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and history books forgot about us

and the bible didn't mention us, not even once
von

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the perfect creation is a thirteen year old baby

Es war ein ebenso verregneter Tag wie die anderen als wir ihn kennenlernten. Zur Abwechslung waren Phil und ich im Palast geblieben. Wobei ich hier eines richtig stellen muss, es war kein Palast im eigentlichen Sinne, aber es hatte die Ausmaße eines solchen und so nannten wir es der Einfachheit halber Palast. Wir saßen auf einer Fensterbank und beobachteten den Regen, der an die mit Buntglas verzierten Fensterscheiben schlug und daran hinabrann. Immer wieder trafen sich zwei Tropfen und verschmolzen zu Einem, der daraufhin alleine seinen Weg fortfuhr. Jedoch sahen wir nicht viel davon und Phil las eh lieber, anstatt mich zu beschäftigen. Er hatte es erfolglos in den letzten Tagen versucht, jetzt hielt mich hier nur ein heiße Tasse Tee fest und meine Lustlosigkeit, die langsam meiner Langeweile folgte. Wenn noch länger alles so eintönig blieb, würde ich noch vollkommen lethargisch werden. Zum Glück blieb mir dieses Los jedoch erspart.
 

Noch bevor er hier war konnte ich seine Schritte hören und als Gabriel schließlich vor uns stand, hatte ich eigentlich nicht das Gefühl, dass es zu Ende war mit meiner Langweile. Er sagte uns wir sollten zu Vater, also bequemten wir uns von der Fensterbank, während er uns sagte wo wir hin sollten. Ich verschränkte die Arme hinter dem Kopf, während Phil nicht den leisesten Grund zu sehen schien von seinem Buch aufzusehen und so mit gesenktem Kopf neben mir herging. „Phil, wenn du so weitermachst, lass ich dich irgendwann nochmal nur zu meiner eigenen Belustigung in einen Geysir laufen, oder vielleicht auch auf eine Klippe zu“, sagte ich trocken, doch auch das brachte die Aufmerksamkeit meines Bruder nicht zurück. Es war zu dumm, aber er vertraute mir und nahm mir demnach meine Drohung nicht ab. „Weißt du Phil, gut du glaubst mir nicht, aber ich schwöre dir, ich lass dich gegen die nächste Wand rennen nur um mal wieder was zu lachen zu haben!“, motzte ich genervt. Immer noch nichts, nur ein knappes Nicken und ein gemurmeltes „Von mir aus.“ Resignierend seufzte ich und kickte ein kleines Steinchen vor mir her. Wir mussten durch einen überdachten Gang, der auf der einen Seite offen war. Mittlerweile waren wir in einem Teil des Palastes, in dem ich zwar öfters herumstreifte, der aber von uns Engeln ansonsten kaum betreten wurde. Warum war mir ein ziemliches Rätsel.
 

Als wir die Flügeltür erreichten war ich jetzt, zugegeben, doch etwas unsicher. Hatte ich etwas angestellt, oder wir? Warum bestellte Vater uns denn in einen so abgelegenen Winkel? Die Antwort saß knapp zehn Meter von uns entfernt und spielte Schach. Gegen sich selbst. Und mit einem Mal wusste ich ganz sicher, dass meine Langweile vorbei war. Sogar Phil hatte von seinem Buch aufgesehen wie ich bemerkte. Wir sahen uns um und erblickten Vater. „Er hat keine Flügel...“, stellte ich fest, als ich meinen Blick wieder zu der in eine schwarze Kutte gekleideten Gestalt schwenkte. Seine weißblonden Haare und seine helle Haut standen im krassen Gegensatz zu dem dunkel Stoff der kaum seine Figur erkennen ließ. Mittlerweile waren Phil und ich zu ihm herüber gegangen und begutachteten den Jungen der da saß. Er schien etwa in unserem Alter zu sein und hatte stechende violette Augen.
 

Plötzlich jedoch wandten wir unsere Aufmerksamkeit von ihm ab, als Vater mit uns sprach. „Michael, Raphael?“ Er war zu uns gekommen und stand jetzt hinter dem Jungen. „Das ist Verloren, er ist ein Todesgott und wird sich ab sofort um die Seelen der Verstorbenen kümmern.“
 

„Und weiter?“, fragte ich neugierig, da es doch sicher einen bestimmten Grund gab warum wir nun hier waren.
 

„Warum stellst du ihn uns erst jetzt vor?“, sprach Raphael meine nächste Frage aus noch bevor ich überhaupt wieder den Mund öffnen konnte.
 

„Ich habe ihn erst vor kurzem Erschaffen und ihr werdet diejenigen sein die ihm den Gebrauch seiner Fähigkeiten beibringen.“
 

„Hier?“, fragte mein Bruder verwundert.
 

„Nein“, jetzt sprach Verloren zum ersten Mal und seine Stimme klang klar und rein, völlig von allen Fehlern befreit. Als wenn es möglich wäre eine Fehlerhafte Stimme zu haben. „Ich habe ein eigenes Zuhause, aber ich wollte euch hier treffen.“
 

Warum hat er nie gesagt, vielleicht wollte er bloß wissen wie wir lebten, ich weiß es nicht. Aber ich sollte recht behalten, mit seinem Auftauchen war meine Langweile tatsächlich ein für alle mal verschwunden. Vielleicht sollte ich auch noch sagen, dass er zwar erst wenige Tage alt war, aber geistig schon genauso weit wie wir. Er hatte alles nötige Wissen von Vater mitbekommen. Du schaust so verwirrt. Dachtest du ich sei jünger als er? Nein, es ist umgekehrt, er ist der Jüngere. Die Geschichtsbücher lügen, weißt du, auch wenn ich eher dazu tendieren würde zu sagen, dass sie uns vergessen haben. Sie haben uns vergessen, weil nie jemand ein Wort gesagt hatte und worüber nicht gesprochen wurde konnte auch nichts geschrieben werden.
 

Aufgeregt folgte ich ihm, ich wusste nicht wie es Phil ging, aber er schien auch neugierig wo er uns hinführte. So tief waren wir selten im Wald gewesen und es kam mir mit einem Mal wirklich Ewigkeiten her. Verloren sprach den ganzen Weg über kein Wort, auch wenn ich immer wieder versuchte ein Gespräch anzufangen. Aber dieser Kerl war einfach nicht zum Reden zu bewegen. Das war zwar frustrierend, aber ich war auch nicht zum Aufgeben gewillt. Plötzlich hielten wir an, wir waren auf einer Lichtung angelangt. „Ich dachte du zeigst uns jetzt dein Zuhause“, meinte ich enttäuscht und sah mich um.
 

„Ich bezweifle, dass es für euer Vorhaben geeignet ist“, erklärte er nur ruhig mit glasklarer Stimme und leider hatte er recht. Hier draußen waren wir besser dran, wenn wir ihm den Umgang mit seinem Zaiphon beibringen wollten.
 

„Na gut, womit willst du denn anfangen?“, fragte ich und verschränkte die Arme wieder hinter meinem Kopf.
 

„Das ist eure Entscheidung.“ Auch wenn er nicht sehr entscheidungsfreudig erschien, so stellte sich schnell heraus das es eigentlich fast nicht nötig war ihn zu unterrichten. Seine Auffassungsgabe war schnell und die Umsetzung noch besser, dass selbst ich beeindruckt war. Seine Künste in Punkt Manipulationszaiphon übertrafen sogar uns beide. Er beherrschte es perfekt, wenngleich er es zum ersten Mal versuchte.
 

„Du bist wirklich begabt“, aus Phils Stimme sprach seine Hochachtung.
 

Aber Verloren schüttelte nur den Kopf und lächelte leicht, „Ich bin die perfekte Schöpfung.“ Mir kam es eitel und übertrieben vor, was sich wohl deutlich in meinem Gesichtsausdruck widerspiegelte, denn er sagte, „Vater gab mir diesen Namen, frag ihn wenn du magst.“ Vater, nein, eher Gott höchstpersönlich hatte ihn, dieses.... dieses Baby! Gewissermaßen war er schließlich noch eines, dieses Baby hatte er als seine perfekte Schöpfung auserkoren?
 

„Was ist denn an dir so besonders?“, erkundigte ich mich also höhnisch. „Du hast ja nicht mal Flügel!“
 

„Bin ich das nicht gerade deshalb? Jeder von euch hat sie, sie sind hier oben nichts besonderes“, er war immer noch ruhig. So ruhig, das es mich glatt in Rage bringen könnte, aber dennoch, irgendwie passierte es nicht. Stattdessen grummelte ich nur, denn so ungern ich es auch zugab, er hatte irgendwie auch recht. „Verärgert es dich?“, er legte den Kopf leicht auf die Seite.
 

„Natürlich verärgert es mich, du hochnäsiges Baby!“, platzte es aus mir heraus. „Was bildest du dir denn ein?“
 

„Ich bin die perfekte Schöpfung.“ Das wusste ich. Ich hatte es begriffen, aber er benahm sich trotzdem wie ein hochnäsiges Kind.
 

„Beruhige dich, Micha“, hörte ich plötzlich meinen Bruder. „Vater wird sich schon etwas dabei gedacht haben, also reg dich ni-“
 

„Ich reg mich aber auf!“, meckerte ich entrüstet.
 

Natürlich benahm ich mich noch viel mehr wir ein Kind und vor allem wie ein verzogenes, aber in diesem Augenblick merkte ich es nicht. Was schaust du mich denn jetzt so an? Ich bin kein Kind mehr, es ist nur zu meiner persönlichen Unterhaltung, wenn ich mich so benehme. Merk dir das, Zehel.
 

Unsere ersten Begegnungen endeten immer im Streit, immer wieder kamen wir zu diesem Thema. Seine perfekte Kreation. Schöpfung. Wie auch immer man wollte. Ich wollte einfach nicht einsehen, dass er wirklich perfekt war. Nichts war perfekt und wenn er eitel und hochnäsig war, war er es in meinen Augen schon alle Mal nicht. Es brauchte eine Weile, bis ich damit umgehen konnte und in seiner Eitelkeit den eigentlichen Stolz erkannte. Aber bis dahin, war es noch langer Weg von vielen Streitereien...
 

Aber ich will jetzt nicht sagen, dass ich es schlecht fand. Eigentlich war es das genau Gegenteil, durch diese andauernden Streitereien war ich beschäftigt. Denn wenn ich mich nicht Stritt, dachte ich darüber nach wie er mich in die Ecke hatte drängen können und wie ich für nur ein einziges Mal den Spieß umdrehen konnte, die Überhand gewinnen konnte. Kurz gesagt, es war die beste Beschäftigung die man mir zu diesem Zeitpunkt hatte geben können.



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