„Shiroe-sensei!“
 

Taeko schlug die Hand fort, die Rei ihr auf die Schulter gelegt hatte, um einen Gefühlsausbruch zu verhindern, wandte sich um und sah sich hektisch in der Menge um, jedem Einzelnen die selbe, stumme Frage stellend: Warum?
 

Ihr Blick blieb an einem vertrauten Gesicht haften und keine zwei Sekunden später fand sich Aki Takayama auf dem Boden wieder, mit Taeko, die über ihr kniete und ihr ein Kunai an die Kehle hielt.
 

Völlig unbeeindruckt blickte sie in Taekos verweintes, zorn- und schmerzverzerrtes Gesicht, hielt ihrem hasserfüllten Blick stand.

„Du warst es!“ schrie Taeko ihr entgegen, ihre Stimme bebte, war tränenschwer und von Hysterie und blinder Wut erfüllt. „Du hast ihn getötet!“
 

„Du kanntest ihn, Kiyoyama-san?“entgegnete Aki völlig ruhig, als harter Kontrast zu Taeko. „Mein Beileid.“

„Tu nicht so scheinheilig! Ich weiß, dass du es warst! Gib es zu, verdammt!“ Taeko holte mit der linken Faus aus und war im Begriff, zuzuschlagen, als ein eiserner Griff sie aufhielt.
 

„Das reicht jetzt, Taeko.“ Der Hokage persönlich, Naruto, zog Taeko mit sanfter Gewalt von Aki fort. „Du bist verwirrt und geschockt. Beruhige dich. Dieses Mädchen kam eben erst hier an, außerdem war Shiroe Inuzuka ein Jounin. Sie ist ein Genin. Sie kann es nicht gewesen sein.“
 

Taeko riss sich los und funkelte Aki mit ihren, rotgeweinten, verquollenen Augen an.

„Wir sind noch nicht fertig miteinander.“ zischte sie und Aki richtete sich endlich auf, berührte mit dem Zeigefinger die Stelle, an der Taekos Kunai ihren Hals berührt hatte.

„In der Tat, das sind wir nicht, Kiyoyama-san.“
 

--
 

Zwei Stunden waren vergangen und Minato Uzumaki stand vor der Zimmertür seiner Schwester.

„Rei, bist du da?“ fragte er und klopfte.

„Geh weg!“ kam es gedämpft von innen. Ihrer Stimme nach zu urteilen, weinte Rei.
 

Minato seufzte leise und öffnete trotzdem die Tür.
 

Rei hockte mit angezogenen Knien auf ihrem Bett und hatte den Kopf in die Arme gelegt. Ihre Schultern zitterten leicht.

„Ich hab gesagt, du sollst weggehen.“ schluchzte sie und klang dabei nicht sehr überzeugend.
 

Ihren Befehl ignorierend, setzte sich Minato zu ihr und legte den Arm um sie.

„Als ob ich jemals tun würde, was du von mir verlangst.“ murmelte er, während Rei ihre Haltung aufgab und die Umarmung ihres Bruder erwiderte.
 

Sie versenkte ihr Gesicht in seiner Halsbeuge und wimmerte leise.
 

„Es is’ einfach nich’ fair!“ konnte Minato undeutlich aus Reis Schluchzern verstehen. „Es is’ nich’ fair!“
 

„Ich weiß.“ antwortete er und strich seiner Zwillingsschwester übers Haar. Er muss sich anstrengen, nicht selbst loszuweinen, weil er seine sonst so starke Schwester weinen sah. „Ich weiß, Rei.“
 

--
 

„Keiko, mach die Tür auf.“ befahl Sasukes kühle Stimme von außen.

Keiko bekam Panik und suchte mit zitternden Händen nach Taschtüchern, um ihre Tränen zu trocknen.
 

„Ich, äh... gleich!“ rief sie, in der Hoffnung nicht allzu verweint zu klingen, während sie sich das Gesicht mit den Ärmeln trocktete, da sie keine Taschentücher im Zimmer hatte.
 

„Ich komme jetzt rein.“ informierte Sasuke von außen.

„Nein, ich...!“ setzte Keiko an und hielt mitten im Satz inne, als ihr Vater die Tür einfach öffnete.

Sasuke blickte einen Moment lang in Keikos rotgeweinte Augen, ehe er seine eigenen für einen Moment lang schloss.
 

„Du wolltest nur nicht, dass ich sehe, wie du weinst?“ fragte er und klang so unglaublich vorwurfsvoll dabei, dass Keiko am liebsten gleich weitergeweint hatte, doch sie riss sich zusammen und nickte nur stumm.
 

„Weil ich es als Schwäche interpretieren würde, dass du den Verlust deines Senseis betrauerst?“ fragte er weiter und Schuldgefühl stieg in Keiko auf. Wenn er es so ausdrückte, klang es, als würde sie ihn als schlechten Menschen darstellen, was sie nicht tat. Für sie war ihr Vater der Ritter in strahlender Rüstung, das leuchtende Vorbild, aber garantiert kein schlechter Mensch!

Sie nickte dennoch.
 

Sasuke seufzte.

„Ich glaube, du hast mich ein bisschen missverstanden.“ meinte er und trat einen Schritt auf seine Tochter zu. „Ich will nicht, dass du zu einem perfekten, emotionslosen Roboter wirst. Ich will nur, dass du stärker wirst als ich. Das ist alles.“
 

„Was?“ murmelte Keiko, sie traute sich nicht, lauter zu sprechen, da sie befürchtete, das die Tränen dann wieder fließen würde.

Fast wäre sie zusammengezuckt, als sie Sasukes Hand auf ihrem Kopf spürte.
 

„Das heißt nicht, dass du nicht weinen darfst.“
 

--
 

Taeko hatte ihre Mutter abgewimmelt und sich in ihrem Zimmer eingeschlossen.
 

Ihre Wut auf Aki war rasch der reinen, puren Trauer gewichen.

Shiroe war wie ein Vater für sie gewesen. Sie hätte nie gedacht, dass sie ihn so schnell verlieren würde, dass sie irgendwen so schnell verlieren würde, obwohl der Tod für sie ein ständiges Thema war.
 

Als Ninja lernte sie, andere zu töten und zu verhindern, selbst getötet zu werden. Sie hatte ein Formular unterzeichnet, dass sie es in Kauf nähme, im Wald des Todes zu sterben. Doch nun hatte sie zum ersten Mal in ihren Leben eine echte Leiche gesehen und nicht nur von irgendwem, sondern von jemandem, der ihr so nahe stand.
 

Zusätzlich war dieses brennende, sie zerfressende Schuldgefühl dazugekommen. Sie war sich zu einhundert Prozent sicher, dass Aki der Mörder war. Shiroe war gestorben, weil er das Geheimnis um ihre Identität aufgedeckt hatte. Zwei Personen konnte nur ein Geheimnis bewahren, wenn einer von ihnen tot war. Das war etwas, was man ihr in der Akademie beigebracht hatte.
 

Sie hatte dieses Sprichwort immer so unglaublich cool gefunden, sie hatte sich wie ein Assassine, ein Geheimagent gefühlt, wenn sie es rezitiert hatte, doch nun hatte Aki tatsächlich nach diesem Motto gehandelt.
 

Es war ihre Schuld.

Taeko hätte Shiroe nie von Aki erzählen sollen, dann wäre vielleicht noch am Leben.
 

Sie sprang von ihrem Bett und blickte zum Kalender. Das große, rote X markierte den Beginn des zweiten Prüfungsteils.

Und der war morgen.
 

Inzwischen war es ihr egal, was Keiko und Rei dazu sagten. Wenn Aki sie im Wald des Todes umbringen wollte, konnte die sen Spieß genauso gut umdrehen. Genug Hass hatte sie nun in sich.

Shiroe Inuzukas Tod würde nicht ungerächt bleiben.

Auftakt

Taeko verließ das Akademiegebäude, gemeinsam mit sämtlichen anderen Prüflingen. Die theoretischen Prüfungen wurden seit der großen Bildungsreform durch Naruto in den Heimatdörfern abgehalten. Erst heute waren die Prüflinge aus den anderen Dörfern angekommen und hatten soeben, gemeinsam mit den Konoha-Genin an einer kleinen Informationsveranstaltung teilgenommen, bei der alle Regeln und Abläufe erklärt wurden.
 

Taeko fühlte sich taub, wie ausgehöhlt. Es war gerade vierundzwanzig Stunden her, dass sie mit der Leiche ihres Senseis konfrontiert worden war und ihr Team war genauso lethargisch wie sie selbst. Fast waren sie alle drei bereit, die Prüfung abzubrechen, doch ein winziger Funke Kampfgeist glomm noch in Taekos Herzen. Shiroe hatte sie und ihre Kameradinnen monatelang auf diese Prüfung vorbereitet. Er hätte nicht gewollt, dass sie seinetwegen aufgäben.
 

Ihre Freunde aus Team 13 und 18 waren Shiroe zwar nicht ganz so nahegestanden, doch saß auch bei ihnen der Schock tief.

Jemand war ermordet worden, jemand, den sie alle kannten – allein das war schon erschreckend. Außerdem hatte Taeko vor der Informationsveranstaltung alle eingeweiht, sie wussten nun, dass Shiroe im Begriff gewesen war, Akis Identität aufzudecken. Die Bedrohung, die sie ausstrahlte, war nun viel realer, nicht nur für Taeko.
 

Nach und nach kamen alle neun Rookie-Genin zusammen. Izune ergriff Taekos Arm und nahm sie zur Seite.
 

„Siehst du das rothaarige Mädchen da vorne?“ fragte sie und wies verstohlen nach rechts, wo sich eine kleine Dreimanngruppe versammelt hatte.

„Was ist mit ihr?“ entgegnete Taeko ermüdet, sie war nicht in Stimmung, neue Bekanntschaften zu schließen, doch darum schien es Izune auch nicht zu gehen.
 

„Das ist meine Cousine, Aiko.“ erklärte sie. „Die Tochter des fünften Kazekage und das neue Gefäß von Shukaku. Du weißt schon, der Einschwänzige.“

Taeko nickte. Ja, sie wusste davon, dass die Tochter des Kazekage sein Erbe trug, das in Form der großen Kürbisflasche Gestalt angenommen hatte.

„Sie ist stark. Ich glaube, sie kann uns helfen, die Prüfung zu überleben, Taeko. Du weißt am besten über Takayama bescheid, vielleicht solltest du es ihr erklären.“ schlug Izune vor und Taeko musterte Aiko aus der Entfernung skeptisch.
 

Das Mädchen war sicherlich einen halben Kopf größer als sie und alles an ihr, ihr Gesichtsausdruck, die Art, wie sie ihre Haare zu einem praktischen Zopf gebunden hatte, ihre Körperhaltung – alles strahlte Sicherheit und Selbstbewusstsein aus.
 

„Izune, wie alt ist sie?“ erkundigte sich Taeko.

„Sie wird in zwei Monaten zwanzig.“ antwortete Izune. „Sie ist eigentlich schon weit über Chuunin-Level, allein schon wegen Shukaku, aber sie wollte warten, bis ihre kleine Schwester alt genug ist, um teilzunehmen, damit sie ihr helfen kann.“

„Ihre Schwester?“ fragte Taeko weiter.

„Ja, Aimi-chan. Sie ist erst fünfzehn, so alt wie Nanaki.“ bestätigte Izune. „Los, sprich sie an. Ich weiß, du glaubst, sie nimmt dich nicht ernst, weil du vier Jahre jünger bist als sie, aber das ist nicht wahr. Vertrau mir.“
 

Taeko nickte, strich nervös ihre Kleidung glatt und ging mit gemäßigtem Tempo auf das Team aus Suna zu.

Neben Aiko stand ein kleineres Mädchen, mit den selben, blutroten Haaren, vermutlich Aimi, und sprach mit einem Jungen, der fast größer war als Aiko selbst, und eine Maske trug, die alles abwärts seiner Nase verbarg. Als Taeko etwas näher kam, erkannte sie zwei violette Streifen an seiner linken Wange, direkt unter dem Auge. Das musste Kenji sein, Izunes Cousin, Sohn des inzwischen meisterhaften Puppenspielers Kankuro.
 

„Ähm,... Entschuldigung?“ meldete sich Taeko zu Wort, um Aikos Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

Kenji blickte sie schweigend, mit einer Spur Misstrauen im Blick an, während Aimi sie freundlich anlächelte.

Aiko drehte sich zu ihr um und Taeko spürte, wie sie unwillkürlich vor ihr zurückschreckte. Sie hatte ein gutes Gespür für Chakra und das, was sie bei Aiko wahrnehmen konnte, verschlug ihr für einen Moment die Sprache. Sie war es zwar gewohnt, hin und wieder mit Bijuu-Chakra in Berührung zu kommen, da sie als Reis Freundin in der Hokage-Villa ein und ausging, doch Aikos Chakra hatte eine völlig andere Natur als Narutos.
 

„Ja?“ fragte sie, als hätte sie Taeko Zurückschrecken nicht bemerkt. Vermutlich war sie es gewohnt, dass Leute sich vor ihr fürchteten.

„Ähm, ich...“ Taeko räusperte sich. „Ich bin Taeko Kiyoyama, eine Freundin von Izune. Ähm, du bist... Aiko-san, richtig?“

Sie nickte: „Sabaku no Aiko, stets zu Diensten.“

Eine Spur Zynismus schwang in ihrer Stimme mit, als sie sich mit vollem Titel vorstellte. Schließlich war das der Titel ihres Vaters, der auf sie übergegangen war.

„Kann ich dich kurz sprechen? Allein?“ bat Taeko und Kenji ergriff Aikos Arm, als sie nickte. Er blickte sie alarmiert an und schüttelte den Kopf, doch Aiko befreite sich mühelos.

„Du bist übervorsichtig.“ murmelte sie nur und wandte sich dann wieder Taeko zu. „Geh vor.“
 

Taeko nickte, drehte sich um und führte Aiko an den Rand des Akademiegeländes, wo etwas weniger Leute waren, die zufällig mithören könnten.
 

„Ich weiß nicht, ob man es dir schon erzählt hat, aber es gab einen Mord, erst gestern.“ Taeko spürte wieder, wie sich ihre Kehle zuschnürte, als sie Shiroes Tod erwähnte. „Das Opfer war Sh-...Shiroe Inuzuka, mein Sensei. Ich weiß, wer ihn umgebracht hat und der Täter hat mir persönlich gedroht, dass sie alle Prüflinge, oder zumindest die aus Konoha im Wald des Todes umbringen wird. Izune hat mir gesagt, du könntest vielleicht helfen...?“
 

Aiko hatte ruhig zugehört.

„Natürlich kann ich helfen und das möchte ich auch.“ meinte sie. „Ich habe von Shiroe Inuzukas Tod gehört, ja. Der Hokage hat es meinem Vater erzählt und ich habe es zufällig mitbekommen. Nein, eigentlich nicht. Aimi hat gelauscht, aber das sei mal dahingestellt. Um wen handelt es sich?“
 

Taeko blickte sich umauffällig um, doch sie konnte Aki nirgends entdecken.

„Sie heißt Aki Takayama.“ antwortete sie schließlich. „Sie hat behauptet, sie sei die Tochter von einem Itachi Uchiha, aber irgendwie scheint der gar nicht zu exististieren. Es ist verwirrend, aber ich bin mir hundertprozentig sicher, dass sie gefährlich ist.“
 

„Takayama? Ich habe von ihr gehört, sie ist der erste Prüfling in der Geschichte der Chuunin-Auswahlprüfungen, der allein antritt. Sie hat kein Team, das ist ungewöhnlich, sehr sogar.“ Aiko seufzte leise. „Ich werde im Wald des Todes aktiv versuchen, sie zu finden und im Auge zu behalten. Wenn sie etwas versucht, werde ich sie daran hindern.“
 

Ein Blick auf die Kürbisflasche, die Aiko auf dem Rücken trug genügte, um Taeko davon zu überzeugen, dass dies keine leeren Worte waren. Aiko war in der Lage, sie und ihre Freunde zu schützen.
 

„Die Prüfung beginnt in zwanzig Minuten.“ fuhr Aiko fort. „Ich muss Kenji und Aimi einweihen. Sie gehören zu meinem Team und deshalb geht es sie etwas an. Keine Sorge, Taeko-san. Ich sorge dafür, dass Takayama niemandem wehtun kann.“
 

Sie lächelte Taeko noch einmal an, dann ging sie zurück zu ihrem Team. Taeko sah ihr hinterher. Sie hatte von ihrer Mutter gehört, dass Aikos Vater einmal fast von ihrem getötet worden war und auf diesem Wege von Shukaku befreit worden war. Offenbar schien Aiko es ihr nicht übel zu nehmen, oder sie wusste einfach nicht, von wem sie abstammte.
 

Taeko verkrampfte ihre rechte Hand zur Faust, als könnte sie das Erbe ihres Vaters einfach zerquetschen und für immer loswerden. Außer im Kampf hatte es ihr noch nie einen Vorteil verschafft, im Gegenteil, sie hatte deshalb eigentlich nur gelitten.
 

Rei und Keiko kamen auf sie zugelaufen und Taeko wusste, es war Zeit.

Gemeinsam mit den Beiden machte sie sich auf den Weg zum Wald des Todes, an dessen Toren sich die einzelnen Teams versammelten.
 

Sie hatten zuvor Losnummern gezogen, von welchem Tor sie starten würden. Taeko sah sich um.

Ihr Team hatte Tor 3, im Westen des Prüfungsgebiets gezogen. Noch konnte sie niemanden sehen.
 

„Pscht, Kiyoyama-san!“ meldete sich eine hohe Stimme hinter ihr und sie fuhr herum.

„Aimi-san?“ fragte sie überrascht. War Aikos Team etwa auch hier? Das würde ihr einen erheblichen Vorteil verschaffen.
 

„Team Sabaku ist leider an Tor 4.“ erklärte sie. „Lauft südlich, sobald ihr reingeht, okay? Wir kommen euch entgegen. Onee-sama hat mir gesagt, ich soll schnell auskundschaften, wo ihr seid, aber jetzt muss ich weg, damit niemand merkt, dass wir quasi schummeln.“

Sie zwinkerte, entsiegelte rasch eine Teleportrolle und war wenige Sekunden später schon in einer Rauchwolke verschwunden.
 

„Kiyoyama?“ fragte Rei mit hochgezogener Braue.

Taeko nickte rasch und erklärte ihrem Team, was sie mit Aiko ausgemacht hatte. Sie hatte fast vergessen, es ihnen zu berichten.
 

Die Gittertore des Zauns wurden geöffnet, nachdem die Schriftrollen an die Teams verteilt worden waren und Taeko spürte Adrenalin durch ihre Adern schießen, als der Prüfungsleiter das Startsignal gab.
 

Sie verstaute ihre Erd-Schriftrolle in ihrer Gürteltasche und rannte dann mit ihrem Team los, wie verabredet, gen Süden.

Team 25

Während Team 16 sich gen Süden aufmachte, um sich mit Team Sabaku zu treffen, betrat an dem selben Zugang ein weiteres Konoha-Team den Wald des Todes.
 

Team 25.
 

Nana Hoozuki war eine der drei Kinder, die im allgemeinen Sprachgebrauch von Konoha „Kinder der Rückkehr“ genannt wurden. Dazu zählten auch die Schwester Keiko und Nanaki Haruno.

Nana war die Tochter eines ungleichen Paares, ihre Eltern hießen Karin Uzumaki und Suigetsu Hoozuki. Es hatte damals im Raum gestanden, ob Nana in Kirigakure oder in Konoha aufwachsen sollte, doch die Wahl war natürlich auf das friedlichere Konoha gefallen. Sie und ihre Familie stand in der tiefen Schuld zu Tsunade Senju, die Karin und Suigetsu als die ersten, ehemaligen Akatsuki-Mitglieder im Dorf aufgenommen hatte.
 

Tsunades Adoptivtochter und zugleich Erbin Yashia hatte sich nach dem Rücktritt der Fünften dem Mädchen angenommen und war eine Art ältere Schwester oder erwachsene Freundin für Nana. Es war nur natürlich gewesen, dass Yashia das Genin-Team übernehmen würde, in das Nana eingeordnet worden war.
 

„Chihaya-chan? Nana-chan?“ fragte Mikuni, eines der Mitglieder von Yashia Team 25. „Ich glaube, hier ist irgendwas faul.“
 

Mikuni Inuzuka hielt ihren Nin-Ken Shiki in den Armen. Shiki war ein fast lächerlich kleiner, schwarzer Jack Russel Terrier, dessen einzige, besondere Fähigkeit sein feiner Geruchs- und Gehörsinn war. Er war ein Spürhund, keine Kampfunterstützung, zumal er noch ein Welpe war.

Shiki fiepte leise und stupste sein Frauchen immer wieder mit der Schnauze ans Kinn. Normalerweise war Mikuni nicht so leicht zu beunruhigen, doch Shikis Einschätzung war für sie ein entscheidender Faktor, ob sie kämpfen würde oder nicht.

Da er als Nin-Ken Chakra wahrnahm, viel besser als es Nana von Natur aus konnte, konnte der Welpe sehr gut einschätzen, mit wem sie es zutun hatten.
 

„Mi-chan...“ murmelte Chihaya. „Das ist nicht gut, wir müssen hier weg. Ich kann noch nichts erkennen, aber wer immer das ist, er strahlt so viel Chakra ab, dass ich es aus der Entfernung sehen kann...“
 

Chihaya gehörte zur Zweigfamilie des Hyuuga-Clans und hatte unmittelbar nach dem Betreten des Prüfungsgeländes ihr Byakugan aktiviert und spähte für ihr Team.
 

„Lass uns nach Westen ausweichen, am Zaun entlang. Wenn wir Glück haben, hat uns der Gegner noch nicht bemerkt.“ schlug Nana vor. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie wollte noch nicht in einen Kampf verwickelt werden.

„Wenn doch, sitzen wir in der Falle, Nana. Wir müssen uns nach vorne bewegen, damit wir in alle Richtungen fliehen können... wenn nötig.“ entgegnete Chihaya. Ihre Stimme bebte und sie sah genauso aus, wie sich Nana fühlte: Ihre Haltung war leicht gekrümmt, sie hatte ihre Hände vor dem Schlüsselbein verschränkt und blickte angespannt in die Ferne.
 

Nana richtete zum dritten Mal ihre Brille.

„Stimmt. Wir sollten zusehen, dass wir die Himmel-Schriftrolle kriegen und den Turm erreichen. Je eher wir aus der Gefahrenzone sind, desto besser.“ stimmte sie zu.
 

„Lasst uns über die Bäume laufen, auf dem Boden sind wir leichter zu erwischen.“ Mikuni klemmte sich Shiki unter den Arm und sprang an einem Baumstamm hoch und hangelte sich rüber auf einen der stärkeren Äste.
 

Shiki nieste, als dabei Mikunis orangerote Zöpfe seine Schnauze berührten. Chihaya und Nana folgten ihr auf dem selben Wege. Als alle drei Mädchen oben waren, liefen sie los, geleitet von Chihaya, die mit ihrer Augenkraft alles in einem Kilometer Umkreis überblicken konnte.
 

„Halt!“ rief sie nach ein paar Minuten und die anderen Beiden reagierten sofort auf sie.

„Chi-chan?“ fragte Nana unsicher. Sie konnte vage einige Chakraspuren wahrnehmen, weshalb sie wusste, dass Chihaya etwas gefunden hatte.
 

„Da vorne hat vor ein paar Minuten ein Kampf stattgefunden. Wir müssen vorsichtig sein, vielleicht ist der Gewinner noch in der Nähe.“ meinte sie.

„Würdest du den nicht sehen?“ wollte Nana verwundert wissen. Bisher hatte sie sich immer blind auf Chihayas Byakugan verlassen können, doch nun schüttelte sie den Kopf.

„Es würde mich nicht überraschen, wenn es hier Leute gibt, die sich vor meinem Byakugan verstecken können.“ entgegnete sie und wirkte zusehends unruhiger. Nana meinte zu sehen, wie Chihayas Hand leicht zitterte.
 

„Shiki riecht Blut.“ murmelte Mikuni düster. „Direkt unter uns.“
 

„Ich schaue nach. Wartet hier oben, okay?“ Nana klang viel selbstsicherer als sie sich fühlte.

„Warte.“ hielt Mikuni sie auf und drückte ihr Shiki in die Arme. „Nimm ihn mit, er kann dich warnen, wenn sich jemand nähert.“
 

Nana nickte und schluckte schwer. Sie hatte immer die Befürchtung, den kleinen Welpen versehentlich fallen zu lassen. Shiki war, neben seiner offensichtlichen Funktion als Späher, unglaublich niedlich, weshalb das ganze Team, einschließlich Nana, ihn vergötterte.
 

Entschlossen legte Nana beide Arme um den kleinen Hund und sprang vom Ast.
 

Unten angekommen hätte sie ihn vor Schreck wirklich fast fallen lassen. Ein ganzes Team lag besiegt auf dem Boden, über die ganze, freie Fläche verstreut. Überall lagen Shuriken und Kunai herum, der Boden war stellenweise von Feuerjutsus verkohlt.

Und überall war Blut.
 

Es klebte an den herumliegenden Waffen, war an Baumstämme gespritzt und bildete um die drei regungslosen Körper große Pfützen. Das Blut war frisch, was immer hier geschehen war, es war definitiv nicht lange her, genau wie Chihaya gesagt hatte.
 

Nana bemerkte erst, dass sie sich an Shiki festgeklammert hatte, als dieser leise fiepte. Hastig lockerte sie ihren Griff und setzte den Hund auf den Boden. Ihr war übel und ihre Panik war noch schlimmer geworden.

Zwar war es nicht das erste Mal, dass Team 25 mit Leichen konfrontiert wurde, doch diesmal war Yashia-sensei nicht bei ihnen. Der Tod wirkte ohne sie viel bedrohlicher, viel näher.
 

Die Leichen waren mit Schnittwunden übersät. Es waren fast noch Kinder, kaum älter als Nana selbst. Sie schüttelte den Kopf.

„Reiß dich zusammen, Nana.“ murmelte sie und sah sich eine der Leichen genauer an.
 

Es war ein Mädchen, vermutlich aus Konoha, ihrer Kleidung nach zu urteilen, denn die Stirnbänder hatte man den Leichen abgenommen. Sie lag auf dem Rücken und war von der Schulter bis zu Hüfte, einmal quer über den Oberkörper ausgeschlitzt worden. Ihr linkes Bein war unnatürlich verdreht und ihr Schädel war zerdrückt worden, sodass nur ihre Kieferpartie noch intakt war.

An ihren Lippen waren Spuren von Ruß, was Nana davon überzeugte, dass sie für die Brandspuren verantwortlich war. Unerfahrene Ninja, die sich zu früh an Feuerjutsu versuchten, verbrannten sich meistens die Lippen. Wahrscheinlich war das Mädchen in Bedrängnis geraten und hatte zu einem Jutsu gegriffen, das sie noch nicht richtig gemeistert hatte.
 

Nana zwang sich, die Finger der Toten genauer anzusehen.

Ihre Fingernägel waren blutig, doch rührte das nicht von Verletzungen her – es war nicht ihr Blut. Sie hatte sich wahrscheinlich so heftig gewehrt, dass sie ihren Angreifer mit bloßen Fingernägeln angegriffen hatte, eine Verzweiflungstat.
 

Ein leises Stöhnen ließ Nana herumfahren.
 

Shiki hockte neben einer der Leichen und leckte ihr übers Gesicht. Nana brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass der Junge noch am Leben war, Shiki seine Angst spürte, und ihn so beruhigen wollte.
 

Hastig lief sie zu ihm rüber und ging neben ihm in die Hocke.
 

Dem Jungen steckte ein Kunai in der Brust, es war mit so viel Gewalt in ihn hineingerammt worden, dass es mitsamt Griff im Körper steckte und nur der Ring am Edne des Griffes noch zu sehen war.

Er keuchte und schien arge Probleme zu haben, Luft zu holen. Seine Lippen bebten, als er versuchte, Worte zu formen.
 

„N-Nicht sprechen! Ich kann das wieder in Ordnung bringen!“ befahl Nana zittrig und überwand sich, das Kunai aus seinem Körper zu ziehen.

Er gab einen abgehackten Schmerzensschrei von sich und Blut sprudelte aus seinem Mund, wahrscheinlich war seine Lunge verletzt.
 

Nana warf das blutige Kunai fort und wischte sich die Hand an der Hose ab.

Sie rollte ihren Ärmel hoch und hielt dem Verwundeten ihren blanken Arm hin.
 

„Beiß zu!“ bat sie ihn fast flehend. „Vertrau mir einfach und tu es, bitte!“

Der Junge lag im Sterben und inzwischen war es ihm wahrscheinlich auch egal, deshalb legte er gehorsam die Lippen an Nanas Arm. Er hatte nicht mehr die Kraft, zuzubeißen, weshalb Nana seinen Kiefer manuell zudrückte.
 

Sie spürte, wie sich ihr Puls noch mehr beschleunigte, während ihr Heilchakra sich auf den Jungen übertrug. Erleichtert sah sie, wie die Wunde aufhörte zu bluten und langsam zuheilte, während auf dem Gesicht des Jungen sich die Überraschung ausbreitete. Halb geheilt ließ er von Nanas Arm ab.
 

„W-Wie...?“ keuchte er, noch immer verwundet.

„Das ist jetzt nicht wichtig.“ entgegnete Nana atemlos. „Was ist hier passiert?“

Kaum hatte sie die Frage ausgesprochen, bereute sie es bereits. Tränen stiegen in die Augen des Jungen und plötzlich wurde er panisch.
 

„D-Du musst hier weg! Wenn sie wiederkommt...! Wir hatten zu dritt keine Chance..!“ flehte er Nana an.

„Ich kann dich nicht hier zurücklassen! Du stirbst, wenn ich sich hierlasse!“ widersprach sie.

„D-Dann nimm mich eben mit! Aber du musst dich beeilen! Bitte! Ich... ich will sie nicht noch einmal sehen!“ Tränen rollten bereits über sein Gesicht und Nana nickte energisch. So wie das klang, war der Angreifer eine Einzelperson gewesen und sie hatte kein Bedürfnis, diese Person kennenzulernen.
 

„Ich stütze dich. Du musst vorsichtig sein, sonst geht die Wunde wieder auf. Ich bin noch nicht so gut im Heilen.“ meinte sie, half ihm, sich aufzusetzen und legte sich einen seiner Arme über den Nacken.

Vorsichtig half sie ihm auf die Beine. Er hatte so viel Blut verloren, dass er nicht eigenständig stehen konnte, weshalb Nana sein ganzes Gewicht stützte. Ihr entging nicht, wie er vehement vermied, seine toten Teamkameraden anzusehen, als Nana mit ihm wieder in die Äste sprang.
 

Mikuni und Chihaya waren dazugekommen, als sie Nana mit ihm hatten reden hören. Mikuni sammelte stumm ihren Hund wieder ein.
 

„Ich hab eine kleine Höhle erspäht.“ informierte Chihaya, als die Gruppe wieder in Bewegung war. „Wir können den Eingang verdecken und es zu unserer temporären Basis machen.“

Nana nickte zustimmend.

„Ich habe ihn nur notdürftig versorgt. Zum Heilen brauche ich mehr Zeit und Ruhe.“ meinte sie. Ihr fiel auf, dass Chihayas Augen leicht gerötet waren. Sie waren vermutlich gereizt, weil sie ihr Byakugan überstrapaziert hatte, um ein mögliches Versteck ausfindig zu machen.
 

„Beeilen wir uns.“ beschloss Mikuni. „Je weiter wir von diesem Massaker weg sind, desto besser.“
 

Nana konnte ihr nur zustimmen.

Bündnisse

Als die Gruppe besagte Höhle erreicht hatten, hatte sich Nanas Panik etwas gelegt. Sie hatten genug Distanz zwischen sich und die Leichen gebracht und wiegten sich vorerst in Sicherheit.
 

Mikuni und Chihaya tarnten gerade den Höhleneingang mit einigen Tarnplanen, die Mikuni, als Survival-Expertin mitgebracht hatte.
 

„Tut das weh?“ fragte Nana gerade den Überlebenden des Masskers, während sie vorsichtig Druck auf seine unteren Rippen ausübte.

„Ein bisschen.“ antwortete er. „Nicht schlimm.“

Nana krempelte ihren Ärmel wieder hoch, doch ihr Patient hob abwehrend die Hand.

„Lass sein. Ich hab gemerkt, wie viel Chakra du dafür aufwenden musst, heil mich nur, wenn es absolut nötig ist.“ meinte er und Nana lächelte erschöpft.

Der Chakraverlust setzte ihr schon zu und sie war froh, dass sie etwas Zeit hatte, um sich zu regnerieren.
 

„Ich... ich hatte noch gar nicht die Möglichkeit, mich zu bedanken.“ sprach er schließlich weiter. „Wenn du mich nicht gefunden hättest, wäre ich wahrscheinlich verblutet.“

„Ich hätte nicht mehr in den Spiegel schauen können, wenn ich dir nicht geholfen hätte.“ wehrte Nana ab. „Es war selbstverständlich, du brauchst dich nicht zu bedanken.“
 

Er nickte verstehend.

„Wie heißt du eigentlich?“ wollte er wissen.

„Nana.“ antwortete sie. Sie stellte sich ungern mit vollem Namen vor, weil es ihr unfreundlich und distanziert erschien.

„Yukito.“ stellte sich ihr Patient vor. Er lächelte schwach und Nana hatte erstmals die Ruhe, sich ihn genauer anzusehen.
 

Yukito hatte rotblondes Haar und warme, braune Augen, die leider etwas blutunterlaufen waren. Außerdem war er durch den Blutverlust erbleicht und hatte tiefe Schatten unter den Augen. An seiner schweißnassen Stirn klebten einige Haarsträhnen. Alles in allem sah er recht bemitleidenswert aus, doch sein Lächeln gab diesem Gesamtbild eine etwas stärkere Ausstrahlung.

Er hatte sein Team verloren und war selbst knapp mit dem Leben davongekommen, trotzdem schaffte er es noch, ein Lächeln zustande zu bringen. Nana wusste nicht, ob sie in seiner Situation überhaupt noch ansprechbar wäre.
 

Die Vorstellung von Mikuni und Chihaya, wie sie leblos, genauso über zugerichtet wie Yukiros Teamkameraden, in Pfützen ihres eigenen Bluts lagen jagte Nana einen Schauer über den Rücken.
 

„Wie hast du das eigentlich gemacht?“ erkundigte sich Yukito, offenbar auf Nanas Heil-Jutsu anspielend.

„Oh, das... es ist ein Kekkei Genkai.“ antwortete sie schüchtern.

„Verstehe.“ meinte er, versuchte sich aufzusetzen und verzog kurz das Gesicht, offenbar hatte er noch große Schmerzen.
 

„Yukito, vielleicht solltest du bei uns bleiben. Du kannst zwar die Prüfung nicht mehr ohne.. na ja, ohne deine Schriftrolle schaffen, aber zumindest bist du bei uns sicherer als allein.“ schlug Mikuni vor, die gerade mit Chihaya zurückkehrte. Sie hatte offenbar mit einem Ohr zugehört und kannte deshalb seinen Namen.
 

Er nickte.

„Allein habe ich keine Chance, nicht einmal wenn ich fit wäre.“ gab er zu.

„Na dann, willkommen an Bord.“ meinte Mikuni, streckte die Hand aus und zögerte, offenbar überlegend, wo sie ihn tätscheln konnte, ohne ihm wehzutun. Sie entschied sich für die Schulter und grinste. „Ich bin Mikuni und die Kleine da drüben heißt Chihaya. Nana kennst du ja schon. Ach ja, der kleine Scheißer da drüben heißt Shiki. Das ist mein Hund.“
 

Shiki hatte in der Ecke gedöst und hob den Kopf, als Mikuni seinen Namen nannte.
 

„Ohne den hättet ihr mich wohl nicht gefunden, was?“ murmelte Yukito und schien wieder den Tränen nah zu sein.

Nana bemerkte das, spürte einen Stich im Herzen, als eine Welle Mitgefühl sie überkam und griff nach seiner Hand.

„Es ist okay, Yukito-san. Wir sind hier erst einmal in Sicherheit.“ wollte sie ihn beruhigen, doch ihr fielen keine besseren Worte ein. Immerhin hatte er sein Team sterben sehen. Sie hatte keine Ahnung, wie sie mit ihm umgehen sollte.
 

Er schüttelte nur den Kopf und wischte sich mit der freien Hand über die Augen.

„Schon okay, Nana-san.“ meinte er. „Du hast mehr als genug für mich getan, du brauchst dich nicht schuldig fühlen.“

Es war, als hätte er ihre Gedanken aus ihren Worten herausgelesen.
 

--
 

„Da vorne!“ rief Rei aus. „Da vorne ist eine Dreiergruppe, ich glaube, es sind deine Wüstenfreunde, Kiyoyama!“

Sie hatte im Laufen mit ihrem Byakugan nach Aiko und ihrem Team Ausschau gehalten, auf Taekos Wunsch.
 

„L-Lasst uns lieber auf sie warten, Mädels.“ schlug Keiko vor. „Wir erregen weniger Aufmerksamkeit, wenn nur Aiko-sans Team in Bewegung ist.“

„Gute Idee.“ lobte Taeko und die Drei landeten auf dem nächsten, dickeren Ast.
 

Taeko stand seit dem Eintreten in den Wald unter Adrenalin und versuchte krampfthaft, das zu verbergen. Aikos Team hatte wahrscheinlich die Himmel-Schriftrolle und wenn sie sie aus dem Weg räumte, hätte sie gewonnen. Zwar wollte Taeko ihr keinen Verrat unterstellen, doch Shiroes Tod hatte sie zerrüttet und misstrauischer werden lassen.
 

Es dauerte nur wenige Minuten, bis die drei Suna-Nin auf dem Ast gegenüber landeten.
 

„Irgendwelche Zwischenfälle bisher?“ erkundigte sich Aiko ohne Umschweife.

„Nein, glücklicherweise nicht.“ antwortete Taeko. „Was nun?“
 

Aiko machte einen Satz nach vorn und landete auf dem selben Ast wie Taekos Team.

„Wir suchen uns und euch die nötigen Schriftrollen und eskortieren euch sicher zum Turm, dann machen wir kehrt und sehen zu, dass wie Takayama aufspüren und beobachten können.“ meinte Aiko und ihre kleine Schwester winkte hinter ihrem Rücken dem Team zu.
 

Taeko schüttelte den Kopf.

„Nein, ich will mithelfen, Aki aufzuhalten. Sie hat Shiroe-sensei auf dem Gewissen und ich hab mir geschworen, dass ich ihn räche. Ich will mich nicht mehr verstecken.“ widersprach sie.
 

„Taeko, deine Worte drücken Selbstbewusstsein aus, aber deine Körpersprache...“ Aiko wies auf Taekos zitternde Hände, auf ihre hochgezogenen Schultern und ihre zitternden Knie. „...drücken eher das Gegenteil aus. Ich weiß, wie ein Mensch mit Todesangst aussieht. Und ich weiß auch, wie angreifbar ein solcher Mensch ist. Es ist zu riskant.“
 

„Ich habe keine Angst!“ begehrte Taeko auf, obwohl sie eigentlich wusste, das Aiko Recht hatte. „Bitte, ich werde auch keine Alleingänge machen. Ich muss das tun, als Schülerin und Freundin von Shiroe Inuzuka, ich schulde es ihm!“
 

Aiko seufzte und blickte kurz über die Schulter zu ihrem Team. Aimi nickte energisch, während Kenjis Gesicht ausdruckslos war – oder zumindest so erschien, immerhin verbarg er den Großteil davon.
 

„Taeko, hast du schon einmal die Meinung deiner Freunde eingeholt? Oder entscheidest du das allein?“ wollte sie schließlich wissen, es klang fast, als wäre das ihr letztes Gegenargument.
 

„Keiko hat Angst, aber das hat sie immer. Ich bin dabei.“ meinte Rei und legte demonstrativ dem Arm um Keikos Schultern. „Wenn Kiyoyama bereit ist, diesem Miststück den Arsch aufzureißen, dann helfe ich ihr liebend gern.“

Aiko musterte sie prüfend, dann nickte sie.
 

„Gut. Aber ihr müsst meinen Anweisungen immer sofort Folge leisten, habt ihr verstanden? Ich kämpfe, wie ich bestimmt schon ahnt, mit Sand und das verursacht oft Kollateralschäden, also wenn ich euch anweise, aus dem Weg zu gehen, ist das für eure eigene Sicherheit.“ erklärte sie.
 

„Sie hat Recht, wisst ihr.“ unterstützte Aimi ihre Schwester. „Aiko-oneesama ist stark, aber das ist sie nur, wenn ihr niemand in die Quere kommt.“
 

„Aber... ich habe gehört, dass... also...“ setzte Keiko an, errötete und blickte verstummend zur Seite.

Aiko schien zu verstehen, was sie sagen wollte.
 

„Du meinst, ob ich Shukaku unter Kontrolle habe?“ fragte sie geradeheraus und Keiko zuckte zusammen, nickte dann schuldbewusst. „Mach dir keine Sorgen. Ich bin nicht wütend, weil du das fragen wolltest. Weißt du, Shukaku ernährt sich von negativen Emotionen. Mein Vater war sehr, sehr einsam, als er noch klein war, deshalb konnte Shukaku so viel Kontrolle über ihn gewinnen. Ich hingegen...“

Sie lächelte und blickte wieder zu ihrem Team.

„Ich bin nicht allein und bin es nie gewesen. Deshalb fällt es mir viel leichter, das Monster in mir unter Kontrolle zu halten. Ich habe noch nie einem Unschuldigen wehgetan.“
 

Keiko sah aus, als würde sie sich dafür hassen, an Aiko gezweifelt zu haben, schob Reis Arm fort und griff nach Taekos Hand. Taeko drückte Keikos Hand leicht, um ihr ein wenig Sicherheit zu geben.
 

„Du brauchst dir wirklich keine Sorgen zu machen, Haruno-san.“ meinte Aimi und schloss zu ihrer Schwester auf. „Ich kenne Aiko schon mein ganzes Leben lang, sie ist wirklich nicht gefährlich.“
 

Taeko konnte ihr nur zustimmen, ihr und Keiko, denn auch sie hatte an Aiko gezweifelt, wenn auch aus anderen Gründen. Dieses Mädchen strahlte eine ganz besondere Wärme und Sicherheit aus, sie fragte sich, wie sie an ihren Absichten hatte zweifeln können. Aiko war vertrauenswürdig, in jeglicher Hinsicht.
 

Kenji, der schweigsame Puppenspieler, folgte den beiden Mädchen endlich und wandte sich Aiko zu.

„Aiko.“ sagte er nur leise, doch sie schien sofort zu wissen, was er sagen wollte.

„Richtig, gut, dass du mich daran erinnerst.“ meinte sie. „Taeko, wir haben auf dem Weg hierhin zwei übel zugerichtete Leichen gefunden. Wir glauben, dass es Aki Takayamas Werk war. Sie hat bereits angefangen zu töten, also müssen wir auf der Hut sein.“
 

Rei nickte an Taekos Stelle.

„Ich kann in einer Meile Umkreis spähen, wenn sie sich uns nähert, werde ich sie sehen.“ erklärte sie und klang dabei fast etwas stolzer, als sie sein sollte.

„Natürlich, das war mir fast entfallen. Du gehörst zum Hyuuga-Clan.“ stellte Aiko nickend fest. „Das verschafft uns natürlich einen Vorteil. Gut. Wenn wir jetzt schon nach Aki suchen wollen, sollten wir von den Leichen aus starten und eventuellen Chakra- und Blutspuren folgen. Aimi?“
 

Die Jüngere der Beiden nickte und kramte ein gefaltetes Stück Papier aus ihrer Brusttasche.

„Ich habe den Bereich, den wir bisher abgelaufen sind, kartografiert.“ erklärte sie und zeigte Taeko und den anderen eine recht undetaillierte, aber sicherlich nützliche Karte. „Seht ihr den roten Bereich da? Dort haben wir die Leichen gefunden... und, äh.. ja, das ist Blut, ich hab’ nur einen Bleistift dabei. Dort laufen wir hin. Wir sollten uns trennen, damit nicht sofort offensichtlich ist, dass wir zusammenarbeiten, also bekommt ihr die Karte, weil wir wissen, wo es ist.“
 

Taeko nahm mit spitzen Fingern die Karte an.

„Aimi-san, ist das... das Blut der Opfer?“ wollte sie wissen und betete, dass sie verneinen würde.

„Oh? Nein, nein. Das... nein, das wäre ja respektlos gegenüber den Opfern. Nein, es ist meins. Ich hab mir in den Finger gepiekst.“ erhöhrte Aimi Taekos Gebete.
 

„Okay, ich bin dafür, dass wir Keiko die Karte geben. Sie hat den besten Orientierungssinn.“ schlug Rei vor, doch Taeko wusste, dass sie damit eigentlich sagte, dass Keiko am wenigsten zum Kämpfen geeignet war und deshalb die Karte bekommen sollte.
 

„Gut. Wir laufen auf dem Boden, ihr nehmt die Bäume.“ instruierte Aimi, während sich Kenji und Aiko bereits auf den Weg machten. „Wir treffen uns am Boden, wenn wir da sind, okay? Wenn irgendwas ist, kommt zu uns runter.“
 

„Alles klar.“ bestätigte Taeko und Team 16 setzte sich in Bewegung.

Tod

„Das war echt super Arbeit!“ freute sich Shiori und rollte die beiden Schriftrollen in der Hand. „Wir sind grade zwei Stunden unterwegs und haben die Aufgabe quasi schon erledigt. Ist das nicht so `ne Art Rekord?“
 

„Shi-chan, wir müssen noch den Turm erreichen, das ist auch ein Teil der Aufgabe.“ dämpfte Hitomi den Enthuisiasmus ihrer Freundin. „Außerdem war das nicht unbedingt dein Verdienst.“

Sie nickte in Yasus Richtung und Shiori zog eine Schnute.
 

Yasu hatte den Hauptteil des Kampfes übernommen und auch eigenständig gewonnen. Im Augenblick saß sie etwas abseits von den anderen Beiden auf einem Baumstumpf und verband eine oberflächliche Wunde an ihrem Oberarm.

Als sie fertig war, stand sie auf.
 

„Wir sollten uns beeilen, zum Turm zu gelangen.“ meinte sie, ruhig wie immer.

„Yasu, dein Arm... bist du sicher, dass das okay ist? Die Wunde könnte sich schon entzündet haben.“ gab Hitomi zu bedenken, doch Yasu schüttelte den Kopf.

„Es nicht nicht so schlimm.“ entgegnete sie und strich mit den Fingerkuppen über den Verband. „Es wird mich nicht einschränken.“
 

„Deshalb habe ich nicht gefragt.“ murmelte Hitomi und folgte ihr, da sie schon losgelaufen war. Yasu hatte Hitomis Sorge missverstanden, es ging ihr nicht um Yasus Kampffähigkeit, sondern darum, dass sie eventuell Schmerzen hatte.
 

Die Drei waren eine Weile gelaufen, als Hitomi unverhofft anhielt und stumm die Hand hob, um Shiori und Yasu ebenfalls zum Anhalten zu bewegen.

„Hi-chan?“ fragte Shiori unsicher, denn wenn Hitomi offen Unruhe zeigte, war etwas nicht in Ordnung.
 

„Ich hab’s erst gesehen, als wir nah dran waren.“ flüsterte Hitomi und berührte verstohlen ihre Augenklappe. „Verstecken wir uns, schnell!“

Yasu und Shiori folgten, ohne weitere Fragen zu stellen. Obwohl Hitomis Byakugan durch ihre Blindheit auf dem linken Auge eine geringere Reichweite hatte, als es haben sollte, trauten sie ihren Urteil ohne zu Zögern.

Sie folgten Hitomi unter ein Gebüsch, lagen flach auf dem Bauch und spähten durch das Blattwerk hindurch.
 

Hitomi hatte angespannt die Brauen zusammengezogen und schien bereits zu wissen, welcher Anblick das Team erwartete.
 

Zuerst hörte man nur ein leises Wimmern und ein paar unverständliche Worte, doch dann zerriss ein gellender Schrei die Stille. Shiori schnappte nach Luft und wollte das Versteck verlassen, um nachzusehen, eventuell zu helfen, doch Hitomi hielt sie entschlossen zurück.
 

Das Geräusch von jemandem, der einen leblosen Körper über den Boden schleifte, ließ die Drei den Atem anhalten und endlich bewegte sich jemand in das Sichtfeld von Yasu und Shiori. Hitomi schien die ganze Zeit schon sehen zu können, da sie leichenblass geworden war und sich eine Hand vor Mund und Nase drückte, um zu verhindern, dass man ihre schnellen Atemzüge hören konnte.
 

Jemand schleifte ein junges Mädchen an den Haaren über den Boden und ließ sie in der Mitte des Weges los.

Sie zitterte am ganzen Körper und hatte die Augen zusammengekniffen. Unter ihrem dunklen Haaransatz floss ein Rinnsal Blut hervor und sie schien nicht in der Lage zu sein, sich zu bewegen, denn sie rührte sich keinen Millimeter, als ihr offenbarer Angreifer sie am Kragen packte und leicht anhob.
 

„Scheinst ja sehr stolz auf deine Augen zu sein, was?“ hörte man die Angreiferin fragen. Sie war nur bis zur Hüfte zu sehen, weshalb niemand außer vielleicht Hitomi ihr Gesicht sehen konnten.

Das junge Mädchen schluchzte nur, während ihre Angreiferin in ihrer Gürteltasche kramte, schließlich ein Kunai zog.

Sie drehte es ein paar Mal in der Hand, ehe sie das Mädchen wieder fallen ließ und auf den Boden drückte. Dabei hatte sie sich hingekniet und war weit genug unten, damit Shiori und Yasu ihr Gesicht sehen konnte.
 

Aki Takayama zwang mit einer Hand das rechte Auge ihres Opfers auf, holte aus und rammte mit einem Ruck das Kunai hinein.

Das Mädchen brachte keinen anständigen Schrei zustande, nur ein abgehacktes, kehliges Krächzen, was in ein verzweifeltes Wimmern überging, als Aki erneut ausholte und ihr Kunai in das andere Auge stach, diesmal ohne es vorher zu öffnen. Sie hatte mehr Gewalt in den Stich gelegt und wohl lebenswichtige Areale des Gehirns verletzt, denn das Mädchen gab keine Lebenszeichen mehr von sich.
 

Aki stand auf und der Kopf des Mädchens rollte auf die Seite, sodass das Team ihr direkt ins Gesicht sehen konnte.
 

Es sah furchtbar aus.

Die Augen sahen aus, als wären sie in die Mitte zersprungen und eine klare Flüssigkeit mischte sich mit den Blut, das aus der Wunde floss. Ihr linkes Auge blutete viel schlimmer, da auch das Lid durchstoßen worden war, der Teil des Lids, der noch intakt war, war gerissen und durch die Wucht des Stichs umgestülpt worden. Eine andere, leicht gelbliche Flüssigkeit floss aus diesem Auge, vermutlich Gehirnflüssigkeit.
 

Shiori legte sich nun auch die Hand vor den Mund um ihren Würgereiz zu unterdrücken.
 

„Chihaya-chan?“ rief jemand aus der Ferne und lenkte Akis Aufmerksamkeit auf sich, was sie wohl davon abhielt das Versteck des Teams näher anzusehen. „Chihaya-chan? Komm schon, das ist nicht mehr witzig, wo steckst du?“
 

Die Stimme war näher gekommen und ein Hund bellte, fast zeitgleich mit einem weiteren Schrei.

„Chihaya!“
 

Aki stand neben der Leiche des Mädchens, das offenbar Chihaya hieß und setzte sich erst jetzt in Bewegung. Mit langsamen, lässigen Schritten ging sie auf das andere Mädchen zu, das nach Chihaya gerufen hatte.

„N-Nein, bleib weg! Bleib weg, komm nicht näher!“

Wieder bellte der Hund und ein dumpfes Geräusch ließ vermuten, dass gerade eine der Beiden auf den Boden gefallen war.
 

Hitomi stellte ihr Byakugan zurück und schien heftiger mit der Übelkeit zu kämpfen. Das, was nun geschah, entzog sich dem Blick der Drei und sie konnten nur anhand der Geräusche ahnen, wie es nun weiterging.
 

Das zweite Opfer schrie und schien sich auf dem Boden von Aki entfernen zu wollen, ein weiteres, dumpfes Geräusch ließ erahnen, dass Aki sie auf den Boden gedrückt hatte. Wieder Schreie, die immer schwächer wurden, bis sie nur noch ein halbalutes Gurgeln waren.

Ein ekelhaftes Reißgeräusch, wie schleifte Aki einen Körper über den Boden und ließ ihr Opfer neben Chihaya, dem Mädchen mit den zerstochenen Augen fallen.
 

Sie war rothaarig, etwas älter als Chihaya und hatte die Augen weit aufgerissen und ihr Körper sah merkwürdig eingedellt aus, als hätte Aki ihr mit aller Kraft den Oberkörper gequetscht. Yasu reagierte erstmals auf das, was sie sah und schlug sich ebenfalls die Hand vor den Mund.

Shiori folgte ihrem Blick und sah, dass an den Wangen des Mädchens ganze Stücke haut fehlten, sodass man ihr Gebiss sehen konnte. Die Wunden waren dreiecksförmig, so wie die Clan-Gesichtsbemalung der Inuzuka-Familie.
 

Es raschelte neben Shiori und sie sah mit Entsetzen, dass sich Hitomi aufgerichtet hatte.

Sie hatte sich auf die Unterlippe gebissen, so heftig, dass ihr das Blut vom Kinn tropfte, und ihre Hände waren zu Fäusten geballt.
 

Aki zeigte milde Belustigigung in Form eines geringschätzigen Lächelns und wandte sich wider Erwarten von Hitomi ab. Kaum zwei Sekunden später war sie verschwunden.
 

Yasu und Hitomi folgten Hitomi und sorgten sich zunächst nur um Hitomi, die am ganzen Körper bebend Aki hinterhersah.
 

„T-Taeko hatte Recht.“ flüsterte Shiori. „Wir hätten auf sie hören sollen, das... das war doch... sie oder? Takayama?“

Yasu nickte nur und ging neben den Leichen in die Hocke.
 

„Sie hieß Mikuni Inuzuka.“ berichtete sie, doch ihre ruhige Stimme wollte nicht ganz so ruhig klingen wie sonst. Yasu hatte in die Gürteltasche der Ermordeten gegriffen und zeigte Shiori einen Akademie-Schülerausweis.

„Und sie?“ setzte Shiori an, doch Yasu schüttelte den Kopf.

„Ich denke, das ist offensichtlich.“ flüsterte sie ihr zu. „Sieh dir Hitomi an. Sie war eine Hyuuga.“
 

Obwohl Yasu das nicht beabsichtigt hatte, hatte Hitomi das gehört.

„Meine Cousine.“ beantwortete sie Shioris Frage. „Chihaya Hyuuga.“
 

--
 

„Aiko.“ meinte Kenji und Aiko nickte.

„Ich weiß. Ich hab es auch gehört.“ antwortete sie und schloss für einen Moment die Augen. „Es gab noch einen Mord.“
 

„Ob es Taeko-chan und den anderen Beiden gut geht?“ machte sich Aimi Sorgen, doch Kenji schüttelte den Kopf.

„Sie sind noch über uns.“ widersprach er. „Wir hätten es mitbekommen, wenn ihnen etwas zugestoßen wäre.“
 

„Oh, seht mal!“ Aimi blieb stehen und ging in die Hocke. Aus dem Gestrüpp, das den Weg säumte, kam ein kleiner, mit Blut besudelter Hund gesprungen, Aimi fing ihn geschickt ein und sah ihn sich an.
 

„Ein Nin-Ken?“ erkundigte sich Aiko.

„Offenbar, er trägt ein Konoha-Stirnband.“ bestätigte Aimi, während das Tier in ihren Armen verzweifelt fiepte und versuchte, sich zu befreien. „Er ist unverletzt, aber ziemlich verstört. Vielleicht hat er seinen Meister verloren.“

„Dann ist es wahrscheinlich, dass das Opfer ein Inuzuka ist. So wie Taekos Sensei, der ermordet wurde.“ meinte Aiko. „Es kann durchaus sein, dass Aki hinter diesen Morden steckt und was den Hund angeht,...“

„Wenn wir ihn allein lassen, stirbt er.“ vollendete Kenji den Satz und blickte Aimi über den Rand seiner Maske an. Sie schüttelte energisch den Kopf.

„Ich nehme ihn mit. Vielleicht finden wir ja noch einen Nin-Ken Trainer, der ihn aufnimmt.“ beschloss sie und klemmte sich den Welpen kurzerhand unter den Arm.
 

Shiki wimmerte und fiepte ununterbrochen, beklagte den Tod seiner Meisterin, den er hatte mitansehen müssen.

Nana Hoozuki

Yukito sah Nana mit gerunzelter Stirn nach. Chihaya und Mikuni waren nun schon viel zu lang fort und beunruhigende Geräusche hatten Nana Sorgen bereitet, weshalb sie aufgebrochen war, um nach ihnen zu sehen.

Yukito selbst war noch zu geschwächt, um sie begleiten zu können.
 

„Nana...“ murmelte er und begann zu beten, dass sie zurückkehrte.
 

--
 

Nanas Herz schlug ihr bis zum Hals, während sie Chihayas Chakrasignatur folgte. Hier war etwas ganz fürchterlich faul, sie konnte es spüren und mit jedem Schritt wurde ihre Angst um ihre beiden Freundinnen größer.
 

„Hier drüben.“ rief ihr jemand zu und sie blieb ruckartig stehen.

Auf einem Ast, keine zwei Meter entfernt, saß ein Mädchen, älter als Nana, mit einer kleinen Narbe an der Wange und einem Lächeln auf den Lippen.
 

Nana machte einen Schritt zurück.

An den Händen dieses Mädchens klebte Blut, es tropfte von ihren Fingerspitzen. Nanas Blick folgte einem Tropfen bis auf den Boden, dabei sah sie, dass der rechte Fuß des Mädchens ebenfalls blutbesudelt war, die rote Flüssigkeit war bis zu ihrem Knie hoch gespritzt.
 

„Sucht du jemanden?“ erkundigte sie sich, unverändert freundlich und offenbar völlig ignorant gegenüber dem Fakt, dass sie aussah, als hätte sie ein Schwein geschlachtet.
 

Das Mädchen saß ganz ruhig auf ihrem Ast, machte keine Anstalten, Nana anzugreifen oder sich ihr auch nur zu nähern, trotzdem schnürte die Panik ihr die Kehle zu.
 

„Du siehst aus, als hättest du was verloren.“ meinte sie, griff in ihre Gürteltasche und warf ihr etwas zu. „Das hier zum Beispiel.“

Instinktiv hatte Nana das Objekt aufgefangen und starrte einige Sekunden darauf.

Es war eine kleine Karte, aus Plastik, mit augedruckten Buchstaben und einem Bild.
 

Chihayas Schülerausweis?
 

Nana blickte von dem Ausweis hoch, auf die blutbefleckten Hände ihres Gegenübers. Sie öffnete den Mund, doch ihre Frage wollte ihr nicht über die Lippen kommen.
 

„Woher ich das habe?“ half das Mädchen nach. „Nun ja. Vielleicht schaust du dir mal die Lichtung da unten genauer an.“
 

Unsicher blickte Nana zwischen dem Ausweis und dem Mädchen hin und her. Auf sie zu hören erschien ihr nicht besonders weise und die dunkle Vorahnung, die sie seit einer halben Stunde schon hatte, war noch intensiver geworden.
 

Das Mädchen schloss kurz die Augen und seufzte. Dann stand sie auf und im nächsten Moment spürte Nana schon einen dumpfen Schmerz im Rücken. Man hatte ihr ins Kreuz getreten, so heftig, dass sie das Gleichgewicht verlor und vom Ast fiel.
 

Sie landete weich.
 

Nana brauchte einen Moment, um sich zu sammeln, bis sie begriff, dass sie auf jemanden gefallen war. Sie war im Begriff, sich zu entschuldigen, als sie auf das Gesicht der Person unter ihr blickte.
 

Chihayas Augen, oder eher das, was davon übrig war, schienen sie anzustarren und Nana schrie.

Eine heftige Übelkeit erfasste sie, sie rollte sich zur Seite weg und erbrach auf den Boden, neben Chihayas Leiche.
 

Ein leises Geräusch sagte ihr, dass das Mädchen neben ihr auf dem Boden gelandet war. Nana spürte, wie sie ihr das Haar aus dem Gesicht strich und festhielt, damit sie es nicht mit Erbrochenem verschmutzte. Dabei hinterließen ihre Finger blutige Spuren an Nanas Stirn.
 

„Ich weiß, ich weiß. Unschön, nicht?“ tröstete das Mädchen. „Du standest ihr sehr nah, nicht wahr? Ihr und Inuzuka-san?“
 

Nana würgte, hustete und blickte hoch, wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. Das Mädchen ließ ihre Haare los und legte ihr stattdessen die Hand auf die Schulter.

„Der erste Verlust ist immer der Schlimmste.“ meinte sie sanft. „Du bist verzweifelt, nicht war? Du kannst dir nicht vorstellen, ohne deine Freundin zu leben, nicht wahr?“
 

Sie legte einen Finger an Nanas Kinn und drehte ihren Kopf, sodass ihr Blick auf Mikunis verunstaltete Leiche fiel. Nana hatte sie schon aus dem Augenwinkel gesehen, doch vermieden, genauer hinzusehen.
 

Ihre Schultern zuckten und sie legte sich eine Hand vor den Mund, um ein erneutes Erbrechen zu verhindern, während ihr die Tränen über die Wangen strömten.
 

„Tragisch, wenn man so jung sterben muss, nicht wahr?“ sprach das Mädchen weiter. „Wirklich ein Jammer, die Beiden hatten so viel Potenzial...“
 

Nana schluchzte und brachte es erstmals fertig, zu sprechen.

„Hast du... hast du den Angreifer gesehen?“ wollte sie wissen, doch das Mädchen schüttelte bedauernd den Kopf.

„Leider nein. Aber ich weiß trotzdem, wer es war.“ meinte sie.

„Wer?“ fragte Nana atemlos weiter und das sanfte Lächeln des Mädchens wurde eine Spur schärfer.
 

„Oh? Ich war es.“ antwortete sie unbekümmert. „Was schaust du denn so, Nana-chan? Hast du dich denn nicht gefragt, woher ich den Ausweis habe?“

Das Mädchen kicherte und strich Nana übers Haar.

„Dummes Mädchen, du bist so naiv. Suchst immer nach dem Guten in den Menschen, nicht? Nun... tut mir leid. Bei mir wirst du nicht fündig werden.“
 

Sie gab Nana einen Schubser, der sie zur Seite kippen ließ, in ihr eigenes Erbrochenes.
 

„Nana-chan, du bist wirklich widerlich, weißt du das?“ höhnte das Mädchen und stand auf. „Aber weißt du was? Ich bringe dich nicht um, okay? Das wird viel interessanter, wenn ich dich noch ein Weilchen in deiner Kotze liegen lasse.“
 

Nana blickte zu ihr hoch.

Die Worte das Mädchens erreichten sie, doch sie entfalteten ihre Wirkung noch nicht. Alles, woran sie denken konnte, war der Ausdruck auf Chihayas verunstaltetem Gesicht.
 

„Ich lasse immer mindestens einen leben, weißt du. Yukito-chan hast du ja schon kennengelernt. Es ist viel schöner, wenn man noch ein paar emotionale Wunden reißen kann, bevor man den Körper zerstört.“ Die Augen des Mädchens wurden rot und nahmen ein merkwürdiges Muster an, während sie sprach. Nana bildete sich ein, dass die Iriden sich drehten.
 

„Wir sehen uns, Nana.“
 

Es wurde dunkel um sie.
 

--
 

„Sakura!“
 

Karin hatte sich nicht aufhalten lassen und war einfach ins Behandlungszimmer geplatzt. Sie hatte von Yashia gehört, dass etwas mit Nanas Team passiert sei, dass man sie bewusstlos neben einer Leiche gefunden hatte und das hatte ausgereicht, jegliche Vernunft aus dem Kopf der Kunoichi zu vertreiben.
 

Sakura sah auf und seufzte leise.

„Karin...“ murmelte sie. „Du hättest warten sollen.“

„Warten?! Meine Tochter wird bewusstlos im Wald des Todes eingesammelt und ich soll warten? Was ist hier los?“ regte sich Karin auf und ging auf das Bett in der Mitte des Raumes zu.
 

Nana lag regungslos, mit weit aufgerissenen Augen, die ausdruckslos an die Decke starrten, auf dem weißen Laken und trug eine Atemmaske. In ihren Arm waren diverse Zugänge gesetzt worden, durch die einige Infusionen liefen, doch Nana blinzelte nicht einmal; Sakura setzte ihre gerade einen weiteren Zugang.
 

„Wir haben sie so gefunden.“ erklärte sie. „Yumine Mitarashi, um genau zu sein, sie hat im Prüfungsgelände patroulliert. Ihre beiden Teamkameraden sind beide tot, sowie ein weiteres Team, deren Leichen wir ebenfalls geborgen haben. Ein Mitglied fehlt allerdings.“
 

„Was ist los mit ihr?“ fragte Karin, nun etwas ruhiger. Sie hatte die Hand ihrer Tochter ergriffen. „Sie ist eiskalt...“
 

„Ich vermute, dass sie mit einem sehr starken Genjutsu belegt wurde. Ich werde Sasuke um Hilfe bitten, vielleicht kann er es brechen. Sie atmet nicht eigenständig, beziehunsgweise, sie hat vor zehn Minuten damit aufgehört. Deshalb beatme ich sie künstlich. Körperlich ist sie unversehrt, aber...“ Sakura hielt inne und betrachtete Nanas erstarrte Züge nachdenklich.
 

„Aber?“ harkte Karin nach.
 

„Karin, wo ist ihr Vater?“ wechselte Sakura das Thema.

„Suigetsu ist auf Mission, sonst wäre er auch hier.“ antwortete Karin und hob die Brauen. „Oh?“
 

„Was ist?“ Sakura folgte Karins Blick.

„Hier.“ Sie wies auf Nanas Unterarm. „Eine Bissspur. Sie hat jemanden geheilt und das ist noch gar nicht so lang her.“

Sakura nickte energisch. „Vielleicht ist das fünfte Opfer der Mordserie noch am Leben.“
 

Sie legte Karin eine Hand auf die Schulter.

„Bleib bei deiner Tochter. Ich muss zu Ino, in die Autopsieabteilung... es gibt etwas, was ich überprüfen muss.“
 

Karin nickte entschlossen und verstärkte den Griff um Nanas kalte Hand.
 

--
 

„Meine Güte, Nana.“ schimpfte Yukito und versuchte, aufzustehen.

Sie war nun viel zu lange weg und er machte sich große Sorgen um sie. Allein nach Chihaya und Mikuni zu suchen war eine fürchterlich schlechte Idee gewesen, doch er hatte nicht die Kraft gehabt, sie aufzuhalten.
 

Sie war so hitzköpfig. Selbst wenn er gesund gewesen wäre, hätte er sie wohl nicht zurückhalten können. So eine resulute, eigensinnige Person.
 

Er spannte sekunden lang seine Muskeln an, doch schaffte es nicht, aufzustehen. Es brachte nichts, er kam nicht von der Stelle.
 

Seine Laune hellte sich ein wenig auf, als er Schritte hörte.

„Nana?“ fragte er, doch erstarrte sofort, als jemand in sein Blickfeld trat.
 

„Bedaure, leider nicht.“ widersprach Aki und lächelte sanft. „Hast du mich vermisst?“
 

Yukitos Augen weiteten sich, doch er ließ fast im selben Moment den Kopf sinken.

Er hatte keine Chance. Sie würde ihn hier töten. Er konnte nicht einmal fliehen. Das war es für ihn.



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Kommentare zu dieser Fanfic (19)
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Von:  Jaelaki
2014-06-05T13:35:57+00:00 05.06.2014 15:35
Hallo!

Erst einmal: Ich empfand den Titel als interessant. Er macht neugierig und deutet bereits an, dass es um eine >>neue<< Generation geht. Trotzdem war ich dann überrascht, dass es tatsächlich um die Kinder der Canon-Charaktere geht. Du hast sie jedoch sehr interessant und authentisch dargestellt, weswegen ich gerne weitergelesen habe.

Die Beschreibungsseite hast du etwas langweilig gestaltet – hier könntest du noch mit der Formatierung einiges herausholen. Dagegen hast du die Steckbriefe sehr schön gemacht.

Im Folgenden teile ich meinen Kommentar 1. in formale, grammatikalische & stilistische und 2. inhaltliche Aspekte.

Formale, grammatikalische & stilistische Aspekte:

- doch viele von ihnen tragen noch Spuren des Krieges → Zeitwechel: trugen
- „Ich bin schon okay.“ entgegnete Taeko schließlich → „Ich bin schon okay“, entgegenete Taeko. Dieser Fehler bei der wörtlichen Rede zieht sich durch das ganze Kapitel.
- die selbe Gabe → dieselbe Gabe
- ihr Weg der selbe  → derselbe
- sonst so sauberer Mittelscheitel eher ein modischer Zickzackscheitel  → sauberer Mittel- eher ein modischer Zickzackscheitel war
- zu einem weiterenm  → Tippfehler: m zu viel
- wenn man auf ihre rechte Hand starrte, was aus der Grund war, wieso sie sie bandagierte → was auch der Grund war
dass sie nicht einmal etwas dagegen zu sagen wagten zu sehr verstanden sie das Verhalten ihrer Peiniger. → Komma fehlt

Bis auf die aufgeführten Fehler, ist dein Schreibstil schön flüssig und passend. Die Szenen sind gut vorstellbar und du beschreibst gut.

Inhaltliche Aspekte:

An der Wand neben ihr lehnte Keiko Haruno, mit der Taeko zwar einen schlechten Start gehabt hatte, da ihr Vater immerhin für den Tod ihres eigenen Vaters verantwortlich war, aber das hatte sich rasch gelegt.

Ehrlich gesagt kommt mir das recht unglaubwürdig vor. Auch, wenn nicht die Kinder direkt in den Tod involviert waren, würde dort ein Konflikt schwelen. Ich denke nicht, dass sich in der Realität so etwas >>rasch legen<< würde.

Ansonsten beschreibst du die Charaktere recht authentisch und es wird deutlich, dass jeder seine Eigenheiten hat. Ich bin gespannt, was du aus dem Plot machst. Insgesamt denke ich, hat die Geschichte Potenzial.

Gruß,
Jaelaki

[εnφα]
Antwort von:  Flower-chan
05.06.2014 15:48
Ich weiß, Formatierung habe ich hier gar nicht drin, weil ich noch nicht raus habe, wie das hier funktioniert. Allerdings sind die Kapitel auf FF.de formatiert.

Zu dem Fehler mit dem Komma nach der wörtlichen Rede: Ich weiß. Ich weiß. Ich versuche auch, den zu vermeiden, aber ich habe den so fest im System, dass ich ihn immer wieder mache.

Zum Inhaltlichen:
Nun, ich habe Taeko als sehr offene, freundliche Person charakterisiert, da fände ich es irgendwie widersprüchlich, wenn sie Keiko hassen würde. Außerdem, das ist auch nicht wirklich der Hauptaspekt des Plots ;)


Danke für den Kommentar.
Von:  Chicha
2014-06-04T19:24:44+00:00 04.06.2014 21:24
Guten Abend :)

Bevor ich anfange, dir zu sagen, wie toll ich das Kapitel fand, erst einmal eine kurze Kritik:
Ein neues Team :D Erst war ich etwas verwirrt und musste den folgenden Abschnitt dreimal lesen und nochmal kurz in die Charakterbeschreibungen gucken, bevor ich wusste, worum es geht.

>Nana Hoozuki war eine der drei Kinder, die im allgemeinen Sprachgebrauch von Konoha „Kinder der Rückkehr“ genannt wurden. Dazu zählten auch die Schwester Keiko und Nanaki Haruno.

Nana war die Tochter eines ungleichen Paares, ihre Eltern hießen Karin Uzumaki und Suigetsu Hoozuki. Es hatte damals im Raum gestanden, ob Nana in Kirigakure oder in Konoha aufwachsen sollte, doch die Wahl war natürlich auf das friedlichere Konoha gefallen. Sie und ihre Familie stand in der tiefen Schuld zu Tsunade Senju, die Karin und Suigetsu als die ersten, ehemaligen Akatsuki-Mitglieder im Dorf aufgenommen hatte.<

Im zweiten Satz sollte es übrigens "Schwestern" heißen. Aber das war gar nicht der Punkt. Ich hab etwas gebraucht - heute bin ich echt schwer von Begriff - um die Brücke zwischen Keiko, Nanaki und Nana zu schlagen. Und dann nochmal einen weiteren, bis ich begriffen habe, dass es um ein neues Team geht und wer denn in dem neuen Team ist. Kurze Frage am Rande - ist Yashia jetzt eigentlich die Adoptivtochter oder wie im Steckbrief die leibliche Tochter von Tsundade und Jiraya?
Es sind zwar immer noch verhältnismäßig viele Absätze, aber diesmal nicht wirklich störend, weil sie die Schnelligkeit der Zeit bzw. die reale Geschwindigkeit der Ninja sowie die Erfassung der Kampfszene wiederspiegeln.
Du wirst in diesem Kapitel viel detailreicher, als du es vorher warst. Du gehst mit Nana beispielsweise die für einen Ninja typischen Beobachtungen nach. Du fängst einerseits ihren Schrecken ein, aber auch andererseits ihre Routine und und ihre Ninja-Fähigkeiten.
Vom Stil und der Spannung gefällt mir dieses Kapitel bisher am besten :)

Spätestens hier mit dem Jungen - und schon zuvor hattest du mit Aki neue Prüfungsbedingungen eingeführt. Allerdings stelle ich mir die Frage, ob Naruto es a) wirklich zulassen würde, aufgrund seines Faibles für Teamwork, dass die Prüfungen alleine abgelegt werden und b) dass da Kinder bei der Prüfung sterben. Diese Situation unterläuft ein wenig den bisher aufgebauten Kontrast zwischen Kindsein und Ninjasein. Ich unterstelle jetzt einfach mal, dass dieser logische Bruch gewollt ist, um die Ära unter Naruto jetzt nicht zum völligen Paradies ausufern zu lassen, sondern auch ein allgemeines Zeichen dafür ist, dass zwischen Wollen und Können, zwischen Wunsch und Realität Diskrepanzen bestehen.

Liebe Grüße Chicha
Antwort von:  Flower-chan
04.06.2014 23:31
Die Verbindung zwischen Nana und den Haruno-Schwestern ist Team Taka. Nana stammt von Karin und Suigetsu ab, die gemeinsam mit Sasuke ins Dorf zurückkehrten (bzw, nur Sasuke, da Karin und Sui nicht aus Konoha kommen). Team Taka (auch Juugo, zu dem ich später noch komme) kehrte eben als Einheit nach Konoha heim, daher der Begriff.

Yashia ist nicht mit Tsunade blutsverwandt, nein. Obwohl ich Tsuraya shippe, kann ich mir nicht vorstellen, dass Tsunade nach Dan noch eine Beziehung eingehen würde. (Außerdem ist sie in der Originaltimeline über 50. Risikoschwangerschaft, anyone?)

Nana ist übrigens Iryonin. Deshalb hat sie sich die eine Leiche auch genau angesehen, weil sie die Todesursache feststellen wollte (jede andere 14-Jährige hätte da wahrscheinlich eine gewisse Scheu gehabt, Shinobi oder nicht.)

Was genau meinst du mit dem Jungen?

Ja... Aki. Ich hatte anfangs vor, ihr zwei Teamkameraden zu verpassen, aber dann hätte ich erklären müssen, wer sie sind und wieso zum Teufel sie sich mit Aki abgeben. Außerdem ist Aki kein Fan von Teamwork. Sie ist egozentrisch und narzisstisch, weshalb ich mich dagegen entschieden habe.
Meine halbherzige Erklärung dafür: Naruto ist noch ein recht junger Hokage, der sowas eher durchgehen lässt als, sagen wir mal, ein Hiruzen Sarutobi.

Außerdem... in der Originalserie hat Anko die Teilnehmer ein Einverständnisformular unterzeichnen lassen, in dem sie der Risiko anerkennen, zu sterben. (Abgesehen davon - es ist Mord. Und das soll es auch sein ;) )
Von:  Chicha
2014-06-02T20:05:52+00:00 02.06.2014 22:05
Guten Abend :)

Durchaus wichtig - schnell vor der Prüfung noch neue Bündnisse schließen.
Im ersten Kapitel hast du allerdings geschrieben, dass die Prüflinge aus den anderen Dörfern bereits da waren. Vielleicht habe ich da einfach was falsch in Erinnerung, aber das fand ich schon etwas komisch in Bezug auf die Theorieprüfungen.
Man merkt im Vergleich zu den ersten beiden Kapiteln, dass die Einführungszeit vorbei ist und so die Geschichte wesentlich runder wird. Aber so richtig warm kann ich mit dem Kapitel nicht werden. Mir fehlt ein wenig das Gefühl von Taeko, wenngleich der Schock durchaus mitschwingt. Außerdem passiert nicht so richtig viel in diesem Kapitel. Natürlich ist die Allianz zwischen den Suna-Nins und den Konohoa-Nins wichtig, auch dass die Stärke von Aiko und auch von Aimi rüber kommt, dennoch wirkt es mehr wie ein Filler-Kapitel. Andererseits hält das Kapitel die Spannung hoch, weil man sich fragt, was genau im Wald des Todes passieren wird. Es sind auch wieder etwas viele Absätze.

Nur weil ich das Kapitel vielleicht nicht gerade ultra spannend finde, musst du jetzt aber nicht denken, dass es schlecht ist. Die Kapitel davor haben aber meistens auf höherer Ebene noch Konflikte aufgebaut, die ich hier nicht so richtig wiederfinde, was schade ist.

Liebe Grüße & bis zum nächsten Kapitel Chicha
Antwort von:  Flower-chan
04.06.2014 23:23
Jup, das ist mir vorhin auch aufgefallen - Plothole, lässt sich aber zum Glück noch korrgieren, da es nur ein Detail ist.

Der Hauptzweck dieses Kapitels war einzig und allein, die Charaktere Kenji, Aiko und Aimi vorzustellen. Ich habe es etwas gestreckt, weil du im ersten Kapitel angemerkt hast, dass die Einführungen der Konoha-Kids zu hastig war.

Antwort von:  Chicha
05.06.2014 07:06
Ich konnte mir tatsächlich die Namen merken und weiß sie sogar jetzt noch. Aus der Sicht ist das Kapitel dann wohl eindeutig gelungen :D
Von:  Chicha
2014-06-01T07:27:15+00:00 01.06.2014 09:27
Guten Morgen :)

Kurze Anmerkung zum letzten Kommentar: Mir ist gerade erst aufgefallen, dass der Kerl ja nichts mit Shino zu tun hat, weshalb du den Teil in meinem letzten Kommentar zu In Character getrost streichen kannst ... Ab jetzt sollte ich wohl mal etwas genauer hinschauen bei den Namen.

Gerade wurde eine innige Beziehung zu Shiroe eingeführt und schon wird er ermordet. Du gehst definitiv direkt in die Vollen. Das Bewusstsein, dass ein Mord möglich und Realität ist, dass es sich eben nicht um ein Ninja spielen handelt, dass das behütete Heim verlassen werden muss, kommt in diesem Kapitel gut rüber. Allerdings konnte ich nicht so richtig mit den Charakteren mitleiden, was wohl einerseits daran liegt, dass Shiroe nur einen so kurzen Auftritt hatte, andererseits aber wieder an den vielen Absätzen. Viele Absätze erzeugen bei mir meist die Assoziation, dass eine Handlung gerade sehr schnell abläuft und dass sehr viel Neues passiert. Für den Aufbau von Gefühlen und Sequenzen dürften die Absätze ruhig länger sein und nur einige wenige Absätze herausstrechen, die wirklich bedeutungsvoll sind. Der letzte Satz geht in dieser Struktur nur nicht unter, weil es der letzte Satz ist. Es gibt bestimmt noch Sätze, die dir im kompletten Verlauf des Kapitels besonders wichtig erscheinen - mir fällt es aber aufgrund der vielen Absätze unglaublich schwer, weitere wichtige Sätze festzumachen.

Narutos Reaktion auf Taekos Beschuldigungen ist sowas von typisch für den Hokage, ich hätte mir aber vielleicht noch einen Zusatz gewünscht, wie "Wir werden den Mörder finden!". Dann wäre noch ein Stück bewusster geworden, dass man die Genin wesentlich mehr als Kinder sieht, als es noch Generationen vorher getan haben. Insbesondere weil Shiroe sie ja auch noch als Kinder bezeichnet hat. Im Grunde sind sie es noch, aber eigentlich waren Kinder früher als Genin keine wirklichen Kinder mehr. Dieses leicht verschobene Kindheitskonzept drückt bisher eine leichte Spannung zwischen Realität und Kindheitsblase, aber auch zwischen dem Aufwachsen der älteren Generation und der jetzigen aus.

>„Ich glaube, du hast mich ein bisschen missverstanden.“ meinte er und trat einen Schritt auf seine Tochter zu. „Ich will nicht, dass du zu einem perfekten, emotionslosen Roboter wirst. Ich will nur, dass du stärker wirst als ich. Das ist alles.“<
Über diesen Absatz bin ich ein wenig gestolpert. Ich kann mir zwar vorstellen, dass Sasuke nicht immer so ein riesiges Arschloch ist, aber an dieser Stelle ist er mir etwas zu weich. Es mag vielleicht aber auch nur an der speziellen Formulierung "perfekter, emotionsloser Roboter" liegen, da in mein Konzept von Naruto ein Roboter (auch wenn welche vorkamen) nur bedingt hereinpasst. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich von einem älteren Sasuke einen gehobeneren Sprachstil erwarte. Vom Gesamtbild ausgehend, finde ich die Reaktion von Sasuke aber wichtig, weil Keiko bisher der schwächste Charakter war und vor der Prüfung (und nach dem Tod des Senseis) etwas Aufschwung nötig hat, während ich dem Rest mehr als genug eigene Kraft unterstelle.
Trauernde Charaktere an sich finde ich immer sehr spannend, weil erst in Extremsituationen der skizzierte Charakter seine wirklichen Konturen zeigt und gleichzeitig sich selbst hinterfragt, weil mit jedem Tod einer eng verbundenen Person auch ein Stück von einem selbst mitstirbt. Man muss sich selbst erst wieder neufinden. Daher bin ich jetzt gespannt darauf, ob Taeko den gleichen Racheweg wie Sasuke einschlägt.

Liebe Grüße Chicha
Antwort von:  Flower-chan
04.06.2014 23:21
Ah, gut. Das hat mich etwas gewundert :D

Oh, jetzt wo ich so drüberlese, fällt mir das auch auf. Ich mache generell viele Absätze, aber hier ist es echt etwas viel geworden.

Okay, gut. Den Roboter sollte ich vielleicht wirklich streichen ;)
Nun, die Sache ist die, ich möchte Sasuke nicht als "abusive parent" darstellen, weil es einfach übertrieben wäre. Er will ja seinen Clan wiederaufbauen und deshalb liegt ihm viel daran, dass seine Töchter eben gute Shinobi werden. Er setzt gerade Keiko stark unter Druck, weil sie die Ältere ist, aber ich will auch durchblicken lassen, dass er seine Kinder trotzdem liebt.

Nun, da muss ich spoilern - Nein. Taeko wird nicht den selben Weg gehen wie Sasuke, das wäre ja auch schrecklich lahm und irgendwie abgekupfert.
Von:  Chicha
2014-05-31T17:22:57+00:00 31.05.2014 19:22
Nochmal einen wunderschönen guten Abend :)

Dieses Kapitel gibt einen genaueren Einblick in Taekos Beziehungswelt, insbesondere in ihren Wunsch nach einer Vaterfigur. Shiroe finde ich weitestgehend sehr authentisch, nur die große Offenheit seiner eigenen Gefühlswelt gegenüber Taeko weicht etwas vom Originalcharakter ab, obwohl man das als Zeichen für eine starke Bindung zwischen den beiden deuten kann.
Schön finde auch, dass du mehr Details in die Geschichte einbindest und wesentlich mehr Beschreibungen lieferst. Beispielsweise wo du Taekos Nervösität durch das Zuschrauben der Flasche ausdrückst oder auch die Beschreibung von Taekos Klamotten mit dem Namensaufnäher, den ich als Zeichen für das Nicht-Verloren-Gehen deuten würde.
Die vielen Absätzen allerdings haben meinen Lesefluss gestört. Weniger ist manchmal mehr. Einige kleine Fehler haben sich auch eingeschlichen: >Taeko kam sich unglaublich dämlich dabei vor, aber im Badezimmer sah sie ohnehin niemand, als musste sie deshalb keinen Streit mit ihrer Mutter riskieren.< Man kann sie aber zum Großteil auf das Vergessen eines Buchstabens zurückführen, weshalb die meisten gar nicht weiter auffallen.
Das von Shinoe eingebaute Zitat finde ich auch sehr schön, weil es sich als gute Grundlage für den sich anbahnenden Konflikt herausstellen könnte.

Liebe Grüße Chicha
Antwort von:  Flower-chan
04.06.2014 23:16
Bei dem Zuschrauben habe ich allerdings an dich gedacht und deine Kritik zum Thema Gestik/Mimik.
(Dazu möchte ich noch anmerken, dass ich selbst Asperger-Autistin bin, deshalb kaum Mimik habe und bei meinen Mitmenschen auch kaum bis gar nicht lesen kann. Wenn ich also darüber schreibe, fällt es mir sehr schwer, das nicht plump und gestellt wirken zu lassen)

Das Zitat habe ich übrigens aus meinem eigenen Leben gegriffen - stammt von meiner Großmutter ;)
Von:  Chicha
2014-05-31T16:43:12+00:00 31.05.2014 18:43
Hallo Flower-chan :)

endlich komme ich diesen Monat mal dazu Kommentare zu schreiben. Tut mir sehr leid, dass ich dich so lange habe warten lassen.

Dieses Kapitel passt sehr gut zum letzten Kapitel und klärt auch die Schwierigkeiten, die ich durch mein "Mehr-Wissen" als Leserin habe. Sehr gut gefällt mir auch der Dialog der neun Genin, da du passende Sprachstile zu jedem Charakter ausgewählt hast. Insbesondere kann man hier von authentischer Kommunikation reden. Bei fast allen Aussagen würde ich annehmen, dass man sie auch in der Realität so treffen kann, ohne dass man das Gefühl hat, sein Gegenüber würde gerade laut denkend einen schriftlichen Text verfassen.
Ein paar Details wie Mimik, Gestik oder Aussehen wären ganz schön gewesen und zugegebenermaßen, obwohl ich darüber im ersten Kapitel gemeckert habe, Hilfestellungen durch die Nachnamen bzw. Erinnerung an die Eltern, um sich die Sprösslinge besser zu merken. Ich musste bei den Namen doch immer mal wieder überlegen, wer denn jetzt eigentlich wer war - was vielleicht auch ein wenig an meinem Namensgedächtnis liegen könnte.
Ich habe fast keine Grammatik- oder Rechtschreibefehler gesehen bzw. finde sie aber gerade auch nicht wieder. Höchstens bei der wörtlichen Rede, die zumindest laut Duden immer diese Form haben sollte: >"Ich sage gerade etwas", sagte die Person.< oder >"Ich sage gerade etwas." Die Person neigte nach ihrer Aussage den Kopf.< oder >"Ich sage gerade etwas!", sagte die Person.< (! kann auch durch ein ? ersetzt werden.) Das finde ich insgesamt aber weniger schlimm. Wenn ich nicht explizit darüber nachdenke, mache ich das auch immer nur so, wie es mir in den Sinn kommt - was entweder schlecht ist, weil ich Deutschlehrerin werden möchte oder gut ist, weil gerade diese Form der Zeichensetzung die Wilkürlichkeit der Schriftsprache zeigt und ich keinerlei Deutungsvermehrungen bei vom Duden abweichender Zeichensetzung in der wörtlichen Rede erkenne.
Manche Satzkonstruktionen fand ich ein wenig gestelzt.

Inhaltlich finde ich den Entschluss, einen Schwur abzulegen sehr süß. Auch dass du Taekos Team als Familie darstellst, gefällt mir gut. Damit baust du einen schönen Kontrast zur Gefahr durch Aki auf. Einerseits werden die aus Konoha stammenden Ninjas, die sich mehr oder weniger stark verbunden fühlen und eine Einheit bzw. in Teilen eine familiäre Einheiten bilden, einer Ortsfremden, einsamen oder zumindest alleinauftretenden Person gegenübergestellt. Gleichzeitig unterläuft Aki durch die Akklamation, Itachis Tochter zu sein, wiederum diese Abgrenzung zwischen Fremdsein und Zugehörigkeit. Genau wie Taeko oder Yasu aufgrund ihrer Abstammung selbst dieses Abgrenzungssystem in Frage stellen. Du baust hier also bereits eine gut nachvollziehbare Grundproblematik auf :)

Liebe Grüße Chicha
Antwort von:  Flower-chan
04.06.2014 23:13
Hallo Chicha,

Ja, diese Sache mit dem fehlenden Komma bei der wörtlichen Rede ist so ein Fehler, dem ich mir zwar bewusst bin, aber beim besten Willen nicht aus dem System kriege.

Ganz genau das hab ich mir dabei gedacht, auch, dass sich Taeko dadurch mit Yasu verbunden fühlt

Danke für den Kommi!
Von:  fahnm
2014-05-30T20:22:24+00:00 30.05.2014 22:22
Hammer Kapi^^
Von:  fahnm
2014-05-14T21:52:28+00:00 14.05.2014 23:52
Spitzen Kapi^^

Antwort von:  Flower-chan
15.05.2014 17:03
Danke ^_^
Ach ja, ist dir der Link in der Beschreibung aufgefallen? Da gibt's ein paar Hintergrundinfos und Foreshadowing... ;)
Von:  fahnm
2014-05-08T22:42:31+00:00 09.05.2014 00:42
Hammer Kapi^^
Schreib bitte schnell weiter
Antwort von:  Flower-chan
09.05.2014 12:08
Mach ich ^_^
Von:  fahnm
2014-05-08T20:58:12+00:00 08.05.2014 22:58
Wer war das nur?
Entweder war diese Person ein Starker Genin oder ein Level höher.
Ich bin gespannt
Antwort von:  Flower-chan
08.05.2014 23:05
Nope, weder noch. Und Chuunin dürfen ja gar nicht an der Prüfung teilnehmen :D


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