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This is war

von

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In der Falle


 

Bei jedem Atemzug brannten ihre Lungen. Nami rannte einfach, ihr Körper hatte die Kontrolle übernommen und es war reiner Überlebensinstinkt. Sie wollte leben, sie wollte hier nicht sterben. Noch schlimmer; sie wollte nicht wieder in Gefangenschaft landen. Das Thema hatte sie durch, sie hatte es erlebt und egal wie man es drehte oder wendete, sie wollte nie wieder in solch eine Lage kommen. Es riss alte Wunden auf, die auch sie versucht hatte zu verdrängen und sich nicht wieder daran zu erinnern. Dabei ging es vielleicht weniger darum, wie diese Gefangenschaft ablaufen könnte. Nami besaß zwar ein Kopfgeld doch in den letzten Jahren war es doch eher ruhig um sie geworden. Sie war nicht mehr zur See gefahren, hatte sich hier ein Leben aufgebaut und all ihr Vergehen betrafen lediglich Piraten und würde ihr kaum zur Last gelegt werden. Nein, das war es nicht worum es hierbei ging. Das Gefühl der Gefangenschaft war eines, das sie nicht würde ertragen können. Sie hatte viel für ihre persönliche Freiheit getan, zu viel vielleicht. Das konnte sie nicht einfach wieder verlieren.

Nami stolperte, geriet ins taumeln und schaffte es gerade noch sich daran zu hindern auf den Boden zu fallen, indem sie gegen einen Baum stolperte und schwer atmend daran stehen blieb. Mist. Für einen Moment schloss sie die Augen, versuchte das Grollen der Insel zu ignorieren und lieber ihre eigenen Gedanken wieder zu ordnen und zu sich zu finden. Sie durfte sich nicht von dieser Panik bestimmen und leiten lassen. Es war vergangen. Jetzt und hier gab es anderes das wichtiger war. Aisa. Robin. Zorro’s Auftauchen hatte sie völlig aus der Bahn geworfen und sie war seiner Anweisung einfach gefolgt ohne darüber nachzudenken was für Fragen sie sich zuvor gestellt hatte. Wichtige Fragen. Denn wenn sie nun in das Schmugglerlager gehen und sich dort verstecken würde, was würde das bedeuten? Sie würde die Suche nach Aisa abbrechen. Etwas das den sicheren Tod der Kleinen bedeuten würde, wenn sie es nicht schon längst war. Und Robin? Sie war noch auf der Insel. Oder war sie schon längst verschwunden, um diesem Kampf zu entgehen und sich in Sicherheit zu bringen? Würde man sie festnehmen, dann würde das vermutlich ganz andere Folgen für sie haben und ganz sicher wäre Impel Down dann noch ihr geringstes Problem. Aber wäre sie einfach so verschwunden? Könnte Nami es ihr vorwerfen, wenn sie es getan hätte? Und wenn sie Robin nicht fand und diese die Insel verlassen würde, würde sie dann nicht unweigerlich davon ausgehen, dass Nami das alles nicht überlebt hatte? Wie sollten sie einander je wiedersehen?

Gedanken die in diesem Moment vielleicht zu weit gingen und gleichzeitig schaffte sie es nicht sie zurückzuhalten. Nami hob den Blick, sah sich um. Sie war im Wald, die Lichtverhältnisse waren noch schlechter als zuvor, wenn das überhaupt möglich war. Sie müsste auf die andere Seite der Insel. Das Lager befand sich bei der Küste und sie musste Zorro in sofern zustimmen als das ein Rückzug in die Felsen in Anbetracht der Lage das sicherste war, was man tun konnte. Zumindest dann, wenn man keine Chance hatte die Insel zu verlassen. Das wiederum brachte sie aber zurück zu ihrer Frage. Wollte sie das tun? Wollte sie davonlaufen, sich verstecken, während andere kämpften und keinen sicheren Ort fanden? Nami war nie ein Mensch gewesen, der einfach davonlief und die Menschen die ihr wichtig waren zurückließ. Sie hatte immer gekämpft. Immer. Und jetzt? Lief sie einfach davon.

Der Schmerz in ihren Lungen ging langsam zurück, während sie weiter an dem Baum lehnte und versuchte sich zu ordnen. Der Blick ging hinunter auf ihre blutverschmierte Hand, welche sie langsam öffnete und auf den kleinen Schlüssel hinunter blickte. Kaum zu erkennen in der Dunkelheit und gleichzeitig wog er unendlich schwer in ihrer Hand. Nein, das konnte sie nicht machen.

„Verdammt..“ Nami fluchte leise und richtete sich etwas auf, so gut es ihr mit ihrem schmerzenden Körper möglich war und lehnte sich dann mit dem Rücken an den Baum. Ihr Atem wurde ruhiger und sie schien sich langsam zu entspannen. Es war ruhig. Hier zumindest auch, wenn das Grollen des Kampfes weiterhin zu hören war. Allerdings wurde sie nicht verfolgt, niemand war hinter ihr her. Sie war alleine. Grund genug sich die nötige Zeit zuzugestehen, die sie vielleicht brauchen würde, um eine Entscheidung zu treffen. Und da galt es sicher sich zu entscheiden; rational, vernünftig, mit dem Herzen? Egal welches Gefühl sie dabei leiten würde, es könnte durchaus schwerwiegende Konsequenzen haben. Dessen war Nami sich durchaus bewusst, obgleich sie wirklich versuchte das alles nicht zu weit zu denken.

Aisa. Robin. Aisa. Robin.

Das Waisenhaus war zerstört. Es gab keine Spuren, die von dem Gebäude wegführten. Keine Spuren denen sie folgen könnte, um Aisa zu finden, wenn diese es geschafft haben sollte zu fliehen. Die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Egal was ihr Herz ihr sagte, Nami wusste, dass sie sie nicht finden würde. Sollten sie entkommen sein wäre es das beste sie hätten sich zurückgezogen, einen Ort gesucht an dem sie sich verstecken konnten. Ein Ort, an dem sie dieses Inferno überleben könnten. Vielleicht hielt Nami den Schlüssel zum einzig sicheren Ort in ihrer Hand, doch auch das wusste sie nicht. Sie hatten die Insel nie genauer abgesucht. Nami kannte die groben Wege, doch mehr auch nicht. Etwas das auch nicht sein musste, wenn man hier lebte und am Ende des Tages auch nicht ewig hier verweilen wollte. Vielleicht würden die Kinder also einen Ort kennen, sofern.. ja, sofern sie entkommen waren.

Langsam ging Nami in die Knie, sackte in sich zusammen und rieb sich müde mit der Hand über die Augen. Tränen schoben sich unnachgiebig zwischen ihren Fingern hindurch. Was wusste sie schon? Es war mitten in der Nacht oder früher morgen. Sie mussten geschlafen haben, so wie die meisten auf der Insel waren sie vermutlich von all dem überrascht worden. Konnte sie wirklich Hoffnung haben?

Und Robin, die wusste wie sie zu handeln hatte. Ihr Kopfgeld und das, was Nami über sie wusste sagten ihr zumindest, dass sie sich nicht einfach umbringen lassen würde. Sie war nicht leichtsinnig. Sie würde auf sich aufpassen.

Nami versuchte die Gedankenspiralen in ihrem Kopf festzuhalten, sie auszubremsen und dafür zu sorgen, dass sie ruhiger oder wenigstens langsamer wurden. Nichts davon würde ihr wirklich helfen. Und wenn sie an Zorro und seine Worte dachte? Ja, vielleicht hatte er recht. Vielleicht war es das einzige was sie wirklich tun konnte. Was sie tun sollte. Sich verstecken und warten, bis das alles vorbei war.

***

„Nami! Nami! Hörst du mich?!“ Sanji rannte über die Insel. Er hatte sich dagegen entschieden Zorro zu folgen und sich in diesen Kampf zu stürzen. Gemessen an dem, was da für Kräfte walteten musste er sich eingestehen, dass er da keine wirklich großen Sprünge reißen konnte. Sanji war durchaus in der Lage sich zu verteidigen und über die Jahre hatte auch er die ein oder anderen Techniken gelernt. Aber in erster Linie war er kein Pirat. Keiner der sich auf dem Meer durchschlagen musste. Das war in seinem Leben auch nie das Ziel gewesen. Das einzige, was Sanji immer gewollt hatte war zu kochen. Er war Koch aus Leidenschaft, weil es für ihn nichts schöneres gab als Menschen mit seinem Essen glücklich zu machen. Seine Kampfkraft würde da draußen vielleicht nicht den größten Unterschied machen. Doch er konnte einen Unterschied für Nami und ihr Leben machen. Dazu musste er sie nur finden. Das beste, was er tun konnte war, sie zu finden und zu diesem Boot zu schaffen, von dem Robin gesprochen hatte. Mit ihr oder nicht aber es würde zumindest Nami’s Möglichkeit sein diese ganze Sache zu überleben und hier heraus zu kommen. Das durfte er einfach nicht verstreichen lassen. Denn wofür sollte man schon kämpfen? Diese Insel war kein Ort der es wert war. Sanji selbst war durch einen dummen Zufall hier gestrandet, doch er konnte überall arbeiten. Sich etwas eigenes aufbauen, wenn es sein musste. Sanji vertraute auf sein talent, auf sein können. Darum machte er sich durchaus keine Sorgen. Und damit gab es für ihn keinen Grund auf dieser Insel, um deswegen sein Leben und seine Freiheit zu riskieren. Und genau deswegen gab es auch nur diesen einen Weg. Er musste Nami finden und sie hier wegschaffen.

Dabei hatte er allerdings keine Anhaltspunkte gehabt. Zorro hatte sich geweigert ihm zu sagen in welche Richtung Nami gelaufen war. Und damit hatte er sicherlich gehofft, dass Sanji einfach aufgeben und kämpfen würde. Sanji sich entscheiden müssen und war seinem Bauchgefühl gefolgt. Er hoffte, dass Nami auch von alleine auf die Idee gekommen war auf die ruhigere Inselseite zu fliehen und so viel Abstand wie möglich zwischen sich und diesen Kampf brachte. Was er tun würde, wenn er sie auf diesem Weg nicht finden würde, das wusste Sanji nicht.

„Nami!“ Immer wieder rief er ihren Namen, versuchte auf sich aufmerksam zu machen. Wenn sie in der Nähe war, dann würde er sie so hoffentlich finden. Dabei rief er so laut wie er nur konnte, denn einen anderen Plan gab es gerade wirklich nicht. Gleichzeitig rannte Sanji so schnell er konnte, wobei das durchaus eine der leichteren Übungen war. Wenn Sanji kämpfte, dann mit seinen Beinen und Füßen und war entsprechend gut im Training. Das unwegsame Gelände machte ihm einfach nichts aus und er kam grundsätzlich gut voran.

„NAMI!“ Sie musste doch zu finden sein. Sanji würde nicht aufgeben, versuchte gleichzeitig sich umzusehen und hoffte darauf ein Lebenszeichen von ihr zu erwischen. Allerdings waren die Sichtverhältnisse doch eher bescheiden und er konnte kaum etwas erkennen. Blieb also zu hoffen, dass sie ihn wenigstens hören würde. Doch je weiter er sich von dem Kampf entfernte, umso besser standen hoffentlich die Chancen, dass seine Stimme nicht von den Schüssen verschluckt werden würde.

„Nami! Na-“ Sanji brach ab, wurde aus dem Gleichgewicht gebracht und strauchelte. Den ersten Schuss hatte er nicht kommen hören. Dafür den zweiten. Ohne nachzudenken ließ er sich auf den Boden fallen. Weitere Schüsse folgten. 
„Shit“, fluchte er leise. Der stechende Schmerz in seinem Oberschenkel sagte ihm, dass er getroffen worden war. Doch von wem? Waren sie etwa auch in diesem Teil der Insel? Die weiteren Schüsse verrieten ihm, dass die Angreifer links von ihm waren und er selbst keine Möglichkeiten hatte in Deckung zu gehen oder sich zu schützen. Den einzigen Schutz, den er in diesem Moment hatte war die Dunkelheit und die musste er nun nutzen. Die Stimmen, die er hören konnte wirkten noch ein gutes Stück entfernt, vielleicht war es nun seine einzige Möglichkeit einer Konfrontation aus dem Weg zu gehen. Gegen Schusswaffen und eine unbekannte Anzahl an Gegnern würde er nur verlieren können. Zumal er für so einen Mist nun wirklich keine Zeit hatte.

Sanji drehte sich auf den Bauch und sah sich um. Ruhig bleiben, durchatmen. Weiter. Er würde sich weiter vorschieben und dabei versuchen so leise wie nötig und so schnell wie möglich voran zu kommen, bevor man ihn entdecken und das Feuer gezielter auf ihn richten würde. Bisher schien man zumindest keine Ahnung zu haben wo er war und das verschaffte ihm einfach ein wenig Zeit. Zeit, die Sanji nutzte, um zu einer kleinen Baumgruppe herüber zu kommen und sich hinter diese zu kauern. Er atmete durch und griff hinauf, um sich seine Krawatte zu lösen und diese dann um sein Bein zu binden. Hier und jetzt hatte er keine Möglichkeiten sich besser darum zu kümmern. Es würde schon reichen.

Erst, nachdem er alles gut verknotet hatte würde er sich umwenden und an dem Baum vorbeisehen, an dem er gerade lehnte. Erkennen konnte er nichts genaues, nur Schemen und Schatten. Doch das war nicht nur eine Person, die sich da durch das Unterholz schleppte. Offensichtlich fand der Angriff nicht nur von einer Seite der Insel statt und man hatte sich doch dazu entschieden zumindest eine kleine Gruppe von der anderen Seite zu schicken. Was genau deren Aufgabe war erschloss sich Sanji zunächst nicht, immerhin würden sie auf diese Weise selbst ins Feuer der Kanonen geraten. Es sei denn sie hatten den Befehl nicht weiter vorzudringen sondern, an diesem Ende der Insel zu warten, on Flüchtige versuchen würden die Insel an einer anderen Stelle zu verlassen. Falls dem so war, dann würden ihnen ahnungslose Menschen einfach in die Arme laufen ohne, dass jemand überprüfen würde mit was für Menschen man es zu tun hatte. Piraten? Zivilisten? Das schien hier keine Rolle zu spielen und zeigte nur wieder die Abgründe der Marine auf. Sanji würde nie verstehen, wie sie wirklich glauben konnten, dass es einen Unterschied zwischen ihnen und den Piraten gab, die sie jagten. Aus seiner Sicht gab es da nicht den geringsten Unterschied.

Die Stimmen wurden lauter, wobei Sanji nicht erkennen konnte, ob sie sich ihm näherten oder, ob die Diskussion zwischen den einzelnen Personen einfach lauter wurde. Zumindest verhielten sie sich auf diese Weise nicht gerade unauffällig was andere vielleicht warnen würde, die wie er versuchten sich über diesen Teil der Insel zu bewegen. Auf der anderen Seite hatte er in feinster Weise auf seine Umgebung geachtet. Sanji war fest davon überzeugt gewesen, dass ihm hier kein Angriff drohen würde und so hatte er sich einzig und alleine auf die Suche nach Nami konsentiert. Vielleicht hätte er also doch etwas bemerken können, wenn er einfach nur etwas aufmerksamer gewesen wäre.

Doch all diese Möglichkeiten spielten in diesem Moment keine Rolle. Er war angeschossen worden und verlor wertvolle Zeit. Gleichzeitig hoffte er aber auch, dass er sich irrte und Nami nicht diesen Weg gewählt hatte. Denn wenn, dann wäre sie diesen Kerlen ebenso in die Arme gelaufen wie er es nun getan hatte und wäre vermutlich bereits erschossen worden.

Sanji versuchte diese Gedanken abzustreifen und nicht weiter zuzulassen. Etwas das ihm leichter fallen sollte als gedacht, als auf einmal eine Lichtquelle deutlich wurde. Er musste blinzeln, dann konnte er besser erkennen was er dort sah. Tatsächlich waren es Soldaten die auch nicht zu weit von ihm entfernt waren. Sie waren dabei Fackeln anzuzünden und diese untereinander zu verteilen, bevor sie sich aufteilten. Doch warum? Es ergab für Sanji absolut keinen Sinn. Zumindest nicht, bis er sah, wie sie mit den Fackeln an den Sträuchern vorbeigingen und diese in Brand setzten. Fackeln wurden geschmissen und das trockene Holz entzündete sich binnen weniger Minuten. Sie waren nicht nur hier, um Flüchtige zu erschießen. Sie waren hier, um die Insel weiter in Brand zu stecken und eine Wand aus Feuer zu errichten, um jeden Fluchtweg zu zerstören, den es noch gab.

***

Nami hob die Laterne und ließ den Blick langsam schweifen. Wie lange war sie nicht mehr hier gewesen? Es mussten inzwischen Jahre sein. Letztlich war das für sie alles doch eher ein netter Fund gewesen den sie nicht weiter hatte verfolgen wollen. Warum auch? Sie hatte damit durchaus nichts am Hut gehabt. Nicht mit dem Alkohol und auch nicht mit den anderen Opiaten, die sie hier gefunden hatten. Zorro hatte von Anfang an eine ganz andere Einstellung dazu gefahren und es war ihm durchaus wichtig gewesen dieses Loch zu behalten. Warum auch immer. Ob er geglaubt hatte das es einmal nützlich sein könnte? Da er kein Kerl war der gerne Pläne machte konnte sie sich das nicht vorstellen. Also, was war das hier?

Langsam bewegte sie sich weiter in den Raum hinein und würde noch eine weitere Laterne ansteuern, um diese anzuzünden und noch etwas mehr Licht in den Raum zu bekommen. Zumindest konnte sie damit ein besseres Bild bekommen und damit auch mehr sehen als es zuvor draußen noch der Fall gewesen war. Ebenso waren auch all die Geräusche nun ausgeschlossen und es war, als würde sie sich in einem Kokon befinden durch den nichts hindurch drang. Vielleicht der Moment, um zur Ruhe zu kommen und, die letzten Stunden einzuordnen und zu verarbeiten.

Nami stellte die Laterne auf dem Tisch ab und strich mit der Hand einmal über das Holz. Kein Staub. Sie zog die Brauen zusammen und ließ den Blick weiter schweifen. Da standen noch immer die Regale, die die Schmuggler für ihren Sake und anderen Alkohol genutzt hatten. Sicher war es nicht nur das gewesen, doch die Flaschen waren zumindest noch da, wenn auch deutlich weniger als im Vergleich zu ihrem letzten Aufenthalt an diesem Ort. Vermutlich hatte Zorro sie getrunken. Ein Verdacht in dem sich Nami zumindest bestätigt sah, als sie sich weiter bewegte und dann auch in den zweiten Raum hinein trat. Ein Bett. Kurz keimte die Frage auf, ob es schon immer dort gewesen war, doch als Nami in einem Regal Kleidung und Essensvorräte entdeckte wurde deutlich was das hier eigentlich war. Es war nicht mehr das Schmugglerlager, welches sie damals gefunden und für sich entdeckt hatten. Zorro schien sich hier eingerichtet zu haben.

Wenn Nami ehrlich war, dann hatte sie nie hinterfragt, wo Zorro sich aufhielt, wenn er nicht gerade betrunken durch eine Bar wankte. Nachdem sie nicht mehr zusammen gewohnt hatten, hatte Zorro eine Wohnung gemeinsam mit Tashigi besessen. Nachdem man sie aber gefangen genommen und sie Monate nicht mehr auf der Insel gewesen waren, Monate in denen sie ihre Mieten nicht gezahlt hatten, waren die Wohnungen einfach geräumt worden. All ihre Sachen waren weg gewesen, sie hatten alles verloren was sie besessen hatten und hatten noch einmal von vorne beginnen müssen. Nami hatte einen Job gefunden und dann eine winzige Wohnung. Zu Beginn waren sie dort zwar noch zusammen gewesen, aber als Zorro wieder alleine gehen konnte hatte er immer mehr Abstand zu ihr gesucht und dafür die Nähe des Alkohols bevorzugt. Irgendwann war er nur noch vorbei gekommen, wenn er etwas gewollt hatte, die übrige Zeit hatte sie schlichtweg nicht gewusst wo er steckte. Doch wann hatten sie das letzte Mal wirklich miteinander gesprochen? Wann war es nicht darum gegangen sich zu streiten? Nami konnte sich kaum noch daran erinnern. Und nun stand sie hier in mitten seiner Zuflucht? Eine Zuflucht für den er ihr den Schlüssel gegeben hatte anstatt sich selbst zu verkriechen. Ein Umstand, der Nami doch nachdenklich stimmte. Denn für einen Moment mochte es an den Kerl erinnern, den sie vor so vielen Jahren kennengelernt hatte und, der zu ihrem besten Freund geworden war.

Nami würde sich wünschen, dass es so war, dass er vielleicht doch wieder den Weg aus diesem dunklen Tal herausfinden würde. Doch musste es ausgerechnet jetzt sein? Damit sie sich um noch einen Menschen sorgen musste? Immerhin wusste sie auch nicht in welcher Verfassung er gerade war. Betrunken? Nüchtern? Wie fit war er noch? Seine Kraft und seine Kampfkünste hatten immer für die Piraten dieser Insel gereicht und, um sich gegen diese zu behaupten. Doch Nami wusste nicht, ob er noch weiter trainiert hatte, ob er versucht hatte besser zu werden oder, ob sein Ehrgeiz nach dieser Niederlage völlig gebrochen worden war und er sich auf dem ausgeruht hatte was er bereits konnte. Wäre es letzteres dann hätte er da draußen nicht lange eine Chance und sie müsste sich wirklich Sorgen um ihn machen. Vielleicht auch damit abfinden, dass seine Sturheit ihn direkt in den Tod führen würde. Auf der anderen Seite war das hier auch etwas, das sie so nicht erwartet hatte. Ein Grund sich der Illusion hinzugeben, dass er vielleicht doch weiter trainiert hatte und nun besser aufgestellt war als das letzte mal? Ja, sie würde sich gerne dieser Illusion hingeben und doch wusste Nami, wie unwahrscheinlich es war, dass er weit über den damaligen Punkt hinaus gekommen war.

Sie atmete tief durch und würde sich langsam auf das Bett sinken lassen. Der Weg hierher war lang gewesen und sie musste sich wenigstens einen Moment ausruhen. Ausruhen. Wie falsch das doch klang, während dort draußen ein Kampf tobte. Selbst hier konnte sie das Beben spüren. Doch wenn sie auf ihre blutigen Hände blickte? Inzwischen konnte sie die eine Hand vor schmerzen kaum noch bewegen, sie war angeschwollen. Schlimmer noch, es war ihre starke Hand. Und damit war sie auch nicht in der Lage ihren Bo oder etwas anderes zu halten. Nami musste sich eingestehen, dass es keine Rolle spielte was sie sich wünschte oder wollte. Sie war keine Kämpferin, das war sie noch nie gewesen. Als Diebin war es ihre Stärke sich lautlos zu bewegen. Rein, raus, ganz ohne das es jemand merkte. Eine Konfrontation hatte es dabei im Idealfall nie gegeben. Deswegen waren Zorro und sie ein Team geworden. Sie machte die Pläne und war für die Feinarbeiten zuständig gewesen, während er sich um das Grobe und die Kämpfe gekümmert hatte. Sie hatte nie kämpfen müssen solange er bei ihr gewesen war. Und heute konnte sie da draußen einfach nicht mithalten. Sich dies einzugestehen war durchaus etwas sehr schweres vor allem, weil Nami nun nichts weiter übrig blieb als zu hoffen.

Kurz sah sie zur Tür. Sie hatte sie verschlossen und da der Zugang von außen nicht einfach zu erkennen war, war sie hier sicher. Es gab keinen Grund sich Gedanken zu machen, so dass sie nun doch etwas weiter zurück rutschen und sich auf das Bett sinken lassen würde. Vielleicht würde es ihr helfen. Entweder, weil sie aufwachen und feststellen würde, dass das alles nur ein Albtraum gewesen war. Oder, weil sie dann endlich ein paar klarere Gedanken fassen konnte. So oder so schrie ihr Körper danach sich hinzulegen und die Augen zu schließen, um all dem zu entfliehen und das war genau das, was Nami schließlich tun würde.


 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: robin-chan
2023-06-11T20:06:27+00:00 11.06.2023 22:06
Alles geht den Bach runter und Nami gönnt sich ein Schläfchen? Eine gute Taktik, einfach alles verschlafen :P
Fürs erste hat sie mit seinem Versteck tatsächlich eine ruhigen Platz gefunden, fraglich ist aber für wie lange? Im Grunde versucht man hier gerade die ganze Insel in Schutt und Asche zu legen. Ich bezweifle dass man das einfach aussitzen kann. Für den Moment, aber nicht für länger? Geht sie von alleine nach draußen oder wird sie aufgespürt? Ich kann mir einfach nicht vorstellen wie sie diese Situation einfach nur aussitzt ... ne?
Aber für sie ist diese kurze Ruhe definitiv kein Fehler. Das Überrumpelt werden, das Waisenhaus, die Unsicherheit auch hinsichtlich Robin.
Irgendwie ja richtig fies wie du alle aufteilst, auf der anderen Seite ist das ja genau das spannende daran. Jeder hat bei dem Chaos seinen eigenen Weg, wobei Sanji mir grade leidtut. Die Aufgabe nach Nami zu suchen wird mit dem Versteck natürlich überhaupt nicht erleichtert, zumal er sich jetzt lieber mal um sich selbst kümmert, wenn alles schon so nah kommt. Und warum muss man immer mit Feuer spielen? Als wirklich. Man muss ja nicht immer gleich alles abfackeln. Wo ist das der Spaß, wenn alles so schnell geht xD Böse, ich weiß :P




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