Zum Inhalt der Seite

Die Rabenschwinge

Warcraft Characterstories
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Knives (Apsu)

"Ich bin die Zweite der Rabenschwinge. Ich habe geschworen, dass jeder, der in unseren Reihen wandelt unter meinem Schutz steht. Dass jeder, der meinen Schutz braucht, von mir mit meinem Leben verteidigt wird."
 

Apsu schritt gemächlich die Straßen an den Kanälen von Sturmwind entlang. Der Himmel war langsam rot vom bevorstehenden Abend und auch der Wind wurde allmählich kühler. Doch sie genoss die sanfte Brise, die ihr entgegen wirbelte. Der Tag war relativ ereignislos verlaufen, trotzdem freute sie sich, sich endlich wieder ihren Regalen und Büchern im Quartier der Gilde zu widmen. Sie kam gerade vom Friedhof der großen Stadt, wo sie ein Grab für Niali und ihre Schwester hatte herrichten lassen, obwohl ihre Körper wahrscheinlich noch immer irgendwo im Eis von Nordend verschüttet lagen. Sie dachte häufig an die Zeit auf dem eisigen Kontinent zurück, nicht zuletzt, weil sie Corvinus' Verschwinden in Sorge versetzt hatte. Sie hatte ihn damals aus der frostigen Hölle gerettet, doch nun hatte sie schonwieder keinen Anhaltspunkt auf seinen Aufenthaltsort. Apsu wollte auf keinen Fall ein weiteres Grab ausheben lassen müssen.

Sie schüttelte den Kopf, um die negativen Gedanken aus ihrem Kopf zu verdrängen. Sie wollte den Abend nicht trübsal blasend verbringen. Und so beschleunigte sie ihren Schritt und kam schon bald an den schmalen Durchgang, der den Eingang zum Quartier bedeutete. Sie schaute sich kurz um und betrat dann den kleinen leeren Barraum, an dessen Ende eine weitere Tür nach draußen führte. Dort tat sich eine schmale Gasse auf, an deren Ende das Haus der Rabenschwinge lag. Sie bog ein und ballte die Fäuste, innerlich knirschend, als sie Knives Aura vernahm, die schon erwartungsvoll hinter der Tür lehnte und ihr entgegen sah. Das letzte, was Apsu gebrauchen konnte, war eine Begegnung mit einer von 'ihrer' Sorte. Der Paladin hegte tiefen Groll gegen die Todesritter. Ihr war egal, ob sie pro forma der Allianz angehörten, oder nicht. Apsu straffte sich und schritt an Knives vorbei, zum hintersten Bücherragal und machte sich daran, zu sortieren und abzustauben, die ehemalige Draenei außer Acht lassend. Für Apsu war es unmöglich, dass ein Todesritter je wieder zu seinem Volk gehörte und so nannte Apsu sie nur 'Ehemalige'.

"Jetzt ignoriert ihr mich also schon völlig?", warf Knives ihr vor und Apsu überlegte einen Moment, ob sie überhaupt antworten sollte, dann erwiderte sie. "Wenn ihr schon so fragt, Ja." Sie vermied es, sich umzudrehen. Gerade wollte die Ehemalige etwas erwidern, wurde aber jeh von einem freundlichen "Grüße!" unterbrochen. Jurira hatte den Raum betreten. Die Kriegerin war offener in ihrem Umgang mit Todesrittern. Apsu bedachte sie mit einem sanften Nicken und erwiderte den Gruße, bevor sie sich gänzlich ihren Wälzern widmete. Sie war froh, dass die Kriegerin sich nun um Knives kümmerte, doch kochte innerlich, dass diese ihr lautstark ihren Missmut über Apsu kund tat. Was kümmerte es den Paladin, ob sie sich an ihre Vergangenheit erinnerte oder nicht? Sie wollte mit den Todesrittern nichts zu tun haben und das sollte auch so bleiben.

Bald darauf gingen die beiden und Apsu war froh darüber, wieder allein zu sein. Sie legte das Staubtuch beiseite und ließ sich auf einen der Stühle fallen. Was glaubte sie eigentlich, wer sie war, dass sie erwartete, dass ausgerechnet Apsu ihr half, ihr lückenhaftes Gedächtnis zu füllen? Und wenn sie ewig 'Knives' genannt werden würde - Apsu würde sie sowieso nie beim Namen nennen.

Tief in Gedanken versunken merkte Apsu nicht, wie zwei Gestalten den Raum betraten und von hinten zu ihr herüber schritten. Erst als sie sich setzten merkte der Paladin, dass es zu spät war. Knives hatte offenbar Verstärkung geholt, denn sie kam mit Relsan zurück, einem ehemaligen Nachtelfen, ebenfalls Mitglied der Rabenschwinge. Apsu verschränkte die Arme. Sie dachte nicht daran, seinen Gruß zu erwidern und Knives siegessicheres Gesicht wollte sie auch nicht sehen. Sie fühlte sich in die Enge getrieben und musste ihr Unbehagen herunterschlucken.

Die beiden Todesritter unterhielten sich natürlich wieder über 'ihr Leid', vertoßen zu sein, ungeliebt, gehasst, und wie sehr sie es grämte, dass ihnen ihre Vergangenheit abhanden gekommen war. Apsu kommentierte das lediglich mit einem verächtlichen Schnauben, woraufhin Knives allmählich der Hutkragen platzte.

"Wir stehen auf seiten der Allianz, wir stehen immerhin auf Eurer Seite!", warf sie nun ein. Apsu schloss kurz die Augen, bevor sie trocken entgegnete. "Wer weiß, wie lange. Ihr scheint ein Talent dafür zu haben, Dinge zu vergessen.."

Nur einen Lidschlag später landete Knives einen Schlag in Apsus Gesicht, dem der Paladin nicht ausweichen konnte und der sie von ihrem Stuhl taumeln ließ. Als sie sich gefangen hatte, richtete sie sich langsam auf und schaute der ehemaligen Draenei ins Gesicht. Diese stand zornentbrannt da und starrte sie an. Sie schmeckte Blut in ihrem Mund und fuhr sich mit dem Handrücken über die aufgeplatzte Lippe.

Auch Relsan war aufgesprungen. "Knives, was sollte das?", fragte er und fing sich einen verständnislosen Blick von ihr ein. "Das fragt ihr MICH?"

Apsu winkte ab. "Schongut, etwas anderes habe ich nicht erwartet."

Der Paladin zwang alles in sich, ruhig zu bleiben. Auf keinen Fall durfte sie sich zum Gegenschlag provozieren lassen, sie würde nicht Hand an die Beiden anlegen, unter keinen Umständen.

"Wenn Ihr uns so hasst, wieso habt Ihr dann nicht verhindert, dass man uns in die Gilde aufnimmt? Mit Eurem Einfluss hättet ihr uns doch sicher abweisen können.", platzte sie heraus und Apsu spürte, wie sich in ihr Wut aufbaute. Ja, sie hätte am Liebsten protestiert und den Beiden persönlich den Ausgang gezeigt. Sie knirschte mit den Zähnen, weil sie wusste, dass ihre Antwort bei den Todesrittern auf Genugtuung stoßen würde. Sie biss sich auf die Lippe, bevor sie antwortete. "Ich würde Euch liebend gern zurück in das Loch verbannen, aus dem ihr gekrochen seid-," Sie machte eine Pause und wandte den Blick ab. "aber ich habe geschworen, jeden zu schützen, der sich uns anschließt. Und wenn das die einzige Regel ist, an die ich mich im Leben halte..." Nun suchte sie wieder Augenkontakt.

Sie wusste nicht, wie sie das Gesicht ihrer Gegenüber deuten sollte. In Knives Zügen spiegelte sich einerseits die erwartete Freude über dieses Geständnis, allerdings auch ein wenig Respekt davor, dass Apsu dieses Versprechen so ernst nahm. Sie spürte, dass wenn nur diese, von dem Paladin selbst aufgestelle Regel dazwischen stand, ihr und Relsan den Kopf abzuschlagen, die Wut der Draenei auf die Todesritter unglaublich groß sein musste.

Sie straffte sich und schritt in Richtung Ausgang.

"Keine Sorge, das wird nicht der letzte Schlag gewesen sein.", die dunkle Ritterin verließ den Raum und Relsan folgte zögerlich.

"Das will ich hoffen...", murmelte Apsu. Andernfalls hieße das, dass der Paladin sie akzeptiert hätte. Solange sie sich gegenseitig hassten, würde alles so sein wie bisher. Sie würde nicht nachgeben. Sicher nicht weich werden.

Sie hielt sich die Wange, als sie sich zurück auf ihren Stuhl fallen ließ.

Einen Moment zweifelte sie. In ihrem Kopf trichterte ihr Ioros sein, dass Hass der falsche Weg sei und wenn sie einmal ein großer Paladin wäre, würde sie das verstehen. Die Erinnerung an ihren Lehrmeister schmerzte. Hatte sie wirklich schon so viel Zeit bei den Menschen verbracht, dass sie anfing, wie sie zu denken? Durfte sie sich wirklich von ihrem Zorn leiten lassen?

Sie raufte sich die Haare und versuchte, den Paladin aus ihrem Kopf zu verbannen.

Andererseits hatte sie gesehen, was in Nordend geschehen war. Die Meisten ihres Volkes hatten sich aus diesem Konflikt herausgehalten. Sie war eine der wenigen Draenei, die sich dem Kampf angeschlossen hatten, die verändert aus dieser Mission zurückkehrten.

Nein, ihr Hass war gerechtfertigt und ihre Abneigung keineswegs unmoralisch.

Jeder dieser Verräter verdiente es, von ihr missachtet zu werden.

Jeder Einzelne...



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück