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You`re a honey

von

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Cat`s out of the bag I

In diesem Moment begreife ich, wie die Situation für einen Außenstehenden aussehen muss. Tyson ist bei mir gewesen. Bis spät in die Nacht – die Uhr zeigt 1.35 Uhr an. Dann schleicht er sich wie ein verkappter Romeo aus dem Haus und ich stehe hier und sehe ihm nach. In einem Morgenmantel. Himmel, glaubt Kai jetzt etwa, Tyson und ich hätten es getan? Meine Wangen brennen mit neu entfachter Hitze. Allerdings vor Wut, nicht vor Scham. Wofür hält Kai mich denn? Für ein billiges Flittchen? Ich bin japanisch erzogen, durch und durch, verflixt nochmal! Ich will als Jungfrau in die Ehe gehen, das sollte er doch noch wissen – schließlich hab ich`s damals oft genug gesagt! Ich muss mit dem Kopf schütteln bei so viel Eifersucht.

Moment mal! Eifersucht? Ha! Als ob Kai Hiwatari es nötig hätte, eifersüchtig zu sein! Er hat mir doch deutlichst zu verstehen gegeben, dass er mich nicht leiden kann. Schnell eine andere Erklärung. Ist er sauer, dass sein ehemaliger Rivale seine Zeit mit Frauen vertrödelt? Das muss es sein. Er denkt wahrscheinlich, Tyson sollte lieber trainieren, anstatt Mädchen aufzureißen. Ich nicke mir selbst zu, froh, eine logische Erklärung gefunden zu haben. Leider vergesse ich dabei vollkommen Tysons traurigen Blick…
 

Der Rest der Nacht wird so lang, dass ich völlig geschafft bin, als ich aufstehe. 5.50 Uhr. So früh war ich noch nie wach, aber sonst habe ich auch nicht solche Probleme gehabt. Mechanisch ziehe ich mich an und gehe nach unten. Meine Mutter sieht mich mit verblüfftem Gesicht an. „Du bist aber früh da“, kommentiert sie misstrauisch. Ich gähne leicht. „Bin aufgewacht und wollte nicht mehr einschlafen.“ Stimmt ja auch, es ist egal, wie müde ich sein werde. Schon jetzt will ich den Tag nur noch gerade so hinter mich bringen. Selbst die Zeitung hole ich nur eben schnell rein und werfe sie zusammengefaltet auf den freien Küchenstuhl. Sonst lese ich immer beim Frühstück, aber im Moment habe ich die Befürchtung, dabei einzuschlafen, also lasse ich es. Das Müsli schmeckt nicht und ich wünsche mir ein japanisches Gericht zurück. Mum meint nur, ich solle mich umgewöhnen, was mir ein Murren entlockt. „Ich hab ne echt anstrengende Nacht hinter mir, also lass mir meine schlechte Laune.“ Sie zieht die Augenbrauen hoch. „Ehrlich? Und ich soll dafür herhalten? Ist doch nicht mein Problem, ich hab heute meinen ersten Arbeitstag und wahrhaftig andere Dinge im Kopf. Wo ist eigentlich dein Freund?“ „Weg“, murre ich leise, „Er hat einen Anruf gekriegt und ist noch letzte Nacht gegangen. Und mir tut die Hüfte weh!“ Das habe ich jetzt davon, dass ich mich nicht darum gekümmert habe, den Pyjama anzuziehen. Der Bund des Rockes hat unangenehm eingeschnitten und, weil ich fast nur auf einer Seite gelegen habe, schmerzt mein Kreuz. Mum zuckt mit den Schultern und drückt mir was von Romeo rein: „Da hat er seine Julia also auf dem Balkon stehen lassen?“ „Wir haben keinen Balkon, Mum.“ Sie kichert und verlässt das Haus. Welches mir auf einmal viel zu fremd und zu groß und zu still vorkommt.
 

Ich flüchte in die Schule und lasse mich auf den Platz fallen, auf dem ich gestern gesessen habe. Ob ich heute auch hier sitzen soll oder wir überhaupt eine Sitzordnung haben, weiß ich nicht. Aber mir fallen die Laptops ins Auge, die in einem Schrank liegen. Für wen die wohl sind? Der Lehrer huscht in den Raum und blickt mich an, als könne er seinen Augen nicht trauen. Ich grüße ihn höflich und er spannt mich gleich in die Vorbereitungen für die Stunde mit ein. Großartig, so bleibe ich wenigstens wach – schließlich bin ich noch nie im Laufen eingeschlafen, denn ich soll die Laptops und einige Zettel auf den Tischen verteilen.

Als Belohnung sozusagen darf ich mir selbst schon einen Rechner schnappen und ein bisschen surfen. Noch satte zehn Minuten bis zum Stundenanfang. Ich öffne also ein Fenster, logge mich ins Internet ein und will als Erstes meine Mails checken. Bestimmt haben mir die anderen geschrieben, aber es war so viel los, dass ich noch nicht daran gedacht habe. Wie sie wohl reagieren werden, wenn ich ihnen von Tyson erzähle? Bestimmt kommt Hiro dann in einem Jet der BBA hier hin und zieht seinem kleinen Bruder die Ohren lang.

Genervt klicke ich auf Japanisch als Sprache, denn noch muss ich lernen, um alles zu verstehen. Ich wandere mit dem Kursor gerade auf das Anmeldefeld, als mir die Schlagzeile ins Auge springt: `Beyblade-Weltmeister vergeben? Comeback oder Rücktritt der BBA Revolution?` Mir bleibt die Luft weg und ich beginne zu zittern. Woher haben die das schon wieder? Ich folge dem Link und lande auf einer Nachrichtenseite eines Klatschmagazins. Bunte Bilder von verschiedenen Stars springen mir rechts entgegen, während sich links der Artikel aufbaut. Die Schlagzeile bleibt gleich, doch als ich den Artikel lese, muss ich nach Luft schnappen:
 

`Beyblade-Weltmeister vergeben? Comeback oder Rücktritt der BBA Revolution?
 

Viele kennen sicher noch den Namen Tyson Granger, auch, wenn dieser sich seit einiger Zeit versteckt hielt. Der sonst so offene und medienfreudige junge Mann verschwand vor rund einem Jahr von der Bildfläche und zog sich völlig zurück. Von Seiten der BBA gab es hierzu keine Stellungnahme und Gerüchte machten die Runde. Von Ausstieg, einem Streit des Teams oder sogar einer schweren Krankheit war die Rede.

Nun ist das Geheimnis endlich geklärt! Der Junge versteckte sich in New York, Amerika in einer exklusiven Schule, die auf die Ausbildung junger Künstler spezialisiert ist.

Welches Ziel er aktuell verfolgt, ist noch unklar, doch Augenzeugen zufolge soll die Liebe ihn dorthin getrieben haben: Ein Reporter unserer Zweigstelle beobachtete ihn letzte Nacht, als er sich aus einem fremden Haus schlich und einer jungen Frau in seinem Alter einen eindeutigen Abschiedskuss gab. Ersten Vermutungen nach handelt es sich dabei um die erschreckend normale Hillary Tachibana, die schon länger mit dem Sportler bekannt war. Als ehemalige Managerin des Teams stand sie Granger schon zwei Jahre lang zur Seite und scheint für den Japaner mehr als nur eine gute Freundin zu sein.

Bleibt die Frage, warum Granger seine Beziehung nie öffentlich machte. Wollte er Streit vermeiden? Denn auch sein ehemaliger Teamkollege Kai Hiwatari soll vor Ort gewesen sein und das Techtelmechtel argwöhnisch beobachtet haben. Dreiecksbeziehung? Eifersuchtsdrama? Löst sich das Team jetzt auf? Wir bleiben weiter dran!`
 

Unter dem reißerisch gestalteten Artikel findet sich ein Bild, auf dem ich verschwommen am Fenster stehend zu sehen bin, mit hochrotem Kopf natürlich. Und Tyson steht unten auf der Straße und streckt die Hand nach mir aus, als wolle er sie auf meine Wange legen. Seinen Gesichtsausdruck sieht man nicht, doch das Bild scheint für sich zu sprechen.

Wann ist das denn passiert? Warum hat das keiner von uns bemerkt? Mir wird heiß und dann eiskalt. Weiß Tyson es schon? Und Kai? Was habe ich jetzt schon wieder angestellt! Ich werde wohl hier nach nie mehr zur Ruhe kommen. Was soll ich denn jetzt nur tun?


Nachwort zu diesem Kapitel:
Tja, ein eher kurzes Kapitel. Nehmt`s nicht übel, ich schreibe die Story eigentlich so runter und überlege dann erst, welche Aufteilung gut ist. Im nächsten gibt es dafür dann einen Auftritt von alten Bekannten :) Komplett anzeigen

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