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You`re a honey

von

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Erklärungen

Meine Schultern sacken nach vorn und ich seufze laut. Was jetzt? Die Frage blinkt in meinem Kopf auf, wie ein riesiges Neonschild. Es scheint jedoch keine anderen Gedanken mehr zu geben, denn mir fällt keine Lösung ein. Ich starre auf den Bildschirm, als würde der Artikel damit verschwinden. „What is the matter?“ Ich zucke zusammen, als die dunkle Stimme direkt neben meinem Ohr ertönt. Die Stimme von Seto Kaiba. Ich drehe mich um, aber er sieht nur auf den Bildschirm und liest sich den Text durch. Er muss grinsen und geht einen Schritt zurück. „Well, that makes things more interesting.“ Er klingt so nüchtern, dass ich mich frage, ob er die restlichen Leute in der Klasse überhaupt leiden kann. „What should I do now?“, platze ich unkontrolliert heraus. Seto zuckt nur mit den Schultern und setzt sich hin. Mit leicht abschätzendem Blick betrachtet er den Laptop, schiebt ihn dann mit einer märtyrerhaften Geste von sich weg und packt seinen eigenen Rechner aus. Zufrieden nickt er und beginnt, auf die Tastatur einzuhämmern. Tja, scheinbar ist ihm der Schullaptop nicht teuer genug – er bevorzugt hochwertige Qualitätsware. Solche, die sich sonst keiner leisten kann, versteht sich.

„Why are you here? In the US, I mean.“ Ich weiß nicht, was ich tun soll. Da ich sowieso warten muss, will ich mich ablenken, um nicht in Panik zu verfallen. Er hält inne und sieht mich an. „Are you really that interested?“ Seine Stimme klingt zynisch. Ich nicke ernst. Da schnaubt er und erklärt in nüchternem Ton: „I made a contract with Pegasus. He gave me adresses from other people, who have the money that I need. As long as I need to stay here – until I have those signs on the papers – I need to go to school. So I chose a school that has the easiest possibilities to do my job as fast as I can.” Er sieht wieder auf den Bildschirm und tippt weiter. “Ah”, mache ich leise. Mehr sage ich nicht, weil mich diese Antwort verblüfft hat.

Yugi taucht auf und bleibt zunächst im Türrahmen stehen. Erst, als er Kaiba sieht, seufzt er erleichtert auf und geht auf ihn zu. „You`ve got a mail from Mokuba“, sagt er und lässt sich neben Seto nieder. Der nickt leicht. „Hm.“ „He says, you haven`t called in two weeks.“ “Hmhm.” Yugi knurrt leise. “You should call him. You still have enough time, you know.” Seto schüttelt den Kopf und hält nicht mal kurz inne. “Busy”, erwiedert er knapp. Da schnellt Yugis Hand nach vorn und er klappt den Laptop zu. Seine violetten Augen fixieren Seto eisblaue. „Your brother asked me to look after you so you wouldn`t overdo it again. He is really worried about your health. Do me and him a favour and CALL HIM. Now.” Aha, also sind Yugi und Setos kleiner Bruder wohl Freunde und der Kleine hat Yugi hinter seinem Onii-chan hinterhergeschickt. Das erklärt zum Teil, warum der Igel hier ist.

Seto reagiert jedoch nur mit einem sarkastischen Lachen. „Don`t tell me that you`re here for me, Muto. You are here because your fans ran right into your old school and the director said that this interrupts the classes too much. You`re here to hide yourself, not to nurse me.” Yugi holt Luft, sieht gekränkt drein und seine Hände ballen sich zu Fäusten. Doch dann schüttelt er langsam den Kopf und murmelt: „You are not that bad. There are people, who like you for what you are. Not Seto Kaiba, just Seto. How long will it take this time, until you accept it, Seto?” Der Braunhaarige wendet sich kommentarlos ab und öffnet den Laptop wieder, um weiter zu tippen. Yugi seufzt besiegt auf und lässt den Kopf hängen.

Ich weiß nicht, ob ich etwas sagen soll und deswegen starre ich nur wortlos. Ist ja nicht so, als würde ich einen von ihnen persönlich kennen und verstehen, was das Problem ist. Seto scheint irgendwie keine Zeit zu haben, um den jüngeren Bruder anzurufen. Na und? Tyson und Hiro haben sich noch seltener gesehen. Max` Mutter arbeitet sogar auf einem anderen Kontinent. Das ist doch laut Seto eh nur auf begrenzte Zeit, was soll also der Wirbel?
 

„WAS zu Hölle hast du angestellt?“ Der Satz wird so laut gebrüllt, dass ich fast vom Stuhl falle. Blitzschnell drehe ich mich um und erblicke einen vor Wut schäumenden Tyson in der Tür stehend. Himmel, habe ich je gesagt, Kai hätte einen eiskalten Blick? Der von Tyson hier könnte die Sahara gefrieren lassen. Und mehr.

„Ich war das nicht“, erwiedere ich gekränkt. Er holt tief Luft. „Das weiß ich, du dumme Nuss! Ich wollte wissen, warum du die Reporter nicht bemerkt hast! Und ob das witzig war, mich nicht vorzuwarnen! Ich renne hier voll in die sensationshungrige Meute und hab gut ein Dutzend Mikrofone unter der Nase. Du sitzt hier und glotzt Löcher in die Luft. Ist doch nicht zu fassen!“ Er schnaubt beleidigt. Ich springe auf und werde leider auch laut: „Hast du mich gerade dumme Nuss genannt? Wenn ich das erst vor zwei Minuten entdeckt habe, kann ich dich wohl kaum warnen, du Vollidiot!“ „WIE hast du mich genannt?“ Er macht einen großen Schritt nach vorne und im ersten Moment glaube ich tatsächlich, dass er mich schlagen will. Da legt sich eine Hand auf seine Schulter und er fährt herum. Hinter ihm steht Kai und schüttelt langsam den Kopf. „Lass es besser. Sonst ist hier echt was los.“

Auch Kai sieht leicht geschafft aus. Ist wohl auch in die Meute geraten. Sein Haar ist zerzaust und seine übliche Kriegsbemalung fehlt ebenfalls. Aufmunternd drückt er die Schulter des anderen. „Sobald Madleine da ist, beraten wir uns, okay?“ Stumm nickt Ty, lässt sich auf einen Platz möglichst weit von mir weg nieder und zieht Kai mit sanfter Gewalt neben sich. Kai grinst mich hochmütig an. `Geschieht dir Recht` sagen seine Augen. Ich verziehe das Gesicht zu einer Grimasse und drehe mich weg.
 

Erst kurz vor Stundenanfang erscheint Madleine – mit Zane und Alexis im Schlepptau. Gerade noch lachen die Mädchen und stupsen Zane neckend in die Schulter. Der rollt mit den Augen und versucht verzweifelt, seine roten Wangen zu verstecken, was ihm aber nicht gelingt. Als sich alle drei dem Raum zuwenden, wird es so mucksmäuschenstill, dass man meinen könnte, alle würden den Atem anhalten. Madleines Augen fixieren mich, dann Kai und schließlich Tyson. Sie wirft das Haar zurück und zum zweiten Mal höre ich sie Japanisch sprechen: „Es ist mir vollkommen egal, wer hier an wie viel Schuld hat. Und auch, was davon wahr ist und was nicht. Nur eines zählt: Was wir jetzt tun werden, wird über die Ruhe dieser Schule entscheiden und auch über unsere eigene Reputation. Also Folgendes: Hillary ist neu auf der Schule. Tyson wollte als hilfsbereiter `Kumpel`“, sie betont das Wort sarkastisch, „nur nett sein und ihr helfen. Über ihren Hausaufgaben ist er dann eingeschlafen und hat das Haus verlassen, da es ungehörig wäre, bei ihr zu übernachten. Die zwei sind nur Freunde und sonst nichts. Soweit die Story, die wir als Erklärung abgeben werden. Zu Tysons Plänen an der Schule oder Hillarys Familie sagt keiner etwas. Ihr beiden lächelt einfach nur und Tyson zeigt sich die nächsten Tage mit mehreren Mädchen im Schlepp – selbstverständlich auch mit Alex und mir. Hillary sucht sich irgendeinen netten Kerl und hängt mit ihm ein paar Wochen herum. Macht beide auf verknallt mit diesen Partnern und die Presse wird Ruhe geben. Klar soweit?“

Kai und Tyson nicken, Zane wirft Madleine einen anerkennenden Blick zu. Ich starre sie an. „Wo, bitte, soll ich auf die Schnelle einen Kerl herkriegen?“ Sie seufzt, als wäre das die dämlichste Frage der Welt. „Du hast doch sicherlich irgendwen am ersten Tag hier getroffen? Nimm dir einen von denen.“ Ich lasse den Kopf unsanft auf den Tisch sinken. Scheiße, dabei dachte ich, ich könnte Mike ganz nett einen Korb geben! Wird wohl nichts draus, ich muss da durch, wenn ich nicht alle zum Feind haben will.

„Was ist mit den Mädchen, die Tyson abgeschossen hat? Wenn eine von denen redet, sind wir übel dran“, meint Kai leise. Sie zuckt mit den Schultern. „Eure Sache. Ich hab die nicht wie Dreck behandelt.“ Wenn sie so flucht und knallhart die Wahrheit sagt, wie jetzt, dann klingt es richtig grob, weil sie einen leichten Akzent hat. Ich hatte gedacht, sie könne gar nicht wirklich viel Japanisch, da alle mit ihr immerzu Englisch reden, aber diese Ansprache war mit das Längste, was ich je aus der Hiwatarifamilie gehört habe. Wer hätte auch gedacht, dass sie so blitzschnell eine Lösung parat hat?

Obwohl…gerade das ist irgendwie merkwürdig. Es klingt so eingeübt, als ob sie die Ausrede schon für Jemanden vorbereitet hätte. Jemand anderen als mich. Hm…

Nachher habe ich gewiss immer noch Zeit, mir darüber den Kopf zu zerbrechen. Jetzt muss ich erst einmal in den sauren Apfel beißen.

Ich ziehe mein Handy aus der Tasche und schreibe eine einfache SMS:
 

Hey!

Muss dich dringend sprechen. Können wir uns sehen? Bald?

Hillary
 

Ich schicke das ab, bevor ich darüber nachdenken kann, ob es vielleicht blöd formuliert ist. Die Antwort kommt so prompt, dass ich denke, er müsse auf sein Handy gestarrt haben.
 

Ja! Gerne!

Ich warte in der Pause in der Mensa auf dich. Ist unser alter Platz okay?

Mike

P.S.: Ich warte auf deine Erklärung, Süße. ;)
 

Ich seufze und schüttele den Kopf. War der Smiley wirklich notwendig? Egal, ich sollte mich nicht beschweren, immerhin hat er überhaupt geantwortet. Bleibt die Frage, ob ich ihm ebenfalls das Märchen erzähle, oder schlicht die Wahrheit sage. Lieber das Märchen. Damit gehe ich auf Nummer sicher, denke ich mal. Er scheint nicht wütend auf mich zu sein und auch nicht an die Schlagzeile zu glauben, also sollte ich kein Öl ins Feuer gießen. Wie die Jungs mich behandelt haben, nein, das ist meine Sache und geht Mike nichts an.
 

Die Pause scheint gar nicht mehr kommen zu wollen. Ständig schiele ich auf die Uhr und seufze lautlos. Aber in dem Moment, wo es zum Pausenanfang klingelt, macht mein Magen einen Looping. Mir wird schlecht, wenn ich nur an das folgende Gespräch denke. Doch ich muss da durch.

Vorsichtig stehe ich auf und sehe zu Madleine. Sie nickt mir aufmunternd zu und lächelt sogar. Hat sie schon mal jemand gefragt, ob sie eine gespaltene Persönlichkeit besitzt? Der Gedanke lässt mich das Gesicht zu einem zynischen Grinsen verziehen. Ist wohl so eine Art Berufskrankheit – muss sie doch immer in die Kameras lächeln, auch, wenn sie gar nicht will.

Ich verlasse den Raum und komme doch noch in der Mensa an. Ich suche die Tische ab und entdecke Mike ganz am Rand – er ist mit seinen rudernden Armen auch schwer zu übersehen. Wortlos gehe ich zu ihm rüber und setze mich leise hin. Alle Augen scheinen auf mir zu liegen. Liest denn jeder hier diese dummen Klatschmagazine?

„Hi, Mike.“ Ich klinge viel zu unsicher, schon diese wenigen Worte machen einen völlig falschen Eindruck. Also räuspere ich mich und wiederhole etwas fester: „Hey.“ Er nickt mir zu und seine Mundwinkel kollidieren fast schon mit seinen Ohrläppchen. Warum grinst der so? Bin ich so lächerlich? Und seit wann hab ich eigentlich kein Selbstbewusstsein mehr? „Ich freu mich, dass du mich nicht vergessen hast“, sagt er leise und seufzt. Seine Augen glänzen vor unausgesprochener Hoffnung. „Wie könnte ich das?“, erwidere ich gezwungen lächelnd. In seinem Gesicht leuchtet etwas auf. Trotzdem bemüht er sich um einen vorsichtigen Ausdruck. „Naja, ich dachte, bei all den Stars und so...“ Ich ziehe die Augenbrauen in ehrlicher Verblüffung hoch. „Du meinst, ich würde abheben? Wieso sollte ich?“ Erleichtert atmet er aus. Dann fällt mir sein PS ein und ich beschließe, nachzuhaken: „Du hast den Artikel doch gelesen, oder? Ich war schon länger die Managerin von Tysons Team, das ist das einzig Richtige in diesem Artikel, weißt du?“ Er stützt das Kinn auf eine Hand. „Echt? Das Bild sah aber anders aus.“ Was sage ich denn jetzt? Ich hab mir doch noch nichts überlegt. Halt, nein, nicht ganz. Ich hatte etwas überlegt – eine geniale Ausrede – doch die ist jetzt irgendwie vergessen.

„Er hat mir nur zugewunken, weil ich wach wurde und geklopft hatte. Die haben die Story dem Bild angepasst. Er hat mir nur bei den Hausaufgaben helfen wollen.“ Gutes Mädchen, weiter so! Ich zucke also mit den Schultern, als wäre nichts passiert. „Bin dann wohl eingeschlafen und er wollte warten, ob ich aufwache. Dann ist er wohl gegangen. Keine Ahnung, ich hab noch nicht mit ihm gesprochen. Ihm scheint das ziemlich egal zu sein.“

Mike verzieht missmutig das Gesicht. Mir wird warm und ich erwarte schon fast, beim Lügen ertappt worden zu sein. Da murmelt Mike etwas, das wie „Der muss blind sein, wenn du ihn nicht interessierst“ klingt und ich werde rot. „Oh, danke“, hauche ich leicht überfordert. Solch direkte Komplimente habe ich noch nie bekommen. Wie soll ich damit umgehen? Ich straffe die Schultern und eine Idee blitzt in meinem Kopf auf. „Jedenfalls wollte ich nicht, dass du was Falsches von mir denkst. Als ich begriffen habe, was die behaupten, wollte ich direkt mit dir reden. Ich will nicht, dass du denkst, ich könnte vergeben sein.“ Jetzt lehnt er sich nach vorn. In seinen Augen blitzt es auf. „Warum willst du das denn nicht?“ Die Hoffnung, die darin mitschwingt, ist fast greifbar.

Ich zwinge mich, ebenfalls näher zu ihm zu rutschen und grinse geheimnisvoll. „Muss ich dir das wirklich sagen?“, hauche ich leise und schimpfe mich in Gedanken eine furchtbare Schauspielerin. Eigentlich wollte ich ja bestimmt und fröhlich aussehen, doch meine flammend roten Wangen machen mir einen Strich durch die Rechnung. Ich wirke wohl eher wie ein kleines Mädchen, welches zum ersten Mal flirtet. Was leider stimmt. Seufz.

Mikes Hand rutscht wie in Zeitlupe über den Tisch und seine Fingerspitzen berühren ganz vorsichtig meine. „Echt? Ich mag dich nämlich.“ Ich muss wegsehen, damit er nicht in meinen Augen lesen kann. „Ja“, sage ich erstickt – hoffentlich wirkt es nur schüchtern, „Ich mag dich ja auch.“ Okay, das tu ich. Aber nur als Freund. Ich krieg so eins über die Rübe, wenn das hier auffliegen sollte. Ich bin vielleicht nicht in Mike verknallt – und werde es wohl nie sein – aber er ist ein netter Junge und ich hasse mich schon jetzt dafür, ihm wehtun zu müssen. Außerdem fürchte ich, dass ich eine langweilige Freundin werde. Meine Interessen sind lesen und Fantasyfilme. Ansonsten lerne ich nur für die Schule und habe früher eben mit den Jungs rumgehangen. Ich hab nicht mal ein Haustier. Womit soll ich also schon begeistern?

Mike beugt sich runter, damit er mir in die Augen sehen kann. „Sag mal, das klingt vielleicht blöd, aber: Sind wir jetzt zusammen?“ Ich sehe ihn an und muss trotz allem lachen. Er ist nicht gerade der Typ für tiefgründige Gedanken oder große Geheimnisse, hm? Leicht nicke ich. „Denk schon.“ Er strahlt. „Klasse. Ich bin grad richtig glücklich.“ Ich nicke nur, da ich meiner Stimme nicht traue.
 

Wir reden danach über nichts wichtiges mehr, aber Mike lässt meine Hand nicht mehr los. Fühlt sich eigentlich sogar ganz schön an, seine warme Hand auf meiner. Ich sollte das Beste draus machen, es ist nicht Mikes Schuld, dass ich mir eine andere Hand wünsche, die meine festhalten soll. Als es klingelt und wir wieder zum Unterricht müssen, verspreche ich ihm, heute Nachmittag am Schultor auf ihn zu warten. Er grinst und sieht mir die ganze Zeit nach, während ich zu meinem Raum zurückgehe.



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