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Wer suchet, der findet.

Ob der Fund zur Suche passt ist eine andere Sache
von

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Abgründe

Bisher von Charlene Rush unbemerkt stehe ich in der Tür und sehe ihr beim Sezieren von Chief Karl Lipinski zu.

„Stark wie ein Bär, fit wie ein Puma und beliebt wie ein Stinktier.“ Charlene entnimmt die Leber. „Kalli, Kalli, Kalli… Du hättest dich auch beliebt machen können. Aber nein…“ Sie schüttelt den Kopf. „Und umbringen lässt du dich dazu! Was eine verdammte Schande ist, Kalli. Du warst ein Hengst im Bett.“

Mir fallen fast meine Habseligkeiten aus der Hand. „Du hattest was mit ihm?“ rutscht mir heraus und Charlene erschrickt. „Du und Lipinski…?“ Das interessiert mich jetzt. „Ihr hattet ein Verhältnis?“

„Nein.“ Charlene schmunzelt. „Ich habe mich nur mal von ihm vögeln lassen. Oh, Aaron! Ein wahrer Sex-Gott. Und Stellungen hatte er drauf. Und ausdauernd war er. Und…“

„Stopp!“ Meine Stifte im Becher verstaut stelle ich diesen auf den Boden, mein Foto daneben und mache einen Schritt auf sie zu. „Doktor Rush! Dieser Mann war nicht nur weit unter Ihrem Niveau, sondern mindestens dreißig Jahre älter!“

„Zweiundzwanzig Jahre älter.“ Ihr Schmunzeln wird zu einem dreisten Lächeln. „Aber er konnte wie kein zweiter fi…“

Stopp!“ Ich blinzle ihr zu. „Wie lange ging das schon so mit dir und… dem da?“

„Da ging nichts mit mir und Kalli.“ Sie schürzt die Lippen. „Das war eine einmalige Sache. Ein One-Night-Stand. Wir haben uns zufällig in einer Bar getroffen. Er hatte Bock, ich hatte Bock und so haben wir es halt getr…“

STOPP!“ Ich raufe mir das Haar. „Charlene. Mir tun sich gerade Abgründe auf. Was kommt als nächstes? Nein. Sag nichts! Ich will es gar nicht wissen.“ Zeit für eine perfekte Überleitung. „Berger, Charlene. Der ist wenigstens anständig, halbwegs beliebt – oder so – und er fährt voll auf dich ab.“ Bei den Göttern. Ich biete ihn feil wie Sauerbier. „Außerdem ist er Jahrzehnte jünger als dein entschlafener Lustgreis!“

„Ist er gut im Bett?“ fragt sie trocken.

„Woher soll ich das wissen?“ entgegne ich prompt und will mir da jetzt nichts vorstellen!

Kichernd macht sie weiter. „Berger, hm?“

Wie schales Sauerbier. „Charlene. Ich kenne Berger. Er ist ein sensibler Mann und weiß sich bei Tisch zu benehmen.“ Sagt er. „Aber: Stille Wasser sind bekanntermaßen tief. Um der Fairness Willen solltest du ihm eine Chance geben.“ Wenn das mit den beiden was festes wird, färbe ich meine Haare ein halbes Jahr lang pink.

„Berger… So, so… Ich könnte…“ überlegt sie laut und unterbricht sich lachend. „Du magst ihn mehr, als du zugeben willst, hm?“

„Ich helfe nur gern.“ winde ich mich aus der Sache, trete an den Seziertisch und schaue mir Lipinskis Leiche an. „Weißt du, Charlene. Vielleicht hätte er im Leben ein bisschen netter zu allen sein sollen. Dann wäre er im Tod nicht so allein.“ Aber ‚hätte‘ und ‚wäre‘ funktioniert eben nicht.

„Er war halt nicht der Typ für ‚nett‘.“ Sie hebt die Schultern. „Wir hatten unseren Spaß. Eine einmalige Sache. Ohne emotionale Verpflichtung. Aus purer Lust am Sex.“

Meine Hände in Einmal-Handschuhe gesteckt schaue ich ihr kurz in die Augen. „Verzeih. Du brauchst dich nicht zu rechtfertigen. Ich war nur kurz… besorgt.“ Danach widme ich wieder dem Chief. Lipinski war gut in Form wie wenige in seinem Alter. Es hat ihm nichts genutzt, der Täter hatte das Überraschungsmoment auf seiner Seite. Kleiner blauer Fleck am Kinn und der gleiche Schnittwinkel. Tiefer Schnitt, wie bei dem jungen Wellington. Wie der junge Wellington muss auch er innerhalb weniger Sekunden verblutet sein.

Das Telefon der Pathologie klingelt im Hintergrund, Charlene wartet ein paar Sekunden und eilt zum Apparat. Ich mache mich an ein bisschen geistige Arbeit.

Beide Opfer waren nackt, als sie gefunden wurden. Er entkleidet seine Opfer nach der Tötung, wenn ihre Kleidung mit But voll gesogen ist. Das geht nicht, ohne sich selbst zu besudeln. Der Grund für meine Vermutung, er trägt einen Overall – einen dieser Ganzkörper-Kondome für Maler.

Die Kleidung des jungen Wellington ist nicht wieder aufgetaucht. Dave hat seine Leute die ganze Gegend durchkämmen lassen und sogar eine Hundestaffel losgeschickt. Ohne Erfolg.

Bei ‚Kalli‘ wird es ebenfalls so sein, davon gehe ich aus.

Ich nehme an, der Täter vernichtet die Sachen seiner Opfer. Bevorzugt durch Feuer. Sein Andenken hat er in Form ihrer Herzen, das er – Daran habe ich keine Zweifel! – tatsächlich verspeist. Hm… In meinem Hinterkopf braut sich was zusammen. Wer sagt denn, das waren seine ersten beiden Morde? Ein bisschen Telefonieren und Wühlarbeit in den Archiven… Da gibt es bestimmt was zu finden… Er hat den Opfern das Herz herausgerissen, nicht chirurgisch entfernt. Mit der Zunge hat er sich gesteigert, mehr vom Opfer genommen als üblich. Nicht um sie zu behalten. Er will mir die Zunge schicken.

Meinen Gedanken folgend sehe ich Lipinski in den Mund. Keine Zunge. Entgegen der Herzen sauber abgetrennt. Das Opfer hat sich nicht gewehrt, im Rachenraum hat sich kein Blut gesammelt und die Zähne sowie das umliegende Gewebe wurden nicht beschädigt. Lipinski war schon tot.

Meinem Gefühl nach werde ich gerade beobachtet und sehe auf, direkt in Charlenes braune Augen. Ein bisschen zu hastig wendet sch die Pathologin ab und flüstert in den Hörer. „Ja.“ bestätigt sie leise. „Er ist hier.“ Sie nickt. „Ich versuche es.“

Oh. Hab quittiert. Glatt vergessen. Und das am anderen Ende der Leitung ist Brace. Charlene soll mich wohl aufhalten. Nein danke.

In aller Stille verabschiedet, ziehe ich die Handschuhe aus und werfe sie in den Müll, nehme meinen Becher mit den Stiften und das Foto und bin raus, bevor Charlene aufgelegt hat.

Mein Versprechen habe ich erfüllt. Jetzt hält mich hier nichts mehr.
 

Eine kleine – ganz heimelige Abschiedsfeier. Gäste? Einer. Ich.

Ein letztes Mal esse ich in der Polizeikantine. Tacos. Einen und noch einen… Extra Soße…

Kein Getuschel und Gezische, keine dezenten Blicke oder Fingerzeige. Meine Kündigung hat noch nicht die Runde gemacht und ich weiß, Captain Brace hält die Info zurück – in der Hoffnung, mich umstimmen zu können. Ich habe noch was gut bei ihr und sie könnte es. Wenn sie Zugeständnisse macht. Wenn sie Artus aus dem Fall rauslässt. Wenn sie mir in den Ermittlungen freie Hand gibt. Meinetwegen mit Berger als Partner. Aber ich kriege die Leitung!

Klingt hochtrabend, hm? Nahe dran an eingebildet, hm? Ja…

Bei den Göttern. Guckt weg jetzt. Keiner von euch muss mir beim Heulen zusehen. Reicht schon, dass die anderen glotzen. „Echt scharfe Soße!“ rufe ich Wendy von der Ausgabe zu, wische mir mit der Serviette über die Augen und ziehe die Nase hoch. „Was hast du denn da drin?“

„Tabasco und Chili. Ein bisschen mehr als sonst.“ Verwundert runzelt sie die Stirn. „Wohl zu viel, wenn selbst dir die Tränen kommen.“ Ihre Verwunderung weicht Fürsorglichkeit und sie lächelt. „Magst ein Glas Milch?“

Habt ihr euch gleich gedacht, hm? Wendy ist auch auf ‚der langen Liste meiner Eroberungen’. Wir besuchten das Ballett. Herrlich. Schwanensee. Ja. Ich war derjenige mit dem Verbrauch an Taschentüchern en masse.

Pff! Erzählt es doch. Mir egal. Bin längste Zeit Bulle gewesen.

Nur… Bitte bedenkt… Meine Walt Wilson habe ich immer noch. Und den Waffenschein auch. Und Bäuche perforieren kann ich auch ohne Marke!

Bei den Göttern. Sie werden mir alle fehlen. Besser gesagt… Fast alle.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  ElliotAlderson
2012-02-26T11:27:19+00:00 26.02.2012 12:27
Aarooon ;_____; Ach gott der arme Kerl D:
Er tut mir so Leid, wie ich ihn mir bildlich vorstellen kann, wie er beim Taco essen weint :'(
Das hat er einfach nicht verdient u_u
Von:  Witch23
2012-01-21T19:49:36+00:00 21.01.2012 20:49
Ich dachte schon Junge du hast da ne Kleinigkeit vergessen als er die Leiche begutachtet. Buw du hast was vergessen, hast du nicht bin mal gespannt ob da noch was draus wird.

Aus der Kündigung.
Von:  K2K
2011-09-17T22:43:46+00:00 18.09.2011 00:43
Also das Kapi fand ich besser als das Andere, da gings halt nicht um Sundora und Lars xD

Armer, armer Aaron, Bulle aus Leidenschaft und nun mussa aufhören!

Wie gesagt Bahamas!!!! =D
Von:  Nami_van_Dark
2011-09-17T19:39:41+00:00 17.09.2011 21:39
voll traurig die beiden kapitel

mir tut der ärmste echt Leid

du machst es aber auch spannend ^^

bin schon echt gespannt wie es weitergeht XD


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