Outlaws
Der Qualm über Konoha hatte sich aufgelöst und die Schreie der Verwundeten waren längst verklungen.
Nagato Uzumaki war gestorben, doch sein Tod war kein gewaltsamer. Die falschen Körper, die sechs Pfade des Pain waren von Konohas Helden, Naruto Uzumaki besiegt worden und Nagatos Körper war simpel erschöpft gewesen.
An Narutos Händen klebte kein Blut.
Der Kampf um Konoha war seit Jahren vorüber, die Organisation Akatsuki zerbrach mit dem Ende ihres Anführers endgültig und Frieden kehrte ein – endlich.
In dieser friedlichen, fast utopischen Welt war Konoha abermals das Zentrum eines wichtigen Ereignisses – den Chuunin-Auswahlprüfungen.
Die Teams 16, 13 und 18 waren in Konoha absolute Favoriten und man rechnete damit, dass jedes dieser Teams mindestens einen Genin durch die Prüfungen bringen würde.
Der erste Teil der Prüfungen stand an, der theoretische Teil, und Genin aus allen fünf Dörfern hatten sich in Konoha versammelt.
Inmitten all dieser Aufregung beginnt die Geschichte dieser jungen Shinobi, zum größten Teil fast noch Kinder.
Sie alle wuchsen im friedlichen Konoha auf, doch viele von ihnen tragen noch Spuren des Krieges, der die Generation vor ihnen geprägt hatte.
Unsere Heldin, Taeko, wuchs mit Geschichten von einer nicht allzu fernen Vergangenheit auf.
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Der Haushalt Kiyoyama bestand zwar nur aus zwei Personen, dennoch schaffte es Taekos Mutter, Mineko, dass ihre Tochter dennoch den Stresslevel einer Großfamilie abbekam.
„Wenn ich dich noch einmal abfragen soll-...“ setzte sie zum dritten Mal an, doch Taeko fuchtelte nur unwirsch mit den Händen.
Sie und ihre Mutter saßen am Frühstückstisch und Taeko hatte langsam den Eindruck, dass sie sich nicht so viele Sorgen um die Prüfungen machte wie ihre Mutter.
Mineko war keine Kunoichi und hatte anfangs heftig Einspruch erhoben, als Taeko ihr eröffnet hatte, dass sie die Akademie besuchen wollte, womöglich nicht zuletzt, weil ihr Vater im Stand eines Nukenin, eines Abtrünnigen, Gesetzlosen noch vor Taekos Geburt gestorben war.
„Ich bin schon okay.“ entgegnete Taeko schließlich, nachdem sie heruntergeschluckt hatte. „Ich habe mich gut vorbereitet, Mam. Mach dich nicht verrückt.“
„Hast du deine Sachen gepackt?“ erkundigte sich Mineko, die Aussage ihrer Tochter völlig übergehend.
„Nein, Mam. Ich hab dir doch gesagt, dass wir gar nichts in den Prüfungsraum mitnehmen dürfen.“ erklärte Taeko geduldig und beobachtete leicht amüsiert, wie sich Mineko die Haare raufte.
„Entschuldige, Liebes.“ meinte sie schließlich und legte Taeko fürsorglich die Hand auf die Schulter. „Ich wünsche mir nur, dass du all deine Ziele erreichst, egal, wie hoch du sie dir steckst, deshalb will ich dich so gut unterstützen, wie ich kann, ich...“
„Ich weiß, Mam. Du willst nicht, dass ich unglücklich werde und so ende wie er.“ fiel Taeko ihr ins Wort, geflissentlich den Namen ihres Vaters nicht erwähnend, da das eine sichere Methode war, Mineko zum Weinen zu bringen.
Es war nun fünfzehn Jahre her, dass Deidara sich selbst umgebracht hatte, um seinen Gegner mit sich in den Tod zu reißen, unwissend, dass Mineko ein Kind von ihm erwartete. Taeko konnte sich gut vorstellen, wie schmerzhaft der Verlust für ihre Mutter gewesen war, zumal sie und ihr Vater Pläne geschmiedet hatten, wie sie endlich normal zusammenleben könnten, sobald Akatsuki ihr Ziel erreicht hatte.
Vermutlich waren es nur Wolkenschlösser gewesen, die Mineko da gebaut hatte, da Taeko ihren verstorbenen Vater als zu kampflustig einschätzte, als dass er jemals ein normales Leben hätte führen können.
Mineko fürchtete schlicht, dass Taeko den selben Weg gehen würde, wie ihr Vater und womöglich genauso enden könnte.
Taeko seufzte und blickte auf ihre bandagierte Hand.
Sicher, sie hatte die selbe Gabe wie ihr Vater, aber das hieß nicht, dass ihr Weg der selbe sein würde.
Der Hokage hatte die schwangere Mineko damals aufgenommen und ihr ein Zuhause gegeben. Tsunade Senju, wenn sich Taeko richtig erinnerte.
Natürlich wurde sie auf der Straße oft angepöbelt, simpel aufgrund ihrer Abstammung, aber das war kein Grund, dem Dorf den Rücken zu kehren und zum Terroristen zu werden.
Ein Blick auf die Uhr trieb sie an, sich den Rest ihres Marmeladenbrotes hastig in den Mund zu stopfen, ihrer Mutter noch kauend zuzuwinken und aus dem Haus zu stürmen.
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„Du bist spät dran!“ wurde Taeko begrüßt, als sich in der Akademie einfand.
Ihre beiden Teamkolleginnen standen bereits vor den Toren und hatten offenbar auf sie gewartet.
Rei Uzumaki war eines der beiden Kinder des amtierenden Hokage, Naruto Uzumaki, und dem frisch gekürten Oberhaupt des Hyuuga-Clans, Hinata Hyuuga. Sie hatte die Hände in die Hüften gestemmt und sich leicht vorgebeugt, sodass ihre langen, blonden Zöpfe vor ihrem Oberkörper baumelten, nur um Taeko möglichst effektiv mit einem vorwurfsvollem Blick zu bedenken.
An der Wand neben ihr lehnte Keiko Haruno, mit der Taeko zwar einen schlechten Start gehabt hatte, da ihr Vater immerhin für den Tod ihres eigenen Vaters verantwortlich war, aber das hatte sich rasch gelegt. Keiko war ein herzensgutes Mädchen und Taeko nannte sie schon seit einer ganzen Weile ihre beste Freundin.
„Guten Morgen, Taeko-chan.“ grüßte sie. Sie sah verschlafen aus, einige Strähnen ihres hellrosa Haar waren nicht dort, wo sie hingehörten, weshalb ihr sonst so sauberer Mittelscheitel eher ein modischer Zickzackscheitel war.
Taeko gähnte demonstrativ, wie um Rei zu einem weiterenm bissigen Kommentar zu provozieren und winkte ihren Kolleginnen halbherzig zu.
„Seid ihr schon lange hier?“ Taeko sprach im Plural, obwohl sie sich ausschließlich Keiko zugewandt hatte.
„Schau mich gefälligst an, wenn du mit mir sprichst!“ beschwerte sich Rei und bewegte sich in Taekos Sichtfeld. „Wir sind schon seid einer halben Stunde hier, ich hab die Kleine abgeholt, damit sie keinen Rückzieher macht.“
Die Kleine, Keiko, blickte peinlich berührt zur Seite und murmelte etwas Unverständliches, aber Taeko konnte sich vorstellen, worum es ging. Sie fühlte sich wahrscheinlich noch nicht bereit für die Prüfungen. Immerhin hätte das Team die Prüfung schon vor vier Jahren machen können, aber Keiko hatte ihr Veto eingelegt.
Sie nahmen nur teil, weil Rei und Taeko sie mit vereinten Kräften dazu überredet hatten.
„Hey, Uzumaki.“ wandte sich Taeko schließlich an Rei. „Dein alter Herr hat das alte System mit dem 'Du musst schummeln, damit du bestehst' doch abgeschafft, oder?“
Rei nickte.
„Ja, hat er. Das gilt aber nur für Prüfungen, die hier abgehalten werden, weil die anderen Kage das anders sehen.“ bestätigte sie. „Hmh, mir wäre die alte Methode echt lieber, wenn ich ehrlich sein soll.“
„Mir nicht, weil ich in den letzten vier Wochen kaum geschlafen habe, ich hab bestimmt die Hälfte meiner Nächte durchgebüffelt, es wär ganz schön blöd, wenn das alles umsonst gewesen wäre. Deshalb frage ich nochmal, nur um sicher zu sein.“ entgegnete Taeko und rieb sich die Augen mit ihrer nicht-bandagierten Hand.
Keikos Blick wurde von etwas anderem angezogen.
„Taeko-chan, schau mal.“ bat sie leise und wies dezent nach vorn.
Drei weitere Person wuselten sich durch die Menge an Prüflingen aus anderen Dörfern.
„Yo, Taeko!“ machte sich lautstark die Anführerin bemerkbar und fast sofort stieg Taeko der Geruch von kaltem Rauch in die Nase.
„Shi-chan.“ murmelte sie, während Shiori Yamanaka und ihr Team 13 sich zu den Dreien gesellten.
Shiori war ein Jahr älter als Taeko, Keiko und Rei, sie war schon sechzehn und schien sich eine Menge darauf einzubilden. Sie rauchte und unter ihrem rotblondem Haar blitzten die zahlreichen Piercings an ihren Ohren hervor. Vermutlich erlaubte ihre Mutter ihr keine Piercings an anderen Stellen.
„Guten Morgen, ihr Drei.“ grüßte das zweite Mitglied von Team 13, Hitomi Hyuuga. Sie war der jüngste Spross der Hyuuga-Zweigfamilie und das Resultat einer sehr langsam vorgeschrittenen Romanze zwischen zwei Teamkollegen, Neji Hyuuga und Tenten.
Taeko erwiderte ihr Lächeln und vermied geflissentlich, sie anzusehen.
Hitomi trug eine Augenklappe, da sie auf ihrem linken Auge blind war und Taeko hatte das Gefühl, es wäre ihr vielleicht unangenehm, wenn sie versehentlich starrte. Immerhin fühlte sie sich stets persönlich angegriffen, wenn man auf ihre rechte Hand starrte, was aus der Grund war, wieso sie sie bandagierte.
Als die Dritte im Bunde in Sichtweite kam, fühlte sich Taeko gleich um einiges wohler.
Yasu Uzumaki war immer eine Person gewesen, in deren Gegenwart sie sich wohlfühlte. Sie war ihr sehr ähnlich, da auch sie das Kind von ehemaligen Akatsuki-Schwerverbrechern war.
Yasus Eltern waren die Spitze der Organisation gewesen, Konan und Nagato Uzumaki. Sie hatte Taeko einmal erzählt, dass sie drei Jahre alt gewesen war, als ihre Eltern in den Krieg zogen und nur ihre Mutter wieder heimkam.
Konan hatte unter Naruto Uzumakis Regentschaft Zuflucht in Konoha erhalten, aber dennoch waren sie und Yasu noch der Selbstjustiz des Volks ausgesetzt, genau wie Mineko und Taeko.
Sowohl Taekos als auch Yasus Eltern waren für die Tode vieler Bewohner dieses Dorfs verantwortlich und trotz, dass sie als Kinder nichts dafür konnten, ließen viele der Hinterbliebenen ihren Schmerz gern an ihnen aus.
Das Schlimmste daran war, dass sie nicht einmal etwas dagegen zu sagen wagten zu sehr verstanden sie das Verhalten ihrer Peiniger.
Yasu nickte Taeko kurz zu und sie musste sofort lächeln. Zwar sprach Yasu wenig, aber jede Geste der Zuneigung bedeutete Taeko unglaublich viel, da sie sich so sehr mit ihr verbunden fühlte.
„Also, seid ihr bereit? Das wird bestimmt richtig spannend! Also, ich bin sowas von bereit!“ verschaffte Shiori ihrer Begeisterung Ausdruck und klatschte in die Hände, im vergeblichen Versuch, ihre Freunde mit ihrem Enthuisiasmus anzustecken.
„Shi-chan, du weißt schon, dass das hier nur die Theorieprüfung wird?“ vergewisserte sich Hitomi leicht schmunzelnd, während Rei hinter Shioris Rücken Grimassen schnitt.
„Ja, ja. Aber das ist der Auftakt zu den Prüfungen selber und das ist richtig aufregend. Jetzt, da Keiko sich endlich mal bereit fühlt.“ entgegnete Shiori und ihre Stimme klang etwas schärfer, als sie Keiko erwähnte.
Alle drei Teams hatten vier Jahre auf die nächste Prüfung gewartet, weil Keiko bei der ersten Chance ausgesetzt hatte. Sie waren alle Freunde und hatten gemeinsam antreten wollen.
„Shi-chan, lass sein.“ wies Taeko sie in die Schranken, stellte sich dabei instinktiv schützend vor Keiko, die gerade zu einer zittrigen Entschuldigung ansetzen wollte. „Sie ist schon nervös genug, du machst es auch nicht besser.“
Shiori rollte mit den Augen und setzte sich auf den Bordstein vor dem Gebäude. Yasu tat es ihr gleich und Taeko nahm erfreut den Platz neben ihr ein.
Sie und Yasu waren zwar offiziell Freunde, aber irgendwie war diese Beziehung noch sehr unterkühlt, weshalb Taeko unbedingt das Eis brechen wollte.
Yasu lächelte sie flüchtig an, nachdem Taeko Platz genommen hatte.
„Tja. Jetzt erstmal auf die Achtzehner warten.“ meinte Hitomi und setzte sich ans andere Ende der Reihe, zu Rei und Keiko, die ebenfalls auf dem Bordstein hockten.
„Team achtzehn kommt immer zu spät.“ entgegnete Rei und zupfte an ihren Zöpfen herum. „Das kann `n Eckchen dauern.“