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Das Vergessen

von

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Kapitel 3

Kapitel 3
 

Stunde um Stunde versuchte Molly sich einzureden, dass alles gut werden würde. Sherlock war klug genug, um auf sich selbst aufpassen zu können. Wenn dieser fremde Mann irgendwelche krummen Dinge vor hatte, würde er es sicherlich innerhalb von Sekunden merken. Das zumindest hoffte sie. Etwas anderes blieb ihr auch nicht übrig. Sie konnte den Beiden schließlich nicht einfach hinterher spionieren. Dafür hatte sie einfach nicht die Zeit und auch nicht das Wissen.

Mit lächerlichen und einfachen Ausreden versuchte sie sich selbst ruhiger zu stimmen. Es würde schon nichts passieren, sagte sie sich immer wieder. Auch wenn er ein Mensch war, bleibt er noch immer der Doktor. So leicht wird er sich von Niemand klein bekommen lassen. Doch sie wurde nur immer nervöser, konnte nicht einmal mehr still sitzen bleiben.

Selbst wenn er der Doktor war, hieß das nicht gleichzeitig, dass er unbesiegbar war. Er war im Moment nur ein einfacher Mensch, hatte so wohl Stärken als auch Schwächen. Zudem versteckte er sich vor jemanden, der vielleicht sogar noch mächtiger war als er. Wie sollte sie da ruhig bleiben?

Unruhig spielte sie mit der Taschenuhr in ihrer Hand herum und versuchte sich auszudenken, wie sie diesen Fremden überprüfen könnte. Doch Minute um Minute verstrich ohne, dass sie auch nur die kleine Idee bekam. Weder wusste sie seinen Namen, seinen Beruf oder sonstiges über ihn. Wie sollte sie dann heraus finden, was er im Schilde führte und ob er hinter Sherlock her war?

Plötzlich kam ihr eine Idee.

Warum hatte sie nicht schon früher an ihn gedacht? Er war der einzige, der ebenfalls von der Sache mit dem Doktor wusste und ihr geholfen hatte, ihm ein neues Leben zu geben. Dafür gesorgt hatte, dass es niemand auffiel, dass es eigentlich gar keinen Sherlock Holmes gab. Auch wenn sie vom Doktor gewarnt worden war, diesen Mann, nur im äußersten Notfall um Hilfe zu bitten, blieb ihr keine andere Wahl.

Dieser Mann war gefährlich, hatte der Doktor ihr erklärt. Er habe viel Macht. Konnte, wenn er wollte, einen Krieg heraufbeschwören. Die Welt in ein Chaos ohne gleichen stürzen. Aber sie musste es tun.

Schnell zog Molly ihr Handy hervor und suchte die Nummer heraus, die der Doktor für sie eingespeichert hatte. Sie wählte sie, ohne darüber nachzudenken, was sie eigentlich am Telefon sagen sollte. Am anderen Ende begrüßte sie eine Frauenstimme.

„Ja?“ Mollys Herz rutschte ihr wieder in die Hose. Was sollte sie sagen? Sie konnte doch nicht einfach versuchen, einer fremden Frau zu erklären, was ihr Problem war. „Uhm… mein Name ist Molly Hooper und…“ begann sie, doch sie wurde schnell unterbrochen. „Warten Sie, ich werde Sie verbinden.“ Verwirrt blinzelnd konnte die arme Molly nun gar nichts mehr sagen. Nun verstand sie endlich was er Doktor wirklich gemeint hatte mit der Aussage, dass dieser Mann mächtig sei. Wenn er schon von ihr wusste, dann wusste er auch alles andere. Irgendwie behagte dieser Gedanke ihr nicht sonderlich. Eigentlich hatte sie nämlich gedacht, dass er nur soviel wusste, wie der Doktor ihm verraten hatte. Da hatte sie sich aber leider geirrt.

„Miss Hooper.“ Begrüßte sie plötzlich eine ruhige und höfliche Männerstimme am Telefon. Das musste der Mann sein, von dem der Doktor gesprochen hatte. „Ich nehme an Sie rufen an, weil etwas mit dem Doktor passiert ist?“ Endlich wachte sie aus ihrer Starre auf. „Ja, ich brauche Ihre Hilfe. Ein Fremder will mit ihm zusammen ziehen. Ich weiß nicht wer er ist oder was er im Schild führt!“ erkläre sie ihm schnell und hoffte dabei auf seine Mithilfe. Sie wusste nicht, was sie tun würde, wenn er nein sagen würde. Es gab Niemand sonst, denn sie um so etwas bitten konnte. Keinen anderen, der vom Doktor wusste.

Für einen Moment war es still. Fast dachte Molly schon, er hätte aufgelegt, weil er ihre Bitte dumm und kindisch fand. Doch sie irrte sich.

„In Ordnung Miss Hooper. Ich nehme an, Sie wollen mit dabei sein, wenn ich ihn unter die Lupe nehme? Ich werde Ihnen einen Wagen vorbei schicken.“ Damit legte er einfach auf und ließ sie verwirrt am anderen Ende der Leitung zurück. Das alles war viel einfach gewesen, als sie erwartet hatte. Scheinbar war er mächtig, aber dadurch noch nicht verdorben. Eine wirklich erleichternde Tatsache.

Als sie am Abend das Krankenhaus verließ, stand am Eingang eine große schwarze Limousine. Bisher hatte sie solch ein Fahrzeug nur im Fernseher gesehen und nie aus der Nähe. Sollte das etwa der Wagen sein, der sie abholen sollte? Wieder wurde ihr einwenig mulmig zur Mute. Die ganze Sache, ihn angerufen und um Hilfe gebeten zu haben, gefiel ihr irgendwie immer noch nicht, auch wenn ihr keine andere Möglichkeit geblieben war. Aber das musste sie nun durchziehen.

Vorsichtig ging sie Schritt für Schritt auf den Wagen zu, noch immer unsicher ob er wirklich für sie bestimmt war. Doch als sie schon den Türgriff in der hand hatte und sie noch immer keiner aufhielt, wusste sie, dass sie richtig gelegen hatte. Schwer schluckend öffnete sie die Tür und stieg ein.

Der Innenraum des Wagens war dunkel. Die Sitze waren aus Leder und alles schien auf höchstes Niveau zugeschnitten zu sein. Schräg gegenüber von ihr saß ein Mann mit dünnen rotbraunen Haaren. Er lächelte sie nicht an. Seine Mine wirkte wie aus Stein gemeißelt, unecht und kalt. Die Unsicherheit in ihr, schrie sie förmlich an, wieder auszusteigen, doch sie zwang sich dazu sitzen zu bleiben. Der Doktor hatte sie vor ihm gewarnt, aber dennoch hatte er von ihm erzählt. Er hatte einen gewissen Grad an Vertrauen zu ihm. Zudem hatte er ihm geholfen, eine neue Identität anzunehmen. So schlecht und böse, wie er aussah, konnte er nicht sein.

„Guten Abend Miss Hooper.“ Begrüßte er sie und setzte dabei ein breites Lächeln auf, welches besonders falsch wirkte auf seinem sonst so kalten Gesicht. „Ich kann mir vorstellen, dass der Doktor ihnen nicht meinen Namen verraten hat, und das auch nicht ohne Grund. Dennoch möchte ich mich ihnen erst einmal vorstellen. Mein Name ist Mycroft Holmes.“ Bei dem Namen blinzelte sie verwirrt. Den gleichen Nachnamen hatte doch auch der Doktor für sich ausgesucht! War es nur Zufall oder doch Absicht? „Ich spiele Sherlocks Bruder, damit auch ich ihm im Auge habe:“ erklärte er ihr gleich, als hätte er ihre Frage in ihrem Gesicht ablesen können. Also versuchte nicht nur sie, auf ihn aufzupassen. Eine doch wenig erleichternde Vorstellung, diese Last nicht allein tragen zu müssen.

„Der Mann, von dem sie mir erzählt haben.“ Begann er zu erzählen und zog dabei ein kleines schwarzes Notizbuch aus der Innentasche seines Sakkos hervor. Er blätterte hin bis zur richtigen Seite und las vor, was dort zu stehen schien. „John Watson. Alter 35. Er ist gerade aus dem Krieg wieder gekommen mit einer Schussverletzung an der linken Schulter.“ Erwartungsvoll starrte Molly ihn an. Hoffte darauf, dass er noch mehr sagen würde, doch es kam nichts. „Aber… sie haben mich doch nicht nur deswegen hierher geholt oder?“ fragte sie noch immer etwas unsicher. Wieder erschien dieses falsche Lächeln auf dem Gesicht ihres gegenübers, welches ihr einen Schauer über den Rücken jagte. Zwar schien er einer von den guten zu sein, doch er wirkte trotzdem unheimlich. „Sehr gut Miss Hooper.“ Lobte er sie und verstaute das Notizbuch wieder an seinem Platz. „Ich werde ihn persönlich Verhören. Immerhin können schriftliche Daten lügen!“

Der Wagen brachte sie zu einer alten Lagerhalle, wo sich Mollys und Mycroft Holmes Wege trennten. Sie wurde in einem abgesonderten Raum gebracht, der mit Fernsehern ausgestatten waren, mit denen sie alles beobachten und hören konnte, was Mycroft und John taten. Mycroft hingegen stellte sich direkt ins schwummrige Licht der Halle, genau ins Blickfeld der Kameras durch die Molly alles sah, und wartete.

Es dauerte ein paar Minuten bis eine Limousine, ähnlich der mit der sie angekommen war, in die Halle fuhr. Als der Wagen stehen blieb stieg John aus und hinkte auf Mycroft zu. Im Krankenhaus hatte sie seine Krücke überhaupt nicht bemerkt. Konnte jemand, der so verletzt war, es wirklich auf Sherlock abgesehen haben?

„Setzen sie sich John.“ Bat Mycroft und wies mit seinem Regenschirm auf den Stuhl der vor ihm stand. Doch dieser schien diese Bitte vollkommen zu ignorieren und hinkte einfach weiter auf ihn zu, an dem Stuhl vorbei. „Sie wissen, dass ich ein Telefon habe.“ Sprach er vollkommen ruhig und gelassen, als es diese Situation das normalste der Welt. Er schien nicht auch nur den Hauch von Angst zu verspüren. „Das war wirklich sehr clever, aber sie hätten mich auch einfach anrufen können.“ Molly fragte sich für einen Moment, was Mycroft wohl getan hatte, um ihn hierher zu bringen. Aber diese Frage zwang sie sich schnell wieder zu vergessen. Sie traute ihm alles zu, von daher war ihre Unwissenheit doch etwas recht angenehmes. „Wenn jemand der Aufmerksamkeit von Sherlock Holmes entkommen will, findet er Mittel und Wege dazu. Ihr Bein muss schmerzen, bitte setzen Sie sich.“ Bat er ihn und lächelte wieder auf diese weise, die Molly so gruselig fand. Aber John schien das nicht im Geringsten zu interessieren. „Ich will mich nicht setzen.“ Erwiderte er schnell und blickte ihn dabei kühl an. Schwer musste Molly schlucken. Diese ganze Atmosphäre zwischen den Beiden war eiskalt. Es war, als würden sie sich gegenseitig mit nur einen Blick umbringen können.

Mycroft schien dies zu verwundern. „Sie scheinen nicht die geringste Angst zu verspüren.“ Stellte er fest und lächelte wieder. Diesmal jedoch passte zu seiner steinernen Miene, recht kühl. „Sie sehen nicht sehr angst einflössend aus.“ Antwortete John ihm lässig und sein Gegenüber begann zu lachen. Beinah glaubte Molly, Mycroft würde diese ganze Unterhaltung als schon fast amüsant, zu empfinden. „Ja…“ lachte er weiter. „Der Mut des Soldaten. Mut ist bei weitem das freundlichste Wort für Dummheit, finden Sie nicht?“ Auch wenn Molly nicht sonderlich gut mit Menschen war, konnte sie doch auf Johns Gesicht ablesen, dass er genervt von ihm war. Ihm gefiel wohl nicht, was er da hörte. Sie verstand das nur zu gut.

„Was ist ihre Verbindung zu Sherlock Holmes?“ fragte Mycroft plötzlich gerade heraus. Der Anfang des Gesprächs schien nur Smalltalk gewesen zu sein. Ganz so als wollte er erst warm werden um dann richtig los zu legen. „Ich…uhm… habe keine. Ich…kenne ihn nicht einmal richtig. Erst gestern habe ich ihn kennen gelernt.“ Stotterte er sich zusammen. Auf diese frage schien er nicht wirklich vorbereitet gewesen zu sein. Doch Mycroft war ihm misstrauisch gegenüber und hakte weiter nach. „Und seit gestern wohnen sie zusammen. Heute haben sie sogar angefangen Verbrechen mit ihm zu lösen. Gibt es bis zum Ende der Woche noch mehr glückliche Nachrichten?“ Verwirrt blinzelte Molly. Sie wohnten also schon zusammen? Und er half ihm auch bei seinem Job? Wie viel wusste dieser Mann eigentlich schon, was sie nicht wusste? Diese Tatsache frustrierte sie doch schon einwenig.

„Wer sind Sie?“ begann nun John zu fragen. „Nur eine interessierte Partei.“ Erwiderte Mycroft fast schon amüsiert darauf. Scheinbar begann nun endlich die heiße Phase des Gesprächs. „Interessiert in Sherlock? Warum? Ich vermute ihr seit keine Freunde?“ Nun schien John genauso misstrauisch zu sein, wie es auch Mycroft war. Hatte Molly mit ihrer Vermutung etwa falsch gelegen? „Sie haben ihn kennen gelernt. Wie viele Freunde glauben sie hat er?“ Für einen Moment waren Beide still. Molly meinte sogar ein Nicken von John zu sehen, ganz so als würde er verstehen was er meinte. Es war wirklich traurig, wenn Molly daran dachte, wie viele Freunde Sherlock eigentlich hatte. Doch er wusste von keinen von ihnen.

„Ich bin wohl das, was einem Freund am nächsten kommt für einen Freund.“ Klärte er ihn auf und spielte dabei, schon fast Gedankenverloren mit seinem Regenschirm herum.

„Und das wäre..?“

„Ein Feind.“

„Ein Feind?“

Auch Molly war von dieser Antwort etwas erschrocken. Sagte er da vielleicht die Wahrheit? Hatte der Doktor sie deswegen vor diesem Mann gewarnt? Gut vorstellen konnte sie sich das. Aber das erklärte nicht, warum er diesem Mann vertraute.

„In seinem Kopf bestimmt. Wenn Sie ihn nach mir fragen würden, würde er sicherlich sagen, ich sei sein Erzfeind. Er liebt es dramatisch zu sein.“ Antwortete er vollkommen gelassen, als sei dies normal. Für einen Außenstehenden wie John musste dies noch seltsamer wirken. Wahrscheinlich hielt er ihn gerade für den Bösewicht. „Gut, das sie nicht so sind.“ Fast hätte Molly angefangen zu lachen. Nun war er nicht mehr nur misstrauisch, sondern auch noch zynisch und sarkastisch.

Plötzlich war das Klingeln eines Telefons zu hören. Molly saß nun angespannt an ihrem Platz. War das vielleicht Sherlock, der schon auf der Suche nach ihm war? Oder doch jemand ganz anders? John zog sein Handy hervor und las die Nachricht. „Ich hoffe ich halte Sie von nichts ab.“ Der Blick von John wandte sich von seinem Telefon ab, wieder hoch zu Mycroft. „Nicht wirklich.“ Sagte er beiläufig.

„Gedenken sie die Sache mit Sherlock Holmes weiter zu führen?“ fragte Mycroft. Seine Stimme war nur strenger als zuvor. Er wollte auf Teufel komm raus wissen, ob der Mann vor ihm wirklich ein ganz normaler einfacher Mensch war. „Ich könnte falsch liegen, aber ich glaube, dass geht sie nichts an.“ Gab John als Antwort und starrte ihn dabei giftig an. „Es könnte…“ begann er doch John unterbrach ihn schnell. “Könnte es nicht!“

So langsam zweifelte Molly immer mehr daran, dass John wirklich ein Spion oder ähnliches sein könnte. Irgendwas in ihr sagte ihr, dass sie sich bei ihm geirrt hatte. Er stellte keine Gefahr für den Doktor oder seine falsche Identität da. Zumindest solange er davon nichts erfuhr.

Nun holte Mycroft sein Notizbuch hervor und blätterte wieder einmal darin. „Wenn sie wirklich in…“ Er blätterte ein paar Seiten weiter, bis er zur richtigen kam. „…221b Bakerstreet einziehen würde ich mich freuen Ihnen eine bestimmte Summe an Geld zu kommen zu lassen, um sie zu unterstützen.“ Während er sprach stampfte John unruhig auf der Stellte herum. Entweder schmerzte sein Bein oder er war es langsam leid mit ihm zu reden. „Warum?“ fragte er und blickte dabei in das noch immer Emotionslose Gesicht seines Gegenübers.

„Nun, sie sind kein gesunder Mann.“

„Im Austausch für was?“

Es war einen kurzen Moment zwischen den Beiden still. Molly hatte das Gefühl, dass Mycroft dieses Gespräch irgendwie aus den Händen glitt. Er hatte wohl, genauso wie sie geglaubt, dass er Sherlock etwas böses wollte und merkte nun dass er sich geirrt hatte. Also musste er sich etwas ausdenken.

„Informationen.“ Schoss es dann plötzlich aus ihm heraus. „Ins spezielles oder besonderes bei dem sie sich schlecht fühlen. Ich möchte nur wissen, wie es ihm geht.“ John schien das ganze nur noch suspekter zu werden und hakte nach. „Warum?“

Die emotionslose Mine von Mycroft wurde ernst. Jedoch nicht aufgesetzt oder gespielt. „Ich sorge mich um ihn, ständig.“ Sagte er damit wirklich die Wahrheit?

„Wie nett von ihnen.“ Erwiderte John nur, noch immer genauso kühl wie vorher. Im Gegensatz zu Molly, schien er ihm das überhaupt nicht zu glauben. „Ich würde es übrigens bevorzugen, wenn diese Sache unangesprochen bleibt. Wir haben etwas, was man eine schwierige Beziehung nennt.“

Wieder klingelte Johns Telefon. Er hatte erneut eine Nachricht bekommen und er zog wieder einmal sein Handy hervor um sie zu lesen. Für wieder ein paar Sekunden war es still, bevor Johns Antwort kam.

„Nein.“

„Wenn sie zeit zum nachdenken brauchen…“

„Werde ich nicht!“

Erneut lachte Mycroft auf. Wieder auf eine gespielte Weise, die man sofort durchschauen konnte. „Sie sind sehr schnell loyal.“ Bemerkte er an und lächelte dabei bedrohlich. Sein Misstrauen war wohl noch nicht ganz aus dem Weg geräumt, was Molly irgendwie nach vollziehen konnte. Wer würde schon jemand trauen, der solch ein Vertrauen in einem Menschen wie Sherlock hatte? „Nein, bin ich nicht. Ich bin einfach nur nicht interessiert.“ Versuchte sich John auszureden, fast so als wollte er nicht zugeben, dass er überhaupt vertrauen fassen konnte. Molly fragte sich warum.

Still starrten sie sich für Sekunden an, bevor Mycroft wieder sein Notizbuch hervor holte. „Kann kein Vertrauen fasst, heißt es hier.“ Erklärte er und schlug wieder eine bestimmt Seite darin auf. Das erste Mal, seitdem John hier angekommen war, schien es als hätte er Angst. Als hätte Mycroft Informationen über ihn, die sonst keiner wusste und auch Niemand wissen sollte. Molly wurde nun hellhörig.

„Kann es sein, dass Sie Sherlock Holmes mehr vertrauen als allen anderen?“

„Wer sagt das ich ihm vertraue?“

„Sie scheinen nicht der Mensch zu sein, der einfach Freunde findet?“

„Sind wir fertig?“

Nun schien er endgültig genug zu haben. In seinem Gesicht konnte sie Nervosität lesen. Es schien ihm zu behagen, dass er so einfach durchschaut wurde von einem komplett Fremden. Auch Mycroft schaute etwas verwundert zu seinem Gesprächspartner.

„Sagen Sie es mir.“

Stille. Nichts weiter wurde ausgetauscht, als ein paar Blicke. Dann drehte sich John um und hinkte zurück zum Auto. Er wollte wirklich gehen, hatte wirklich mehr als genug von Mycroft.

Molly achtete nicht mehr wirklich darauf was John machte, sondern schaute Mycroft an. Er schien endlich akzeptiert zu haben, dass John nicht der war, für denn er ihn gehalten hatte und seufzte tonlos. „Ich kann mir vorstellen, dass Leute sie vor ihm gewarnt haben. Aber an ihrer linken Hand kann ich sehen, dass nicht von seiner Seite weichen werfen.“

Verwirrt blieb John stehen und drehte sich um. Hinkte ein paar Schritte zurück. Genauso wie Molly, schien auch er vollkommen verwirrt von ihm zu sein. „Von meiner was..?“ Mycroft lächelte. „Zeigen Sie sie mir.“

Für einen Moment schien John zu überlegen, ob es wirklich ratsam seien würde, diesem Mann seine Hand zu zeigen. Es schien ihm unangenehm zu sein, doch trotz dessen hob er sie, damit Mycroft sie sehen konnte. Dieser ging ein paar Schritte auf ihn zu. Legte seinen Regenschirm von der rechten in die linke Hand und war wollte gerade die Hand des Ex Soldaten berührten, als dieser sie weg zog. „Nicht…“ murmelte er, doch er vorwurfsvoll Blick von Mycroft brachte ihn schließlich doch dazu, die Berührung zu zulassen.

„Bemerkenswert.“ Gab er zu, als er die Hand betrachtet hatte und drehte John dann wieder den Rücken zu, ohne eine vernünftige Antwort zu geben. Also musste er mal wieder nachfragen. „Was?“

„Die meisten Leute ziehen durch die Stadt und sehen nichts weiter als Autos, Läden und Autos. Doch wenn sie mit Sherlock Holmes gehen, sehen sie das Schlachtfeld. Sie haben es schon gesehen nicht wahr?“

Diese Anspielung verstand John nicht, wieder musste er nachfragen um bekam auch so gleich die Antwort. „Sie haben ein Trauma in ihrer linken Hand, welches Zittern hervor ruft.“ Als Antwort nickte John kurz und Mycroft fuhr weiter fort. „Ihre Therapeutin glaubt sie werden von der Erinnerung ihrer Militärzeit verfolgt.“

„Wer zum Teufel sind Sie?“

Mycroft schaute John auf eine Weise an, die Molly in der kurzen Zeit die sie ihn kannte, von ihm nicht erwartet hatte. War das dort Mitleid in seinen Augen? Oder vielleicht sogar Freude, weil er seinen Schwachpunkt gefunden hatte?

„Feuern Sie sie. Es ist genau anders rum. Sie sind unter Stress in diesem Moment und Ihre Hand ist absolut ruhig. Sie werden nicht vom Krieg verfolgt, Doktor Watson, Sie vermissen ihn!“ Eine Art von Sieg spiegelte sich auf seinem Gesicht wieder. Molly fand, dass er schon fast grinste.

„Willkommen zurück!“ flüsterte er ihm zu, bevor er sich umdrehte und ging. Seine Stimmung schien gerade zu aufgedreht zu sein, denn während des Laufens begann er mit seinem Regenschirm herum zu spielen. Und als wieder Johns Handy klingelte sagte er zum Abschied, „Zeit um die richtige Seite zu wähnen Doktor Watson!“

Molly ließ sich zurück in ihren Stuhl sinken und atmete schwer dabei. Warum sie das Gespräch so mitgenommen hatte, konnte sie nicht sagen. Aber es war wirklich unglaublich gewesen, wie sich die Stimmung zwischen den Beiden binnen von Sekunden geändert hatte. Nun verstand Molly die Warnung des Doktors wirklich.

Die Tür öffnete sich und Mycroft trat herein. Er wirkte vergnügt und Molly konnte in ihrem Zustand nur eine einzige Frage stellen.

„Erzfeinde?“

„Torchwood.“



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