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Rübenfürst und Möhrenkönig

von

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Keine Post für Ragnar

Kapitel 8a. (Reihenfolge ist hier verrutscht, daher hier als Nachtrag, versuche ich zu richten, tut mir echt leid, wollte Euch nichts vorenthalten.)^^
 

X. Keine Post für Ragnar
 

Entspannt streckte Jason sich. Lief doch alles wunderbar. Nicht nur war der Traktor poliert und im Rahmen des Möglichen, was nicht besonders atemberaubend war zugegebenermaßen, auf Zack gebracht und bereits bei Ebay eingestellt – genauso wie seine Lederjacke… - sondern die Destille war da, es konnte los gehen. Erst mal in kleinen Dosen, aber um den Betrieb nach und nach zu erweitern war ja ordentlich Platz in der Scheune. Das Gerümpel hatte er auf dem Hof aufgetürmt neben den zu verschrottenden Uralt-Möbeln aus dem Wohnhaus, aber es ging – eventuell gab es für das ein oder andere doch noch einen Liebhaber, der auf solche „Antiquitäten“ stand. Dann fix die Mindestsicherheitsstandarts umgesetzt – für eine Brennerei wie seine, für die man aktuell noch eine Lupe brauchte, um sie erkennen zu können, war das recht überschaubar gewesen, aber doch aus Gründen vielfältiger Vorsicht nötig. Das Problem vom Sonntag hatte er auch gelöst bekommen – ab in den Internetshop der zehn Kilometer entfernt liegenden Klein“stadt“, ein bisschen gewühlt – und schwups, was gefunden. Niedliches Kerlchen… ein Postbote, na sowas… machte offensichtlich stramme Waden die Tätigkeit… die Telefonnummer hatte er, da sage mal noch einer, deutsche Beamte seien unnütz, faul und chronisch mieslaunig… in ihrer Freizeit jedenfalls nicht. Da konnte man durchaus drauf zurückkommen… im wahrsten Sinne des Wortes…
 

Ragnars Möhren standen startbereit in mehreren Kisten in der Ecke, los ging der Spaß…
 

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Was für eine Woche… Erst war der Postbote bereits verplant gewesen, als es auf ihn angekommen wäre, dann war das Alternativprogramm nicht nur ausschließlich im Dunklen erträglich, sondern auch total lahm gewesen. Besser als nichts, es ging ja nur um den schnellen Schuss… aber statt eines Stück Kuchens eine Scheibe trockenen Weizentoasts zu bekommen war schon irgendwie enttäuschend. Dann hatte Jason immer noch diese impertinent gute Laune – immerhin behielt er dabei die Klamotten an, der Vergleich zu seinem Toast wäre sonst noch deprimierender ausgefallen – und begann wie wild, sein Vorhaben in die Tat umzusetzen und ackerte dabei wie er in seinen schlimmsten Zeiten. Doch dennoch wirkte er wie im Sommerurlaub – dem ging echt der richtige Ernst ab, diesem Prada-Kasper, daher verdaute der das so gut. Noch… hatte ja gerade erst angefangen. Jason erinnerte ihn irgendwie an die Grille aus der Fabel… die, die statt für die Zukunft zu sorgen, sich immer nur am Tag, der da war, erfreut hatte und dann ohne Vorräte dagestanden hatte, als der Winter gekommen war. Aber wie war das ausgegangen? Die mit den Vorräten hatten Erbarmen gehabt und sich dann ihrerseits über den sorglosen Spaßmacher gefreut. Er war aber keine Ameise oder so… und Jason auch keine Grille, der machte auf seine Art ernst, bloß erschien die Ragnar irgendwie gar nicht so…
 

Und jetzt ließ der Möhren vergären, um daraus Alkohol zu gewinnen… Himmel, wo war er da bloß rein geraten? War er gar nicht – Jason war seinerseits hier rein geraten, wo er seine friedvolle Existenz hatte. Und er selber hatte sich auf diesen sonnigen Chaoten eingelassen. Hoffentlich jagte der sich nicht noch in die Luft. Aber nein… Jason hatte ihm ja ausführlichst berichtet, das Technische wusste der schon… aber ob das wirklich so hin haute…? Aufhalten konnte er ihn wohl kaum, ohne ihn zu fesseln und zu knebeln, also… immer schön das Beste hoffen für das Gelingen von „Tannenberges Rübenfürst“… So ein beschissener Name… wo gab er sich da gerade für her… Und was war, wenn das noch klappte? War er dann für jedermann der Rübenfürst?! Ne, das war wohl eher Jason, auf dessen Mist war das ja gewachsen…
 

Er gab den Arbeitern Anweisungen, dann lief er hinüber zur Scheune des Nachbargehöfts, wo Jason damit beschäftigt war, Möhrenmansch für die Vergärung zu fabrizieren. Auf Jasons Gesicht stand ein begeistertes Lächeln, der freute sich wie ein Schneekönig über sein Möhrenmassaker.
 

„Na, Partner, alles klar?“ fragte er ihn.
 

Jason nickte und wies stolz auf sein Werk. Sah wirklich gar nicht mal so übel aus, aber Jason war wahrscheinlich mit dem gelegentlichen Anblick von Fertigungsanlagen aufgewachsen – naja, wie man’s nahm, zumindest in die Höhe – und hatte irgendwo halbseiden BWL studiert, wenn er seine Elegien richtig verstanden hatte. Diese Maßnahmen schienen allerdings nicht wirklich gegriffen zu haben… aber immerhin das Technische und Organisatorische schien Jason auf den ersten Blick hin im Griff zu haben. Der Vertrag über die Möhrenlieferungen und Gewinnbeteiligung, den er Ragnar vorgesetzt hatte, war jedenfalls einwandfrei gewesen, das hatte er prüfen lassen, wenn auch eher aus Neugierde. Er sah sich beim Anblick von Jasons Scheunendestille jedenfalls noch nicht als künftiger Möhrenschnapsmilliardär, da war er wohl etwas pessimistischer als Jason. Aber diese Art von Pessimismus nannte man wohl eher Realismus…
 

„Ja, alles super!“ schwärmte Jason. „Die Expansion ist nur eine Frage der Zeit!“
 

„Sicher… was kommt als nächstes… Möhrenwein? Möhrlot sozusagen?“ konnte sich Ragnar nicht ganz verkneifen zu sagen.
 

„Ja!“ nickte Jason. „Und dann… Champagner: Möhret Chardon! Oder Möhrsecco!“ griff er den Gedanken auf.
 

„Du verscheißerst mich doch schon wieder“, musste Ragnar feststellen. Irgendwie fiel er immer wieder auf Jason rein… so unbedarft, wie er meist erschien, war er keineswegs… Oder sah er selbst ihn nur durch die Brille der eigenen Klischees? Wenn er ehrlich war, musste er wohl zugeben, dass er einen Typen wie Jason schlichtweg noch nie von Näherem kennengelernt hatte… und die waren wahrscheinlich sowieso eher auf die Außensicht hin konstruiert…? Aber da war doch noch mehr… Jason war kein Abziehbildchen, sondern ein Mensch… auch wenn er etwas hohl wirken mochte… war er das wirklich? Tat er nur so? Schwer zu sagen. Vielleicht gar beides? Hatte seinen Lebensstil angenommen und hatte dabei Teile von sich verkümmern lassen? Eventuell… warum hätten seine Eltern ihn sonst hierher schicken sollen… und warum schlug er sich sonst so wacker…? Aber wenn… was war dann noch dran an Jason von Buch – außer gelegentlich zu wenig Textilien?
 

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Da staunte Ragnar nicht schlecht… Jason klopfte sich selbst innerlich auf die Schulter. Hätte der wohl nicht gedacht. Er konnte schon… wenn er wollte anscheinend. Echt eine ziemlich neue Erfahrung, aber eine gute. Und er wollte das hier hinbekommen. Nicht nur die Aufgabe seiner Eltern… sondern auch die Sache mit dem Möhrenschnaps. Etwas… machen, entstehen lassen, er… So musste sich dereinst sein geschäftstüchtiger Opa gefühlt haben und dessen Gene steckten auch in ihm. Der hatte auch hier weg gewollt – eine weitere Gemeinsamkeit…
 

Okay, bisher war noch nichts da außer der Anlage, einem Haufen zur Gärung angesetzter Manschmöhren und einem Logo. Ragnar hatte eine extrem cool aussehende Comicmöhre mit Pfeife und Mistgabel bewaffnet gezeichnet, die Schrift in pseudo-altertümlich gesetzt, ausgezeichnet… der war echt nicht übel… Zwar so ganz anders als sein übliches Umfeld – aber schon mehr als erträglich. Irgendwie diffus interessant. Wie kam man auf den Trichter, hier freiwillig hin zu ziehen und sich dann auch noch der Möhrenzieherei zu widmen? Und dann dieses Haus mit seinem irren Design? Burn out? Kannte er nur aus den Medien… Das ging wahrscheinlich wirklich über seinen Horizont. Meist wirkte Ragnar eher zurückhaltend – bis irgendwelche trockenen Fiesheiten aus ihm heraus purzelten. Das war… fordernd, aber auch unterhaltsam irgendwie. Das war nicht die Art der Konversation, die er sonst getrieben hatte… Und er machte hier mit, irgendwie neugierig musste er wohl schon sein, denn das war nicht die Gier eines Allesabgrabschers, die kannte er nur zu gut. Bauer… und Ingenieur… ländlicher Look… und Innendesign… Pferdeschwanz… und… lecker unter diesem Gammellook… Irgendwie ganz schön anders auf jeden Fall. Und er grub ihn nicht an – auch nicht gerade gewöhnlich, aber vielleicht stand der doch eher auf Frauen, Schafe oder Mohrrüben… sollte ja vorkommen. Schade eigentlich. Aber es gab ja noch die Bundespost…
 

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Jasons Möhrenmaische war nach seiner Ansicht, der Ragnar durchaus zustimmen musste, ein voller Erfolg gewesen. Inzwischen stank es im ganzen Areal ziemlich danach, während Jason fleißig mit der eigentlichen Destillation begann. Eigentlich hätte er sich währenddessen einfach dem üblichen Tagesgeschehen widmen können, aber immer wieder trieb es Ragnar in die Scheune, um den Stand der Dinge in Augenschein zu nehmen. Jason hatte gewisse Ähnlichkeiten mit einem verrückten Wissenschaftler aus einem mit Schönlingen besetzten Hollywood-Film, während er wüst vor sich hin hantierte. Davon ging es zwar auch nicht schneller, aber Jason konnte es anscheinend dennoch nicht lassen, ständig zu kontrollieren, zu regulieren oder irgendwas zu polieren – und zwar nicht sich selbst. Der hatte anscheinend so etwas wie das erste runners high und rotierte wie ein Eichhörnchen auf Speed. Aber ein bisschen hatte es ihn auch gepackt, dass er sich dieses wirre Szenario ständig reinziehen musste. Irgendwie war Jason da ein wenig ansteckend…
 

Und in seinen neuen Normalo-Klamotten sah er nach Ragnars Empfinden auch deutlich erträglicher aus. Nicht bloß erträglich… Warum war dieser dämliche Postbote neuerdings ständig verplant? Er hatte keinen Bock auf Toast…



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Khaosprinzessin
2011-10-04T09:59:34+00:00 04.10.2011 11:59
also bei eichhörnchen auf speed muss ich direkt an ab durch die hecke denken^^
der postbote ist ja auch irgendwie genial.... da trifft der sich mit jason, anstatt ragnar bei seinem "problem" zu helfen.... tzetzetze...xD
sehr lustig auf jeden fall, das die beiden sich lieber mit ihrem postboten vergnügen, anstatt sich gegenseitig abzuhecken, um endlich gewissheit zu haben...

aso, und die beiden grüß ich natürlich, wenn ich durch hessen fahre. heute gehts wieder in den norden nach hause... aber für kirmes nehm ich die 5 stunden fahrt sogar gerne auf mich^^ gab zwar keinen möhrenschnaps, dafür aber bier in rauen mengen... iwann hab ich dann einfach aufgehört zu zählen^^

bb, beast
Von:  Shunya
2011-10-04T00:25:35+00:00 04.10.2011 02:25
Eichhörnchen auf Speed. Das find ich so genial ;P
Tja ja, dieser Postbote scheint ja ganz zu viel zu tun zu haben. ;)
Was die beiden wohl sagen würden, wenn sie rausfinden, dass der jeweils Andere sich mit dem Postboten vergnügt?
Respekt, ganz so dumm scheint Jason wirklich nicht zu sein, wenn er weiß wie man Alkohol herstellt.
Wo ich anfangs noch dachte, er wäre so blöd wie diese It-Girls, die von Papis Geld leben und nichts in der Birne haben. -.-"


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