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Es begann mit einer Süßigkeit.

von

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Geblümte Begegnungen.

Blaue Tulpen
 

Was war Seto froh das auf einen Freitag ein Samstag folgte.

Das war etwas, was selbst Yugi´s temporäre Wachstumsphase nicht ändern konnte. Da sich Yugi´s Chaos im Raum-Zeit-Gefüge ja meistens auf die Schule begrenzte. Sollte es aber trotzdem einmal Auswirkungen außerhalb der Schule zeigen, musste Seto in einem Zirkel von zehn Metern um den Chaos-Zwerg stehen, um in das schwarze Loch der Zerstörung gesogen zu werden.

Dennoch auch ohne Wachstumsphase ging ihm weder der Kuss des Blonden, noch seine Liebeserklärung aus dem Kopf.

Immer wieder schwirrten die Gedanken zu eben diesen unwiderstehlichen Lippen, die Seto jetzt schon zweimal die Sprache verschlagen hatten und ihn in die Defensive gedrängt hatten.

Was ihn aber noch mehr störte, war, dass er sich hatte so bloßstellen lassen, mit dem Kreidestaub.

Wieso hatte er diesen denn nicht bemerkt? War es wirklich nur, weil Yugi in der Nähe gewesen war?

Leise seufzte er. Wer wusste das schon, aber es hatte ihm wirklich gut getan, Wheeler im Fenster zu beobachten.

Immer wieder musste er leicht schmunzeln, wenn er daran dachte, wie der Mitschüler über der Fensterbank hing und den Staub aus den Tafelschwämmen geklopft hatte. Was er dabei wohl gedacht hatte?

Sicherlich hatte er sich mal wieder über die Ungerechtigkeiten in seinem Leben beschwert. Wie konnte die Lehrerin ihm nur immer wieder eine Strafe aufbürden, er war doch der unschuldigste Mensch auf diesem Planeten.

Joey redete sich gerne raus und jedes Mal musste Seto schmunzeln, natürlich nur hinter vorgehaltener Hand, schließlich sollte Wheeler ja nicht mitbekommen, dass er Seto amüsierte. Wenn seine Wangen leicht gerötet waren, die Backen aufgeblasen und seine Augen wütend funkelten, weil er sich zu Unrecht behandelt fühlte, davon konnte Seto selten genug bekommen.

Das war auch der Grund, warum er immer wieder noch den Finger in die Wunde drückte, oder Salz dazu streute, nur um Joey noch etwas zuzuhören. Dass er sich dabei selbst oft in Rage brachte, störte ihn zwar ein bisschen, aber diese Momente waren einfach zu schön, als dass er sich davon abschrecken ließ.

Aber da war noch mehr, noch so viel mehr, weswegen er den Blonden einfach vergötterte.

Überlegend hob er den Kopf gegen die Sonne, er hatte beschlossen spazieren zu gehen und sich mal einfach seinen Gedanken hinzugeben, das tat er selten und im Allgemeinen kam dabei selten etwas Produktives heraus, aber wenn es um Joey ging, konnte er danach viel besser abschalten. An einem Blumenladen blieb er stehen. Seit einigen Tagen waren überall Tulpen in allen Formen und Farben zu bestaunen.

Tulpen bedeuteten Vergänglichkeit.

Sanft strich er über eine weiße Blüte.

Am Grab seiner Eltern hatten weiße Tulpen gelegen, schneeweiß ohne Kranz, nur ein Strauß.

Er war so tief in Gedanken, dass er die Stimme, die zu ihm durchdringen wollte, erst gar nicht wahrnahm, nur leise und langsam drang sie zu ihm durch.

„Kaiba, ich wusste gar nicht, dass du Tulpen magst.“

Seto blickte auf. Joey, in der Hand einen Strauß Tulpen, blaue Tulpen.

„Ich mag sie auch nicht. Schließlich sind sie mir zu melancholisch. Wer mag schon Blumen, deren Bedeutung etwas Negatives beinhalten, wie Vergänglichkeit.“

Er wandte sich ab.

„Das stimmt nicht, sie haben auch andere Bedeutungen, die Blauen heißen zum Beispiel: Unsere Treue gehört zu unserem Leben.“

Seto drehte sich um.

„Wirklich? Wie soll etwas, das so falsch ist, wie blaue Tulpen eine Bedeutung haben und dann auch noch eine Positive?“

Fragte er ungewollt harsch. Joey zog sich etwas zurück, sah den Brünetten verständnislos an.

„Wie, falsch?“, fragte er überrumpelt.

Seto sah hochmütig auf ihn hinab.

„Blaue Tulpen existieren gar nicht, Wheeler, die weißen Blüten werden mit Hilfe blauer Tinte gefärbt. Wie können sie eine eigene Bedeutung haben, Wheeler?“

Joey sah ihn immer noch verständnislos, vielleicht sogar enttäuscht an.

„Sie haben eine Bedeutung für mich, …“ sagte er mit bebendem Unterton, „… genauso wie anscheinend für dich weiße Tulpen eine Bedeutung haben, aber vielleicht hast du recht, blau ist vielleicht doch keine so gute Farbe.“

Er warf Seto den Strauß vor die Füße und sah ihn nochmal giftig an, bevor er ging.

Seto sah hinab auf den Strauß. Leise seufzte er und hob ihn auf, einige der Blütenblätter hatten sich gelöst und gaben den Blick auf das Innere der Blüte frei.

Hatten Blumen wirklich auch eine persönliche Bedeutung? Sein Blick viel nochmal auf die reinen weißen Blätter der Tulpen. Was bedeutete eine weiße Tulpe wohl noch außer Vergänglichkeit?

Was konnten diese Blauen für Joey bedeuten, dass er so beleidigt war?

Blaue Tulpen.

Ob sie für Wheeler wirklich mit Treue zu tun hatten? Ob sie für Yugi gedacht waren? Langsam ging er die Einkaufsstraße hinab und überlegte.

Oder war es etwa nicht die Blume, die ihm so viel bedeutete? War es vielleicht die Farbe? Blau ist keine gute Farbe, hatte er gesagt. War blau Wheeler`s Lieblingsfarbe? In der Hand drehte er den Strauß und wendete ihn, doch so wirklich konnte er sich keinen Reim darauf machen, was in dem blonden Dummkopf vorging.

Vor einem weiteren Blumenladen blieb er stehen und sah sich die Blüten nochmal an, sie hatten draußen eine Vielzahl von Tulpen, doch keine hatte für Seto eine andere Bedeutung, eigentlich waren sie ihm egal, außer den Weißen, vom Grab seiner Mutter.

Also mussten sie doch eine individuelle Bedeutung für jeden haben.

Eigentlich fühlte er sich, als müsste er sich bei Wheeler entschuldigen.

Oft hatte er das Gefühl, sich für etwas entschuldigen zu müssen, doch bisher hatte ihn eine Entschuldigung nie weiter gebracht, viel mehr hatte sie ihn immer blockiert.

Eine Frau trat zu ihm, anscheinend eine Floristin.

„Kann ich Ihnen helfen?“, fragte sie und lächelte ihn an, „Waren die für ihre Freundin? Zur Erinnerung?“

Seto sah auf.

„Zur Erinnerung?“, wie kam sie denn darauf?

Blau.

Nicht wirklich.

Seto musste grinsen, das war viel zu offensichtlich und auch dämlich. Er sah in die Fensterscheibe, Joey hatte eine Beziehung zu Yugi, da konnte er kaum blaue Tulpen...

Er empfand so was doch auch nicht bei braunen Blumen, mal davon abgesehen, das er braune Blumen wohl nicht attraktiv fände, gab es überhaupt braune Blumen? Wohl nur, wenn sie vertrocknet waren.

Doch dann fiel sein Blick auf einen Strauch ähnlichen Gebildes, oder vielmehr einen Ast, er kannte sich ja nicht so aus mit Botanik, an diesem hingen gelbe runde Puschel. Puschel musste einfach das botanische Wort für diese gelben Blüten sein.

„Sagen Sie, was ist das für eine Blume?“

Fragte er und zeigte auf die gelben Puschel.

Sie sah auf.

„Das sind Akazien.“, antwortete sie lächelnd.

Er sah auf seine blauen Tulpen, oder vielmehr Wheeler´s blaue Tulpen und seufzte leise.

„Was bedeuten sie?“

Die Frau sah ihn fragend an, schien nicht genau zu wissen, welche er meinte, also zeigte er auf den Ast. Sie überlegte einen Moment und fragte dann eine Kollegin, die strahlte sofort und kam heraus. „Geheime Liebe.“, erklärte sie überschwänglich und zeigte dann auf seine blauen Tulpen, „Diese...“

„Ich weiß.“, entgegnete Seto, „Unsere Treue gehört zu unserem Leben. Können sie mir ein Gesteck aus den Beiden machen?“

Sie sah die blauen Tulpen, welche schon sehr Mitgenommen waren, argwöhnisch an.

„Sind Sie sicher, dass Sie die im Gesteck haben wollen?“, für Seto´s Geschmack war das ein wenig zu patzig, doch er überging das.

„Ja, ich bin mir sicher.“, entgegnete er mit einem verschrobenem Lächeln.

Manchmal spielte einem das Schicksal schon merkwürdige Streiche. Er sollte nach Yugi´s temporärer Wachstumsphase Ausschau halten, die war sicherlich irgendwo in seiner Nähe...
 


 

Gelbe Akazien
 

Joey kochte geradezu vor Wut. Wieso hatte er sich dazu nur hinreißen lassen? Dieser ignorante Klotz hatte doch keine Ahnung von Gefühlen, Romantik oder Taktgefühl.

Diese blauen Tulpen hatte er nur gekauft, weil sie ihn an diese ignoranten, verdammt schönen, aber immer wieder viel zu kühlen Augen erinnert hatten.

Muffelig ließ er sich auf eine Parkbank fallen. Warum hatte er Seto überhaupt angesprochen?

Er hätte weitergehen sollen, so wie immer, einfach an ihm vorbei, doch dieser verträumte Blick, wie zärtlich er diese Blüte angefasst hatte. Joey hatte gedacht, dass sie etwas Schönes für den Brünetten bedeuten würden, aber dem war wohl nicht so.

Aber aus welchem Grund sah man so sehnsuchtsvoll auf eine Blume, wenn sie nur schlechte Erinnerungen hervorbrachten?

Sein Blick glitt in den Himmel und er hielt sich die Hand vor die Augen. Keine Wolke am Himmel, nur tiefes Blau. Verträumt dachte er an Seto zurück, wie er zart die Blüten berührte, was gäbe er nur dafür, dass der Brünette ihn so anfasste, mit liebevoll verklärtem Blick, während er über Joey´s Wangen strich. Ein leichtes Schaudern durchfuhr ihn.

Auch, als er wieder an den gestrigen Abend dachte.

Der Staub auf Seto´s Schulter hatte sich wirklich wie Kreidestaub angefühlt, er hatte auch sicherlich so gerochen, doch das konnte nur Wunschdenken oder Zufall sein. Dann hätte Seto ihn ja beobachten müssen, unter dem Fenster stehen müssen.

Das wäre eindeutig unter der Würde dieses Mistkerls!

Unverhofft siegte wieder der Ärger für den Brünetten. Manchmal badete Joey sich geradezu in seinen wechselhaften Gefühlen für Kaiba.

Mürrisch stand er wieder auf, er hatte viel zu viel Geld für die Blumen gezahlt um sie Kaiba vor die Füße zu schmeißen, so eine Verschwendung.

Wahrscheinlich hatte Seto sie sogar liegen gelassen, oder Schlimmeres, war auf sie drauf getreten, so wie er immer wieder unbewusst auf Joey´s Gefühlen herumtrat.

Vor seinem inneren Auge sah er den Brünetten, wie er mit voller Genugtuung auf die Blüten trat, immer wieder trat er auf sie ein, bis sie ein grau grün blauer Flecken auf dem Asphalt waren. Er schüttelte sich, ob seine Gefühle auch irgendwann so ein matschiges Gebilde sein würden?

Er steckte die Hände in die Hosentasche und kickte missmutig einen Stein auf die Straße.

Dass er sich immer in so was hereinsteigern musste, er sollte nach Hause gehen, sich vor den Bildschirm setzen und sein Hirn ausschalten, das half immer gegen Gefühlsbäder.

Sollte das nicht helfen, dachte er einfach an den deprimierend normal schmeckenden Kuss mit Yami zurück.

Hustenbonbons, wie unromantisch war das denn bitte? Von allen Geschmäckern auf der Welt Hustenbonbons? Nachher schmeckte Seto auch danach, was für ein ernüchternder Gedanke.

Ganz in Gedanken schlenderte er die Straße hinab, überlegte sich, ob er Seto wirklich küssen wollte, wenn er nach Hustenbonbons schmeckte, bis ihn ein Zusammenstoß nach hinten taumeln ließ.

„Wheeler sind für dich nicht eher die Hydranten interessant?“

Joey´s Kopf schmerzte noch leicht und er rieb sich den roten Flecken. Seto unterdrückte wohl grade ein Lachen. Wütend funkelte er den Arsch an, der hatte ihm jetzt grade über den Weg laufen müssen, doch anstatt in eisblaue Augen starrte er auf einen Strauß mit ziemlich leierten blauen Tulpen und flauschig gelben Puscheln.

„Gelbe Akazien?“, fragte er erstaunt und sah nun in die Augen seines Gegenübers, die amüsiert funkelten. Ganz anders als sonst.

„Brauchst du was zum Kühlen?“, fragte er als Antwort und sah sich um.

Joey starrte ihn an. Was war das jetzt für eine Aktion, so ein absonderliches Verhalten hatte er dem Geschäftsführer gar nicht zugetraut.

„Nein, schon okay.“, stammelte er überfahren und fuhr sich mit einer Hand durch sein Haar.

„Sicher?“, fragte Kaiba unschlüssig und sah so aus, als hätte er lieber Eis geholt, doch Joey nickte.

„Kein Problem, ist ja nicht meine erste Beule.“, knurrte er ungehalten und wollte vorbei, an dem Blumen haltenden Kaiba.

Der allerdings schien andere Pläne zu haben, denn der Brünette packte ihn am Arm.

„Was!“, fauchte Joey aufbrausend, was fiel dem eigentlich ein? Erst machte er so eine Szene vor dem Blumenladen und jetzt machte er sich auch noch lustig über ihn? Oh, nein, das würde er nicht mit...

„Du hast was vergessen.“, lächelte Seto so umwerfend, das alles, was Joey ihm grade gegen den Kopf werfen wollte, verblasste.

„Vergessen?“, fragte er irritiert und blieb stehen.

„Ja, die Blumen.“, sagte Seto so beiläufig, als wäre sein Verhalten in irgendeiner Weise normal.

Es war aber nicht normal! Kaiba war grade nicht normal, oder vielmehr war er zu normal.

Normal war für Seto Kaiba, eben anders, als für andere!

Dann würde er ihn eben testen, wäre doch gelacht, wenn ein Joey Wheeler nicht den echten Seto Kaiba wieder herauskitzeln könnte, schließlich war er Meister darin, Kaiba´s fiese Seite herauf zu beschwören!

„Gelbe Akazien, sie bedeuten geheime Liebe.“, sagte er provokant.

Doch wieder lag in diesen sonst so kühlen, distanzieren blauen Seen, die noch nie so still und klar waren, nur ein amüsiertes Leuchten.

Seine Lippen waren zu einem schmalen, aber durchaus anziehendem Lächeln verzogen, als Seto ganz einfach nickte.

„Ich weiß.“, sagte er nur und gab Joey den Strauß, entfernte sich dann wieder von ihm.

War das doch Kreidestaub auf der Jacke?

Joey´s Blick folgte dem Brünetten, bis er in der Menge verschwunden war. Leicht strich er sich über die langsam anschwellende Beule.

Manchmal wurde er einfach nicht schlau aus diesem Menschen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Lunata79
2013-07-04T14:55:37+00:00 04.07.2013 16:55
Uh, da hat sich Seto aber jetzt verraten, nicht wahr? War das eigentlich seine Absicht? Wollte er Joey mitteilen, dass er ihn liebte? Ich hab das schon etwas verdächtig gefunden. Und Joey hat diesen Hinweis auf sofort verstanden.
Bin mal gespannt, was da noch kommt.

Lg
Lunata79


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