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Suddenly

Plötzlich sehe ich dich mit anderen Augen
von

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Böses Erwachen – Finnick

Bald müsste es doch Mitternacht sein und der Blitz den Baum treffen, denke ich. Kaum dass ich dies gedacht habe höre und spüre ich wie er einschlägt. Sofort stehen mir alle Haare zu Berge. Meine Muskeln fangen an unkontrolliert zu Zucken. Ich sehe, dass es meinen Gegenüber und Liam auch nicht besser geht.

Mit den Gedanken, dass es jetzt aus ist, schließe ich mit meinem Leben ab.

Plötzlich erstrahlt die Kuppel für einen Augenblick in grellblauem Licht. Danach werde ich zu Boden geschleudert. Kurz bevor die Explosion einsetzt, sehe ich hoch, in den nächtlichen Himmel.
 

Verzweifelt versuche ich mich wieder aufzurichten.

Ich muss zu Johanna, Thalia und Peeta. Sie holen.

Doch ich kann mich nicht bewegen, so sehr ich es auch versuche. Außer meinem Kopf kann ich kein Körperteil von mir bewegen. Frustriert haue ich mehrmals meinen Hinterkopf gegen den Boden. So heftig, dass mir schließlich schwarz vor Augen wird.
 


 

Als ich wieder aufwache liege ich auf einem gepolsterten Tisch. Ruckartig richte ich mich auf. Sofort beginnt sich der Raum vor meinen Augen zu drehen. Als sich meine Sicht wieder klärt erkenne ich, dass ich mich in einem großen, in silbriges Licht getauchten Raum mit niedriger Decke befinde. Zwei Reihen Betten stehen einander gegenüber.

Links von mir kann ich Beetee liegen sehen, der an verdammt vielen Apparaten angeschlossen ist und mehr tot als lebendig wirkt. Auf meiner anderen Seite liegt in einem nicht minder besseren Zustand Liam. Gegenüber von den beiden liegt Katniss. Auch sie sieht nicht besser aus.

Obwohl ich jetzt den Raum ins Visier genommen habe, weiß ich immer noch nicht, ob ich im Kapitol bin, oder aber bei den Rebellen, denn außer meinen verletzten Mitspielern ist niemand im Raum.

Immer noch ist mir leicht schwindlig und ich sehe noch etwas verschwommen. Nichts desto trotz schwinge ich meine Beine über eine Seite des Bettes.

Erst da realisiere ich den Schlauch an meinem rechten Arm, durch den klare Flüssigkeit in meinen Körper fliest. Ohne groß zu überlegen reiße ich ihn heraus.

Dann stehe ich auf oder vielmehr ich versuche aufzustehen. Aber meine Beine wollen mein Gewicht einfach nicht tragen und so sitze ich immer noch auf dem Bett, als die Tür geöffnet wird und zu meinem Erstaunen Haymith gefolgt von Plutarch Heavensbee eintritt.

„Haymith!“, versuche ich zu rufen, doch bringe ich nur ein leises unverständliches Krächzen heraus.

„Finnick, schön dich wieder unter den lebenden zu haben. Komm. Ich bin sicher du hast Hunger“, redet der Oberste Spielmacher auf mich ein und zieht mich zusammen mit Katniss‘ und Peetas‘ Mentor auf die Füße, bevor ich auch nur nicken kann.

Langsam bringen sie mich durch einen schmalen Flur zu einem relativ kleinen Raum. Dort setzen sie mich an einen langen eckigen Tisch und stellen mir etwas zu essen hin.

Vorsichtig nehme ich einen Löffel von der Brühe, die mir Plutarch vorgestellt hat. Obwohl sie für eine unspektakuläre Brühe gut schmeckt, bereue ich, kaum dass mir die Flüssigkeit den Hals hinunter rinnt, diesen. Ohne große Begeisterung lasse ich den Löffel zurück in die Brühe gleiten und höre mir dann in der Suppe rührend die Neuigkeiten an.

Zumindest versuche ich das, denn in Gedanken bin ich mehr bei Annie, als bei sonst wem.

Naja eigentlich nicht nur bei Annie. Auch bei Luka und Thalia. Vor allem bei meiner kleinen Tally, meldet sich ein sehr ungutes Gefühl bezüglich ihrer Sicherheit. Noch mehr als bei meiner geliebten Annie.

Warum kann ich mir nicht eingestehen, wie es ist: Ich mache mir mehr Sorgen um meine beste Freundin, als um meine Geliebte.

„Lasst sie mich bitte holen“, krächze ich.

„Nein, tut mir leid. Ich kann dich auf keinen Fall nach 4 bringen. Aber ich habe einen Sonderbefehl gegeben, sie rauszuholen, falls möglich. Mehr kann ich nicht tun, Finnick“, erwidert Plutarch.

Wieso nach vier? Ich will doch ins Kapitol.

Ach ja Annie! Ich habe gerade doch gar nicht an sie, sondern an Tally gedacht.

Gott bin ich ein Mistkerl. Ich sollte mich schäme, dass ich nur an meine beste Freundin denke und nicht an meine Liebe, die in genauso großer Gefahr ist wie Thalia.

Aber irgendwas muss ich machen und wenn ich mich auf eigener Faust dorthin begeben und mich ihnen entgegenstelle. Mir egal, ob ich dabei draufgehe, solange sie nur in Sicherheit ist, denke ich voller Verzweiflung.

„Sei nicht töricht! Das ist das schlimmste, was du tun könntest! Das wäre ihr sicherer Tod. Solange DU am Leben bist, werden sie sie am Leben lassen, als Köder!“, schleudert mir Haymith hart entgegen.

Ups!! Habe ich wohl laut gedacht.

Gerade, als ich am Überlegen bin, ob ich vielleicht berichtigen sollte, wenn ich eigentlich retten möchte, taumelt, eine mit nur einem dünnen Nachthemd bekleidete, Katniss in den Raum.

Stürzt sich, nachdem Haymith sie verdrießlich begrüßt hat, auf ihn. Sofort springt er auf und hält sie fest.

„Ach ne, du und eine Spritze gegen das Kapitol? Jetzt weißt du, warum keiner dich mit der Planung betraut“, sagt er spöttisch. „Lass fallen“, fordert Haymith Katniss auf und einen Augenblick später fällt eine Spritze auf den Boden.

Sofort danach wird Katniss auf einen Stuhl neben mich gesetzt und ihr eine Schale mit derselben Brühe hingestellt, die ich nicht runter bekomme.

Gegenüber von uns beiden setzen sich Plutarch und Haymith wieder auf die Stühle.

„Ich erklär dir jetzt, was passiert ist, Katniss. Und du stellst keine Fragen, ehe ich fertig bin. Hast du verstanden?“, fragt letzterer die Schwarzhaarige neben mir ernst.

Betäubt nickt sie und dann fängt er an zu erzählen.

Das schon seit der Verkündung des Jubel-Jubiläums der Plan bestand, so viele Tribute wie möglich aus der Arena zu holen. Wer in den Plan eingeweiht war und in wie fern jeder einzelne. Zudem erklärte Haymith, dass Plutarch schon seit Jahren zu einer Untergrundorganisation gehört, die das Kapitol stürzen will. Des Weiteren sorgte der ehemalige Oberste Spielmacher für die Drahtrolle, mit der Beetee das Kraftfeld in die Luft jagen sollte.

Die Brote aus den verschiedenen Distrikten waren unser Code für den Start der Rettungsaktion. Der Distrikt, aus dem das Brot kam, die Tage, die Anzahl legte die Uhrzeit gest. Das Hovercraft, in dem wir gerade sind, ist aus Distrikt 13.

Des Weiteren erzählt Haymith von den Aufruhen in fast allen Distrikten.

Dann macht der Sieger der 50. Hungerspiele eine Pause und schaut zu Katniss, die wie versteinert da sitzt.

Ich kann’s verstehen. Mir würde es nicht anders gehen, wenn ich von alledem nichts gewusst hätte.

„Ihr habt mir nichts davon gesagt“, sagt Katniss schließlich mit einer genauso geschädigten Stimme, wie ich sie im Moment besitze.

„Weder du noch Peeta seid eingeweiht worden. Das Risiko wäre zu groß gewesen.“, antwortet Plutarch an Haymith Stelle. „Ich hatte sogar Angst, du könntest während der Spiele die Unbesonnenheit mit meiner Uhr erwähnen.“ Bei diesem Satz holt er eine Taschenuhr aus seiner Hose und streicht über sie. Kurz blitzt ein Spotttölpel auf. „Ich wollte dir natürlich einen Tipp für die Arena geben.“, fährt er fort. „Dir als Mentor. Ich dachte, es wäre ein erster Schritt, dein Vertrauen zu gewinnen. Ich hätte mir nie träumen lassen, dass du noch mal ein Tribut werden würdest.“

„Ich verstehe immer noch nicht, weshalb Peeta und ich nicht in den Plan eingeweiht wurden“, entgegnet Katniss trotzig.

„Weil ihr die beiden Ersten gewesen wärt, die sie zu fangen versucht hätten, nachdem das Kraftfeld in die Luft gegangen wäre. Es war besser, ihr wusstet so wenig wie möglich“, erklärt Haymith ernst.

Ungläubig schaut sie ihren Mentor an. „Die Ersten? Warum?“

Die Antwort kann auch ich ihr geben. Deshalb sage ich so deutlich ich kann: „Aus dem gleichen Grund, aus dem wir anderen einwilligten zu sterben, damit ihr am Leben bleibt“

Trotzig wie ein kleines Kind widerspricht Katniss mir und meint, dass Johanna sie hätte töten wollen. Doch dies widerlegt Haymith gereizt und dann klären er und Plutarch das Mädchen neben mir weiter auf.

Als sie erfährt, dass man ihren Peeta geschnappt hat, rastet Katniss aus und greift Haymith an.

Mit ihren Fingernägeln zerkratzt sie ihm heftig das Gesicht.

Geschockt springe ich auf und versuche Katniss von ihrem Mentor fortzuzerren. Keine so leichte Aufgabe, da sie sich wie ein Aal windet und nebenbei Haymith aufs übelste beschimpft.

Endlich kommt mir Plutarch zu Hilfe und gemeinsam tragen wir Katniss zurück zur Krankenstation und ketten sie am Bett fest.

Erschöpft setze ich mich auf das Bett neben ihrem. Sorge und Mitleid für sie steigen in mir auf, während man der Schwarzhaarigen eine Beruhigungsspritze verabreicht.

Wie paralysiert liegt Katniss auf ihrem Bett und starrt gegen die Decke. Stumme Tränen laufen ihr über die Wangen.

„Katniss. Katniss, es tut mir leid“, entschuldige ich mich bei ihr. „Ich wollte zurück und ihn und Johanna und Thalia holen, aber ich konnte mich nicht bewegen.“

Sie sagt nichts, starrt weiterhin nur an die Decke.

Ich kann genau verstehen, was sie fühlt, denn mir geht es nicht anders. Auch ich verspüre die Angst, um die wichtigste Person in meinem Leben. Mache mir Sorgen um ihre Sicherheit und um ihr Leben und wünschte, ich hätte die Spiele nicht überlebt. Genauso, wie ich mir wünschte, dass auch Thalia die Spiele nicht überlebt hätte.

„Er ist besser dran, als Johanna. Die werden bald merken, dass er nichts weiß. Und sie werden ihn nicht töten, solange sie denken, sie können ihn gegen dich einsetzen“, versuche ich es nochmal.

„Als Köder?“, fragt sie und schaut noch immer nach oben. „So, wie sie Annie als Köder benutzen werden, Finnick?“

Bedrückt nage ich an meiner Unterlippe. Ja Annie werden sie als Köder benutzen. Da bin ich mir sogar mehr als sicher. Lange werden sie sie aber nicht als Druckmittel benutzen. Zumindest wird sie nicht das Einzige Druckmittel gegen mich sein.

Verzweifelt vergrabe ich mein Gesicht in meinen Händen. Versuche meine aufkommenden Tränen zu unterdrücken. Stark zu sein. Hoffnungslos. Deprimiert lasse ich gebe ich ihnen nach.

„Wenn sie doch nur tot wäre“, bringe ich zwischen meinen Schluchzern heraus. „Wenn sie alle tot wären und wir auch. Das wäre das Beste.“ 



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