Zum Inhalt der Seite

and history books forgot about us

and the bible didn't mention us, not even once
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

for my part I don't like you at all

„Wieso lässt du ihn nicht zu Hause?“, fragte Verloren meinen Bruder.
 

„Ach du kennst doch Micha, der macht doch eh was er will.“
 

Genervt starrte ich das Schachbrett an, machte meinen Zug und sah auf. Niemand saß mir gegenüber, also senkte ich den Blick wieder genervt auf die weißen und schwarzen Quadrate. In den letzten Stunden hatte ich vor allem eines gelernt: Es war gar nicht mal so einfach gegen sich selbst Schach zu spielen.
 

„Aber er langweilt sich doch eh, die ganze Zeit.“
 

„Frag nicht was in dem Kopf meines Bruder vorgeht.“
 

„Seid ihr nicht Zwillinge?“
 

„Nur theoretisch“, erwiderte Raphael trocken. „Nur ganz theoretisch.“
 

„Ah.“
 

Ein böses Grummeln verließ meine Kehle, während sich mein Griff um die Schachfigur verkrampfte. Ruckartig stand ich auf. „Ach, ihr könnt mich beide mal!“ Wütend stapfte ich aus dem kleinen Haus. Wie dreist war das eigentlich? Schön und gut das sie sich verstanden aber deswegen mussten sie mich nicht gleich wie Luft behandeln nur, weil ich bei dem, was sie unter Freizeitaktivitäten verstanden vor Langeweile umzukommen drohte! Das war doch jetzt nun wirklich nicht meine Schuld, dass ich ein wenig Action brauchte. Genervt kickte ich einen Stein, der allerdings nicht sehr weit flog und begann um mich irgendwie abzureagieren aufzusammeln was um mich herumlag und es zu werfen. Es half nicht wirklich, aber zu mehr konnte ich mich gerade nicht ermutigen.
 

Plötzlich jedoch kam etwas aus dem Wald auf mich zu. Es war ein Hund und entweder ein ziemlich großer oder noch ein Baby. Das wusste man bei den Tieren hier nie so ganz. Im Maul hielt er einen dicken Ast, den ich geschleudert hatte und setzte sich erwartungsvoll vor mir hin. Missmutig blickte ich ihn an und zog an dem Stock aber er rührte sich nicht. Es schien als hätte der Hund seine Zähne tief in dem Holz vergraben. Ich zog erneut und diesmal stärker, worauf hin der Hund aufsprang und den Zug erwiderte. Es machte mich wütend, selbst hier nicht zu bekommen was ich wollte, weshalb ich mit dem Hund um den Stock rangelte. Ich trat einen Schritt zurück, wollte einen besseren Stand finden, aber stattdessen verlor ich das Gleichgewicht, als er den Stock mit einem Mal losließ und landete auf dem Boden.
 

Missmutig wie ich immer noch war bleckte ich die Zähne und gab einen Laut von mir der ein tiefes Knurren sein sollte, während ich dem Hund in die Augen blickte. Ich weiß nicht was ich getan hätte, wenn der Hund nicht auf meine Provokation reagiert und mich stattdessen einfach links liegen gelassen hätte. Wahrscheinlich wäre mein angestauter Ärger irgendwann explodiert. Ich wäre ein wandelndes Pulverfass gewesen. Es war eine ziemlich unschöne Rangelei und ich gewann sie nicht einmal, aber das war irgendwann egal, weil ich mich abreagiert hatte und wieder klar im Kopf war. Der Hund musste das irgendwie gemerkt haben, denn irgendwann leckte er mir nur noch das Gesicht ab und brachte mich zum Lachen.
 

Ich weiß nicht wie lange ich von seinen Pfoten am Boden gehalten wurde, nur dass ich ihn schließlich halbherzig wegschob als ich merkte, dass ich angesprochen wurde. „Du lachst ja“, es klang ein wenig verwundert, aber eigentlich schien es mehr ein Feststellung gewesen zu sein. Den Kopf in den Nacken gelegt betrachtete ich sein bleiches, von weißblonden Haaren eingerahmtes Gesicht mit den stechenden lila Augen. Für einen Moment war ich auch tatsächlich ruhig und selbst ein wenig verwundert, denn er hatte recht. In der ganzen Zeit die wir uns kannten hatte ich kein einziges Mal gelacht in seiner Gegenwart und es waren schon einige Monate vergangen seit man ihn uns vorgestellt hatte. Der Hund hörte auch langsam auf mit seinen Versuchen mir weiter das Gesicht abzuschlabbern.
 

„Ja, und?“, fragte ich und bekam es beim besten Willen nicht hin genervt zu klingen, obwohl ich es wollte. In meinen Augen hatte er sich das eher verdient als mein Lachen.
 

„Ich weiß nicht, ich hab dich eben noch nie lachen gehört, das ist alles.“

Eine Weile blieb es still, schließlich sagte er: „Du solltest öfters lachen, steht dir besser zu Gesicht als diese mürrische Miene.“
 

Im Affekt packte ich den Stock der immer noch bzw. wieder in Reichweite lag und warf ihn nach Verloren, während ich mich ruckartig aufsetzte. „Ach halt doch die Klappe!“ Außerdem sollte er mich zukünftig nicht mehr mit so etwas in Verlegenheit bringen. Immerhin hatten wir uns bis dato fast immer gestritten, was es mir schwer machte zu akzeptieren, dass er gerade versuchte nett zu mir zu sein. Meine Wangen hatten sich zu meinem verderben tatsächlich auch etwas rot gefärbt.
 

Was ich nicht gesehen hatte war wie er den Stock auf gefangen hatte, aber ich erriet es als er ihm den Hund zuwarf. Genannter verzog sich darauf in eine Ecke und kaute auf dem Stock herum. Verloren für seinen Teil sagte nichts, ich hörte nur seine Kleidung rascheln. Schließlich merkte ich seinen Rücken an meinen gelehnt und breitete instinktiv meine Flügel ein bisschen aus um es bequemer zu haben. „Was soll das werden?“, maulte ich, froh darüber, dass meine Stimme mir wieder gehorchte.
 

„Raphael meinte es wäre besser, wenn wir uns mal arrangieren, so sehr er es auch schätzt, dass du nicht mehr über deine Langeweile umjammerst.“
 

„Erstens, ich jammere gar nicht und zweitens, hat er sich nicht in meine Angelegenheiten einzumischen!“, polterte ich ungehalten drauf los. „Warum hörst du überhaupt auf ihn?“
 

Seine Antwort darauf war simpel und leider wahr, was ich in diesem Augenblick allerdings nie im Leben zugegeben hätte. „Er hat recht.“
 

„Ist doch egal ob er recht hat, ich hab keinen Bock mich mit dir zu vertragen.“
 

„Sprich, du magst mich nicht?“
 

„Was spielt das denn für eine Rolle? Du gehst mir auf den Sack und ich hab da keinen Bock drauf. Ende. Aus.“
 

„Eine ziemlich große Rolle, wenn du mich genauso wenig leiden kannst wie ich dich, ist das hier nämlich völlig sinnlos.“
 

„Oh, wow ich bin beeindruckt... Natürlich ist das sinnlos, du Dummkopf!“
 

„Ich bin kein Dummkopf.“ Seine Stimme war die ganze Zeit erschreckend ruhig geblieben und es machte mich rasend. „Ich-“
 

„Ja ja, ich weiß ,du bist die perfekte Schöpfung!“, keifte ich jetzt wieder richtig in Rage und sprang auf, drehte mich herum. „Du bist so perfekt das ich kotzen möchte, was bildest du dir eigentlich ein wer du bist, dass du dich so benehmen kannst?“
 

„Dasselbe könnte ich über dich behaupten“, sagte er ruhig und richtete sich auf. Die schwarze Kutte raschelte bei jeder Bewegung. „Du benimmst dich wie ein kleines Kind, es wundert mich, dass du überhaupt ein Engel bist, wärst du aber auf der Erde wärst du bei deiner Lauenhaftigkeit sicherlich schon aus purem Trotz draufgegangen.“ Ein Zucken durchfuhr mich und ich spitzte meine Ohren. War das gerade etwa unterschwelliger Ärger gewesen? War er wirklich verärgert?! Ebenso wenig wie er mich in den Monaten seit wir uns kannten hatte lachen hören, hatte ich bei ihm so etwas wie Emotionen bemerkt und wenn nur sehr kurz und flüchtig. Deswegen war ich gerade kurz davor Freudensprünge zu machen, aber ich hielt mich davon ab.
 

Stattdessen konterte ich seinen Angriff. „Na und? Ich darf das.“ Natürlich war das im Grunde nur so dahingesagt und aus purem Trotz. Schließlich wollte ich nicht zugeben, dass er recht hatte. „Außerdem könntest du dann doch froh sein, immerhin wärst du mich dann los!“
 

„Das wüsste ich aber“, entgegnete er höhnisch. „Weißt du, ich wünsche dich den da unten sicherlich nicht. So einen launenhaften Bengel haben die eindeutig nicht verdient.“

Oho, er ergriff Partei. Mit einem Mal machte es mir richtig Spaß.
 

„Was bildest du dir ein mir zu sagen was ich darf und was nicht! Du bist doch nicht mein Vater!“, meckerte ich und blickte ihn entsprechend an, während ich innerlich wie auf glühenden Kohlen saß.
 

„Hör auf mir das Wort im Mund herum zu drehen“, keifte er verärgert, auch wenn er das in meinen Augen sicherlich noch besser konnte.
 

„Mach ich doch gar nicht! Du hast doch selbst gesagt du würdest den da-“
 

„Ja, aber so meinte ich das doch nicht!“ Ich konnte förmlich sehen wie er vor Wut zu kochen begann. „Ich meinte-“
 

„Ja ja, blah blah blah“, gelangweilt verzog ich das Gesicht und schnitt eine Grimasse. Gerade fiel es mir schwer zu verbergen, dass es mir Spaß machte ihn zu veralbern. „Hier, sprich doch damit, wenn du wen zu texten willst!“, mit diesen Worten hielt ich ihm meine Hand hin und wandte den Kopf ab.
 

Und plötzlich war es vorbei. Ich sah es erst nur aus dem Augenwinkel und als ich ihn ansah war er schon einen Schritt auf mich zugekommen. „Jetzt hör mir mal zu du vorlauter nichtsnutziger Kindskopf! Ich hab endgültig die Schnauze voll von dir! Wenn du deinem Bruder unbedingt auf Schritt und Tritt folgen musst, weil du sonst allein krepierst vor Unterbeschäftigung, von mir aus, aber wenn du nicht sofort damit aufhörst dich hier wie ein verwöhnter Prinz auf seinem hohen Ross aufzuführen, dann fängst du dir eine und zwar richtig! Wenn du mich nicht leiden kannst, kannst du dich auch gleich verpissen!“
 

Die ganze Zeit über hatte ich nichts gesagt und ihn einfach nur aus großen Augen angestarrt. Aber nicht, weil ich Angst hatte, sondern weil ich erstaunt war. Verloren war wütend und zwar richtig. Es kam mir vor wie ein halbes Wunder und mit dieser Erkenntnis begannen meine Mundwinkel zu zucken. Ich brach zusammen, aber nicht in Ohnmacht, sondern vor Lachen.
 

Versteh mich nicht falsch, ich hab nicht über seine Drohung gelacht. Ich war mir sicher, dass er sie jeden Augenblick wahr machen würde, während ich am Boden lag und vor Freude lachte. Vor Freude, du hast richtig gehört, ich war froh darüber, dass er auch Emotionen zeigen konnte. „Du kannst ja wütend sein“, kicherte ich deswegen und sah ihn von unten herauf an.
 

„Natürlich kann ich das!“, motzte er.
 

„Und beleidigt!“, ich strahlte über das ganze Gesicht. „Ich weiß gar nicht was ich sagen soll... soll ich mich geehrt fühlen?“ Er sah mich so verwirrt an, dass ich wirklich nur noch grinsen konnte. Langsam setzte ich mich auf.
 

„Du bist wirklich ne Marke...“, murmelte er und schien sprachlos aber nicht minder verwirrt. „Natürlich kann ich das alles, ich bin schließlich-“
 

„Die perfekte Schöpfung, ja ja ja“, lachte ich und blickte ihn an. „Und ich bin Erzengel, gut das wir die Titel geklärt haben, können wir weitermachen im Text?“
 

Wir arrangierten uns. Anders kann ich das nicht ausdrücken. Ich weiß auch nicht wie ich das genauer erklären, soll deswegen musst du dich jetzt damit zufrieden geben, dass es eben so war. Du wirst es schon verstehen, wenn ich weitererzähle.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück