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World of Faerûn - 1. Staffel

Demon Bell-Saga
von

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Folge 6: Die Jagd beginnt

Folge 6: Die Jagd beginnt
 

Eine warme Brise fuhr Shane übers Gesicht, während ihn der Schweiß von der Stirn lief. Er war fast blind vor Müdigkeit, so verschwommen sah er. Vage Farbgerinnsel ebneten seinen Weg, den er kraftlos entlang tapste. Das einzige was ihn orientierte war das Plätschern eines nahegelegenen Flusses. Jeder Schritt kam ihn schwerer vor als der vorherige. Er schaffte es gerade noch bis kurz vor den Fluss, wo er schließlich zusammenbrach. Trotzdem versuchte er sich gegen die Erschöpfung seines Körpers zu wehren und stemmte sich noch ein letztes mal auf, doch Kyren, die er auf dem Rücken lag, sein Zweihandschwert und seine unglaubliche Müdigkeit ließen auch diesen letzten Versuch scheitern. Alles was er jetzt noch konnte war schlafen und hoffen das man sie nicht finden würde.
 

Traurig sah Jason auf seine Mitgefangene hinab, die er gerade auf eine Pritsche gelegt hatte. Sie schlief noch immer und ahnte noch nicht was mit ihnen passiert war; dass sie nun Gefangene waren. Der junge Mönch ärgerte sich, denn wären seine Augen nicht ständig über die Rundungen der Kellnerinnen gestreift hätte er vielleicht bemerkt dass es eine Falle war. Vorsichtig streichelte er der schönen Waldläuferin über die Wange und lächelte auf sie herab. „Du bist wunderschön, weißt du das eigentlich. Und ich Idiot schaue mich nach anderen Frauen um, wo die schönste schon lange bei mir ist. Verzeih mir Zelda, ich habe versagt.“, sprach er ihr leise zu, wohlwissend das sie ihn nicht hören konnte. Nachdenklich schloss er seine Augen und ließ sich neben ihr nieder. Er dachte an Mitch, der einzige Mensch der ihn so akzeptierte wie er war, der einzige Mensch der ihn nie verstoßen hätte. Bei Zelda und den anderen zu sein, war der einzige Trost den er hatte, aber er fürchtete dass auch sie sich eines Tages von ihm abwenden würden. Zelda war eine schöne und wahrhaft tolerante Frau, aber trotz ihrer zutraulichen Art zweifelte er daran ob er bei ihr überhaupt Chancen hatte. Sein Blick leerte sich als dieser zur Decke seiner Zelle schweifte, von welcher in regelmäßigen Abständen ein Wassertropfen hinab fiel.
 

In Neu-Saradush ereignete sich indessen ein anderes Szenario. Wildes Gebrüll drang aus dem Haus des vermeintlichen Wahrsagers, dem Kyren zuvor noch einen Besuch abgestattet hatte.

Wütend packte Leath den Nekromanten, der bis dato seelenruhig auf seinem Stuhl abgewartete hatte, am Kragen. „Sie ist entkommen! Könnt Ihr mir das erklären!“, schrie der Drow erbost, aber Diron blieb ungewöhnlich gelassen. „Ich gebe zu das selbst ich ein wenig überrascht bin, aber ich kann Euch beruhigen. Weit dürften die beiden nicht gekommen sein. Nur ein Gramm mehr und das Schlafmittel wäre tödlich gewesen. Kein Wesen kann sich dessen Einfluss ewig entziehen. Abgesehen davon haben wir zwei von ihnen. Ich könnte mir vorstellen das sie früher oder später kommen werden um sie zu befreien.“, entgegnete er kühl und befreite sich ohne große Anstrengung aus Leaths griff. „Und was soll ich jetzt tun? Abwarten und Tee trinken?“, fauchte dieser erzürnt. „Keine Sorge, ich habe bereits jemand ... ’spezielles’ geschickt der die beiden finden wird.“, erwiderte er ihm und grinste dermaßen dämonisch dass es selbst seinen Gegenüber ein bisschen unheimlich war.
 

Auch Zelda erwachte einige Zeit später in ihrem Gefängnis. Nur langsam stemmte sie sich auf, denn noch immer stand sie unter der Nachwirkung des Schlafmittels. Als sie neben sich blickte, merkte sie, dass Jason schon wach war. Er lehnte sich sitzend an die Zellenwand und starrte einfach nur gerade aus. Sein rechtes Bein war ausgestreckt, während sein linkes angewinkelt war, auf dem sein Arm lag. Eine fast poetische Haltung, die sie aber noch mehr verwunderte. „Jason? Alles in Ordnung?“, fragte sie unsicher. Eine Weile schwieg er, so als ob er nicht antworten konnte, doch schließlich regte er sich. „Ja, es geht mir gut. Ich frage mich bloß die ganze Zeit was wohl aus Kyren und Shane geworden ist. Irgendwie mache ich mir Sorgen um die beiden.“, antwortete er, worauf sie ihm bedenklich in die Augen sah. Erst jetzt begriff sie was überhaupt passiert war. Vorsichtig stand sie auf und torkelte leicht schlaftrunken zu den Zellengittern. Mit ihren beiden Händen rüttelte sie so verzweifelt daran als wollte sie die Gitterstäbe herausbrechen. „Lass es lieber. Selbst ich kann die Gitterstäbe nicht verbiegen. Sie sind wohl verzaubert. Und falls du auf Hilfe hoffst muss ich dich auch enttäuschen. Hier unten sind nur wir zwei.“, gab Jason ruhigen Tones von sich. Die schöne Waldläuferin schaute sich vergewissernd um und erblickte gerade mal ein paar Fackeln an den Wänden die den Gefängnisgang erleuchteten. Es gab wohl hunderte Zellen in diesen Komplex und am Ende des Ausganges war eine große schwere Tür, die man unter normalen Umständen wohl nicht hätte öffnen können. Resignierend ließ sie von den Gittern ab und setzte sie sich zu ihren Gefährten „Ich hoffe auch das es den beiden gut geht.“, seufzte sie besorgt und rieb sich ihre Arme, denn sie begann bereits ein wenig in ihrer kalten, feuchten Zelle zu frieren.
 

Als Kyren plötzlich das Zwitschern von Vögeln vernahm und ihr eine warme Brise durchs Haar fuhr, wusste sie, dass irgendetwas Unerwartetes passiert sein musste. Vorsichtig öffnete sie ihre Augen als der Duft der freien Natur in ihre Nase stieg. Nicht weit von ihr hörte sie das plätschernd eines Flusses. „Was ist passiert?“, fragte sie sich leise und rieb sich verwirrt am Kopf, bevor sie sich aufrichtete. Sie realisierte dass sie wohl unter dem Einfluss eines Schlafmittels gestanden hatte, denn eine andere Erklärung für ihren leicht schummerigen Zustand hatte sie nicht. Suchend schaute sie sich nach ihren Gefährten um, da sie schon fürchtete wieder allein zu sein. Ihr Blick schweifte nach links, wo Shane, nicht weit von ihr lag. Aber es war jemand bei ihm. Zunächst erkannte sie die Gestalt nicht, aber schon auf den zweiten Blick war ihr klar, dass sie diese Frau schon einmal gesehen hatte. Es war die Wertigerfrau aus dem Mirwald.

Fürsorglich beugte sich diese über den jungen Halbelfen und legte ihm einen kalten Umschlag auf die Stirn. Schnell kroch Kyren auf die beiden zu, was ihr natürlich nicht entging. Mit einem kurzen Lächeln begrüßte sie das Mädchen. „Na ausgeschlafen?“, meinte sie beiläufig, ohne jedoch unfreundlich zu klingen.

„Was ist passiert?“, fragte die kleine Elfe verwirrt. „Ich weiß nicht. Als ich hier rein zufällig vorbeikam, sah ich wie du auf seinen Rücken lagst. Er scheint dich getragen zu haben. Ihr habt beide friedlich aufeinander geschlafen.“, antwortete die Frau grinsend, was das kleine Mädchen kurz erröten ließ.

Grübelnd kratzte sie sich am Kopf und blickte sich ungläubig um. „Wo sind wir hier?“, fragte sie neugierig. „Ihr seid kurz vor der großen Tethyrwüste. Ihr müsst nur noch den Fluss überqueren und den Hügel dort hinten am Horizont.“, erwiderte sie ihr. „Hmm ... waren wir nicht eben noch in Neu-Saradush?“, grübelte die Elfe laut vor sich hin. „Äh ... das glaube ich nicht. Von Neu-Saradush bis hier her braucht man zu Fuß mindestens 15 Stunden. Seid froh dass ich euch kenne. Ich war gerade in meiner Raubkatzengestalt unterwegs und ein wenig hungrig. Unter normalen Umständen hätte ich euch gefressen, denn ihr wärt leichte Beute gewesen.“, antwortete die Frau zwinkernd, doch die kleine Elfin war noch immer völlig verwirrt. Eine Antwort auf die Frage wie man so schnell so weit kommen konnte, könnte wohl höchstens Shane geben. „Das ergibt doch keinen Sinn!“, fluchte sie und wuschelte sich durchs Haar. Es war merkwürdig, denn als sie ihre Hände wieder aus den Haaren nahm hatte sich eine kleine Feder in ihren Fingern verfangen. Überrascht hielt sie sich vor sich hin und musterte sie genau, denn sie wusste nicht wo diese herkam.

Besorgt schaute sie auf ihn hinab und musterte sein Gesicht. Innerlich fragte sie sich wie er sie bis hier her tragen konnte und warum das Schlafmittel bei ihm zunächst wohl nicht gewirkt hatte. „Ob er wieder aufwacht?“, fragte sie neugierig. „Mh ... ich weiß nicht. Schwer zu sagen ob er im Koma liegt oder nur schläft.“, antwortete die Wertigerfrau. Einen Moment später fuhr sie den Halbelfen mit ihrer linken Hand über die Brust. „Ich weiß auch nicht. Dieser Junge fasziniert mich. So einen wie ihn hab ich noch nie getroffen. Er hat etwas Außergewöhnliches an sich. Ich würde gerne mal von ihm kosten ...“, meinte sie verträumt und leckte sich ihre Lippen ab.

Etwas baff von dieser Aussage sah das Elfenmädchen zunächst einfach nur zu. Ängstlich biss sie sich auf die Lippen, als sie sah wie die Wertigerfrau ihren Kopf auf sein Herz legte. „Was machst du da?“, fragte sie nervös. „Ich will nur sein Herz spüren. Stört dich das etwa?“, antwortete die Frau schmunzelnd, worauf Kyren wütend ihre Hand zu einer Faust ballte und die Wertigerin plötzlich beiseite stieß. Fast schon beschützend beugte sie sich über ihren Begleiter. „Hey! Lasst den Jungen doch in Ruhe. Er steht nicht auf solche Spielchen. Er hat Euch nichts getan! Er kann sich ja nicht einmal wehren.“, rief sie erzürnt. „Du bist doch nicht etwa eifersüchtig.“, lockte die Frau das Kind heraus. „Ach quatsch. Wieso sollte ich? Aber er würde das bestimmt nicht wollen das Ihr ihn so betatscht.“, erwiderte sie rotwerdend und rümpfte die Nase.

„Schon gut. Ich will mich nicht länger zwischen euch stellen. Außerdem muss ich weiter ziehen.“, wank die Frau hektisch ab, worauf die junge Elfe reflexartig aufsprang. „Zwischen uns stellen? Was soll das heißen?“, fragte sie erbost. „Ach nichts. Das verstehst du wohl noch nicht. Bist halt doch nur ein Kind.“, meinte sie und lief einfach weiter. „Sag deinen Freund das ich ihn gerettet hab und grüß die anderen von mir.“, rief sie der Elfin noch zu bevor sie in Gestalt einer Raubkatze davonlief. „Er ist nicht MEIN Freund!“, schnaufte Kyren verärgert.
 

Obwohl sie sich gerne einredete ihn nicht wirklich leiden zu können, so machte sie sich doch zumindest Sorgen um ihn. Und so saß die junge Elfe alleine mit ihm unter der Nachmittagssonne von Tethyr. Behutsam nahm sie ihm den lauwarmen Verband ab und lief damit zum Fluss. Schnell hatte sie ihn frisch gemacht und eilte zurück um ihn wieder aufzulegen. Auf einmal fiel ihr etwas ein, das sie fast wie der Blitz traf. „Ach, ich Schussel! Ich hab doch ein paar Heilzauber die ihm helfen könnten.“, dachte sie laut und klatschte sich schellend auf die Stirn.

Ihre Mutter hatte sie schließlich zur Klerikerin ausgebildet, auch wenn sie nur die Grundlagen beherrschte. Kyren konzentrierte sich um ihren Heilzauber auszuführen. Ihre Hände leuchteten ein wenig auf und es dauerte nur Sekunden bis Shane wieder erwachte, dabei sogar ruckartig aufschreckte. „Was ... Kyren?“, stotterte er verwirrt und griff nach seinem Schwert. „Schon gut. Du standest noch unter der Wirkung eines Schlafmittels.“, versuchte sie ihn zu beruhigen, und legte ihre Hand auf seine Brust um ihn wieder zu Boden zu drücken. Erschöpft ließ er sich wieder nach hinten fallen als er feststellte dass er vorerst entkommen war. Er musste erst ein paar mal tief durchatmen um sich wieder zu fangen. Kyren, die noch immer neben ihm kniete fuhr ihm behutsam über die Stirn, weshalb er ihr einen fragenden Blick zuwarf, da er ihre Geste nicht verstand. „Du hattest Fieber. Ich habe einen meiner Heilzauber eingesetzt um dich zu heilen.“, erklärte sie ihm lachend. Mühsam raffte er sich auf und legte seinen Zweihänder um. Kurz überprüfte er ob sein Kurzschwert noch in seiner Gürtelschnalle saß und klopfte sich seine Kleidung sauber. „Wir haben nicht viel Zeit. Wahrscheinlich folgt man uns.“, merkte er mit Blick auf den Horizont an.

„Komm, wir müssen weiter.“, mahnte er, doch sie wollte zunächst lieber ein paar Antworten, denn allein schon der Gedanke, wie er zwei Schwerter und sie selbst so weit in so kurzer Zeit tragen konnte machte sie äußerst neugierig und sogar misstrauisch. „Warte mal. Ich will erst mal wissen wie wir hier her gekommen sind.“, fragte sie streng. Von ihrer Frage überrascht blieb Shane zunächst stehen, denn er wusste genau, dass wenn er sich gleich zu ihr umdrehen würde, er sie dann belügen müsste. „Na ... ich hab dich getragen.“, meinte er beiläufig, aber diese Antwort stellte seine Gefährtin nicht zufrieden. Verärgert stemmte sie ihre Hände gegen die Hüften und verzog ihre Miene.

„Ach, du musst aber ein ziemlich guter und kräftiger Sprinter sein. Wir sind Meilenweit weg von Neu-Saradush. Du hast wohl innerhalb einiger Stunden fast eine Tagesreise geschafft, falls du’s noch nicht gemerkt hast. Und das auch noch unter Einfluss eines Schlafmittels.“, argumentierte sie, so dass er sich nun gut überlegen musste was er jetzt sagte, damit die bedrückende Wahrheit nicht ans Licht kam. „Woher weist du denn das wir so weit weg sind?“, antwortete er in einen verwunderten Tonfall. „Die Wertigerfrau war vorhin hier und hat es mir gesagt.“, rechtfertigte sie ihren Kommentar. Verzweifelt biss sich der junge Halbelf auf die Lippen und drehte sich zu ihr um. Vorsichtig näherte er sich ihr und fasste ihr auf ihre Schultern. „Okay. Ich erklär’ dir das irgendwann, aber jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Irgendjemand ist hinter dir her. Wahrscheinlich Leath und seine Leute.“, versuchte er sie zu beschwichtigen.

„Mir kam das gleich so komisch vor das wir nach so kurzer Zeit Müde waren, wo wir doch eigentlich recht ausgeschlafen waren. Ich wusste dass da etwas nicht stimmte. Deshalb bin ich mit dir geflüchtet. Leider konnte ich euch nicht alle drei tragen.“, fügte er hinzu. „Du verschweigst mir etwas, Shane, und ich finde schon noch raus was es ist.“, erwiderte sie murrend. „Wenn du es rausfindest wirst du dir wünschen es nie herausgefunden zu haben, glaub mir. Du musst mir jetzt einfach vertrauen.“, meinte er und blickte ihr tief in die Augen. Sie sah die Nervosität, die in ihm aufkam als sie an ihm zweifelte. Er verheimlichte etwas er vor ihr, etwas was sie nicht erfahren sollte.

Plötzlich merkte sie wie etwas Nasses auf ihre Nase tropfte und kurz darauf auch auf ihr Haar. Als die beiden daraufhin nach oben sahen, merkten sie wie dunkle Wolken aufzogen. Es dauerte nicht lange und es begann zu regnen. Abstimmend nickten sie sich zu und suchten unter einen nahegelegenen Baum Schutz vor dem kalten Nass.
 

Leath war nicht darüber erfreut das die Elfe noch immer nicht gefasst war. Nervös ging er hin und her und überdachte mit gesenktem Kopf und auf den Rücken verschränkten Armen noch einmal die Situation.

Plötzlich vernahm er ein kurzes pochen an der Tür seiner Behausung. „Wer ist da?“, fauchte der jähzornige Drow. „Diron.“, tönte es kurz von der anderen Seite. Obwohl er das Gesicht seines Dieners nicht sehen wollte bat er ihn herein. Bedächtig näherte sich der bärtige Magier dem Dunkelelfen. „Und, was gibt es?“, grummelte er. „Ich muss gestehen, dass ich den Halbelfen unterschätzt habe. Er scheint erstaunlich weit gekommen zu sein. Ich war so frei Eure Suchtrupps zurück zu beordern. Mein spezieller Freund dagegen ist den beiden auf der Spur. Keine Sorge, Leath. Noch etwas Geduld. Er wird sie finden.“, berichtete der Nekromant nüchtern.

„Das will ich hoffen, denn sonst wird es dir ziemlich dreckig gehen.“, drohte er und linste in Richtung des Zauberers. „Ihr wollt mir drohen? Überdenkt lieber Eure Situation noch einmal, denn Bell wird langsam ungeduldig. Ich tue was ich kann, also versucht Euch und Bell in Geduld zu üben.“, meinte Diron abfällig. Noch einmal warf er seinem Herrn einen zweifelhaft bösen Blick zu und verließ schließlich mit ruhigen Schritten die Gemächer des Dunkelelfen. Wütend rammte Leath seine Faust auf einen Tisch, der darunter zu Bruch ging, denn er wusste wie Recht sein Untergebener hatte. „Wir werden sehen ...“, murmelte er in sich hinein.
 

Es regnete ununterbrochen und inzwischen kam auch noch ein kalter Wind dazu. Shane hatte sich schon in die Kronen des Baumes verkrochen um noch besser geschützt zu sein. Kyren folgte nun seinem Beispiel und gesellte sich zu ihm. Obwohl der Baum ziemlich dicht bewachsen war, hatten beide bereits pitschnasse Haare. Teile ihrer Kleidung waren ebenfalls durchgeweicht und jeder hoffte dass der Sturm bald aufhören würde. „Brrr, mir ist kalt und ich bin nass. Hättest du nicht wenigstens eine Decke mitnehmen können?“, jammerte Kyren und rieb sich aufwärmend an ihren Armen. „Verzeihung My Lady, dass ich deinen Luxuskoffer vergessen habe. Ich hätte dich ja auch einfach zurücklassen können.“, gab er genervt zurück. „Als Junge könntest du ruhig so freundlich sein und dich um mein Wohl sorgen.“, erwiderte sie ihm störrisch. „Was? Also hör’ mal. Eigentlich hab ich nur Probleme seit ich dich begleite. Ich wollte nur meine Schwester finden und mich nicht mit dir rumplagen.“, fauchte er wütend zurück, worauf ihr nach diesen Worten die Luft wegblieb und ihn wie erstarrt ansah. „D ... das ... das meinst du doch nicht ernst?“, stotterte sie erstaunt. „Klar tue ich das! Verdammt! Seit wir uns kennen stecken wir doch nur in Schwierigkeiten.“, bestätigte er verbittert.

Eine Weile schwieg das Elfenmädchen bedächtig vor sich hin, doch langsam merkten beide, dass ihnen die Situation wohl über den Kopf gestiegen war. „Weißt du, ich glaube dir nicht. Ich glaube in Wirklichkeit bist du recht gerne mit anderen zusammen, aber du gibst es nicht gern zu.“, sagte sie in einen leisen Ton. „Ach, und wie kommst du darauf?“, antwortete er verwundert. „Deine Schwester ... sie heißt nicht rein zufällig Alexandra?“, fragte die junge Elfe. „Woher .... woher weißt du das? Ich habe es dir gegenüber nie erwähnt.“, staunte er. „Ich glaube dass du ein sehr verbitterter Junge bist, dem tiefe Schuldgefühle gegenüber seiner Schwester plagen. Ein Junge dessen Leben nur von Enttäuschungen und Leid geprägt ist.“, meinte sie weiter. Shane wollte zwar etwas sagen, aber als er die traurigen Augen dieser kleinen Elfe sah, verstummten seine Worte. Er war etwas verblüfft, denn für ihr Alter sprach sie erstaunlich weise Sätze. Die Wahrheit in ihren Worten tat ihm zu sehr weh um sie zu akzeptieren. „Wahrscheinlich gibst du dir die Schuld an ihrer Entführung. Dein Gewissen ....“, sprach sie weiter, bevor er sie doch unterbrach. „Schweig! Hör auf so etwas zu sagen! Woher willst du das alles wissen?“, schrie er erbost, worauf sie noch einmal für einen Moment schwieg. „In der Nacht vor Neu-Saradush bist du am Feuer eingenickt. Du hast im Schlaf gesprochen und immer wieder ihren Namen gerufen. Du hast vor Angst geschwitzt und nach etwas gegriffen. Als ich deine Hand nahm und dich beruhigte, schienst du erleichtert ... und du hast wieder friedlich und entspannt weiter geschlafen.“, erzählte sie ihm.

„Du warst glücklich und zufrieden. Deshalb glaube ich dass du mich eben angelogen hast, auch wenn du es nicht zugeben würdest. In Wirklichkeit findest du mich gar nicht so schlimm wie du behauptet hast.“, ergänzte sie und blickte ihn auffordernd an. Shane wollte sie zunächst packen, doch er wusste dass er ihr kein Haar krümmen könnte, so wie sie dort saß. Wortlos saß er zunächst noch eine Weile neben ihr bevor er langsam merkte er das er die Gefühle der kleinen Elfe verletzt hatte, die sich seit dem Verlust ihrer Eltern wohl sehr einsam fühlte. Er merkte dass er langsam aber sicher die Kontrolle über sich selbst verlor und mit jeden mal, so wusste er, würde es schlimmer werden. „Es ... tut mir Leid. Du hast nicht ganz unrecht ... aber ... es wäre einfach besser wenn du nie auf mich getroffen wärst. Ich werde dir nur Unglück bringen, glaub mir.“, sagte er schließlich. Erstaunt sah ihn das Elfenkind an, denn sie konnte kaum glauben was sie eben gehört hatte.

„Ich wollte dich nicht anschreien. Du kannst nichts dafür. Du weißt nicht wer ich bin ... was ich bin.“, meinte er weiter, während seine Stimme immer betrübter wurde. Noch einmal musterte sie ihren Begleiter genau, bevor sie ihm ruckartig ihre Hand entgegenstreckte. „Schon gut. Ich verzeihe dir. Ein bisschen hab ich ja auch Schuld. Ich hätte dich nicht so reizen sollen. Wir sollten unsere Zeit nicht mit Streiten vergolten.“, sagte sie und schenkte ihm ein versöhnliches Lächeln. Shane merkte das sie jemand brauchte, der für sie sorgte, der sie aufnahm und der sie mochte, so allein wie sie nun war. Zögernd erwiderte er ihre Geste und lächelte ebenfalls.

„So nun wo das geklärt ist kannst du ja auch zugeben das es dir gefallen hat als ich deine Hand während des Traumes gehalten hatte.“, meinte Kyren kichernd. „Blödsinn! Ich dachte du wärst meine Schwester. Deshalb hab ich mich wohl ... beruhigt.“, erwiderte er trotzig, so dass sich die beiden scheinbar schnell wieder ihn die Haare gekriegt hätten, aber aus ihren misstrauischen Mundwinkeln formte sich schnell ein freches Lächeln. Beide mussten auf einmal lachen als sie in ihre Gesichter sahen. Sie lachten über sich selbst und über ihr Verhalten. Sie hatten schon so lange nicht mehr gelacht. Irgendwie heilte es für einen Augenblick jede seelisch Wunde die ihre Vergangenheit ihnen zugefügt hatte. Für diesen Moment waren sie glücklich, trotz ihrer misslichen Lage. Als sie sich in ihre Gesichter sahen spürten sie dass dies der Beginn einer langen Freundschaft werden könnte.

Sie ahnten nicht das jemand bereits tiefe Spuren in der matschigen Erde hinterlassen hatte und diese Spuren führten in ihre Richtung ...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Moja
2003-05-05T11:13:54+00:00 05.05.2003 13:13
*Waaaah* Das war mal wieder gut^^ Ich hoffe mal das bald noch mehr kommt^^ *schon ungeduldig iss*.
Ich will meeeeehhhrrrrr^^.

Deine Moja^^.


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