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Fußspuren

Regulus in Gryffindor
von

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Weggabelungen

»Es ist so gut zu wissen, dass du uns stolz machen wirst, Regulus.«
 

»Diese Schande, die dein Bruder über unsere Familie gebracht hat…«
 

»Regulus, dein Vater und ich sind so stolz auf dich.«
 

»Dass dein Bruder sich überhaupt noch nach Hause traut…«
 

Regulus betrachtete seine blassen Finger. Das leise Stimmgewirr aus der Großen Halle gab ihm das Gefühl nervöser Erwartung. Er fühlte sich tonnenschwer. Dies war der Moment, der große Moment, auf den er sein Leben lang gewartet hatte. Alles schien einfach zu sein. Er würde nach Slytherin sortiert werden und seine Eltern stolz machen, wohingegen Sirius eine Schande für den Namen Black war. Es sollte ganz leicht sein, er würde den Sprechenden Hut aufsetzen und schon ein paar Stunden später würde er in dem grünlich beleuchteten Gemeinschaftsraum unten in den Kerkern sitzen und seine neuen Mitschüler kennen lernen. Seine Mitschüler, die allesamt die Ansichten seiner Eltern über die Reinheit des Blutes teilten.
 

Das einzige Problem – und Regulus wagte kaum, es zu denken – war, dass er nicht aufhören konnte, an Sirius zu denken. Sirius, seinen rebellischen älteren Bruder mit dem stolzen Funkeln in den Augen, mit dem rotgolden dekorierten Zimmer und der Begeisterung für Muggelmädchen und Motorräder. Sirius, der ihn nicht ausstehen konnte, der ihn für einen nicht selbstständig denkenden Feigling hielt. Der so zufrieden mit seiner Hauswahl war, so viele gute Freunde hatte, so beliebt war bei allen. Sirius, auf den Regulus – und das würde er keiner Menschenseele jemals anvertrauen – so neidisch war. Der Hut würde diese Gedanken entdecken, also durfte Regulus sie nicht denken. Es war die einzige Möglichkeit. Er konnte seine Eltern nicht auch noch enttäuschen.
 

›Warum eigentlich nicht?‹, flüsterte eine leise Stimme in seinem Hinterkopf. ›Sirius konnte es doch auch. Und schau, wie glücklich er damit ist. Du findest die Motorradbilder doch auch gut. Obwohl diese Dinger muggelgemacht sind. Du würdest gern irgendwann mal mit Sirius fahren. Du würdest gern sehen, dass er dich nicht mehr anschaut wie Abschaum. Viel mehr noch, als du es dir wünschst, deine Eltern stolz zu machen…‹

»Die Einführungsfeier beginnt! Folgt mir!«, sagte eine barsche Frauenstimme und riss Regulus aus dem Streit mit der verräterischen Stimme in seinem Hinterkopf. Professor McGonagall winkte sie aus dem kleinen Raum und in Richtung Große Halle, aus der helles Licht hinaus in den Gang flutete. Regulus‘ Herz hämmerte wie verrückt, als sie die Tür durchschritten und sich unter der Decke befanden, die genauso aussah, wie der Himmel draußen.
 

»Bist du auch aufgeregt?«, fragte ein sommersprossiger Junge neben ihm. Er hatte schmutzigblondes Haar, das ihm fusselig in die Stirn hing, er lispelte durch eine ziemlich große Zahnlücke zwischen seinen Schneidezähnen und seine Augen waren riesig und dunkelbraun. Regulus nickte stumm. Der Junge lächelte ihn nervös an.

»Ich heiße Jamie«, wisperte er. »Jamie Carlton.«

Regulus holte gerade Luft, um zu antworten, da waren sie auch schon vorn in der Großen Halle angekommen und alle verstummten. Regulus‘ Augen hefteten sich auf den zerschlissenen Hut, der auf einem dreibeinigen Stuhl vor den vier Haustischen aufgestellt war. Auch alle anderen Menschen in der Halle starrten den Hut erwartungsvoll an. Er wackelte einen Moment lang, ein Riss entlang der Krempe öffnete sich… und dann begann der Sprechende Hut zu singen.
 

»Ihr wisst genau, was ich gleich tu,

ich weise einem Haus euch zu.

Die Gründer gaben mir vor Jahren,

als sie noch selber lehrend waren

von ihrem Geist ein Stück zum Teilen

der Scharen, die in Hogwarts weilen.

Lenkt Ehrgeiz dich in deinem Leben

und ist Erfolg dein ganzes Streben,

so steck ich dich nach Slytherin

sowahr der Sprech’nde Hut ich bin.

Nach Hufflepuff gehörst du nur,

wenn ander’n helfen ist dein Schwur,

loyal und fleißig ist man dort,

wo freundlich Hufflepuff lebt fort.

Lernst du schnell und bist sehr schlau,

weiß ich, wohin du musst, genau,

nach Ravenclaw geht deine Reise,

wenn du lernfreudig bist und weise.

Wenn Mut in deinem Herzen wohnt

Und wenn Gerechtigkeit dort thront,

dann hab ich Großes mit dir vor,

dann steck ich dich nach Gryffindor.

Mein Wissen steht für euch bereit,

setzt mich rasch auf, es ist soweit!«
 

Der Hut verstummte und alle fingen begeistert an zu klatschen. Regulus‘ Hände waren so schwitzig vor Aufregung, er wollte seine Finger nur ungern aus den Taschen seines Umhangs ziehen. Als der Applaus langsam verebbte, rollte Professor McGonagall eine Pergamentrolle auf und räusperte sich. Dann begann sie die Namen zu verlesen und Regulus‘ Herz hämmerte so hart gegen seinen Brustkorb, dass er Angst hatte, seine Rippen könnten ihm brechen.
 

»Allister, Stacy.«

Ein dunkelhaariges Mädchen mit Affenschaukeln stolperte nach vorn und setzte sich leichenblass auf den Stuhl. Dann setzte Professor McGonagall ihr den Hut auf, der ihr direkt über die Augen rutschte. Ein Moment der Stille, dann…

»Hufflepuff!«

›Alles Versager in Hufflepuff‹, wisperte eine leise Stimme, die sich nach der seiner Mutter anhörte, in seinem Kopf. Doch die Stimme des Hutes hallte in seinem Kopf wider und erinnerte ihn: ›loyal und freundlich und fleißig und hilfsbereit‹

»Apton, Hayley.«

»Ravenclaw!«

›Schlaue Nichtsnutze, die keine Ambitionen haben…‹

Doch die Stimme des Hutes war lauter als die seiner Mutter. ›lernfreudig und wissbegierig und schlau und weise‹

»Baldwin, Connor.«

»Slytherin!«
 

›Familienstolz.‹

›Reinblüter.‹

›Das einzig wahre Haus.‹

War er ehrgeizig? Regulus hatte das dumpfe Gefühl, sich selbst nicht mehr zu kennen.

»Black, Regulus.«

Er trat vor und als er sich umdrehte, um sich den Schülern zugewandt auf den Stuhl zu setzen, erhaschte er einen Blick auf einen ihm sehr bekannten, schwarzen Haarschopf und verschränkte Arme. Regulus schloss die Augen, als der Hut über seine Augen rutschte und er klammerte sich mit den Händen an der Stuhllehne fest.

»Ah, der Jüngste der Blacks«, sagte eine piepsige Stimme in seinem Ohr. Regulus war dankbar, dass niemand sonst hören konnte, was der Hut sagte.

»Ich hab schon einige deiner Verwandten in Häuser sortiert. Es war alles eine recht eindeutige Sache… bis dein Bruder hier saß.«

Regulus fragte sich, wieso der Hut ihm das erzählte. Er wusste ganz genau, dass alle seine Cousinen in Slytherin waren.
 

»Und ich sehe, du weißt selber nicht genau, wo du eigentlich hin gehören willst«, erklärte der Hut nachdenklich. Regulus wollte schon den Mund öffnen und ihm widersprechen, aber dann hätte jeder ihn gehört. Und es machte keinen Sinn. Der Hut konnte in seinen Kopf schauen. Wen wollte er also belügen?

»Du bist schlau. Und loyal. Loyal für wen, das scheinst du selber noch nicht genau zu wissen. Ehrgeizig. Sehr ehrgeizig. Und mutig. Fast schon ein wenig leichtsinnig… Dann am besten nach… GRYFFINDOR!«

Regulus blieb stocksteif auf dem Stuhl sitzen, als Professor McGonagall ihm den Hut vom Kopf nahm. Der Tisch ganz links in der Halle war in lauten Jubel ausgebrochen und Regulus bemerkte kaum, wie er langsam aufstand und mit versteinerter Miene hinüber zu dem schwarzen Hütemeer ging, in dem auch sein Bruder saß.
 

»Herzlich willkommen!«
 

»Hey, Black! Das ist doch dein kleiner Bruder, oder?«
 

»Gut gemacht, Knirps!«
 

Regulus schüttelte einige Hände, ohne wirklich wahrzunehmen, zu wem sie gehörten. Fünf Plätze weiter saß Sirius auf der gegenüber liegenden Tischseite und starrte ihn an. Regulus starrte zurück. Es war komisch, hier an einem Tisch zu sitzen. Natürlich, zu Hause saßen sie oft am selben Tisch, aber es war immer klar gewesen, dass sie irgendwann einmal in Hogwarts nicht mehr einen Tisch teilen würden.
 

Als Stewart Brady direkt nach Regulus ebenfalls zum Gryffindor auserkoren wurde, fiel Regulus auf, dass der Tisch der Slytherins ihn ausbuhte. Wahrscheinlich hatten sie auch Regulus ausgebuht. Er war sehr froh, dass seine drei Cousinen nicht mehr nach Hogwarts gingen, sondern allesamt mit der Schule fertig waren. Andromeda hätte ihn womöglich nicht ausgebuht. Sie war eigentlich ganz nett und Regulus wusste, dass Sirius sich mit ihr verstand. Und das konnte man nicht von vielen Mitgliedern der Black-Familie sagen.
 

Regulus erkannte die drei besten Freunde seines Bruders. Er hatte sie schon am Bahnsteig mit Sirius gesehen. Ihre Namen kannte er nicht, doch sie sahen alle zu ihm herüber und Regulus wandte sich hastig ab und starrte auf den goldenen Teller vor seiner Nase. Was sollte er tun? Was sollte er seinen Eltern schreiben? Konnte er es vertuschen, dass er nicht nach Slytherin gekommen war? Er würde es nicht ertragen, wenn seine Eltern ihn genauso ansahen, wie sie Sirius ansahen.
 

»Wow, wir sind im selben Haus gelandet!«, ertönte eine Stimme neben ihm und als er den Kopf zur Seite drehte, erblickte er den lispelnden Jungen mit Sommersprossen neben sich, der übers ganze Gesicht strahlte und seine Zahnlücke präsentierte.

»Ja, sieht ganz so aus«, sagte Regulus leise. Jamie musterte ihn interessiert, während auch Felicitas Day nach Gryffindor sortiert wurde und zu ihrem Tisch hinüber kam.

»Du siehst nicht so zufrieden aus? Wolltest du in ein anderes Haus?«, erkundigte sich Jamie bei ihm und klatschte für Angus Lockley, der sich zu den Reihen der Gryffindors gesellte.

Regulus musterte den Jungen neben sich. Den Namen Carlton hatte er noch nie gehört, wahrscheinlich gehörte Jamie nicht zu einer respektierten Zaubererfamilie, sonst hätten seine Eltern ihm früher oder später davon erzählt. Und wenn es nur darum ging ihm mitzuteilen, mit wem er sich abgeben durfte und mit wem nicht.
 

»Ist nicht so wichtig«, gab er schwammig zurück und Jamie schien zu verstehen, dass Regulus nicht in der Stimmung für ein munteres Schwätzchen war. Seine Augen huschten immer wieder zu Sirius hinüber, der gut gelaunt mit seinen Freunden herum alberte und zwischendurch die weiteren Gryffindors beklatschte, die sich zu ihnen an den Tisch setzten. Alle sahen mehr oder minder begeistert aus, in Gryffindor gelandet zu sein. Regulus fragte sich, welche von ihnen Muggelgeborene waren und keine Ahnung hatten, was die einzelnen Häuser wirklich darstellten. Ihre ersten Informationen hatten sie wahrscheinlich vom Sprechenden Hut erhalten. Regulus spürte automatisch den Drang in sich, verächtlich die Mundwinkel zu verziehen. Ihm war schon seit jeher erzählt worden, was es mit Hogwarts und speziell mit Slytherin auf sich hatte. Und nun saß er an dem Haustisch, an dem die Schüler saßen, mit denen die Slytherins am allermeisten verfeindet waren. Seine Mutter hatte ihm erzählt, dass Gryffindor besonders gegen Slytherins Forderungen gewesen war, nur reinblütige Kinder zu unterrichten.
 

Regulus bekam vom Rest der Hausverteilung nicht viel mit, da er auf seinen Teller hinunter starrte und sich ziemlich erschreckte, als plötzlich überall auf dem Tisch Speisen auftauchten. Als Jamie ihm eine Schüssel mit Bratkartoffeln anbot, schaffte Regulus ein halbes Lächeln und häufte sich etwas von dem Inhalt der Schale auf den Teller.

›Hey, Black! Das ist doch dein kleiner Bruder, oder?‹

Regulus seufzte lautlos seinem Teller entgegen und stocherte in seinen Bratkartoffeln herum. Was sollte er seinen Eltern sagen? Sie würden ihn enterben. Vielleicht würden sie ihn und Sirius vor die Tür setzen. Vielleicht wären sie nicht so enttäuscht, wenn Regulus schwor, dass er dem Blutreinheitsprinzip seiner Eltern immer noch treu war? Aber selbst das bröckelte vor sich hin. Seit Sirius angefangen hatte, die Lehren ihrer Eltern anzuzweifeln, hatte auch Regulus darüber nachgedacht.
 

Natürlich, um nicht genau wie Sirius eine Enttäuschung für seine Eltern zu sein, hatte er nach ihren Worten gelebt und sich eingeredet, dass er Muggelgeborene für Menschen zweiter Klasse hielt. Aber die Wahrheit war… wenn er sich seine Cousinen anschaute, musste ihm klar werden, dass sie nicht wirklich nette Menschen waren. Abgesehen einmal von Andromeda vielleicht. Auch seine Großeltern, seine Eltern… waren nicht unbedingt das, was man warmherzig und freundlich nannte. Und wenn er hinüber zu Sirius schaute, der mit seinen Freunden lachte – von denen womöglich auch einige Muggelgeborene waren –, dann war ihm in einer dunklen Ecke seines Kopfes klar, dass es keinen Unterschied machte.

›Gut gemacht, Knirps!‹

Das würden seine Eltern garantiert nicht sagen. Nicht einmal ansatzweise. Sie würden nicht einmal sagen ›Es hätte schlimmer kommen können‹. Obwohl sich Regulus nicht sicher war, ob seine Mutter über einen Sohn im Haus Hufflepuff nicht sogar noch mehr die Nase gerümpft hätte.
 

›Wenn Mut in deinem Herzen wohnt

Und wenn Gerechtigkeit dort thront,

dann hab ich Großes mit dir vor,

dann steck ich dich nach Gryffindor.‹

Er fühlte sich nicht besonders mutig. Er traute sich ja nicht einmal, seinen Eltern zu sagen, dass er nicht nach Slytherin gekommen war.

»Hey, Reg«, rief eine Stimme und Regulus zuckte zusammen. Er kannte diese Stimme sehr gut und hob langsam den Kopf. Seine Bratkartoffeln waren wahrscheinlich nur noch lauwarm.

Sirius‘ dunkle Augen musterten ihn interessiert. So hatte sein Bruder ihn noch nie angeschaut. Früher hatten sie sich sehr gut verstanden. Sie hatten viel miteinander gespielt und sich aufregende Dinge ausgedacht. Es hatte Kämpfe mit Spielzauberstäben gegeben, imaginäre Manticors, die sie durchs ganze Haus gejagt hatten, Drachenzähmungen und Besenritte im Salon…
 

»Willkommen im besten Haus von Hogwarts!«

Sirius‘ Freunde grinsten ihm ebenfalls zu und ein schäbig aussehender Junge hob grüßend die Hand. Regulus‘ spürte, wie sein Herz aufgeregt stolperte. Sirius hatte ihn begrüßt. Und er sah ihn nicht an wie eine verachtenswerte Kakerlake. Das hatte er die letzten zwei Jahre getan und Regulus hatte es gehasst. Nicht, dass seine Eltern oder Sirius es wussten, aber Regulus sah zu seinem großen Bruder auf. Er war mutig, er war witzig, er war beliebt und zog sein eigenes Ding durch. Er war alles, was Regulus nicht war. Regulus war der schmächtige, unscheinbare, fast schon unsichtbare Teil des merkwürdigen Geschwisterpaares.
 

Als auch der Nachtisch von den goldenen Tellern und Platten verschwunden war, erhob sich Professor Dumbledore, um ihnen eine gute Nacht zu wünschen.

»Erstklässler, folgt mir bitte«, ertönte eine freundliche Mädchenstimme über die Köpfe der schnatternden Menge hinweg und Regulus sah auf. Ein blondes Mädchen mit Pferdeschwanz und Himmelfahrtsnase winkte mit der Hand durch Luft. Neben ihr stand ein dicklicher Junge mit dunklen Haaren und grinste. Regulus folgte Jamie zu den beiden hinüber.

»Willkommen in Gryffindor! Ich bin Tiffany Kane und das ist Josh Livingston. Wir sind eure Vertrauensschüler. Folgt uns bitte, wir zeigen euch den Weg zum Schlafsaal!«

Und die ehrfürchtig dreinblickenden Erstklässler folgten Tiffany und Josh durchs Schloss, zahllose Treppen hinauf und durch einige Wandbehänge, hinter denen sich Türen versteckten.

»Ich kann’s immer noch nicht fassen«, lispelte Jamie neben ihm und sah mit großen Augen zu den sich bewegenden Portraits an den Wänden. »Sich bewegende Bilder. Geister. Versteckte Türen…«
 

Regulus räusperte sich und schob die nagende Stimme seiner Mutter so weit es ging in seinen Hinterkopf.

»Kommst du nicht aus einer Zaubererfamilie?«, wollte er wissen. Jamie schüttelte etwas verlegen den Kopf.

»Nein. Mein Vater ist Tischler und meine Mutter arbeitet als Schneiderin. Als Professor Slughorn bei uns auftauchte und mir meinen Brief gegeben hat, hielten meine Eltern das alles für einen schlechten Witz. Du scheinst nicht besonders beeindruckt zu sein. Sind deine Eltern Zauberer?«

Natürlich wusste Jamie als Muggelgeborener nichts von den alten, reinblütigen Familien. Regulus spürte zuerst den verächtlichen Impuls, die Augen zu verdrehen. Dann schluckte er ihn herunter.

»Ja. Ich bin Reinblüter.«

Er versuchte es so lässig wie möglich zu sagen. Als wäre es nichts Besonderes, auch wenn die Stimme seiner Mutter ihn scharf dafür kritisierte.
 

»Oh«, sagte Jamie und sah einen Moment zögernd drein. Dann, mit ganz leiser, unsicherer Stimme, fragte er:

»Ist das schlimm? Also… macht das einen Unterschied? Können Reinblüter viel besser zaubern als Muggelkinder?«

Er schien ehrlich besorgt darüber zu sein und Regulus starrte in diese riesigen, braunen Augen. Jamie war wirklich nett. Und Regulus hatte keine Ahnung, wie gut er zaubern konnte.

»Ich weiß nicht«, gab er vorsichtig zurück.

»Hab ich da grad Reinblüter gehört?«, tönte Sirius‘ Stimme neben ihnen und Regulus zuckte heftig zusammen. Er schaute auf. Sirius war bereits viel größer als er, obwohl sie kaum anderthalb Jahre auseinander waren.
 

»Ich hab mich nur gefragt, ob Reinblüter besser zaubern können als Muggelkinder«, wiederholte Jamie, offensichtlich eingeschüchtert durch den älteren Schüler. Sirius wedelte mit der Hand, als wollte er eine lästige Fliege verscheuchen.

»Blödsinn. Siehst du die Rothaarige da vorn? Lily Evans. Muggelgeborene und Jahrgangsbeste«, informierte Sirius Jamie gut gelaunt. Jamie sah unheimlich erleichtert aus. Regulus musterte den roten Haarschopf. Lily Evans unterhielt sich gut gelaunt mit einem anderen Mädchen und schenkte ihnen keinerlei Beachtung.

»Dann ist es egal«, sagte Jamie und sah jetzt viel glücklicher aus als vorher. Sirius zwinkerte, bevor er Regulus einen bedeutungsschwangeren Blick zuwarf.

»Jep. Total egal«, erwiderte er mit Nachdruck, dann eilte er zurück zu seinen Freunden.
 

»Gott sei Dank. Ich dachte schon, ich mache mich total lächerlich. Also, Jahrgangsbester werde ich sicherlich nicht, aber es wäre schon schön, wenn mir nicht alle drei Tage irgendwas explodiert…«

Regulus nickte abwesend und starrte Sirius‘ Rücken an, während sie den älteren Schülern und ihren beiden Vertrauensschülern immer weiter nach oben folgten, bis sie am Ende eines schmalen Ganges ankamen, an dem das Portrait einer streng dreinblickenden, dicken Frau in einem rosa Seidenkleid hing.

»Passwort?«, schnarrte sie und blickte zu ihnen hinunter.

»Einhornhaar«, erwiderte Tiffany lächelnd. Die Fette Dame nickte und schwang beiseite. Hinter ihrem Portrait befand sich ein großes, rundes Loch in der Wand und Josh und Tiffany kletterten ihnen voran hindurch.
 

»Das Passwort müsst ihr euch merken. Ihr dürft es außerdem nicht an Schüler aus anderen Häusern weiterreichen. Es ändert sich regelmäßig und wird euch von uns Vertrauensschülern bekannt gegeben«, erklärte Tiffany und drehte sich einmal mit ausgestreckten Armen im Kreis. »Willkommen im Gryffindor Gemeinschaftsraum.«

Es war ein sehr gemütliches Turmzimmer mit knautschigen Sesseln, einem knisternden Feuer und dunkelroten Teppichen.

»Mädchen, folgt mir jetzt bitte in euren Schlafsaal. Die Jungs folgen Josh. Gute Nacht!«

Tiffany und die drei Mädchen verschwanden durch eine Tür. Die fünf Jungs folgten Josh eine weitere Treppe hinauf und traten schließlich durch eine Tür mit der Aufschrift ›Erstklässler‹. Fünf Himmelbetten standen darin und ihre Koffer waren bereits hochgebracht worden.

»Schlaft gut«, sagte Josh mit träger Stimme und hob die Hand zum Abschied, ehe er aus dem Zimmer verschwand und die Tür hinter sich schloss. Er schien im Gegensatz zu Tiffany nicht besonders gesprächig zu sein.
 

Regulus ging hinüber zu seinem Koffer, klappte ihn auf und kramte seinen Pyjama hervor. Es herrschte peinlich berührte Stille im Raum. Alle wühlten in ihren Sachen herum, zwischendurch trafen sich Blicke und man grinste sich verlegen zu. Nachdem Regulus seinen dunkelgrünen Schlafanzug angezogen hatte, setzte er sich auf sein Himmelbett und beobachtete die anderen verhalten. Er erinnerte sich nur an Jamies Namen. Da war noch ein sehr kleiner Junge mit roten Locken, ein Junge mit schwarzem Pferdeschwanz und einer, der sehr dünn war und Grübchen in den Wangen hatte.

»Entschuldige, wie war gleich noch dein Name?«, fragte der Junge mit den Grübchen an Regulus gewandt.

»Regulus Black«, gab Regulus zurück. Eine Augenbraue des Jungen hob sich.
 

»Black, im Sinne von… die reinblütige Familie Black?«

Regulus nickte. Der Junge sah aus, als würde ihm diese Information nicht gefallen und Regulus wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Schließlich entschied er sich für eine Rechtfertigung.

»Mein Bruder ist auch in Gryffindor. Einen Jahrgang über uns«, entgegnete er möglichst herablassend. Als wäre er stolz hier zu sein. Und als hätte er nichts anderes erwartet oder gewollt. Er bückte sich und zog eine Pergamentrolle und einen Federkiel aus seinem Koffer. Dann stellte er ein Tintenfass auf seinen Nachtschrank, schraubte es vorsichtig auf und tunkte die Feder hinein.

»Und wie ist eigentlich dein Name?«, wollte er murmelnd wissen.
 

»Angus Lockley«, antwortete der Junge mit den Grübchen. Und dann, als fände er es nötig, fügte er hinzu: »Halbblut.«

»Wo wir schon dabei sind«, meldete sich der winzige Junge mit den roten Locken zu Wort, »Patrick O’Connel. Auch Halbblut. Wieso ist es wichtig, welchen Blutstatus wir haben?«
 

Angus zuckte mit den Schultern.

»Weil ich gehört hab, dass die Blacks Leute nicht besonders gut leiden können, die keine Reinblüter sind. Wahrscheinlich sind die meisten von denen Todesser«, gab er zurück und warf Regulus einen misstrauischen Blick zu. Regulus räusperte sich. Er hatte einen dicken Kloß im Hals und traute sich aus irgendeinem Grund nicht, zu Jamie hinüber zu sehen.

»Niemand in meiner Familie ist ein Todesser«, sagte er nachdrücklich. Angus schnaubte.

»Achso? Und was ist mit dieser total wahnsinnigen Bellatrice Black, oder wie sie heißt? Wenn die keine Todesserin ist, dann fress‘ ich einen Besen!«

»Was sind denn eigentlich Todesser?«, wollte der Junge mit dem Pferdeschwanz wissen. Angus wandte sich ihm zu.

»Muggelgeborener, was?«

Der Junge nickte und lief scharlachrot an.

»Stewart Brady«, stellte er sich vor.
 

»Die Kurzfassung ist: Er, dessen Name nicht genannt werden darf ist der böseste Zauberer aller Zeiten und seine Anhänger heißen Todesser. Sie hassen Muggel und Muggelgeborene. Und sie waren allesamt in Slytherin. Und die Blacks«, er ruckte mit dem Kopf in Regulus‘ Richtung, »gehören zu den reinblütigen Familien, die viel auf sich halten, weil sie eben reinblütig sind.«

Regulus hätte gern gesagt, dass das nicht stimmte. Aber er konnte nicht leugnen, dass es so war. Und dass seine Eltern dachten, dass Er, dessen Namen nicht genannt werden darf, die richtigen Ansichten vertrat.

»Nun lass ihn schon in Ruhe«, sagte Jamie leise und knibbelte nervös an seiner Unterlippe herum. »Ich stamm auch von Muggeln ab und er hat mich ganz normal behandelt.«
 

Wahrscheinlich hätte ich dich angeschaut wie Dreck unter meiner Schuhsohle, wenn ich nach Slytherin gekommen wäre, dachte Regulus still bei sich und setzte die Feder aufs Pergament. Er warf Jamie ein flüchtiges, dankbares Lächeln zu, weil er Angus zum Schweigen gebracht hatte, und versuchte darüber nachzudenken, was er seinen Eltern schreiben konnte.
 

›Liebe Mutter, lieber Vater,

ich muss euch leider sagen…‹
 

Regulus strich die Worte energisch durch. Wenn er selbst durchblicken ließ, dass er sich schrecklich fühlte, weil er ins falsche Haus sortiert worden war, dann würde es seine Eltern sicherlich noch mehr stören. Er musste versuchen es selbstbewusst zu verkaufen und so zu tun, als würde diese Hausentscheidung nichts damit zu tun haben, was für ein guter oder schlechter Sohn er war.
 

›Liebe Mutter, lieber Vater,

der Sprechende Hut hat mich nach Gryffindor sortiert. Der Gemeinschaftsraum ist sehr gemütlich und…‹
 

Er strich auch diese Worte durch, knüllte das Papier zusammen und warf es in den offenen Koffer. Es fühlte sich alles falsch an. Er konnte es nicht. Vielleicht sollte er noch eine Nacht darüber schlafen.

»Gute Nacht alle miteinander«, murmelte Jamie leise.

»Nacht«, kam es dumpf zurück, das Licht verlosch und Regulus kroch unter seine Bettdecke. Die Bettvorhänge ließ er offen, damit er den Mond durchs Turmfenster sehen konnte. Hoffentlich konnte er überhaupt schlafen…
 

Regulus schlief schlecht und träumte wirre Dinge, die ihn mehrmals aus dem Schlaf rissen und schließlich dafür sorgten, dass er kurz vor sechs das Schlafen aufgab und sich hinunter in den Gemeinschaftsraum stahl. Niemand war hier und er setzte sich vorsichtig in einen der gemütlich aussehenden Sessel. Fast erwartete er, dass der Sessel ihn beißen und ihm verkünden würde, dass er in diesem Gemeinschaftsraum falsch war und verschwinden sollte. Nichts geschah. Der Sessel war genau so gemütlich, wie er aussah und Regulus blickte sich unsicher um. Es war wirklich nett hier. Trotzdem kam er sich vor wie ein Parasit. Ein Eindringling, der sich in einem feindlichen Lebensraum befand.
 

Er hörte Schritte auf der Treppe und sank unweigerlich tiefer in den Sessel. Zu seiner Überraschung tauchte ein ihm bekannter, schwarzer Haarschopf auf und im nächsten Moment stand Sirius mit einem Buch, Pergament und Tinte im Gemeinschaftsraum und musterte ihn verwirrt.

»Was machst du’n hier?«, fragte er undeutlich mit einem Federkiel im Mund.

»Konnte nicht schlafen«, gab Regulus unsicher zurück und strich sich auf einmal merkwürdig verlegen durchs Haar. Das da war sein älterer Bruder, mit dem er aufgewachsen war. Er hatte so viele imaginäre Abenteuer mit ihm durchgestanden und doch war seit vielen Jahren klar gewesen, dass sie getrennte Wege gehen würden. Und nun waren sie hier, im selben Gemeinschaftsraum, unerwartet auf denselben Weg gesetzt und unsicher, wie sie miteinander weiterwandern sollten.
 

»Nervös vorm Unterricht?«, erkundigte sich Sirius und warf sich in den Sessel, der Regulus gegenüber stand. Sein Bruder breitete sein Buch, die Pergamentrolle und das Tintenfass über den Tisch aus und schlug das Buch auf.

»Nein. Wegen… wegen Mutter und Vater«, gab Regulus leise zu. Es war komisch, hier mit Sirius zu sitzen. Sie hatten schon länger keine Zeit mehr miteinander verbracht. Und plötzlich schien er für Sirius wieder ein vollwertiges Mitglied der Familie zu sein. Was so eine Hauswahl alles ausmachte. Es ihm Regulus plötzlich fast ein wenig lächerlich vor, wie viel Bedeutung dieser Verteilung beigemessen wurde.

Sirius hob die Brauen.

»Die sollen sich nicht so anstellen«, schnaubte er und die Abscheu in seiner Stimme ließ Regulus seufzen. Er liebte seine Eltern. Und er wollte ihre Anerkennung.

»Ich will nicht, dass…«

Er brach ab.
 

Wahrscheinlich sollte er nicht mit Sirius darüber reden. Sein Bruder wollte es garantiert ohnehin nicht wissen und konnte nicht nachvollziehen, wieso Regulus sich um die Meinung seiner Eltern scherte.

»Dass sie dich genauso enttäuschend finden wie mich?«, ergänzte Sirius seinen halben Satz und tunkte die Feder in die Tinte. Regulus wagte es nicht die Frage zu bejahen. Aber Sirius kannte die Antwort ohnehin schon. Er schüttelte kaum merklich den Kopf, so als fände er Regulus peinlich und feige.

»Ich bin halt nicht so mutig wie du! Ich hab auch keine Ahnung, was ich hier in Gryffindor soll! Der Hut muss sich geirrt haben, ich bin kein bisschen mutig!«

Sirius blickte angesichts dieses Ausbruchs überrascht auf und musterte seinen kleinen Bruder einen Moment lang nachdenklich.
 

»Der Hut liegt nie falsch«, sagte Sirius schlicht und Regulus blinzelte verwirrt.

»Wahrscheinlich sieht er Sachen in uns, die wir selber gar nicht sehen«, meinte Sirius schulterzuckend. »Remus hätte genauso gut nach Ravenclaw kommen können. Oder Peter nach Hufflepuff. Evans ist auch echt schlau, die wäre in Ravenclaw auch gut aufgehoben…«

Er schien für einige Sekunden in Gedanken versunken, dann zuckte er die Schultern und wandte sich wieder seinem Pergament zu.

»Wir müssen’s den Alten ja nicht sagen, wenn du willst. Bis du mutig genug bist«, nuschelte Sirius und prüfte etwas in dem Buch nach. Regulus wurde klar, dass er offensichtlich Hausaufgaben erledigte, die er eigentlich über die Ferien hätte machen sollen.

Eine Wärme breitete sich in Regulus‘ Brustkorb aus und er spürte, wie er sich unweigerlich entspannte.
 

Sirius hatte sich vermutlich nicht viel bei seinen Worten gedacht, aber Regulus sagten sie eine Menge. Sie sagten: Ich akzeptiere, dass du anders bist. Ich sehe ein, dass du Zeit brauchst und ich finde dich nicht bescheuert, weil du nicht so mutig bist wie ich. Du bist immer noch mein kleiner Bruder. Und ich verabscheue dich nicht.

Regulus umschlang seine Knie mit den Armen und beobachtete seinen älteren Bruder schweigend dabei, wie er seine Hausaufgaben erledigte. Der Weg vor ihm war neblig und ungewiss, aber Regulus konnte Sirius‘ Fußspuren erkennen, die in den Nebel hineinführten und ihm die Richtung wiesen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von: abgemeldet
2015-11-16T09:38:58+00:00 16.11.2015 10:38
Hallo!

Hui, da hast du aber ein kleines Schmuckstück erschaffen. Aus der Warte habe ich es noch nie betrachtet, aber die Gedankengänge sind logisch, flüssig und mehr als ansprechend verpackt worden. Ich muss auch gestehen, dass ich enttäuscht war, hier nicht weiter im AU schwelgen zu können! :)

Was ich neben der schönen Charakterbeschreibung, dem Cover und deiner Kurzinformation mochte, war die Auswahl der Genres. "Gen" ist nur selten zu finden, noch dazu auf der Qualitätsebene und ich fand schnell großen Gefallen an deinen Darstellungen der Blacks.
Einerseits hört man durch die Wortwahl sofort eine Mutter sprechen, die man sich als hagere, giftige und strenge Frau vorstellt (sie.war.so.toll)- dadurch war später schon die Behauptung, kaum jemand in der Familie wäre reizend, in greifbarer Nähe - und dann erfährt man gleich etwas über den Zwist, der die Brüder entzweite. Eigentlich möchte man Sirius zwischendurch anraunzen, weil der erst nach der Häuserzuteilung wieder Nähe sucht. Umgekehrt ist auch er noch ein Junge, und es wird anstrengend genug sein, den Eltern zu trotzen. Da bleibt nicht viel, um sich möglicherweise die Lippen beim treuen Muttersöhnchen fusselig zu reden und wer weiß, ob der sich so bewusst darüber ist, welchen Status er für Regulus einnimmt.
Ganz genial war da eingangs übrigens die Komponente des Neids und der spürbaren Bewunderung, die sich sowieso wie ein roter Faden durch den Oneshot zieht. Daran merkt man, dass Regulus hellwach ist und durchaus ein Bewusstsein dafür besitzt, weshalb er sich in seiner Haut unwohl fühlt. Diese Verzweiflung und das Schwanken sind alterstypisch, und dank des Hintergrunds wunderbar erklärt worden. Ich habe keine Zeile daran gezweifelt oder geglaubt, er würde sich absurd verhalten.
Besonders loben möchte ich im Zuge dessen, wie du die NSCs völlig natürlich einbindest. Ich dachte mir gleich, dass der kleine Junge bestimmt ein Muggel ist, aber Jamies Frage kam dennoch unerwartet (dabei hat man den Konflikt an sich ja auf dem Schirm gehabt): Puh. Irgendwie war das seltsam, sich auch selbst zu hinterfragen, was man anstelle Regulus' da sagen sollte. Der Kleine tut niemandem etwas, und diese heftige Bitterkeit wie es alternativ abgelaufen wäre ... uah. Die ging richtig unter die Haut, weil sie voller Gehässigkeit und Gewissheit einfach da stand! War für mich auch der beste Absatz. :)
Ehrlich gesagt hatte ich übrigens kurz nach der Zuordnung damit gerechnet, dass Sirius den Fakt seinen Eltern bei der ersten Gelegenheit unter die Nase reiben würde. Gar nicht mal, um seinen Bruder zu blamieren und durch das gleiche Pulverfaß stampfen zu lassen wie er, sondern um ihnen zu zeigen, dass der Sprechende Hut besser ins Herz sieht als sie es vermögen.
Also, alles in allem eine tolle Reise durch die Gefühlswelten. Fantastisch geschrieben.
Ein Komma fehlt hier: "Er, dessen Name nicht genannt werden darf, ist", sonst nichts entdeckt. :)

Viele Grüße, Morgi
Von: abgemeldet
2015-11-16T08:22:09+00:00 16.11.2015 09:22
Vorab: Die Geschichte wandert erstmal in meine Favoriten, da sie zu den bestgeschriebensten rund um die Blacks gehört, die mir bislang unterkamen. Du hast es geschafft, daß man nicht nur viele Familienverzweigungen und Cousinen im Kopf hat (von Bellatrix zu der immer wieder weich gezeichneten Andromeda), sondern auch glaubt, man wäre als Leser in der Haut eines Kindes.
Regulus hat Kanten, Schwächen und eine Bürde zu tragen. Seine Zerrißenheit ist real skizziert, da sich wohl jeder in dessen Alter um elterliche Anerkennung bemüht. Auch die des Bruders (besonders cool der erwähnte Manticor, fand ich lebhaft als Kindheitserinnerung) ist von Wichtigkeit, daher ist es ziemlich genial gewesen, Sirius immer wieder auf den Schirm zu kriegen. Der bekommt schrittweise Farbe: Erst der ominöse Schatten, dann die argwöhnisch musternde Gestalt, dann ein Lob ... als ob er auftaut und (ketzerischerweise) findet, nun sei Regulus auf dem rechten Weg. Aber es geht um mehr, nämlich, daß er die Plattitüden und Lehren der Eltern differenzierter betrachten kann. Für sein Alter genauso erstaunlich.

Inhaltlich war der Effekt am besten, der darauf abzielte, die Lehren der Mutter jedesmal wieder aufflackern zu laßen. Wer sowas jahrzehntelang hört, muß einfach das Geblubber und die scharfen Bemerkungen im Ohr haben. Du hast es so gut eingeflochten, daß man die Stimme "weiblich" las. Und giftig. :D

Kleiner Inhaltsfehler: "Wahrscheinlich hatten sie auch Regulus ausgebuht." (Im Kontext als Rückblende eher Sirius?)
Echt schade, daß man hier nicht weiterlesen kann. Das wäre so ein cooler Auftakt zu einem Epos.

Cheers, Reik
Von:  Kerstin-san
2015-06-28T08:56:57+00:00 28.06.2015 10:56
Hey!
Ich hab diesen One Shot schon seit Ewigkeiten auf meiner Favoliste, hab aber gerade festgestellt, dass ich noch gar kein Kommentar hinterlassen hab.
Das hole ich dann jetzt mal nach:
Erstmal muss ich sagen, dass ich gerne solche Was-wäre-wenn-Geschichten lese.
Es ist schon erstaunlich, wie anders alles laufen kann, wenn man ein Detail abändert.
Das hat manchmal doch eine erstaunliche Auswirkung auf alles andere.
Und gerade was die Häusereinteilung in Hogwarts angeht, die beeinflusst ja so ziemlich alles in Hogwarts.
Das Umfeld, in das man automatisch reinrutscht, die Freundschaften, die gewissermaßen dann schon vorprogrammiert sind und nicht zuletzt die Haltung gegenüber den anderen Schülern aus anderen Häusern - gerade bei Gryffindors und Slytherins ist das ja überdeutlich.

Ich finde, dass du den inneren Konflikt von Regulus wirklich sehr gut rüberbringst.
Auf der einen Seite ist da das Gefühl seine Familie nicht enttäuschen zu wollen (nicht nachdem Sirius das auch schon gemacht hat) und auf der anderen Seite sind da die gemeinsamen Erinnerungen an die guten Zeiten mit Sirius, bevor es zu Hause so "angespannt" wurde.

Interessant finde ich es, wie bei der Einteilung der Häuser die Stimme von seiner Mutter immer präsent ist und er gleichzeitig die Worte von dem Lied des Sprechenden Huts noch in den Ohren hat und die Aussagen quasi vergleicht.
Als er dann wirklich nach Gryffindor kommt, tut mir Regulus richtig leid.
Diese Schockstarre, in der er sich dann befindet und die ganzen Sorgen, die er sich wegen seiner Familie macht.
Mir ist richtig das Herz aufgegangen, als Sirius ihm dann gratuliert hat :)

Die Unterhaltung von Jamie und Regulus auf dem Weg zum Turm, hat mich an die junge Lily Evans erinnert, als sie damals Severus gefragt hat, ob es einen Unterschied macht, ob man aus einer Zaubererfamilie kommt oder nicht.
Ich weiß nicht, ob das so geplant war, aber ich finde es eine nette Parallele.

Was mir auch noch gefallen hat, war das Regulus jetzt derjenige ist, der angefeindet wird für das, was er und seine Familie sind bzw. ihre Überzeugungen. (Nachdem ich den Satz gerade nochmal gelesen hab, klingt das echt seltsam xD)
Was ich meine ist, dass er diese Überzeugung hatte, dass Muggelgeborene wertlos sind und jetzt wird er dafür angefeindet ein Reinblüter zu sein.
Das entbehrt nicht einer gewissen Ironie, auch das er dann gerade von einem Muggelgeborenem verteidigt wird.

Das Ende ist dann wirklich allererste Sahne.
Ich hab die ganze Zeit drauf gewartet, dass es zu einem Gespräch zwischen den Brüdern kommt.
Es ist logisch, dass da eine gewisse Distanz ist, aber ich denke, die überwinden sie schon noch.

Mein einziger Kritikpunkt ist, dass Sirius das ganze scheinbar so gelassen hinnimmt.
Als Regulus nach der Einteilung am Tisch sitzt, macht er jetzt nicht wirklich einen überraschten Eindruck und in ihrem Gespräch kommt das auch nicht wirklich zur Sprache.
Da wäre das einzige, was ich mir noch gewünscht hätte.
Aber das ist meckern auf hohem Niveau!

Liebe Grüße
Kerstin

PS: Noch ein ganz großes Lob für das Lied des Sprechenden Huts, das klingt nämlich überhaupt nicht albern, sondern so, wie die Hutlieder, die man aus den Büchern kennt.
Von:  B
2012-07-09T12:22:44+00:00 09.07.2012 14:22
Erwähnte ich schon, dass du fantastisch bist? (:

Zuerst einmal finde ich es toll, wie du es geschafft hast Regulus darzustellen. Es fühlt sich wirklich so an als sei der Protagonist ein verschüchterter, unsicherer Elfjähriger, dessen ganzes Leben auf den Kopf gestellt wird und der nicht weiß, was er davon halten soll.

Außerdem schaffst du es, mit einem relativ kurzen Text ganz viel Emotion rüberzubringen. Natürlich ist es ein Vorteil, dass man als Harry-Potter-Leser Vorwissen hat, aber es kann trotzdem nicht ganz einfach sein, einen Charakter mit so wenigen Worten zu jemandem zu machen, mit dem man wirklich mitfühlt und bei dem man das Gefühl hat, dass er ein wirklich dreidimensionaler Protagonist ist und nicht nur zwei Charaktereigenschaften hat, die für das Funktionieren der Geschichte wichtig waren.

Mich hat die Geschichte auch zum Nachdenken gebracht. Eben weil es nicht nur um ihn ging, sondern weil du gleich auch noch interessante Nebencharaktere eingeführt hast, hab ich automatisch angefangen darüber nachzudenken, wie es wohl weitergehen könnte. Mit wem er Freundschaft schließt, ob er es wirklich schafft sich von den Überzeugungen seiner Eltern abzugrenzen und natürlich ob Sirius und er wieder zueinander finden.

Extra Fantastikpunkte auch dafür, dass du überhaupt etwas über Regulus geschrieben hast, von dem es in den Büchern immer viel zu wenig zu lesen gab und dafür, dass es eine Geschichte über Familie ist, weil Geschichten über Familien toll sind. (:


Ich habe mich sehr bemüht. D:
Von: abgemeldet
2012-07-08T15:16:57+00:00 08.07.2012 17:16
Ich habe ja die totale Schwäche für Geschwisterkisten, besonders Brüder, die sich nicht mehr verstehen, obwohl sie einander lieben. Deswegen musste ich diesen OS lesen, der mir sehr gut gefallen hat.

Es war (wie die anderen schon beschrieben haben) so lebhaft geschrieben, dass man die Gefühle, Ängste und Zweifel von Regulus gut nachvollziehen und mitfühlen konnte. Da wird einem wieder bewusst, wie schlimm es für Kinder ist, zwischen der langsam keimenden, eigenen Meinung und den geimpften Anforderungen und Ansichten der Eltern, deren Liebe man nicht verlieren will, zu entscheiden. Es ist nicht einfach. Deshalb finde ich es gut, dass du neben der zweifelnden Seite von Regulus auch die Seite gezeigt hast, die eindeutig noch unter dem Einfluss der Meinung seiner Eltern steht, ergo die auf Nicht-Reinblüter herabsieht.

Dass die Brüder ihre Distanz etwas überwunden haben, hat mein Herz doch sehr aufseufzen lassen (zumal man ja weiß, wie es eigentlich abgelaufen ist). Ach ja, und yay für die Erwähnungen der anderen Rumtreiber. Ich liebe das Gespann einfach. ;) Es wäre auch interessant zu sehen, wie dann die Beziehungen zwischen ihnen und Regulus wären. Z.B. James, der ja der "Ersatzbruder" für Sirius ist. Oder ob Bindung zwischen James und Sirius durch diese Umstände nicht ganz so eng wäre. Ob Sirius dann nicht zu den Potters gezogen wäre. Ja, das schreit nach einer Fortsetzung. Zumindest in meinem Hirn.

abgemeldet ~

P.S.: Es wirkt oft etwas peinlich und gezwungen, wenn man so etwas wie das Lied schreibt (oft: gewollt, aber leider nicht gekonnt). Dir jedoch ist das Lied gut gelungen. Hut ab (haha).
Von:  Spielzeugkaiser
2012-07-08T13:20:26+00:00 08.07.2012 15:20
Ein wirklich wunderschöner OS.
Die Charaktere sind so gut getroffen und so lebhaft und Regulus Gefühle und Ängste sind so nachvollziehbar...
Ich frage mich wirklich, wie die Dinge gekommen wären, wenn er wirklich bei Gryffindor gelandet wäre.
Irgendwie finde ich es richtig schade, dass das schon abgeschlossen ist.
Von:  Schwarzfeder
2012-07-08T13:19:13+00:00 08.07.2012 15:19
A~ww~ ;o;
Das ist richtig süßer Bruder-Fluff *dahinschmelz*

Ich mag es, wie Du Regulus' Gedanken darstellst! Man kann richtig mit dem kurzen mitfühlen und sich in die Situation hineinversetzen. Diese menschliche Unsicherheit macht das ganze so lebendig...wirklich super!

Mit am besten gelungen - und da ziehe ich auch voller Respekt den Hut - finde ich, ist das Lied des sprechenden Hutes! Ich hab gelesen, dass du es extra dafür zusammengeschrieben hast und ich find es super!

Insgesamt ist es ein so schöner OS, der dazu einlädt selbst weiter zu spinnen und sich dieses "Was wäre wenn" zu überlegen...ich mag Regulus und fand es immer schon schade, dass man relativ wenig über ihn erfährt (Ich weiß nicht wie es da in Pottermore aussieht - ob es da mehr Infos über ihn gibt) und deshalb hab ich den OS auch direkt ins Herz geschlossen ^^ Wirklich toll!

Der absolute Overkill war dann aber wirklich dieses : Du bist gut so wie du bist! Da hatte ich doch sogar Tränchen in den Augen...es ist so super tollig *o*
(Ich...wiederhole mich x'D)

Wirklich schön, wirklich toll, wirklich mitreißend, wirklich farbig, wirklich echt und wirklich emotional!

Schwarzfeder

P.S.: Bitte entschuldige das konfuse hin und her x'D


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