Zum Inhalt der Seite

Geboren um zu leben

Bill zieht um....
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Schlägertyp

Das Picknick mit Tom, Georg und Gustav war lustig.

Die Sonne war zum ersten mal in diesem Jahr richtig schön warm gewesen, und Georg hatte mal wieder nur Mist geredet, was dazu geführt hatte, das Toms Hauptbeschäftigung an diesem Nachmittag aus Versuchen bestand, Georg im angrenzenden Gewässer zu ertränken.
 

Es hatte zu nichts geführt, denn als Gustav mitbekommen hatte, dass Tom seinen Plan wirklich in die Tat umsetzen wollte, war er dazwischen gegangen und Georg hatte sich hinter mir versteckt.

Als wäre ich der perfekte Schutzschild gegen Tom.
 

Der Englische Garten war meiner Meinung nach das schönste was ich bis jetzt von München gesehen hatte.

Wenn man da so saß oder durch lief, hatte man nicht das Gefühl in einer Großstadt zu sein. Außerdem gab es dort den Chinesischen Turm, das japanische Teehaus und viele andere Dinge die echt schön zum angucken waren.

Um genau zu sein konnte man stundenlang durch den Englischen Garten laufen, und entdeckte immer wieder was Neues.
 

Seit diesem Picknick waren inzwischen vier Tage vergangen, und wir hatten inzwischen Freitag.

Am Montag hatte ich tatsächlich den Anruf von der Buchhandlung bekommen, nur damit die mir sagten, das ich eingestellt war und sofort am Dienstag anfangen konnte.

Nachdem ich aufgelegt hatte, hatte ich einen förmlichen Freudentanz durch die Wohnung absolviert, und das ungefähr zwei Stunden lang.
 

Ich hatte die Musik laut aufgedreht und war quiekend und kreischend durch die Wohnung gesprungen.

Tom hatte ich an diesem Abend versetzt, damit ich früh ins Bett gehen konnte, und er hatte das auch verstanden und sich mit mir gefreut.

Weswegen wir noch eine Runde zu Zweit durch die Wohnung gesprungen waren.

Ich war wirklich froh gewesen das meine Mutter bei der Arbeit gewesen war, und uns auch sonst niemand gesehen hatte.

Denn meiner Vermutung nach, kamen wir in diesem Moment extrem gestört rüber.
 

Am ersten Tag in meinem neuen Job wurde ich von meinen Kollegen herzlich aufgenommen, mit einer Ausnahme.

Sein Name war Erwin, und er konnte mich allem Anschein nach nicht leiden.

Laut meinen Kolleginnen hatte er etwas gegen 'androgyne' Männer und gegen Schwule sowieso.

Und so leid es mir für Erwin tat, er musste sich da wirklich keine Sorgen machen.

Denn ich würde ihn nicht mal anfassen, wenn er der letzte Mensch auf diesem Planeten gewesen wäre.
 

Eigentlich war ich nicht der Typ, der andere Menschen auf Äußerlichkeiten reduzierte. Aber Erwin schrie förmlich danach.

Erwin war nämlich wirklich alles, aber nicht mein Geschmack, von daher musste er sich wegen mir nun wirklich keine Sorgen machen.

Erwin trug anscheinend prinzipiell weiße, gestärkte und vor allem gebügelte Hemden. Darüber Pullunder mit Rautenmotiv. Natürlich durfte die Krawatte nicht fehlen.

Das ganze natürlich schön kombiniert mit Hochwasserhosen und Tennissocken an den Füßen, die zur Zeit in irgendwelchen Gesundheitslatschen steckten.

Mal abgesehen davon das er starke Akne hatte, eine dicke Brille trug und seine dunkelblonden Haare immer wirr vom Kopf ab standen, war er echt ein Hingucker.

Vor allem die schon fast zusammen gewachsenen Augenbauen waren total sexy.

Man verzeihe mir bitte meinen Sarkasmus, das war eigentlich sonst nicht so meine Art.
 

Die Arbeit an sich machte mir aber wirklich Spaß.

Ich liebte Bücher und ich hatte auch Freude daran Kunden zu beraten. Meiner Ansicht nach war dies der perfekte Job für mich.

Und heute Abend würde ich bei Tom vorbei schauen, weil ich mir eingebildet hatte unbedingt kochen zu müssen.

Oder überhaupt irgendwas mit Tom zu unternehmen, da ich nach diesen vier...oder jetzt fünf Tagen schon förmlich unter Entzug litt.
 

Zwar schrieben Tom und ich geschätzte 40 SMS am Tag, aber das war eben doch was anderes, als ihn um mich zu haben.

Und heute Morgen war ich total blöd grinsend zur Arbeit erschienen, einfach weil Tom mir eine SMS geschrieben hatte mit dem simplen Inhalt >I miss you :(<.

Was für einen Heterokerl eigentlich total untypisch war, aber ich fand es trotzdem süß.

Mal abgesehen davon, das Tom einfach kein normaler Hetero war. Für Tom müsste da ein anderes Wort erfunden werden. Und vielleicht fiel mir irgendwann auch eins ein.
 

Ich war gerade dabei die neue Bücherlieferung ein zu räumen, als ich mitten in der Bewegung inne hielt, als ich Gesprächsfetzen von zwei Kundinnen hinter mir auf schnappte.

„Skyleston ist schon wieder aktiv geworden.“

Das war der Satz, weswegen ich überhaupt inne gehalten hatte. Dieses Wort kam mir bekannt vor, und ein paar Sekunden später wusste ich auch wieder woher.

Ryan hatte dieses Wort bezüglich Tom erwähnt. Und ich wusste immer noch nicht was es war, weil ich es verdrängt hatte und Tom auch nicht danach fragen wollte.
 

„Diesmal haben sie es aber wirklich übertrieben. Die ganze Strecke der U3 ist gesperrt“ kam es von der anderen Kundin und ich runzelte die Stirn.

Sie? Also waren 'Skyleston' mehr als eine Person? Oder wie sollte ich das verstehen?

Und eigentlich wollte ich auch nachfragen, kam aber nicht dazu, da Erwin just in diesem Moment um die Ecke bog und mit in die Hüften gestemmten Händen vor mir stehen blieb, nur um mich genervt an zu sehen.
 

„Also, ich habe ja verkraftet das du schwul bist. Aber das du auf Schlägertypen stehst, schlägt dem Fass ja nun mal wirklich den Boden aus“ kam es von ihm, und ich sah ihn reichlich irritiert an.

Denn ich fragte mich ehrlich gesagt wie er auf diese Idee kam. Schläger waren so wirklich alles, aber definitiv nichts worauf ich stand.

Nicht mal im Ansatz.

„Guck nicht so....dein Freund steht vorne.“, sprachs und ich war noch verwirrter.
 

Was für ein Freund? Ich hatte keinen. Zumindest keinen Festen.

Und automatisch musste ich an Tom denken. Und direkt danach an Georg und Gustav.

Konnte ja sein, das mich einer von den Dreien besuchen wollte, oder so etwas in der Art. Wie Erwin jedoch auf Schlägertypen kam, leuchtete mir nicht so ganz ein.

„Na los, Bewegung! Ich mach das hier. Geh nach Hause, bevor der Typ die ganze Kundschaft verscheucht“.
 

Ich nickte einfach nur und drückte ihm den Stapel Bücher in die Hand, den ich davor auf einem Arm balanciert hatte, bevor ich mich auf den Weg nach vorne zur Info machte.

Und kaum das ich um die Ecke bog, flog mir fast alles aus dem Gesicht, und meine Schritte nahmen an Tempo zu.
 

„Verdammt Tom!“ rief ich aus, bevor ich bei ihm stehen blieb, und ihn etwas fassungslos anstarrte.

Tom schenkte mir ein schiefes Grinsen, was ihm, trotz das er aussah wie von einer Kolonne Reisebusse überfahren, stand.

Ich guckte Tom von oben bis unten an, oder eher scannte seinen kompletten Körper ab.

Seine Augenbraue war geklammert, seine Lippe aufgeplatzt, der rechte Wangenknochen hatte sich rot-bläulich verfärbt und sein linker Unterarm war ebenfalls einbandagiert.

Dazu kam, das sein weißes Shirt mehr bräunlich war, und ich das als Blut identifizierte.
 

„Was zur Hölle....hast du gemacht?“, kam es immer noch schockiert über meine Lippen und Tom zuckte mit den Schultern, verzog jedoch kurz darauf schmerzhaft das Gesicht.

„Hatte ein bisschen Ärger“ informierte er mich dann.

Das er ein 'bisschen' Ärger gehabt hatte, sah ich auch. Ich wollte aber wissen wieso, mit wem und überhaupt warum.

Meiner Ansicht nach war Tom nicht der Typ, der einfach drauf los prügelte, also musste es was gewesen sein, über das er nicht so einfach hinweg sehen konnte.
 

„Ich war grad im Krankenhaus und hab mir gedacht, ich schau mal vorbei, um zu fragen wann du Feierabend hast. Ich krieg langsam wirklich Entzugserscheinungen“

Meine Mundwinkel zuckten unweigerlich und ich musste leicht lächeln.

„Wie war das? Wenn du einfach nur mal Lust hast meine Visage zu sehen?“, neckte ich ihn und Tom lachte leise.

Wenn ich runter kommen sollte, dann hätte er doch auch hoch kommen können. Oder aber er war echt so schüchtern wie Georg ihn mal hingestellt hatte.
 

Ich wies Tom an kurz zu warten, damit ich meine Tasche holen konnte, und verabschiedete mich von meiner Kollegin an der Info die mir nur zu zwinkerte, auf Tom deutete – der mit dem Rücken zu ihr stand – und mit ihren Lippen ein 'Heiß' formte, was mich sofort rot anlaufen ließ.

Also ich musste meinen Kolleginnen irgendwann mal erklären, dass Tom einfach nur ein Freund war und mehr nicht.

Sonst würden sie irgendwann...keine Ahnung. Ihn vielleicht fragen wann die Hochzeit war, wenn es ganz schlimm kam oder so?
 

Tom und ich liefen eine Weile schweigend nebeneinander her, in der ich ihn immer wieder aus dem Augenwinkel betrachtete.

Er sah wirklich ziemlich mitgenommen aus. Und ich fragte ich immer noch wieso.

Andererseits traute ich feige Nuss mich auch nicht, ihn zu fragen.
 

„Lust heute Abend was zu machen?“ wurde ich dann von Tom gefragt und sah ihn kurz überfordert an, ehe ich nickte.

Ja, ich wollte schon nur....

„Also....“ fing ich an, aber da lachte Tom auch schon los und knuffte mich in die Seite.
 

„Ich halt schon einiges aus. Also....lass uns was zusammen machen. Von mir aus auch nur blöd rum sitzen und an die Decke gucken. Wobei ich sagen muss...die Decken in meiner Wohnung sind nicht sonderlich spannend“ grinste er dann und ich musste unweigerlich leise lachen.

„Dann bei mir?“ fragte ich und Tom nickte ehe er inne hielt.

„Glaubst du ich soll Kondome mitbringen um deine Mutter zu beruhigen?“
 

Mir schoss die Röte ins Gesicht und Tom musste wieder lachen, ehe er mir einen Arm um die Schultern legte.

„War nur ein Witz. Mir ist es scheiß egal was wir machen, Hauptsache wir machen was“

Na, das war doch mal 'ne Aussage.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück