Zum Inhalt der Seite

Suddenly

Plötzlich sehe ich dich mit anderen Augen
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Trennung - Thalia

Die heutige Nacht verläuft unruhig. Jeder weckt jeden mit Albträumen und ein jeder von uns denkt an die morgigen Pläne. Zu zweit bzw. Peeta alleine wollen wir mit gewissem Abstand zueinander, uns als Flüchtlinge ausgebend, in den Präsidentenpalast einschleichen, damit Katniss Snow töten kann.

Um fünf Uhr morgens können wir endlich unseren Tag beginnen. Einen Tag, der ein ungewisses Ende für jeden von uns bereithalten kann.

Zum Frühstück werden unsere restlichen Essensvorräte aufgebraucht, denn nach dem heutigen Tag werden wir ganz sich nicht mehr auf diese zurückgreifen müssen, denn entweder sind wir tot, Gefangene oder in Freiheit.

Als Dankeschön geben wir Tigris, für alles, was sie für uns getan hat eine Dose mit Lachs, über die sie sich wirklich zu freuen scheint. Plötzlich wird sie sehr eifrig. Sie eilt von einem Ständer zum nächsten und holt Hosen, Hemden, Pullover, schuhähnliche Fellobjekte, Capes und Fellmäntel hervor.

Tigris kleidet uns so ein, dass man schon ohne Mäntel und Umhänge unsere Kleidung nicht mehr erkennen kann. Die Soldatenkleidung und auch meine normale Zivilkleidung aus Distrikt 13 verschwinden komplett unter Fell.

Unser ganzes Aussehen verändert Tigris. Perücken werden auf unseren Köpfen befestigt und wir werden neu geschminkt. Anschließend drapiert sie unsere Mäntel so, dass man unsere Waffen nicht mehr sieht. Finnicks Dreizack fordert sie im Vergleich zu meinem kleinen Dolch, etwas heraus, doch auch diesen kann sie wunderbar verstecken. Damit wir noch mehr wie Kapitolbewohner aussehe, bekommen wir Handtaschen oder anderen Kram in die Hand gedrückt. Jetzt sehen wir endgültig wie die Flüchtlinge auf der Straße aus. Man kann uns alle fast nicht mehr erkennen.

Lächelnd schaue ich Finnick an, der mit seinen blauen Locken, ganz anders ausschaut. Aber nicht unbedingt hässlich. Ob man es glauben mag oder nicht blaue Haare stehen meinem Großen auch, auch wenn ich sein bronzefarbenes Haar lieber mag. Viel lieber.

„Was grinst du so?“, fragt er mich ebenfalls breit grinsend.

„Nichts Besonderes. Ich musste nur feststellen, dass auch blaue Haare dir stehen“, antworte ich ihm.

Noch immer verwegen grinsend tritt er näher an mich ran und beugt sich zu mir runter. „Rosa steht dir auch ganz gut“, schnurrt er mich an.

Wie um seine Worte zu bestätigen laufe ich auch unter meinem Makeup rosa an. „Lass dass, bitte“, fordere ich Finnick verlegen auf. „Jetzt ist nicht die Zeit zum Flirten!“

„Wie gut, dass das ein Kompliment war“, schnurrt er weiter und gibt mir einen flüchtigen Kuss auf die Lippen. Als er sich wieder zurückzieht ist sein Gesichtsausdruck wieder ernst und besorgt. „Du bist mir wirklich nicht mehr böse?“, erkundigt er sich leise und vorsichtig.

Lächelnd schüttle ich meinen Kopf und küsse ihn sanft. „Nein, du weißt doch, dass ich dir nicht lange böse sein kann“, antworte ich ihm. „Komm lass uns zu den anderen gehen!“

Einen Arm um meine Schultern legend nickt Finnick und gemeinsam gehen wir zu den anderen, die vor der Tür und dem Fenster warten.

Gebannt schaut Tigris durch ihren Rollladen und gibt dann Finnick und mir das Zeichen, dass wir als Vorhut gehen können. Bevor wir ihren Laden verlassen bedanken wir uns höflich und freundlich bei ihr und gehen dann raus.

Dicht nebeneinander schreiten wir wie die anderen Flüchtlinge auf der Straße Richtung Palast. Den Blick gesenkt, um unsere Gesichter vor dem kalten Wind und den Blicken der Kapitolbewohner zu schützen.

Ich fand gestern den Anblick schon grausam, doch jetzt zwischen den ganzen Flüchtlingen zu laufen ist fast wie ein Albtraum, aus dem an nicht aufwachen kann. Überall um uns herum weinen und wimmern die Leute, stöhnen unter ihren manchmal wirklich schweren Lasten.

Ziemlich nah sind Schüsse zu hören. Ob Rebellen oder Friedenswächter ist unklar.

Auch wenn Finnick und ich uns geschworen haben einen nicht auf Pärchen oder zusammengehörig zu machen kann ich nicht anders, als näher an ihn zu rücken und mich bei ihm einzuharken.

Ich versuche gar nicht erst darauf zu achten, was die Menschen um uns herum zueinander sagen und lasse mich von Finnick führen.

Nach einiger Zeit kommen wir auf die Hauptstraße. „Rechts gehen!“, wird uns befohlen.

Vorsichtig sehe ich mich in der Menge um. Überall stehen Friedenswächter und weisen einen an, wie man zu gehen hat.

Unauffällig schaue ich in die Schaufenster der Läden, in denen sich schon zahlreiche Menschen drängen. Es ist gut, dass wir aus Tigris Laden gegangen sind, denn wenn es so weiter geht, hat sie bald neue Besucher, die sie dann ohne Probleme im Keller unterbringen könnte, jetzt wo wir nicht mehr da sind und es zu keiner komplizierten Situation kommen kann.

Auf einmal fallen Schüsse. Viele Menschen in Finnicks und meiner Nähe fallen zu Boden und der Rest, der noch lebt fängt um uns herum an zu schreien.

Nochmal wird in die Menge geschossen und wieder fallen zahlreiche Menschen tot um. Ohne groß uns absprechen zu müssen werfen wir uns ebenfalls auf den Boden und robben zu dem nächstbesten Geschäft, das auf Tischen Taschen ausstellt.

Dicht drängen wir uns aneinander, damit wir beide unter dem Tisch Platz haben.

Vor unseren Augen erschießt die dritte Salve drei Kinder, die verängstig aneinandergeklammert vor dem Körper, eines am Boden liegenden, Mannes standen.

Hart presse ich mein Lippen aufeinander.

Wer auch immer da auf die Bürger schießt, sollte verdammt noch mal lernen richtig zu zielen, denke ich mir wütend.

Wie als wüsste er was ich denke, drückt Finnick sanft meinen Oberarm.

„Siehst du, wer da schießt?“, frage ich ihn ruhig, da ich so weit unter den Tisch gerutscht bin, dass ich außer den am Boden liegenden Leuten, panisch laufenden Beinen, in einiger Entfernung weinende Kinder und dem vielen Blut auf dem Platz nichts mehr sehe.

„Nicht genau, aber die Schüsse kommen von den Dächern“, antwortet er mir. „Es könnten die Rebellen sein, die es auf Friedenswächter abgesehen haben.“

Wieder trifft es ein Kind, diesmal knurrt auch Finnick wütend. „Mein Gott, können die etwa nicht zielen, oder was?“, brummt er in seinen Dreitagebart. „Ich schwöre dir, sollte auch nur eine Kugel dich oder unser Kind treffen, ist der oder die tot!“

Erschrocken schaue ich ihn an. Eine Sekunde später wird mein Blick wissend. Sein Beschützerinstinkt meldet sich. Kein Wunder das wir von Anfang an geplant haben ihn in die Arena der 75. Hungerspiele zu schleusen, denn eins kann Finnick noch besser, als Leuten den Kopf zu verdrehen und sie um seinen Finger zu wickeln, etwas beschützen. Und jetzt möchte er mich und unser ungeborenes Baby beschützen, egal zu welchem Preis.

„Du wirst aber verdammt noch mal dann nichts unüberlegtes tun!“, erwidere ich. „Wie ich schon glaub ich sagte: Ich möchte nicht unser Kind alleine großziehen und ihm nur von seinem wundervollen Vater erzählen, ohne dass er ihn selber erleben kann.“

„Keine Sorge, ich pass schon auf“, antwortet er mir ruhig und weicht im nächsten Moment schon vom Thema ab. „Wir sollten weg von hier, wer weiß, was hier für Kapseln versteckt sind.“

„Ja du hast“, stimme ich zu.

Nacheinander krabbeln wir nahe an der Hauswand unter dem Tisch hervor und schieben uns dann nahe an den Wänden bzw. Schaufenstern vorbei die Straße hoch.

Ich meine an der gegenüberliegenden Seite Katniss und Gale dasselbe machen zu sehen, doch sicher bin ich mir nicht, da wir alle ja sehr den Bewohnern des Kapitols mit unserer Verkleidung ähneln.

So schnell wir können, bewegen Finnick und ich uns auf eine abzweigende Straße zu. Sobald wir in dieser sind, sehen wir eine Schar von Flüchtlingen vor uns stehen, die uns ängstlich entgegenblicken.

Plötzlich rennt ein Junge ans uns vorbei, auf die Menge vor uns zu. Auf der Hälfte der Strecke, die er bis zum Ende der Gasse bräuchte schießen unvorhergesehen Ranken aus dem Boden, die sich um alles und jeden Schlingen, der in ihre Nähe kommt.

Als erstes ist der Junge an der Reihe, der die Kapsel ausgelöst hat. Ganz sanft, so als wollte die Ranke ihm Schutz bieten schlingt sie sich erst um ihn, dann zieht sie sich zu, sodass der Junge panisch aufschreit. Ohne zu zögern rennen drei Leute auf ihn zu und versuchen die Ranke von ihm zu ziehen, doch kaum haben sie das Gewächs etwas gelockert sprießen lange Dornen aus dem grünen Strang und bringen sowohl Jungen, als auch seine Helfer um.

Ohne zu überlegen laufe ich so schnell es geht aus der Gasse und noch weiter weg vom Platz vor dem Präsidentenpalast. Hinter mir sind die schweren Schritte meines Kindsvaters zu hören, der mit mir Schritt zu halten versucht.

In der nächsten Seitenstraße angekommen, halte ich keuchend an und reiße mir die Mütze und die komische rosa Perücke vom Kopf.

„Sag mal, wie soll ich dich beschützen, wenn du einfach vor mir davon läufst“, fragt mich Finnick leicht vorwurfsvoll, während auch er sich seine schief sitzende künstliche blaue Haarbracht vom Kopf nimmt und auf den Boden wirft.

„Keine Ahnung, wie wär’s aber stattdessen damit, dass du dann dich selber beschützt?“, entgegne ich ihm frech.

Kurz Grinsen wir uns an, bevor ein Strom von Menschen in unsere Gasse gestürmt kommt. Sie kommt so unvorbereitet, dass sie Finnick mit sich reißt und weg von mir schiebt.

Fassungslos schaue ich ihm einen Moment lang nach und auch er ist erst mal ganz verwundert. Ich möchte ihm schon folgen, als er mir über die Köpfe der Menge hinzu ruft: „Mach dir keine Sorgen, ich pass schon auf mich auf! Bring dich irgendwo in Sicherheit!“

Ohne ihm zu antworten drehe ich mich um und laufe kurze Zeit gegen den Menschenstrom an, kämpfe mich bis zu einem leer wirkenden Haus durch und betrete dieses.

Leise und unbemerkt schließe ich die Tür hinter mir und setze mich auf einen Stuhl im Raum.

Ich weiß nicht, was ich hier mache, doch was auch immer es ist, es dürfte Finnick überhaupt nicht gefallen. Mich einfach so in ein leer wirkendes Gebäude begeben und sich ohne umzusehen auf einen Stuhl setzen. Das ist bestimmt nicht das, was er unter sich in Sicherheit begeben versteht.

Ein trauriges und ängstliches Lächeln schleicht sich auf meine Lippen. Hoffentlich hält er Wort und passt gut auf sich auf. Noch mehr Verletzungen braucht er nämlich nicht unbedingt.

Ich weiß nicht wie lange ich auf dem Stuhl sitze als die Tür wieder aufgeht. Zwei blutende Friedenswächter torkeln herein und schauen mich ebenso entgeistert an, wie ich sie.

Bevor sie sich auch nur rühren können bin ich aufgesprungen, habe meinen Dolch gezogen und bin auf sie zugestürmt.

Im Nachhinein, kommt es mir wie ein ungerechter Kampf vor, da beide schwerverletzt und überrascht waren und von vornerein keine Chance gegen einen Sieger der Hungerspiele hatten. Doch kurz nach dem ich beide getötet habe, bin ich für meine schnelle Reaktion dankbar.

Gerade als ich meinen Dolch an einem der Hemden sauber wische explodiert hinter mir etwas. Sofort eile ich zu dem Fenster im Raum und spähe raus, in der Hoffnung vielleicht zu erfahren, von woher die Explosion gekommen ist. Doch als ich rausschaue wünsche ich mir sofort, ich hätte es nicht getan. Überall liegen einzelne Teile von kleinen Kinderkörpern, wimmernde und weinende schwer verletzte Kinder, die von heraneilenden Heilern aus Distrikt 13 behandelt werden. Froh darüber, dass den Kindern geholfen wird, lehne ich meine Stirn gegen das kühle Glas und schließe meine Augen.

Als ich diese wieder öffne, bekomme ich fast aus nächster Nähe mit, wie zwischen den Heilern und Kindern wieder etwas explodiert und den Rest von ihnen umbringt. Eine Feuerwelle entsteht und kommt auf das Haus, in dem ich mich befinde zu.

Ohne groß zu überlegen, renne ich aus dem Haus. Lasse Gewehre und die beiden Toten zurück.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück