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Zwischenblut

von

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Frostige Vorweihnachtszeit (Teil 2)

Frostige Vorweihnachtszeit (Teil 2)
 

So schnell sie konnten verließen sie das Gelände der Villa und gingen raschen Schrittes auf die Bushaltestelle zu. Als sie an der Haltestelle angekommen waren, sahen sich die beiden Brüder den Fahrplan der einzigen Buslinie an, die nach Berlin führte.

„Nur 10 Minuten warten!“, murmelte Léon und zog den Mantel enger an seinen Körper.

Cloud reagierte gar nicht auf die Worte seines Bruders. In ihm kochte es vor Wut. Nicht über Agathe oder einen anderen aus seiner Familie, sondern auf diesen bescheuerten Rassenwahn der Zauberer und dass deshalb so viele andere Kreaturen darunter leiden mussten.

„Ich werde das ändern und wenn es das Letzte ist, was ich tue!“, grollte Cloud und hieb mit seiner behandschuhten Faust gegen das Haltestellenschild.

Nachdem er die Faust wieder zurückzog, blieb eine ziemliche Delle in der Metallstande der Haltestelle zurück.

„Man hast du `ne schlechte Laune! Komm mal wieder runter!“, sagte Léon und sah seinen Bruder an.

Cloud warf ihm nur einen Blick voller Unverständnis zu, sagte aber nichts dazu.

Kurze Zeit später kam der Bus und sie stiegen ein. Sie zeigten dem Busfahrer ihre Monatsmarken und setzten sich in die hinterste Reihe des Busses. Vor ihnen saß noch ein Pärchen mittleren Alters, die sich unterhielten.

Cloud lauschte ein wenig ihrem Gespräch, um sich von seinen eigenen Gedanken abzulenken.

„Was meinst du, Schatz, was wird Mama zu den Duftlampen sagen, die wir ihr geholt haben? Ich hoffe, dass ich Nils das richtige Buch geholt habe.“ Sagte die Frau.

Der Mann seufzte, ganz so, als wenn die Frau ihm schon mehrere Male diese Frage gestellt hatte.

„Natürlich werden beiden ihre Geschenke gefallen. Du weißt doch, dass deine Mutter so was schon mal haben wollte und Nils hat dir doch gesagt, dass er genau dieses Buch haben wollte. Also mach dir keine solche Gedanken darüber. Es ist schließlich bald Weihnachten!“, antwortete der Mann und lehnte seinen Kopf gegen die kühle Glasscheibe des Busses.

„Autsch! Sag mal, spinnst du?!“, fuhr Cloud Léon an.

„Nein, tu ich nicht. Was wollen wir nachher, wenn wir in der Stadt sind, machen?“, fragte Léon Cloud, der sich die Stelle rieb, wo sein Bruder ihn gekniffen hatte.

„Keine Ahnung, vielleicht können wir ein paar alte Freunde von mir aus dem Heim besuchen. Sie wurden vor mir adoptiert, aber wir haben uns alle die Nummern aufgeschrieben. Hast du vielleicht ein Handy?“, schlug Cloud vor.

Léon nickte und fischte sein Handy aus einer Innentasche seines Mantels.

Er gab es Cloud und dieser zog einen zerknitterten Zettel aus der Hosentasche. Diesen Zettel trug er immer bei sich, sogar in Hogwarts.

Er tippte die erste Nummer in Léons Handy ein und betätige den Anrufknopf. Er hielt sich das Handy ans Ohr und er hörte es einige male tuten, bis jemand abhob und eine Frauenstimme sprach:

„Andrea Schmidt am Telefon von Katsuhiro Schmidt. Mit wem spreche ich?“

Cloud schluckte.

„Guten Tag. Mein Name ist Cloud zu Wallenstein. Ich bin ein Freund von Katsuhiro. Ist dieser vielleicht Zuhause?“, fragte Cloud in das Handy hinein.

„Ja klar ist er Zuhause. Ach warte, da kommt er schon, ich kann ihn dir gleich geben!“, antwortete die Frau und schon gleich darauf war das dumpfe Brummen von Katsuhiros Stimme zu hören.

„Katsuhiro Schmidt am Telefon. Wer ist da?“, hörte Cloud eine Stimme aus dem Telefon sprechen, die sich ganz nach seinem alten Kindheitsfreund Katsuhiro anhörte.

„Grüß dich, Großer! Ich bin`s, Cloud! Sag mal, hättest du nicht Lust, dich mit den anderen und mit mir an unserem üblichen Ort zu treffen? Sagen wir nachher um 17 Uhr?“, fragte Cloud ins Telefon und wartete auf eine Antwort.

Für eine Minute kam keinerlei Antwort, doch dann antwortete sein Gesprächspartner Katsuhiro:

„Gut, können wir machen, aber dann bist du uns einer Erklärung schuldig, warum du einfach so abgehauen bist, ohne dich zu verabschieden!“, antwortete Katsuhiros Stimme aus dem Telefon.

Cloud seufzte schwer.

Er und seine anderen Freunde wollten Antworten haben, die er ihnen niemals geben konnte.

„Gut, ich werde dir und den anderen Antworten geben. Wir sehen uns dann nachher um 5 am üblichen Platz! Ciao“, verabschiedete sich Cloud und nachdem auch Katsuhiro sich verabschiedet hatte, beendete er das Gespräch.

„Was willst du ihnen für Antworten geben?“, fragte Léon seinen Bruder, nachdem dieser das Gespräch beendet hatte.

Cloud überlegte.

„Ich werde ihnen die Wahrheit sagen, zumindest einen Teil davon. Ich werde ihnen sagen, dass ich von der Familie zu Wallenstein adoptiert wurde und ich zwei Tage nach meiner Adoption wieder zurück in die Schule musste. Meine Freunde wissen, dass ich auf ein Internat in England gehe, doch sie halten es nur für ein Internat, das eine besondere Wertschätzung auf die musikalische Erziehung legt, das ist alles.“ Erwiderte Cloud und wählte die nächste Nummer auf dem Zettel.

Auch die nächsten zwei Gespräche verliefen fast genauso, wie das mit Katsuhiro. Als Cloud bei der letzten Nummer angekommen war, wählte er diese und nach nur wenige male Klingeln nahm jemand ab.

„Hallo, Matt Winter am Telefon!“, erklang die Stimme eines Mädchens am Telefon.

Léon, der sein Ohr ebenfalls am Handy kleben hatte, fing an zu grinsen und formten mit dem Lippen die beiden Worte „Ein Mädchen!“ .

Cloud ignorierte ihn und sprach ins Handy.

„Hi Matt, wie geht’s?“

Ein ohrenbetäubendes Kreischen war zu hören.

„Oh mein Gott, Cloud, endlich hör ich mal wieder was von dir! Du hast mir so gefehlt!“, schrie das Mädchen so laut durch das Handy, als wenn Cloud sich mit ihr quer über ein Fußballfeld unterhalten würde.

„Matt, nicht so laut, sonst bin ich bald taub, und dann wird nichts mehr aus unserem gemeinsam Hobby. Sag mal, hättest du Bock heute um 5 zu unseren Platz zu kommen. Die anderen haben schon zugesagt!“, sagte Cloud und hoffte inständig, dass Matt nicht schon wieder so freudig losbrüllen würde, doch seine Hoffnung wurde sogleich zunichte gemacht.

„Treffen, oh ja, aber was soll ich nur anziehen. Naja, ich werd` schon etwas finden! Bis nachher!“, sagte sie und Cloud hörte es nur noch tuten.

Er legte ebenfalls auf und gab das Handy an den nun über das ganze Gesicht grinsenden Léon zurück.

„Sie ist also deine Freundin. Wie interessant. Mal sehen, was die anderen aus der Familie dazu sagen.“, Sagte Léon und verkniff sich ein Lachen.

Cloud erhob sich ein wenig von seinem Sitz und sagte dann:

„Sie ist nicht meine Freundin, sondern eine Freundin.“

Léons Grinsen wurde immer breiter.

„Soso, dann hast du also mehrere. Wiki wird es mit Sicherheit interessieren, dass ihr ach so braver Cloud ein Frauenheld ist!“, sagte Léon und grinste bei diesem Gedanken gemein.

Cloud setzte schon zu einem empörten Gegenschlag an, doch noch bevor die Worte seinen Mund verlassen hatten, besann er sich anderes.

„Und wenn es so wäre? Was wäre wenn ich wirklich mehrere Freundinnen hätte, von denen ich dir bloß nichts erzählt habe. Wiki würde das mit Sicherheit nicht stören, sie würde meinen, dass ich einfach mich austesten sollte.“ Erwiderte Cloud und setzte eine durchtriebene Miene auf.

Léon wollte schon etwas antworten, als jemand ihm zuvor kam.

„Sagt mal, ihr beiden, wollt ihr eure Gespräche über Mädchen weiterführen oder nicht lieber doch aussteigen. Wir sind an der Endhaltestelle angekommen!“, sagte die Frau, die eine Reihe vor ihnen gesessen hatte.

Sie drehte sich um und wollte den Bus verlassen, doch jeder im Bus hörte sie noch murmeln:

„Männer, sind doch alle gleich!“

Danach verließ sie den Bus. Cloud und Léon warfen dem Mann, der neben ihr gesessen hatte, einen Blick zu und alle drei verdrehten nur die Augen.

Sie verließen ebenfalls den Bus und traten in den kalten Wind, der an der Haltestelle wehte. Cloud und Léon gingen die wenigen Schritte hinüber zur S-Bahnstation und suchten sich eine Linie heraus, die sie in die Stadt führte und Cloud schaute besonders auf den Fahrplan, um sich einen Weg zu suchen, wie er und Léon gemeinsam von der Stadtmitte zu den Platz kamen, an dem sich Cloud mit seinen Freunden verabredet hatte. Nach nur kurzer Zeit der Suche, fanden sie die S-Bahn, die sie in die Stadtmitte bringen sollte und dazu gehörigen Anschluss.

Sie gingen die Treppe hinunter, die sie zu einem unterirdischen Gang führte, der sie unter den Gleisen entlang führen sollte. An jedem Ausgang des Ganges waren Schilder angebracht worden, an denen sich die Reisenden orientierten konnten.

Beide Brüder suchten nach der Linie, mit der sie in die Stadt kommen würden und am letzten Ausgang war ein Schild angebracht worden, auf dem die Linien standen, die auf diesen Gleisen unterwegs waren. Sie traten die Treppe hinauf und fanden sich auf dem Bahnhof wieder, an dem ihre Linie verkehrte. Auf dem rechten Gleis stand eine ältere Baureihe der Berliner S-Bahn. Cloud sah auf die Anzeigetafel und sah, dass es genau die Bahn war, die er und Léon nehmen mussten.

Eine Ansage ertönte und forderte die Fahrgäste auf zurück zu bleiben, denn die Türen würden sich jeden Moment schließen.

„Léon!“, rief Cloud eindringlich und deutete auf den Zug, an deren Wagentüren nun oben jeweils eine rote Lampe leuchtet und sich die Türen bereits zu schließen anfingen.

Léon verstand sofort, was Cloud meinte und sprintete zur Wagontür, trat in den Wagon und hielt sie für Cloud auf.

Cloud sprintete ebenfalls los und als er kurz vor der Tür angekommen war, ließ er sich nach hinten fallen und schoss mit einer Grätsche durch die schmale Lücke zwischen der Tür und in den Wagon.

Léon ließ die Tür los und half seinem Bruder wieder auf die Beine.

„Da ist jemand aber ziemlich flott unterwegs!“, ertönte eine Frauenstimme und als Cloud und Léon nach der Stimme umsahen, sahen sie das gleiche Pärchen, mit dem sie schon im Bus gesessen hatten.

Beide Brüder setzten sich auf zwei Plätze in der Nähe der Tür. Der Zug war schon angefahren und nahm nun Fahrt auf. Die Fahrt bis zur Stadtmitte dauerte eine Stunde und als sie sich aus dem brechend vollen Zug drängten, waren sie froh, wieder frische Luft schnappen zu können.

„So, und wie geht’s weiter?“, fragte Léon an Cloud gewandt.

Dieser schaute gerade nach der Linie, mit der sie beide weiterfahren mussten und er sah sie an einem anderen Bahnsteig stehen.

„Wir müssen rüber zum anderen Bahnsteig. Der Zug steht auf Gleis 1!“, antwortete Cloud und deutete auf das erste Gleis, das noch vollkommen leer war.

Also gingen beide Brüder die Treppe hinunter in den Tunnel, der die Reisenden zu den anderen Gleisen führen sollte. Sie unterhielten sich unterwegs und als sie den richtigen Ausgang gefunden hatten, stiegen sie wieder die Treppe hoch und fanden sich auf dem Bahnsteig der Gleise 1 und 2 wieder. Die Anzeigetafel zeigte ihnen, dass ihr Zug in einer Minute einfahren würde und er war auch schon von weitem sogar für das menschliche Auge sichtbar.

„Ich hoffe, wir fallen mit unseren roten Augen und unserer blasser Haut nicht so sehr auf. Ich habe keine Lust auf einen riesigen Rummel um uns!“, murmelte Cloud und trat einen Schritt zurück, als die S-Bahn einfuhr.

„Keine Panik. Niemand wird sich für uns interessieren. Wir sind nur zwei Teenager, die unterwegs sind.“ Erwiderte Léon und betrat den Zug, nachdem sich die Türen geöffnet hatten und sich der Zug zu einem Großteil geleert hatte.

Die Türen schlossen sich und der Zug setzte sich in Bewegung. Cloud und Léon hatten keine Sitzplätze mehr ergattern können und so standen sie an eine Tür gedrückt.

„Wo müssen wir eigentlich hin?“, fragte Léon und sah Cloud fragend an.

„Nach Wittenau. Dort in der Nähe des Bahnhofs ist der Platz, wo wir die Anderen treffen werden!“, antwortete Cloud auf die Frage seines Bruders.

Die Fahrt nach Wittenau war ziemlich lang, aber als sie nach einer Stunde Fahrt dort endlich ankamen und ausstiegen, waren sie erleichtert, dieses stickige, fahrende Stück Blech endlich hinter sich zu lassen.

Cloud ging sofort die große Steintreppe hinunter und verließ zusammen mit Léon den Bahnhof. Sie befanden sich nun an einer großen Kreuzung. Geradeaus ging es zu einer riesigen Berufsschule. Nach rechts führte die Straße zu einem gewaltigen Wohnhauskomplex und nach links führte die Straße zu einem alten und stillgelegten Fabrikgelände. Cloud schlug den Weg zur stillgelegten Fabrik ein und nach einem kurzen Fußmarsch waren die beiden Brüder dort angekommen. Ein rostiger, alter Metallzaun versperrte ihnen den Weg. Früher war Cloud immer unter dem Zaun hindurch gekrabbelt, doch jetzt brauchte er das nicht mehr. Er ging in die Knie und sprang leichtfüßig über den Zaun. Léon folgte ihm, nachdem er sich umgesehen hatte, ob jemand sie beobachtete.

„Ziemlich leichtsinnig von dir, einfach so über den Zaun zu springen! Jemand hätte uns sehen können!“, ermahnte Léon ihn.

„Wo er Recht hat, hat er Recht!“, stimmte Nurarihyon Léon zu und die Worte des Dämons geisterten noch einige Minuten in Clouds Kopf herum.

Sie gingen zur Fabrik, die trist und verlassen vor ihnen lag. Cloud ging gefolgt von Léon um die Fabrik herum und eine alte Feuerleiter hinauf. Oben angekommen war eine Tür, die nur angelehnt war. Er öffnete sie und gemeinsam betraten die beiden Brüder die Fabrik. Die Fabrik war ziemlich alt und die Fenster, die auf der anderen Seite der Fabrik eingelassen worden waren, waren zum größten Teil bereits kaputt.

Cloud stieg eine Treppe hinunter und als Léon ihm folgte, befanden sich beide im Erdgeschoss der Fabrik.

„Da bist du ja!!“, schrie eine Mädchenstimme und im nächsten Moment wurde Cloud von einem Mädchen umgerissen, dass einem Floh ziemliche Konkurrenz machte.

Sie hatte blondes, fast schon goldenes Haar, eine schlanke Figur und war ziemlich aufgedreht.

Sie hatte sich direkt auf Cloud gestürzt und ihn zu Boden gerissen.

„Nicht so stürmisch, Matt, sonst bringst du ihn noch um!“, ertönte eine andere Stimme.

Das Mädchen namens Matt ließ von Cloud ab und beide erhoben sich vom Fußboden.

Cloud klopfte sich den Staub von seiner Kleidung und sah nun in die Runde seiner Freunde, die alle gekommen waren.

„Hallo Leute! Schön euch wieder zu sehen. Wenn ich vorstellen darf, dass hier ist mein Adoptivbruder Léon. Léon, wenn ich dir meine besten Freunde vorstellen darf: Clarisse, die immer nur Matt genannt werden will, Katsuhiro, den wir meistens nur Hiro nennen, weil er einfach eine Menge an großartigen Sachen vollbringt und zum guten Schluss noch Siegfried, unseren Champ in Spe!“, stellte Cloud der Reihe nach seine Freunde vor und als er geendet hatte, wurden reihum Hände geschüttelt.

„Ist ja echt cool, dass du jetzt auch von einer Familie adoptiert wurdest. Ich hatte schon die Befürchtung, dass du bis zu deinem 18. Geburtstag unter der Fuchtel der alten Nolle stehen würdest!“, sagte Matt und lächelte Cloud gut gelaunt an.

Léon sah sich während diese sich mit Cloud unterhielten die Freunde alle genau an.

Es waren alle Menschen, dass war ihm klar, aber etwas gab ihm zu denken.

„Matt, könntest du mir vielleicht verraten, warum du dir diesen Jungenspitznamen angenommen hast?“, fragte Léon nun direkt an Matt gewandt.

Sie wandte sich Léon zu und in ihren Augen erschien ein begeistertes Leuchten. Sie zog ein leicht zerknittertes Stück Papier aus der Hosentasche ihrer Jeans, entfaltete es und hielt es Léon vor die Nase.

„Deswegen! Ist er nicht supersuperniedlich?!“, sagte sie und verfiel wieder in Schwärmerein über ihr Idol.

Cloud musste amüsiert lächeln. Wegen diesem Idol hatte sie angefangen mit dem Singen und auch Gitarre spielen hatte sie gelernt. Sie war sogar soweit gegangen, sich die gleiche Frisur machen zu lassen.

Léon nahm das Blatt von Matt entgegen und besah sich das Bild an, dass auf das Blatt gedruckt worden war.

Er erkannte den Jungen, der abgebildet war und grinste, denn auch ihm sagte das etwas und es erklärte nun auch, warum sich Clarisse selbst den Spitznamen Matt gegeben hatte.

„Sagt mal Leute, wie wäre es, wenn wir zu mir gehen und etwas essen? Meine Familie hat ein Restaurant und wir können in meinem Zimmer dann etwas essen!“, schlug Matt vor, der von den Anderen begeistert zugestimmt wurde.

So machten sie sich auf den Weg aus der stillgelegten Fabrik hinaus und gingen Richtung U-Bahnstation, die nur einige Gehminuten vom Fabrikgelände entfernt war. Sie bogen an der U-Bahnstation dann rechts ab und ein riesiges Restaurant kam ihnen zu Angesicht. Es war über zwei Stockwerke verteilt und auf einem Schild über der Eingangstür stand „ Zum Gipfeltreffen“ .

Matt öffnete die Tür des Restaurants und Cloud betrat mit Léon und seinen Freunden das Restaurant. Eine Glocke ertönte und ein dünner Kellner drehte sich zu ihnen um.

„Ah, guten Tag, Clarisse! Deine Mutter ist in der Küche!“, sagte der Kellner, gleich nachdem er Matt erblickt hatte,

Matt nickte und ging allein in die Küche. Eine Minute später kam sie mit einer großgewachsenen Frau zurück. Cloud musste den Kopf bis nach oben neigen, um ihr Gesicht zu sehen und er fühlte sich bei dem Anblick der Frau an einen Leuchtturm erinnert.

Die mandelförmigen Augen der Frau blitzten hinter einer ebenso mandelförmigen Brille hervor und sie lächelte die Jungen und auch ihre Tochter an.

„Hallo Leute. Clarisse hat mit mir gesprochen und ihr könnt euch hier eine Pizza selbst machen. Bedingung ist, dass ihr dabei Arbeitskleidung tragt. Ist nur wegen der Hygiene. Clarisse, Liebes, zeigst du bitte den Jungen, wo sie sich umziehen können?“, sagte Matts Adoptivmutter und Matt zeigte ihnen, wo sie sich umziehen konnten.

Matt übergab ihnen jeweils ein weißes Hemd und eine weiße Hose und dazu eine provisorische Papiermütze. Sie betrat die Frauenumkleide und die Jungen betraten den Umkleideraum der Herren. Nachdem sie sich umgezogen hatten und Cloud zur Vorsicht unbemerkt von den anderen auch die Halterung samt Zauberstab am Arm vor den anderen verborgen hatte, verließen sie die Umkleide und gingen in die Küche, wo Matt bereits neben einem Koch stand und auf sie wartete.

„Da seid ihr ja Jungs, ich dachte, ihr hättet euch verirrt. Das hier ist Luke, einer unserer Köche und er wird sich etwas Zeit nehmen, um uns zu helfen.“ Sagte Matt und stellte einen kleinen, untersetzt wirkenden Mann mit einem bleistiftdünnen Schnurbart vor.

Die Jungen stellten sich einer nach dem anderen dem Koch vor und als sie damit fertig waren, scheuchte sie der Koch erst mal zum Spülbecken, damit sie sich unter seiner Überwachung die Hände waschen konnten. Danach hielt er ihnen einen ewig langen Vortrag über Sauberkeit und Hygiene in der Küche. Der Vortrag war ungefähr genauso spannend wie Professor Binns Unterricht. Also sterbenslangweilig.

Als er fertig war machten sie sich an den Teig für den Boden der Pizza und legten diesen auf die Arbeitsfläche. Doch bevor sie die Pizza nach ihren eigenen Vorstellungen belegen konnten, mussten sie Tomaten waschen, von ihren Stielen befreien und zerkleinern. Die zerkleinerten Tomatenstücke wurden in einen großen Messbecher getan und Cloud gab nach Anweisung des Kochs noch etwas Olivenöl hinzu. Danach reichte er den vollen Messbecher an Siegfried weiter, der diese Mischung aus Tomaten und Olivenöl mit einem Pürierstab pürierte.

Siegfried war ungefähr einen Kopf größer als Cloud, hatte haselnussbraune Haare und mitternachtsblaue Augen. Er war in ihrer Clique immer der größte gewesen, was die Anderen aber nie gestört hatte.

Nachdem Siegfried fertig war mit pürieren, verteilte er die Tomatenmasse auf dem Pizzateig und verstrich es halbwegs gleichmäßig. Danach reichte der Koch ihnen Salami, Schinken, fertig bearbeiteten Thunfisch, Pilze und Paprika und sie belegten ihre Pizza nach Herzenslust mit den verschiedenen Zutaten.

Als sie danach fertig waren, reichte der Koch Léon eine Käsereibe und einen kleinen Block Käse und wies ihn an, den Käse so zu zerreiben, dass sie ihn auf die Pizza streuen konnten. Léon nahm die Reibe in die eine Hand, den Käse in die andere Hand und sah dann von seinen Utensilien zu Cloud herüber, ganz so, als wüsste er momentan nicht, was er mit diesen Dingen anstellen sollte. Cloud, Matt, Hiro und Siegfried sahen Léon an, der noch immer keine Anstalten machte den Käse zu zerreiben.

„Weißt du vielleicht nicht, wie man damit den Käse zerreibt?“, fragte Matt offen heraus.

Léon verzog ein wenig das Gesicht, nickte dann jedoch.

Matt kam zu ihm herüber, nahm ihm Reibe und Käse aus der Hand und fing an den Käse über der Pizza haltend zu zerreiben. Léon sah neugierig zu. Es war für Cloud wieder etwas neues, was er noch nicht wusste. Léon hatte anscheinend noch nie so wirklich in der Küche mitgeholfen. Na warum denn auch? In allen vier Villen der Familie zu Wallenstein war Dienstpersonal dafür verantwortlich.

Nachdem die ganze Pizza mit Käse bedeckt war, schob der Koch sie in den Ofen und stellte den Ofen dafür ein.

„So, Kinder. Die Pizza wird jetzt 20 Minuten bei 200 °C durchgebacken. Die Zeit werdet ihr nutzen, um euren Arbeitsplatz und eure Arbeitsgeräte, die ihr benutzt habt, sauber zu machen.“

Sie taten das ihnen aufgetragene und als sie fertig waren, klingelte die eingebaute Uhr des Ofens und sie holten ihre fertige Pizza heraus. Sie teilten die Pizza in gleich große Stücke und holten sich Teller und Besteck. Danach nahm sich jeder ein Stück und sie setzten sich an einen Tisch, der am Rande der Küche stand und wo die Köche selbst oft eine Kleinigkeit aßen.

Während sie aßen, redeten sie über ihre Adoptivfamilien. Sie schwatzten und lachten und als sie mit essen fertig waren, räumten sie ihre Teller und das benutzte Besteck in die Spülmaschine. Danach verließen sie die Küche und traten in den Privatbereich des Hauses ein, zu dem normalerweise kein Gast Zutritt hatte. Sie gingen eine Treppe hoch und einen schmalen Flur entlang. Matt hielt an einer Tür auf der rechten Seite und öffnete sie.

„Das hier ist mein Zimmer!“, sagte Matt und sah dabei ihre Freunde und Léon an.

Alle bis auf Léon wussten das bereits und sie marschierten in Matts Zimmer.

Wenn man in das Zimmer einer Teenagerin kommt, dann erwartet man wohl ganz automatisch, dass alle Wände mit irgendwelchen Musikstars und Schauspieler und Schauspielerinnen beklebt sind und genauso war es auch in Matts Fall. In einer Ecke des Zimmers stand ihr Bett und an der Decke über dem Bett hing ein riesiges Poster von ihrem Lieblingssänger. Dieser hatte zwar nur ein einziges Lied gesungen, doch das war Matt egal. Der Sänger auf dem Poster hieß Yamato „Matt“ Ishida und er war ein Charakter aus der Serie Digimon.

Die anderen Wände waren mit Postern von bekannten Stars beklebt, die zur Zeit in den Charts vertreten waren.

„Setzt euch doch!“, sagte Matt und die Jungs ließen sich auf Sitzkissen nieder, die Matt herum reichte.

Sie erzählten Cloud und Léon alles, was seit dem Sommer passiert war und Cloud erzählte ihnen, wie er von der Familie zu Wallenstein adoptiert wurde. Den Angriff des Trolls und auch seine Verwandlung in einen Halbvampir ließ er allerdings aus.

Die Anderen staunten nicht schlecht und sie redeten solange, bis es draußen dunkel wurde.

„Hört mal Leute, es wird bereits dunkel und ich muss jetzt nach Hause. Wir sehen uns dann bald. Ach Cloud, kann ich deine Telefonnummer haben? Wir können uns dann über Skype wieder verabreden!“, sagte Siegried und erhob sich.

Hiro tat es ihm gleich und verabschiedete sich ebenfalls.

Sie beide verließen das Zimmer und gingen aus dem Haus. Jetzt waren nur noch Cloud, Léon und Matt im Zimmer.

„Soll ich dir mal etwas Fantastisches zeigen?“, fragte Matt und sah Cloud mit großen Augen an.

“Klar!“, sagte Cloud und Matt stürzte daraufhin zu ihrem Kleiderschrank.

Sie öffnete diesen und zog einen weißen Kimono mit rosa Blütenaufdruck heraus.

„Tadaa, ist er nicht wunderschön?“ Sagte Matt und hielt sich den Kimono so an den Körper, dass er gut zur Geltung kam.

„Sieht wirklich gut aus. Ich hab auch einen. Wenn du willst, kann ich ihn dir beim nächsten Mal zeigen!“, sagte Cloud und erhob sich nun.

„Au ja, dann aber bei dir, wenn deine Adoptivfamilie nichts dagegen hat!“, sagte Matt und umarmte Cloud zum Abschied.

„Ich werde mit ihnen sprechen! Bis zum nächsten mal!“, sagte Cloud und wandte sich zum Gehen.

Matt verabschiedete sich noch von Léon und danach verließen die beiden Brüder das Haus. Sie gingen durch das Restaurant und verabschiedeten sich noch von Matts Adoptivmutter, die gerade eine hitzige Diskussion mit dem Koch über einen wechselnden Lieferanten für ihr Brot hatte.

Sie verließen das Restaurant und traten hinaus auf den Bürgersteig, der nun zur späten Stunde fast leer war.

„Sie scheint dir zu gefallen!“, sagte Léon mit einem verschmitzen Lächeln.

„Ich mag sie, ja, aber anders als du jetzt denkst. Sie gehört zu meinen besten Freunden. Wir kennen uns, seit wir damals im Heim waren und so was schweißt zusammen. Ich hoffe, dass ich sie mal mit nach Hause bringen darf!“, sagte Cloud und sie gingen zurück zur S- Bahnstation.

Am S- Bahnhof war eine Imbissbude und sie beide holten sich einen Döner mit Knoblauchsoße. Sie setzten sich auf die Plastikstühle, die am Imbiss aufgestellt worden waren und verspeisten ihr Abendessen. Nachdem sie fertig waren, schmissen sie ihre Plastikteller in einen Mülleimer und gingen die Steinstufen zum Bahnsteig hoch. Sie blickten zuerst auf die Anzeigetafel, wann der nächste Zug kommen würde und sie seuzften auf, denn der nächste Zug sollte erst in einer halben Stunde kommen.

Sie schauten sich auf dem Bahnsteig um und außer ihnen waren nur noch drei Männer anwesend.

Sie unterhielten sich über Agathe und wie sich Cloud ihr gegenüber am Besten verhalten sollte, als einer der Männer sie rüde unterbrach.

„Hey ihr neureichen Knirpse. Gebt mal schön eure Handys und andere wertvollen Gegenstände her, sonst muss ich mein kleines Spielzeug zum Einsatz bringen!“, sagte einer der Männer und zog ein kleines Klappmesser aus der Hosentasche.

Cloud und Léon tauschten einen Blick und prusteten dann los vor lachen.

Der Mann wirkte zuerst irritiert, doch dann wurde er sichtlich wütend und fuchtelte mit seinem Messer herum.

„Hast du auch noch Hunger?“, fragte Cloud seinen Bruder durch seine Gedanken.

Léon nickte und grinste leicht.

Ein Blick in Clouds Augen ließ den Mann erstarren und träumerisch in die Luft starren.

„Knie vor mir nieder!“, befahl Cloud dem Mann.

Sofort gehorchte der Mann und kniete sich vor Cloud nieder. Cloud beugte sich zu dem Mann herüber und konnte sein Aftershave riechen. Er biss ihm in den Hals und zog solange ihm das Blut aus den Adern, bis sein Instinkt ihm riet, aufzuhören.

Er lehnte den schlaffen Mann gegen einen Pfeiler und flüsterte dem Mann nur noch einen letzten Befehl ins Ohr, dass er alles vergessen sollte, wenn er wieder aufwachte.

Cloud wischte sich den letzten Blutstropfen vom Mundwinkel und erhob sich dann. Er sah sich nach Léon um und sah ihn nur ein paar Schritte von ihm entfernt stehen, wie er die beiden anderen Männer ebenfalls an Pfeiler lehnte. Cloud sah sich nochmals auf dem Bahnsteig um und seufzte erleichtert auf, denn sie waren noch immer allein. Sie sahen nochmals hoch zur Anzeige, auf der die Ankunftszeit des Zuges stand und sie mussten jetzt noch 25 Minuten warten.

Sie vertrieben sich die Zeit etwas damit, über die Schule zu reden, die Léon besucht hatte, bevor er sich mit Cloud verbunden hatte und Cloud war überrascht zur hören, dass Léon auf eine ganz normale Schule gegangen war.

Sie unterhielten sich solange weiter, bis der Zug einfuhr und am Bahnhof hielt. Die Türen öffneten sich und einige Fahrgäste verließen den Zug. Cloud und Léon betraten das Abteil und setzten sich auf zwei freie Plätze am Fenster. Der Zug setzte sich in Bewegung und sie fuhren los.

„Sag mal, warum hat Agathe so einen Hass gegen mich?“, fragte Cloud und sah seinen Bruder an.

„Sie hegt keinen direkten Hass gegen dich, sondern dafür, was du bist. Solange sie lebte musste Agathe immer wieder Angriffe durch sie erdulden und abwehren und der neuste Angriff war der auf unseren Onkel und ihren Mann im Ministerium!“, sagte Léon und sah zuerst Cloud an, dann aber aus dem Fenster, ganz so, als wenn ihm dieses Thema unangenehm wäre.

Cloud dachte lange über die Antwort von Léon nach, doch als sie umsteigen mussten, sagte er beim Verlassen des Zuges:

„Ich werde es ändern! Ich werde dafür sorgen, dass alle Wesen auf Augenhöhe miteinander leben können! Ich werde unser Schicksal ändern!“

Cloud ballte die Hände zu Fäusten und stieß sie in die Luft.

„Und du bist nicht allein!“, sagten Léon, Nurarihyon und noch die Stimme eines Mädchens, dass jetzt vollkommen allein auf dem Bahnsteig stand.

Cloud sah in die Richtung, aus der die Stimme des Mädchens gekommen war und er wurde noch blasser, als er eh schon war.

Auch Léon drehte sich zu dem Mädchen um und auch er wurde merklich blasser, denn auch er erkannte das Mädchen.

„Was machst DU hier?!“, stießen die beiden Brüder gleichzeitig aus.

„Ich muss mit dir reden, Cloud!“, erwiderte das Mädchen und deutete auf Cloud.

Beide Brüder tauschten einen Blick, doch dann folgte Cloud dem Mädchen nach draußen, hinaus aus dem Bahnhof.
 

Ende des 20. Kapitels



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  SakuraxChazz
2012-06-18T14:23:05+00:00 18.06.2012 16:23
Juhu alte Freunde von Cloud. Auch wenn ich sagen muss, das mir das Kapitel vorher besser gefallen hat.
Aber ich finde es sehr löblich, das Cloud sich so für alle Rassen einsetzen will. Meine Unterstützung hätte er da ja. Und er hat ja wohl noch eine Verbündete xD
Das war dann doch eine Überraschung. Wobei das ja schon irgendwie angedeutet wurde, aber wirklich deutlich wurde es ja noch nicht.
Hmm.. ja.. was will ich noch so loswerden? Weiß nicht... Der Kommi ist irgendwie so kurz...
Ich freu mich auf das nächste Kapitel^^

LG Saku^^


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