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Freaks of Nature

von

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Nichts für ungut

Eine explodierende Tankstelle war ein ziemlich beeindruckender Anblick.
 

Es gab zwar die offizielle Erklärung, dass es zur Vernichtung der Beweise nun mal keine bessere Methode gab, aber Near vermutete, dass Mello einfach gerne Dinge in Brand steckte.
 

Unter normalen Umständen hätte er vielleicht ein paar spitze Kommentare zum Thema Pyromanie abgegeben. Aber sein Hals fühlte sich geschwollen und schmerzhaft an, sein Kopf dröhnte dumpf und er war immer noch ein wenig zittrig.
 

Nicht, dass er damit gerechnet hätte, dass Mello seine Aktion besonders gut aufnehmen würde, aber das war doch sehr viel heftiger als erwartet gewesen.

Er hatte es ja auch nicht unbedingt zum Spaß gemacht, obwohl es doch eine gewisse Genugtuung gewesen war. Mello hatte es wirklich verdient, wenn auch nur für die letzten drei Tage.
 

Nein, Nears Hauptziel war es, etwas zu Beweisen.

Er war nicht schwach. Er musste nicht beschützt werden.

Und er war genauso dazu fähig, ein vollwertiges Mitglied ihrer Gruppe zu sein, wie sie auch.

Er würde Mello nicht einfach das tun lassen, was er wollte und ihn währenddessen beiseite schieben.

Er musste Near ernst nehmen, egal, in welcher Situation sie sich befanden, sonst würde er zurückgelassen werden.

Und Gott, der Gedanke tat weh...
 

Aber Mello...

Near hatte es erst viel zu spät gesehen. Dieser Schmerz in Mellos Gesicht. Die Angst.

Und natürlich reagierte Mello auf die einzige Art, die er kannte, wenn ihm alles zuviel wurde.
 

Als die dunklen Punkte vor seinen Augen sich zu einer schwarzen Wand verdichteten und seine brennenden Lungen fast unerträglich wurden, ließ der Druck von Mellos Hand plötzlich nach und er fiel auf den Boden, wo er gierig Luft durch seine schmerzende Kehle sog.

Mellos Augen waren feucht. Er sah so verletzlich, so verloren aus.

Eine nie da gewesene Welle der Zärtlichkeit überrollte Near.
 

Sein schöner, starker Mello...

Hatte er wirklich gedacht, dass Near gehen würde?

Dass er das Wundervollste, dass er je besessen hatte, einfach wegwerfen würde?
 

Plötzlich wollte Near ihn berühren, ihn festhalten und ihm sagen, dass alles gut wird.

Dass alles, was er jemals brauchen könnte, bei Mello war und dass er keine Angst mehr haben muss.
 

Sein armer Mello.

Sein schönes, geliebtes Spielzeug.

Seit den Anfangstagen bei Wammys hatte Near ihn gewollt, diesen lauten, ungehobelten, leidenschaftlichen Jungen, der alles war, war Near niemals sein würde.

Er MUSSTE ihn haben. Er würde nie wieder so jemanden finden, jemand, der so lieben und so hassen konnte, der ihm das Gefühl gab, der Mittelpunkt der Welt zu sein.

Alle Gefühle und Handlungen von anderen Menschen verblassten dagegen bis zur Unkenntlichkeit.
 

Bis er ihn getroffen hatte, wusste er nicht, was für ein farbloses, kaltes Leben er geführt hatte.

Bis er ihn getroffen hatte, wusste er nicht, wie einsam er wirklich gewesen war.

Und ab dann ging es nicht mehr ohne Mello, nur eine winzige Kostprobe und Near war unheilbar süchtig nach ihm geworden.
 

Seine Finger strichen leicht über Mellos Gesicht, die vertrauten Konturen, die er mit den Augen schon unzählige Male nach gefahren war und er konnte sein Glück kaum fassen, als Mello unter seinen Händen völlig still hielt.
 

Lange, blonde Wimpern und hellblaue Augen, die auf die kurze Distanz noch eindrucksvoller wirkten, schmale, zartrosa Lippen, die nur ein klein wenig rau waren.

Und Near küsste ihn und fühlte sich für einen Moment wie das mächtigste Wesen im Universum.
 

Dann brach Mello aus seiner Starre und Near ließ sich von ihm überwältigen und mitreißen.

Er presste Near zurück gegen die Wand, zerrte an seiner Kleidung, seine Hände schienen Near überall gleichzeitig anzufassen.
 

Oh...

Das war... schön...
 

Etwas stöhnte leise, hustete.

Stöhnte wieder. Fluchte.
 

Near schlug die Augen auf und schielte an Mello vorbei.

„Mello? Ähm, vielleicht solltest du dich kurz umdrehen...“
 

Widerwillig riss sich Mello los, sah hinter sich und stöhnte genervt.

„Ach du Scheiße! Manche Leute wissen echt nicht, wann sie einfach die Klappe halten und sterben sollten.“
 

Der Ladenbesitzer hatte die Augen wieder geöffnet und röchelte leise in seiner Blutlache, während er sie mit schmerzverzerrtem Gesicht und hasserfülltem, nebligen Blick anstarrte.

„...ihr...verdammten...wichser...perverse...fetische...“
 

Near versteckte sein hochrotes Gesicht in Mellos Shirt und murmelte:

„Wir sollten das vielleicht auf einen späteren Zeitpunkt verschieben.“
 

„Ja, verpissen wir uns. Hey, schon mal ne brennende Tankstelle gesehn?“
 

Matt hatte das Radio angeschaltet und er und Mello überschrieen die dröhnende Rockmusik.
 

„Erschieß die Leute das nächste Mal gefälligst richtig!“
 

„Der Typ sollte mir dankbar sein. Wenigstens hat er vor dem Tod noch ne geile Peepshow gesehn.“
 

„Was laberst du von ner Peepshow?!“
 

„Ihr wart für fünf Minuten alleine und der Kleine hat einen Haufen neuer blauer Flecken.

Um darauf zu kommen, muss man nicht besonders schlau sein.“
 

„Na, ein Glück für dich, Nummer Drei.“
 

„Keine frechen Kommentare, Mellorine, oder ich dreh auf der Stelle um und fahr wieder nach Hause.“
 

Mello war so seltsam.

Gerade noch war er so emotional und am Ende gewesen, und jetzt verhielt er sich, als wäre nichts Außergewöhnliches passiert.
 

Nun ja, nicht ganz.

Near sah für einen Moment den Blick, den Mello ihm im Rückspiegel zuwarf.

'Das Hier ist noch nicht erledigt.'

Er schluckte schmerzhaft, sah im Spiegel den großen, dunklen Handabdruck an seiner Kehle.

Mello leckte sich die Lippen und sah wieder geradeaus.

Die Nachricht war angekommen.
 

Das hieß dann wohl, dass Mello bei der nächsten Gelegenheit wieder Sex haben wollte.

Der Gedanke schickte ein heißes Kribbeln durch Nears Körper.
 

Ja, sie könnten noch einmal miteinander schlafen...

Das eine Mal war so schnell gewesen, so überrumpelnd, dass Near gar nicht die Chance hatte, aktiv daran teilzunehmen.

Vielleicht, wenn sie es ein zweites Mal tun würden, würde er sich nicht ganz so ungeschickt aufführen. Dann könnte er IHN anfassen...
 

So ein seltsamer Gedanke, er hatte sich noch nie vorgestellt, Mello zu Berühren.

Aber dann würde Mello vielleicht wieder so ruhig, so verletzlich werden, wie er bei ihrem Kuss gewesen war...
 

Andererseits...

'Ich werde dich ficken, bis du zwischen Schmerz und Lust nicht mehr unterscheiden kannst. Bis du völlig ausgelaugt bist und nur noch eine kraftlose Puppe in meinen Händen, ohne Verstand, ohne Willen. Mir komplett ausgeliefert. Für immer...'

Er drehte sich langsam und sorgfältig eine Strähne um den Finger.

Andererseits war da auch das...
 

Als Matt anmerkte, dass sie jetzt bald da wären, zog Mello sich während der Weiterfahrt wieder in seine Ledermontur um und warf seine Klamotten achtlos hinter sich, auf Near, den Rücksitz und den Boden.

Möglicherweise war es für ihn seine 'Arbeitskleidung', und das war so verrückt, dass es sogar stimmen konnte.

Near nahm das Shirt, dass auf seinem Schoß gelandet war, und bevor er wirklich bemerkte, was er tat, atmete er tief ein.

Zigaretten, Schokolade, Mello.

Er behielt es den Rest der Fahrt in den Händen.
 

Es war ein alleinstehendes Gebäude mit kleinem Flugplatz, dass mehr von einem alten Farmhaus von einem privaten Flugenthusiasten, als von einer Zweigstelle der Mafia hatte.

Die Frau, die herauskam, um sie zu Begrüßen, war Ende fünfzig, kräftig und wischte sich die Hände an ihrer bunt geblümten Schürze, ein Bild einer gewöhnlichen Hausfrau.

„Ihr musst unsere Kunden aus New York sein! Mein Mann hat schon alles vorbereitet, ihr könnt sofort los.“

Sie schien es eilig zu Haben, sie wieder loszuwerden.
 

Matt und Mello waren schon ausgestiegen, als Near sich schnell durch den Einkaufskorb wühlte und zu seiner Erleichterung sofort eine Sonnenbrille fand, die Mittagssonne brannte schon heiß und grell vom Himmel.
 

Sogar ein kleiner Schirm lag dabei.

Er lächelte.

Nett von Mello.



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