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Freaks of Nature

von

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Angriff ist die beste Verteidigung

Near war wütend.

Wütend. Wütend. WÜTEND.

Er konnte sich nicht erinnern, dass jemals so viel Energie durch seinen Körper geflossen wäre.

Und er konnte nichts tun, nur sitzen und warten, während Matt auf dem anderen Bett friedlich eingeschlafen war und der Fernseher immer noch leise im Hintergrund lief.
 

„Sie wollen frischere, kräftigere Farben für ihre Wäsche? Versuchen sie 'Ultracolor Carat'! Seine sanfte Formel erhält den natürlichen Farbton und...“
 

Er zerrte zum Gefühlten hundertsten Mal an der Kette.

Wie konnte Mello es wagen?!

Und wer weiß, wie viele er schon gehabt hatte!

Hatte er sie auch so angesehen wie Near? Mit dieser schönen, verzweifelten, schrecklichen Gier?

Hatte er sie berührt, wie er Near berührt hatte? Sanft und liebevoll? Grausam und kalt?
 

Dabei war es doch Near gewesen, der all die Jahre Mellos Gefühle kontrolliert, seine Leidenschaft in der Hand gehalten hatte

Und trotzdem war er zu anderen Leuten gegangen, hatte das, dass Near gehörte, gedankenlos weitergegeben.

Und nicht einmal jetzt, wo sie zusammen waren, hatte er damit aufgehört!
 

Eine Stimme aus dem Fernseher unterbrach seine Gedanken.

„... das Feuer brannte bis in die späten Morgenstunden und breitete sich auf zwei weitere Gebäude aus. Die Feuerwehr musste den Bereich großräumig absperren. Zwei Menschen zogen sich schwere Brandverletzungen zu, sechs Weitere mussten mit Rauchvergiftung ins Krankenhaus gebracht werden. Die Brandursache ist noch nicht geklärt...“
 

Das Feuer!

Near betrachtete mit großen Augen die Bilder in den Nachrichten und musste lächeln.

Gigantisch!

Mello hätte das sicher gern gesehen...
 

Wen interessierts!? Schnaubend drehte er den Kopf weg.

Er hat ja offensichtlich wichtigeres zu tun...
 

Es klopfte laut an der Tür.

„Ich bins!“

Wenn man vom Teufel spricht.
 

Matt war mit einem Schlag wach und fuhr sich durch die strubbeligen roten Haare.

„Uh, jetzt geht’s los.“

seufzte er, schloss die Tür auf und ging direkt an dem Mello vorbei, während er ihm den kleinen silbernen Schlüssel für die Handschellen zuwarf, den der Andere reflexartig fing.
 

„Was zur... Wieso hast du ihn ans Bett gefesselt?!“

„Weil er dir sonst nachgelaufen wäre. Viel Glück, du wirst es brauchen!“

Er gab Mello einen aufmunternden Klaps auf die Schulter und ging nach draußen.
 

Mello griff verwirrt nach der Fernbedienung und schaltete den Apparat aus.

„Ähm...“

meinte er in die peinliche Stille, die folgte.
 

„Mach. Mich. Los.“

fauchte Near.
 

„Ähm, du bist sauer. Offensichtlich. Und, ähm...“

Er trat wie verlegen von einem Bein auf das Andere.

Near suchte fieberhaft mit den Augen nach Zeichen, die einen kürzlich durchgezogenen Geschlechtsverkehr aufweisen könnten.

Seine Kleidung war unordentlich, aber das war sie schon gewesen, als er gegangen war.

Keine auffälligen Flecken, weder an den Klamotten, noch an der Haut, aber das war nur auf den ersten, oberflächlichen Blick.

Wer weiß, wie es darunter aussah...
 

„Also, es tut mir leid. War extrem scheiße von mir. Ich verspreche, dass das nie wieder vorkommt, ok? Das is n Problem von mir, das geb ich zu, aber das krieg ich schon in den Griff. Und, ähm... ich kann Matt in die Fresse schlagen, wenn du willst, für die Handschellensache.“
 

„Hattest du Sex?!“
 

„Äh... was?“
 

„Ob du gerade mit einer Prostituierten geschlafen hast!? Matt hat mir erzählt, wo du hingefahren bist!“
 

„Wovon redest du da? Ich versuch mich hier grad zu entschuldigen und du laberst was von Nutten? Was soll das?!“
 

„Hast du oder nicht?!“
 

„Das ist meine Sache, ok? Wichtig ist doch nur, dass so was nicht nochmal passiert. Was ich in meiner Freizeit mach, muss dich nichts angehen!“
 

Near riss wutentbrannt an der Handschelle, die Schmerzen am Handgelenk ignorierend.

„Da irrst du dich! Ich verbiete dir, mit solchen Frauen zu schlafen! Ich verbiete dir, überhaupt mit jemandem zu schlafen!“
 

„Bist du jetzt meine Mutter? Was kümmert es dich, wen ich ficke?! Gottverdammt, kann man bei dir denn gar nichts richtig machen?!

Diese ganze Scheiße hängt mir so was von zum Hals raus!

Ja und Nein, Anfassen und dann doch Nicht, dann versucht man, das Richtige zu tun und erträgt verfluchte fünfzehn Minuten Autofahrt mit einem Schwanz so hart, dass es wehtut und kaum hat 'Sunshine' ihre Hand in meiner Hose, NICHTS!

Und natürlich, NATÜRLICH, in dem Augenblick wo ich hier reinkomm, sitzt du da auf dem Bett, mit verfickten HANDSCHELLEN und deinen zerwühlten Haaren und diesem BLICK und verflucht, das ist nicht FAIR!“
 

Near versuchte angestrengt, Mellos Redeschwall zu entwirren.

„Du hast nicht mit ihr geschlafen?“

fragte er schließlich.
 

„Ich KONNTE nicht mit ihr schlafen. Ich hab keinen hochgekriegt, du Idiot!“

Mello ließ sich auf das andere Bett fallen.
 

„Oh...“
 

„Ja, oh! Und sobald ich dich sehe, hab ich das Problem natürlich nicht mehr! Gratuliere!

Es gibt jetzt ganz offiziell keinen Teil mehr in meinem Leben, bei dem es nicht um DICH geht!“
 

Eine tiefe, tiefe Erleichterung breitete sich in Near aus.

'Mello gehört mir. Alles ist in Ordnung.'

Und dann kam der nächste Gedanke.

'Mello will mit mir schlafen.'

Das war... beunruhigend.

Er sah zu dem Anderen herüber.

Er hatte seine Jacke neben sich abgeworfen und die Stiefel abgestreift und sah jetzt beinahe so aus wie damals in Wammys.

Schwarze Baumwollkleidung, honigblonde Haare und nackte Füße.
 

Natürlich größer, mit markanteren Gesichtszügen und tieferer Stimme. Sein Wachstumsschub lag lange hinter ihm und seine Gliedmaßen wirkten nicht mehr lang und dürr sondern schlank und schön geformt.

Erwachsen. Das Wort passte so gar nicht zu Mello.

Im Vergleich dazu sah Near tatsächlich noch aus wie ein Kind, obwohl er sich sicher war, Erwachsener zu sein, als Mello es jemals werden würde.
 

Und jetzt war es Zeit, Verantwortung zu übernehmen.

Sie hatten jahrelang aneinander gehangen, jeder in seiner eigenen Welt auf seine eigene Art.

Wenn Near nachts seinen Phantasien nachgehangen war und verstohlen über die Vorderseite seiner Pyjamahose gerieben hatte, war es sicher gewesen.
 

Aber jetzt war es Real. So Real wie Gevannis Blut auf seiner Kleidung und Mellos Hände an seinem Körper gewesen waren.

Und das war Furchteinflößend. Und Aufregend. Und sehr, sehr Gefährlich.
 

„Mello, komm her.“
 

Zeit für ein weiteres Risiko.
 

„Hm?“
 

„Mach die Handschellen los.“
 

„Äh, klar.“
 

Mello wirkte ungewöhnlich nervös und ungeschickt.

Vielleicht war ihm sein Ausbruch etwas peinlich.
 

„Mello, ich habe die Vermutung, dass dir nicht bewusst ist, weshalb ich wütend bin.“
 

Der Schüssel drehte sich im Schloss und Near konnte sein wundes Handgelenk herausnehmen.

Er drehte es ein paar Mal, um das Blut wieder zum Zirkulieren zu bringen.
 

„Können wirs nicht dabei belassen? Ich hab doch gesagt, dass es mir Leid tut.“
 

„Dir tun deine Absichten mir gegenüber Leid. Aber das ist nicht das Problem. Das Problem ist, dass du bei anderen Menschen diese Befriedigung gesucht hast.

Wie immer warst du viel zu emotional.

Du warst so vollauf beschäftigt, diese sexuelle Komponente von mir fernzuhalten, dass dir ein sehr wichtiges Detail entgangen war.“
 

„Ach ja, und was wäre das?“

Das klang schon mehr wie der Mello, den Near kannte.
 

Anstatt einer Antwort kletterte Near auf den Schoß des verdutzten Jungens und fuhr ihm mit gespreizten Fingern in die blonden Haare, drehte Strähnen langsam um sie auf, herum und herum, bis seine Handflächen an Mellos Kopf anlagen.

„Ich hatte dir nicht gesagt, dass du aufhören sollst.“

flüsterte er.
 

Und dann zog er mit aller Kraft.



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