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Prince Mephisto

And the horny virgin
von

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Send me an angel

"Don't tell a lie

Don't be false or untrue

It all comes back to you

Open fire on my burning heart

I've never been lucky in love

My defenses are down

A kiss or a frown

I can't survive on my own"

(Deadstar Assembly - Send me an angel)

- Milan -
 


 

"Und?"

Angespannt kramte ich in meiner Umhängetasche, bis ich das laminierte Stück in die Finger bekam.

Der prüfende Blick in Mephistos Richtung verriet mir, dass dieser noch immer auf den Beweis meiner Volljährigkeit wartete, natürlich tat er das, und ich konnte es theoretisch auch verstehen, dass er gewisse Prinzipien zu verfolgen hatte.

Ich war bei Weitem kein Justizexperte, aber ich glaubte, Sex mit Minderjährigen war ein ziemliches Tabu.

Allerdings, und das durfte ich gern zu meiner Verteidigung anbringen, ging es hier nicht um Beischlaf!
 

"Ich hab meinen Ausweis zu Hause vergessen", eröffnete ich meinem Date nun, entschlossen, ihm nicht mein wahres Alter zu verraten, was mir mit Sicherheit einen Korb eingebracht hätte.

Wahrscheinlich würde ich eine lange Nase bekommen, da ich erneut log; erst war es Ma, die sich eins meiner Märchen anhören durfte - an die wollte ich aber gerade überhaupt nicht denken, denn ich besaß ein absolut schlechtes, wenn auch recht gut verdrängbares schlechtes Gewissen - und nun musste auch noch Mephisto dran glauben.

Und irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass ich wirklich gerade eine Verwandlung in Pinocchio durchmachte, Prinzchens keineswegs erfreut dreinschauendem Gesicht nach zu urteilen.

"Das werde ich dir dann wohl glauben müssen", muffte er, den Zigarettenstummel auf den Boden werfend und ihn mit seinen dicken Stiefeln erquetschend, dann verzog er nachdenklich die Lippen, während er dem Rest des aufsteigenden Qualmes beim Verpuffen zuschaute. "Aber ins Bett kann ich trotzdem nicht mit dir gehen. Wenn das rauskommt, dass du wirklich noch nicht ..."

"Ich will ja auch gar nicht mit dir ins Bett!", stellte ich hastig klar und baute mich direkt vor Mephisto auf, wild entschlossen, ihm beizubringen, wie ernst mir dieses Treffen mit ihm war. "Ich habe bereits dem Typen von deiner Agentur gesagt, dass ich nur mit dir zu Abend essen möchte."

Ehe Mephisto den Mund aufmachen konnte, begann mein Handy sich in der Tasche bemerkbar zu machen.

Sicher war es Ma, die von meiner Flucht Notiz genommen hatte und mir nun eine Szene, die sich gewaschen hatte, machen wollte, allerdings konnte ich mich nur um eine Sache gleichzeitig kümmern, schließlich war ich keine multitaskingbegabte Frau, sondern nur ein minderjähriger Junge, der sein Alter verfluchte!

Ich entschied mich also dafür, mich zunächst um Mephisto zu kümmern, deswegen ließ ich das Handy einfach klingeln, egal, wie sehr der Ton mich und sicher auch den Prinzen ankotzte.

Dieser seufzte nun auf so eine arrogante Art, dass ich am liebsten ausgetickt wäre, schließlich war ich hier der Kunde und durfte bestimmen, allerdings wurde ich das Gefühl nicht los, dass wir unfreiwillig die Rollen getauscht hatten.

Und das alles nur, weil meine Eltern nicht früher auf die Idee gekommen sind, mich zu zeugen!

"Bitte!"

Hach, wie dramatisch ich eine halbe Kniebeuge vollführte und der flehende Gesichtsausdruck, der mir hoffentlich gelang, sollte sein hartes Herz weichkochen.

Dabei fiel mir ein, dass ich doch schlagende Argumente in der Hosentasche hatte.

Damit meinte ich natürlich nicht meine Genitalien, auch wenn die auch nicht zu verachten waren, nein, es waren die dreitausend Moneten, die ich mit mir führte.

Diese kramte ich also eilig hervor, mich schwarz ärgernd, dass ich mich nur mit solch großen Noten ausgerüstet hatte.

Also durfte ich in das nächste Fettnäpfchen steigen, wenn ich mein Vorhaben durchziehen wollte.
 

"Kannst du wechseln?"

Mephisto guckte mich an.

Das Fragezeichen schwebte über seinem Kopf.

"Ich lege noch zweihundert drauf, wenn du heute mit mir zu Abend isst, obwohl ich meinen Ausweis nicht dabei habe. Okay?"

Er zögerte, doch nun musste ihm klar sein, dass ich mich wahrhaftig für ihn umgebracht hätte, wirklich alles tat, damit wir ein paar schöne Stunden miteinander verbrachten.

"Gut, aber nur essen. Wirklich nur essen", willigte er schließlich recht widerstrebend ein, was einen derben Wermutstropfen darstellte, aber ich musste wohl Abstriche machen, wohl oder übel. "Und auch wenn du mein Kunde bist und eigentlich bestimmen darfst, so muss ich dir diese Grenze setzen."

"Ja", erwiderte ich; auf der Zunge lag mir gar ein 'Herr', welches ich mir allerdings verkniff. "Komm."

Ich hielt ihm meine Hand hin, die er jedoch nicht ergriff; anstelle hakte er sich bei mir unter, womit ich ebenso zufrieden war.

Herr im Himmel, wieso konnten die hier draußen keinen Spiegel haben, damit ich sehen konnte, wie wunderschön wie zusammen aussahen?

Eigentlich waren wir das perfekte Paar, und der Wunsch, Mephisto ebenfalls davon zu überzeugen, nahm langsam übermächtige Züge an.

Aber so sind Jungs nun mal.

Eroberer durch und durch, und man sollte sich doch Ziele im Leben stecken, um nicht nur exisiteren zu müssen, oder?

Also.
 

Wir schritten Seite an Seite in das wirklich sehr einladend ausschauende Innere des Clubs.

Oft war ich hier noch nicht gewesen, aus Mangel an Gleichgesinnten; bei meinem letzten Besuch hatten sie erst damit begonnen, die Gaststätte um die Bar und die Tanzfläche zu erweitern.

Nun allerdings waren die Bauarbeiten abgeschlossen und zumindest die Bar fiel mir sofort auf, die trotzdem sie in schlichtem Schwarz gehalten war, wie fast alles in dem Club, total schick und edel wirkte.

"Faszinierend, wie sie es gelöst haben, dass man von der Musik in der Gaststätte nichts hören kann", stellte ich fest, denn wenn man bedachte, dass der Bär direkt hinter dieser dicken Metalltür steppte, die nach hinten führte, war es erstaunlich ruhig hier vorn.

"Ist eben ein Schallschutz eingebaut", antwortete Mephisto und ich nickte, dann deutete ich mit dem Kinn auf einen Zweiertisch an der linken Wand, direkt unter meinem Lieblingsbild von dem Engel und dem Teufel, die sich eng umschlungen in den Armen hielten.

Mephisto betrachtete es ebenfalls, während er seinen Stuhl zurückzog.

"Sind das zwei Männer?", wollte er von mir wissen, ich konnte jedoch nur mit den Schultern zucken.

"Das ist doch gerade das Interessante, dass man die Geschlechter nicht eindeutig identifizieren kann", erklärte ich, dankend die Speisekarte annehmend, die die Kellnerin uns sofort überreichte, als wir uns gesetzt hatten. "Trotzdem ich auf Männer stehe, so finde ich es einfach schön, zu sagen, dass man sich in einen Menschen verliebt und nicht in ein Geschlecht."

"Das stimmt", nickte da auch Mephisto, während er ohne aufzusehen in der Karte blätterte.

Ein kleines Lächeln huschte dennoch über sein perfektes Gesicht, an dem ich mich kaum sattsehen konnte.

"Ich sehe schon, du hast für dein junges Alter sehr intelligente Ansichten."

Mh, das war Musik in meinen Ohren.

"Danke", antwortete ich deswegen freudig und versteckte mich schnell wieder hinter der Speisekarte, damit mein nicht mehr schwinden wollendes Grinsen nicht so offensichtlich war.

Über den Rand hinweg beobachtete ich Mephisto allerdings ganz genau, seine geschminkten Augenlider und sein wundervolles Haar.

Am liebsten hätte ich ihm ein Kompliment für seine Schönheit gemacht, doch wer weiß, vielleicht hätte er es gleich wieder als anzüglich aufgefasst und mich abgewiesen.

"Weißt du schon, was du isst?", fragte ich stattdessen, erntete aber nur ein unschlüssiges Stirnrunzeln. "Ich zahle alles, keine Sorge."

"In welchen Preisklassen darf es sich bewegen?", hakte Mephisto nach und ich winkte nur gönnerhaft ab.

"Der Preis spielt keine Rolle; such dir aus, was immer dir schmeckt."

Das wundervolle Augenpaar starrte mich einige Sekunden lang an, dann widmete es seine Aufmerksamkeit wieder der Karte.

"Also ich nehme einen Rotwein und die Nudeln in Champignonsauce", verkündete ich.

"Gut, dann möchte ich einen Pina Colada und die Spaghetti mare e monte , wenn es dir wirklich nichts ausmacht."

Unfassbar, wie höflich dieser Mann war; und ja, es gefiel mir sehr!

"Ich habe doch gesagt, du darfst dir aussuchen, was du möchtest", lächelte ich dem Prinzen zu, wurde aber von der plötzlich neben dem Tisch stehenden Kellnerin unterbrochen, als ich drauf und dran war, ihm doch noch ein Kompliment zu machen.
 

Wir bestellten also und plauschten anschließend noch über dies und das, denn ich merkte, dass man sich mit diesem Mann wirklich unterhalten konnte, kein Vergleich zu meinen Mitschülern, die hinter jeden Satz ein 'Alter' hingen und das Ganze mit 'Ey' einleiteten.

Ich fragte mich ernsthaft, wieso ein so toller Mann es nötig hatte, sich kaufen zu lassen.

Der war doch viel zu schade, um von alten Knackern ... ich durfte gar nicht weiter darüber nachdenken, sonst bekam ich heute keinen Bissen mehr hinunter.

Viel mehr musste ich ganz subtil versuchen, ihn für mich zu gewinnen; geflirtet hatte ich zwar noch nie aus Mangel an Gelegenheiten, aber bei so einem tollen Mann fiel es mir freilich nicht allzu schwer, etwas Nettes über die Lippen zu bekommen.

Doch als ich gerade den Mund nach einer Gesprächspause aufmachen wollte, hatte Mephisto längst das Wort ergriffen.

"Ich mag dein Halsband", lobte er mich mit einem dieser sanften Lächeln, welches er an diesem Abend schon des öfteren gezeigt hatte. "Insgesamt siehst du sehr gut aus, Mi ... Mo ... wie war noch dein Name?"

"Milan", half ich ihm auf die Sprünge, kaum mehr atmend könnend aufgrund meines klopfendes Herzens. "Vielen Dank, schöner Mann."

Es war zu offensichtlich, dass ich etwas von ihm wollte, aber er ahnte wohl, dass ich mich gut unter Kontrolle halten konnte und im Testosteronrausch nicht plötzlich über ihn herfiel wie ein hungriger Wolf.

Aber wollte er auch etwas von mir?

Freilich, er hauchte ein fast schon etwas schüchternes 'Danke' in meine Richtung, begleitet von einem höflichen Lächeln, aber irgendwie wirkte es nicht so, als sei er wirklich an mir interessiert.

Wahrscheinlich gehörte es schlicht und ergreifend zu seinem Job, den Kunden Honig um das Maul zu schmieren, was ich gut verstehen konnte, liebte es doch jeder Mann, umworben zu werden, auch wenn es nicht unbedingt jeder zugeben wollte.

Wer freute sich denn nicht über wertschätzende Worte, und wenn sie dann noch von so einem attraktiven Mann kamen, war man der glücklichste Mensch auf Erden, oder?

Mein Glück währte allerdings nicht lange, als mein Handy sich erneut meldete.

Gott nein.

Fest presste ich die Lippen aufeinander, nahm noch einen Schluck von meinem Rotwein, um mir Mut anzutrinken und entschied mich dieses Mal, das Gespräch anzunehmen, damit ich es mir nicht noch weiter mit Ma versaute.
 

"Ma, es ist alles okay!", zischte ich in das Handy; ich wollte nicht, dass Mephisto mitbekam, dass ich mit meiner Mutter sprach, schließlich würde dies es noch eindeutiger machen, dass ich minderjährig war.

Doch ich hatte nicht mit Ma gerechnet, die mir ihre Schimpftirade nur so um die Ohren haute, bis ich beinahe taub wurde.

Ehrlich gesagt verstand ich kein Wort, deswegen erwiderte ich nur, dass sie ja selbst Schuld daran war, dass ich mir einen Fluchtweg gebahnt hatte und sie genau wusste, wie wichtig mir dieses Treffen war.

"In ein paar Stunden bin ich wieder da", erklärte ich noch, bevor ich einfach mitten in ihrem Wortschwall auflegte.

Mephisto tat zwar so, als hätte er nichts verstanden, jedoch war besonders mein letzter Satz nicht zu überhören gewesen.

Er fragte allerdings nicht nach, denn für einen Gentleman durch und durch ziemte es sich einfach nicht, sich in die Angelegenheiten seiner Kunden einzumischen.

Obwohl ich nun ziemlich angepisst war ob meiner alten Herrin machte ich gute Miene zum bösen Spiel und beschloss, mir den Abend nicht von ihr versauen zu lassen.

Deswegen hob ich verbissen mein Weinglas in die Höhe und signalierte Mephisto, dass ich ihm zuprosten wollte.

"Auf uns!", lauteten meine Worte, was mein Gegenüber mit einem erneuten Lächeln erwiderte.

Die Gläser klirrten und ich fand, wir sahen uns ein paar Momente zu lang in die Augen um abzustreiten, dass zwischen uns eine gewisse Chemie vorhanden war, während wir an unseren Getränken nippten.
 

*****
 

"Das Essen ist wirklich fantastisch. Diese Gaststätte war eine ausgezeichnete Wahl. Du hast einen wahrlich guten Geschmack."

"Hab ich den denn noch nicht bewiesen, als ich mich für dich entschieden habe?", antwortete ich keck, als ich den letzten Rest Nudeln in mich gestopft hatte, noch immer zufrieden kauend.

Mephisto erwiderte natürlich nichts darauf, wechselte viel mehr das Thema auf meinen Namen hin.

"Du sagtest, du heißt Milan. Milan Jovanovic. Ist das ungarisch?"

"Nein, jugoslawisch", stellte ich richtig und ernete zugleich ein bedauerndes Raunen von Mephistos Seite.

"Schade. Mein Vater ist nämlich Ungar. Ich dachte schon, mir säße ein halber Landsmann gegenüber."

Interessant.

"Darf ich fragen, wie du heißt?", bohrte ich nach, jedoch noch immer sehr höflich und nicht zu aufdringlich, ich wollte den jungen Mann auf keinen Fall verschrecken.

"Laszlo", antwortete er und ich war sofort hin und weg aufgrund seines Namens.

Es war nicht nur der Klang an sich, es war die Art, wie er ihn aussprach; irgendwie hart und weich zugleich, und ich konnte mich nicht gegen die Fantasie wehren, wie ich genau diesen Namen in voller Erregung stöhnen würde. "Du darfst mich gern so nennen, wenn du möchtest."

"Okay", erwiderte ich. "Prince Mephisto ist allerdings auch sehr schön. Vor allem, weil es so gut zu dir passt. Dunkler, schöner Prinz."

Und im Bett sicher ein Teufel, fiel es mir noch ein, aber das durfte ich nicht aussprechen.

Dieses Mal bedankte er sich nicht mündlich für diese schmeichelnden Worte; es war sein Blick, der genügend sagte und ich hätte schwören können, dieses Lächeln war ein echtes, entstanden aus wahrer Freude und Zuneigung.

Mittlerweile konnte ich mich immer weniger zurückhalten; ich wollte um ihn werben, ihm wenigstens so nahe kommen, wie es seine gesteckten Grenzen zuließen.

Deswegen beugte ich mich ein paar Zentimeter weit über den Tisch, die Augen nicht mehr von Laszlo lassen könnend.

Sollte ich meine Hand einfach auf seine legen, fragte ich mich, entschied mich aber schließlich dagegen, man konnte nie wissen, wie das ankam.
 

"Umso länger ich dich anschaue, umso schöner finde ich dich", gestand ich ihm und verspürte dabei so ein behagliches, warmes, aber auch kribbelndes Gefühl in der Magengegend. "Ich würde gerne mit dir ..."

Plötzlich wich der sanfte Ausdruck in seinen Augen einem aufgebrachten, eindringlichen, der mich vor Schreck auf meinen Stuhl zurücksinken ließ.

"Erinnere dich daran, was ich dir gesagt hab!", zischte Laszlo recht wütend und mir blieb einfach der Mund offen stehen. "Ich gehe nicht mit dir ins Bett."

"Aber das wollte ich doch auch gar nicht!", stellte ich klar, als sich herausstellte, dass der andere da etwas ziemlich falsch aufgefasst hatte. "Ich würde gern mit dir tanzen, falls das nicht auch schon zu sexuell ist."

Nun war wieder die arrogante Ader des Gentleman zum Vorschein gekommen.

Fast schon etwas genervt verzog er die Lippen, erhob sich allerdings, nachdem ich für das Essen bezahlt hatte, jedoch schaute er der Kellnerin ungewöhnlich lange hinterher.

Um seine Aufmerksamkeit, für die ich schließlich bezahlte, zurückzubekommen, legte ich bestimmt meine Hand auf seinen schlanken Rücken und drückte ihn behutsam in Richtung der schweren Metalltür, die sich aber leichter als erwartet öffnen ließ.
 

Dahinter offenbarte sich uns ein wahres Paradies.

Zuckende Lichter waberten über die Tanzfläche, unterstrichen von harten Bässen einer Band, die ich kannte und sehr schätzte.

"Das ist 'Angelus Everlasting' von den Crüxshadows", wies ich Laszlo auf den gerade durch die Diskothek dröhnenden Song hin, und mein Gefährte nickte zustimmend.

"Ich mag die Band", erklärte er, schrie viel mehr, da ein Tanzschuppen eindeutig nicht der richtige Ort für Gespräche war. "Und das ist eins meiner Lieblingslieder."

Wir mischten uns ins Getümmel und brauchten nicht lange, bis wir den Rhythmus der Beats fanden und uns immer lockerer zur Musik bewegten.

Die ganze Zeit über schaute ich dem sich windenden Körper Laszlos zu, der wahrhaftig nicht der schlechteste Tänzer war; manchmal vergaß ich sogar, selbst zu tanzen, weil ich so berauscht von seiner Schönheit und Anmut war.

Laszlo allerdings schien die Welt um sich herum sekundenweise zu vergessen, denn ich bemerkte, wie er ab und an die Augen schloss und sich komplett in die Musik fallen ließ.

Deswegen freute es mich umso mehr, als er mich wenig später einladend ansah und seine Hände nach mir austreckte, um mir zu bedeuten, dass ich wohl näher kommen sollte.

Das tat ich nur zu gern, fürchtete allerdings, mal wieder über das Ziel herauszuschießen, doch Laszlo wehrte mich dieses Mal nicht ab, als ich meine Hände mutig auf seine Hüften legte, im Gegenteil, er erwiderte diese Geste mit einem Schmunzeln und schlang sogar die Arme locker um meinen Hals.

So wiegten wir uns sanft zur Musik, und wann immer unsere Blicke kollidierten, lächelten wir uns an.

Laszlo wirkte auf mich mehr und mehr wie ein verliebter Junge, denn in seinen Augen schwelte so ein betöhrtes Funkeln, das man unmöglich spielen konnte.

Ich war mir nun ziemlich sicher, dass ich ihm ebenfalls gefiel, deswegen rückte ich Millimeter für Millimeter näher an seinen Körper, bis sich unsere Hüften schließlich berührten und ich fürchtete, das wäre ihm bereits zu intim.

Aber es schien ihn nicht zu kümmern, im Gegenteil, selbst zu 'Kleine geile Nonne' von Unzucht hielt er mich noch fest, zupfte gar einmal wie zufällig an einer meiner Haarsträhnen, die mir bis auf die Schulter hingen.
 

Es ist die Sündenlast, die dich zu Boden zwingt,

es ist die anerzogene Schuld, die dich durchdringt,

wenn Gebote völlig gegen die Schöpfung sind,

dann sind sie falsch und nicht für dich bestimmt, mein Kind.
 

Diese Zeilen machten mich ehrlich gesagt ziemlich an, und ich wünschte mir mittlerweile, dass Laszlo mich wenigstens ein bisschen anfasste, was allerdings den ganzen Abend über nicht mehr geschehen sollte.

Zum viel zu baldigen Abschied aber, als es um das Geld ging, setzte ich noch einmal alles auf eine Karte.

Einfach, weil ich ihn wenigstens ein bisschen wollte.
 

"Wie viel bekommst du?"

Es war langsam frisch geworden in der lauen Frühlingsluft, die uns umgab, im Club jedoch wollte ich ihn nicht bezahlen, fürchtete ich schließlich die fragenden Blicke der anderen Feiernden.

Deswegen presste ich meine Arme fest an meinen nackten Oberkörper, dem das Netztop natürlich keine Wärme spendete und hoffte, dass wir die ganze Sache schnell besiegeln konnten.

Mit einer süßen Verabschiedung, wenigstens das ...

Laszlo allerdings schien die Ruhe weg zu haben, wie bereits, als ich ihn kennen gelernt hatte.

Genüsslich zog er an seiner Zigarette und schwieg für ein paar Sekunden, die mir wie eine wahre Ewigkeit vorkamen in meinem frierenden Zustand.

Dann hatte er es sich endlich überlegt.

"200", nannte er mir letztendlich die Summe, vollkommen ungerührt; von dem freundlichen, höflichen jungen Mann, den ich da drin noch erlebt hatte, war im Moment nicht viel übrig.

"Gut", stimmte ich dem Preis zu, nickte, während ich die Lippen nachdenklich schürzte und dann ebenso cool und lässig aufs Ganze ging. "Wir machen 400, wenn du mir einen Kuss gibst."

Natürlich, so erntete man Prinzchens Aufmerksamkeit.

"Wieso so schockiert?", fragte ich etwas sarkastisch und lehnte mich gegen die Hauswand, während ich ihn noch immer herausfordernd ansah, was ihn irgendwann den Blick gen Boden sinken ließ. "Auch wenn ich minderjährig sein sollte, so darf mich ein Erwachsener doch wohl auf den Mund küssen. Außerdem hast du meine ausdrückliche Erlaubnis. Komm schon. Oder weißt du was? Ich lege noch einen Hunderter drauf. Aber dann will ich eine wirklich heiße Nummer."

Forsch warst du, kleiner Milan, äußerst forsch.

Doch wahrscheinlich musste ich meine Fresse dermaßen aufreißen, um Laszlo zu dem zu bewegen, was er mit mir tun sollte.

Und verdammt noch mal, den ganzen Abend lang durfte ich seinen wundervollen Mund bestaunen, die Einladung aber kein einziges Mal annehmen!

Klar, dass meine Sicherungen irgendwann durchbrannten.

Ich wollte diesen Kuss, ich verzehrte mich danach, brauchte ein kleines Andenken, welches ich in den grauen Alltag mitnehmen konnte.

Ja, ich wäre sogar gestorben für eine kleine Zärtlichkeit von meinem Prinzen ...
 

Man sah, wie arg es in Laszlos Kopf ratterte, steckte er sich doch schon wieder eine neue Zigarette an und rauchte immer hastiger.

Fünfhundert Öcken, das war eine ganze Stange Geld, so viel wurde ihm sicher selten geboten, und wenn, dann musste er wahrscheinlich etwas mehr tun als nur ein kleines Küsschen zu verteilen.

Ich fror immer erbärmlicher, linste schließlich unauffällig auf mein Handy, welches mir verriet, dass es bald Mitternacht schlagen würde und Ma sicher im Dreieck sprang aufgrund meiner Ungehorsamkeit.

Ungeduld wuchs in mir, ehrlich gesagt wollte ich nun endlich eine Entscheidung gefällt bekommen, und als ich schon beinahe zum Eisklumpen mutierte, machte Laszlo den Mund auf.

"Deal."
 

Damit hatte ich fast nicht mehr gerechnet.

Vor Erstaunen öffneten sich meine Lippen einen Spalt und ich stieß mich mit der Schulter wenig elegant von der Wand ab, um meinem Date gegenübertreten zu können.

Ich stand nun so nah wie irgend möglich vor Laszlo, ließ meinen Blick über seinen tollen Körper gleiten, den ich leider nicht bekommen sollte, aber als ich in seine Augen schaute, legte er mir plötzlich einen Finger unter mein vor Kälte taubes Kinn, sodass ich noch einen Schritt weiter auf ihn zustolperte und mich erst wieder auf meinen weichen Knien halten konnte, als ich mich an Laszlos schlanken Oberarmen festkrallen konnte.

Und so wie ich aufschaute, war mir sein Gesicht so unendlich nah, dass sich mein Herz in meinem Brustkorb anfühlte, als müsste es jeden Moment explodieren.

Gott, ich hatte das noch nie gemacht, schoss es mir durch den Kopf, ich hatte keinen blassen Schimmer, was ich tun sollte, wie ich meinen Kopf zu drehen hatte; Laszlo würde merken, dass ein Typ ohne jegliche Erfahrung vor ihm stand und dann nahm er mir meine vermeindliche Volljährigkeit erst recht nicht mehr ab.

Aber dann ging alles so schnell, dass ich nichts anderes mehr tun konnte als zu fühlen.

Wie weich diese fremden Lippen auf den meinen lagen, wie heiß es mich trotz der Kälte von außen durchrieselte und wie gut dieser Mann duftete; das alles raste in Lichtgeschwindigkeit durch meinen Kopf.

Als ich dann auch noch fühlte, wie seine Hand sich auf meine Hüfte schlich, schien sich alles um mich herum nur noch zu drehen und ich hatte das Gefühl, einer Ohnmacht nahe zu sein.

Extrem krass.

Deswegen löste ich mich lieber vollkommen perplex von Laszlo, blickte ihn wahrscheinlich wie völlig von der Rolle an, denn der andere gluckste amüsiert vor sich hin, während ich feststellte, dass ich mich noch immer auf dem mehr oder weniger schönen Planeten Erde befand und nicht etwa im rosaroten Himmel.

Doch als ich wieder einigermaßen bei klarem Verstand war, wuchs ein heftiges Verlangen in meiner Brust, welches um jeden Preis gestillt werden wollte, egal, wie bescheuert ich mich anstellen würde.

Auch ein Siebzehnjähriger konnte zu einem Raubtier mutieren, wenn so ein attraktiver Mann erst einmal die verruchte Ader wachgekitzelt hatte.
 

"Ich hab gesagt, ich will ne heiße Nummer", erinnerte ich Laszlo atemlos an unsere Abmachung.

Wie entblößt ich mich ihm zeigte.

Er sollte es gefälligst schätzen!

"Was stellst du dir denn unter einer heißen Nummer vor?"

Dies war kein Lächeln, wie es ein Gentleman zeigte; dies war ein keckes Grinsen, welches untermalt wurde mit der Hand, die sich noch immer unterhalb meiner Gürtellinie befand, nun aber direkt über meinem Arsch.

Das war also dieser Mephisto, den er den ganzen Abend vor mir verstecken wollte, und ich wettete, dass dies nur eine winzige Facette seiner teuflischen Ader darstellte.

Im Bett mit ihm würde ich mich wahrscheinlich gar nicht mehr retten können, ach du Scheiße ...
 

Mein Mundwinkel zuckte, es war fast wie ein Reflex, ausgelöst durch die innere Spannung meines Körpers.

"Einen Zungenkuss", rückte ich schließlich heraus und sah, wie sich Laszlos Augen kurz weiteten, dann aber schnell wieder in ihre ursprüngliche Mandelform zurückgingen.

Stattdessen war das Grinsen zurückgekehrt, das seinen verführerischen Lippen so schmeichelte und ich beschloss, dies als Einladung gelten zu lassen.
 

Erneut pressten wir unsere Münder aufeinander, dieses Mal weniger zärtlich und ich wartete gierig darauf, dass Laszlo den ersten Schritt gehen würde und seine Zunge ins Spiel brachte.

Vorsorglich öffnete ich schon einmal meine Lippen einen kleinen Spalt weit, und dann spürte ich auch schon etwas Feuchtes, das sich seinen Weg schneller als erwartet bahnte.

Elektrisiert und dementsprechend unbeholfen, gar zittrig streckte ich ihm meine eigene Zunge entgegen.

Und ab diesem Augenblick konzentrierte ich mich nur noch auf dieses Gefühl, welches meine Zungenspitze durch meinen gesamten Körper leitete.

Lediglich phasenweise realisierte ich meine Hände, die sich beinahe schmerzhaft in Laszlos Hemd verkrampft hatten, dann erfolgte eine erneute Bewegung seiner Zunge und forderte meine ungeteilte Aufmerksamkeit ein.

Laszlos bemerkte schnell, dass es an ihm war, die Führung zu übernehmen, ich erwiderte nur, so gut ich konnte; ja, irgendwie war es seltsam, fremd, feucht, außerdem schmeckte er noch immer nach seiner Zigarette, andererseits war es unheimlich intim, was wir hier taten, und Laszlos Duft betörte mich so sehr.

Man konnte es wahrscheinlich als verzweifelt beschreiben, wie ich mich gegen den anderen drückte, um eine kleine Vorstellung vom Gefühl seines Körpers an meinem zu bekommen.

Doch besonders die schönen Momente im Leben vergingen viel zu schnell, deswegen lösten wir uns nach einer halben Ewigkeit voneinander und blickten uns länger in die Augen als je zuvor.
 

"Du hast das noch nicht oft gemacht, stimmts?"

Waswas?

Wieder plumpste ich Arsch voran von meiner Wolke aus Zuckerwatte, schüttelte sogar kurz und hektisch den Kopf, bevor ich etwas erwidern konnte, das wahrscheinlich eh nicht aus meinem Hirn kam, weil es so strunzendämlich war.

"N-n ... na ja ... nicht so sehr oft ..."

Lachte er mich nun aus oder wieso lächelte er nun wieder so selig auf mich hinab?

"Ich fand es aber sehr süß, wie du dich bemüht hast", erwiderte Laszlo mit ruhiger Stimme, trotzdem war noch etwas von seiner Amüsiertheit übrig geblieben. "Trotzdem, ich finde, du solltest deine ersten Erfahrungen nicht unbedingt mit mir machen. Such dir lieber jemanden, der es auch von sich aus möchte. Du bist noch zu jung, um dir jemanden kaufen zu müssen."

Ganz perplex guckte ich ihn an; noch nie hatte ich mich als solch ein verwirrter Vollidiot erleben müssen.

Ehrlich gesagt verstand ich erst viel später, was er da gesagt hatte, als ich bereits das Geld aus meiner Hosentasche zog und ich ihn gar beinahe mit dem ganzen Tausender abziehen gelassen hätte, weil ich so berauscht in der Birne war.

Und deswegen erwiderte ich auch nichts auf sein gemurmeltes 'Tschüss'; ich war nicht mehr ganz hier, sah Laszlo nur noch eiligen Schritten durch die kühle Nacht eilen, bis er hinter eine Häuserecke verschwand.
 

Erst jetzt realisierte ich, was vorgefallen war, dass ich nun wieder allein dastand.

Allerdings mit einem wunderbaren Andenken im Herzen.

Das waren die vier schönsten Stunden meines gesamten Lebens.
 

*****
 

Es benötigte keine hellseherischen Fähigkeiten um festzustellen, dass unser Haus noch hell erleuchtet war.

Bereits im Bus hatte ich damit gerechnet, Ma bestimmt eine schlaflose Nacht zu bereiten, schließlich war sie eine sehr sensible und besorgte Frau, besonders, wenn es um ihr einziges Kind ging, das langsam aber sicher erwachsen wurde.

Und nun schienen sich meine Vermutungen zu bestätigen.

Lediglich mein Zimmer lag in tiefem Schwarz, das Fenster allerdings geschlossen.

Oh shit, mein Magen krampfte sich zusammen.

Ehrlich, ich wollte nur noch ins Bett, aber ich ahnte, dass die Gardinenpredigt, die mir Ma schon am Telefon abhielt, einer Wiederholungsrunde bedurfte.

Ich beschloss, meine Ohren einfach auf Durchzug zu schalten, so wie ich mich in mein Schicksal fügend auf das Haus zutrottete, todmüde aufgrund all der verschiedenen Empfindungen, die mein Körper an diesem Abend durchlebt hatte.
 

Insgeheim hatte ich gehofft, mich unauffällig in mein Zimmer schleichen zu können, ohne viel Tamtam und Krach, welches nur die Aufmerksamkeit auf mich gezogen hätte, aber meine Mühe war nicht nötig gewesen.

Ma hatte wahrscheinlich ihre Ohren auf das fiese Knacken, welches der Schlüssel im Schloss verursachte, geeicht und schoss wie ein Wachhund in den Flur, um mich so fassungslos und böse anzuschauen wie noch nie.

Ups.

"Ja, Ma, ich hab echt ein schlechtes Gewissen", begann ich rasch zu erklären, ehe sie den Mund aufmachen konnte, und dieses Mal log ich nicht.

Ich fühlt mich echt schrecklich, denn eigentlich war ich aus Mangel an Begleitung immer ein sehr braver Sohn gewesen, der fleißig lernte und noch nie eine Stunde unentschuldigt in der Schule fehlte.

Selbst Alkohol trank ich nur zu großen Anlässen wie Geburtstagen oder Sylvester und wenn, dann wie heute einen harmlosen Wein, nichts Härteres.

Aber tangierte meine Mutter das in diesem Moment?

Natürlich nicht.

Trotz der späten Uhrzeit war sie noch hellwach und eröffnete mit lauter Stimme, ich hätte für den ganzen restlichen Monat Hausarrest und müsste mich in dieser Zeit mehr an der Arbeit im Haushalt beteiligen.
 

"Mama ..."

Ich hielt bittend meinen Kopf schief, aber die Masche zog nicht, egal, wie niedlich ich war.

"Geh ins Bett", hatte sie nur für mich übrig. "Und wehe, du stehst morgen nicht rechtzeitig auf!"

Also tat ich wie mir befohlen, schob mich durch den Flur in mein Zimmer und machte mich für die Nacht fertig.

Oh man, eigentlich hätte mich Hausarrest überhaupt nicht gejuckt, denn ich unternahm selten etwas mit meinen Von-und-zu-Freunden, die zwar einen auf Goth machten, allerdings für meine Begriffe ein viel zu ödes Stinoleben führten.

Heute aber ärgerte ich mich ziemlich über meine Strafe, denn schließlich war ich wild entschlossen, die Sache mit Laszlo noch nicht auf sich beruhen zu lassen.

Ich war zwar nur ein kleiner Siebzehnjähriger, aber das hinderte mich nicht daran, den Prinzen nach allen Regeln der Kunst verführen zu wollen, bis es ihm scheißegal war, was auf meinem Ausweis stand.

Und zur Not wäre das auch ohne das Haus zu verlassen zu bewerkstelligen gewesen.

Ma würde es nicht gefallen, dafür mir umso mehr.

Egal, ob Laszlo meinte, ich sollte mir keinen Käuflichen für die ersten Erfahrungen an Land ziehen, ich wollte ihn noch immer, und das mehr denn je.
 

Ja, ich wollte mein erstes Mal mit ihm erleben.

Wenn es sein musste auch in meinem Zimmer.


 



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