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Idaina Ai No Omoide - Teil 2

Romeos Geschichte
von

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Von der Zukunft

Ich war mit meinen Kräften völlig am Ende. Wie jede andere Show hatte mich dieses Konzert die einen oder anderen Schweißtropfen gekostet. Man hatte mir mal gesagt, ich würde mich irgendwann noch tot singen. Aber singen und auf einer Bühne zu stehen ist nun mal meine Leidenschaft. Ich setzte mich auf ein kleines Sofa in dem Raum hinter der Bühne. Eigentlich sollte ich sofort zu meinem Tourbus gehen, um dann ins Hotel zu fahren, aber ich musste mich erst einmal ausruhen. Also nahm ich eine türkische Wasserflasche – ich fragte mich jedes Mal, warum man hier türkisches Wasser hatte, auf meinen Touren, und kein Deutsches, oder japanisches – und trank einen Schluck.

Es ist immer so ein tolles Gefühl, nach einem Konzert, wenn man weiß, dass all diese Leute, die sich dort in die ersten Reihen gequetscht haben, die sich mit Müh und Not von ihrem letzten Gehalt eine Konzertkarte gekauft haben, oder die aus dem anderen Ecke Deutschlands kamen, nur um mich zu sehen. Man könnte meinen, nach den 20 Jahren hätte ich mich daran gewöhnt, und es wäre für mich nichts Besonderes mehr, auf der Bühne zu stehen, aber es ist nicht so. Ich freue mich jedes Mal aufs Neue, für meine Fans zu singen, auch wenn ich diese Stadt schon 10000 Mal gesehen habe.

Doch wurde ich das seltsame Gefühl nicht los, dass an diesem Konzert etwas anders war. Es war nicht so, wie alle anderen. Doch warum? Ich versuchte mich an die Show zu erinnern, doch das einzige, was mir einfiel war, dass ich aus heiterem Himmel nach der Hand dieses einen Mädchens gegriffen hatte. Ich kannte sie doch nicht, doch ihr Anblick hatte im Unterbewusstsein meinerseits etwas geweckt. Eine Erinnerung? Und was hatte Berlin damit zu tun? Ich weiß, ich bin ein Meister darin zu verdrängen und zu vergessen, aber ich konnte nicht beeinflussen, ob und wie all diese Erinnerungen wieder einmal zu mir zurück finden werden. Und nun glaubte ich mich in einer solchen Situation wieder zu finden. Doch die Erinnerungen waren noch nicht da, jedoch werden sie es bald sein. Das spürte ich. Gibt es Dinge, die man nicht vergessen sollte? Und was hatte dieses Mädchen damit zu tun? Sie war doch nur ein Fan, sagte ich zu mir, nichts besonderes. Oder doch? Jedenfalls würde ich sie nie wieder sehen, soviel stand für mich fest.

Doch schon eine halbe Stunde später sollte ich eines besseren belehrt werden.

Ganz in Gedanken versunken bemerkte ich nicht, dass die Tür auf ging und mein Gitarrist You vor mir stand.

„Hey, was machst du hier noch? Drüben warten alle auf dich!“, sagte er.

„Oh, wirklich? Tut mir leid, ich musste mich nur kurz ausruhen…“, entgegnete ich ihm.

„Dann hast du dich jetzt genug ausgeruht. Und außerdem hast du es im Bus viel bequemer.“

„Gut möglich.“ Langsam erhob ich mich und folgte You aus dem Zimmer.

Wieder an der frischen Luft sah ich noch mal auf die kleine Konzerthalle zurück. Ich wurde das Gefühl immer noch nicht los, dass etwas anders war.

Es waren nur noch einige Meter bis zum Tourbus, als mich mein Manager aufhielt. Er wollte von mir noch irgendetwas zu den nächsten Konzerten wissen. Genau, dachte ich, jetzt musste ich mich der Arbeit widmen und nicht meinen eigenen Begierden nachhängen.

Ich informierte ihn über die nötigen Dinge und besprach mit ihm noch einige andere Termine. Es ging um eine Live-CD extra für Europa und ein Photoshooting dafür.

Wir redeten noch über dies und jenes und er erzählte mir voller Elan, dass er nun zum 2. Mal Vater geworden sei. Ich freute mich für ihn, denn ich hatte bis jetzt noch nicht die Chance, Vater zu werden. Und vielleicht werde ich es nie sein. Er laberte mich noch mit Geschichten seiner ersten Tochter zu und allerlei anderem.

In dem Moment hörte ich etwas rumpeln. Es klang, als wäre ein Zaun umgefallen. Erschrocken drehte ich mich um und lugte etwas hinter den parkenden Autos hervor. Kurze Zeit später hörte ich, wie deutsche Polizisten etwas schimpften. Dann sah ich sie. Es gab keinen Zweifel. Das war das Mädchen, dessen Hand ich während des Konzertes gegriffen hatte. Aber ich wusste immer noch nicht, welche Rolle sie in meiner Vergangenheit spielte. Sie rannte geradewegs auf mich zu. Ich hörte, dass sie etwas rief, aber ich konnte es nicht verstehen. Die Entfernung war noch zu groß. Mein Manager stellte sich schützend vor mich.

Es waren noch mehr als 20 Meter, die uns voneinander trennten. Die Polizisten ergriffen das Mädchen und zerrten es von mir weg. Sie wehrte sich mit Händen und Füßen. Wie hatte sie es überhaupt hier her geschafft? Wahrscheinlich war das der Grund, warum es vorhin so laut gescheppert hatte. Das Mädchen hatte es tatsächlich geschafft, den Zaun zu durchbrechen, oder eher umzuwerfen, um dann zu ihrem Idol zu kommen. Das hatte ich bisher schon öfter erlebt, aber die Fans scheiterten bisher immer an den Zäunen.

Ich drehte mich nochmal zu ihr um. Ich sah, wie die von 3 Polizisten weggetragen wurde, wie sie wild um sich schlug und ihr Gesicht von Tränen überströmt war und aus ihrem Munde immer wieder Worte drangen, die ich nicht verstand.

Doch plötzlich konnte ich ein einziges Wort verstehen. Und dieses Wort weckte alle Erinnerungen in mir. Es war auf einmal alles wieder da und ich wusste nicht, wie ich das alles vergessen konnte. Nun wusste ich, dass es tatsächlich etwas mit meiner Vergangenheit zu tun hatte, wenn auch nur indirekt. Dieses Mädchen war nicht nur ein Fan. Sie war eines der wenigen Fans, die mich auch persönlich kannten. Ich erinnerte mich an unser Treffen in Berlin. Ich erinnerte mich wieder an alles. Jedes Wort, welches wir wechselten. Und an dieses bestimmt Wort.

„Romeo!“ Dieses eine Wort, hatte alle Gedanken geweckt. Dieses Wort rief sie, nun in voller Verzweiflung.

„Es tut mir leid“, murmelte ich zu den bei mir stehenden Leuten. Dann rannte ich los.

Ich musste zu ihr. Jetzt, wo mich meine Erinnerungen wieder eingeholt hatten.

Es durfte nicht so enden.

Mit Tränen in den Augen rannte ich, rannte meiner neuen Zukunft entgegen. Ganz egal, was sie bringen würde. Ich rannte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Kyos_Colurfull_World
2012-03-22T17:13:51+00:00 22.03.2012 18:13
Awww *-* Diese Story ist zwar traurig aber soooo schön mit Gefühl geschrieben :3 Einfach Traumhaft *-*


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